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Archiv "Vernünftige Antwort" (01.04.1976)

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Die Information:

Bericht und Meinung AUS ZEITUNGEN

Trend zum Gigantismus

„Im blinden Glauben an den Fort- schritt wurden in den letzten Jah- ren allerorten supermoderne Mam- mutkliniken errichtet. Gut funktio- nierende kleine Krankenhäuser,

BILD AM SONNTAG

für die Patienten leichter erreich- bar, mußten dafür schließen. Die- ser Trend zum Gigantismus erweist sich jetzt als großer Irrtum: Rund 20 Prozent Kosten könnten gespart werden, wenn „zu große" Kranken- häuser kleiner würden."

Vernünftige Antwort

„ ... Steigen nämlich die Ausga- ben der gesetzlichen Krankenkas- sen weiterhin so wie in den letzten fünf Jahren — und das waren jähr- lich durchschnittlich knapp neun- zehn Prozent! —, dann torkelt der Beitragssatz Anfang der achtziger Jahre auf dreißig Prozent der Brut- toverdienste, eine Wahnsinnszahl,

FRANKENPOST

die niemand mehr bezahlen kann, weil schon die elf, zwölf Prozent von heute als Grenze des eben noch Erträglichen auf den immer stärker belasteten Geldbeutel drük- ken. So wird der Schock der im Gesundheitswesen drohenden fi- nanziellen Katastrophe, falls nicht alle Beteiligten von allen guten Geistern verlassen sind, Ärzte und Krankenkassen, Krankenhäuser und Arzneimittelindustrie in ein Konklave zwingen, in dem sie ent- weder mit den vorhandenen Mit- teln, in vernünftiger Selbstbe- schränkung, das bewährte System der freien Arztwahl stärken, oder, falls unvernünftig, selbst jene Sy- stemveränderung herbeiführen, vor der uns allen grauen muß. Denn

gnade uns Gott vor einem staat- lichen Gesundheitsdienst, in dem die Ärzte zwar weniger verdie- nen, dafür mehr Freiheit haben:

40-Stunden-Woche, Bezahlung der Überstunden, des Nacht- und Sonntagsdienstes, bezahlter Urlaub und Pension vom staatlichen Ar- beitgeber, an Stelle von zwei priva- ten Kassenärzten natürlich dann drei staatlich angestellte Ärzte, kei- ne Lust zur Schufterei, keine freie Arztwahl, Trinkgelder, wenn man ein bißchen pflegliche Behandlung will. Hat man nur deswegen Zahn- schmerzen, weil es Zahnärzte gibt?

Gibt es tatsächlich nur Kranke, weil es Ärzte gibt? Ist sachliche Zusammenarbeit, auch wenn sie weh tut zunächst, nicht hilfreicher als gegenseitige politische Verket- zerung und Agitation? Die Antwort darauf gibt nur die Vernunft."

Heinrich Giegold

Nicht im Stich gelassen

„ ... Von Wichtigkeit ist im Augen- blick, daß Albert Müllers ‚Welt-Mei- nung, es könne ernsthaft lebensge- fährlich werden, wenn den Ärzten pausenlos ihre Umsätze und Ein- kommen um die Ohren geschlagen werden und wenn der Öffentlich- keit eingeredet wird, Ärzte seien Leute, denen es in erster Linie ums Geld und dann erst um die Kran- ken geht, auch von anderen verant-

wortungsbewußten Journalisten geteilt wird ... Die Ärzte, die sich jetzt zu Kundgebungen zusammen- finden — zum Beispiel in Hamburg, wo mehr als zweitausend prote- stierten, oder in Dortmund, wo in der Westfalenhalle gar fast drei- tausend zusammenströmten —, brauchen sich also keineswegs ,von den Medien' im Stich gelas- sen zu fühlen. Und wenn, wie es in Dortmund der Fall war, sich auch die angestellten und beamteten

Ärzte durch die Mitwirkung eines Spitzenrepräsentanten des Marbur- ger Bundes am Protest ihrer Kas- senkollegen beteiligen, so darf die Öffentlichkeit sicher sein, daß die Ärzte aller Gruppen die Kollektiv- schulddrohung richtig verstanden haben und ihr gemeinsam entge- gentreten werden." g-r

Nicht nur die Ärzte ...

„Vor kurzem noch war es das Bil- dungswesen, das den fanatischen Veränderern so ungemein reform- bedürftig schien. Die ‚Privilegier- ten' waren die Professoren, die kleinzukriegen jedes Mittel recht war. Auf diesem Schlachtfeld ist den Reformern inzwischen so ziemlich die Luft ausgegangen. Zu- nehmend wenden sie sich einem neuen Gebiet zu: dem Gesund- heitswesen mit der von allen Seiten angeprangerten Kostenexplosion.

Auch hier gibt es angeblich ‚Privile- gierte', die anzuschießen, immer mehr Mode wird: die Ärzte, die

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nach landläufigem Urteil viel zuviel verdienen und dafür zuwenig lei- sten. Sie werden schlechthin als die wichtigsten Kostentreiber im gesamten Gesundheitswesen hin- gestellt. Bei dem wenig zurückhal- tenden Auftreten einiger Vertreter dieses Berufsstandes ist es nicht verwunderlich, wenn solche be- wußt falschen Darstellungen hier und da auf fruchtbaren Boden fal- len. Doch wie ist es wirklich? Tat- sächlich bekommen die niederge- lassenen Ärzte 17 bis 20 Prozent von allen Ausgaben der Kranken- kassen. Mehr als 80 Prozent kas- sieren Apotheken, Pharmaindustrie und Krankenhäuser. So scheint es auch rentabler, in diesen Berei- chen nach Einsparungsmöglichkei- ten zu suchen. Ebenso sinnvoll wäre es, unsere kostentreibende, möglichst alle Bereiche des Le- bens abdeckende Sozialgesetzge- bung zu überdenken, die den ein-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 vom 1.April 1976 935

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Die Information:

Bericht und Meinung AUS ZEITUNGEN

zelnen zwar zunehmend in Sicher- heit wiegt, ihn aber über die Ko- stensteigerungen weitgehend im

unklaren läßt ..." Klaus Kramer

Programmkonzept der CDU

„In einem vorzeitig bekanntgewor- denen gesundheitspolitischen Pro- gramm spricht sich die CDU für eine ,Überprüfung des Leistungs- angebotes der gesetzlichen Kran- kenkassen' aus, denen ,eine Reihe

versicherungsfremder Leistun- gen aufgebürdet worden' seien. In dem Konzept heißt es weiter: ,Die Selbstbeteiligung der Versicherten hat u. a. dort ihre Bedeutung, wo die Mitwirkung des Patienten für den Behandlungserfolg wesentlich ist.' Das vom DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT in seiner Ausgabe vom 18.

März in Auszügen veröffentlichte Dokument bekennt sich zur Wah- rung der freien Praxis, zur Beibe- haltung der gegliederten Kranken- versicherung und sagt allen Versu-

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chen zur Zentralisierung und Mo- nopolisierung des Gesundheitswe- sens in Form der vieldiskutier- ten ‚Ambulatorien' und ,medizi- nisch-technischen Zentren' scharf ab ... Die Autoren des Konzeptes plädieren ferner im Rahmen der seit 1965 ausstehenden Gebühren-

reform für den Abbau überzoge- ner Honorierung (,Überprüfung der bisherigen Möglichkeit der Liqui- dation des Ein- bis Sechsfachen der Sätze ... mit dem Ziel der Ein- führung eines Festhonorars bei medizinisch-technischen Leistun- gen') und für eine bessere Bewer- tung der ‚persönlichen' ärztlichen Leistung. Ambulante und stationäre Behandlung, also freie Praxis und Krankenhaus, sollten in ihrer ge- wachsenen Struktur grundsätzlich als Pfeiler der medizinischen Ver- sorgung beibehalten werden."

E. Häussermann

HÖRFUNK UND FERNSEHEN

Montag, 5. April

18.30: Alltag und Hintergründe:

Krankenhaus — Experiment Schul- fernsehen. Drittes Fernsehen West

20.15: Gesundheitsmagazin Praxis.

Untersuchungen — Diagnosen — Rezepte. ZDF

Dienstag, 6. April

20.15: Legaler Schwangerschafts- abbruch in Rheinland-Pfalz. Dis- kussion mit Ärzten, Juristen, Ver- tretern der Landesregierung und der Organisation „pro familia".

Diskussionsleitung: Wolfgang Tren- se, Gudrun Mainka. Telefon im Stu- dio: Mainz (0 61 31) 9 32 22, Drittes Fernsehen Südwest, Regionalpro- gramm für das Saarland

21.15: Schwangerschaft ist keine Krankheit — Risikoschwanger- schaft unter der Kontrolle moder- ner Geburtshilfe. RB II, Prof. Dr.

Heinrich Maass

21.45: Medizin im Dritten: Migräne.

Drittes Fernsehen West. Karl Fran- ken und L. Hans Serwe

Mittwoch, 7. April

22.30: Gesundheitsschäden durch Lebensmittel — Toxische Stoffe in Nahrungsmitteln. HR II, Prof. Dr.

Ernst Lindner

Donnerstag, 8. April

16.20: Sterilisation (Sie—Er—Es — eine Frauensendung auch für Män- ner). ARD, Redaktion: Dieter Zilli- gen

20.30: Gesundheit heute — Fragen an Experten. Thema: Kontaktlin- sen. Telefon im Studio (05 11) 80 44 33, Leitung der Sendung:

Wolfgang Hausmann

Tip der Woche

Die Programmplanung hat, sicher ohne Absicht, nach dem schönen alten Ludwig-

Berger-Film „Walzerkrieg"

am Sonntagvormittag einen Film über die berittene kana- dische Polizei in den Sende- plan gesetzt, in dem mögli- cherweise auch ein Walzer vorkommen wird. Die „Moun- ties" haben nämlich ein Rei- terballett, das ich einmal in natura gesehen habe: eine unwahrscheinliche Mischung von Verbundenheit zwischen Mensch und Tier, straffster militärischer Disziplin und tänzerischer Kunst. Die Auf- führung, die ich sah, endete mit einer formvollendeten Ka- vallerieattacke quer durch die Halle — aus dem vollen Galopp heraus kommt alles irgendwie eine Länge vor der ersten Sitzreihe zum Stehen.

(ZDF, 11. April, 12.00 Uhr) gb

Samstag, 10. April

22.00: Mehr Gesundheit für weni- ger Geld? Ergebnisse einer Ta- gung der Evangelischen Akademie Loccum. NDR III, Adalbert Kuhl- wein

In Loccum wurde unter anderem dar- über diskutiert, ob alles, was medizi- nisch „machbar" ist, finanziert werden soll — falls es überhaupt noch finan- ziert werden kann. Eine Frage, die Ärz- te allein wohl nicht beantworten kön- nen.

Sonntag, 11. April

21.05: Arzneimittelforschung — Strukturen, Wissen über Wissen- schaft. Drittes Fernsehen Hessen, Dr. Joachim Bublath

Hörenswert — Sehenswert

936 Heft 14 vom 1. April 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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