Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Typhus abdominalis
Zu einem Beitrag von Dr. med. Anemone (wand in Heft 46/1976, Seite 2947 ff.
In
dem Erfahrungsbericht über die Typhus-Epidemie 1974 in Baden- Württemberg wird von der Autorin, A. (wand, zur Chemotherapie des Ty- phus abdominalis die folgende Auf- fassung vertreten:„Da Chloramphenicol trotz seiner Nebenwirkungen auch heute noch das Mittel der Wahl für die Behand- lung typhöser Erkrankungen ist, wurde der überwiegende Teil der Patienten mit Chloramphenicol be- handelt." Diese Auffassung kann nach den heutigen Erkenntnissen nicht unwidersprochen bleiben.
Nach den vorliegenden Publikatio- nen muß Trimethoprim-Sulfameth- oxazol bei der Behandlung des Typhus abdominalis im Vergleich mit Chloramphenicol als gleichwer- tiges Chemotherapeutikum angese- hen werden. Von Kamat wird in einer Vergleichsstudie an 220 Typhusfäl- len sogar eine Überlegenheit des Trimethoprim-Sulfamethoxazols ge- genüber Chloramphenicol heraus- gestellt.
Wir selbst haben unter alleiniger Therapie mit Trimethoprim-Sulfa- methoxazol. bei 23 Patienten (Ty- phus abdominalis (18), Paratyphus B (4), Paratyphus A, keine Therapie- versager oder Dauerausscheidung beobachtet. Bei der potentiell kno- chenmarkschädigenden Wirkung des Chloramphenicols möchten wir z. Z. das Kombinationspräparat Tri- methoprim-Sulfamethoxazol als Mittel der Wahl für die Behandlung typhös-paratyphöser Erkrankungen herausstellen.
Literatur
Kamat, S. A.: Evaluation of Therapeutic Effica- cy of Trimethoprim-Sulfamethoxazol and Chloramphenicol in Enteric Fever. Brit. med. J.
3 (1970), 320. — Lübcke, P., Freitag, V., Sziego- leit, M.: Aktueller Stand der Therapie mit Sal- monellen-Infektionen. Therapiewoche 26
AUSSPRACHE
(1976), 5394. — Skrandies, 0., Hausmann, K.:
Knochenmarkschäden nach Chloramphenicol in Hamburg und Umgebung. Med. Klinik 67 (1972), 569.
Dr. Freitag
Bakteriologische Abtlg. des AK Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1 2000 Hamburg 50 Dr. Lübcke
III. Medizinische Abtlg. des AK Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1 2000 Hamburg 50
Schlußwort
Die Behandlung des Typhus abdo- minalis mit Chloramphenicol, Cotri- moxazol oder Ampicillin wurde in den letzten Jahren wiederholt disku- tiert. Zweifellos können die genann- ten Antibiotika in der Therapie ein- gesetzt werden, sofern ein in vitro sensibler Salmonella-typhi-Stamm vorliegt. Die Vorteile der Chloram- phenicolbehandlung sind in schnel- lerer Entfieberung und Verkürzung der Ausscheidungsdauer der Erre- ger im Stuhl zu sehen. Darüber hin- aus muß bei der Co-trimoxazol-Be- handlung mit einer Versagerquote um 10 Prozent gerechnet werden.
Snyder und Mitarbeiterteilten diese Ergebnisse aus zwei in Chile durch- geführten Vergleichsstudien mit, die sie ;1973 an 67 und 1976 an 122 Pa- tienten erhoben. Wegen der bekann- ten Nebenwirkungen sollte die Be- handlung mit Chloramphenicol den Erkrankungen an Typhus abdomina- lis, Paratyphus, eitrigen Meningiti- den und Infektionen, die durch sonst resistente Erreger verursacht sind, vorbehalten bleiben.
Literatur
Snyder, M. J., u. a.: Trimethoprim-sulfameth- oxazole in the treatment of typhoid and paraty- phoid'fevers. J. Infectious Dis. 128 (1973), 734- 737. — Snyder u. a.: Comparative efficacy of chloramphenicol, ampicillin, and Co-trimoxa- zole in the treatment of typhoid fever. Lancet 1976/11, 1155-1157.
Dr. med. Anemone (wand Medizinische Universitätsklinik Bergheimer Straße 58
6900 Heidelberg
Nervenbiopsie
wie der neuralen Muskelatrophie (Charcot-Marie-Tooth), der hyper- trophischen Neuritis (Döjd rine-Sot- tas) oder bei Syndromen aus dem Formenkreis der Friedreichschen Ataxie.
Zusammenfassung
Zusammengefaßt ergibt sich, daß die Biopsie peripherer Nerven in den meisten Fällen die Möglichkeit bie- tet, die Verdachtsdiagnose einer Po- lyneuropathie auch in subklinischen Krankheitsstadien zu objektivieren, das morphologische Syndrom zu klassifizieren und gegebenenfalls — wie bei einigen Lipidspeicherkrank- heiten und kombinierten Systemde- gene -rationen — näher zu spezifizie- ren; wesentlich ist ferner, daß be- sonders in bezug auf die große Gruppe der ätiologisch ungeklärten Polyneuropathien durch die ge- nannten standardisierten morpholo- gischen und histometrischen Me- thoden weitere Einblicke in Ort und Art der Primärläsion, der Prozeßqua- lität und -dynamik sowie in pathoge- netische Zusammenhänge gewon- nen werden können mit dem Ziel, weitere und bessere Möglibhkeiten einer kausalen Therapie ausfindig zu machen.
Literatur
Babel, J., Bischoff, A., Spoendlin, Ultra- structure of the Peripheral Nervous System and Sense Organs. G. Thieme Verl. Stuttgart 1970 — Boyd, I. A., Davey, M. R.: Composition of Peripheral Nerves. E. u. S. Livingstone Ltd.
Edinburgh and London 1968 — Dyck, P. J., Thomas, P. K., Lambert, E. H.: Peripheral Neu- ropathy Vol. I und 11. Saunders Company Phil- adelphia, London, Toronto 1975 — Sluga, E.:
Polyneuropathien, Schriftenreihe Neurologie Band 14, Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New-York 1974 — Wechsler, W.: The Develop- ment and Structure of Peripheral Nerves in Vertebrates. In: Handbook of Clinical Neurolo- gy: Diseases of Nerves Bd. 7, 1-39, Amsterdam:
North Holland Publ. Comp. 1970
Anschrift des Verfassers:
Dozent Dr. Gottfried Spalke Universitäts-Nervenklinik Ortenbergstraße 8 3550 Marburg