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Archiv "Naturmedizin: Sorgen und Unzufriedenheit" (20.04.1989)

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Gesundheit im Alter

Strategien für ein „erfolgreiches Altern" in den nun anbrechenden

„Jahrzehnten des Alters" diskutier- ten Mitte März in Bonn Ärzte, Wis- senschaftler, Praktiker aus der Pfle- ge und Repräsentanten der Wohl- fahrtsverbände. Eingeladen zu die- sem ersten Symposium „Gesundheit im Alter" hatte der Arbeitskreis

„Gesundheit im Alter", ein Zusam- menschluß von 13 Pharmafirmen.

Wenn sich Ansehen und Aus- sichten der Alten verbessern sollen, dann muß in Gesellschaft und Wis- senschaft umgedacht werden, so der Tenor der Referate. So setzte sich Dr. med. Andreas Kruse, Heidel- berg, entschieden dafür ein, das Prä- vention- und Rehabilitionsangebot für ältere Menschen auszubauen, um unnötige Pflegebedürftigkeit zu ver- meiden. Außerdem wies er auf die Verantwortung Älterer für die Wei- terentwicklung unserer Kultur, Ge- sellschaft und die nachfolgenden Ge- nerationen hin.

Auf die Schlüsselposition des Hausarztes in der Gesundheitsfür- sorge alter Menschen wies Dr. med.

Rolf-Eckart Hoch, Sprendlingen, hin. Der Hausarzt begleite seine Pa- tienten in der Regel viele Jahre und könne so Risikofaktoren und Grund- krankheiten frühzeitig und konse- quent behandeln.

Den Rang einer „wissenschaft- lichen Provinz" bescheinigte Prof.

Dr. med. Siegfried Hoyer, Heidel- berg, der Altersforschung hierzulan- de. Besonders die Erforschung der biologischen Grundlagen des Alte- rungsprozesses und der Demenzen sei bisher stark vernachlässigt wor- den. Konsequente Ausnutzung aller differentialdiagnostischen Möglich- keiten, vergleichbar etwa der Suche nach einem verborgenen Tumor, führte in etwa 80 bis 90 Pozent zur Diagnose einer Demenz vom Alzhei- mer Typ (DAT). Entschieden wand- te sich Hoyer gegen einen therapeu- tischen Nihilismus, denn die DAT könne im Frühstadium durch Medi- kamente in ihrem Verlauf günstig beeinflußt werden.

Wie man sich eine integrative Therapie von Demenzen vorstellen

kann, erläuterte Prof. Dr. med.

Bernd Fischer, Klausenbach, an ei- nem Beispiel aus seiner Klinik: In ei- nem sogenannten „ABCD-Modell"

spielen Arzneimitteltherapie, Bewe- gungstraining, cerebrales Training und Diät eine gleichwertige Rolle.

Dadurch ließe sich in vielen Fällen der Verminderung des Kurzzeitge- dächtnisses entgegenwirken, die bei vielen Patienten zu enormem Lei- densdruck und letztendlich zu geisti- gem Rückzug und sozialer Isolation führe.

Was die Naturheilkunde betrifft, so sei die bundesdeutsche Gesund- heitspolitik „zwiegesichtig", die Uni- versität München verhalte sich „aus- gesprochen klebrig", statt eines Lehrstuhls gebe es noch immer nur das Studienmuster mit dem Namen

„Münchner Modell". Das sind nur drei der Vorwürfe, die prominente Naturheilärzte in München vor der Presse gegen die zögerliche Behand- lung ihrer Fachprobleme erhoben.

Dr. Claus Schimmel (Präsident des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren), Dr. Walther Zimmermann (Leiter einer Klinik für Naturheilverfahren und Lehrbe- auftragter für Phytotherapie an der Universität München) und Dr. Mi- chael Wiedemann (Leiter eines Kur- sanatoriums mit Naturheilverfahren) hatten ihr Protestthema als Frage formuliert: „Droht der Naturmedizin in der Bundesrepublik der Exitus?"

Zugleich hatten sie die aktuelle Un- terfrage aufgeworfen: „Welche Me- dikamente, welche Heilverfahren werden verboten?"

Auf den drohenden Exitus schlossen die Veranstalter der Pres- sekonferenz aus einer Anzahl nicht unbedingt zueinander gehöriger, aber in die gleiche Richtung wirken- der Ereignisse und Erscheinungen.

Dazu zählten sie: den Komplex

„Frischzellenpräparate", den Kom- plex „Verbote naturmedizinischer Heilmittel", den Komplex „Stellen- wert der Homöopathie" und den Komplex „Abnehmende Bereitschaft der Krankenkassen, die Kosten für

Der mit Spannung erwartete Vortrag von Bundesgesundheitsmi- nisterin Prof. Dr. Ursula Lehr fiel leider dem „Kampf um das Kinder- geld fürs zweite Kind zum Opfer", wie die eilends in einer Verhand- lungspause der Fraktion herbeigeeil- te Ministerin bedauernd erklärte.

Als Trostpflaster brachte sie jedoch folgende Nachricht: Nach sieben Jugendberichten der Bundesregie- rung seien jetzt die Arbeiten zum er- sten Altenbericht aufgenommen worden. RO

naturmedizinische Verordnungen zu übernehmen".

Einen erheblichen Teil ihrer Un- zufriedenheit und ihrer Besorgnisse führten die Naturheilärzte auf die schleppende Behandlung und die unentschiedene Einschätzung des

„Münchner Modells" zurück. Nach mehrjähriger Erprobung eines Sy- stems von Vorlesungen und Kursen durch den Arbeitskreis für Erfah- rungsmedizin an der Ludwig-Maxi- milians-Universität hatte sich die Medizinische Fakultät vor Jahres- frist entschlossen, Naturheilkunde als Studienangebot in ihre Ausbil- dungspläne zu integrieren. Pharma- zeutische Biologen, Anästhesiolo- gen, Pharmakologen und Physiker waren in das „sensationelle Projekt"

eingestiegen. Die Staatsregierung hatte das Unternehmen nicht nur ideell gefördert, sondern sich auch um die Erschließung von Geldquel- len gekümmert.

Doch nur auf einigen Planungs- sektoren konnte das Anfangstempo beibehalten werden, auf anderen hat es inzwischen nachgelassen.

Um ihre langsamer gewordenen Bestrebungen wieder zu beschleuni- gen und erkennbaren GRG-Brems- klötzen entgegenzuwirken, wollen die Naturheilärzte jetzt einerseits ih- re Naturheilmedizin innerärztlich noch schärfer als bisher eingrenzend definieren und andererseits nach au- ßen zwischen wissenschaftlich be- gründeter Naturheilkunde und Scharlatanerie einen noch deutliche- ren Trennstrich ziehen. KG

Naturmedizin: Sorgen und Unzufriedenheit

Dt. Ärztebl. 86, Heft 16, 20. April 1989 (27) A-1103

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