Aus Bund und Ländern
Pharmaverband klagt über rückläufige Arzneiverordnungen
BONN. Die gestiegenen Zuzahlungen haben dazu geführt, daß die Verordnun- gen rezeptfreier Arzneimittel zurückgegangen sind. Das geht aus der jüngsten Stati- stik „Der Selbstmedikations- markt in der Bundesrepublik Deutschland in Zahlen 1997“
hervor, die der Bundesfach- verband der Arzneimittel- Hersteller (BAH) Mitte April veröffentlicht hat.
Demnach verzeichnete dieser Teilmarkt einen Rück- gang um 12 Prozent gegen- über dem Vorjahr. Obwohl die Umsätze der Apotheken mit Arzneimitteln aus dem Be- reich der Selbstmedikation um vier Prozent auf 7,7 Milli- arden DM gestiegen seien, konnten die Verluste durch die Verordnungsrückgänge rezeptfreier Mittel nicht aus- geglichen werden, so der BAH. Die Umsatzentwick- lung des Arzneimittelmarktes von 1987 bis 1997 zeige, daß die Selbstmedikation ein Wachstum von fast 70 Prozent aufweise. Der gesamte Arz- neimittelmarkt wuchs dage- gen um 49 Prozent. EB
WHO: Mütter besser über Risiken aufklären
BONN. Frauen müssen besser über die Risiken des Alkohol- und Nikotinkon- sums während der Schwan- gerschaft aufgeklärt werden.
Dies forderte die Medizini- sche Direktorin der Städti- schen Frauenklinik Stuttgart, Dr. med Elisabeth Merkle, anläßlich des Weltgesund- heitstages 1998 zum Thema
„Gesunde Mütter – gesunde Familien“. Schwangere Rau- cherinnen hätten beispiels- weise öfter Frühgeburten.
Die perinatale Mortalitätsra- te sei zwar in Deutschland mit 5,8 Kindern pro 1 000 Ge- burten besonders niedrig.
Trotzdem müsse man die Ge- sundheitsaufklärung intensi-
vieren. Zudem müsse sich die soziale Situation der Mütter verbessern. Viele Frauen seien mit Beruf und Familie überfordert. Allein-
erziehenden Müttern fehle oft der soziale Rückhalt. Dies könne ebenfalls zu Alko- hol- oder Medikamentenmiß- brauch führen. EN
A-1002 (22) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 17, 24. April 1998
P O L I T I K NACHRICHTEN
In Deutschland steigen seit zwei Jahren die Ge- burtenzahlen, nachdem sie seit der Wieder- vereinigung ste- tig gesunken wa- ren. Der Tiefst- stand wurde mit 765 000 Gebur- ten 1995 er- reicht. Trotz po- sitiver Geburten- entwicklung wür- de die Bevölke- rung schrump- fen, wenn nur Geburten und Sterbefälle ge- genübergestellt würden. Daß sie größer wird, liegt am Zuwande- rungsüberschuß.
Umweltpolitik:
Sachverständige für Reformen
BONN. Der Sachverstän- digenrat beim Bundesum- weltministerium hat einen umweltpolitischen Reform- stau beklagt. Ein Beispiel sei die im Parteienstreit blok- kierte Umsetzung der EU- Richtlinie „Flora-Fauna-Ha- bitat“ in deutsches Natur- schutzrecht, sagte der Vorsit- zende des Rats, Eckhard Rehbinder, bei der Vorstel- lung des „Umweltgutachtens 1998“. Die unterschiedlichen Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat wirkten sich ungünstig auf den Umwelt- schutz aus.
Zur Festlegung umweltpo- litischer Ziele schlugen die Sachverständigen ein transpa- renteres und systematischeres Verfahren vor, das gesell- schaftliche Gruppen stärker einbezieht. Bundesumwelt- ministerin Angela Merkel (CDU) bewertete dies als
idealtypisches Modell. Sie werde in Kürze ein Programm vorlegen, das für Beiträge ge- sellschaftlicher Gruppen offen sei. Letztlich sei es jedoch Aufgabe des Staates, Ziele zu formulieren. SG/afp
Weniger tödliche Arbeitsunfälle
ST. AUGUSTIN. Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in der gewerblichen Wirt- schaft sank 1997 um zehn Prozent auf rund 1 000 Unfäl- le (1996: 1 120). Wie der Hauptverband der gewerb- lichen Berufsgenossenschaf- ten (HVBG) mitteilte, ging die Zahl der meldepflichti- gen Arbeitsunfälle ebenfalls zurück: Rund 37 800 Unfälle wurden 1997 gemeldet – ein Minus von drei Prozent. Der HVBG führt dies auf intensi- ve Prävention in den einzel- nen Branchen zurück.
Die Zahl der Fälle, in de- nen eine Berufskrankheit an-
erkannt wurde, sank 1997 nur minimal. Von rund 78 200 Ver- dachtsanzeigen wurden 27 900 Meldungen anerkannt (34 Prozent). 1996 lag die Aner- kennungsquote bei 35,4 Pro- zent. Die meisten anerkann- ten Berufserkrankungen wa- ren Hauterkrankungen. EN
Qualitätsstandards in der Sprachtherapie
DORTMUND. Das Mini- sterium für Arbeit, Gesund- heit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen hat für sprachtherapeutische Lei- stungen Qualitätsstandards festgeschrieben. Nach Anga- ben der AOK Westfalen-Lip- pe dürfen die Leistungen künftig nur noch von zugelas- senen Logopäden zu Lasten der Gesetzlichen Kranken- versicherung erbracht wer- den. Der Erlaß des Ministeri- ums habe nach jahrelanger Unklarheit nun geregelt, daß die Krankenkassen nur noch mit der Berufsgruppe der Lo- gopäden Verträge über die Sprachtherapie abschließen
müssen. SG
Gewalttaten
gegen ältere Menschen nicht verschweigen
BONN. Älteren Men- schen, die physisch oder psy- chisch mißhandelt werden, wird nach Ansicht der Initia- tive „Handeln statt Mißhan- deln“ des Fördervereins Ge- rontopsychiatrie zu wenig ge- holfen. Vor allem bei Gewalt innerhalb der Familie fehlten Anlaufstellen für Betroffene.
Zudem sei Gewalt gegen älte- re Menschen in Deutschland ein Tabuthema.
Der Förderverein Geron- topsychiatrie betreibt seit knapp einem Jahr einen bun- desweiten „Notruf für Senio- ren“. Ältere Menschen in Krisensituationen können sich dort beraten lassen und Adressen von Experten für Einzelgespräche erhal- ten (Telefon 02 28/69 68 68, montags bis freitags von 9 bis
12 Uhr). EN