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Archiv "Humanitäre Hilfe: Bundeswehr will vermitteln" (20.08.1999)

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A-2058 (10) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 33, 20. August 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Arzttum

Zu dem Leserbrief „Statt Ethik Mone- tik“ von Dr. med. F.-G. Haag in Heft 27/1999:

Zusätzliche Gefahren

Wir sehen zusätzliche Ge- fahren für den Arztberuf.

Durch immer mehr Leitlini- en, Richtlinien und Evidence Based Medicine wird der Handlungsspielraum des ein- zelnen Arztes eingeschränkt.

Vorgaben aus Gründen der „Qualität“ und/oder der Wirtschaftlichkeit berück- sichtigen nicht die Individua- lität des einzelnen Patienten, der einzelnen Behandlung.

Zunehmende Gläubigkeit an Meßwerte und „Experten- meinungen“ lassen oft den Blick auf die Ganzhaftigkeit des Menschen verschwim- men.

Die Kunst der ärztlichen Individualbehandlung droht zum Handwerk des Medizin- reparaturbetriebs zu werden – in naher Zukunft vielleicht auch zur Medizinindustrie mit Behandlung nach „Med- Norm“ von bis dorthin ge- normten Klonmenschen . . .

Dr. med. Sybille Krause, Dr.

med. Peter Krause, Nürtin- ger Straße 86, 72555 Metzin- gen

Humanitäre Hilfe

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Unbe- dingt unabhängig“ von Heike Korzili- us in Heft 27/1999:

Naiv

Bei allem Respekt vor der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, dem Wirken und den Leistungen ihrer Akti- ven, muß ich doch Naivität oder völlig fehlendes gesell- schaftliches Gespür bei ihrer Forderung nach Gewährung von Wiederaufbauhilfe für Serbien ohne Verknüpfung an politische Bedingungen unterstellen.

Es ist doch kein Ende der humanitären Idee nur da- durch erreicht, daß eine Staa- tengemeinschaft die Infra-

struktur betreffende Wieder- aufbauhilfe für Fabriken, Brücken und Radiosender ei- nem Land momentan vor- enthält, das von einem men- schenverachtenden Despoten regiert wird. Erfahrungen zei- gen doch nur allzu klar, daß Geld des Wiederaufbaus als erstes die Kriegsschatulle füllt und der Machtfestigung des Diktators dient.

Soll diese Staatengemein- schaft – unter humanitärem Ruf zugunsten der Opfer ein- zutreten und dem Abschlach- ten ein Ende zu machen – zum Handlanger werden und Milosevic zum vierten inner- staatlichen Genozid aufrü- sten?

Dr. Peter Vogt, Peterskamp- weg 73, 22089 Hamburg

Bundeswehr will vermitteln

Richtig ist die Überschrift, daß humanitäre Hilfe in Kri- senregionen unbedingt unab- hängig sein sollte, fern von staatlichen Reglementierun- gen und Vorgaben durch das Militär. Der Artikel bezieht sich auf eine Pressekonferenz der „Médecins sans Fron- tières“ in Skopje, wobei mo- niert wird, daß Hilfsorganisa- tionen eng mit Militäreinhei- ten kooperieren. Natürlich ist es anzudenken, daß Hilfsor- ganisationen sich nicht zu Hilfstruppen staatlicher Or- ganisationen machen lassen, sondern ihre eigene unabhän- gige Einstellung behalten.

Auf der anderen Seite ver- mittelt dieser Artikel jedoch die Vorstellung, daß gerade die Bundeswehr in enger Zu- sammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen Partei er- griffen habe. Diese Einstel- lung dem Leser zu vermitteln ist falsch, wenn man den Ein- satz der Bundeswehr in Ma- zedonien im Jahre 1999 be- trachtet. Denn gerade in die- sem Teil des Balkans hat die Bundeswehr gezeigt, daß sie zwischen den Stühlen sitzt und zwischen den Parteien vermitteln will, sprich Alba- ner hier und Serben dort. Ein besseres Beispiel für eine po-

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A-2059 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 33, 20. August 1999 (11)

S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

sitive Mittlerrolle als dieses Engagement auf dem Balkan gibt es kaum. Dieser Gedan- ke wird bei der Autorin nicht aufgeführt. Viele deutsche und internationale Hilfsorga- nisationen haben 1999 von der Bundeswehr im Balkan profitiert, sind humanitär unterstützt worden, unter an- derem auch die Johanniter.

Grundprinzip dieser Hilfsor- ganisation ist die Unterstüt- zung aller hilfsbedürftigen Menschen, egal welcher Reli- gion oder welcher Rasse.

So ist es auch selbstver- ständlich, daß zur Zeit im Ko- sovo nicht nur Albaner, son- dern auch Serben medizinisch und menschlich betreut wer- den. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes erfolgt außerdem eine Unterstüt- zung Rest-Jugoslawiens mit Medikamenten ohne irgend- welche von der Autorin er- wähnten Konditionen. Me- dienberichte sind oft grell, aber davon leben sie, aber sie entsprechen nicht immer der Realität.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. H.

Wilms, Chirurgische Abtei- lung des Johanniter-Kran- kenhauses Bonn, Johanniter- straße 3-5, 53113 Bonn

Skeletterkrankung

Zu dem Medizinreport „Fibrodysplasia ossificans progressiva: Mißbildungen der Großzehe als Hinweis“ von Dr.

med. Heinz Unterbörsch in Heft 26/1999:

Ergänzung

Meines Erachtens kann man den von Herrn Kollegen Unterbörsch verfaßten klei- nen Artikel so nicht im Raum stehenlassen. Ich habe meh- rere Kollegen gefragt, wie sie denn dieses Krankheitsbild einordnen würden, sie wuß- ten es nicht. In der Tat ist es so, daß die sogenannte Fibro- dysplasia ossificans progressi- va ein Synonym für die Myo- sitis ossificans ist und daß man das Ganze heute der Einfachheit halber unter dem Oberbegriff der heterotopen Ossifikation zusammenfaßt.

Dieser Hinweis müßte also gegeben werden, wenn der Artikel einen didaktischen Nutzen haben soll. Die Klas- sifikation „heterotoper Ossi- fikationen“ finden Sie auf Seite 820 des von mir in zwei- ter Auflage 1997 verfaßten Lehrbuches „Skeletterkran- kungen“ (Springer-Verlag).

Prof. Dr. med. J. Frey- schmidt, Radiologische Kli- nik, Zentralkrankenhaus, Sankt-Jürgen-Straße, 28205 Bremen

Mifegyne

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Vor dem Rollentausch“ von Norbert Jachertz in Heft 28–29/1999:

Schwer verzeihlich

Jachertz schreibt – ab- sichtlich oder versehentlich – beides jedenfalls wäre schwer verzeihlich: „Abtreibung ist in Deutschland unter gewis- sen Bedingungen erlaubt, die bewußte Pille muß als weitere Methode angesehen wer- den.“

Dies ist sachlich falsch, denn 96 Prozent der Abtrei- bungen sind rechtswidrig, und zwar genau diese, die mit Mi- fegyne vorgenommen werden sollen. Ist ihm dies unbe- kannt, zeigt ihm dies deutlich, daß er nicht über Themen schreiben sollte, von denen er nichts versteht. Sollte er es aber wissen und es dennoch so darstellen, dann tut er genau das, was – auch am Beispiel Mifegyne – immer wieder zu beobachten ist: wissentliche Falschinformation oder zu- mindest semantische Begriffs- verwirrung im Zusammen- hang mit dem Schwanger- schaftsabbruch. Dann ist mit sachlicher Richtigstellung aber auch nichts zu bewirken, da die Fehlinformation gewollt ist. Und das im Ärzteblatt, dem Organ der Ärzteschaft bei einem so lebenswichtigen Thema!

Prof. Dr. med. Ingolf Schmid- Tannwald, Gynäkologische Universitätsklinik, Klinikum Großhadern, Marchionini- straße 15, 81377 München

Irenäus Eibl-Eibesfeld: In der Falle des Kurzzeitdenkens.

2. Auflage, Piper, München, 1999, 223 Seiten, 36 DM

Die Humanethologie be- müht sich, menschliche Ver- haltensmuster durch Rück- griff auf Vokabular und Denkweise der Darwinschen Evolutionstheorie zu inter- pretieren. Der Max-Planck- Forscher Irenäus Eibl-Eibes- feld warnt in seinem Werk

„In der Falle des Kurzzeit- denkens“ vor dem „gefähr- lichen Kurzzeitdenken des Menschen“, seiner „Program- mierung auf den Wettlauf im

Jetzt“, der die Lebensgrund- lage künftiger Generationen gefährde. Er plädiert für ein „generationsübergreifen- des Überlebensethos“. Zu- letzt diskutiert der Evolu- tionstheoretiker mit dem EU-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit die Immigra- tions-Problematik in Deutsch- land. Während Eibl-Eibes- feld „Anpassung“ von den Immigranten fordert, genügt dem Parlamentarier ein halb- wegs friedliches „Nebenein- ander“.

Richard E. Schneider, Tübingen

Humanethologie

Rückgriff auf Darwin

Otmar Steinbicker: Die schönsten Radtouren am Nie- derrhein. Bielefelder Verlagsan- stalt, Bielefeld, 1999, 156 Seiten, 22 Farbfotos, 16 Karten, karto- niert, 22,80 DM

Die Aus- wahl ist ge- lungen: Für seinen Rad- wanderführer hat Otmar Steinbicker 15 landschaftlich besonders at- traktive Rund- touren durch die flache Nie- derrhein-Land- schaft zusam- mengestellt.

Die Strecken sind zwischen 35 und 82 Kilo- meter lang und Teil des vorbild- lich markierten

Radwegesystems der Nieder- rheinroute.

Zu jeder Radtour gibt es eine exakte Wegbeschrei- bung in Text und detaillier- ten Kartenausschnitten sowie Informationen zu kulturel- len Sehenswürdigkeiten und

landschaftlichen Besonder- heiten; markante Strecken- punkte sind numeriert. Ei- ne übersichtliche Wegwei- sungstabelle verdeutlicht die

komplette Tour auf einen Blick:

die Streckenfüh- rung in Kurz- form, eine fort- laufende Kilo- metrierung und die wichtigsten Sehenswürdig- keiten.

Das Buch beschreibt die verschiedenen Routen prä- zise und ist übersichtlich gestaltet. Da

das größten- teils flache Land keine sportlichen Höchstleistungen erfordert und da die ausge- wählten Radwege größten- teils abseits des Straßenver- kehrs liegen, ist der Radwan- derführer insbesondere für Familien geeignet.

Jens Flintrop, Köln

Niederrheinroute

Präzise Streckentips

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