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Archiv "SCIENTOLOGY CHURCH: Erpresserische Forderung" (30.08.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Briefe an die Redaktion

PHILOLOGISCHES

Auf die ursprünglich von Prof. Jelasic gestellte Frage (Heft 34/1978), ob es rich- tigerweise vertebrogen oder vertebragen heißen müsse, hatten in Heft 5/1979 zwei Kollegen geantwortet. Prof. Jelasic wie- derum hält diese Antworteb für verwir- rend:

Gute Hybriden

Nach Meinung von Dr. M. Schmidt und Dr. G. Blume sind die Wörter

„vertebrogen" und „vertebragen"

gleich falsch; denn nach ihrer Mei- nung kann man nur Wörter dersel- ben Sprache zu einem Wort verbin- den ... die exclusivistische Einstel- lung entweder griechisch oder latei- nisch ist nur ein pium desiderium, widerlegt durch bisherige Entwick- lung der medizinischen und wissen- schaftlichen Nomenklatur über- haupt, von einer Regel kann keine Rede sein; denn es gibt zu viele Bei- spiele aus dem Griechischen und Lateinischen gebildeter Wörter, die aus der medizinischen Terminologie und dem medizinischen Alltagsle- ben nicht wegzudenken sind. — Ein- zelne Beispiele für lateinisch-grie- chische Wortbildung: extrapyrami- dal, reflexogen, motoneuron, lamin- ektomie, audiometrie, coronarogra- phie, medulloblastom, lumbalgie, retinopathie, valvulotomie, pupillo- tonie, venerolog, soziolog, neurora- diolog, nasopharynx, dehydrieren und rehydrieren, oculogyrische at- tacken, glandulotrope und cortico- trope Hormone. — Einige Beispiele für griechisch-lateinische Wortbil- dung: homosexuell, hypertensiv, pe- rinatal, mikrozirkulation, hepatolie- nalis, gastroduodenalis, thoracodor- salis, pterygopalatina, paratrigemi- nalis, megasaccus, pericallosa, neo- cerebellum, paleocortex. — Solche und viele andere aus zwei Sprachen zusammengesetzte Wörter sind nur bei einer Kombination aus Griechi- schem und Lateinischem möglich und üblich; denn diese zwei Spra- chen sind miteinander in der medizi- nischen Nomenklatur so verfloch- ten, daß eine rigorose Abtrennung die ganze medizinische Nomenkla- tur auf den Kopf stellen würde. In den Doppelwörtern ist das Bindevo- kal o fast eine Regel. Man braucht

sich dazu, abgesehen von zahlrei- chen Beispielen, nur in einen anato- mischen Atlas die Namen der Liga- mente, der Arterien, der Gelenke, der Synchondrosen, der Suturen usw. anzuschauen. Hiermit ist „ver- tebrogen" zwar ein Doppelwort — hybrid, jedoch gleich so gut wie an- dere erwähnte Doppelwörter und gleich so gut wie „spondylogen";

„vertebragen" widerspricht dem Geist der medizinischen Sprachge- wohnheiten und ist deswegen grundsätzlich falsch. Und, last not least: was für einer Frustration würde mancher antiimperialistisch (griechisch-lateinisch) orientierte Politiker ausgesetzt werden, wenn ihm das hybride Wort Neokolonialis- mus (griechisch-lateinisch) aus dem Munde genommen wäre.

Prof. Dr. med. F. Jelasic Universitätskliniken (Neurochirurgie) 6650 Homburg (Saar)

SCIENTOLOGY CHURCH

Auf den Aufsatz von Prof. Dr. med. Man- fred Müller-Küppers: „Die (sogenannten) neuen Jugendreligionen" in Heft 3/1979 hat die Scientology Church mit zwei bezeichnenden Briefen reagiert.

Müller-Küppers hatte gegen Ende seines Artikels eine Publikation angekündigt, in der die Referate eines einschlägigen Symposions im Februar 1978 in Hanno- ver („Hannover-Konferenz") zusammen- gefaßt werden:

Erpresserische Forderung

Von unserem Presse- und Informa- tionsamt erhalte ich Mitteilung, daß Versuche, über die obige geplante Veröffentlichung ins Gespräch zu kommen, mit dem Zweck, eine tatsa- chentreue Veröffentlichung zu ge- währleisten, an Ihrer unnachgiebi- gen Haltung gescheitert sind. Ich stelle somit fest, daß Sie eine Veröf- fentlichung über die Konferenz vom Februar 1978 planen, deren Inhalt mit größter Wahrscheinlichkeit ob- jektiv fehlerhaft sein wird .... Bei einem ersten Durchsehen der Vor- träge dieser genannten Damen und Herren zählte ich ungefähr 50 fal- sche Tatsachenbehauptungen und

über die Grenzen des Art. 5 GG hin- ausgehende Beleidigungen in bezug auf die Scientology Kirche. Einige der Äußerungen, vor allem des Herrn Clark, erfüllen gar den Tatbestand der Volksverhetzung nach § 130 StGB. Auch dürfte es Ihnen schwer- fallen, bezüglich der Referenten der Veranstaltung in Hannover den An- spruch der Wissenschaftlichkeit auf- rechtzuerhalten, nachdem bereits während der Veranstaltung auch von den Zuhörern, die keiner der neuen Religionen angehörten, star- ke Zweifel an der Wissenschaftlich- keit der Methode des Herrn Clark erhoben wurden. So waren auch die Vorträge der Herren Löffelmann und Reimer stark einseitig gefärbt, da diese ja die Interessen der soge- nannten „Konkurrenzunternehmen"

wahrnehmen .. . . Es gibt ganz an- dere Sachverständige, darunter Geistliche anderer Religionen, die einen direkten Einblick in die Tätig- keit unserer Kirche haben und zu positiven Ergebnissen kommen. Es scheint Ihnen nicht klar zu sein, daß mit einer solchen und ähnlichen, fast schon totalitär anmutenden In- toleranz großes Leid über viele, viele Personen und Familien gebracht werden kann. Schon einmal lieferte die Psychiatrie den Nazi-Mördern unter Hitler und seinen SS-Scher- gen mit ihrer Rassenhygiene und den Euthanasieprogrammen das au- toritativ-wissenschaftliche Alibi zum Völkermord. In dem Zusammenhang darf ich Sie an die TV-Serie „Holo- caust" erinnern, die unbestreitbar klar zum Ausdruck brachte, worin die ungerechte, diktatorische Be- handlung der minoritären Struktu- ren der Gesellschaft zu gipfeln ver- mag. Bevor wir die Gerichte über die Unzulässigkeit Ihrer beabsichtigten Veröffentlichung entscheiden las- sen, geben wir Ihnen Gelegenheit, Ihr Manuskript mit einem unserer Herren aus dem Presse- und Infor- mationsamt (Leiter: Herr Weiland) durchzusprechen und unsere Stel- lungnahme zu den Tatsachen entge- genzunehmen .. .

Nachdem Müller-Küppers es abgelehnt hatte, das Manuskript zur „Genehmi- gung" vorzulegen, kam folgende Ant- wort:

2204 Heft 35 vom 30. August 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Briefe an die Redaktion

Sie meinen also. daß Sie weiterhin von Mißständen in Ihrem eigenen Bereich dadurch ablenken können, indem Sie sich volksverhetzerisch gegen neue Religionsgemeinschaf- ten, einschließlich der Scientology Kirche, betätigen. Es wäre daher in- teressant zu erfahren. inwieweit

möglicherweise Kinder- und Ju- gendpsychiater wie Sie Anteil haben an der Verantwortung für steigende Kinder- und Jugendkriminalität, oder Kinder- und Jugendprostitu- tion, oder Kinder- und Jugenddro- genabhängigkeit Oder was haben Sie als Kinder- und Jugendpsychia- ter mit der steigenden Zahl von ju- gendlichen Selbstmördern zu tun?

Wer ist verantwortlich für die 500 Schulkinder, die sich 1977 selbst ge- tötet haben, weil sie Schwierigkeiten in der Schule hatten? Uns würde Ihre Stellungnahme dazu sehr inter- essieren, damit wir sie für unsere Berichte über den derzeitigen Stand der Kinder- und Jugendpsychiatrie verwenden können. Denken Sie in diesem Zusammenhang an das Sprichwort: ,.Wer anderen eine Gru- be gräbt, fällt selbst hinein". Dies hat sich erfahrungsgemäß bisher immer bewahrheitet. Warum sollte es für Kinderpsychiater nicht zutref- fen. Im übrigen brauchen Sie uns nicht mehr zu ermuntern, gegen Sie gerichtliche Schritte einzuleiten, denn dies ist bereits geschehen, so- weit die Staatsanwaltschaft über den Verdacht der Volksverhetzung u. a. informiert wurde. Weitere ge- richtliche Schritte werden folgen. Wir empfehlen Ihnen schließlich, einmal Ihre Ergüsse über neue Reli- gionen mit den Hetztiraden deut- scher Nazipsychiater gegen die

.. minderwertige Rasse", der Juden,

Zigeuner und Zeugen Jehovas, zu vergleichen. Wir sehen darin nicht sehr viel Unterschied. Auch soll nicht unerwähnt bleiben, daß Ihre Ansicht, unser Brief stelle eine Nöti- gung dar, sich als erschreckende Unfähigkeit Ihrerseits herausstellt, das betreffende Strafrecht zu ver- stehen.

Rechtsamt der

Scientology Kirche Deutschland Lindwurmstraße 29

8000 München 2

Auswege

Spektrum der Woche Aufsätze · Notizen TAGUNGSBERICHT

aus dem "Teufelskreis" Drogen

IV. Bad Nauheimer Gespräch diskutierte Drogenszene

Das aktuelle Thema der Behandlung Drogenabhängiger wurde von zwei kompetenten Ärzten und dem Leiter einer Drogenberatungsstelle unter verschiedenen Aspekten behandelt.

Professor Dr. med. Wolfgang Keup, Direktor der Bonhoeffer-Nervenkli- nik in Berlin, gab zunächst eine Ein- führung und einen Überblick über die aktuellen Therapiemöglichkeiten Drogenabhängiger für Ärzte. Er kon- statierte:

..".. Die Kräfte, die zum Drogenmiß- brauch führen, sind äußerst vielfäl- tig. Fest steht allerdings, daß die Wurzeln in die frühe Kindheit zu- rückgehen, die dann durch die inne- re Haltung des Patienten das Motiv bilden, das später in einem ,.Motiv- Boden" ernährt wird, den Umwelt, Familie, Schule und Nachbarschaft bilden. Zur Entfaltung kann dieses Motiv jedoch nur kommen, wenn ein bestimmtes .. Motiv-Klima", z. B. artJ Arbeitsplatz, während der Freizeit usw., besteht. Äußere oder innere Anlässe können das Motiv auslösen und zu der eigentlichen Fehlanpas- sung führen, die sich im Mißbrauch von chemischen Stoffen zeigt, aber auch anders geartet sein kann. Erst durch zusätzliche Einflüsse wird der erstmalige Mißbrauch von ··orogen wiederholt, und Abhängigkeit ent- steht erst unter dem Einfluß weiterer innerer und äußerer Modulatoren.

Die Beziehungen zwischen Persön- lichkeit einerseits und Heim und Fa- milie andererseits stellt Keup in ei- nem Kreis von wechselseitigen Be- ziehungen dar, auf den weitere Kräf- te unserer sozialkulturellen Umge- bung, das heißt die ,.anthropogene"

Umwelt, Einfluß nehmen. Solche Einflußgruppen sind der Sozialstaat mit großen anonymen Trägergrup- pen als Folge der industriellen Revo-

lution, der Wandel der Familien- struktur, die Diskrepanz zwischen der Persönlichkeit des Jugendlichen und den ihm eingeräumten Freihei- ten, die nur zu oft nicht bewältigt werden können und Entscheidun- gen verlangen, für die das Rüstzeug in vielen Fällen fehlt; die Auflö- sungstendenzen der Familie; die Su- che nach einem Familienersatz durch Hordenbildung und Anschluß an Sekten sowie das Fehlen morali- scher Grundkonzepte; die Überbe- wertung der Jugend und das Fehlen vernünftiger Grenzsetzungen; der Abbau von Tradition und von Re- spekt den Eitern und dem Alter ge- genüber, der zum Verlust des Fami- lienzugehörigkeitsgefühls führt und die Nestwärme gefährdet. Diese Ent- wicklung führt dann oft zu unange- nehmen Rückwirkungen auf die Fa- milie, indem der Jugendliche unbe- wußt ,.Rache" nimmt für eine .. zu gute", alle Verantwortung abneh- mende elterliche Fürsorge.

Diese Auswirkungen haben wieder- um Einfluß auf den Betroffenen selbst mit der Folge, daß das ab- wegige Verhalten nur zu leicht ver- stärkt wird und die Selbstzerstöreri- schen Tendenzen mit unmäßigem Drogenmißbrauch die Auflösung des Individuums in einer Subkultur oder im Suizid nach sich ziehen können.

Der Teufelskreis dieser vielfältigen Wirkungsmechanismen führt oft zu einem Abbruch der Beziehungen zur Familie mit der Folge, daß eine un- fertige Persönlichkeit ohne erlerntes Sozialverhalten in einer sie ausnut- zenden Umgebung nun gänzlich versagt. Auch die Familie kann durch ein solches Familienmitglied in eine Art zweiten Teufelskreis ge- raten, der wiederum auf den Betraf-

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 35 vom 30. August 1979 2205

Referenzen

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