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Sie habe um eine Arbeitsbestätigung für sieben Monate Arbeit in der „Militärfabrik Weberei Druckerei Otten&#34

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Hruntowa Anna Hrighorowna (Jg.1922 aus Stepna/Ukraine): "Es gab auch Frauen, die ihre kleinen Kinder loswurden“

Das Dorf Stepna, in dem Anna Hruntowa wohnt, finden wir beim besten Willen nicht.

Schließlich bitten wir in der Stadt Taln’e einen Taxifahrer, uns zu dem kleinen Dorf vorauszufahren. Dort ist es einfach, Anna Hruntowa kennen alle. „Ich habe vieles ausgehalten, Krieg, Elend und Not. Jetzt bin ich sehr krank“, sagt die alte Frau gleich, als sie uns empfängt. Sie ist immer noch eine energische Person, kommandiert ihre Schwiegertöchter herum und tischt uns in kürzester Zeit ein Festessen auf.

„Gerechte Menschen, die sieht man sofort“, urteilt die 86-Jährige über die Leute in Hohenems. Sie habe um eine Arbeitsbestätigung für sieben Monate Arbeit in der

„Militärfabrik Weberei Druckerei Otten" gebeten. Umgehend erhielt sie die

Bestätigung, dass dort acht Monate, von Oktober 1944 bis Mai 1945 gearbeitet hat..

Zuvor war sie bei Bauernfamilie Josef r und Katharina Kesslein Schruns. An deren Sohn Emil erinnert sie sich gerne, denn dieser lud sie einst zu einer Neujahrfeier zum Ausgehen ein. Am 26. September 1944 gebar sie in Schruns einen Sohn. Patin war jene Ukrainerin Dudnik, die sich am Ofen in der ehemaligen Arrestzelle in Schruns mit dem Spruch: „Ich sitze und ich weiß nicht warum“, verewigt hat. Der Vater ihres Sohnes habe Tunnel gebaut, berichtet sie. Vermutlich hat er im Lager Silvretta gelebt. Genaueres konnte sie nicht angeben. Sie habe ihn einmal mit einer anderen Frau ertappt. Dann sei er bald darauf in eine 180 km entfernten Fabrik

weggekommen. Er habe zwar immer wieder mit ihr Kontakt aufnehmen wollen, auch nach der Rückkehr, aber sie wollte ihn nicht mehr sehen.

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Die junge Mutter ging freiwillig mit dem Baby nach Hohenems, denn man hatte ihr gesagt, sie werde dort das Baby häufiger sehen und betreuen können. „Ich habe nicht gewusst, dass ich in einer Militärfabrik angestellt wurde. Ich war jung, man ließ mich arbeiten und ich habe den Befehlen gehorcht.“ 75 Kinder und 75 Frauen hätten damals im Lager gelebt, die Kinder im einen und die Mütter im anderen Lager.

„Die Babys haben wir selbst gestillt, man rief uns auch in der Nacht, wenn es not- wendig war. Die Kinder waren gut betreut, in Tag- und Nachtschicht von zwei Kinderfrauen. Es war Krieg und das Essen war knapp, wir mussten Steckrüben essen und mit winzigen Stückchen Brot auskommen lernen. Sie glaubten an ein baldiges Kriegsende und an den Sieg, doch alles ist anders gekommen.“ Auf meine Frage nach Kontakten zur Bevölkerung meint sie, sie habe in Schruns etwas Kontakt gehabt, in Hohenems weni-ger, dort hätten sie ihre eigene Gesellschaft gehabt, hätten Burschen aus dem anderen Lager kennen gelernt. Einen mühevollen Monat lang dauerte die Rückkehr. „Ein Wagen brach-te uns vom Lager zum Bahnhof. Im Zug forderte man uns dann auf Rus-sisch auf, auf die Kinder aufzupassen, weil sie ab jetzt den Sowjets ange-hörten. Es gab aber auch Frauen, die ihre Kinder

loswurden. Sie wollten sie einfach nicht. Ich wollte zurück zu meinen Eltern, kam nach Hause und musste sofort mit der Arbeit in der Kolchose anfangen. Ich machte Mäh- und Drescharbeiten und hatte kaum Zeit zu schlafen. Meinem Sohn habe ich alles erzählt, als er noch ganz klein war. Manchmal haben ihn die Kinder in der Schule beschimpft und ihn ‚Deutscher’ [damals ein arges Schimpfwort] genannt.“ Die Entschädigung hat sie und auch ihr Sohn bekommen, die ihre hat sie den Enkelinnen zur Heirat geschenkt.

Im unveröffentlichten Projektbericht Margarethe Ruff/Werner Bundschuh: Brücken schlagen - ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine zwischen Rückkehr und neuer Heimat.(2008) ist das Gespräch mit Margarethe Ruff anonymisiert.2014 ist Anna Iwanowna Runez damit einverstanden, dass ihr Name genannt wird und ihre Geschichte findet sich im Buch von Margarethe Ruff:

"Minderjährige Gefangene des Faschismus. Lebensgeschichten polnischer und ukrainischer

Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Vorarlberg". Erschienen im StudienVerlag ( November 2014).

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