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Archiv "Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Schule: „Die Schule der Zukunft ist bunt“" (13.12.2013)

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B I L D U N G

E

igentlich muss man sich nicht wundern, dass sich weder Schüler noch Lehrer outen, wenn sie homosexuell sind, und dass sie ihre Persönlichkeit in der Schule eher nicht entfalten. Dort kursieren- de Äußerungen wie: „Sieht das schwul aus“, „du Schwuchtel“,

„Tunte“ oder „Kampflesbe“ sorgen nicht nur für ein repressives Klima, sondern fördern auch Mobbing an der Schule aufgrund der sexuellen Identität. Tatsächlich sind homose- xuelle Jugendliche zu 30 Prozent häufiger von Mobbing betroffen als andere Jugendliche (Gruber & Fi- neran 2008).

Die Friedrich-Ebert-Stiftung woll- te mit der Veranstaltung „...und das ist auch gut so – sexuelle und ge- schlechtliche Vielfalt in der Schu- le“, die Ende Oktober in Berlin stattfand, auf Handlungsbedarf hin- weisen. Schüler, Lehrer, Eltern, Mitarbeiter von Schulverwaltungen und Politiker sind aufgefordert, sich

für eine „Sichtbarmachung von vielfältigen Lebensweisen und für ein tolerantes und respektvolles Miteinander einzusetzen“. Je mehr Jugendliche über das Leben von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen (LSBTI) wüssten, desto eher könne ein demokratisches Bewusstsein geschult und Homophobie entge- gengewirkt werden, so die These der Veranstaltung.

Kaum Sanktionen

Einer Umfrage an Berliner Schulen zur Akzeptanz von sexueller Vielfalt zufolge interveniert nur jede 20.

Lehrkraft bei homophobem Verhal- ten von Schülern (Klocke, 2012).

Darauf wies Conny Kempe-Schäli- cke von der Berliner Senatsverwal- tung für Bildung, Jugend und Wis- senschaft hin, die dort die Initiative

„Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ koordiniert. „Be- schimpfung, Mobbing und Aus-

grenzung ist Alltag an Berliner Schulen, schon an den Grundschu- len, aber es wird kaum sanktio- niert“, berichtet die Referentin. Da- bei fühlen sich der Klocke-Studie zufolge in den 9. und 10. Klassen zehn Prozent der Schüler zum glei- chen Geschlecht hingezogen. Doch LSBTI-Lebensweisen seien meist nicht sichtbar, „und die Lehrer ver- stecken sich dahinter“, sagt Kempe- Schälicke. Das Thema komme bis- lang nicht in Schulbüchern vor, wer- de im Unterricht kaum angespro- chen. Der Rahmenplan zur Sexual- erziehung, der dies eigentlich vor- gibt, ist der Studie zufolge nur 33 Prozent der Lehrer bekannt, ganze SEXUELLE UND GESCHLECHTLICHE VIELFALT IN DER SCHULE

„Die Schule der Zukunft ist bunt“

Eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung warb für mehr Toleranz gegenüber schwulen, lesbischen, trans- und intersexuellen Lebensweisen an Schulen.

Foto: qu eer@

sc hool

Jugendliche des Netzwerkes für junge Lesben und Schwule (Lambda) Berlin-Brandenburg e.V. wollen mit der Kampagne queer@

school Homophobie entgegenwirken

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fünf Prozent konnten die Vorgaben inhaltlich benennen. Das Gros der Lehrer gebe oftmals sogar Hetero- sexualität vor, selbst wenn sie in ho- mosexuellen Beziehungen lebten.

Gegen Homophobie an Schulen helfen vielfältige Maßnahmen, die auf Engagement und Mut setzen.

„Die Lehrer müssen sich selbst ou- ten“, fordert Kempe-Schälicke. Bei diskriminierenden Äußerungen von Schülern sollten Lehrer sofort inter- venieren. Alles andere sei „unterlas- sene Hilfeleistung“. Sichtbarkeit her- stellen sei wichtig, zum Beispiel Pla- kate aufhängen wie sie queer@school zur Verfügung stellt, das „Demokra- tieprojekt“ des Jugendnetzwerk für junge Lesben und Schwule (Lambda) Berlin-Brandenburg e.V.. Im Rahmen von Sexualerziehung, beispielsweise im Ethikunterricht, sollten LSBTI- Lebensweisen kein Sonderthema sein, sondern „Bestandteil von Viel- falt“, forderte die Referentin.

Integration in alle Fächer

„In der Lehrerausbildung gibt es für das Thema sexuelle und geschlecht- liche Vielfalt noch keinen systema- tischen Ort“, sagte Prof. Dr. Martin Lücke von der Freien Universität (FU) Berlin, Didaktik der Ge- schichte, Diversitäts- und Intersek- tionalitätsstudien. Er plädierte da- für, das Thema in alle Fächer zu in- tegrieren, nicht nur in die Sexualer- ziehung. „Das ist sicherlich eine Herausforderung für die pädagogi- sche Praxis.“ So könne das Thema auch zum Beispiel in das Fach Ge- schichte integriert werden, betonte der Historiker. Das Webportal www.queerhistory.de stelle Unter- richtseinheiten und multimediale Lernangebote zu Themen „queerer Geschichte“ im 20. Jahrhundert be- reit, erarbeitet von Studierenden der FU. Zum Beispiel eine Oberstufen- unterrichtseinheit über „Homose- xualität in der DDR“, oder einen Audio-Stadtrundgang zu schwul- lesbischem Leben im Berliner Schöneberg der 20er Jahre.

„Ich möchte mich mit meiner Persönlichkeit frei entfalten kön- nen“, sagte ein Schüler bei der Ver- anstaltung. Und: „Die Schule der

Zukunft ist bunt.“

Petra Bühring

D

ie Zahl der Schulen in freier Trägerschaft hat auch im letz- ten Schuljahr weiter zugenommen.

Das belegen die neuen Daten des Statistischen Bundesamtes. Auch die Zahl der Schüler an freien Schu- len wächst kontinuierlich, obwohl die Gesamtschülerzahlen, demogra- fisch bedingt, weiter rückläufig sind. Darauf weist der Verband der Privatschulen (VDP) hin. „Immer mehr Eltern und Schüler wählen ei- ne freie Schule, die auf ihre indivi- duellen Bedürfnisse eingeht“, sagt Petra Witt, Präsidentin des VDP.

Jeder zwölfte Schüler in Deutschland besucht eine Schule in freier Trägerschaft. Das sind 8,4 Prozent aller Schüler an allgemein- bildenden Schulen. Die Zahl der Schüler hat in den letzten drei Jah- ren um drei Prozent zugelegt, und das, obwohl im gleichen Zeitraum die bundesweite Gesamtzahl der Schüler um 2,6 Prozent abnahm.

Insgesamt besuchen nunmehr rund 725 900 Schüler eine allgemeinbil- dende Schule in freier Trägerschaft.

Zugenommen hat bundesweit unter anderem die Zahl der freien Grund- schulen, Gymnasien und integrier- ten Gesamtschulen. Besonders PRIVATSCHULEN

Jedes Jahr mehr Schüler

deutlich nahm die Zahl der allge- meinbildenden Schulen in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Brandenburg zu.

Im internationalen Vergleich be- legt Deutschland mit seiner Schüler- quote von 9,8 Prozent an allgemein- bildenden Schulen in freier Träger- schaft weiterhin nur einen hinteren Rang. In Dänemark besuchen 11 Prozent aller Schüler eine Privat- schule, in Österreich rund 12 Pro- zent, in Frankreich 18 Prozent und in Spanien mehr als 30 Prozent. EB

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 50

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13. Dezember 2013 A 2443

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