Hausärztetag
Zu dem Bericht vom 20. Deutschen Hausärztetag „Sympathien für das Primärarztsystem“ von Dr. Harald Clade in Heft 41/1997:
Grundstruktur durchdenken
Es ist interessant, wie im- mer wieder versucht wird, die Pfründen, an die man sich einmal gewöhnt hat, auch zu halten und immer wieder neue Ideen hervorzuzaubern, mit denen es möglich ist, daß diese Pfründen auch nieman- dem genommen werden. Das reellste und effektivste Sy- stem in unserem Gesundheits- wesen ist die Durchführung einer alle Ärztegruppen um- fassenden Kostenerstattung, womit der Patient nicht mehr wie eine Marionette am Gängelband geführt, sondern selbstvertrauend in Eigenin- itiative entscheiden kann, wel- chen Arzt er aufsucht.
Die Patienten gehören nicht den Ärzten, denn sie sind von den Ärzten nicht ge- kauft worden. Ärztliche Tu- gend besteht darin, in ethi- scher Verantwortung dem einzelnen Hilfesuchenden zu helfen. Daß dabei Gelder freigemacht werden müssen, liegt auf der Hand und läßt sich auch nicht wegdenken.
Daß aber die Gelder nun- mehr verteilt werden sollen nach Gutdünken und dem Willen einzelner Gruppen,
widerspricht dem ärztlichen Grundgedanken.
Es wäre wesentlicher ge- wesen, die Grundstruktur un- seres Gesundheitssystems zu durchdenken und neu zu for- mulieren, statt sich darüber Gedanken zu machen, wie man den Patienten am besten von allen anderen Fachgrup- pen fernhält und sie zunächst in die eigenen Reihen schiebt
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Dr. med. Johannes Chevalier, Weißliliengasse 17, 55116 Mainz
Einkommen
Zu Ratschlägen in Sachen Geldanlage:
Zumutung
. . . Gleich mir werden es viele Ost-Ärzte als Zumu- tung empfinden, zum Scha- den auch noch den Spott zu haben. Vielleicht ist noch nicht allgemein bekannt, daß zirka 15 bis 20 Prozent der Facharztpraxen (zum Bei- spiel Frauenheilkunde) pleite gehen werden, auch trotz Scheinzahlen um 2 000 pro Quartal. Das liegt am Punkt- wert von zirka 5 Pfennigen bei festgesetzten Budgetgrenzen.
Wie ist es möglich, daß eine so ungeheuerliche Ent- wicklung von den meisten Funktionären unbemerkt ab- läuft? . . .
Raimund Hornung, Stump- felsgasse, 98574 Schmalkal- den
A-3052 (12) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 46, 14. November 1997
S P E K T R U M LESERBRIEFE
Auskunft
Zu dem Varia-Beitrag „6 DM für Aus- kunft“, in dem darüber berichtet wur- de, daß das Bundessozialgericht ent- schieden hat, daß Ärzten für Auskünf- te an Behörden eine Entschädigung zusteht:
Drei Gerichtsinstanzen für vier DM
Gratulation, lieber unbe- kannter Ophthalmologe! Sie haben, statt der angebotenen zwei DM, sechs DM erstrit- ten. Dafür haben Sie die deut- sche Gerichtsbarkeit in drei Instanzen in Anspruch ge-
nommen; dies ist Ihr unbe- strittenes Recht. Vermutlich haben Sie für uns alle einen Musterprozeß angestrengt, wahrscheinlich mit Unter- stützung eines Berufsverban- des.
Ohne auszurechnen, wel- che Kosten der Allgemein- heit dadurch entstanden sind, bitte ich Sie ganz herzlich:
Jammern Sie niemals über zu hohe Steuern oder Abgaben!
Es gibt keinen sichereren Weg, einen Rechtsstaat finan- ziell zugrunde zu richten.
Dr. med. Klaus Landendin- ger, Am Schöxweiher 7, 84137 Vilsbiburg