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Archiv "Zentrale Notfallaufnahme: Diskurs über die organisatorische Form der Erstbehandlung hält an" (29.07.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 30

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29. Juli 2011 A 1619 ZENTRALE NOTFALLAUFNAHME

Diskurs über die organisatorische Form der Erstbehandlung hält an

Wer sollte die medizinische Verantwortung in einer zentralen Notfallaufnahme tragen: ein interdisziplinäres Team oder ein neu zu schaffender „Facharzt für Notfallmedizin“? Reaktionen unserer Leserschaft

D

ie Versorgung von Notfall - patienten stellt für die behan- delnden Ärzte eine besondere Herausforderung dar. Damit einher geht die Notwendigkeit, dass Klini- ken und Krankenhäuser dafür eine adäquate räumliche und personelle Ausstattung sicherstellen müssen.

Diese Aussagen sind unwiderspro- chen. Uneinigkeit besteht bei den Verantwortlichen jedoch darüber, ob eine zentrale Notfallaufnahme in - terdisziplinär – also von einem Ärz- teteam verschiedener Fachrichtungen – oder von einem neu zu schaffenden

„Facharzt für Notfallmedizin“ gelei- tet werden sollte (siehe dazu DÄ, Hefte 7/2010 und 10/2011).

Ein eigener Facharztstatus bedient juristische Bedürfnisse

Aus Sicht der Bundesärztekammer (BÄK) haben sich zentrale Notauf- nahmen mit interdisziplinärer Pa - tientenversorgung grundsätzlich be- währt, so dass es dafür „keiner eigens zu schaffenden Facharztqualifikation bedarf“, betont Dezernatsleiterin Dr.

med. Annette Güntert. Es liege in der Verantwortung der Klinikträger, zen- trale Notaufnahmen mit qualifizier- tem Personal zu besetzen. Doch:

Derzeit würden unter ökonomischen Zwängen häufig „preiswerte“ Jung- assistenten anstatt erfahrene Fachärz- te für diese hochdifferenzierte Tätig- keit eingesetzt. Zudem bedürfe es für die Neuschaffung einer Facharztbe- zeichnung entsprechender flächende- ckender Einrichtungen, die eine ent- sprechende Weiterbildung anbieten können. Derzeit existierten zentrale Notaufnahmen vorrangig lediglich in Schwerpunktkliniken.

Auch für die Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer,

Dr. med. Heidemarie Lux, ist die Notfallmedizin mehr als die Sum- me von Teilmengen existenter Facharztweiterbildungen. Die For- derung eines eigenen Facharztsta- tus „mag juristische Bedürfnisse bedienen, keinesfalls aber ärztli- che“. Allenfalls der Titel einer (vol- len) Weiterbildungsbefugnis und ein umfangreicher Assistentenstab könnten dazu beitragen, das Pres - tige der notfallmedizinischen Leiter innerhalb der Klinikabteilungen zu verbessern.

Gerade die berufliche Dauerper- spektive ist für Dr. med. Lars Lom- berg, Düsseldorf, ein Garant dafür, dass die Qualität der Notaufnahme- versorgung verbessert würde. Dies sei mit einer notfallmedizinische Zusatzausbildung innerhalb einzel- ner Fachcurricula nur unzureichend gegeben. Lomberg gibt zu beden- ken, dass die tägliche Arbeit von Weiterbildungsassistenten übernom- men werde, die sich mit den Lehr - inhalten des eigenen Fachgebiets beschäftigen müssten: „Interdiszipli- näre Denkansätze sind ihnen in dieser Situation fern. Die Folgen davon sind eine akute ,Konsilitis‘ und ein exzes- siver Einsatz teurer Großgeräte.“

Auch für den Düsseldorfer Arzt ist die klinische Notfallmedizin mehr als die Summe der Erstversor- gungsalgorithmen einzelner Fach- disziplinen, sie arbeite schließlich symptom- und nicht fachspezifisch.

„Betriebswirtschaftliche Aspekte, Risikostratifizierung und Triage werden in den Fachcurricula ande- rer Disziplinen annähernd themati- siert.“ In Anbetracht des aktuellen Kostendrucks sei ressourcenorien- tiertes Arbeiten ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Argument.

„Die politischen Entscheidungs- träger sind in der Verantwortung, auch gegen Widerstände von Tra - ditionalisten dafür zu sorgen, dass Patienten in Deutschland nach über- durchschnittlich guter präklinischer Versorgung auch in der Notauf - nahme auf Facharztniveau versorgt werden – durch einen nach dem pan - europäisch-gültigen EUSEM-Curri- culum ausgebildeten Facharzt für Notfallmedizin“, resümiert Lomberg.

Einen dritten (salomonischen?) Weg zu der Frage, wer die medizini- sche Verantwortung in einer zentra- len Notfallaufnahme übernehmen sollte, schlägt Dr. med. Michael Groening, Hamburg, vor. Er ist Lei- tender Arzt des Departments Zentrale Notaufnahme am Albertinen-Kran- kenhaus, das ein neuartiges Konzept verfolgt: Dort wurde 2010 die all - gemeinmedizinisch konzipierte und geleitete „interdisziplinäre Notfall- und Kurzlieger-Aufnahmestation INKA“ gegründet.

Allgemeinmedizin als stationäres Fach etablieren

Die Präsenz eines Allgemeinarztes in leitender Krankenhausfunktion führte Groening zufolge dazu, dass zahlreiche Assistenzärzte aus ver- schiedenen Bereichen der Klinik erstmals eine Weiterbildung zum Allgemeinmediziner eingeschlagen haben: „Unsere Form der Medizin ist eine sanfte Form der Priori - sierung, indem wir Ressourcen ein- sparen, ohne sie den Patienten vorzu - enthalten. Es könnte zur Problem - lösung im Gesundheitswesen beitra - gen, wenn sich die Allgemeinmedizin als stationäres Fach in Deutschland etabliert“, sagt Groening. ■

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

P O L I T I K

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