DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Gedanken
zur Kortikoidanwendung bei Sarkoidose
Zu dem Kurzbericht von
Prof. Dr. med. Karl Wurm und Dr. med. Dieter Ehmann in Heft 39/1988
grundsätzlich empfohlen (Risiko der intraokularen Infektion). Neuent- wicklung auf dem Handschuhsektor werden gefordert (bessere Wasser- dichtigkeit, viruzide Zusätze). Ge- fordert wird eine breitere Anwen- dung von Ultraschall-Messern, La- ser-Instrumenten sowie Stapler-In- strumenten. Erwähnenswert er- scheint auch die Forderung nach der generellen Benutzung von Bauchrin- gen und Folien, wichtig auch die Forderung nach der breiten Anwen- dung von Hautklammer-Instrumen- ten; es wird darauf hingewiesen, daß die meisten Verletzungen des Hand- schuhs und Nadelstiche beim Bauch- deckenverschluß vorkommen.
Auch neuere Studien zeigen, daß beispielsweise am Ende sämt- licher Operationen 8,8 Prozent aller Handschuhe leckten, insgesamt war es bei 32 Prozent aller Operationen zu mindestens einem Leck im Hand- schuh gekommen. Zum Problem der Desinfektion und Sterilisation wur- de erwähnt, daß sämtliche Substan- zen, denen es gelingt, das Hepatitis- B-Virus zu inaktivieren, auch das HIV-Virus inaktivieren können. Ei- ne zuverlässige Hitzesterilisation er- folgt durch zehnminütige Behand- lung im Autoklaven bei 73° nach entsprechender Vorwäsche. Zur chemischen Desinfektion bietet die vorschriftsmäßige Anwendung von Glutaraldehyd und Hypochlorit aus- reichenden Schutz, nicht absolut si- cher ist jedoch die Desinfektion mit Alkohol.
Probleme ergeben sich bei der Desinfektion von Endoskopen und Bronchoskopen, es werden eine mi- nimale Reinigungszeit von 10 bis 15 Minuten und zusätzlich vierminütige Spülvorgänge aller Kanäle mit Alde- hyd gefordert. Daraus leitet sich die Forderung ab, daß in einer Endo- skopie- und Bronchoskopie-Einheit mindestens drei jeweilige Instru- mente vorhanden sind. Es wurde auch darauf hingewiesen, daß AIDS-Patienten bei nicht speziell desinfizierten Instrumenten durch Infektion mit Mykobakterien und Sporen gefährdet sind.
Dr. Peter Hermanek
Chirurgische Universitäts-Klinik Maximiliansplatz • 8520 Erlangen
Daten fehlen
Wir stimmen Herrn Prof. Wurm sicherlich zu, was die Bedeutung der Kortikoidtherapie bei fortschreiten- der Sarkoidose betrifft. Die Bevor- zugung von Triamcinolonacetonid jedoch überrascht.
Die Behauptung, „bei zirkadia- ner Verabfolgung oraler Präparate mit nur mehrstündiger Bioverfüg- barkeit . . . bleiben die Granulome längere Zeit unbeeinflußt" , wird nicht durch entsprechende verglei- chende Daten untermauert. Uns ist bis heute keine Arbeit bekannt, die eindeutig eine günstigere Wirkung von oralem Triamcinolon oder De- pot-Triamcinolonacetonid bei gra- nulomatösen Lungenerkrankungen belegt, und die angegebenen Litera- turstellen sind diesbezüglich leer.
Unsere klinischen Erfahrungen in der Sarkoidosetherapie sprechen eher gegen solche Unterschiede.
Wir gehen davon aus, daß Glukoko- tikoide mit kurzer Serumhalbwerts- zeit in der Dauertherapie zu bevor- zugen sind (1). Dies entspricht auch der anerkannten pneumologischen Therapie (2, 3, 4, 5, 6). Wichtiger als die Empfehlung eines bestimmten Kortikoidpräparates scheint uns die Festlegung des geeigneten Zeit- punktes eines Therapiebeginns nach klinischen Aktivitätskriterien und zellbiologischen Hinweisen auf ent- zündliche Aktivität (7).
Literatur beim Verfasser Privatdozent
Dr. med. Michael Schmidt Abteilung Pneumologie Medizinische Universitäts- klinik Würzburg
Josef-Schneider-Straße 2 8700 Würzburg
Schlußwort
Die Darstellung der von uns be- vorzugten, keineswegs ausschließ- lichen Sarkoidosebehandlung mit dem Depot-Präparat Triamcinolo- nacetonid (TA) wurde durchaus be- wußt der weitverbreiteten unreflek- tierten peroralen Behandlung mit Kortikoiden irgendwelcher Art ent- gegengestellt. Fast tägliche Beob- achtungen unbefriedigender Ergeb- nisse vorausgegangener peroraler Behandlung bei eingewiesenen Pa- tienten gaben dazu Veranlassung — nicht zuletzt im Interesse der Patien- ten.
Die Überlegenheit von TA in.
mehrfacher Hinsicht (Effizienz, Ne- benwirkungen, Kosten) ist ein unwi- derlegbares Faktum, das sich entge- gen der uns bekannten theoretischen Vorstellungen im Laufe von Jahr- zehnten an einem einmalig umfang- reichen Krankengut in Höchen- schwand ergeben hat. Unsere Dar- stellung ist eine Kurzfassung. Expe- rimentelle Untersuchungen über das Verhalten der Granulome unter dem Einfluß von Kortikoiden mit unterschiedlicher Halbwertszeit sind auch uns nicht bekannt, entschei- dend aber ist die klinische Erfah- rung. Eine eingehende Begründung unserer Behandlungsweise wird im vollständigen Manuskript den Inter- essenten zur Verfügung gestellt.
Prof. Dr. med. Karl Wurm Dr. med. Dieter Ehmann Fachkliniken Sonnenhof 7821 Höchenschwand A-114 (58) Dt. Ärztebl. 86, Heft 3, 19. Januar 1989