J
ahrbuch
MSD 2004-06
Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität Berlin
Heft 2
Anmerkungen der Redaktion:
Aus urheberrechtlichen Gründen wurden in der digitalen Version vereinzelte
Abbildungen entfernt.
Masterstudium Denkmalpflege
der Technischen Universität Berlin
Masterstudium Denkmalpflege
an der TU Berlin
Jahrbuch 2004-06
Herausgegeben von Dorothée Sack
zusammen mit
Jürgen Giese, Martin Gussone und Daniela Spiegel
FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege
4
Impressum
Technische Universität Berlin
Fakultät VI – Institut für Architektur
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege
Herausgegeben von Dorothée Sack zusammen mit Jürgen Giese, Martin Gussone und Daniela Spiegel
Masterstudium Denkmalpflege an der TU Berlin - Jahrbuch 2004-06
Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität Berlin, Heft 2
© Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege
Berlin, Februar 2006
Redaktion: Jürgen Giese, Martin Gussone, Dorothée Sack, Daniela Spiegel
Redaktion der Poster zur Schulfarm Insel Scharfenberg: Jürgen Tietz
Grafik, Layout: Martin Gussone
scripvaz-Verlag, Christof Krauskopf, Berlin
Druck: Difo Druck GmbH, Bamberg
Auflage: 600 Exemplare
5
Inhalt
Seite
Die aktuelle Entwicklung des Masterstudiums Denkmalpflege, D. Sack
7
Die Mitarbeiter des Fachgebietes Historische Bauforschung
11
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
12
Programm Wintersemester 2004/2005 und Sommersemester 2005
Literaturhinweise 14
Abgeschlossene
Dissertationen
Hasankeyf/ Türkei, Die Rizk-Moschee
Bauforschung
und
Baugeschichte,
P.
I.
Schneider
16
Der Tempel von Muschennef, Syrien
Ein kaiserzeitlicher Sakralbau zwischen römisch-hellenistischer Architektur und lokaler Bautradition, R. Barcsay-Regner
18
Städtische Mittelhallenhäuser in Bil
Ád
ash-Sh
Ám im 19. Jahrhundert
Lokale und überregionale Einflüsse auf eine Bauform, A. Mollenhauer
19
Diplomarbeiten
Halbinsel Plaghia, Nordwest-Griechenland
Typologie und Baugeschichte der Kirchen, H. Türk
20
Cangas, Galicien / Spanien, Ehem. Fischkonservenfabrik Massó
Bauforschung und Sanierungskonzeption, G. Biecker, E. Teplyakova
22
Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung
24
Palermo / Italien, Cappella Palatina
Bauaufnahme und Bauforschung in der Unterkirche der Capella Palatina, M. Thiel, St. Platte, J. Giese, D. Sack
26
Brücken im Park – Schinkelpreis 2005
Die Kooperation von Architekten und Bauingenieuren in der Fachsparte Konstruktiver Ingenieurbau, M. Gussone
30
Potsdam - Klein Glienicke, die Brücken über den Teltowkanal
Geschichte und erhaltene Denkmalsubstanz, A. Zeese, J. Zapletal
32
Das Jahrgangsprojekt des MSD 2004-06 - die Schulfarm Insel Scharfenberg in Berlin-Tegel
Grußwort der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Abteilungsleiter L. Pieper
34
Grußwort der Schulfarm Insel Scharfenberg, Schulleiter B. Ost
35
Einführung,
J.
Giese,
D.
Spiegel
36
Berlin-Tegel, Schulfarm Insel Scharfenberg – Kurzfassung der Ergebnisse
Die Insel
Landschaftsräumliche und historische Einordnung, V. Alex, B. Schäfer
40
Garten- und Landschaftsgestaltung, I. Daniel, Ch. Schlüter
41
Bebauungsgeschichte,
A.
Brauchle
42
Die Stallscheune
Stallscheune – Baubeschreibung, Aufgaben und Methoden, J. Bacherle, S. Frank
43
Stallscheune – Ergebnisse der Bauforschung, B. Müller, I. Herbarth
44
Stallscheune – Schadenskartierung, C. Seiler, D. Gühne
45
Stallscheune – Denkmalpflegerische Zielstellung – Maßnahmenplan, A. Probst, S. Seifert, T. Hellbardt
46
Modellbau in der Bauforschung. Präsentation und Erkenntnisprozess, M. Gussone, S. Seifert
47
Glossar Brandenburger Scheunen, Funktion und Konstruktion einer verschwindenden Baugattung, K. Schmidt
48
Die Bauten der Schulfarm Insel Scharfenberg
Die Bauten von Richard Ermisch auf Scharfenberg, A. Hanusch, S. Hermsmeier, J. Lubitz
50
Die Bauten von Nina Kessler auf Scharfenberg, A. Brauchle, J. Lubitz
51
Schülerwohnhäuser – Modernisierungs-Maßnahmen, W. Kötter, H. Pieper
52
Ansätze und Entwürfe zur möglichen Aufstockung des Biopavillons, A. Geyer, C. Janßen, B. Karger
54
Denkmalpflegerische Zielstellung und Maßnahmenplan für das Inselensemble, T. Golkar, N. Gründl
55
Arbeitsproben
aus
der
Originaldokumentation
56
6
Die
Exkursionen
des
MSD,
Jahrgang
2004-06
70
Verzeichnis der Masterarbeiten MSD 2004-06
72
Qatna (Mishrife)/ Syrien, Der Palast aus der Bronzezeit
Schutzdächer für eine archäologische Ausgrabung, I. Herbarth
73
Tabriz/ Iran, Der Große Bazar
Bauforschung - Branchenerhebung - Schadenserfassung, T. Golkar
74
Toledo/ Spanien, Die Kirche San Miguel el Alto
Bauforschung und Untersuchung einer möglichen Transformation, N. Gründl, A. Hanusch, A. Probst, B. Schäfer 75
Agro Pontino/ Italien, Die Kolonistenhäuser aus der Zeit der faschistischen Urbarmachung
Typologie - Bestandserfassung - Bewahrung, I. Daniel, C. Seiler
76
Berlin-Mitte, Neues Museum
Untersuchung zur Farbgebung an der Fassade, S. Hermsmeier, B. Karger
77
Berlin-Köpenick, Bootshaus Nixenstraße
Bauuntersuchung und denkmalpflegerischer Bindungsplan, Ch. Schlüter, S. Seifert
78
Berlin-Köpenick, ehemaliges Gaswerk Grünau
Bauuntersuchung - Bauforschung - Schadenskartierung, S. Frank, C. Janßen
79
Berlin-Tiergarten, Fabrikgebäude von Egon Eiermann
Bestandsaufnahme und Sanierungskonzeption für die Stahlfenster, A. Regler
80
Berlin-Tempelhof, Katholische Kirche St. Judas Thaddäus
Eine Berliner Betonkirche der Fünfziger Jahre von Reinhard Hofbauer, B. Müller
81
Berlin-Tiergarten, Akademie der Künste
Untersuchung der Oberflächen und ihrer Gestaltung, W. Kötter, H. Pieper
82
Brandenburg/ Havel, ehem. Dominikaner-Kloster St. Pauli
Maßwerk: Bauforschung - Zuordnung - Vergleich, V. Alex, K. Weber
83
Thyrow/ Brandenburg, Landhaus Eichberg
Bauuntersuchung und Bauforschung, J. Bacherle, A. Brauchle
84
Dresden/ Sachsen, Japanisches Palais - Konsolfiguren im Innenhof
Restaurierungskonzeption für die Konsolfiguren, D. Gühne
85
Hamburg, Mönckebergstraße
Zum denkmalpflegerischen Umgang mit den Kontorhäusern des Architekten Carl Bensel (1878-1949), J. Lubitz 86
Helmstedt/ Niedersachsen, Holzberg 10
Bestandsaufnahme und Bauforschung, A. Geyer, Th. Hellbardt
87
Braunschweig/ Niedersachsen, Forumsplatz und Rektorat der TU
Bestandserfassung
und
Maßnahmenplanung,
K.
Nawa
88
Zwiesel/ Niederbayern, Historische Gewölbe
Bauforscherische und denkmalpflegerische Untersuchungen, R. Cotorobai
89
Verzeichnis
der
Absolventen,
MSD
2004-06 90
Abbildungsnachweis
91
7
Die aktuelle Entwicklung des Masterstudiums Denkmalpflege
Wir freuen uns sehr, dass unser im letzten
Jahr begonnenes Vorhaben, ein Jahrbuch des
Masterstudiums Denkmalpflege herauszugeben,
dieses Jahr weitergeführt werden kann. Es hat
sich gezeigt, dass das Jahrbuch weit mehr ist als
eine schöne Erinnerung. Denn hier sind nicht nur
die rund um das Jahrgangsprojekt entstandenen
Poster publiziert, die die bei der Bauforschung und
Sanierungsvorplanung gewonnenen Ergebnisse
zusammenfassen, sondern auch die Poster der
einzelnen Masterarbeiten. Insofern dient es
den Absolventen unseres Masterstudiums als
eine Art Visitenkarte, die ein recht detailliertes
Bild von Art und Inhalt ihrer dreisemestrigen
postgradualen Ausbildung vermittelt. Zudem
geben die verschiedenen Beiträge wie Poster
zu den laufenden Forschungsprojekten und den
am Fachgebiet abgeschlossenen Dissertationen
einen ausführlichen Überblick über die aktuelle
Entwicklung unseres Fachgebiets.
1Letztes Jahr bildeten die Poster zu den
abgeschlossenen Dissertationen unserer
ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter
Elgin von Gaisberg (geb. Röver) und Christof
Krauskopf den Anfang des Heftes. Beide Arbeiten
liegen mittlerweile als Buchpublikationen
vor. Auch dieses Mal verabschieden wir uns
auf diese Weise von zwei Mitarbeitern des
Institutes, unseren Tutoren Gitte Bieker und
Haiko Türk, die an dieser Stelle die Ergebnisse
ihrer Diplomarbeiten präsentieren. Als ihre
Nachfolger können wir die Architekturstudentin
Isabelle Frase und Youssef Khoury begrüßen, der
als Architekt zugleich am Fachgebiet promoviert.
Sein Dissertationsvorhaben “Vernacular
Rural Residential Architecture in Lebanon
revisited: Additions and Transformations.”
bildet thematisch eine Schnittstelle unserer
drei großen Fachgebietsthemen Bauforschung,
Denkmalpflege und Vorderer Orient.
Im Februar des Jahres 2005 konnte den
Absolventen unseres Studienganges erstmals
der Titel „Master of Science“ verliehen und
die zugehörige Urkunde, das Zeugnis und das
diploma supplement ausgehändigt werden (s.
Jahrbuch MSD 2003-05, S. 7). Die Umwandlung
des Studiengangs in einen Masterstudiengang
stellt gegenüber dem alten Aufbaustudium,
dessen erfolgreicher Abschluss nur durch
ein Zertifikat bescheinigt werden konnte und
nicht zum Führen eines akademischen Titels
berechtigte, eine bedeutende Aufwertung dar.
Sehr verständlich erschien uns daher der Wunsch
von Absolventen des alten Aufbaustudiums,
diesen akademischen Titel nachträglich zu
erwerben. Nach intensiven Diskussionen
im Prüfungsausschuss konnte eine Lösung
entwickelt werden, die weder Absolventen
des Aufbaustudiums noch Studierende des
Masterstudiums ungerecht behandelt. Das
nachträgliche Erwerben des Mastertitels, von uns
liebevoll „Masterisierung“ getauft, ist möglich,
da die Studienanforderungen im bisherigen
Aufbaustudium denen des neuen Masterstudiums
gleichen. Die neue Prüfungsordnung allerdings
verlangt den Studierenden etwas mehr ab als im
Aufbaustudium, so dass die „Masterisierung“
stets noch Zusatzleistungen erfordert. Trotz
dieser Hürde haben sich im Wintersemester
2005/06 rund 25 unserer „Ehemaligen“
wieder immatrikuliert, um durch Seminare und
Prüfungen ihr Zertifikat des Aufbaustudiums in
den Mastertitel umzuwandeln.
Ebenfalls im Februar 2005 wurde in Bamberg
im Dominikanerkloster das von der DFG
finanzierte Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft
– Bauforschung – Denkmalpflege“, ein
lang-jähriges Gemeinschaftsprojekt der TU Berlin
und der Otto-Friedrich-Universität Bamberg,
mit einer zweitägigen Abschlussveranstaltung
beendet. Das Graduiertenkolleg war 1996
als gemeinschaftliche Forschungseinrichtung
beider Universitäten gegründet worden, um
interdisziplinär in diesen drei Fachrichtungen
angesiedelte Dissertationen zu fördern. Die
Förderung umfasste pro Förderungsperiode
12 Stipendiaten- und 12 Kollegiatenplätze,
die gleichmäßig auf beide Universitäten verteilt
waren. Mit dem turnusgemäßen Ende nach
drei Förderperioden findet eine Institution ihr
Ende, die aufs Engste mit den Fachgebieten
Kunstwissenschaft, Bau- und Stadtgeschichte
sowie unserem Fachgebiet Historische
Bau-forschung verbunden war. Nicht nur viele
Mitarbeiter der Fachgebiete kamen aus dem
Kreis der Kollegiaten und Stipendiaten, auch
zahlreiche Absolventen des Aufbaustudiengangs
erhielten für ihre Promotionsvorhaben eine
Förderung durch das Graduiertenkolleg.
Der Austausch der verschiedenen Disziplinen
untereinander und auch der beiden Universitäten
miteinander war zum einen den einzelnen
Dissertationsprojekten förderlich, andererseits
mündete er in zahlreichen Tagungen und je
8
einem gemeinsamen Forschungsprojekt pro
Förderungsperiode, deren Ergebnisse auch
publiziert werden konnten.
2Wie gewinnbringend die interdisziplinäre
Ausrichtung des Kollegs und die Zusammenarbeit
der beiden Universitäten war, zeigt sich deutlich
an der beeindruckenden Statistik über die
beruflichen Werdegänge der ehemaligen
Stipendiaten und Kollegiaten.
Ein ähnlich interdisziplinäres, aber wesentlich
kleiner angelegtes Projekt war das Seminar
„Brücken im Park“, das unser Fachgebiet
zusammen mit dem Fachgebiet Tragwerksentwurf
und -konstruktion sowie dem Fachgebiet Stahlbau
im Wintersemester 2004/05 für Architektur- und
Bauingenieurstudenten angeboten hat. Das
Seminar befasste sich mit Fragen zu Entwurf und
Konstruktion von Brückenneubauten in einem
denkmalgeschützten Umfeld. Als konkreter
Hintergrund diente der Schinkelwettbewerb
2005. In dessen Fachsparte „Konstruktiver
Ingenieurbau“ war die Aufgabe gestellt worden,
zwei Brücken über den Teltowkanal zu entwerfen,
die den Babelsberger Park und den Anger
von Klein Glienicke miteinander verbinden
sollen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der
Disziplinen wurde auch von der Wettbewerbsjury
gewürdigt, indem sie einem Seminarbeitrag, der
Gruppenarbeit von Philip Köper, Ansgar Pott, Jan
Zapletal und Andreas Zeese, den ersten Preis
verlieh.
Im Mai 2005 konnte das am Fachgebiet
angesiedelte Forschungsprojekt „Bauaufnahme
und Bauforschung in der Unterkirche der
Cappella Palatina in Palermo“ durch die
Übergabe des Forschungsberichtes an die
Würth-Stiftung abgeschlossen werden, die die
Untersuchungen durch eine großzügige Spende
ermöglicht hatte.
In zwei Arbeitskampagnen vor Ort im Juli/ August
2004 und Februar 2005 mit anschließender
Aufarbeitung der Ergebnisse, konnte
–
zusammen
mit den Diplom-Ingenieuren Steffi Platte und
Monika Thiel – ein detaillierter Bauphasenplan
der Unterkirche und der Anschlussbereiche an
die Oberkirche erstellt werden. Dieses Projekt
wird mit vier Postern in diesem Heft vorgestellt;
ein Aufsatz, in dem die Ergebnisse ausführlich
dargestellt werden, ist derzeit in Arbeit.
Im Juni beteiligte sich das Fachgebiet
Historische Bauforschung zum zweiten Mal
an der Langen Nacht der Wissenschaften.
Den gesamten Abend des 11. Juni über liefen
im Foyer des Architekturgebäudes Vorträge
unterschiedlichster Art, die Belange des
Masterstudiengangs und des Fachgebiets zum
Inhalt hatten. Das Vortragsprogramm reichte
von Beiträgen zur Konzeption des Masterstudiums
über die Vorstellung ausgewählter
Abschluss-arbeiten bis hin zur Steinbearbeitung mit
historischen Werkzeugen, die von einem
Absolventen des Aufbaustudiums Denkmalpflege
demonstriert wurde. Auch die Preisträger des
Schinkelwettbewerbs stellten ihren Entwurf der
zahlreich erschienenen Öffentlichkeit vor.
Lange Nacht der Wissenschaften: Diplom-Restaurator Roland Hooß erläutert traditionelle Techniken der Steinbearbeitung.
Die Modellbauwerkstatt während der Langen Nacht der Wissenschaf-ten, im Hintergrund Vorträge zur Bauforschung und Denkmalpflege.
2
Publikationen zu Grako-Projekten
W. Wolters / A. Hubel (Hrsg.), Forschungen zum Merseburger
Dom, Halle a.d. Saale 2000; A. Hubel / J. Cramer (Hrsg.),
Forschungen zum Kloster Schulpforta, Halle a.d. Saale 2003;
J. Cramer / M. Schuller / S. Winghart (Hrsg.), Forschungen
zum Erfurter Dom, in: Arbeitshefte des Thüringischen
Landesamtes für Denkmalpflege, N.F. 20, Altenburg 2005.
9
Die Hauptattraktion des Abends war jedoch
das Modell, das die Studierenden bis tief in die
Nacht unter der Anleitung von Martin Gussone
vor den Augen der Besucher anfertigten. Im
Maßstab 1:25 entstand ein verformungsgetreues
Modell von dem diesjährigen Jahrgangsprojekt,
einer Fachwerkscheune aus dem 18. Jahrhundert
auf der Insel Scharfenberg. Das Sägen, Feilen
und Kleben der Studenten im Eingangsbereich
des Foyers wirkte so anziehend, dass sich immer
wieder Besucher spontan dazu gesellten und
eifrig mithalfen, die unterschiedlichen Fachwerk-
und Dachwerkteile mit ihren detailgenauen
Zimmermannsverbindungen anzufertigen.
Auch die Semesterferien im Sommer waren
nicht frei von Arbeit. So nutzten unsere
wissenschaftlichen Mitarbeiter Jürgen Giese und
Daniela Spiegel die vorlesungsfreie Zeit für ihre
eigenen Forschungsprojekte. Während Daniela
Spiegel im Rahmen ihres Dissertationsprojekts
„Die città nuove des Agro Pontino im Rahmen
der faschistischen Staatsarchitekturdebatte.
Einflüsse und Auswirkungen“ an dem diesjährigen
Studienkurs der Bibliotheca Hertziana mit dem
Thema „Vom Colosseo zum Colosseo Quadrato.
Römische Urbanistik 1870-1943“ teilnahm,
um dort ihre Forschungsergebnisse über die
Neustadtgründung Sabaudia vorzustellen,
verbrachte Jürgen Giese seine Forschungszeit
an der Stadtmauer von Messene, einer
Stadt-gründung von 369 v. Chr. auf der Peloponnes in
Griechenland. Innerhalb eines in Kooperation mit
der Freien Universität Berlin und der Society for
Messenian Archaeological Studies durchgeführten
Forschungsprojekts leitet er die Bauforschung an
einem der besterhaltenen Monumente antiker
Fortifikationsarchitektur in Griechenland.
Martin Gussone beschäftigte sich mit der
Baugeschichte der Eiskeller-Pyramide im Neuen
Garten in Potsdam, die er im Frühsommer im
Rahmen der Erprobung neuer Messmethoden
vermessen hatte.
Als weiterer Teil der Öffentlichkeitsarbeit ist
die fast schon als traditionell zu bezeichnende
Beteiligung des Fachgebiets am Tag des offenen
Denkmals am 11./12. September zu nennen.
3Die Studenten des laufenden Jahrgangs,
MSD 2004-06, stellten die im Rahmen des
Jahrgangsprojekts auf der Schulfarm Insel
Scharfenberg erarbeiteten Forschungsergebnisse
vor. Die Führungen sowohl durch die
Fachwerkscheune als auch über die gesamte
Insel, im Vordergrund standen dabei Fragen zur
Bauforschung und Denkmalpflege, ergänzten
die traditionelle Teilnahme der Schulfarm
Tag des offenen Denkmals 2005, Schulleiter Burkhard Ost
bei einer Führung an der Fachwerkscheune.
3
Beteiligung des MSD am Tag des offenen Denkmals
Antonia Brauchle, Anna Hanusch, Christine Schlüter,
Bernadeta Schäfer und Sandra Seifert führten auf der Insel
Scharfenberg, Doris Schollmeier und Torsten Kiepke in der
Max-Kreutziger-Schule in Berlin-Friedrichshain, Anja Wiese
und Sonnhild Hennig an den Kaskaden am Lietzensee in
Berlin-Charlottenburg, Stefanie Ahting am Potsdamer Tor
in Groß Glienicke-Potsdam-Mittelmark - und Manuela
Schulz im Wasserturm des ehem. Stammlagers Wünsdorf.
Das Potsdamer Tor in Groß Glienicke, Potsdam-Mittelmark.
Messene
10
Insel Scharfenberg am Tag des offenen
Denkmals, die Führungen zur Geschichte der
Schule und Insel anboten. Eine Ausstellung der
Poster mit Kurzfassungen der Ergebnisse der
Bauuntersuchungen an der Außenwand der
Scheune rundeten die Präsentation ab.
Außerdem fanden verschiedene Führungen
in Objekten statt, die von ehemaligen
Studenten des Masterstudiums im Rahmen ihrer
Abschlussarbeiten untersucht worden waren.
Zusammen mit der Stiftung Preussische Schlösser
und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) und
dem Landesdenkmalamt Berlin veranstalteten
wir vom 13. bis 15. Oktober 2005 die Tagung
"Schloss Charlottenburg in Berlin – Im Wandel
denkmalpflegerischer Auffassungen". Die
Veranstaltung, an der Denkmalpfleger,
Bau-forscher, Kunsthistoriker und Architekten aus
dem In- und Ausland teilnahmen, hatte den
Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses
nach dem Zweiten Weltkrieg im Vergleich zum
Umgang mit anderen Schlossanlagen in Europa
zum Thema.
Unser Institut beteiligte sich an dieser Tagung mit
Vorträgen zur Bauforschung und Bestandsanalyse
des Neuen Flügels des Charlottenburger Schlosses.
Die bauhistorische und bauarchäologische
Untersuchung des Neuen Flügels wird seit 2004
als Drittmittelprojekt unseres Fachgebiets von
Elgin von Gaisberg, Christiane Hertwig und Dina
Sperl durchgeführt.
Schließlich verbleibt noch, die letzte größere
Veranstaltung dieses Jahres zu nennen: Am
21. November fand als
Gemeinschaftsveran-staltung mit dem Vorderasiatischen Museum,
dem Deutschen Archäologischen Institut, der
Koldewey-Gesellschaft und der Deutschen
Orientgesellschaft ein Kolloquium anlässlich
des 150. Geburtstags von Robert Koldewey,
dem Begründer der Historischen Bauforschung
statt. Mit Koldewey verbindet das Institut
sowohl die von ihm entwickelte Methodik der
klassischen Bauforschung, die wir nach wie
vor unseren Studenten als grundlegendes
Rüstzeug vermitteln, als auch der inhaltliche
Forschungsschwerpunkt im Nahen Osten.
Seit Oktober hat nun bereits der Jahrgang
2005-07 das Masterstudium Denkmalpflege
begonnen, der dieses Jahr, was die Provenienz
der Studenten betrifft, so bunt gemischt ist wie
noch nie. Neben Studierenden aus Rumänien,
Tschechien, Griechenland und Spanien freuen
wir uns, dass auch vier Studenten mit einem
Staatsstipendium aus Syrien am Masterstudium
teilnehmen können. Zusammen erforschen
sie in unserem diesjährigen Jahrgangsprojekt
die Baugeschichte eines Bürgerhauses in der
Strausberger Altstadt. Doch darüber berichten
wir im nächsten Heft.
Dorothée Sack, Jürgen Giese, Daniela Spiegel,
Martin Gussone
Symposium zum 150. Geburtstag von Robert Koldewey
Symposium
zum150. Geburtstag
vonRobert Koldewey
21. November 2005 RK-150_050601.indd 1 16.12.2005 13:38:2811
Die Mitarbeiter des Fachgebietes Historische Bauforschung,
Masterstudium Denkmalpflege, 2004-06
Leitung des Fachgebietes
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack
Sekretariat:
Dipl.-Ing. Kristin Brenndörfer
Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Jürgen Giese M.A.
Daniela Spiegel M.A.
Wissenschaftlich-Technischer Mitarbeiter:
Dipl.-Ing. Martin Gussone
Wissenschaftliche Mitarbeiter in Drittmittelprojekten:
Dr. Elgin von Gaisberg, örtliche Projektleitung: Altes Museum, Schloss Charlottenburg, Schloss Schönhausen
Dipl.-Geogr. Christiane Hertwig: Schloss Charlottenburg, Schloss Schönhausen
Dipl.-Ing. Steffi Platte: Unterkirche Cappella Palatina
Dipl.-Ing. Mike Schnelle: Exkursionsplanung
Dina Sperl M.A.: Altes Museum, Schloss Charlottenburg, Schloss Schönhausen
Dipl.-Ing. Monika Thiel: Unterkirche Cappella Palatina, Altes Museum, Schloss Schönhausen
Tutoren in Drittmittelprojekten:
cand. arch. Isabelle Frase, seit Juni 2005
Dipl.-Ing. Haiko Türk, bis September 2005
Dipl.-Ing. Gitte Biecker, bis März 2005
cand. inform. Daniel Krüger
Anschrift:
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack
TU Berlin, FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege
Sekretariat A 58
Architekturgebäude, Raum 812
Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin
Tel. ++49 30 314-796 11
Fax. ++49 30 314-796 12
Mail msd@tu-berlin.de
12
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Die von den Fachgebieten Historische Bauforschung und Bau- und Stadtbaugeschichte initiierte
vierzehntägige Vorlesungsreihe bildet ein Forum für alle an Fragen der Denkmalpflege, der
Bauge-schichte sowie der historischen und archäologischen Bauforschung arbeitenden Kollegen. Ziel ist es,
eine bunte Palette von aktuellen Forschungen auf diesen Gebieten vorzustellen und aus nationaler
und internationaler Sicht zu diskutieren. Seit 1999 wird damit der Dialog zwischen inner- und
außer-universitären Institutionen sowie den in der Praxis tätigen Kollegen befördert.
Kontakt:
TU Berlin - Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Sek. A 58, Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin
Tel. 030-314 796 11 - Fax. 030-314 796 12 - e-mail: msd@tu-berlin.de
Tel. 030-314 219 46 - Fax. 030-314 219 47 - e-mail: cramer@baugeschichte.tu-berlin.de
http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/berliner-kolloquium
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer
Die Berliner Mauer Konzept für die Erinnerungsarbeit
Montag, den 04. Juli 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Aufbaustudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: Wintersemester 2005/ 2006
in Zusammenarbeit mit dem Schinkel-Zentrum für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Gerald Kühn-von Kaehne, Potsdam
BISCHOFSRESIDENZ BURG ZIESAR
800 JÄHRGE BAUGESCHICHTE BEGEHBAR UND ERLEBBAR FÜR DEN MUSEUMSBESUCHER
Montag, den 20. Juni 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Aufbaustudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächster Termin: 04. Juli 2005
in Zusammenarbeit mit dem Schinkel-Zentrum für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper
TU Berlin,FG Denkmalpflege
Die Brücke von Mostar
Montag den 23. Mai 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Aufbaustudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 06. und 20. Juni, 04. Juli 2005
in Zusammenarbeit mit dem Schinkel-Zentrum für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege
– Ein echter Ersatzbau
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Dr. Karin Pütt, Berlin
Zwischen Nomadismus und Sesshaftigkeit:
Montag, den 06. Juni 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Aufbaustudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 20. Juni und 04. Juli 2005
in Zusammenarbeit mit dem Schinkel-Zentrum für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege
Hausformen im Nordosten Syriens
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Dipl.-Ing. Stefan Vieths, OMU Köln
Die Entwurfskonzeption für das Pergamon-Museum
Montag, den 13.Dezember 2004, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 10. und 24. Januar, 07. Februar 2005
in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft-Bauforschung-Denkmalpflege“ und dem Schinkel-Zentrum web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/berliner-kolloquium.html
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack
TU Berlin
Pergamon-Museum, Berlin
Forschungen und Planungen im Museum für Islamische Kunst
Montag, den 10.Januar 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 24. Januar und 07. Februar 2005
in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft-Bauforschung-Denkmalpflege“ und dem Schinkel-Zentrum web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/berliner-kolloquium.html
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Prof. Dr.-Ing. Berthold Burkhardt, TU Braunschweig
Erhaltung und Instandsetzung von Bauten der Moderne
Montag, den 15. November 2004, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 29. November, 13. Dezember 2004, 10. Januar 2005
in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft-Bauforschung-Denkmalpflege“ und dem Schinkel-Zentrum web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/berliner-kolloquium.html
19.30 Ausstellungseröffnung, Foyer Architekturgebäude: Denkmalprogramm der Wüstenrot Stiftung
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Nicola Bröcker M.A., Berlin Dipl.-Ing. Celina Kress, Kleinmachnow
Kleinmachnow in suburbia –
Zur Baugeschichte des Berliner Vorortes
Montag, den 29.November 2004, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 13. Dezember 2004, 10. und 24. Januar 2005
in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft-Bauforschung-Denkmalpflege“ und dem Schinkel-Zentrum web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/berliner-kolloquium.html
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Dr. Gabri van Tussenbroek
Graduiertenkolleg Kunstwissenschaft Bauforschung Denkmalpflege
TU Berlin
Ein hartes Geschäft
Montag den 09. Mai 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Aufbaustudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 23. Mai, 06. und 20. Juni, 04. Juli 2005
in Zusammenarbeit mit dem Schinkel-Zentrum für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege
Die niederländische Steinhandelsdynastie Van Neurenberg (1480-1640)
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Vorstellung neuer Publikationen
zur
Bauforschung und Denkmalpflege
Montag, den 25. April 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Aufbaustudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: 09. und 23. Mai, 06. und 20. Juni, 04. Juli 2005
in Zusammenarbeit mit dem dem Schinkel-Zentrum für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege
Berliner Beiträge zur Bauforschung und Denkmalpflege
(Cramer, Sack )
-Band 1: Mies van der Rohe - Frühe Bauten
(Tussenbroek)
-Band 2: Technik des Backsteinbaus im Europa des Mittelalters
(Perlich)
Bauforschung - Eine kritische Revision
(Schumann, Goralczyck, Cramer)
Forschungen zum Erfurter Dom
(Cramer, Perlich, Tussenbroek)
Die Unterkirche der Cappella Palatina in Palermo
(Sack)
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Dr. Christof Krauskopf, Berlin
Auf dem Holzweg ?
Holzkonstruktionen des späten Mittelalters aus Eberswalde
Montag, den 24. Januar 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächster Termin: 07. Februar 2005
in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft-Bauforschung-Denkmalpflege“ und dem Schinkel-Zentrum web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/berliner-kolloquium.html
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege
Berliner Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege
Prof. Dr.-Ing. Klaus Rheidt, BTU Cottbus
Bauforschungen in Baalbek
Montag, den 07. Februar 2005, 20 Uhr c.t. in Raum A053
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Tel. 030-314 79611
Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer Tel. 030-314 21946 nächste Termine: Sommersemester 2005
in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft-Bauforschung-Denkmalpflege“ und dem Schinkel-Zentrum web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/berliner-kolloquium.html
Veranstaltet von
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer
FG Historische Bauforschung, FG Bau- und Stadtbaugeschichte
Masterstudium Denkmalpflege
In Zusammenarbeit mit
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Programm Wintersemester 2004/ 2005
15. November 2004
19.30 Uhr im Foyer des Architekturgebäudes
Ausstellungseröffnung
Denkmalprogramm der Wüstenrot Stiftung
15. November 2004
Prof. Dipl.-Ing. Berthold Burkhardt, TU Braunschweig
Erhaltung und Instandsetzung von Bauten der Moderne
29. November 2004
Nicola Bröcker M.A., Dipl.-Ing. Celina Kress, Berlin, Kleinmachnow
Kleinmachnow in suburbia
Zur Baugeschichte des Berliner Vorortes
13. Dezember 2004
Dipl.-Ing. Stefan Vieths, Architekt, OMU Köln
Die Entwurfskonzeption für das Pergamon-Museum
10. Januar 2005
Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, TU Berlin
Pergamon-Museum, Berlin –
Forschungen und Planungen im Museum für Islamische Kunst
24. Januar 2005
Dr. Christof Krauskopf, Berlin
Auf dem Holzweg ?
Holzkonstruktionen des späten Mittelalters aus Eberswalde
07. Februar 2005
Prof. Dr.-Ing. Klaus Rheidt, BTU Cottbus
Bauforschungen in Baalbek
Programm Sommersemester 2005
25. April 2005
Vorstellung neuer Publikationen
zur Bauforschung und Denkmalpflege
09. Mai 2005
Dr. Gabri van Tussenbroek, TU Berlin
Ein hartes Geschäft –
Die niederländische Steinhandelsdynastie Van Neurenberg
23. Mai 2005
Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper, TU Berlin
Die Brücke von Mostar - ein echter Ersatzbau
06. Juni 2005
Dr. Karin Pütt, Berlin
Zwischen Nomadismus und Sesshaftigkeit:
Hausformen im Nordosten Syriens
20. Juni 2005
Gerald Kühn - von Kaehne, Potsdam
Die ehemalige bischöfliche Burganlage in Ziesar
Umbau und Erweiterung zum Museum
Präsentation der Ergebnisse der Bauforschung
04. Juli 2005
Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer, TU Berlin
Die Berliner Mauer –
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Literaturhinweise
•
Masterstudium Denkmalpflege der TU Berlin – Heft 1, Masterstudium Denkmalpflege Jahrbuch
2003-05, Dorothée Sack (Hrsg.) zusammen mit Jürgen Giese und Martin Gussone, Berlin 2005.
•
Dorothée Sack, Martin Gussone: Resafa/Rusafat Hisham, in: Deutsches Archäologisches Institut
(Hrsg.), Orte und Zeiten - 25 Jahre archäologische Forschung in Syrien, Damaskus 2005, S. 50-55.
RESAFA/ RUSAFAT HISHAM, in: German Archaeological Institute (Ed.), Places in Time –
25 Years of Archaeological Research in Syria 1980-2005, Damascus 2005, p. 50-55.
•
Ulrike Siegel, Dorothée Sack: ar-Raqqa/ar-Rafiqa, in: Deutsches Archäologisches Institut (Hrsg.),
Orte und Zeiten - 25 Jahre archäologische Forschung in Syrien, Damaskus 2005, S. 60-65.
RAQQA/ AR-RAFIQA, in: German Archaeological Institute (Ed.), Places in Time –
25 Years of Archaeological Research in Syria 1980-2005, Damascus 2005, p. 60-65.
•
Dorothée Sack: Damaskus, in: Deutsches Archäologisches Institut (Hrsg.), Orte und Zeiten
- 25 Jahre archäologische Forschung in Syrien, Damaskus 2005, S. 24-29.
DAMASCUS/ DIMASHQ/ AL-SHAM, in: German Archaeological Institute (Ed.), Places in Time –
25 Years of Archaeological Research in Syria 1980-2005, Damascus 2005, p. 24-29.
•
Elgin von Gaisberg: Das Schottenportal in Regensburg – Bauforschung und Baugeschichte,
Regensburger Beiträge zu Architektur, Städtebau und Denkmalpflege, Bd. 2, Regensburg 2005.
•
Christof Krauskopf: Tric-Trac, Trense, Treichel. Untersuchungen zur Sachkultur des Adels im
13. und 14. Jahrhundert. Veröffentlichungen der deutschen Burgenvereinigung, Reihe A:
Forschungen, Band 11. Braubach 2005.
•
Hans Gebhardt, Dorothée Sack, Ralph Bodenstein, Andreas Fritz, Jens Hanssen, Bernhard
Hillenkamp, Oliver Kögler, Anne Mollenhauer und Friederike Stolleis: History, Space and Social
Conflict in Beirut. The quarter of Zokak el-Blat, Beiruter Texte und Studien 97. Beirut 2005.
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ya (Damaskus. Entwicklung und
Struktur einer orientalisch-islamischen Stadt). Übersetzt vom Deutschen ins Arabische von
Kassem Tweir in Zusammenarbeit mit Nazih Kawakibi und Ariane Ahmad, Damascus 2005.
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Abgeschlossene Dissertationen und Diplomarbeiten
Dissertationen
Renate Barcsay-Regner (2005)
Der Tempel von Muschennef (Sack, Cramer, beide TU Berlin).
Anne Mollenhauer (2005)
Städtische Mittelhallenhäuser in Großsyrien – lokale und überregionale Einflüsse auf eine Bauform
(Meyer, Universität Frankfurt/Main, Sack TU-Berlin).
Schneider, Peter Irenäus (2005) *
Die Rizk-Moschee in Hasankeyf, Osttürkei (Hoffmann Istanbul, Sack TU Berlin).
Ruth Cypionka (2005)
Die Ausstattung des Naumburger Bürgerhauses in Renaissance und Barock (Cramer, Sack, beide
TU Berlin).
Die mit * gekennzeichnete Dissertation entstand im Rahmen des Graduiertenkollegs
„Kunstwissenschaft – Bauforschung – Denkmalpflege“ der Otto-Friedrich Universität Bamberg und der TU Berlin.
Diplomarbeiten
Gitte Biecker, Elena Teplyakova (2005)
Cangas de Morrazo in Galicien, Spanien. Ehem. Fischkonservenfabrik Massó. Bauforschung und
Sanierungskonzeption (Sack, Cramer, beide TU Berlin).
Haiko Türk (2005)
Kirchen auf der Halbinsel Plaghia in Nordwest-Griechenland. Typologie und Baugeschichte
(Sack, Cramer, beide TU Berlin).
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ging, kommt dem Standort der Rizk Moschee ein zentraler – wenn nicht der zentrale Platz im Stadtgefüge zu. Am Fuße des Felsplateaus der Oberstadt mit dem herrschaftlichen Palast liegt die Anlage nicht nur unmittelbar am Zugang zum Burgberg und in großer Nähe des Stadtzentrums, sondern ist auch über die nur 50 Meter entfernt gelegene alte Brücke leicht von den Stadtvierteln der gegenüberliegenden Flussseite aus zu erreichen.
Zusammen mit anderen Bauten in Hasankeyf ist dabei während des ausgehenden Mittelalters vor der osmanischen Eroberung im Jahr 1517 aus dem Zusammentreffen verschiedener Bautraditionen eine eigenständige Architektur entstanden, die die weitere Architekturentwicklung der Süd-osttürkei maßgeblich mit geprägt hat.
Angesichts der insgesamt spärlichen Überlieferungen in dieser Region stellt der
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Bauforschung und Baugeschichte – Einleitung
Für eine knappe Charakterisierung der historischen Situation Südostanatoliens bietet sich wie kein anderer der Begriff des „Durchgangs“ an. Hier kreuzen sich die Wege, die von Syrien nach Zentralanatolien und nach Nordpersien führen sowie die Routen von Persien nach Anatolien. Von diesen Wegen wurde in alle Richtungen zu allen Zeiten ausgiebig Gebrauch gemacht. Und wenn diese Wege oft auch eine Einladung an neue und konkurrierende Eroberer war, so haben sie gleichermaßen für den Fluss von materiellen wie ideellen Werten gesorgt. In diesem geografischen und geschichtlichen Kontext steht die Rizk Moschee. Nach der Herrschaft der mongolischen Il-Khane hatten sich gerade erst kleine politische Einheiten mit relativer Autonomie herausbilden können, als Timur Lenk den Nahen Osten wieder in Unruhe versetzte. In dieser Zeit, im Jahr 1409 n. Chr., veranlasste der Herrscher des kleinen aiyubidischen Fürstentums in Hasankeyf den Bau einer neuen Moschee am Ufer des Tigris, deren Anspruch an Pracht nicht zu übersehen ist.
Der Bau wurde bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Gertrude Bell und von Albert Gabriel fotografisch und zeichnerisch dokumentiert. Gabriel legte sein Material zu den Hasankeyfer Bauten acht Jahre später in einer für die Kenntnis des Orts maßgeblichen Veröffentlichung vor.
Die heute noch erhaltenen Bauteile der stetig verfallenden Anlage – Minarett, Portal und Fassade des Gebetsraumes – weisen ein hohes Niveau in der baulichen und künstlerischen Konzeption sowie in der handwerklichen Ausführung auf. Vor dem Hintergrund des Ausbaus der Unterstadt ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, welcher mit der städtebaulichen Entwicklung Hasankeyfs einher
Grundriss der Rizk-Moschee (o.M.) von Albert Gabriel (in: Voyages archéologiques dans la Turquie Orientale, 1940).
Peter Irenäus Schneider
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE,
STRAßEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de Blick auf die Rizk-Moschee am südöstlichen Tigrisufer und die alte Tigrisbrücke vom Burgberg aus. Aufnahme aus dem Jahr 2002.
Ort mit seinen erhaltenen Bauten darüber hinaus eine der wenigen kohärenten historischen Quellen dar, die zur Klärung der Geschichte Nordmesopotamiens überhaupt zur Verfügung stehen. Die Planungen zu dem Bau des Ilisu-Staudamms nahmen eine Überflutung der Stadt in Kauf, ohne dass die Gebäude bis dahin ausreichend dokumentiert waren. Dies ist der Hintergrund, vor dem Prof. Dr.-Ing. Adolf Hoffmann, Direktor der Abteilung Istanbul des Deutschen Archäologischen Instituts, dem Grabungsleiter in Hasankeyf Prof. Dr. Oluș Arik im Sommer 2001 seine Unterstützung bei der zügigen Aufnahme und Erforschung der Denkmäler anbot. Ziel der Dissertation
Ziel der Dissertation war die exakte Dokumentation und Untersuchung der Rizk-Moschee mit den Methoden der archäologischen Bauforschung, die genaue Analyse von Entwurf und Ausführung, die Identifizierung von entwurfsrelevanten Einflüssen sowie die Einordnung in den ereignisgeschichtlichen und architekturhistorischen Kontext von Stadt und Region. Die Untersuchung beschränkt sich dabei jedoch nicht allein auf architektonisch-ästhetische Aspekte, sondern bezieht ökonomische Gesichtspunkte mit ein, da sie für das Verständnis des Bau- und Entwurfsprozesses von wesentlicher Bedeutung sind. Die Arbeit leistet dabei insofern Grundlagenforschung, als die archäologische Erforschung Hasankeyfs insgesamt eine wesentliche Ergänzung zur Kenntnis der materiellen Kultur in der Region beiträgt, als bislang überhaupt nur eine geringe Zahl von islamisch-spätmittelalterlichen Bauten für diese Zeit eingehend bearbeitet ist, und historisches Wissen über Entwurfsgrundlagen und bautechnische Kenntnisse gegenwärtig nur in geringem Maße vorhanden ist.
Literaturangaben
- A. Gabriel, Voyges arquéologiques dans la Turquie Orientale, Paris 1940.
- H. Yurttas, Hasankeyf Yapýlarýn Sanat Tarihimizdeki Yeri, Diss. Erzurum 1991.
- M. Meinecke, Die mamlukische Architektur in Ägypten und Syrien (1250-1527), Glückstadt 1992.
17 Daneben konnte für einzelne Motive eine Zugehörigkeit zu iranischen Repertoires plau-sibel gemacht werden. Die Heterogenität der Motive wird dabei durch das Korsett der hervorgehobenen bauplastischen Gliederung zusammengehalten.
Besonders bemerkenswert ist das Minarett der Rizk Moschee, da dessen Ornamentierung einen neuartigen, emblematischen Charakter aufweist, dem eine Reihe nachfolgender Architekturen in der Südosttürkei verpflichtet ist. Im Ergebnis stellt sich die Rizk Moschee als eigenständige Synthese verschiedener Bautraditionen dar, die auf das Zusammenwirken eines „international“ zusammengestellten Teams schließen lassen. Daraus und aus der Qualität der Ausführung wird im Vergleich zu anderen Bauten ersichtlich, dass es dem Bauherrn offenbar gelungen ist, für sein Bauvorhaben die besten Bauleute zu engagieren, die zu der Zeit in der Region verfügbar waren.
Hofes mehrfach hervorgehoben. Auf diese Weise konnte ein hohes Maß an Monumentalität auch bei geringen Dimensionen erreicht werden. Im Zuge der Bauaufnahme wurde deutlich, dass der Entwurf der Anlage stark von rationali-sierenden Überlegungen bestimmt ist. Die Qua-derarchitektur wurde so konzipiert, dass durch standardisierte Steinschnitte und Wiederholung vorgegebener Dekorationsrapporte in der Ver-bindung mit mehrfach verwendeten Schablonen ein reiches Erscheinungsbild bei verhältnismäßig geringem Aufwand zu erzielen war. Dies gilt insbesondere für das Minarett, nicht weniger aber auch für andere Bauteile der Moschee. Die Analyse von Bauteilen und Dekorelementen hat die Hypothesen zur Beteiligung Aleppiner Handwerker am Bau, die von M. Meinecke formuliert worden sind, soweit nur bestätigen können. Darüber hinaus waren jedoch ebenso starke Bezüge zur traditionellen anatolisch-seldschukischen Bautradition festzustellen.
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Bauforschung und Baugeschichte – Ergebnisse
Die Annahme, dass die Anlage der Rizk Moschee in mehreren Phasen entstanden ist, konnte im Zuge einer Grabung im Sommer 2003 bestätigt, und die Disposition des Vorgängerbaus ermittelt werden.
Bauliche Entwicklung am Standort
Als Ausgangspunkt der baulichen Entwicklung am Standort konnte im Bereich des alten Ge-betsraumes ein Bau mit einem längsgerichteten Mittelraum identifiziert werden, an den seitlich jeweils zwei rechteckige Räume anschlossen. Da der Felsen, auf dem der Bau steht, im Verlauf der Zeit weggebrochen ist, waren ursprüngliche Ausdehnung und Gestalt nicht mehr zu er-mitteln. Für eine bautypologische Bestimmung sind so nur wenige Anhaltspunkte gegeben. Eine Identifizierung des ersten Baus als Palast
legt die Beschreibung Ibn ŠaddÁds nahe, der
Hasankeyf gegen Ende des 13. Jahrhunderts besuchte. Aus seinen Ausführungen geht hervor,
dass sich in der Nähe der Brücke ein DÁr
as-SalÔÁna befunden hat.
Nach Einsturz des Gebäudes wurde dessen südlicher Raum in reduzierter Form instand
gesetzt, mit einer MuqarnaÒ-Kuppel versehen,
und die Anlage im Norden im Jahr 1409 durch die Folge von Hof, Eingangstrakt mit Minarett und Vorhof erweitert. Über die Zeit nach dem inschriftlich verbürgten Baudatum der zweiten Phase ist wenig bekannt. Der verfallende Gebetsraum wurde durch Vermauerungen und eingefügte Stützkonstruktionen in seinem Zuschnitt sukzessive verkleinert, war aber für den weiteren Gebrauch immer noch nutzbar. In einer letzten Nutzungsphase wurde die Ruine offenbar von einem Schmied für seine Zwecke hergerichtet. Spätestens 1911 muss die Ruine gänzlich aufgegeben worden sein, denn auf den Fotografien von Gertrude Bell, die den Ort in jenem Jahr besuchte, erscheint sie verlassen. Mitte der 1940er Jahre entschlossen sich die Bewohner Hasankeyfs, das Areal wieder für eine Moscheenutzung herzurichten und führten an der Nordseite des Hofes einen neuen Gebetsraum auf, ergänzt durch weitere Anbauten bis in die jüngste Vergangenheit.
Die zweite Bauphase: der Bau von 1409 Im Zentrum der weiteren Untersuchungen stand die Anlage der zweiten Bauphase. Fotografien und Zeichnungen von Gertrude Bell und von Albert Gabriel ermöglichten es trotz des fortgeschrittenen, starken Verfalls, die Anlage der zweiten Bauphase zuverlässig zu rekonstruieren. Aus der Rekonstruktion des Vorgangs, mit dem der Entwurf in seinen letztendlichen Ausmaßen auf den Bauplatz übertragen wurde, ist zu erkennen, dass in der Ausführung Fehler unterlaufen sind, die zu Verschwenkungen in den Achsen des Gebäudes geführt haben. Dennoch werden die entwurfsleitenden Grundzüge deutlich, wonach die Disposition der Anlage durchgehend auf die Betonung der Axialität hin konzipiert wurde. Die axiale Ausrichtung wird durch die Enfilade der einzelnen, klar getrennten Bereiche, die symmetrische Konzeption, die Erschließung über die Hauptachse sowie die Längsorientierung des
Phasenplan der Rizk-Moschee (o.M.) auf der Grundlage der eigenen Untersuchungen in den Jahren 2003-2004: erster Bau und zweiter Bau aus dem Jahr 1409 (grau), sukzessive Ergäzungen und zeitlich nicht eindeutig zuzuordnende Mauerungen (dunkel-grau), Baumaßnahmen des 20. Jahrhunderts (hellgrau).
Peter Irenäus Schneider
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE,
STRAßEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de
Rekonstruktion des 1409 datierten zweiten Baus, Ost-West-Schnitt durch den Hof mit Blick nach Süden auf die Fassade des Gebetsraumes (o.M.).
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Ein kaiserzeitlicher Sakralbau zwischen römisch-hellenistischer Architektur und lokaler Bautradition
Der Tempel von Muschennef gehörte zusammen mit fünf anderen Tempeln zu dem Projekt „Kaiserzeitliche Sakralbauten in Syrien“, das von der Außenstelle Damaskus des Deutschen Archäologischen Instituts durchgeführt wurde. Das Projekt fand große Unterstützung durch die Generaldirektion der Altertümer und Museen Syriens.
Das heutige Dorf Muschennef liegt im Südwesten Syriens, im östlichen Teil des Jebel al Arab. Mitten im alten Ortskern steht ein noch recht gut erhaltener Tempel bis in Frieshöhe (8.18 m) aufrecht. Der Antentempel (9.62 x 13.53 m) mit zwei Säulen in antis erhebt sich über einem 1.22m hohen, sehr ausladenden Podium. Der Tempel besitzt eine rechteckige Vorhalle (4.29m x 8.01m) und eine quadratische Cella (7.40m x 7.40m). Die Umfassungsmauern des Temenos, des einstigen heiligen Bezirks, fehlen gänzlich, nur ein Teil vom Plattenbelag des Hofes und drei Räume blieben erhalten.
Die wissenschaftlichen Arbeiten bestanden in der Dokumentation des Tempels und des Temenos durch ausführliche Bauaufnahmen, ferner in der Baubeschreibung und der detaillierten Analyse des Baudekors sowie der Bautechnik. Auch wurden Mörtelproben untersucht, um die Frage nach den verwendeten Baumaterialien zu klären. Vergleiche zwischen dem Tempel von Muschennef und anderen Sakralbauten in den benachbarten Regionen ermöglichten es, den Tempel zeitlich einzuordnen und Rückschlüsse auf regionale Bautraditionen zu ziehen. Durch die metrologische Untersuchung konnte der ursprüngliche Entwurf erarbeitet und der tatsächlichen Ausführung des Tempels gegenübergestellt werden. Daraus resultierte eine – auf dem neuesten Wissensstand basierende – Rekonstruktion des Tempels und des Temenos.
Das Forschungsvorhaben am Tempel von Muschennef erbrachte neue Erkenntnisse, die den bisherigen Forschungsstand erheblich er-weitern. Zum Beispiel wurde das Heiligtum in der frühen Kaiserzeit von einer lokalen Gemeinde errichtet. Die äußere Formgebung des Gebäudes orientierte sich an der römisch-hellenistischen Formensprache, dagegen aber zeigten Detail-ausführungen am Bau und der Grundriss eine lokale Prägung. Auch der noch zum Teil erhaltene heilige Bezirk mit den dazu gehörenden drei antiken Räumen war den nabatäischen Heiligtümern sehr ähnlich gestaltet.
Muschennef, Umzeichnung der Bauaufnahme von der Ostseite des Tempels. Bauaufnahme und Umzeichnung Barcsay-Regner.
Renate Barcsay-Regner
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE,
STRAßEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de
Um die Forschungsergebnisse zu vertiefen, wurden publizierte wie neu entdeckte Inschriften, die erhaltene antike Architektur sowie Werkstücke einstiger antiker Bauten hinzugezogen.
Die wechselvolle Geschichte dieses Ortes, der an der Grenze zwischen dem besiedelten Land und der Steppe liegt und nachweislich schon im frühen 1. Jh. n. Chr. besiedelt war, lässt sich am Tempel und anhand der erhaltenen antiken Bauten und Werkstücke nachvollziehen. Bis 23 v. Chr. gehörte diese Region zum Nabatäerreich, anschließend kam sie zum Herrschaftsgebiet des Herodes. Von 37-44 n. Chr. regierte Agrippa I., der eine römerfreundliche Politik ausübte; in diese Zeit ist die Erbauung des Tempels anzusetzen. Bis 53 n. Chr. unterstand dieses Gebiet einem römischen Prokurator. Agrippa II. regierte von 53-99 n. Chr. Unter Kaiser Trajan (98-117 n.Chr.) wurde dieses Gebiet der römischen Provinz Syrien einverleibt. Die letzten Zeugnisse einer kontinuierlichen Besiedlung sind jene aus islamischer Zeit und zwar aus dem 12. Jh.
Doch stand der Ort bis zu seiner erneuten Besiedlung im Jahre 1858 durch Drusen nicht die ganze Zeit über leer. Auf ihren alljährlichen Wanderungen ließen sich Beduinen hier vorübergehend nieder, bis sie mit ihren Viehherden in die Steppe zurückkehrten. Beeindruckende Zeugnisse aus dieser Zeit liefern eine Menge eingeritzter Symbole in den Tempelwänden. Auch die Neuzeit hinterließ ihre Spuren durch aufgesprühte Parolen auf der Tempelnordwand. Bis vor einigen Jahren diente der Tempel als Wohnung, dieser Umstand bewahrte das Bauwerk vor der Zerstörung, so dass er heute der am besten erhaltene Tempel Syriens aus der frühen Kaiserzeit ist.
Weitere Artikel der Autorin zum Tempel von Muschennef: - R. Barcsay-Regner, „Zur Wiederverwendung und Rezeption antiker Bauglieder in modernen Bauten im Hauran“, Damaszener Mitteilungen, Band 5, Mainz 1991, Seite 39-48.
- R. Barcsay-Regner, „Einige Beobachtungen zu Planung und Ausführung am Tempel von Muschennef“, in: Koldewey-Gesellschaft, Bericht über die 38. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 11. bis 15. Mai 1994 in Brandenburg, Bonn 1996, S. 22-26
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Lokale und überregionale Einflüsse auf eine Bauform
Grundriss und Ansicht des herrschaftlichen Wohnhauses der Familie Mokhayesh, Beirut. Der Grundriss zeigt die charakteristische Mittelhalle, das Foto die Fassade mit dem großen Dreibogenfenster und das mit Ziegeln gedeckte Walmdach.
Die Mittelhalle des Hauses von Hajj Ahmad Yasin, Baniyas (Syrien)
In spätosmanischer Zeit (zwischen 1840 und
1915) entstand in BilÁd ash-ShÁm (dem heutigen
Libanon, Syrien, Israel/Palästina und Jordanien) ein neuer Haustyp. Sein Grundriss wird durch eine mittige Halle, die Fassade durch ein großes Dreibogenfenster und der Baukörper durch ein Ziegel gedecktes Walmdach geprägt.
Die Arbeit untersucht vergleichend die Hausform des Mittelhallenhauses. Der Schwerpunkt liegt auf einer Analyse der Grundrißform, der Fassadengestaltung und der Hausnutzung sowie der gesellschaftlichen Stellung der Hausbesitzer. Untersucht wird, wie sich die Hausform an der östlichen Mittelmeerküste verbreitete, welche überregionalen Einflüsse die Bauform prägten und wie sich die Architektur unter den lokalen Bedingungen veränderte.
Die Zeitspanne zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem ersten Weltkrieg war von den Reformbestrebungen (tanzimat) der osmanischen Zentralregierung geprägt, die unter anderem eine stärkere Bindung der Provinzen an die Hauptstadt Istanbul und eine politische Öffnung des Reichs nach Europa zum Ziel hatten. Ein weiterer Faktor,
der die sozialen Veränderungen in BilÁd
ash-ShÁm förderte, war der zunehmende Seehandel,
der den Kontakt zwischen der östlichen Levante und den europäischen Ländern intensivierte. Die Beziehungen zwischen den am Mittelmeer liegenden Städten lassen sich anhand von importierten Materialien und auch formal anhand von stilistischen Merkmalen fassen. So zeigt sich in der Handelstadt Beirut eine Beeinflussung durch die Architektur Venedigs, im Verwaltungszentrum Damaskus durch die Bauten Anatoliens und Istanbuls und in Jerusalem durch die in der Stadt gebauten europäischen Missionsgebäude. Die Wohnhausarchitektur der Städte prägte die Wohnhäuser der Kleinstädte und Dörfer. Deshalb wurde neben den regionalen Zentren Beirut, Damaskus und Jerusalem auch die spätosmanische Wohnhausarchitektur der Kleinstädte näher behandelt, die bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen waren. In manchen Fällen ließen sich sogar Wanderhandwerker, die von einem Ort zum anderen zogen, und Familien, die überregionale
Handelsnetzwerke in BilÁd ash-ShÁm pflegten,
nachweisen.
Ein besonderes Merkmal der Mittelhallenhäuser des 19. Jahrhunderts ist die regionsübergreifende Verwendung ähnlicher Formen, wie dem Grund-riss, der durch eine überdeckte, mittige Halle geprägt ist, importierten Baumaterialien wie Falzziegeln und Marmor sowie europäisch und osmanisch beeinflusstem Baudekor. Basierend auf der vergleichenden Analyse von Häusern in den verschiedenen genannten Städten mit Häusern im Kernland des osmanischen Reichs, speziell Istanbul und Häusern an der europäischen Mittelmeerküste, insbesondere Venedig, stellte sich heraus, dass es sich bei der Entwicklung des Mittelhallenhauses nicht um eine Imitation europäischer oder zentralosmanischer Motive handelt, sondern dass die ortsfremden Formen adaptiert und mit den lokalen Formen verschmolzen wurden. So wurde ein neuer flexibler, den kulturellen Bedürfnissen angepasster Haustyp geschaffen, den man leicht an die unterschiedliche Bedürfnisse und
Voraussetzungen in den verschiedenen Orten anpassen konnte. Diese Sicht wird durch den Vergleich der Häuser in Beirut, Damaskus und Jerusalem mit den sie umgebenden Kleinstädten unterstützt, da hier ein ähnlicher Prozess stattfand: Ausgewählte Motive (Mittelhalle, Ziegeldach, Drillingsfenster) werden übernommen und der Grundriss an die sozialen und funktionalen Bedürfnisse des Bauherrn angepasst. Das plötzliche Auftreten des Mittelhallenhauses ist ein baulicher Ausdruck der sich im späten 19. Jahrhundert etablierenden neuen Elite aus Händlern und Großgrundbesitzern, die zwar durch die Übernahme osmanischer und europäischer Formen ihre überregionalen Kontakte und Loyalitäten demonstrieren, sie aber durch die Verbindung mit den lokalen Traditionen zu einer eigenständigen Form transformieren. Die neuen Häuser sind Ausdruck von individuellem Wohlstand und übernehmen zugleich eine identitätsstiftende Funktion.
Mittelhallenhaus in Jerusalem, erbaut ca. 1914. Herrschaftliches Wohnhaus in Castefranco (Veneto). Auch hier prägt eine symmetrische Gestaltung und ein mittiges Dreibogenfenster die Fassade.
BilÁd ash-ShÁm EINFLUSSTENDENZEN stilistischer Einfluß Migration (Händler) Migration (Handwerker) © Anne Mollenhauer 2004 Homs Damaskus Nazareth Beirut Hebron Jerusalem Lattakia Haifa Europa Europa Istanbul Istan bul Anne Mollenhauer
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE,
STRASSEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: MSD@TU-BERLIN.DE
Liwan Empfangs-raum Empfangs-raum Mittel-halle Küche
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HALBINSEL PLAGHIA, NORDWEST-GRIECHENLAND
Typologie und Baugeschichte der Kirchen
Arbeitsweise
Mit der Untersuchung der Kirchen auf der Halbin-sel Plaghia und dem unmittelbar anschließenden Festland wird ein Forschungsfeld betreten, das im griechischen Raum bisher kaum wissenschaft-lich bearbeitet wurde. Im Rahmen dieser an der TU Berlin erstellten Diplomarbeit sollte ein erster Über-blick über den Baubestand der Kirchen erarbeitet und Grundlagen für weitergehende Forschungen geschaffen werden.
Das Datenmaterial dieser Arbeit wurde in 2 Kam-pagnen vor Ort erhoben, Analysen und ergänzen-de Literaturstudien in Deutschland vervollständigten die gewonnen Erkenntnisse.
Untersucht wurden 13 Kirchen, die bis heute sa-kral genutzt werden, ein Bau, der nicht eindeutig als Kirche identifiziert werden konnte sowie sieben Kirchenruinen.
Die erhaltenen Kirchen und der nicht eindeutig iden-tifizierte Bau wurden im Maßstab M 1:100 durch Systemaufmaße erfasst. Die Ruinenbauten wurden im Maßstab M 1:50 durch formtreue Handaufma-ße aufgenommen und dokumentiert.
Ansicht der Halbinsel vom südöstlich gelegenen Festland (2003)
Haiko Türk, Diplomarbeit im Fach Architektur (2005) TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE, UNIV.-PROF. DR.-ING. JOHANNES CRAMER, FACHGEBIET BAU- UND STADTBAUGESCHICHTE, STRASSEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de Kirche Agios Ioannis von Nordost und Ikonostase von Agios Dimitrios
Zusätzlich wurden 24 weitere Kirchen unter-schiedlicher Zeitstellung (18. bis 21. Jahrhundert) untersucht, die sich z. T. noch im Bau befanden, um auch einen Vergleich mit dem modernen Kirchenbau herstellen zu können.
Lage der Halbinsel
Die Halbinsel Plaghia bildet den nördlichen Teil der Westküste von Akarnanien.
Sie springt gegenüber der akarnanischen West-küste bis zu 12 km hervor und nähert sich somit sehr stark der vorgelagerten Insel Leukas, der größten der Ionischen Inseln vor Akarnanien. Diese ist nur durch einen schmalen Sund vom Festland getrennt, der für die Schiffahrtsrouten einen Engpass bildet, der auf den 80 km akar-nanischer Westküste und der epirotischen Küste im Norden einzigartig ist.
Die besondere Eignung dieser Stelle für eine Kontrolle des Seeverkehrs nach Italien wurde be-reits sehr früh erkannt und machte die Halbinsel
- mindestens seit der Antike - zu einer von ver-schiedenen Mächten immer wieder umkämpften Interessensphäre.
Die etwa 90 km² große Halbinsel wird zu großen Teilen von einem Gebirgsmassiv gebildet, das zu einer Höhe von über 500 m reicht. Vom eigentli-chen Festland im Westen wird die Halbinsel durch die Ebene von Zaverda ((Neu-) Palairos) und den Vulkariosee (vermutlich der bei Strabon erwähnte Myrtúntionsee) abgetrennt. Der See hat im Westen, an der Stelle des gleichnamigen Ortes, einen Ab-fluss in die Bucht von Agios Nikolaosdie, die die Halbinsel nach Norden abgrenzt.
Seit einigen Jahren ist diese Region Teil eines in-terdisziplinären Forschungsprojektes, an dem das Deutsche Archäologische Institut, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Humboldt-Universität Münster und die griechische Altertümerverwaltung beteiligt sind.
Übersichtskarte der Halbinsel Plaghia mit Kartierung der bearbeiteten Kirchen
Haiko Türk Max-Planck-Str. 20 15831 Mahlow Tel. 0178 / 8344132
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HALBINSEL PLAGHIA, NORDWEST-GRIECHENLAND
Typologie und Baugeschichte der Kirchen
Die Kirchen der Halbinsel
Den Kirchenbauten kommt im gesamten Gebäu-debstand der Halbinsel Plaghias eine besondere Bedeutung zu, da sie die zentralen Orte der Ge-meinden bilden. Dies gilt gleichermaßen für die ländlichen Siedlungen wie für den städtischen Raum. Vor diesem Hintergrund schien es geboten, auch diese Bauten für das Forschungsprojekt zu er-fassen und eine zeitliche, räumliche und nutzungs-bezogene Einordnung zu erarbeiten.
Die besondere Lage der Halbinsel Plaghia in der Nähe großer Verkehrströme, selbst jedoch nur schlecht zugänglich sowie die bewegte Topo-grafie des Terrains führten in nachantiker Zeit zur Entwicklung von kleineren Siedlungen. Die Lage der Region im Grenzbereich verschiedener Herr-schaftsgebiete behinderte zusätzlich eine größere Entfaltung der Ortschaften.
systematische Skizze eines Eckaufbaus mit grob behauenen Quadern
Haiko Türk, Diplomarbeit im Fach Architektur (2005) TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE, UNIV.-PROF. DR.-ING. JOHANNES CRAMER, FACHGEBIET BAU- UND STADTBAUGESCHICHTE, STRASSEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, mail: msd@tu-berlin.de Rekonstruktionsvorschlag der Panaghia Kirche in Alt-Zaverda
Auffällig sind Ausprägungen architektonischer Details und des Bauschmucks, die sowohl nach Italien verweisen, als auch ihre Herkunft vom griechischen Festland verraten. Die Nähe zu Italien zeigt sich auch in der Erwähnung italie-nischer Namen in einigen der wenigen Stifter-inschriften an den Bauwerken.
Durch den Vergleich aller Kirchen konnten Ideal-vorstellungen identifiziert werden, die in den aus-geführten Bauten angestrebt und in Teilen realisiert wurden. Die spezielle Ausführung jedes einzelnen Kirchenbaus ist hingegen vor allem durch topo-graphische Gegebenheiten bedingt.
Die hier genauer betrachteten Kirchenruinen stehen in der Regel mit einer Siedlung in Beziehung und sind somit auch für die Erforschung und zum Verständnis der sozialen Zusammenhänge der Siedlung von Be-deutung. Größe und Ausstattung der Bauten deuten auch hier auf die Bedeutung des jeweiligen Ortes und zeigen die religiöse und ökonomische Gliede-rung der Region.
Die Arbeit bildet ausgehend vom einzelnen Bauwerk einen Beitrag zur kulturhistorischen Er-forschung eines zusammenhängenden Kultur-raumes. Die Kirchen sind als sakrale Bauten bis heute Platz einer religiösen Verehrung und da-her im besonderen Maße schützenswert.
Bei den untersuchten Ruinen ist vom aufgehenden Mauerwerk nur wenig erhalten, die Grundmauern lassen jedoch noch einiges des früheren Erschei-nungsbildes der Kirchen erahnen.
Der Vergleich mit den noch genutzten Kirchen zeigt viele Übereinstimmungen, die auch im ge-samten griechischen Raum anzutreffen sind.
nach 1500 unbestimmt unbestimmt vor 1830 I II III III IV VI VII VIII IX IX IX IX IX IX X XI XII XIII XIV X X XV XVI XVII XVIII XVIII XIX XIX XIX XIX XIX XX XX XX XX XXI XXII XXIII GR XXIV XXIV XXIV XXIV Detail 3 Detail 2 Detail 1 V XXXV
Inschrift über dem Nordeingang der Kirche Agia Varvàra
idealtypische Grundrisse einer städtischen Pfarrkirche und einer Kirche im Umland
Bauphasenplan der Panaghia Kirche in Alt-Zaverda
Haiko Türk Max-Planck-Str. 20 15831 Mahlow Tel. 0178 / 8344132
Literatur:
K. Gallas, Mittel- und Spätbyzantinische Sakralarchitektur der Insel Kreta. Versuch einer Typologie der kretischen Kirchen des 10. bis 17. Jahrhunderts (1983)
Th. Koukoulis, Catalogue of churches, in: Christopher Mee - Ha-mish Forbes (Hrsg.), A Rough and Rocky Place. The landsca-pe and settlement history of the Methana landsca-peninsula, Greece (1997) 211 ff.
W. M. Murray, The coastal sites of western Akarnania:. A topo-graphical historical survey (1988)
A. D. Paliouras, Vizantini Aitoloakarnania. Simboli sti vizantini kai metavizantini mnimeiaki techni (2004)
M. B. Sakellariou (Hrsg.), Greek lands in history, Epirus. 4000 ye-ars of greek history and civilization (1997)
A. Vakalopulos, Griechische Geschichte von 1204 bis heute (1985)
C. Wacker, Palairos, Eine historische Landeskunde der Halbin-sel Plagia in Akarnanien, (1999)
A. Zäh, Zur Typologie kirchlicher Architektur im südwestlichen Kleinasien, (2003)