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Archiv "Internat und Schule Marienau: Vielfalt im Grünen" (28.01.2005)

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eder kann hier seine Mög- lichkeiten ausleben und sich dadurch selber fin- den“, sagt Renate Müller. Ein kurzer Blick auf die Umge- bung des Landerziehungs- heims „Marienau“ lässt erah- nen, dass die dort unterrich- tende Kunstpädagogin Recht haben könnte. Eingebettet in 80 Hektar Wald- und Heide- gelände und abseits von jegli- chem Großstadtlärm kann das staatlich anerkannte Gym- nasium und Internat in freier Trägerschaft ein Paradies für Schüler sein. Denn Marienau hat etwas geschafft, was an staatlichen Schulen kaum noch gelingt: „Jeder findet hier seinen Platz“, betont die ehemalige Leiterin der Schu- le, Heike Thies*, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.

„Weil wir eine Gemeinschaft sind, die eben nicht nur auf Schule konzentriert ist.“

Diese Gemeinschaft hat ei- ne lange Tradition: Dr. Max Bondy und seine Ehefrau Gertrud gründeten Marienau bereits 1923. Deren Bemü- hen, ein Bewusstsein bei den Schülern für Staatsverant- wortung und Demokratie zu entwickeln, gehört bis heute zu der Schulphilosophie. Hin- zugekommen ist das Leitbild des ökologischen Humanis- mus, der Nachhaltigkeit und der Wahrung der Menschen- rechte. Diese Vielfältigkeit zeigt sich auch an den Schülern des Landerzie- hungsheims: Die 140 internen und 160 externen Mädchen und Jungen, die von mehr als 40 Lehrkräften unterrichtet werden, bilden keine homo- gene Gruppe. In Marienau mischen sich „Ökos“ mit

„Normalos“, Hochbegabte mit durchschnittlich Begab- ten, Kinder von Künstlern und Intellektuellen mit Kin- dern von Politikern, Ärzten V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 428. Januar 2005 AA225

Internat und Schule Marienau

Vielfalt im Grünen

Das Landerziehungsheim am Rand der Lüneburger Heide setzt auf ökologischen Humanismus, Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln.

Bildung

Foto:Schule Marienau

Besonders Stadtkinder nehmen die grüne Umgebung der Schule intensiv wahr.

* Jetziger Schulleiter von Mari- enau ist Axel Schmidt-Scherer.

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und Juristen. Die Beweggrün- de für den Besuch von Mari- enau sind ebenso unter- schiedlich wie die Schüler selbst: Einige kommen aus Unzufriedenheit mit dem staatlichen Schulsystem, an- dere werden von ihren Eltern geschickt, weil diese be- rufstätig sind. Wieder andere befinden sich in Pubertätskri- sen oder klagen über zu viel Gewalt an den staatlichen Schulen.

Viele von ihnen möchten diese „Insel“ am Ende ihrer Schulzeit nur noch ungern verlassen. Die 20-jährige Tat- jana zum Beispiel, die vor drei Jahren von Berlin nach Ma- rienau kam, nimmt die grüne Umgebung der Schule beson- ders intensiv wahr. Ihre Be- geisterung und ihr Engage- ment für Umweltbelange mo- tivierten sie für die Teilnahme an der Natur-Arbeitsgemein- schaft (AG). Diese und zahl- reiche andere AGs wie Rei- ten, Chor, Zeichnen, Kunst- werkstatt, Chemie oder Pfad- finder finden an den Nach- mittagen statt. Jeder Schüler sollte mehrere AGs besu- chen, wovon „mindestens ei- ne im Freien sein muss“, so die Schulleiterin.

Auszeichnung als

„Umweltschule Europa“

Der Besuch der Pfadfinder AG unter Leitung des Biolo- gielehrers Karlheinz Schach zeigt, dass diese Pflicht sicher- lich keine Drohung ist. Die

„Pfadis“, wie Schach seine Pfadfinder liebevoll nennt, stehen am Ende der AG-Zeit mit strahlenden roten Gesich- tern Hand in Hand im Kreis, singen voller Elan ein altes Pfadfinderlied und erwecken den Eindruck, als könnten Aktivitäten im Freien auch die Seele frei machen – Aktivitä- ten wie Wandern, Klettern, Zelte auf- und abbauen, Ko- chen in freier Natur oder Bäu- me pflanzen.

Für zahlreiche umwelt- freundliche Unternehmungen ist Marienau in den vergange- nen sieben Jahren mehrfach als „Umweltschule Europa“

ausgezeichnet worden, erst-

mals 1997. Damals legten Schüler und Lehrer gemein- sam eine drei Hektar große Naturwiese an, in die verschie- dene Biotope eingebettet wur- den. Dem „Ökotopia-Projekt“

folgten weitere einfallsreiche Aktionen, zuletzt das Land- Art-Projekt – ein Beispiel dafür, dass kreatives Schaffen inmitten der Natur ausgeübt werden kann. Hierbei wurden Kunstwerke in die Natur inte- griert: Aus einem Baustamm wurde ein Stuhl geschnitzt, ein anderer Stamm wurde in ein Gesicht verwandelt.

Besonderes Bonbon:

Auslandsprogramme

2000 konnte sich die Schule sogar als einzige private Ein- richtung für das Expo-2000- Projekt „Welche Schule braucht die Zukunft unserer Welt?“ qualifizieren. Das zu- letzt gebaute „Tor-Haus“ – ein Unterrichtsgebäude – ist Be- weis dafür, dass sich die Schul- philosophie auch in der Bau- weise widerspiegelt: Holz wur- de als überwiegendes Bau- material verwendet, auf dem Dach befindet sich eine Pho- tovoltaikanlage, das Regen- wasser wird wiederaufbereitet und die Raumlüftung kontrol- liert.

Ein besonderes Bonbon des Landerziehungsheims sind Auslandsprogramme. Da Schul- leiterin Thies es für wichtig hält, „auch einmal über den Tellerrand zu schauen“, damit die Schüler lernen, „wie Men- schen in anderen Ländern und Kulturen denken“, hält Mari- enau Kontakt zu Schulen in verschiedenen Ländern. In der Klasse acht ist ein vierwöchi- ger Englandaufenthalt obli- gatorisch, außerdem herrscht ein reger Schüleraustausch mit dem neuen EU-Mit- gliedsland Polen. Es besteht zudem Kontakt zu chinesi- schen Schulen. In der 11. Klas- se können Schüler für drei Monate nach Bolivien gehen oder sieben Monate lang an einem Hochseesegeltörn teil- nehmen, währenddessen sie weiter an Bord unterrichtet werden. Was wollen Schüler mehr? Martina Merten

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A226 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 428. Januar 2005 V A R I A

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