M E D I Z I N
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A262 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 531. Januar 2003
Über die Behandlung großer, sympto- matischer intrakavernöser Aneurysmen sollte individuell unter Berücksichtigung des Alters des Patienten, der Schwere und Progression der Symptomatik ent- schieden werden. Die Behandlung intra- kavernöser Aneurysmen sollte primär endovaskulär (Verschluss) oder kombi- niert chirurgisch (Bypass) und endovas- kulär (Verschluss) erfolgen.
>Bei nichtrupturierten, aber sym- ptomatischen intraduralen Aneurys- men jeder Größe sollte eine Behand- lung empfohlen werden, bei akut sym- ptomatischen Aneurysmen mit relati- ver Dringlichkeit.
Symptomatische große oder Rie- senaneurysmen bedürfen aufgrund des höheren chirurgische Risikos ei- ner sorgfältigen Analyse des individu- ellen Patienten- und Aneurysmarisi- kos sowie der Expertise des Neuro- chirurgen oder Neuroradiologen und der behandelnden Klinik.
>Bei Patienten mit einem nicht- rupturierten Aneurysma nach stattge- habter SAB aus einem anderen, be- reits versorgten Aneurysma sollte eine Behandlung durchgeführt werden.
Aneurysmen der Basilarisspitze weisen ein relativ höheres Ruptur- risiko auf. Eine Entscheidung über ei- ne Behandlung muss das Alter des Patienten, den neurologischen bezie- hungsweise Allgemeinzustand sowie die Risiken der Therapie berücksichti- gen.
Bei einer Entscheidung zugunsten einer Beobachtung sollten wiederhol- te Kontrollen der Aneurysmagröße durchgeführt und die Behandlungsin- dikation gegebenenfalls neu diskutiert werden.
>In Anbetracht des offenbar nied- rigen Risikos einer Blutung aus asym- ptomatischen Aneurysmen < 10 mm bei Patienten ohne stattgehabter Sub- arachnoidalblutung aus einem ande- ren Aneurysma kann keine allgemeine Behandlungsempfehlung gegeben wer- den.
Patienten mit diesen Aneurysmen müssen individuell betrachtet werden.
Eine Behandlung sollte bei jüngeren Patienten erwogen werden. Das glei- che gilt auch für Aneurysmen nahe der 10-mm-Grenze, für Aneurysmen mit Formation eines Tochtersackes, einer
multilobulären Konfiguration oder anderen, besonderen hämodynami- schen Merkmalen und für Patienten mit familiärer Aneurysmaerkrankung.
Bei einer konservativen Behand- lung sollten wiederholte Kontrollen durchgeführt werden. Bei Änderun- gen von Aneurysmagröße oder -konfi- guration sollte eine Behandlung emp- fohlen werden.
>Asymptomatische Aneurysmen ei- ner Größe > 10 mm rechtfertigen in be- sonderem Maße eine Behandlung, bei der das Alter, der neurologische Zu- stand und der Allgemeinzustand des Patienten sowie die relativen Risiken der unterschiedlichen Therapieverfah- ren berücksichtigt werden müssen.
Der vorstehende Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit der Sektion Vaskuläre Neurochirurgie der Deutschen Ge- sellschaft für Neurochirurgie erstellt.
Manuskript eingereicht: 21. 6. 2002, revidierte Fassung angenommen: 14. 10. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2003; 100: A 256–262 [Heft 5]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das beim Verfasser erhältlich oder im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit0503 abrufbar ist.
Anschrift für die Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Raabe Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie der Johann Wolfgang Goethe Universität Schleusenweg 2–16
60528 Frankfurt am Main
E-Mail: A.Raabe@em.uni-frankfurt.de
Erhöhtes Lipoprotein a, familiär beding- ter Protein-C-Mangel und Schlaganfälle vaskulären Ursprungs sind Risikofakto- ren für einen erneuten arteriellen isch- ämischen Insult während der Kindheit.
In einer 5-Jahres-Follow-up-Studie un- tersuchten die Autoren 176 Jungen und 134 Mädchen zwischen 6 Monaten und 18 Jahren aus unterschiedlichen Regio- nen in Deutschland, deren erster arteri- eller ischämischer Insult durch CT, MRI, Magnetresonanzangiographie und kon- ventionelle Angiographie bestätigt wur- de. Das Ende der Studie wurde defi- niert durch einen erneuten ischämischen Insult, der durch MRI, MR-Angiogra- phie oder konventionelle Angiographie nachgewiesen wurde. Routinemäßig wurden alle Patienten 4 bis 6 Wochen, 3 bis 6 Monate und 12 Monate, dann jähr- lich nach dem ersten Insult bildgebend untersucht. 156 Patienten erhielten nach dem ersten Insult keine antithromboti- sche Therapie, die anderen wurden mit Vitamin-K-Antagonisten, Thrombo- zytenaggregationshemmer oder niedrig dosiertem Heparin behandelt. Unter- sucht wurden mit standardisierten La- bortechniken bei allen Patienten die
Mutationen in den Genen, die für Faktor V G 1691 A und Faktor II G20210A ko- dieren, sowie für den Widerstand des ak- tivierten Protein C. Ebenso gemessen wurden die Konzentrationen von Lipo- protein a, Protein C, Protein S, Anti- thrombin und Antiphospholid-Antikör- pern. Die Auswertungen ergaben, dass erhöhtes Lipoprotein a und Protein-C- Typ-I-Mangel unabhängige Risikofakto- ren für einen erneuten ischämischen In- sult waren. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der erneute ischämi- sche Insult im Kindesalter zwar selten vorkommt aber ein ernstzunehmendes Ereignis ist, da des schnell nach dem er- sten Insult eintritt und eine hohe Morta- lität aufweist. Deshalb, so die Autoren, ist die Identifikation von Kindern mit ge- steigertem Risiko aufgrund von erhöh- tem Lipoprotein a, und Protein-C-Man- gel eine präventive Notwendigkeit. et Sträter R, Becker S, von Eckardstein A: Prospective assess- ment of risk factors for recurrent stroke during childhood – a 5-year follow-up study. Lancet 2002; 360:1540–45.
Prof. Ulrike Nowak-Göttl,Abteilung für pädiatrische Häma- tologie und Onkologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 48149 Münster.
Risikofaktoren für einen erneuten Schlaganfall bei Kindern
Referiert