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Archiv "Notfall-Kontrazeption: Medizinisch zu hinterfragen" (04.08.2008)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 31–32⏐⏐4. August 2008 A1669

B R I E F E

im Widerspruch zu den vom Ge- meinsamen Bundesausschuss gemäß

§ 92 Abs.1 Satz 2 des fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) i.V.m.

und den §§ 24 a und b SGB V be- schlossenen Richtlinien. Durch die beschriebenen Umstände betragen die aufzuwendenden Kosten für Frauen bis zu 90 (!) Euro (inklusive Praxisgebühr und Kosten für das Postkoitalpräparat). Fazit: Mädchen und Frauen, die sich nach einer Ver- hütungspanne verantwortungsbe- wusst und kompetent um die „Pille danach“ bemühen, sehen sich in ei- ner kritischen Phase nicht selten ei- ner zeitaufwendigen und nervenauf- reibenden Odyssee ausgesetzt, häu- fig auch einer unangemessen hohen finanziellen Belastung und/oder ei- ner moralischen Bewertung durch das medizinische Personal. Um dies zu ändern, wäre die Umsetzung in- ternationaler, evidenzbasierter Stan- dards dringend geboten und der Zu- gang zur Methode zu erleichtern . . .

Dr. med. Ines Thonke,Ärztin beim Bundesverband pro familia, Stresemannallee 3, 60596 Frankfurt

Medizinisch zu hinterfragen

Man reibt sich die Augen: Erst in Heft 10/2008 des DÄ hatte Prof.

Wiesing, Tübingen, „Lebensschüt- zer“ – (meinte er die konsequent hippokratisch praktizierenden Ärz- te?) – kritisiert, sie würden sich in einem „stellvertretenden Kultur- kampf“ gegen die Stichtagsverschie- bung beim Stammzellimport weh- ren, wo doch „bereits jetzt Embryo- nen durch . . . die ,Pille danach‘ mil- lionenfach daran gehindert würden, sich weiterzuentwickeln“. Jetzt be- haupten Dr. Kothé und Prof. Dr.

Kentenich im DÄ, Levonorgestrel (LNG) wirke „nachweislich nicht . . . auf Fertilisierung, Expres- sion von Steroidrezeptoren, Endo- metriumreifung oder Implantation“.

Eine solche Darstellung ist medizi- nisch zu hinterfragen. Denn die in- terzeptiven (nidationshemmenden) Effekte der „Pille danach“ sind in- ternational nachgewiesen: u. a.

durch R. Mikolajczyk und J. Stan- ford (Utah/USA, in: „Fertility and Sterility“, 2006), durch Prof. J. Trus- sell (Princeton/USA, 2006), durch

die Wiener Ärzte Maria Stoll und Walter Rella, die aus der exakten Analyse der Dynamik im weiblichen Hormonhaushalt schließen, dass die Einnahme von LNG bis zwei Tage vor dem LH-Gipfel, d. h. „nur an zwei, maximal drei von sieben Ta- gen“ der weiblichen Empfängnisbe- reitschaft ovulationshemmend wirkt.

„Rein rechnerisch hat bei der Ein- nahme an beliebigen Zyklustagen die frühabortive gegenüber der kon- trazeptiven Wirkung sogar eine höhere Wahrscheinlichkeit.“ Die Firma Schering räumt auf Anschrei- ben (2006) ein: „Es ist möglich, dass mehrere Mechanismen in Abhängig- keit . . . der Zyklusphase beteiligt sind . . . In der postovulatorischen Phase kann die Ovulationshemmung ausbleiben, die Länge der Luteal- phase wird jedoch vermindert und die totale LH-Konzentration in der Lutealphase wird reduziert. Diese Beobachtung deutet auf einen Post- fertilisationseffekt hin . . . Deshalb kann man nicht zu dem Schluss kommen, dass ECPs“ – also Mittel wie LNG – „niemals eine Schwan- gerschaft nach der Fertilisierung verhindern“ . . .

Dr. med. Maria Overdick-Gulden,Markusberg 24 e, 54293 Trier

RUMÄNIEN

2007 wanderten zehn Prozent der Mediziner aus (DÄ 19/2008: „Gesund- heitssysteme Mittel- und Osteuropas [Rumänien]: Verän- derungen brauchen Zeit“ von Martina Merten).

Nur Bargeld zählt

In Ergänzung zu den interessanten Ausführungen des Artikels, die wohl überwiegend die offizielle Darstel- lung der Verhältnisse wiedergeben, möchte ich mitteilen, wie die Wahr- nehmung ärmerer rumänischer Bür- ger aussieht, die ich persönlich ken- ne: Danach gehören Schwarzgeld- zahlungen zur täglichen Routine, so- wohl in Krankenhäusern als auch in Praxen. Wer kein Bargeld mitbringt, riskiert, dass notwendige ärztliche

oder pflegerische Leistungen unter- bleiben.

Dr. med. Winfrid Gieselmann,Danziger Straße 59, 75417 Mühlacker

NIEDERGELASSENE

Arbeitsbedingungen und Vergütung ha- ben sich nach An- sicht der Regierung verbessert (DÄ 20/

2008: „Regierung:

Reformen wirken positiv“).

Auf groteske Art naiv

Die von der FDP zum Thema „Rah- menbedingungen für niedergelassene Ärzte“ an die Bundesregierung ge- stellte Anfrage bringt Ergebnisse, die man aus der Praxis heraus so sicher- lich nur mit Verbitterung über die Ig- noranz gegenüber der Realität zur Kenntnis nehmen kann. Festgestellt wird, dass die Arbeitsbelastung der ambulant tätigen Mediziner abneh- me, gemessen anhand der abgerech- neten EBM-Punkte, die sich zwi- schen 2004 und 2006 gegenüber 2001 bis 2003 um 5, 3 Prozent ver- mindert haben. Ich finde es auf eine groteske Art naiv, die abgerechneten EBM-Punkte als Maß für die Ar- beitsbelastung zu verwenden. Denn ich weiß genau, warum die Anzahl der Punkte abgenommen hat. Nicht weil die Arbeit abgenommen hat, sondern weil die Arbeit zugenom- men hat, nicht die mit dem Patienten, sondern die Arbeit vor dem Bild- schirm. Man schafft einfach nicht mehr die Patientenzahl wie früher, alles geht langsamer, die Zeit fehlt, man muss Patienten abweisen auf- grund der vielen zusätzlichen Ar- beitsschritte in der Dokumentation der Diagnosen, der komplizierter werdenden Leistungsabrechnung, der aufgrund von Vorgaben des Ab- rechnungssystems immer komplexer werdenden EDV-Steuerung oder z. B. auch durch die grundsätzlich natürlich richtigen Meldungen an das Krebsregister, die aber in einer ope- rativ orientierten dermatologischen Praxis leicht zusätzliche 60 bis 90 Minuten in der Woche beanspruchen.

Da liegt die Wahrheit der Arbeitsbe-

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A1670 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 31–32⏐⏐4. August 2008

B R I E F E

lastung, nicht in den abgerechneten EBM-Punkten.

Dr. med. Wolfgang Röhrborn,Walburgisstraße 23, 59457 Werl

KINDESMISSHANDLUNG

Verbindliche Früher- kennungsuntersu- chungen wurden eingeführt, Früh- warnsysteme und bessere Vernetzung auf den Weg ge- bracht (DÄ 21/2008: „Kindesmisshand- lung und -vernachlässigung: Das Ziel: Ein flächendeckendes Netz früher Hilfsange- bote“ von Petra Bühring).

Nicht nur „Kinderärzte“

Leider werden die Kinder- und Ju- gendärzte in dem sehr lesenswerten Artikel von Petra Bühring durchge- hend als „Kinderärzte“ bezeichnet.

Wenigstens das offizielle Organ der Bundesärztekammer sollte sich an die korrekte Facharztbezeichnung halten. Die HNO-Ärzte wären auch unglücklich, sich als Hals-Nasen- Ärzte bezeichnet zu sehen.

Dr. med. Wolfgang Gempp,Sonnenrain 4, 78464 Konstanz

KASSENÄRZTE

In Niedersachsen wurden Arzneimit- telregresse von 4,3 Millionen Euro ver- hängt (DÄ 20/2008:

„Bittere Pillen“ von Heike Korzilius).

Politik nur für Niedersachsen?

Eine gute „Seite eins“ zu den exis- tenzvernichtenden Medikamenten- regressen nach „Richt“größen in Niedersachen für 2001! – und nur dort! . . . Die KV Niedersachsen be- dauert die Umsetzung der Gesetze, die die Politik vorgegeben habe – ei- genartig; Politik nur für Niedersach- sen? Die Willkür der Beschwerde- ausschüsse (unsere Ärztevertreter und unsere Kassen, für die wir arbei- ten) wird nicht thematisiert. Keiner weiß, welche Praxisbesonderheiten

anerkannt werden, welche nicht – auch heute – 2008 – nicht! Zumindest in Niedersachsen. Meine eigene Re- gional-KV hat das Verschreibungs- verhalten jahrzehntelang gutgeheißen, geprüft und beschieden – es ändert sich das beschlussfassende Gremium überregional, und was vorher richtig war, ist ab 2001 falsch und wird exis- tenzvernichtend bestraft – nur in Niedersachen! Noch etwas fehlt im Kommentar: Der Antrag auf Auf- schub. Bei Klageeinreichung am So- zialgericht kann man beantragen, die Vollstreckung auszusetzen, bis ein gerichtlich bestätigtes Urteil vor- liegt. Diese Hoffnung muss erhalten bleiben, wenn man sich unschuldig verurteilt sieht – oder aber nach Jah- ren die Klage gewinnt, man aber dann schon längst insolvent in Al- tersarmut lebt. Hoffentlich geschieht den 78 hauptsächlich landärztlichen Hausarzt-Kollegen in ohnehin unter- versorgten Gebieten nicht das, was einer Kollegin in ihrer KV gesagt wurde: „Melden Sie Insolvenz an“ . . .

Dr. Wolfgang Baur,Lohnbachstraße 5, 38690 Vienenburg

Naive Träumer

Die Lektüre dieses Artikels zeigt wieder einmal, dass wir Ärzte naive Träumer sind. Wir riskieren nicht nur unser Leben (Lebensverkürzung durch Infektionen mit HIV, Aids usw. im Rahmen unserer Berufsaus- übung), sondern ruinieren uns auch noch unsere Lebensqualität (Diens- te, Auseinandersetzung mit Sterben und Kranken usw.). Um das Maß vollzumachen, behandeln wir Pati- enten mit einem 100 000-fachem Regressrisiko bezüglich unserer Be- zahlung (Nichtgewinn). Es stehen 50 Euro Bezahlung pro Quartal ei- nem Regressrisiko von 5 000 000 Euro gegenüber, für das wir mit un- serem privaten Vermögen haften.

Wir stehen in der Zwickmühle. Be- handeln wir die Patienten unter Be- achtung der Sozialgesetzgebung, können wir mit dem Zivilrecht kol- lidieren. Nahtlos reihen sich somit auch die Arzneimittelregresse in diese Reihe ein. 464 000 Euro Re- gress in einem Jahr stehen einer Be- zahlung von mit Sicherheit nicht

464 000 Euro gegenüber (Umsatz, nicht Gewinn). Die Arzneimittelin- dustrie verdient an unseren Verord- nungen, nicht wir . . . Was lassen wir Ärzte uns in unserer Naivität al- les bieten! Kein Wunder, dass die Politiker uns als naive Deppen anse- hen und uns als solche auch behan- deln. Solange wir uns nicht wehren, haben wir es auch nicht anders ver- dient.

Dr. med. Thomas Fox,Radiologische Praxis am Krankenhaus St. Josef, Klosterstraße 14, 66125 Saarbrücken

WEITERBILDUNG

Der Ärztetag hat sich für eine bundesweit einheitliche Umset- zung der (Muster-) Weiterbildungsord- nung ausgesprochen (DÄ 22/2008: „Föde- ralismus heißt nicht, dass jeder macht, was er will“ von Heike Korzilius).

Die Jüngeren nicht dabei

Und nun hat auch des deutschen Arz- tes höchstes Gremium, der 111.

Deutsche Ärztetag, sich (mal wieder) dem Thema Weiterbildung von Hausärzten gewidmet. Dabei sind si- cherlich viele Dinge sehr richtig ana- lysiert worden. Interessant und mei- ner Ansicht nach bedenklich ist, dass wieder einmal die eigentliche Ziel- gruppe, die Studierenden und die Weiterbildungsassistenten, nicht da- bei war und auch nicht groß gefragt wurde. Es werden also Konzepte verabschiedet, ohne vorher eine Eva- luation zu machen, ob deren Ziel auch bei uns ankommt. Aber so scheint es insgesamt in der Politik der Ärzteschaft zu sein: Mitreden und aktiv in Gremien mitarbeiten darf man erst ab dem Alter von 50 oder wenn man zumindest den Pos- ten eines Oberarztes hat. Viele ande- re Entscheidungsgremien, wie z. B.

auch der Deutsche Bundestag, sind dort weiter. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft das kreative Potenzi- al der jüngeren Ärzte beachtet wird und diese in Entscheidungen mit ein- bezogen werden.

Dr. med. Thomas Maibaum,Eselföterstraße 5, 18055 Rostock

Referenzen

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