DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
EDTA-induzierte Pseudo-Thrombozytopenie
gen seltener und dürfte bei etwa 0,5 Prozent aller untersuchten Pa- tienten zu beobachten sein.
An eine EDTA-induzierte Throm- bozytopenie sollte in den Fällen gedacht werden, in denen keiner- lei klinische Zeichen einer Blu- tungsneigung vorhanden sind und die Verdachtsdiagnose ITP ledig- lich aufgrund der Zählung in ED- TA-Blut gestellt wurde. Durch Be- stimmung der Thrombozytenzahl in Citrat-Blut kann dieser Artefakt ausgeschlossen werden.
Literatur
(1) Gowland, E.; Kay, H. E. M.; Spillman, J. C.;
Williamson, J. R.: Agglutination of Platelets by a Serum Factor in the Presence of EDTA, J.
clin. Pathol. 22 (1969) 460-464 — (2) Mant, M. J.;
Doery, J. C. G.; Gauldie, J.: Unusual Platelet Changes Occuring in Ethylene Diamine Te- traacetate (EDTA), Clin. Res. 20 (1972) 934-939
— (3) Shreiner, D. P.; Bell, W. R.: Pseudothrom- bocytopenia: Manifestation of a New Type of Platelet Agglutinin, Blood 42 (1973) 541-549 — (4) Veenhoven, W. A.; Van der Schans, G. S.;
Huiges, W.; Metting-Scherphuis, H. E.; Halie.
M. R.; Nieweg, H. 0.: Pseudothrombocytope- nia due to an Agglutinin IgM Immunoglobulin, Am. J. of Clin. Pathol., Band 72 (1979) 1005-1008 — (5) Onder, 0.; Weinstein, A.; Hoy- er, L. W.: Thrombocytopenia Caused by Plate- let Agglutinins that are Reactive in Blood An- ticoagulated with Chelating Agents, Blood 56 (1980) 177-182 — (6) Pegels, J. G.; Bruynes, E.
C. E.; Engelfriet, C. P.; v. d. Borne, A. E.:
Pseudothrombocytopenia: An Immunological Study an Platelet-Antibodies Dependent in Ethylene Diamine Tetra-acetat, Blood 59 (1982) 157-161 — (7) Payne, B. A.; Pierre, R. V.:
Pseudothrombocytopenia: A Laboratory Arte- fact with Potentially Serious Consequences, Mayo Clinic Proc. 59 (1984) 123-125
Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. phil.
Hans D. Reuter Medizinische Universitätsklinik I
Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41
FÜR SIE GELESEN
Keine Gefahren durch Fluorid-Kariesprophylaxe
Nach Literaturangaben schwankt die menschliche Letaldosis von Fluorid zwischen 40 und 80 mg/
kg. Postmortal bestimmte Fluorid- konzentrationen im Blut betrugen in zwei Fällen 6,6 bzw. 16 ring/I. Ein Kind überlebte trotz einer Serum- fluoridkonzentration von 14 mg/I.
Bei Natriumfluoridaufnahme bil- det sich im Magen Flußsäure.
Symptome einer Säurevergiftung sind Erbrechen, Durchfälle und Bauchschmerzen. Fluor bildet mit Kalzium schwerlösliches Kalzium- fluorid, es resultiert eine Hypokalz- ämie mit Tetanie. Entscheidend bei der Vergiftung ist die Hem- mung zahlreicher Fermentsyste- me. Sie führt zu einer direkten De- pression der Herztätigkeit sowie zu einer peripheren Gefäßerwei- terung und hierdurch zum Tod in- folge akuten Herz-Kreislauf-Ver- sagens.
In den USA kam es in sechs Fällen zu einer akzidentiellen Überfluori- dierung des Trinkwassers. Bei dem ersten dieser Vorfälle erlitten 200 Schüler und 12 Erwachsene nach dem Trinken eines Orangen- saftes mit 270 mg/I Fluorid 15 bis 60 min lang Übelkeit und Erbre- chen. Dieselbe Symptomatik wur- de auch in den anderen Fällen be-
obachtet. Der bisher einzige To- desfall nach Einnahme von Fluo- ridtabletten ereignete sich bei ei- nem 3jährigen Kind, das 200 Ta- bletten zu 1 mg verschluckte.
In etwa 20 epidemiologischen Untersuchungen über den Ein- fluß fluoridhaltigen Trinkwassers konnte kein negativer Einfluß auf den allgemeinen Gesundheitszu- stand nachgewiesen werden. Das gleiche gilt für Untersuchungen über Zusammenhänge zwischen Fluoriden und Krebs. Zeitweise Überlegungen über einen Zusam- menhang zwischen Fluoriden und Mongolismus erwiesen sich auch als gegenstandslos. Auch kardio- vaskuläre Erkrankungen werden keinesfalls durch Fluoride begün- stigt, eher wird eine Abnahme be- obachtet, da eine Hemmwirkung von Fluorid auf die Kalzifizierung der Aorta angenommen wird. Bei Einhaltung der heute üblichen Dosierung ist nicht mit dem Auf- treten von Zahnfluorose in kosme- tisch oder gar klinisch bedenkli- chem Maße zu rechnen.
Abschließend kann gesagt wer- den, daß die Zufuhr von Fluoriden in der Menge, wie sie für die Ka- riesprophylaxe erforderlich ist, to- xikologisch unbedenklich ist. cas
Strubel, 0.: Die Toxizität der Fluoride. Dtsch.
med. Wschr. 110 (1985) 730-736. Institut für Toxikologie der Medizinischen Hochschule Lübeck
Neutralisationskapazität zur Ulkusbehandlung
In den vergangenen acht Jahren sind zahlreiche Ulkusstudien mit Antazida durchgeführt worden, wobei mit recht unterschiedlichen Dosen überzeugende Heilungsra- ten erzielt wurden. Während bei den initialen Therapiestudien eine Neutralisationskapazität von über 1000 mmol gefordert wurde, wor- unter zwei Drittel der Patienten Durchfälle entwickelten, kommen die Autoren aus New Delhi auf- grund ihrer Studie zur Dosisfin- dung zu dem Schluß, daß beim Ulcus duodeni mindestens 200 mmol Neutralisationskapazität (90 ml Aludrox®) gegeben werden müssen, um eine Beschwerdefrei- heit und eine rasche Abheilung des Geschwürs zu gewährleisten.
Offengelassen werden muß, ob diese bei indischen Patienten er- zielten Ergebnisse ohne weiteres auf unsere Verhältnisse übertra- gen werden können, da offen- sichtlich rassische Unterschiede hinsichtlich der Sekretionskapazi- tät der Magenschleimhaut beste- hen.
Kumar, N., J. C. Vij, A. Karol, B. S. Anand: Con- trolled therapeutic trial to determine the Opti- mum dose of antacids in duodenal ulcer. GUT 25: 1199-1202,1984
Department of Gastroenterology, GB Pant Hospital, New Delhi 110002, India.
2996 (88) Heft 41 vom 9. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A