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Therapie der Zukunft?: Gewebezüchtung in der mhh

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Medizinische Hochschule Hannover Info Juni/Juli 2006

Therapie der Zukunft?

Gewebezüchtung in der m mh hh h

Weitere Themen:

Spezielle Maifeier - Erster Jahresempfang des Präsidiums

»Atomkraftwerk« - mhh legt Forschungsreaktor still

Fest der Wissenschaften - 3.500 Besucher in der Hochschule

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»Im düsteren Auge keine Träne, sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: (...) Wir weben, wir weben!« Das Gedicht von Heinrich Heine beklagt das Elend der schlesi- schen Weber, die 1844 einen Aufstand gegen Ausbeutung und Lohnverfall wagten und damit auf die Missstände aufmerk- sam machten, die im Zuge der Industrialisierung entstanden waren. In der Medizin des 21. Jahrhunderts kritisieren Ärz- tinnen und Ärzte an den Hochschulen ebenfalls Missstände.

Sie wehren sich seit Monaten gegen die derzeit bestehenden Zustände in Bezug auf Arbeitszeit und Bezahlung. Zu diesem Thema äußert sich das Präsidium auf Seite 6.

Um das Weben im weitesten Sinne geht es in unserem Titelthema »Gewebezüchtung«. Beim Auftakt des Tissue En- gineerings geht es darum, Zellen zu züchten. Das Finale heißt Organzucht. Wenn denn alles möglich wäre – wie weit wür- den mhh -Wissenschaftler gehen? Dazu haben wir Mediziner befragt. Große Hoffnung setzen Forscher auf Stammzellen – noch nicht ausdifferenzierte Körperzellen. Aus ihnen wollen sie beispielsweise in diesem Herbst eine Kniegelenkfläche her- stellen, in zehn Jahren vielleicht sogar ein Herz. Doch es gibt auch Alternativen zu Stammzellen – etwa Spinnenfäden als Nervenersatz. Mehr erfahren Sie ab Seite 16.

Ausgeschrieben hatte das Präsidium im vergangenen Jahr den Wettbewerb »5.000 für 40«. Ziel war es, das Arbeits-

umfeld und die Patientenzufriedenheit zu verbessern. Wir zei- gen auf Seite 15 vier von insgesamt über 50 Projekten, die bereits realisiert worden sind.

Um das Schreiben dreht sich auch ein Thema, das die klinisch tätigen Mediziner angeht – der Arztbrief. Niederge- lassene Mediziner und mhh -Ärzte müssen sich mit Hilfe dieser Briefe über den Zustand ihrer Patienten verständigen.

Was sie hierbei verbessern können, erfahren Sie in einem Interview auf Seite 36.

Missstände vertreiben – das ist das Ziel der Clinic Clowns.

Bei kranken Kindern gelingt es ihnen, Nöte, Ängste und Sorgen für Momente fortzujagen. Mehr als Haargummis, Glückskäfer und eine Stoffmaus hat Bruno dafür nicht in seinem Schrank – abgesehen von seinem Clownskostüm natürlich (Seite 52). Doch wie wird man eigentlich Clinic Clown? Das verrät Fanny auf Seite 35.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre des mhh Infos – vielleicht während einer Pause bei wärmenden Son- nenstrahlen. Scheuen Sie sich nicht, sich bei uns zu melden, wenn Sie ein Thema für uns haben. Rufen Sie an (532-4046 oder -5626), mailen Sie uns (bandel.bettina@mh-hannover.de oder weidelhofer.kristina@mh-hannover.de) oder kommen Sie vorbei (Pressestelle, Sockelgeschoss, Knoten D).

Bettina Bandel und Kristina Weidelhofer

Gewebezucht – Therapie der Zukunft?

Die mhhInfo-Redaktion:

Bettina Bandel und Kristina Weidelhofer (von links).

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Inhalt mhh Info Juni 2001

Aktuelles

6 Das Präsidium informiert 7 Kurzmeldung

8 Jahresempfang

10 Fest der Wissenschaften 11 Innovationsgipfel 12 mhh baut Reaktor ab 13 Außenanlagen modernisiert

Kurzmeldungen

14 Mehr Service bei Lageplänen, Parken und Taxiruf 15 Wettbewerb »Schönere mhh « kann sich sehen lassen

Titel

16 Therapie der Zukunft? Gewebezüchtung in der mhh 17 Umfrage zum Thema Tissue Engineering

18 Stammzellen als Grundlage für das Tissue Engineering 20 Interview zur Gewebezucht

mit Professor Dr. Axel Haverich

22 Unfallchirurgen ersetzen Gelenkfläche mit gezüchtetem Gewebe

23 Gewebezucht in der Unfallchirurgie

24 Der unklare Weg des Gewebes – ein Gespräch mit Privatdozent Dr. Nils Frühauf von der DSO

25 Warum ist es so schwer, eine Harnröhre zu züchten?

26 Spinnen für die Wissenschaft

27 Gewebezucht in der Abteilung Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie

28 Das Knochenrezept

16Therapie der Zukunft? Gewebezüchtung in der mhh

Herausgeber:

Das Präsidium der Medizinischen Hochschule Hannover (mhh) Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge unterliegt nicht der Verantwortung der Herausgeber und der Redaktion.

Abdruck honorarfrei.

Redaktion:

Stefan Zorn (stz), verantwortlich, Bettina Bandel (bb), Kristina Weidelhofer (ina), Simone Corpus (sc), Ursula Lappe (la), Eva Satzke (sz), Bodo Kremmin (Fotos), An der Ausgabe wirkten weiterhin mit:

Sara Bauer (sb), Christian Pump (cp) Auflage:

7.000 Stück

Gestaltung:

QART Büro für Gestaltung Stresemannstraße 375, 22761 Hamburg Telefon: (040) 412 613-11

www.qart.de Anzeigen:

Bredehöft & Wittwer

Agentur für Werbung und Kommunikation Asternstraße 15, 90451 Nürnberg Telefon: (0911) 64 38 528 Fax: (0911) 64 38 529 E-Mail: info@betw.de, www.betw.de Druck:

Sponholtz Druckerei GmbH & Co. Betriebs KG Heinrich-Hertz-Straße 21, 30966 Hemmingen Telefon: (0511) 47 32 06-0

www.sponholtz-druck.de E-Mail: info@sponholtz-druck.de

Gedruckt auf 100-prozentigem Recycling-Papier Fotos:

Ärztekammer Niedersachen (36), Dr. Artur Lichtenberg (18, 19), PD Dr. Martin Rücker (28), Jurij Weidelhofer (35), Stefan Zorn (32, 51), Bodo Kremmin (Titel, 6, 8, 12, 14, 15, 16, 17, 21, 22, 37, 39, 42, 48, 49, 50, 52), Bettina Bandel (9, 15, 25, 30, 31, 43, 47, 53) und Kristina Weidelhofer (10, 11, 13, 15, 26, 32, 34, 52), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der mhh. Alle anderen Fotos privat oder aus den Abtei- lungen. Das Titelbild zeigt Annika Lenuweit, Mitarbeiterin in den Leibniz Forschungs- laboratorien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO), mit einem Bioreaktor.

Anschrift der Redaktion:

Medizinische Hochschule Hannover Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stefan Zorn, Bettina Bandel und Kristina Weidelhofer Carl-Neuberg-Straße 1 30625 Hannover Telefon: (0511) 532-4046 Fax: (0511) 532-3852

E-Mail: bandel.bettina@mh-hannover.de weidelhofer.kristina@mh-hannover.de Das nächste mhhInfo erscheint voraus- sichtlich Mitte August 2006 mit dem Titelthema »Ab in den Keller – die unter- irdische Welt der mhh«.

Redaktionsschluss ist der 3. Juli 2006.

ISSN 1619-201X Impressum

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8Jahresempfang 13Moderne Außenanlagen 35Clinic Clown Fanny 54Maschseelauf

Studium, Lehre und Weiterbildung 30 Promotionsfeier

32 Tag der Immunologie Kurzmeldungen

33 Wohin im Praktischen Jahr? – Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen 34 Lungentag für Gymnasiasten

Schüler informieren sich über Leukämie 35 Nachgefragt – wie wird man Clinic Clown?

Klinik

36 Arztbriefe in der Kritik –

Interview mit Dr. Cornelia Goesmann

37 Staatsministerin Professorin Dr. Maria Böhmer im Nierenzentrum

38 Projektgruppe Krankenhausinformationssystem braucht Hilfe

Kurzmeldung

39 Gesundheitstipp: Mensaessen Kurzmeldungen

Forschung 40 Drittmittel

41 Bücher von mhh -Autoren

42 HiLF-Vortragspreisträger: Dr. Tibor Kempf

43 Wir stellen uns vor: Die Abteilung Allgemeinmedizin

Veranstaltungen und Termine

44 Vorschau auf Kongresse, Symposien und Tagungen

Namen und Nachrichten 46 Personalien

47 Kurzmeldungen

48 Ehrungen, Auszeichnungen, in Gremien gewählt 50 Bauingenieur in der mhh : Professor Dr. Thomas Sander

Alumni-Fotoalbum: Dr. Peter Meier

51 Präsidententitel für Professor Dr. Udo Jonas JAV in neuer Besetzung

Vermischtes

52 Spende über 40.000 Euro für die Krebsforschung Meine Welt im Schrank: Clinic Clown Bruno 53 Rollender Zoo besucht mhh -Kinder

Wanderausstellung »Befreiende Kunst«

54 Sieben Mal um den Maschsee:

7. Behörden-Staffelmarathon

Kurzmeldungen

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Die Hoffnung, dass die Streiksituation an der mhh Ende Mai durch Einigung der Vertragspartner beendet sei, hat sich leider nicht erfüllt. Zwar hat die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) mit ver.di einen neuen Tarifvertrag abgeschlos- sen, aber der Marburger Bund (MB) akzeptiert diesen nicht für seine Mitglieder und hat wochenweise Streikaktionen im Intervall angekündigt. Durch die versetzten Streikaktivitäten von ver.di und MB haben sich die finanziellen Ausfälle in den Erlösen aus der Krankenversorgung bedrohlich akkumuliert und werden absehbar weiter steigen. Dabei ist der »Flur- schaden« durch die Verschiebung der Patientenströme und der damit verbundene Langzeiteffekt überhaupt noch nicht abschätzbar.

Einnahmeverluste, die schon jetzt sichtbar nicht mehr im zweiten Halbjahr 2006 aufgeholt werden können und damit die 2004 und 2005 begonnene Konsolidierung des mhh - Haushalts zunichte machen, sind die Kehrseite von erfolgrei- chen Tarifabschlüssen für die mhh – bei aller Erleichterung über das Ende von Streikmaßnahmen – ein zusätzlicher wirt- schaftlicher Belastungsfaktor durch die vereinbarten Besol- dungssteigerungen von bisher nicht gekannten Dimensionen.

Es ist leider nicht der kleinste Hinweis erkennbar, dass die Kostenträger auf der einen und das Land auf der anderen Seite diese Ausgabensteigerungen ausgleichen werden.

Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Nach den in ihrer Summe erfolgreichen Strukturmaßnahmen der vergangenen beiden Jahre, die nun eigentlich in eine erholsame Konso- lidierungsphase einmünden sollten, müssen erneut schnell wirksame, nach Möglichkeit intelligente, das heißt, wahr- scheinlich revolutionär neue Ideen und Lösungen zur Re- animation eines universitären medizinischen Großbetriebs gefunden werden.

Das Präsidium wünscht sich sehr, dass der Einfallsreichtum der Streikenden bei ihren Aktionen sich dann auch konstruk- tiv im Beitrag zur Lösung der Streikfolgen fortsetzt.

Die Neutralität und Zurückhaltung des Präsidiums in der öffentlichen Parteinahme für Streikziele deckt sich nicht mit der permanenten, mahnenden und drängenden Vorsprache bei den Verantwortlichen in der Aufsichtsebene unseres ab- hängigen Landesbetriebes für einen Kompromiss zur schnellen Beendigung des Konflikts.

Zum Schluss noch ein Wort zur begonnenen Ausweitung des MB-Streiks auf die Lehre: Das ist ein riskantes Spiel mit dem Feuer. Der Hinweis auf die Stellvertreterfunktion der Streikenden für die Studierenden und für zukünftige Ärzte- generationen wird sehr schnell mit nicht mehr aufholbaren Unterrichtsausfällen – und damit dem Verlust von Studien- zeiten – kollidieren. Dieser »Zweifrontenkrieg« in Kranken- versorgung und Lehre schädigt die mhh nachhaltig in ihrem Bild nach Innen und nach Außen.

Dieter Bitter-Suermann, Andreas Tecklenburg und Holger Baumann

Aktuelles mhh Info Juni/Juli 2006

1 Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann

Präsident, Präsidiumsmitglied für Forschung und Lehre 2 Dr. Andreas Tecklenburg

Präsidiumsmitglied für Krankenversorgung

3 Dipl.-Ök. Holger Baumann Präsidiumsmitglied für Wirtschaftsführung und Administration

Das Präsidium informiert

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(ina) Die Termine für die nächste Präsidiums-Sprechstunde stehen fest. Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann hört sich am Montag, 4. September 2006, an, was den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Herzen liegt. Dr. Andreas Tecklenburg ist am Dienstag, 5. Sep- tember 2006, zu sprechen. Holger Baumann nimmt sich am Mitt- woch, 6. September 2006, für die Beschäftigten Zeit. Für diese Sprechstunde braucht man sich nicht anzumelden. Die Präsidiums- mitglieder sind in ihren Dienstzimmern anzutreffen. Die Sprechzeit gilt als Arbeitszeit. Die Sprechzeiten sind jeweils von 10 bis 11 Uhr.

Nächste Sprechstunde der Präsidiumsmitglieder

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Datenschutzbeauftragter

Nach dem Ausscheiden von Ernst Lorenz, der über viele Jahre die Funktion des Datenschutzbeauftragten der mhh wahr- genommen hat, bestellte das Präsidium Bernhard Vaske aus der Abteilung Biometrie zum neuen Datenschutzbeauftragten und Bernd Engelke aus der Abteilung Medizinische Infor- matik zu dessen Stellvertreter.

Veranstaltungsmanagement

Bereits im Jahr 2005 begann das Präsidium mit dem Aufbau eines Veranstaltungsmanagements (VM), das organisatorisch im Geschäftsbereich III dem Infrastrukturellen Gebäudema- nagement zugeordnet war. Mit Blick auf die vorgesehene Kooperation mit der Deutschen Messe AG erfolgte nunmehr die unmittelbare organisatorische Anbindung beim Vizeprä- sidenten für Wirtschaftsführung und Administration. Friedrich Danne, der viele Jahre unter anderem für die Deutsche Messe AG Kongresse und andere Veranstaltungen konzipiert und gemanagt hat, wird seine umfangreiche Expertise für die mhh im Rahmen der Kooperation verantwortlich einbringen. Das VM ist künftig im Hause A untergebracht und telefonisch erreichbar unter: (0511) 532-9275 (Christiane Sahli) oder (0511) 532-9276 (Bärbel Thierkopf).

Abteilungsleitungen Toxikologie

Auf Beschluss des Präsidiums wurde Professor Dr. Ingo Just die Leitung der Abteilung Toxikologie unbefristet übertragen.

Klinische Pharmakologie

Das Präsidium verlängerte erneut die Bestellung von Privat- dozent Dr. Dirk Stichtenoth zum kommissarischen Leiter der Abteilung Klinische Pharmakologie vom 1. Juli 2006 bis zum 30. Juni 2007.

Zentrum für Informations-Management (ZIMt)

Diplom-Kaufmann Dirk May hat zum 1. Mai 2006 die Nach- folge von Professor Dr. Albert J. Porth als Leiter des ZIMt angetreten.

Almuth Plumeier

Kontakt:

Almuth Plumeier, Referentin des Präsidiums, OE 9010 Telefon: (0511) 532-6005, Fax: (0511) 532-6008 E-Mail: plumeier.almuth@mh-hannover.de

Neues aus der mhh Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

der Landesrechnungshof hat vor kurzem seinen Bericht 2006 veröffentlicht. Darin wird über die mhh an einigen Stellen kritisch berichtet. Die Hannoversche Allgemeine Zei- tung (HAZ) hatte diese Themen aufgegriffen. Sowohl die HAZ-Berichterstattung als auch die meisten Feststellungen des Berichtes des Landesrechnungshofes bedürfen einer Klarstellung:

Ein Vorwurf lautet, dass die mhh 8,7 Millionen Euro Forderungen gegenüber Ärzten hat und diese nicht mit Nachdruck eintreibt, dabei bezieht sich der Landesrech- nungshof auf Zahlen aus dem mhh -Jahresabschluss von Dezember 2003. Richtig ist aber, dass diese Forderungen

»nur« in Höhe von 3,1 Millionen Euro tatsächlich auf Forderungen gegenüber Ärzten zurückzuführen waren. Sie enthielten zwei Altforderungen in Höhe von insgesamt 500.000 Euro. Deren gerichtliche Klärung hatte die mhh unter anderem bis zum Oberverwaltungsgericht getrieben.

Die restlichen 2,6 Millionen Euro sind ohne Verzug gezahlt worden. Die verbliebenen 5,6 Millionen Euro aus dem Jahres- abschluss 2003 entfielen mit 3,2 Millionen Euro auf Forde- rungen aus Drittmittelprojekten und mit weiteren 2,4 Mil- lionen Euro auf zum damaligen Zeitpunkt noch nicht mit den Ärzten abgerechnete Leistungen. Hierbei handelt es sich um einen alljährlich wiederkehrenden Vorgang im Abrechnungs- system, der sich auf für die mhh gesetzlichen Regelungen stützt. Bis auf die 500.000 Euro Altlasten hat die mhh alle Forderungen eingetrieben.

Weiterhin werden seitens des Landesrechungshofes un- gewöhnlich hohe Einnahmen bei den Ordinarien gerügt. Es handelt sich hierbei nicht um Einnahmen, sondern um Er- träge, die um die Abgaben an die mhh , das Honorar der beauftragten Abrechnungsstelle und die Kosten für die Betei- ligung der nachgeordneten Ärzte gemindert werden müssen, um zu den Einnahmen zu gelangen.

Ferner wird die PC-Beschaffung als nicht rechtmäßig ge- rügt. Hierzu bleibt festzuhalten, dass 1999 das Beschaffungs- verfahren sowohl mit dem Landesrechnungshof als auch dem Haushaltsausschuss des Landtages abgestimmt wurde.

Insgesamt bemängelt das mhh -Präsidium, dass keine der Stellungnahmen der mhh im Prüfungsbericht des Landes- rechnungshofes berücksichtigt wurden und fordert, dass zukünftig ein sachgerechterer Umgang mit Informationen erfolgen soll.

Holger Baumann

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Aktuelles mhh Info Juni/Juli 2006

(ina) »Alle anderen planen ihre Empfänge entweder am Ende oder zu Beginn eines Jahres – wir nutzen die gute Stimmung im Frühling«, dachte sich das mhh -Präsi- dium, als es beschloss, einen Jahresempfang für Gäste aus Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur zu geben. Diese Rechnung ging auf: Am 17. Mai 2006 freuten sich die Gastgeber über 250 Besucherinnen und Besucher – die gut gelaunt und entspannt in den Früh- lingsabend hinein feierten. mhh -Präsident Dr. Dieter Bitter-Suermann sagte in seiner Begrüßungsrede: »Wir sind arm an Tradition und können uns kaum mit be- rühmten Absolventen und Wissenschaftlern der Vergan- genheit schmücken, die leben nämlich fast alle noch – deshalb wollen wir diesen Jahresempfang und Spitzen- leistungen zur Tradition werden lassen.« Gesagt, getan:

Im kommenden Mai wird es eine Fortsetzung geben.

Gute Stimmung unter freiem Himmel

Erster Jahresempfang des mhh -Präsidiums stand unter dem Motto » mhh im Mai«

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Aktuelles mhh Info Juni/Juli 2006

(ina) Wie entschlüsselt man das menschliche Erbgut? Was haben Spinnen aus Tansania mit Gewebezüchtung zu tun?

Wie gefährlich ist Tabakrauch? Antworten auf diese Fragen bekamen 3.500 Besucherinnen und Besucher beim »Fest der Wissenschaften« am 22. April 2006 in der mhh .

mhh -Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus rund 20 Abtei- lungen stellten ihre Arbeit vor, präsentierten 14 Projekte und standen den Neugierigen für zahlreiche Fragen zur Verfügung.

Die Besucher konnten außerdem an sechs verschiedenen Führungen teilnehmen, beispielsweise zu Hightech-Geräten in der Abteilung Diagnostische Radiologie oder in einen OP- Saal der Abteilung Neurochirurgie. Dort etwa demonstrierte Dr. Thomas Kinfe, wie Patienten bei Eingriffen am Kopf gela- gert werden, er erläuterte das Navigationssystem mit dem die Chirurgen arbeiten und zeigte Instrumente zum Aufbohren der Schädelknochen. In der Ladenpassage erkundigten sich die Wissensdurstigen bei Beschäftigten der Abteilung Allge- meinmedizin über Gesundheit im Alter und wie der Hausarzt

dabei helfen kann, oder sie ließen sich über die veränderte Wahrnehmung psychisch Kranker von Mitarbeitern der Ab- teilung Psychiatrie aufklären.

»Wir freuen uns über die großes Resonanz«, sagte mhh - Präsident Dr. Dieter Bitter-Suermann nach der sechsstündigen Veranstaltung: »Die Besucherinnen und Besucher haben es genossen, an einem Tag einen kleinen Eindruck davon zu bekommen, wie vielfältig das Angebot der mhh für Patien- ten in Forschung, Behandlung und Krankenversorgung ist.«

Fragen, forschen und feiern

3.500 Besucher beim »Fest der Wissenschaften«

Am 22. und 23. April 2006 präsentierten sich sieben Hochschulen und zwei Forschungseinrichtungen beim »Fest der Wissenschaften«

in Hannover. Insgesamt kamen rund 12.700 Besucherinnen und Besucher. Der nächste Termin, um Forschung und Medizin hautnah miterleben zu können, ist für das Jahr 2008 geplant.

Fest der Wissenschaften

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1Kollegengespräche:Professor Dr. Peter Vogt (Mitte) informiert sich bei Dr. Torsten Passie über die Wahrnehmung psychisch Kranker.

2Besucher:Der Neunjährige Jaron Karck schaut sich die goldene Radnetzspinne aus Tansania an.

3Patientin:Anna Sieghart beim Hörtest des mhh-Sonderforschungsbereichs 599.

4Führung:Dr. Thomas Kinfe erläuterte Besuchern ein Navigationsgerät im OP der mhh-Abteilung Neurochirurgie.

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Zum dritten Innovationsgipfel am 20. April 2006 kamen 70 Vertreter von Krankenkassen und Versicherungen in die mhh . Was haben Sie ihnen während der siebenstündigen Vortragsreihe geboten?

Es waren zwölf Vorträge aus zwölf Abteilungen, der Fokus lag auf qualitativen und wirtschaftlichen Folgen neuer Be- handlungsmethoden.

Was wollen Sie mit diesen Veranstaltungen erreichen?

Bei jedem Innovationsgipfel stellen wir Neuerungen aus verschiedenen Kliniken dar, dazu gehört auch das Bekannt- machen neuer Abteilungsleiterinnen und -leiter. Die Vorträge der mhh -Führungskräfte sollen den Vertretern der Kosten- träger unsere Hochschule näher bringen – als hochkompe- tente Medizineinheit. Wir wollen ihnen den Eindruck ver- mitteln: Hier finden sie zu den verschiedensten Themen Experten – weit über die Vorträge hinaus, die während des Innovationsgipfels präsentiert werden. Im Prinzip ist der Innovationsgipfel eine Art der Beziehungspflege.

Geht diese Rechnung bislang auf?

Ja, das funktioniert tatsächlich. Schon nach dem ersten Inno- vationsgipfel hat die Krankenkasse BKK Gesundheit mit uns ein Projekt gestartet zum Thema Risikoschwangerschaften und Medizinische Versorgung bei den niedergelassenen Gynä- kologen in Zusammenarbeit mit der mhh . Die Initiative zur telesonographischen Vorsorgeuntersuchung von Schwangeren startete Mitte März 2006. Die Zusammenarbeit ist Folge eines Vortrages von Privatdozent Dr. Alexander Scharf, den er auf dem ersten Innovationsgipfel hielt. Und die Techniker Krankenkasse arbeitet mit Professor Dr. Joachim Krauss zusammen – er hat die Kostenträger beim zweiten Innovations- gipfel überzeugt, so dass sie ihn als Gutachter einsetzen.

Daran ist zu sehen: Wenn sich die Kostenträger im Gesundheits- wesen auf den Innovationsgipfel einlassen und das Anliegen der Vortragenden verstehen, ist ein wichtiger Schritt zur Akzep- tanz getan – auf den die engere Zusammenarbeit folgen kann.

Hören sich die Vortragenden denn auch die Beiträge ihrer Kollegen an und erfahren sie so von neuen Entwicklungen?

Ja, sehr viele. Weil sie einen Überblick darüber bekommen wollen, was die anderen Abteilungen zu bieten haben und ob

es neue Möglichkeiten der abteilungsübergreifenden Zusam- menarbeit gibt.

Das Gespräch führte Kristina Weidelhofer.

Der nächste Innovationsgipfel findet am 23. November 2006 statt.

»Der Innovationsgipfel ist Beziehungspflege«

Im Gespräch mit Dr. Andreas Tecklenburg, Präsidiumsmitglied für Krankenversorgung

Wie hat Ihnen die Veranstaltung gefallen?

Dorothea Jahns, Diplom-Betriebswirtin, Verband der Ange- stellten Krankenkasse e.V.:»Ich war zum ersten Mal dabei und habe diese Veranstaltung als sehr beeindruckend erlebt. Die Mediziner haben ihre Fachgebiete verständlich dargestellt. Der Bezug zur Versichertenversorgung ist gut gelungen.«

Udo Kumm, Organisationsleiter, und Ines Engelmann, Hauptagentin, Central Krankenversicherung AG:»Was gibt es Neues? Welche Behandlungen sind optimiert worden? Auf solche Fragen bekommen wir während des Innovationsgipfels Antworten – zu medizinischen Themen von Lebererkrankungen über psychischen Traumafolgen bis zu Operationen am Herzen.

Der rasante medizinische Fortschritt ist immer wieder beein- druckend.«

Michael Saathoff, Diplom-Kaufmann, AOK:»Ein sehr interes- santer Innovationsgipfel, der uns zahlreiche neue medizinische Informationen gibt. Dies nutzt vor allem unseren Versicherten.«

Thomas Ehrenberg, Teamleiter Case-Management, BKK Der Partner:»Für zwei bis drei Prozent unserer Patienten ist das, was wir während des Innovationsgipfels erfahren, hilfreich:

Es sind spezielle Fälle, für die es keine klare Diagnose oder Therapie gibt. Während eines Aufenthalts dieser Patienten in der mhhkönnen die Abteilungen zusammenarbeiten und sich untereinander austauschen, um der Krankheit auf den Grund zu gehen und so zu helfen.«

Setzt auf Zusammenarbeit:Dr. Andreas Tecklenburg mit Be- suchern des Innovationsgipfels Ines Engelmann, Michael Saathoff, Udo Kumm, Dorothea Jahns und Thomas Ehrenberg (von links).

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Aktuelles mhh Info Juni/Juli 2006

(bb) »Endlich können wir den veralteten mhh -Reaktor abschaffen«, sagt Dr. Heinrich Harke. Denn am 8. Mai 2006 geschah, worauf der Betriebsleiter des »Atomkraftwerks« der Abteilung Nuklearmedizin schon lange wartete: Das nieder- sächsische Umweltministerium genehmigte die Stilllegung des Reaktors TRIGA-Mark-I. Nun kann er bis Ende des Jahres demontiert werden.

Mit dem Abbau des Reaktors sind sechs Personen aus der mhh und acht weitere Mitarbeiter der Firma Babcock Noell GmbH beschäftigt. Weder sie noch andere Beteiligte setzen sich dabei einer nennenswert erhöhten Strahlenexposition aus, bestätigten die Sachverständigen des niedersächsischen

Umweltministeriums. »Die Stilllegung kostet insgesamt knapp 14 Millionen Euro. Diese Mittel genehmigte das Ministerium für Wissenschaft und Kultur bereits im Jahr 1997«, sagt Dr. Harke. Es ist vorgesehen, die freiwerdenden Räume mit einem Teilchenbeschleuniger nachzunutzen – einem so genannten Zyklotron. Er produziert Radionuklide, die für das Positronen-Emmissions-Tomographie (PET-)Zentrum der Nuklearmedizin unbedingt notwendig sind.

Obwohl der Reaktor seit 1996 nicht mehr produziert, musste speziell geschultes Personal den Reaktor kontinuier- lich betreuen. »Wenn der Reaktor nicht mehr da ist, gehen manche der Mitarbeiter in Rente und die anderen können sich wieder verstärkt den eigentlichen Aufgaben des Strahlen- schutzes widmen, die im Moment wegen des Abbaus be- dauerlicherweise etwas leiden müssen«, sagt Dr. Harke. Denn in der Hochschule arbeiten in 50 Abteilungen viele hundert Beschäftigte mit radioaktiven Stoffen. Sie alle tragen bei- spielsweise ein Strahlenmessgerät bei sich, das regelmäßig kontrolliert werden muss. Und bei Arbeiten mit radioaktiven Stoffen entstehen radioaktive Abfälle, die entsorgt werden müssen – beispielsweise Handschuhe oder Wischtücher.

Kontakt:

Dr. Heinrich Harke Telefon: (0511) 532-3087

E-Mail: harke.heinrich@mh-hannover.de

mhh baut Reaktor ab

Umweltministerium genehmigt Stilllegung des veralteten mhh -Forschungsreaktors – Hannovers »Atomkraftwerk«

(bb) Der mhh-Reaktor stellte seit 1973 Radioaktivität für die Nukle- armedizin her. Seit Ende des Jahres 1996 wird er nicht mehr hoch- gefahren, liefert er also keine Leistung mehr. 1999 konnten die 76 Uran-Brennelemente aus dem Reaktortank entfernt und beim Her- steller in den USA entsorgt werden. 2002 stellte das Reaktorteam der Abteilung Nuklearmedizin einen Antrag auf Abbau der Anlage beim niedersächsischen Umweltministerium. Nach umfangreichen Begutachtungen seitens der Aufsichtsbehörde stellte das Ministe- rium im Mai 2006 die Genehmigung aus. Im Juni 2006 konnte der Reaktorkern demontiert werden. Die radioaktiven Abfälle kommen in die Landessammelstelle, die sich im nordrhein-westfälischen Jülich befindet.

Die Geschichte des mhh -Reaktors

Das Reaktorteam:Hans-Jürgen Engelke, Bernd Bodmann, Uwe Klaus (BNG), Hagen Pohl (BNG), Peter Schulte (hinten, von links), Rüdiger Behrendt, Renate Gelfenbein, Margrit Ndour, Lothar Aust, Heinrich Harke (vorne, von links).

(12)

(ina) Blausterne, Magnolien und Kirschblüten: Von der mhh - Haupteinfahrt bis zu den Forschungswerkstätten, auf der Wiese vor der mhh -Straßenbahnhaltestelle und im Patien- tengarten begrüßen in diesen Wochen blühende Pflanzen die Besucher. In den Hochbeeten an der Mensa blühte im April ein Meer roter Wildtulpen, im Mai folgte Zierlauch mit großen lila Dolden. Dort blühten auch die neu gepflanzten chinesischen Wildbirnen, Zieräpfel trieben dicke weiße und rote Blütenknospen. »Nach den Auslichtungs- und Fällmaß- nahmen im vergangenen Jahr grünt und blüht es nun an allen Ecken«, freut sich Birgit Blank, Leiterin des mhh -Kompetenz- zentrums in der Abteilung Infrastrukturelles Gebäudemanage- ment und zuständig für das Controlling der Grünflächen- pflege. »Wir haben schon etwa ein Achtel der Außenanlagen auslichten und modernisieren lassen.«

Das Landschaftsarchitekturbüro »Gruppe Freiraumpla- nung« und die Garten- und Landschaftsbaufirma Aumann sind seit dem Jahr 2004 mit der Pflege und Umgestaltung der 130.000 Quadratmeter großen Außenanlagen der mhh betraut. Bisher sind mehr als 128.000 Zwiebelpflanzen gesteckt worden, in diesem Jahr werden weitere 94.000 fol-

Blühende Zierpflanzen, gepflegtes Grün

Teile der mhh -Außenanlagen sind modernisiert:

Neue Optik Dank Gartenbaufirma und Landschaftsarchitekten

Jubiläumsauftritt des mhh-Chors

(cp) Am 1. Juli 2006 findet in der Gartenkirche in der Marienstraße um 19.30 Uhr eine Aufführung zum 25-jährigen Bestehen des mhh-Chores statt. Die Aufführung der »Petite Messe solennelle« von Gioacchino Rossini leitet Ute Schulze. Zahlreiche talentierte Solisten verpflichteten sich für diese Veranstaltung. Karten sind im Vorverkauf bei Laporte in der Karmarschstraße 30-32 oder im Internet unter www.mhh-chor.de erhältlich. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Kinderbetreuung für mhh-Beschäftigte in den Herbstferien (ina) Sport-, Spiel- und Kulturangebote für Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zehn Jahren bieten erstmalig alle hannoverschen Hochschulen in Kooperation mit dem Zentrum für Hochschulsport in der ersten Herbstferienwoche, vom 16. bis zum 20. Oktober 2006, an.

Die Aktionen finden an vier unterschiedlichen Standorten statt: in der mhh, im Zentrum für Hochschulsport, Am Moritzwinkel 6, in den Multimedia Berufsbildenden Schulen, Expo-Plaza 3, beim Sportverein Hannover 78, Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 2. Beschäftigte und Stu- dierende können ihre Kinder von 8 bis 14 Uhr für insgesamt 40 Euro betreuen lassen, hinzu kommen die Kosten für das Mensaessen. Die Anmeldung nimmt das Zentrum für Hochschulsport entgegen, Telefon:

(0511) 762-2192, E-Mail: info@hochschulsport-hannover.de. Anmelde- schluss ist der 25. September 2006. Nähere Informationen gibt es im Intranet und bei Margrit Lubach-Ruitman, mhh-Gleichstellungsbüro, Telefon: (0511) 532-6474.

Hilfe bei Existenzgründung

(bb) Die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft hannoverimpuls bietet mit ihrem Wettbewerb Plug & Work Unternehmensgründerinnen und -gründern umfangreiche Unterstützung an, beispielsweise im Bereich Gesundheitswesen. Gründer und Unternehmer mit viel versprechenden Ideen, Produkten, Projekten und Dienstleistungen können sich mit ihrem Unternehmensprofil bewerben. Die ausgewählten Gewinner er- halten beispielsweise Büro- und Arbeitsflächen im Medical Park Han- nover für ein Jahr mietfrei sowie kostenlose Unternehmensberatung.

Kontakt:

Cornelia-Mercedes Bödecker, hannoverimpuls GmbH Breite Straße 7, 30159 Hannover

Telefon: (0511) 30033316 E-Mail: info@hannoverimpuls.de www.hannoverimpuls.de

Schöne Aussicht:Im neu gestalteten Patientengarten

gen. Die Hälfte davon steckten die Gärtner im Mai und Juni,

»im Herbst leuchten dann blaue Krokusse auf dem Rasen«, schwärmt Birgit Blank. Auch in den Innenhöfen des klini- schen Lehrgebäudes I1 und in der Pathologie, Gebäude I6, erfolgten Umgestaltungen.

Wie geht es weiter? In diesem Jahr sind bereits große

Pflanzflächen an der Rampe zum Bettenhaus und vor Haus

A, B und C; beim vorklinischen Lehrgebäude und an der

Helstorfer Straße von Wildwuchs und überalterten Sträuchern

befreit worden. Im Herbst roden die Gärtner den Eiben-

Dschungel an der Bibliothek und gestalten den Eingangs-

bereich der Kinderklinik um, auch der Patientengarten wird

weiter verschönert. Die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre

ist die abschnittsweise Sanierung der Innenhöfe. Noch in diesem

Jahr bereiten Landschaftsarchitekten und Gärtner die Neu-

gestaltung des Poliklinik-Innenhofes und der fünf Dachterras-

sen im Gebäude K5 vor. Der Umbau soll 2007 beginnen.

(13)

Aktuelles mhh Info Juni/Juli 2006

(bb) Seit April 2006 gibt es einen neuen Lageplan sowie Ver- besserungen beim Parken und beim Taxiruf. Motor der Erneuerungen waren unter anderem Beschwerden und Wün- sche von Patienten und Besuchern. Die Umsetzung erfolgte zum größten Teil vom Kompetenzzentrum des Infrastruktu- rellen Gebäudemanagements.

Neuer mhh -Lageplan

Die mhh hat einen neuen Lageplan. Darin sind beispielsweise die Haupteingänge mit einem Pfeil gekennzeichnet und die Sportanlagen und das Studierenden-Wohnheim eingezeich- net. Außerdem wurden die Gebäudebezeichnungen aktuali- siert. Auch die Darstellung der Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist aktualisiert worden. Die Lagepläne sind in den vier Schaukästen rund um die Gebäude und im Intra- sowie Internet unter dem Stichwort »Lageplan« zu finden.

Parken

Vor der zentralen Notaufnahme gibt es nun eine Kurzpark- zone. Hier können Angehörige von Patienten und Besuchern ihre Fahrgäste aus- oder einsteigen lassen. Zudem hat die Parkraumbewirtschaftung des Göttinger Überwachungs- dienstes erweiterte Öffnungszeiten. In dem Büro am Haupt- eingang K6 helfen die Mitarbeiter bei Problemen mit Park- tickets und verkaufen beispielsweise Monats- oder Wochen- Parkkarten. Die neuen Öffnungszeiten sind: dienstags und donnerstags von 12 bis 17 Uhr, an allen anderen Werktagen wie bisher von 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr. Außer- halb der Öffnungszeiten stehen Mitarbeiter im Infohaus an

der Haupteinfahrt für Fragen zur Verfügung, sie verkaufen jedoch keine Parkkarten.

Im Juni 2006 werden die Parksäulen im unteren Park- deckbereich mit farbigen Ziffern als Parkleitsystem markiert.

Taxi

Krankenschwestern und -pfleger können nun per Knopf- druck vom Stationstelefon ein Taxi für Patienten anfordern.

In der Taxizentrale erscheint die Stationsnummer und der Fahrer kommt direkt zur Station, um den Patienten abzuho- len. Darüber hinaus tragen die Fahrer ein Namensschild um sich auszuweisen. »Die Patientensicherheit wird dadurch erhöht und der Service wesentlich verbessert«, sagt Hulle Hartwig aus der Abteilung Unternehmensentwicklung. Zu- dem gibt es neue Wartezonen für Taxen. Dort können die Fahrer beispielsweise warten, während ihre Fahrgäste behan- delt werden. Die Zonen liegen vor dem Haupteingang K6, vor dem Gebäude K7, vor der Frauenklinik K11 und der Zahnklinik K20.

Kontakt:

Birgit Blank

Geschäftsbereich III, Gebäude/Technik Kompetenzzentrum IGM, OE 1330 Telefon: (O511) 532-3077

E-Mail: Kompetenzzentrum.IGM@MH-Hannover.de Hartwig Hulle

Abteilung Unternehmensentwicklung Beschwerdemanagement, OE 1120 Telefon: (0511) 532-6431

E-Mail: Patientenservice@MH-Hannover.de

Mehr Service

mhh bietet neue Lagepläne, eine Kurzparkzone und längere Öffnungszeiten des Parkbüros

Taxi per Knopfdruck:Dies ist nun per Stationstelefon möglich.

Zudem gibt es überarbeitete Lagepläne.

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(bb) Das Arbeitsumfeld und die Patientenzufriedenheit zu verbessern – das war das Ziel des Wettbewerbes »5.000 für 40«, den das Präsidium im August 2005 ausgeschrieben hatte. 40 Vorschläge von mhh -Beschäftigten sollten je 5.000 Euro zur Umsetzung erhalten. Die Frist lief bis Ende Sep- tember 2005. Im November vergangenen Jahres wählte die Krankenhausbetriebsleitung zusammen mit dem mhh -Präsi-

Gute Ideen – schönere mhh

Einige Projekte des Wettbewerbes »5.000 für 40 – Unsere mhh soll schöner werden« sind realisiert

denten Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann, dem Betriebs- ärztlichen Dienst und dem Personalrat aus insgesamt 109 Vorschlägen 52 Projekte aus. Einige davon ließen sich mit weniger als 5.000 Euro realisieren, so dass nicht nur 40, sondern 52 Vorschläge zum Zuge kommen konnten. Manche Projekte fangen bald an, viele sind noch in Arbeit und andere schon umgesetzt:

Ein Equarium für die Wartenden

(bb) Fische, Rochen, Seeschlagen – Große und kleine Patien- ten der Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie können sich die Wartezeit seit April 2006 mit wunderschönen Unterwas- seraufnahmen vertreiben lassen. Die Abteilung erhielt 1.600 Euro für einen Plasma-Bildschirm, dessen Diagonale rund einen Meter misst. Aus privaten Mitteln kamen ein DVD- Spieler und DVDs hinzu. Am 24. April 2006 trafen sich die am Projekt beteiligten zu Fischhäppchen und Mineralwasser am »Equarium«.

Plätschert wieder: Der Brunnen im Patientengarten (ina) Wasser entspannt – das finden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des mhh -Kompetenzzentrums, Infrastruk- turelles Gebäudemanagement (IGM). Deshalb schlugen sie dem Präsidium vor, den Brunnen im Patientengarten wieder reparieren zu lassen. Weil die Pumpe kaputt war, floss seit Jahren kein Tropfen Wasser mehr daraus. Seit April 2006 plätschert es wieder – nach Reparaturkosten von knapp 5.000 Euro.

Frischer Espresso in neuer Küche

(bb) Die Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Kran- kenhaushygiene hat für 5.000 Euro eine neue Gestaltung ihres Aufenthaltraumes bekommen. Vorher gab es dort ein Waschbecken und eine Kochnische. Seit April 2006 können die rund 80 Beschäftigten eine neue Küchenzeile nutzen. Die Wände des Aufenthaltsraumes und die Spinde sind frisch gestrichen worden. Ein Espressoautomat, neue Bilderrahmen für wechselnde Kunstausstellungen und Grünpflanzen sorgen dafür, dass die Pause zur Erholung wird.

Equarium:Zur Einweihung trafen sich die am Projekt Beteiligten.

Neue Küchenzeile:Die Pause wird zur Erholung.

Patientengarten:Die Pumpe wurde repariert, Wasser plätschert.

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(bb) Das Ziel vieler Medizinerinnen und Mediziner ist es, Zellen, Gewebe oder Organe, die nicht mehr funktionieren oder fehlen, ersetzen zu können. Da Spendergewebe und -organe häufig fehlen, forschen sie, wie sie den Körper zur Selbstheilung anregen, beziehungsweise Gewebe und Organe züchten können.

Weltweit sind 180 Unternehmen in der Gewebezüchtung (Tissue Engineering) tätig, 39 davon in Deutschland. Damit steht Deutschland hinter den USA auf Platz zwei. Eine Alternative zur Organspende ist Gewebezüchtung aber nicht. Dies beleuchtet das Titelthema genauer. Zudem zeigt es, welches Wissen sich aus den Forschungen bisher ergeben hat und was mhh -Mediziner der verschiedenen chirur-

gischen Disziplinen und der Zahnmedizin erforschen und anwenden.

Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ansätze: Die Leibniz- Forschungslaboratorien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO) haben etwa das Ziel, seriell Herzklappen herzustellen. Der Abteilung Plastische, Hand- und Wieder- herstellungschirurgie geht es um sehr individuelle Lösungen wie beispielsweise um die Wiederherstellung von Form und Funktion der Haut nach Unfällen oder Verbrennungen. Wie auch immer – interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiede- ner Abteilungen in und außerhalb der mhh sowie Netzwerke zwischen Lebens- und Werkstoffwissenschaftlern, Medizi- nern und Ingenieuren sind hierbei besonders wichtig.

Therapie der Zukunft?

Gewebezüchtung in der mhh

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Tissue Engineering – wo sind die Grenzen?

Eine Umfrage von Kristina Weidelhofer

1 Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie:»Obwohl es theoretisch ein reizvoller Gedanke ist, dem Gehirn mit Hilfe von Gewebezüchtung eine zusätzliche ,Festplatte’ einzubauen, halte ich diese Verwirklichung für falsch.

Solche Veränderungen würden das Bewusstsein beeinflussen, ohne dass die Mediziner diesen Prozess steuern könnten.«

2 Professor Dr. Hans Dieter Tröger, Leiter der Abteilung Rechts- medizin und Vorsitzender der mhh-Ethikkommission:»Bei der klinischen Anwendung von Tissue Engineering ist von großer Bedeutung, dass zweifelsfrei nachvollzogen werden kann, von welchem Spender die Zellen oder auch Schlagadern und Organgerüste stammen und dass die Spende freiwillig und ohne Gewinnabsicht geschehen ist. Die ethische Grenze, die dabei nicht überschritten werden darf, ist Ge- webe- oder Organersatz, der die Persönlichkeit des Empfängers beein- flusst oder verändert, also im Extremfall die Züchtung eines mensch- lichen Gehirns.«

3 Professor Dr. Michael Manns, Leiter der Abteilung Gastroentero- logie, Hepatologie und Endokrinologie:»Wenn Stammzellen für Tissue Engineering verwendet werden, sollte unbedingt sichergestellt sein, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten worden sind. Dazu gehört auch, dass keine humanen embryonalen Stammzellen verwendet werden. Die Medizinerinnen und Mediziner, die sich zu Forschungs- zwecken mit Gewebezüchtung befassen, sind auch ethisch verantwort- lich für den Gebrauch des Materials.«

4 Professor Dr. Karl Welte, Forschungsdekan und Leiter der Abtei- lung Kinderheilkunde, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie:

»Embryonale Stammzellen sind ,totipotent’, das heißt, sie können sich im Prinzip in alle Gewebe differenzieren. Die ethischen Aspekte, beispiels- weise die ,Würde’ des Embryos, werden allerdings kontrovers diskutiert.

Neben den ethischen und juristischen Grenzen ihres Einsatzes, die unter anderem durch das Embryonenschutzgesetz definiert werden, sind auch biologische Aspekte zu berücksichtigen. So können embryonale Stammzellen entarten und potenziell zu Krebszellen werden. Adulte Stammzellen werden bereits heute klinisch bei einer Vielzahl von ange- borenen und erworbenen Erkrankungen eingesetzt. Die alleinige Grenze liegt im wissenschaftlichen Know-how. Aus ethischer Sicht erge- ben sich kaum Bedenken gegen ihre Verwendung.«

5 Dr. Gerald Neitzke, Mitarbeiter der Abteilung Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin und Vorsitzender des Klinischen Ethik- Komitees (KEK) der mhh:»Ich halte es für wichtig, dass bei den erfreu- lichen Fortschritten in der Medizin Überlegungen zur Gerechtigkeit von vornherein mit beachtet werden. Wie wollen wir als Gesellschaft – oder auch weltweit – damit umgehen, wenn sich herausstellt, dass individuelle Gewebe- oder Organzüchtungen nur für einen kleinen, wohlhabenden Teil der Bevölkerung bezahlbar sind? Außerdem ist zu befürchten, dass die derzeitige mediale Aufmerksamkeit für Tissue Engineering dazu führt, dass übertriebene Gesundheitserwartungen im Sinne einer Reparatur- medizin gefördert und Präventionsansätze geschwächt werden. Warum sollte ich mich durch meine Lebensführung gesund erhalten wollen, wenn kranke Organe einfach ausgetauscht werden können? Die geweck- ten Gesundheitsphantasien machen es uns zusätzlich schwerer, unser individuelles Schicksal als begrenztes Lebewesen zu akzeptieren.«

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Titel mhh Info Juni/Juli 2006

Beim erwachsenen Menschen gibt es organspezifische Stamm- zellen, zum Beispiel im Knochenmark, in der Haut oder im Zentralnervensystem. Es sind Zellen mit hohem Vermehrungs- und Differenzierungspotenzial. Aus ihnen werden während der gesamten Lebensdauer des Organismus neue spezialisierte Zellen gebildet. Sie sorgen dafür, dass sich Organe erneuern und heilen. Auch das Herz hat Stammzellen, aber es ist umstritten, ob sie zur Regeneration eines akuten Herzin- farktes entscheidend beitragen können. Theoretisch jedoch könnten solche Herzstammzellen einem Infarkt-Patienten entnommen und dann im Labor vermehrt werden. Da dieser Prozess mehrere Wochen in Anspruch nimmt, und schon nach einigen Tagen das Herzmuskelgewebe im Bereich eines Infarktes abgestorben ist und irreversible Narbenbildung ein- gesetzt hat, wäre die Behandlung eines akuten Herzinfarktes mit diesen Zellen nicht sehr sinnvoll. Allerdings könnten die Zellen auch genutzt werden, um daraus Gewebe zu züchten.

Dieses könnte dann – auch noch mehrere Wochen nach dem Herzinfarkt – verwendet werden, um das abgestorbene Ge- webe der entstandenen Infarktnarbe des Herzens zu ersetzen.

Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen haben das Ziel, mit Gewebezüchtung beschädigte, funktionsbeeinträchtigte oder fehlende Gewebe und Organe durch biologisch aktive Prothesen auszutauschen. Sie wollen es erreichen, indem sie Gerüststrukturen (Matrix) etwa mit körpereigenen Zellen besiedeln. Diese Zellen erkennt das Immunsystem des Emp- fängers nicht als fremd und stößt sie nicht ab. Bisher sind die Forscher dabei unterschiedlich weit gekommen. Die Ent- wicklung reicht von der reinen Grundlagenforschung, zum Beispiel bei der Lunge, über präklinische Stadien, wie etwa bei Luftröhre und Herzmuskel, bis hin zum klinischen Ein- satz beispielsweise bei Haut und Knorpel.

Probleme der Gewebezüchtung

Künstlich Organe herzustellen birgt Probleme: Die Zellen sind häufig schlecht zu kultivieren, da im Bioreaktor die Be- dingungen des menschlichen Körpers nicht hundertprozentig nachempfunden werden können. Außerdem sind Körper- zellen nicht leicht zu vermehren, die sich bereits spezialisiert haben. Zudem weiß man häufig zu wenig über Struktur

Stammzellen: Grundlage für das Tissue Engineering

Über Ziele, Probleme und Erfolge der Gewebezüchtung

Herzklappenmatrix für Gewebezüchtung:Elektronenmikroskopisches und histologisches Bild (rechts).

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LEBAO

1996 gründete Professor Haverich, Leiter der Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, die Leibniz-Forschungslaboratorien für Biotech- nologie und künstliche Organe (LEBAO). Die Forschungsprojekte des LEBAO beziehen sich weitgehend auf Herz, Blutgefäße und den Atmungs- trakt. Ziel war es in den vergangenen Jahren, Herz- und Venenklappen, Herzmuskeln und Luftröhren herzustellen. Daneben unternahmen die Forscher auch große Anstrengungen, das Problem der notwendigen Blutgefäßversorgung zu lösen. Im Bereich der Herzklappen konnten schon erste klinische Erfolge erzielt werden. So implantierten mhh- Chirurgen bei Kindern aus Moldawien weltweit die ersten über Tissue Engineering hergestellten, mitwachsenden Herzklappen. Ebenfalls erst- mals klinisch angewendet wurde eine in der Gewebekultur hergestellte Vene. Über Gewebezüchtung hergestellte Luftröhren erproben die Mit- arbeiter derzeit im Tierversuch, künstlicher Herzmuskel wird momen- tan basierend auf adulten und embryonalen Stammzellen entwickelt.

Ulrich Martin

REBIRTH

Die mhhwar mit dem Antrag auf Einrichtung eines Exzellenzclusters

»REBIRTH« (www.rebirth-hannover.de) in der ersten Runde des bun- desweiten Wettbewerbes zur Förderung von Exzellenz an deutschen Hochschulen erfolgreich. »REBIRTH« steht dabei für »Von Regenerativer Biologie zur Rekonstruktiven Therapie«. Tissue Engineering ist essen- zieller Bestandteil des beantragten Zentrums. Der erhoffte endgültige Zuschlag für die Einrichtung des beantragten Exzellenzclusters würde dem gesamten Forschungsbereich »Regenerative Medizin« der mhh sicherlich zu enormem Auftrieb verhelfen. Diese Entscheidung fällt am 10. Oktober 2006.

Ulrich Martin Kontakt:

Professor Dr. Ulrich Martin,

Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie

Telefon: (0511) 532-8820, E-Mail: martin.ulrich@mh-hannover.de

Herzklappe:Über Gewebezüchtung hergestellt und einem Schaf implantiert

und Funktion vieler Gewebe. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der bisher mangelhaften Sauerstoff- und Nährstoffver- sorgung der im Labor hergestellten Gewebe. Für größere Gewebe und komplexere Organsysteme, wie Niere, Blase, Bauchspeicheldrüse oder Herz, ist eine Versorgung mit Blut- gefäßen unabdingbar. Nur wenn Gewebe und Organe ein Gefäßnetzwerk besitzen, können sie beim Implantieren mit dem Blutkreislauf des Empfängers verbunden werden.

Tissue Engineering: Die Erfolge

Die Gewebezüchtung weist trotz allem bereits beträcht- liche Erfolge auf. Beispielsweise kann einem Patienten Kno- chenmark aus dem Beckenkamm entnommen werden.

Diese Zellen werden vermehrt, bis sie zahlreich genug sind für die Besiedlung einer Matrixstruktur. Die 3D-Matrix kann aus resorbierbaren Kunststoffen oder aus Eiweiß be- stehen. Während die gezüchteten menschlichen Zellen in die Matrix einwachsen, ersetzten sie dieses Gerüst durch neu gebildete menschliche Substanzen. So kann zum Beispiel eine Herzklappe von einem Tier als Matrix dienen, am Ende entsteht jedoch ein vollständig menschliches Gewebe.

Falls es gelingt, die Probleme der Gewebezüchtung zu lösen, könnte dies für die Medizin ungeahnte Möglichkeiten bedeuten. Langfristig könnte damit der überwiegende Teil aller krankheits- oder verschleißbedingten Organschäden therapiert und wiederhergestellt werden.

Ulrich Martin,

Mitarbeiter der Abteilung Thorax-,

Herz- und Gefäßchirurgie

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Titel mhh Info Juni/Juli 2006

In der mhh gelten Sie als »Vater der Gewebezüchtung« – vor zehn Jahren gründeten Sie die Leibniz-Forschungslaborato- rien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO).

Welche Vision hatten Sie damals?

Vor dem Hintergrund, dass wir nicht genügend Transplantate für unsere Patienten hatten, war es notwendig, über Gewebe- züchtung an Material, vielleicht sogar an ganze Organe heranzukommen. Nachdem es Forschern Ende der achtziger Jahre gelungen war, Gefäßinnenhautzellen auf Kunststoffe aufzubringen, aus denen man zum Beispiel Gefäßprothesen macht, war ich der Überzeugung, dass man daraus auch Herzmuskel- sowie Herzklappenersatz konstruieren kann.

Und wie sieht der Stand der Dinge im Jahr 2006 aus?

Wir können Herzklappen und Blutgefäße nachbauen und wir treiben diese Arbeit in Bezug auf den Herzmuskel voran – und zwar immer so, dass das Gewebe ausschließlich vom Patien- ten selbst abstammt oder sich dank biologisch abbaubarer Matrix nach der Operation in patienteneigenes Gewebe um- wandelt. Das ist ein immenser Vorteil zur herkömmlichen Transplantation, denn die Patienten müssen nicht mit Medi- kamenten behandelt werden, die die Abstoßungsreaktionen des Immunsystems unterdrücken.

Sie sind also mit dem bisher Geleisteten zufrieden?

Der zufriedene Chirurg ist ein schlechter Chirurg – man muss immer versuchen, die Situation zu verbessern. Genauso ist es in der Forschung. Trotz der erfolgreichen Arbeit der Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter in den Leibniz-Forschungslabo- ratorien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO), kritisiere ich die Zeitspanne, die wir für diese Ergebnisse benötigt haben. Es wäre mir sehr viel lieber gewesen, dies alles wäre in der Hälfte der Zeit passiert.

Für Tissue Engineering werden körpereigene Stammzellen verwendet, was halten Sie vom Einsatz embryonaler Stammzellen?

Zu diesem Thema bin ich geteilter Meinung. Auf der einen Seite haben embryonale Stammzellen das Potenzial, sich in alle möglichen Gewebe zu differenzieren, das heißt, sie kön- nen beispielsweise Knochen, Haut und Muskeln bilden. Wir brauchen die embryonalen Stammzellen von Tieren für die For- schung, weil wir von diesem Differenzierungsverhalten sehr viel lernen können in Bezug auf so genannte adulte Stamm- zellen: Das sind Zellen vom Patienten, die sich nicht so leicht differenzieren lassen. Auf der anderen Seite haben embryonale Stammzellen den immensen Nachteil, dass es sich hierbei nicht um körpereigenes Material handelt. Wenn es beim Pa- tienten implantiert werden würde, unterläge es den gleichen Abstoßungsreaktionen wie herkömmliche Spenderorgane.

Wir brauchen die embryonalen Stammzellen für die For- schung – auch, wenn wir sie klinisch nicht einsetzen wollen.

Welches langfristige Forschungsziel haben Sie vor Augen?

Ich bin der Meinung, dass wir in zehn Jahren aus körper- eigenem Gewebe der Patienten Herzen züchten können.

Was ist Ihr nächstes Ziel?

Dass wir, mit den Bioherzklappen, die wir in Hannover ent- wickelt haben, und die bereits in Moldawien zur klinischen Anwendung gekommen sind, auch in Deutschland arbeiten können.

Was ist der Vorteil dieser Bioherzklappe?

Sie besteht aus einem Grundgerüst aus menschlichen Gewe- beteilen, die von allen Zellen befreit worden sind. Es wird im Labor mit patienteneigenen Zellen besiedelt – Gefäßinnen- hautzellen, die aus dem Blut der Patienten gewonnen werden.

Innerhalb von wenigen Monaten entsteht im Körper aus diesen

»Ein Herz, gezüchtet aus körpereigenen Zellen – in zehn Jahren ist das denkbar!«

Tissue Engineering zwischen Möglichkeiten und Grenzen – ein Interview mit Professor Dr. Axel Haverich

(20)

Zellen und der Matrix eine Herzklappe aus patienteneigenem Material. Vor fünf Jahren entdeckten wir im Tierexperiment mit Schafen, dass diese Herzklappen im Körper mitwachsen.

Das hat sich in der klinischen Anwendung bestätigt – mitt- lerweile sind in Moldawien 13 Kindern diese in Hannover erfundenen Bioherzklappen eingepflanzt worden.

Warum können Sie diese Bioherzklappen in Deutschland nicht einsetzen?

Weil sie noch nicht zugelassen sind. Zunächst müssen wir eine klinische Studie durchführen, damit die Bioherzklappen offi- ziell geprüft werden können. Die Ethikkommission der mhh hat unserem Antrag dazu bereits zugestimmt. Doch das wei- tere Vorgehen scheiterte bislang an den in Deutschland herr- schenden Regularien: Wir verwenden für die biologischen Herzklappen als Matrix so genannte Homograft, mensch- liche Gewebeteile von Organspendern, aber auch von Herz- empfängern, die wir anschließend von Zellen befreien. In Hannover gibt es seit drei Jahren eine von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) betriebene Homograft- bank, von der wir diese Matrix beziehen. Doch die Bezirks- regierung hat für diese Homograftbank keine Zulassung gegeben. Aber für die Weitergabe der im Labor veredelten Organe an andere Kliniken, beispielsweise für eine multizen- trische Studie, brauchen wir eine Herstellungserlaubnis, diese haben wir derzeit nicht. Sie bekommen wir nur, wenn wir auf- wendige standardisierte Herstellungsverfahren gewährleisten können, die Investitionskosten dafür belaufen sich auf 1,2 Mil- lionen Euro. Dafür habe ich gemeinsam mit einem Medizin- produkte-Hersteller aus Hannover eine Firma gegründet. Bis Anfang April war nicht klar, wer für die Zulassung der Bio- herzklappen zuständig ist, weil der Gesetzgeber nicht wußte, ob es sich bei dem Produkt um ein Arzneimittel oder um ein Medizinprodukt handelt. Nun ist entschieden worden, dass Bioherzklappen wie Arzneimittel behandelt werden. Somit ist

das Paul-Ehrlich-Institut für die Zulassung zuständig. Doch es verweist auf die anstehende europäische Gesetzgebung im kommenden Jahr und führt derzeit keine Gespräche. Aus diesem Grund haben wir die Bioherzklappen auch nicht in Deutschland, sondern in Moldawien erprobt.

Wie kam die Kooperation mit Moldawien zustande?

Es ist das Heimatland meines Mitarbeiters Dr. Serghei Cebuta- ri. Er hat mehr als zwei Jahre mit Schafen experimentell an dem Verfahren gearbeitet und in der mhh seine Doktorarbeit zu diesem Thema verfasst. Vor vier Jahren waren wir so weit, dass wir die Bioherzklappen in bestimmten Situationen kli- nisch hätten einsetzen können – aus besagten Gründen jedoch nicht in Deutschland. Dr. Cebutari stellte den Kontakt zu einer Klinik in seinem Heimatland her. Nach der Einrichtung einer Ethikkommission an der dortigen Klinik, setzten wir die Bioherzklappen im Jahr 2002 zunächst bei zwei Kindern mit angeborenem Herzfehler ein.

Gibt es Möglichkeiten, besagte Regularien in Deutschland zu umgehen?

Wir haben in vergleichbaren Situationen, zum Beispiel beim Herzmuskel-Ersatz, auch ohne eine Zulassung oder Zustim- mung operiert. Das ist bei zwei Patienten der Fall gewesen.

Einmal haben wir bei einer Tumorerkrankung den gesamten rechten Vorhof des Herzens mit einem per Gewebezüchtung hergestellten Implantat ersetzt. Dies ist möglich beim so genannten Heilungsversuch: Wenn es für den Patienten in Notfallsituationen keine bessere Alternativen gibt. Im April 2006 haben wir in solch einer Situation erstmals eine per Gewebezüchtung hergestellte Vene verpflanzt. Trotzdem denke ich, dass es besser wäre, in Deutschland eine klinische Studie zu initiieren.

Das Gespräch führte Kristina Weidelhofer.

Professor Dr. Axel Haverich:Direktor der mhh-Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie.

(21)

(ina) Sie hatte Vorfahrt und die Ampel stand auf Grün.

Trotzdem wurde Silke Gruber* mit ihrem Fahrrad von einem Lkw erfasst, der rechts abbiegen wollte. Sie landete unter dem Lastwagen, der Fahrer bremste, ein Hinterrad quetschte das Bein der jungen Frau ein, bevor das Fahrzeug zum Stehen kam. Silke Gruber schrie vor Schmerz und Panik. Wenig später war sie im Krankenhaus, Polytrauma lautete die Diagnose:

Ihr Becken war mehrfach gebrochen, das linke Bein ge- quetscht und aufgerissen, Absplitterungen am Knie hatte sie ebenfalls. Nach drei Monaten in einem Krankenhaus, folgte der vierwöchige Aufenthalt in einer Reha-Klinik. Doch ihr linkes Bein machte weiterhin Probleme. Der Knochen des Schienbeins lag frei und die Haut darüber wollte nicht zuwachsen. Weitere Komplikationen und Krankenhausauf- enthalte folgten.

Fast vier Jahre ist der Unfall nun her, Silke Gruber ist auf Krücken angewiesen. Nach ihrer Odyssee durch Kliniken und Ambulanzen und nach unzähligen Stunden Krankengym- nastik kam sie im Januar 2006 auf Empfehlung in die mhh . Hier hofft sie auf Besserung ihres Zustands: Wenn sie ihr Knie belastet, beginnt es zu schmerzen, eine falsche Bewegung und ein stechender Schmerz ist zu spüren. »Bei dem Unfall wurde der Patientin ein Stück Gelenkfläche am Kniegelenk abge- schert, es fehlt seither«, sagt Professor Dr. Christian Krettek, Leiter der mhh -Abteilung Unfallchirurgie. Mit einer neuen Methode wollen der mhh -Mediziner und sein Chirurgen- Team dem Unfallopfer helfen – mit einem passgenauen Knie- gelenk-Implantat aus körpereigenen Zellen. Sie sollen Silke Gruber im Herbst 2006 aus dem Beckenkamm entnommen werden. »Wir vermehren die Zellen in der Petrischale. Sie

Neues Gewebe, neue Hoffnung

Mitarbeiter der mhh -Abteilung Unfallchirurgie ersetzen im Herbst 2006 erstmals Gelenkfläche mit Hilfe von Tissue Engineering

Im OP:Professor Dr. Christian Krettek (links) und Dr. Michael Jagodzinski (zweiter von rechts).

(22)

kommen dann vor der zweiten Operation auf eine Matrix aus Knochen, die von Zellen und Fett befreit wurde. Diese Matrix ist exakt der Kniegelenksform der Patientin nachempfunden«, sagt Dr. Michael Jagodzinski, Oberarzt in der Abteilung Un- fallchirurgie. Die Maße für die Kniegelenk-Matrix erhalten die Mediziner aus den Daten, die bei einer vorausgegangenen Computertomografie erstellt wurden.

Sechs Wochen später steht die zweite Operation an. Nun setzten die Chirurgen die gezüchteten Zellen auf die Matrix und implantieren sie auf die fehlende Gelenkfläche der Pati- entin. »Wir nutzen den menschlichen Körper als Bioreaktor«, erklärt Dr. Jagodzinski. Dort soll die biochemische Reaktion der Zellteilung fortgesetzt werden, damit sich Matrix und Zellen zur fehlenden Gelenkfläche »umbauen«. Dafür ist es erforderlich, dass Blutgefäße in die implantierte Gewebekon-

struktion hineinwachsen. Das dauert mehrere Wochen.

»Wenn alles gut geht, ist die Matrix nach drei Monaten zum Teil mit körpereigenem Knochen durchwachsen«, sagt Dr.

Jagodzinski.

»Mit dieser Methode können wir den Zustand der Pa- tientin verbessern, da wir das Kniegelenk mit körpereigenem Material anfüllen, bei einem künstlichen Kniegelenk müssten wir vorher noch vorhandene Knochen und Knorpel entfer- nen – außerdem ist die künstliche Variante nie so passgenau wie das Original«, sagt Dr. Jagodzinski: »Die Patientin geht somit kein Risiko ein.« Sike Gruber und die behandelnden Ärzte hoffen, dass mehrere Monate nach den beiden Opera- tionen das Gelenk stabiler ist, die Schmerzen sich verringern und das Laufen leichter fällt.

*Name von der Redaktion geändert.

Entwicklung

2000:Die Mitarbeiter beginnen, mesenchymale Stammzellen im Labor zu kultivieren. Das sind Zellen, die sich aus Knochenmark gewinnen lassen. Sie können sich in Fett-, Knorpel-, Sehnen- und Muskelzellen differenzieren.

2002:Die Forscher arbeiten an dreidimensionalen Knorpel-Knochen- implantaten. Sie bringen menschliche Stammzellen aus dem Becken- kamm auf eine dreidimensionale Matrix auf und testen, wie sich das Zellwachstum im Bioreaktor unter Durchströmung mit Gewebewasser und Bewegung verhält.

2005:Die Forscher beginnen, Sehnen und Bänder zu züchten.

Stand der Dinge im Jahr 2006

Knochen:Die Forscher können Röhrenknochen bis zehn Zentimeter Länge dreidimensional im Bioreaktor erzeugen. Das Problem dabei ist deren Versorgung mit Blutgfäßen. Versuche mit im Bioreaktor erzeug- ten Blutgefäßen haben gezeigt, dass diese nicht in die Matrix einwach-

sen. Daher muss nach derzeitigem Forschungsstand das Einwachsen neuer Gefäße im menschlichen Körper erfolgen. Den im Bioreaktor maßgefertigten Knochen besiedeln die Wissenschaftler mit menschli- chen adulten Stammzellen. Nach dem Anwachsen der Zellen erfolgt die Implantation in den Knochendefekt. Die Forscher arbeiten in sehr gut durchbluteten Bereichen, so dass die Knochenersatzträger oft ohne gezüchtete Blutgefäße einwachsen können.

Knorpel-Knochenimplantate:Diese Implantate können die Mediziner züchten. Sie untersuchen sie biomechanisch und histologisch. Ein mit Stammzellen besiedeltes, massgefertigtes Knochenimplantat bereiten sie zur Implantation im menschlichen Körper vor.

Sehnen:Die Forscher besiedeln Sehnen im Reaktor mit menschlichen Stammzellen.

Meniskus: Die Wissenschaftler besiedeln Meniskus-Implantate aus Kollagen mit menschlichen Stammzellen.

Michael Jagodzinski

Tissue Engineering – Entwicklung und Stand der Dinge in der Abteilung Unfallchirurgie

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Titel mhh Info Juni/Juli 2006

Gewebe und Organe sind nach wie vor rares Gut, die Warte- listen sind lang. In etwa 50 Kliniken der Bundesrepublik wer- den Organtransplantationen praktiziert. Jeden Tag werden durchschnittlich elf Organe übertragen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) organisiert die Organentnahme und -verteilung – Ein Interview mit Privatdozent Dr. Nils Frühauf, dem Geschäftsführenden Arzt der DSO-Organisati- onszentrale Region Nord.

Zurzeit können Niere, Herz, Leber, Lunge, Bauchspeichel- drüse und Dünndarm gespendet werden. Lebendspenden können Nieren sein oder Teile der Leber. Welche Organe werden am dringendsten gebraucht?

Alle. In Deutschland warten etwa 12.000 Patienten auf ein Spenderorgan, 10.000 von ihnen auf eine Niere. Diese Zahl steigt seit Jahren kontinuierlich an. Immer mehr Menschen werden dialysepflichtig. Obwohl es die Dialyse gibt, sterben auch Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen an den Folgen ihrer Erkrankung während der Wartezeit auf ein geeignetes Transplantat. In Hannover warten zurzeit 497 Patienten auf eine Nierentransplantation. An zweiter Stelle steht die Leber, auf die 226 Menschen warten. Daran schließen sich mit 161 Wartenden die Lungenkranken an.

Warum gibt es so wenig gespendete Organe?

Das hat verschiedene Gründe. Es sprechen sich zwar 90 Pro- zent der Menschen für eine Organspende aus, aber nur etwa zehn Prozent haben einen Organspendeausweis. Wenn die Angehörigen Verstorbener gefragt werden, ob Organe ent- nommen werden können, sagen rund 50 Prozent nein.

Hinzu kommen die juristischen Rahmenbedingungen: In Deutschland muss der Verstorbene einen Organspendeaus- weis haben, damit ihm Organe entnommen werden können.

Ist der Wille des Verstorbenen nicht bekannt, so entscheiden die Angehörigen – seinem mutmaßlichen Willen folgend. In

anderen europäischen Ländern, beispielsweise in Österreich, Italien oder Spanien gilt, dass man sich zu Lebzeiten gegen eine Organspende aussprechen muss – sonst können nach dem Tod Organe entnommen werden. Bei einer solchen Wider- spruchslösung stünden bei uns natürlich auch wesentlich mehr Organe zur Verfügung.

Darüber hinaus sind Ärzte zwar verpflichtet, Verstorbene bei den Transplantationszentren zu melden, tun es aber nicht immer. Hier ist das stetig steigende Arbeitsaufkommen in deutschen Kliniken ein grundsätzliches Problem. Eine Herz- Kreislaufmaschine auszustellen geht schnell, nach einem Telefonanruf bei uns haben die Ärzte etwa zwölf Stunden Mehrarbeit. Sie müssen beispielsweise mit den Angehörigen sprechen, bürokratische Vorgänge regeln, Organe explantie- ren lassen und sie transportieren lassen.

Der Bedarf an Gewebe – beispielsweise Netzhaut, Herz- klappen, Haut und Knochen – ist noch viel höher als der an Organen. Die DSO koordiniert Organspenden, aber wer kümmert sich um Gewebespenden?

Zurzeit sind der Meldeweg und die Vergabe von Geweben nicht bundeseinheitlich geregelt. Es gibt für Gewebe keine Ko- ordinierungsstelle. Angestrebt ist hierzu eine neue gesetzliche Regelung, die Umsetzung einer EU-Richtlinie in nationales Recht. Ein Entwurf hierzu liegt vor, es ist eine Erweiterung des Transplantationsgesetzes. Das Gesetzgebungsverfahren wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr durchlaufen. Nach dem vorliegenden Entwurf ist davon auszugehen, dass die Organisation und Verarbeitung von Gewebespenden weitge- hend dem Markt überlassen werden und somit »Privatleute«

an Gewebe verdienen können. Die DSO möchte die Gewebe- spende mit koordinieren und sie nicht kommerzialisieren. Ich gehe davon aus, dass nach der neuen gesetzlichen Regelung alle Gewebe-Prozessierungsschritte dem Arzneimittelgesetz unterliegen werden, also etwa bestimmte Aufbewahrungs-

»12.000 Patienten warten auf ein Organ«

Und weit mehr Menschen hoffen auf gespendetes Gewebe – kann Gewebezüchtung helfen?

Ein Gespräch mit dem geschäftsführenden Arzt der DSO-Zentrale Nord

(24)

vorschriften eingehalten werden müssen. Man könnte dann eine Firma gründen und nach einem entsprechenden Zulas- sungsverfahren beispielsweise eine private Hornhautbank eröffnen. Dies kann die regionale Versorgung erschweren und wird zwangsläufig wegen entsprechender Vorgaben zur Ge- webeprozessierung die Kosten signifikant steigen lassen.

Kann Gewebezüchtung die Gewebe- oder sogar die Organ- spende ersetzen?

Moderne Gewebezüchtung macht in absehbarer Zeit die Vollorganspende nicht entbehrlich. Die Medizin kann man- che Organe teilweise ersetzen, um Zeit zu überbrücken für Menschen, die auf ein Organ warten. Ein Beispiel ist die Dialyse, sie übernimmt die Blutwäsche für Nierenkranke. Es gibt auch Kombinationen aus biologischem und syntheti- schem Material, so genannte Biohybrid-Ansätze. Ein Beispiel hierfür ist die Kunstleber. Hier entgiften Leberzellen von einer Spenderleber auf einer Matrix aus Hohlfasern das Blut des

Patienten außerhalb seines Körpers. Oder es gibt die Mög- lichkeit einer Zelltransplantation, bei der aus Spenderlebern gewonnene Leberzellen dem Patienten gespritzt werden. Bei der Bauchspeicheldrüse können insulinproduzierende Zellen gespendeten Organen entnommen und Patienten transplan- tiert werden. Bei der Lunge gibt es keine relevanten Gewebe- kulturen. Beim Herz gibt es das mechanische Kunstherz sowie Herzklappen beispielsweise vom Spender, die mit Zellen des Patienten besiedelt werden.

Das Interview führte Bettina Bandel.

Kontakt:

Privatdozent Dr. Nils Frühauf Telefon: (0511) 55 55 30 Fax: (0511) 55 67 47

E-Mail: nils.fruehauf@dso.de oder nord@dso.de Internet: www.dso.de

… ist es so schwierig, eine Harnröhre zu züchten?

(ina) Die mhh-Abteilung Urologie forscht seit mehr als zwei Jahren auf dem Gebiet des Tissue Engineerings. Ziel der Grundlagenforscher ist es, in Zukunft beispielsweise Harnröhren mit körpereigenen Zellen der Patienten »nachzuzüchten«. »Theoretisch ist dieses Vorhaben einfach«, sagt Privatdozent Dr. Peter-Matthias Kaufmann, Mitarbeiter der Abtei- lung Urologie. Ausgangsmaterial der Gewebezüchtung sind körperei- gene Zellen, die in Kulturen zur Vermehrung gebracht und dann auf eine dreidimensionale, biologisch abbaubare Gewebestruktur aus Kunstfa- sern (Matrix) aufgetragen werden. Diese Matrix enthält keine eigenen zellulären Strukturen. Das neue Gewebe kann nach Implantation in den Körper nicht abgestoßen werden, da es nur patienteneigene Zellen und Antigene enthält. »Leider sind die dafür notwendigen Urothelzellen –

die Zellen in der Harnröhre – hoch spezialisiert. Sie sind viel kompli- zierter aufgebaut als beispielsweise Knorpelzellen«, sagt Dr. Kaufmann.

Das liegt unter anderem daran, dass der Urin, der durch die Harnröh- re fließt, besondere Anforderungen an die Oberflächenstruktur der Harnröhre stellt. »Die Harnröhre ist ausgekleidet mit einer Schutz- schicht von Zellen, die verhindern, dass der Urin die Wand der Harn- röhre angreift«, erklärt Dr. Kaufmann. Der Chirurg und Facharzt für Urologie ist absolut davon überzeugt, dass es in Zukunft gelingen wird, dieses Gewebe im Bioreaktor herzustellen. »Wir müssen die Zellen nur dazu bringen, das zu tun, was sie schon mal gemacht haben: sich zu spezialisieren.« Voraussetzung dafür sei eine dreidimensionale Matrix –

»um es der Zelle gemütlich zu machen.«

Wieso, weshalb, warum …

Privatdozent Dr. Nils Frühauf:

Er ist geschäfsführender Arzt der DSO-Zentrale Nord.

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