Standardtarif:
Wenig Interesse
KÖLN. Rund 4 000 der insgesamt rund 108 000 nie- dergelassenen Ärzte, die der Verband der Privaten Kran- kenversicherung e.V. (PKV) im September vergangenen Jahres anschrieb, haben sich in ein Sonderverzeichnis ein- tragen lassen und zugesi- chert, daß sie die Bedingun- gen des sogenannten Stan- dardtarifs für Versicherte ab vollendetem 65. Lebensjahr beachten werden (unter an- derem: Begrenzung der Li- quidation auf höchstens das 1,7fache des GOÄ-Satzes).
Inzwischen haben einzelne private Krankenversicherer die Liste ihren Versicherten übermittelt. Der PKV-Ver- band erwägt eine erneute Be- fragung der Ärzte, ungeach- tet des Protestes verschiede- ner Landesärztekammern, der Bundesärztekammer und von Ärzteverbänden, die be- rufsrechtliche Vorbehalte ge- gen das Führen und Offenle- gen solcher Ärztelisten erho- ben. Nach Angaben des Ver- bandes haben bisher lediglich rund 1 100 Versicherte den
„Standardtarif“ gebucht. EB
Kassen beschließen weitere Festbeträge
BONN. Die Spitzenver- bände der gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV) ha- ben am 14. Februar weitere Festbeträge für Arzneimittel festgesetzt. Wie die Verbände mitteilten, handelt es sich da- bei in der Stufe 1 (Arzneimit- tel mit denselben Wirkstof- fen) um zwei neue Wirkstoffe sowie bei einem weiteren Wirkstoff um eine zusätzliche Gruppe für bestimmte Dar- reichungsformen, die bisher nicht festbetragsfähig war.
Die neuen Festbetragsgrup- pen betreffen die Indikati- onsgebiete Bluthochdruck, Durchfall- und Prostataer- krankungen.
In der Stufe 3 (Arzneimit- tel mit therapeutisch ver-
gleichbarer Wirkung) werden Festbeträge für anticholinerg wirkende Parkinsonthera- peutika festgesetzt. Die GKV-Spitzenverbände rech- nen bei den neuen Festbeträ- gen, die am 1. Juli in Kraft treten sollen, mit einem Ein- sparvolumen von rund 21 Millionen DM.
Die Verbände haben außerdem beschlossen, die Arzneimittel-Festbeträge bei
106 Gruppen um Abschlags- sätze zwischen 1,25 und 25 Prozent zu reduzieren. Die Verbände rechnen dabei mit Einsparungen von rund 550 Millionen DM. Die Anpas- sungen sollen am 1. Mai in Kraft treten. Wie die GKV- Spitzenverbände weiter mit- teilten, sollen die Festbeträge alternierend jeweils zum 1.
April eines Jahres überprüft und angepaßt werden. HK
A-642 (22) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997
P O L I T I K NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
1996 wurden in den Apotheken Arzneimit- tel im Wert von knapp 25 Milliarden DM (Herstellerpreise) ver- kauft, gegenüber 1995 ein Plus von 5,4 Prozent. Das Gros des Umsatzes machten die Apotheken mit rezeptpflichtigen Arz- neimitteln. Hier be- trug die Steigerung 6,9 Prozent, der Um- satz annähernd 17 Milliarden DM. Ver- gleichsweise beschei- den war dagegen die wertmäßige Zu- wachsrate von 2,4 Prozent beim Verkauf rezeptfreier Präpara- te. Die Verkaufserlöse im größten Teilseg-
ment des deutschen Arzneimittelmarktes, dem Apothekenmarkt, entwickelten sich bis zum Oktober 1996 positiv, danach brachen sie ein. Da insgesamt weni- ger Arzneimittelpackungen verkauft wurden und die Preise stabil waren, läßt sich die Entwicklung nur durch das Verordnungsverhalten der Ärzte erklären.
Seehofer kritisiert Modellversuch zur Abgabe von Haschisch
KIEL. Der von der schles- wig-holsteinischen Landesre- gierung geplante Modellver- such zur kontrollierten Abga- be von Haschisch in Apothe- ken hat nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Seehofer (CSU) keine Chan- ce auf Genehmigung durch das Bundesinstitut für Arz- neimittel und Medizinpro- dukte (BfArM). Seehofer kündigte an, er werde alles daransetzen, um den Modell- versuch zu verhindern. Die
Drogenpolitik der schleswig- holsteinischen Gesundheits- ministerin Heide Moser (SPD) hält der Bundesge- sundheitsminister für falsch.
Er glaube nicht, daß durch die kontrollierte Abgabe von Ha- schisch die Beschaffungskri- minalität eingedämmt wer- den könne. Außerdem weise die Ausarbeitung des An- trags Mängel auf, weil dieser zu viele Fragen offenlasse.
Der Suchtkontrollrat der Vereinten Nationen unter- stützte Seehofers Kritik und forderte die Bundesregierung auf, sich gegen den geplanten Cannabis-Verkauf in Schles- wig-Holstein einzusetzen. Mo-
ser wies die Kritik an ihrer Drogenpolitik zurück und äußerte die Hoffnung, daß
„unabhängige Wissenschaft- ler“ im BfArM den Modellver- such doch noch genehmigen werden. Mit einer Entschei- dung rechnet Moser Mitte die- ses Jahres. afp/ab
Fortbildung in Ernährungsmedizin
FREIBURG. Die Deut- sche Akademie für Ernäh- rungsmedizin in Freiburg er- gänzt ihr Fortbildungspro- gramm nach dem Curricu- lum der Bundesärztekammer durch die Möglichkeit der klinischen Fortbildung. Wie die Akademie mitteilt, sind zunächst speziell eingerichte- te Reha-Zentren und andere Kliniken, die eine wissen- schaftlich begründete quali- tätsgesicherte Diätetik prak- tizieren, als Fortbildungsstät- ten vorgesehen. EB
BFB kritisiert Spaltung des
Spitzensteuersatzes
BONN. Ein gespaltener Spitzensteuersatz, der die ge- werblichen Einkünfte mit mehr als vier Prozent Diffe- renz bevorzugt, führt, so der Bundesverband der Frei- en Berufe (BFB), „zu Arg- wohn und Attentismus bei Deutschlands Freiberuflern“.
BFB-Präsident Dr. med. Ul- rich Oesingmann sagte in Bonn: „Wenn die Steuerprak- tiker glauben, die Freibe- rufler seien die nützlichen Idioten der Nation, die hohe Steuersätze zahlen und zu- sätzliche Arbeitsplätze schaf- fen, werden sie scheitern und einen letzten Wachstums- zweig brechen.“
Der BFB appellierte an die Steuerverhandlungskom- missionen, das Potential, das bei den Freien Berufen für den Arbeitsmarkt schlum- mert, nicht durch öffentli- che Diskriminierungsdiskus- sionen zu dezimieren oder durch falsche Enscheidungen ganz auszuschalten. EB