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Frakturen der Extremitäten bei Hunden und Katzen – eine retrospektive Studie in den Jahren 2010 - 2013 –

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Tierärztliche Hochschule Hannover

Frakturen der Extremitäten bei Hunden und Katzen – eine retrospektive Studie in den Jahren 2010 - 2013 –

INAUGURAL – DISSERTATION

zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin

- Doctor medicinae veterinariae - (Dr. med. vet.)

Vorgelegt von Marius Burkard Diehm

Lahnstein

Hannover 2016

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Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. med. vet. Michael Fehr Klinik für Kleintiere

1. Gutachter: Prof. Dr. med. vet. Michael Fehr 2. Gutachter: Prof. Dr. med. vet. Peter Stadler

Tag der mündlichen Prüfung: 11.05.2016

(3)

Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.

Katharina von Siena (1347 – 1380)

In Liebe und Dankbarkeit

meinen Eltern

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

___________________________________________________________________

INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG ... 1

2. LITERATURÜBERSICHT ... 3

2.1. Klassifikation von Frakturen ... 3

2.2. Einsatz und Übersicht der Osteosyntheseplatten an langen Röhrenknochen in der Veterinärmedizin ... 6

2.2.1. Rundlochplatte ... 8

2.2.2. Dynamic Compression Plate (DCP) ... 8

2.2.3. Low Contact Dynamic Compression Plate (LC–DCP) ... 9

2.2.4. Point Contact Fixateur (PC-Fix) und Limited Invasive Stability System (LISS) ...10

2.2.5. Locking Compression Plate (LCP) ...10

2.2.6. String of Pearls (SOP) ...11

2.2.7. Advanced Locking Plate System (ALPS) ...11

2.2.8. UniLock System ...11

2.3. Frakturen der Extremitäten bei Hund und Katze ... 12

2.3.1. Frakturen der Skapula ...12

2.3.2. Frakturen des Humerus ...16

2.3.3. Frakturen von Radius und Ulna ...26

2.3.4. Frakturen des Beckens ...34

2.3.5. Frakturen des Femur ...40

2.3.6. Frakturen von Tibia und Fibula ...44

2.4. Goniometrie in der Veterinärmedizin ... 49

(6)

Inhaltsverzeichnis

___________________________________________________________________

3. MATERIAL UND METHODEN ... 54

3.1. Retrospektive Studie ...54

3.2. Kontrolluntersuchungen ...55

3.3. Statistische Auswertung ...61

4. ERGEBNISSE ... 62

4.1. Frakturen der Skapula ... 62

4.1.1. Fraktureinteilung ...62

4.1.2. Geschlecht und Alter ...63

4.1.3. Rassen ...63

4.1.4. Ursache und weitere Verletzungen ...64

4.1.5. Frakturversorgungen und Komplikationen...65

4.1.6. Ergebnisse ...66

4.2. Frakturen des Humerus ... 67

4.2.1. Fraktureinteilung ...68

4.2.2. Geschlecht ...70

4.2.3. Alter ...70

4.2.4. Rassen ...72

4.2.5. Ursache ...74

4.2.6. Weitere Verletzungen ...75

4.2.7. Frakturversorgungen und Komplikationen...76

4.2.8. Ergebnisse ...79

4.3. Frakturen von Radius und Ulna ... 82

4.3.1. Fraktureinteilung ...83

4.3.2. Geschlecht ...85

4.3.3. Alter ...85

(7)

Inhaltsverzeichnis

___________________________________________________________________

4.3.4. Rassen ...86

4.3.5. Ursache ...88

4.3.6. Weitere Verletzungen ...89

4.3.7. Frakturversorgungen und Komplikationen...90

4.3.8. Ergebnisse ...95

4.4 Frakturen des Beckens ... 99

4.4.1. Fraktureinteilung ...99

4.4.2. Geschlecht ...103

4.4.3. Alter ...104

4.4.4. Rassen ...104

4.4.5. Ursache ...106

4.4.6. Weitere Verletzungen ...106

4.4.7. Frakturversorgung und Komplikationen ...107

4.4.8. Ergebnisse ...111

4.5 Frakturen des Femur ... 114

4.5.1. Fraktureinteilung ...115

4.5.2. Geschlecht ...117

4.5.3. Alter ...118

4.5.4. Rassen ...119

4.5.5. Ursache ...120

4.5.6. Weitere Verletzungen ...121

4.5.7. Frakturversorgung und Komplikationen ...123

4.5.8. Ergebnisse ...126

4.6. Frakturen von Tibia und Fibula ... 130

4.6.1. Fraktureinteilung ...131

4.6.2. Geschlecht ...133

(8)

Inhaltsverzeichnis

___________________________________________________________________

4.6.3. Alter ...134

4.6.4. Rassen ...134

4.6.5. Ursache ...136

4.6.6. Weitere Verletzungen ...137

4.6.7. Frakturversorgung und Komplikationen ...138

4.6.8. Ergebnisse ...142

5. DISKUSSION ... 146

5.1. Gesamtübersicht der Frakturen der Extremitäten ...146

5.2. Frakturen der Skapula ...147

5.3. Frakturen des Humerus ...150

5.4. Frakturen von Radius und Ulna ...155

5.5. Frakturen des Beckens ...158

5.6. Frakturen des Femur ...161

5.7. Frakturen von Tibia und Fibula ...165

5.8. Schlussbetrachtung ...169

6. ZUSAMMENFASSUNG ... 170

7. SUMMARY ... 172

8. LITERATURVERZEICHNIS ... 174

9. ANHANG ... 198

10. DANKSAGUNG ... 228

(9)

Abkürzungsverzeichnis

___________________________________________________________________

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

A. Arteria

ALPS Advanced Locking Plate System AO Association for Osteosynthesis

(Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen) ASIF Association for the Study of Internal Fixation BCS Body Condition Score

bzw. beziehungsweise

CT Computertomographie

DCP Dynamic Compression Plate EDV Elektronische Datenverarbeitung etc. et cetera

FKHR Femurkopfhalsresektion

IOHC Inkomplette Ossifikation der Humeruskondylen

kg Kilogramm

LC-DCP Low Contact Dynamic Compression Plate LCP Locking Compression Plate

LISS Less Invasive Stability System

M. Musculus

MIPO Minimalinvasive Plattenosteosynthese

N. Nervus

ORIF Open Reduction and internal fixation PC-Fix Point Contact Fixateur

PDS Polydioxanon

ROM Range of Motion

RP Rekonstruktionsplatte

SH Salter – Harris

SOP String of Pearls

z.B. zum Beispiel

(10)
(11)

Einleitung 1 ___________________________________________________________________

1. EINLEITUNG

Frakturen sind eine häufig gestellte Diagnose bei Hunden und Katzen. Sie sind überwiegend Folge eines traumatischen Ereignisses (PHILLIPS 1979; VOGEL 1986;

EBEL 1990; SIEME 1990; STEIN 1990; WETSCHER 2012).

Die Liste der Möglichkeiten der Frakturversorgungen ist lang und abhängig von der jeweiligen Lokalisation der Fraktur. Der stetig wachsende Anspruch der Besitzer an die Frakturversorgung fordert eine kontinuierliche Entwicklung der Osteosyntheseverfahren, auch in der Veterinärmedizin. Der Hund und die Katze haben in den letzten Jahren einen immer höheren Stellenwert als Familienmitglied in der Gesellschaft eingenommen. Demnach wünschen Patientenbesitzer die bestmöglichste Versorgung mit dem Ziel der schnellstmöglichen Wiederherstellung der Gliedmaßenfunktion.

Ein wichtiges Ereignis in der Entwicklung der Osteosyntheseverfahren war die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) im Jahre 1958 bzw. der AO-Vet im Jahre 1969. Das ursprüngliche Ziel der AO lag in einer möglichst genauen Rekonstruktion der Frakturzone, mit Schwerpunkt auf den mechanischen Gesichtspunkten der Stabilität. Es kam zur Aufstellung der vier Grundprinzipien des Frakturmanagements: (1.) Anatomische Reposition, (2.) Stabile Fixation, (3.) Erhaltung der Blutgefäßversorgung, (4.) Sofortige schmerzfreie aktive Mobilisation (JOHNSON et al. 2005). Der größte Wandel war ein Abweichen von den mechanischen, hin zu den biologischen Aspekten der Frakturbehandlung. Im Mittelpunkt stand nun die Erhaltung der Blutgefäßversorgung des Knochens und des Weichteilmantels (SCHATZKER 1995). Es kam zur Entwicklung interner Fixateure, die aufgrund ihrer Winkelstabilität die minimalinvasive Plattenosteosynthese erleichterten und die Frakturheilung durch Schonung der Blutgefäßversorgung verbesserten (SCHÜTZ u. SÜDKAMP 2003).

Ein wichtiger Bestandteil zur Beurteilung des Einsatzes sowie der Entwicklung verschiedener Osteosyntheseverfahren ist unter anderem die regelmäßige Analyse von Frakturversorgungen sowie der dabei aufgetretenen Komplikationen.

(12)

Einleitung 2 ___________________________________________________________________

In einer Dokumentationsanalyse wurden Frakturversorgungen der Extremitäten (Skapula, Humerus, Radius/Ulna, Becken, Femur sowie Tibia/Fibula) bei Hunden und Katzen an der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover der Jahre 2010 bis 2013 statistisch erfasst. Die Kontrolle des Heilungsverlaufes erfolgte jeweils durch eine klinische und röntgenologische Untersuchung. Bei Patienten, die nicht noch einmal in die Klinik zur Nachuntersuchung vorstellig werden konnten, wurden der Therapieerfolg und die Komplikationen während der Frakturheilung anhand eines speziell ausgearbeiteten Fragebogens telefonisch erfasst.

(13)

Literaturübersicht 3 ___________________________________________________________________

2. LITERATURÜBERSICHT

2.1. Klassifikation von Frakturen

Es existieren zahlreiche Möglichkeiten Frakturen zu klassifizieren. Die Einteilung kann nach der Ursache (direkte oder indirekte Gewalteinwirkung, Knochenerkrankungen, Ermüdungsfrakturen nach wiederholter Stresseinwirkung), der Kommunikation der Fraktur mit äußeren Wunden (gedeckte, ungedeckte Fraktur), dem Schweregrad der Knochenverletzung (vollständige Fraktur, Fissur oder Grünholzfraktur), der anatomischen Lokalisation sowie anhand des Verlaufes der Frakturlinie erfolgen (BRINKER et al. 1983). Röhrenknochen bestehen aus einem Mittelstück, der Diaphyse, sowie den beiden Endstücken, der Epiphysis proximalis und der Epiphysis distalis (NICKEL et al. 2004). Weitere anatomische Fachbezeichnungen wie z.B. suprakondylär werden eingesetzt, um bestimmte Frakturen näher beschreiben zu können (SCOTT u. MCLAUGHLIN 2006). In Abbildung 1 sind unterschiedliche Frakturformen graphisch dargestellt.

Abbildung 1: Frakturformen modifiziert nach BRINKER et al. (1983). Grünholzfraktur (1), Knochenfissur (2), Querfraktur (3), Schrägfraktur (4), Spiralfraktur (5),

Splitterfraktur (6), Trümmerfraktur (7), Avulsionsfraktur (8).

(14)

Literaturübersicht 4 ___________________________________________________________________

Verletzungen der Epiphysenfuge werden nach SALTER und HARRIS (1963) eingeteilt. Bei allen Frakturtypen verläuft die Fraktur durch die Epiphysenfuge. Bei Typ I ist lediglich die Epiphysenfuge betroffen. Bei Typ II besteht zusätzlich ein metaphysäres Ausbruchfragment. Typ III und Typ IV beschreiben intraartikuläre Frakturen mit Frakturlinie in der Epiphyse, Typ IV zusätzlich mit einem metaphysärem Ausbruchfragment. Bei Typ V handelt es sich um eine Stauchung der Epiphysenfuge. JOHNSON (2009) beschreibt zusätzlich einen Typ VI. Hierbei handelt es sich um ein partielles Epiphysenfugentrauma.

Epiphysenfugenfrakturen des Femur sind bei Hund und Katze häufig. Der Radius ist am seltensten betroffen. Insgesamt sind beim Hund die Salter-Harris(SH)-Typ IV- Fraktur des distalen Humerus sowie bei der Katze die SH-Typ II-Fraktur des distalen Femurs die häufigsten Wachstumsfugenfrakturen (ENGEL u. KNEISSL 2014).

UNGER (1990) untersuchte in einer retrospektiven Studie die Anwendbarkeit der AO Klassifikation für Frakturen der Humanmedizin auf die Frakturen der langen Röhrenknochen von Hund und Katze. Hierbei handelt es sich um eine EDV taugliche Einteilung von Frakturen der langen Röhrenknochen mittels eines vierstelligen alpha- nummerischen Codes. Die beiden ersten Ziffern beschreiben die Lokalisation, die beiden letzten die Morphologie der Fraktur. Während die erste Ziffer den Knochen angibt (1 = Humerus, 2 = Radius/Ulna, 3 = Femur, 4 = Tibia/Fibula) beschreibt die zweite Ziffer das betroffene Knochensegment (1 = proximale Meta-/Epiphyse, 2 = Diaphyse, 3 = distale Meta-/Epiphyse). Zur Abgrenzung der proximalen und distalen Segmente wird in der kraniokaudalen Röntgenaufnahme ein Quadrat über die breiteste Stelle der Epiphyse gelegt. Das proximale Segment von Radius und Ulna sowie das proximale Segment des Femur wird jeweils durch eine horizontale Linie durch die Tuberositas radii, bzw. distal des Trochanter minor ermittelt (HEIM 1987).

Die dritte Codestelle beschreibt den Frakturtyp (A = einfache Fraktur bzw.

extraartikuläre Fraktur, B = Keilfraktur bzw. partielle intraartikuläre Fraktur, C = komplexe Fraktur bzw. vollständige intraartikuläre Fraktur). Die vierte Ziffer charakterisiert den genauen Verlauf der jeweiligen Fraktur. Diese ist jeweils den Abbildungen 29 – 32 im Anhang zu entnehmen (S.198-199).

Zeitgleich zu UNGER et al. (1990) beschrieb PRIEUR et al. (1990) ein ähnliches Klassifikationsschema. Auch er klassifizierte die Frakturen der langen

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Literaturübersicht 5 ___________________________________________________________________

Röhrenknochen mit Hilfe eines vierstelligen nummerischen Codes. Die ersten beiden Ziffern (Frakturlokalisation) sind identisch zu denen von UNGER et al. (1990). Die dritte Codestelle beschreibt die Ausdehnung der Fraktur, in Bezug auf die Gesamtlänge des jeweiligen Knochens (1 = < 5%, 2 = 5-25%, 3 = > 25%). Die vierte Ziffer gibt Auskunft über die Anzahl der Fragmente (2 = zwei Fragmente, 3 = drei Fragmente, 4 = vier oder mehr Fragmente).

EHRISMANN (1992) verglich in ihrer Arbeit beide Klassifikationssysteme in Bezug auf Anwendbarkeit, Aussagefähigkeit, Fehlerquellen und EDV Tauglichkeit. Das System von PRIEUR et al. (1990) stellte sich als das einfachere aber auch ungenauere Klassifikationsschema heraus. Fehler wurden häufig bei der Bestimmung der Ausdehnung der Fraktur gemacht. Ungers Vorschlag zur Klassifizierung zeichnete sich letztendlich durch seine Genauigkeit, die detaillierten Legenden, die geringeren Fehlcodierungen und die Anlehnung an die AO Klassifizierung der Humanmedizin aus. Auch MILLER et al. (1998) zeigten in ihren Untersuchungen zur Klassifizierung von 386 Frakturen der langen Röhrenknochen beim Hund, dass das Klassifikationssystem nach Unger einfach anzuwenden ist.

Einige Frakturen konnten nicht ausreichend nach Unger klassifiziert werden, wie z.B.

Monteggiafrakturen. Auch werden wichtige Faktoren (Weichteilintegrität, begleitende Verletzungen, Zeitraum zwischen Frakturentstehung und Frakturversorgung) nicht berücksichtigt.

Beckenfrakturen werden nach MESSMER (1995) in Anlehnung an die Klassifizierung der AO lokalisiert. Auch hier werden die Beckenfrakturen von Hund und Katze mittels eines alphanummerischen Codes klassifiziert. Die erste Ziffer (6) steht für das Becken. Die zweite Codestelle definiert zum einen die Beteiligung gewichtstragender Elemente (Acetabulumfrakturen, Darmbeinschaftfrakturen sowie Ileosakralgelenksluxationen), zum anderen, ob diese einseitig oder beidseitig betroffen sind (1 = keine Beteiligung gewichtstragender Elemente, 2 = einseitige Beteiligung, 3 = beidseitige Beteiligung gewichtstragender Elemente). Mit der dritten Codestelle wird, je nach Schweregrad, die Lokalisation festgelegt (61A = Beckenrandfrakturen, 61B = Beckenbodenfrakturen, 61C = Frakturen des Sitzbeinköpers, 62A/63A = einseitige/beidseitige Iliosakralgelenksluxation, 62B/63B = einseitige/beidseitige Darmbeinschaftfraktur, 62C/63C = einseitige/beidseitige

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Literaturübersicht 6 ___________________________________________________________________

Acetabulumfraktur). Jede Fraktur wird abhängig von ihrer Morphologie weiter mittels eins bis vier Codestellen klassifiziert (siehe Abbildungen 33 - 38 im Anhang S.200- 204). Bei zusätzlicher Fraktur des Os sacrum erhält der alphanummerische Code eine 5 angehängt. Eine genaue Klassifikation der Fraktur des Kreuzbeins erfolgt bei dieser Einteilung nicht.

HARARI und DUNNING (1993) klassifizieren die Frakturen des Schulterblattes anhand ihrer anatomischen Lokalisation in 3 Typen: Typ I (Frakturen des Corpus scapulae), Typ II (Frakturen der Spina scapulae sowie des Akromion), Typ III (Frakturen des Collum scapulae, des Tuberculum supraglenoidale sowie Frakturen der Cavitas glenoidalis). Nach diesem Klassifikationsschema können die Typ III – Frakturen sowohl extraartikuläre als auch intraartikuläre Frakturen enthalten. Die Frakturversorgung sowie Prognose unterscheiden sich jedoch hierbei deutlich. Daher empfehlen COOK et al. (1996) die Einteilung zusätzlich anhand biomechanischer Prinzipien in stabile extraartikuläre Frakturen, unstabile extraartikuläre Frakturen, sowie intraartikuläre Frakturen. Unstimmigkeiten sowie Kommunikationsschwierigkeiten werden dadurch vermieden.

Die Klassifikation offener Frakturen kann nach GUSTILO und ANDERSON (1976) in drei Kategorien erfolgen: (1) nicht verschmutzte Hautläsion, kleiner als ein Zentimeter, (2) Hautläsion größer als ein Zentimeter, ohne ausgedehnten Weichteilschaden, (3) Fraktur mit ausgedehntem Weichteilschaden unter Einbeziehung vaskulärer Verletzungen.

2.2. Einsatz und Übersicht der Osteosyntheseplatten an langen Röhrenknochen in der Veterinärmedizin

Das Ausgangsziel der AO/ASIF zu Beginn ihrer Gründung im Jahre 1958 war die frühe funktionelle Wiederherstellung der verletzten Extremität (SCHATZKER 1995;

SCHÜTZ u. SÜDKAMP 2003). Dies erfolgte durch eine möglichst exakte anatomische Rekonstruktion der Frakturfragmente sowie durch eine rigide interne Fixation des Knochens mittels Platten - Osteosynthese (PERREN 2003; EGOL et al.

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Literaturübersicht 7 ___________________________________________________________________

2004). Folgeschäden wie Zirkulationsstörungen, Gelenksteife und Muskelschwund bedingt durch lange Immobilisationsphasen der Patienten konnten dadurch verhindert werden (HEIM 2012).

Nur unter absoluter Stabilität ist eine primäre Knochenheilung ohne Kallusbildung möglich. Diese ist erreicht, wenn der Frakturstress weniger als zwei Prozent beträgt.

Der Frakturstress ist definiert als der Quotient zwischen der relativen Veränderung der Frakturspalte unter Belastung und der ursprünglichen Größe des Frakturspaltes.

Liegt der Frakturstress zwischen 2 und 10 Prozent erfolgt eine sekundäre Knochenheilung mit Kallusbildung. Eine Frakturheilung ist unmöglich bei unzureichender Fixation mit einem Frakturstress größer als 10% (EGOL et al. 2004).

L

Abbildung 2: Modifiziert nach Egol et al. 2004. ∆L/L < 2%, absolute Stabilität.

L ∆L

Abbildung 3: Modifiziert nach Egol et al. 2004. ∆L/L > 2% < 10%, relative Stabilität.

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Literaturübersicht 8 ___________________________________________________________________

DANIS (1947) gelang erstmals mittels axialer Kompression die Darstellung der primären Knochenheilung ohne Ausbildung von Kallusgewebe im Röntgen bei Frakturen der Vorderextremität sowie bei Frakturen des Femur und der Tibia.

2.2.1. Rundlochplatte

Die erste von der AO im Jahre 1960 entwickelte Platte war die AO – Rundlochplatte.

Mit Hilfe eines Plattenspanners war es möglich axiale Kompression auf den Frakturspalt auszuüben (WAGNER u. FRIGG 2000).

2.2.2. Dynamic Compression Plate (DCP)

Die DCP wurde im Jahre 1969 entwickelt (PERREN et al. 1969). Das neue Plattenlochdesign ermöglichte, im Vergleich zu Rundlochplatten, axiale interfragmentäre Kompression ohne den Einsatz einer separaten Spannvorrichtung (ALLGÖWER et al. 1970). Die exzentrische Insertion der Schraube in das längliche Plattenloch bewirkt eine horizontale Bewegung des Knochens in Richtung des Frakturspaltes. Dies ist möglich, da die Plattenlöcher sowohl aus einem abschüssigen als auch aus einem horizontalen Zylinder bestehen, in die der halbkugelförmige Schraubenkopf, basierend auf dem sphärischen Gleitprinzip, entlang gleitet (PERREN et al. 1969).

Das Konzept der konventionellen Platten – Schrauben – Systeme brachte einige Nachteile mit sich. Offene traumatische Zugänge mit konsekutiver

L ∆L

Abbildung 4: Modifiziert nach Egol et al. 2004. ∆L/L > 10%, Frakturheilungsstörungen.

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Literaturübersicht 9 ___________________________________________________________________

Weichteilschädigung waren zur direkten Darstellung der Frakturzone erforderlich (WAGNER u. FRIGG 2000; SCHÜTZ u. SÜDKAMP 2003). Komplikationen wie verzögerte Frakturheilungen, Pseudarthrosen, Malunion sowie Infektionen waren häufig (SCHÜTZ u. SÜDKAMP 2003). Um diese Komplikationen zu reduzieren war ein Abweichen von den mechanischen hin zu den biologischen Aspekten der Frakturbehandlung erforderlich (SCHATZKER 1995). Im Zentrum steht dabei die Biologie des Knochens sowie die schonende Behandlung des Weichteilgewebes mit Erhalt der Blutgefäßversorgung der Knochenfragmente (WAGNER 2010). Die exakte anatomische Reposition der Knochenfragmente ist nicht länger das Ziel einer guten Osteosynthese bei Trümmerfrakturen im Bereich der Diaphyse oder Metaphyse. Viel wichtiger ist die Förderung einer schnellen Integration der vital erhaltenen Knochenfragmente zu einem Brückenkallus, der die Frakturzone stabil überbrückt (GAUTIER et al. 1992). Zwingend erforderlich ist allerdings weiterhin eine genaue anatomische Rekonstruktion bei Gelenksfrakturen zur Verhinderung der Entstehung einer posttraumatischen Arthrose (GAUTIER et al. 1992).

Die minimal invasive perkutane Plattenosteosynthese (MIPO) wurde entwickelt zur Reduzierung der biologischen Schäden. Hierbei wird die Platte perkutan durch einen submuskulären Tunnel auf den Knochen aufgebracht und proximal und distal der Fraktur befestigt (MILLER u. GOSWAMI 2007). Die Frakturzone wird damit überbrückt. Es erfolgt keine direkte Reposition, sodass die Fraktur folglich sekundär mit Kallusbildung verheilt (WAGNER 2010). Obligatorisch ist dabei eine Wiederherstellung der ursprünglichen Länge und Achsenausrichtung des Knochens sowie der Ausgleich von Rotationsfehlern (GAUTIER et al. 1992).

2.2.3. Low Contact Dynamic Compression Plate (LC–DCP)

Die LC-DCP weist im Vergleich zur DCP einen 50% geringeren Platten-Knochen- Kontakt auf (SCHÜTZ u. SÜDKAMP 2003). Durch die reduzierte Auflagefläche sowie den trapezförmigen Plattenquerschnitt wird die kortikale Durchblutung gefördert.

Zusätzlich ermöglichen die Aussparungen an der Unterseite der Platte eine longitudinale Winkelung der Schrauben bis zu 40°. Die LC-DCP erhält durch symmetrisch angelegte Plattenlöcher, die einen gleichen Abstand aufweisen, eine

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Literaturübersicht 10 ___________________________________________________________________

erhöhte Flexibilität im Einsatz bei komplexen Frakturen. Das Einbringen einer Plattenschraube ist dadurch an beiden Seiten des Plattenloches möglich (PERREN 1991).

Auch die LC-DCP führt trotz ihres limitierten Knochen-Platten-Kontaktes beim Anziehen der Schrauben zu einer Kompression der Platte am Knochen. Auch hier ist für ein stabiles Knochen-Platten-Konstrukt eine Reibung zwischen Knochen und Platte erforderlich. Zur Verhinderung dieses Nachteiles kam es zur Entwicklung winkelstabiler Implantate (SCHÜTZ u. SÜDKAMP 2003). Im Gegensatz zu den konventionellen Platten – Schrauben – Systemen ist eine exakte anatomische Anpassung der winkelstabilen Platte an den Knochen nicht mehr erforderlich. Die Gefahr des primären Repositionsverlustes ist dadurch reduziert. Ebenfalls ist durch die Verriegelung des Schraubenkopfes im Gewindeteil des Plattenloches der sekundäre Repositionsverlust bei axialer Belastung des Knochens vermindert. Durch den limitierten Knochenkontakt wird die periostale Durchblutung geschont und die Frakturheilung gefördert. (FAROUK et al. 1997).

2.2.4. Point Contact Fixateur (PC-Fix) und Limited Invasive Stability System (LISS)

Beim PC-Fix wird die Winkelstabilität durch selbstverriegelnde konisch geformte Schraubenköpfe in den Plattenlöchern erreicht. Die Schonung der Blutgefäßversorgung erfolgt zum einen durch punktuelle Auflage der Platte am Knochen sowie dem möglichen Einsatz von monokortikalen Schrauben (TEPIC u.

PERREN 1995). Das LISS stellt interne Fixateure in der Humanmedizin dar, die von ihrer Form an die Anatomie des distalen Femur sowie der poximalen Tibia angepasst sind (SCHÜTZ u. SÜDKAMP 2003).

2.2.5. Locking Compression Plate (LCP)

Bei der LCP handelt es sich um ein Platten – Schrauben – System, welches über ein Kombinationsloch verfügt. Dies ermöglicht sowohl eine Kompressionsverplattung als auch den Einsatz als Fixateur interne. Eine Kombination aus Kompression und

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Literaturübersicht 11 ___________________________________________________________________

Winkelstabilität ist möglich (WAGNER u. FRIGG 2000; GAUTIER u. SOMMER 2003;

MILLER u. GOSWAMI 2007).

2.2.6. String of Pearls (SOP)

Die SOP ist ein winkelstabiles Platten – Schrauben – System, bestehend aus zylindrischen - (Internodes) und sphärischen Einheiten (Pearls) (SADAN et al. 2015).

Der sphärische Anteil der Platte besteht an ihrem Grund aus einem Gewinde sowie einem erweiterten Abschnitt in ihrem oberen Anteil, in dem der Kopf der Schraube greift (Press - fit - Technik). Zum Einsatz kommen konventionelle Kortikalisschrauben (NESS 2009).

2.2.7. Advanced Locking Plate System (ALPS)

Das ALPS (Kyon, Zürich, Schweiz) ist ein winkelstabiles Platten – Schrauben – System, welches speziell für die Veterinärmedizin entwickelt wurde (GUERRERO et al. 2014). Die Winkelstabilität wird zum einen durch das Gewinde in der Platte und dem Gewinde des proximalen Schraubenschaftes sowie eine konische Gestalt des Schraubenkopfes und des Plattenloches gewährleistet. Damit werden in Bezug auf die Winkelstabilität die Techniken der SOP und des PC-Fix kombiniert (INAUEN et al. 2009). Sowohl bei der LCP als auch beim UniLock System wird die Winkelstabilität durch ein Gewinde im Schraubenkopf erzielt (KELLER et al. 2005;

MILLER u. GOSWAMI 2007). Das ALPS ermöglicht sowohl den Einsatz von Verriegelungsschrauben als auch von konventionellen Schrauben. Sowohl INAUEN et al. (2009) als auch GUERRERO et al. (2014) halten das ALPS für eine verlässliche Alternative in der Frakturversorgung bzw. bei karpalen und tarsalen Gelenksinstabilitäten.

2.2.8. UniLock System

Das UniLock System (Synthes, Oberdorf, Schweiz) ist ein winkelstabiles Platten – Schrauben – System, welches ursprünglich für die humane Kieferchirurgie entwickelt wurde. Die Winkelstabilität wird wie bei der LCP durch Kopfverriegelungsschrauben

(22)

Literaturübersicht 12 ___________________________________________________________________

und ein passendes Gewinde im Schraubenloch erreicht. Das Plattendesign erlaubt sowohl den Einsatz von winkelstabilen Schrauben und konventionellen Schrauben, als auch eine Kombination aus beiden (KELLER et al. 2005). Nach VOSS et al.

(2009) eignet sich das UniLock System zur Frakturversorgung langer Röhrenknochen von Katzen und kleinen Hunden bis 13 Kilogramm (kg).

2.3. Frakturen der Extremitäten bei Hund und Katze

2.3.1. Frakturen der Skapula

Frakturen der Skapula sind sehr selten bei Hund und Katze. Die Inzidenz reicht beim Hund von 1,2% bis 2,4% und liegt bei der Katze zwischen 0,3 und 1,4% (PHILLIPS 1979; HARARI u. DUNNING 1993; COOK et al. 1996; NOLTE et al. 2005).

Untersuchungen beschränken sich meist auf sehr kleine Gruppen an Frakturen (HARARI u. DUNNING 1993; JOHNSTON 1993; KURZBACH 2000; MCCARTNEY u.

GARVAN 2008). Lediglich COOK et al. (1996) untersuchten 105 Hunde mit 109 Frakturen der Skapula.

Frakturen des Schulterblattes sind meist Folge einer direkten Krafteinwirkung auf den Bereich der Schulter (BINNINGTON 1974). Hauptursache ist der Unfall im Straßenverkehr (BRUNNBERG et al. 1979; PHILLIPS 1979; HARARI u. DUNNING 1993; JOHNSTON 1993). Avulsionsfrakturen des Tuberculum supraglenoidale hingegen entstehen meist durch eine indirekte Krafteinwirkung beim noch nicht ausgewachsenem Hund. Während einer starken rückwärtigen Extension der Vordergliedmaße, unter angespannter Bizepssehne, kommt es zu einer Loslösung des Tuberculum supraglenoidale im Bereich der Epiphysenfuge. Eine chirurgische Versorgung mittels Zugschraube oder Drahtzuggurtung ist indiziert (BINNINGTON 1974). BRUNNBERG et al. (1993) beschreibt, aufgrund der erhöhten Komplikationsrate infolge mangelhafter Verankerungsmöglichkeit von Schrauben und Bohrdrähten, die Versorgung mittels einer Veterinär-Mini-T-Platte. Sechs von sieben Hunden zeigten in Kontrolluntersuchungen keine Lahmheit (86%), wobei der Hund

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Literaturübersicht 13 ___________________________________________________________________

mit Lahmheit, diese aufgrund des Traumas und nicht durch die operative Versorgung aufwies.

Am häufigsten treten Frakturen des Corpus scapulae und Frakturen der Spina scapulae auf (BRUNNBERG et al. 1979; HARARI u. DUNNING 1993). JOHNSTON (1993) berichtet von einer Beteiligung der Gelenksfläche in 28% der Skapulafrakturen. Hierbei ist am häufigsten der kraniale Anteil der Cavitas glenoidalis mit dem Tuberculum supraglenoidale betroffen. Y- und T- Frakturen treten mit einer Häufigkeit von 23% auf.

Zusätzliche Verletzungen sind aufgrund der anatomischen Lokalisation häufig und kommen in 66% - 69,5% der Fälle vor. Besonders sind Skapulafrakturen mit Verletzungen im Bereich des Thoraxes (60% - 72,6%) und mit weiteren Verletzungen des Bewegungsapparates (56,2%) vergesellschaftet (BRUNNBERG et al. 1979;

HARARI u. DUNNING 1993; COOK et al. 1996).

COOK et al. (1996) empfehlen lediglich eine konservative Versorgung bei stabilen nichtartikulären Frakturen der Skapula. Die betroffene Gliedmaße wird hierzu mittels Valpeau-Schlinge für 2-3 Wochen, bei noch im Wachstum befindlichen Tieren 7- 10Tage ruhiggestellt (JERRAM u. HERRON 1998). Um Kontrakturen der Flexoren des Karpus zu verhindern, kann eine modifizierte Valpeau-Schlinge angelegt werden, bei der das Karpalgelenk nicht dauerhaft gebeugt wird. Aufgrund der starken Bemuskelung der Schulter und der damit hervorragenden extraossären Blutgefäßversorgung verheilen Skapulafrakturen in der Regel schnell (PARKER 2003). Frakturen des Corpus scapulae sowie der Spina scapulae verheilen mittels Ruhighaltung bei der Katze komplikationslos innerhalb von zwei bis vier Wochen (CHANDLER u. BEALE 2002). Sekundäre Dislokationen der Frakturfragmente sind selten, da die Skapula von einer großen Weichteilmasse umgeben ist (BRUNNBERG et al. 1979).

Eine optimale Versorgung instabiler extraartikulärer sowie intraartikulärer Frakturen der Skapula ist die offene Reposition mit interner Fixation (ORIF) (COOK et al.

1996). Frakturen des Collum scapulae sind meist instabil und disloziert und bedürfen demnach einer operativen Versorgung. MCCARTNEY und GARVAN (2008) empfehlen hierzu einen Zugang zum Collum scapulae von kraniolateral durch Separation und Retraktion des M. supraspinatus nach kranial und des M.

(24)

Literaturübersicht 14 ___________________________________________________________________

infraspinatus und der Pars acromialis des M. deltoideus nach kaudal. Eine Osteotomie des Acromions ist dadurch nicht erforderlich.

Bei Gelenksfrakturen der Skapula kommen, aufgrund der geringen Größe der Fragmente, meist Zugschrauben und Bohrdrähte zum Einsatz. In einigen Fällen kann, je nach Größe der jeweiligen Frakturfragmente, die Plattenosteosynthese eingesetzt werden (JOHNSTON 1993).

Frakturen des Corpus sowie des Collum scapulae können nach Reposition mit einer Platte fixiert werden (MCCARTNEY u. GARVAN 2008). Bei Hunden großwüchsiger Rassen wird das Anbringen von zwei Platten, sowohl in der Fossa supraspinata als auch in der Fossa infraspinata empfohlen (BRUNNBERG et al. 1979).

JOHNSTON (1993) berichtet zwar von einer guten Prognose für den Einsatz der Gliedmaße nach Frakturen der Skapula mit Gelenksbeteiligung, jedoch waren in den Langzeitkontrollen die Patienten nur in 15% der Fälle lahmheitsfrei.

BRUNNBERG et al. (1979) untersuchten 70 Patienten mit 83 Frakturen. Alle nachuntersuchten Patienten zeigten keine funktionellen Einschränkungen und konnten mit einem guten Ergebnis bewertet werden.

Biomechanische Untersuchungen zum Einsatz von winkelstabilen - (SOP) und nichtwinkelstabilen Implantaten (LC-DCP) am Schulterblatt zeigten keine signifikanten Unterschiede. Keine der beiden verwendeten Platten zeigte einen deutlichen mechanischen Vorteil (ACQUAVIVA et al. 2012).

PLESMAN et al. (2011) berichteten über eine erfolgreiche partielle kaudale Skapulektomie als Versorgung einer chronischen intraartikulären Skapulafraktur bei einer Katze. Diese Technik gilt als eine alternative Versorgung anstelle einer offenen Reposition und internen Fixation, besonders bei schweren intraartikulären Frakturen mit Schädigung des Gelenkknorpels. Möglicher Nachteil ist die Entstehung einer Schultergelenksluxation. Es liegen keine Untersuchungen vor, wie groß der zu entfernende Anteil des Glenoids sein darf. Im oben genannten Fall wurden 30% der Schultergelenkspfanne entfernt.

Frakturen des Akromion sollten aufgrund der Dislokationstendenz durch den Muskelzug der Pars acromialis des M. deltoideus operativ mittels Drahtzuggurtung oder Zugschraube versorgt werden (BRUNNBERG et al. 1979; HARARI u.

DUNNING 1993).

(25)

Literaturübersicht 15 ___________________________________________________________________

Tabelle 1 liefert eine Übersicht über die Frakturversorgungen und Ergebnisse von Skapulafrakturen bei Hunden und Katzen.

Tabelle 1: Literaturübersicht der Frakturversorgungen und Ergebnisse von Skapulafrakturen bei Hunden und Katzen.

Autor Frakturlokalisation (Anzahl) Frakturversorgung Ergebnis

+ - ?

HARARI und DUNNING (1993)

Corpus scapulae (4H) Cast 1

Ruhighaltung 2

Plattenosteosynthese 1

Spina scapulae (3H) Ruhighaltung (3) 2 1

Caput scapulae (2H) Plattenosteosynthese (2) 2 Längsfraktur (Corpus, Caput

und Glenoid) (2H)

Verbandstherapie 1

Cerclage 1

Caput scapulae + Acromion (1H)

Drahtzuggurtung 1

Tuberculum supraglenoidale (1H)

Drahtzuggurtung 1

JOHNSTON (1993) Cavitas glenoidalis

Kranial (15H) Operativ (23) Konservativ (3)

3 17 6 T/Y-Fraktur

(6H) Mittig (1H) Trümmerfraktur (3H)

Kaudal (1H)

WETSCHER (2012) Corpus scapulae (3K) Konservativ 3

4 Cerclagen Keine Behandlung

Spina scapulae (2K) 2 Bohrdrähte 2

Keine Behandlung

Collum scapulae (4K) T-Mini-Platte (3K) 4 2 Kleinfragment-Platten

Mini-DCP

Keine Behandlung

Corpus, Spina, Collum Mini-DCP, 2 Bohrdrähte, 2 2 1

(26)

Literaturübersicht 16 ___________________________________________________________________

scapulae (3K) Zugschrauben

Keine Behandlung BRUNNBERG et al.

(1979)

Corpus scapulae (38H) Konservativ (30) 6 24

Operativ (4) 3 1

Spina scapulae (24H) Konservativ (17) 6 11

Operativ (5) 3 2

Collum scapulae (16H) Konservativ (5) 1 4

Operativ (11) 8 3

Tuberculum supraglenoidale (5H)

Konservativ (1) 1

Operativ (4) 3 1

Tuberculum infraglenoidale (4H)

Konservativ (2) 2

Operativ (1) 1

Acromion (3H) Konservativ (1) 1

Operativ (2) 1 1

MCCARTNEY und GARVAN (2008)

Collum scapulae (8H) T-Platte (8) 8*

* 5 exzellent (keine Lahmheit oder Steifigkeit), 2 sehr gut (seltene Steifigkeit), 1 gut (seltene Steifigkeit und Lahmheit)

H: Hunde, K: Katzen, +: gutes Ergebnis, -: schlechtes Ergebnis, ?: keine Kontrolle erfolgt

2.3.2. Frakturen des Humerus

Im Vergleich zu anderen Röhrenknochen sind Frakturen des Humerus bei Hund und Katze selten (STAIMER 1980; SCHEBITZ et al. 1981b; EBEL 1990; UNGER et al.

1990; HARASEN 2003b; SIMPSON 2004). Die Inzidenz reicht bei der Katze von 3,5% - 5 % (HILL 1977; PHILLIPS 1979; NOLTE et al. 2005) und liegt beim Hund zwischen 5,4 und 7,7% (LJUNGGREN 1971; PHILLIPS 1979).

Proximale Humerusfrakturen sind sowohl beim Hund als auch bei der Katze sehr selten (PHILLIPS 1979; STAIMER 1980; SCHEBITZ et al. 1981a; BARDET et al.

1983; EBEL 1990; UNGER 1990; MACIAS u. MCKEE 2003; LINDENA et al. 2012).

Bei der Katze treten Frakturen am häufigsten im Bereich des Humerusschaftes auf (STAIMER 1980; BARDET et al. 1983; EBEL 1990; BRUNNBERG u. WAIBL 2002;

WETSCHER 2012), während beim Hund Frakturen eher am distalen Humerus

(27)

Literaturübersicht 17 ___________________________________________________________________

lokalisiert sind (PHILLIPS 1979; BARDET et al. 1983; VANNINI et al. 1988a; EBEL 1990).

Am distalen Oberarm werden die extraartikulären suprakondylären Frakturen (einfach oder mehrfragmentär) von den partiellen Gelenkfrakturen (unikondylär lateral oder unikondylär medial) und den vollständigen Gelenkfrakturen (einfach oder mehrfragmentär) unterschieden (UNGER 1990). Mit einer Inzidenz von 36% bis 67%

ist beim Hund am häufigsten das Capitulum humeri am distalen Humerus betroffen (SCHEBITZ et al. 1976; VANNINI et al. 1988a; EBEL 1990; RØRVIK 1993;

KURZBACH 2000; NORTJE et al. 2015).

Humerusfrakturen werden in nahezu allen Rassen beobachtet (MARCELLIN-LITTLE 1998), wobei laterale Kondylusfrakturen gehäuft bei Französischen und Englischen Bulldoggen, Yorkshire Terriern, Zwergpinschern und Gordon Settern, interkondyläre Humerusfrakturen häufiger beim Deutschen Schäferhund und mediale und interkondyläre Frakturen häufiger beim Bernhardiner auftreten (RØRVIK 1993).

Frakturen im Bereich des Condylus humeri infolge einer inkompletten Ossifikation der Humeruskondylen (IOHC) sind nicht selten bei Spaniels, wurden aber auch bei anderen Hunderassen, wie Labrador Retriever, Rottweiler, Deutscher Schäferhund und der Deutschen Wachtel beschrieben (ROVESTI et al. 1998; ROBIN u.

MARCELLIN‐LITTLE 2001; MEYER-LINDENBERG et al. 2002; GABRIEL et al.

2009; MOORES et al. 2012).

Sowohl junge als auch ältere Tiere sind von Humerusfrakturen betroffen, wobei laterale Kondylusfrakturen sowie Frakturen der distalen Metaphyse eher bei jungen Tieren auftreten und Trümmerfrakturen häufiger bei Tieren älter als einem Jahr beobachtet werden (STAIMER 1980; BARDET et al. 1983). Nach RØRVIK (1993) waren 74% der Hunde mit einer lateralen Kondylusfraktur und 85% der Hunde mit einer medialen Kondylusfraktur in einem Alter zwischen drei und fünf Monaten.

Als Hauptursachen für Humerusfrakturen werden Autounfälle sowie der Sturz aus der Höhe genannt. Als weitere Ursachen gelten Schussverletzungen, Trittverletzungen, Hängenbleiben, Einklemmen, Schlagverletzungen, Bissverletzungen sowie Bagatelltraumata (BARDET et al. 1983; VANNINI et al.

1988b; EBEL 1990; MARCELLIN-LITTLE 1998; LINDENA et al. 2012). Besonders bei der Katze ist die Ursache der Frakturentstehung oftmals unbekannt. EBEL (1990)

(28)

Literaturübersicht 18 ___________________________________________________________________

berichtet in 31,2% der Katzen und in 11,2% der Hunde von einer unbekannten Ursache.

Humerusfrakturen sind in 27 - 29,8% der Fälle beim Hund und in 47,9% der Fälle bei der Katze mit weiteren Verletzungen vergesellschaftet. Am häufigsten kommen Hautwunden, Verletzungen der Brusthöhle und Frakturen anderer Knochen vor (BRUNNBERG et al. 1981; EBEL 1990). Verletzungen des N. radialis sowie des Plexus brachialis sind selten zu beobachten (BRUNNBERG et al. 1981; EBEL 1990;

MARCELLIN-LITTLE 1998).

In einer retrospektiven Studie von BARDET et al. (1983) wurde der Erfolg der Therapie von Humerusfrakturen an 89 Hunden und Katzen untersucht. Alle Frakturen der proximalen Epiphyse heilten ohne Komplikationen und wurden mit einem exzellenten Ergebnis bewertet. Ähnliche Ergebnisse lieferten die Untersuchungen von BRUNNBERG und WAIBL (2002), WETSCHER (2012) sowie LINDENA et al.

(2012). 83% der Schaftfrakturen sowie der supracondylären Frakturen wurden mit einem exzellenten, sehr guten oder guten Ergebnis bewertet. Distale Gelenksfrakturen zeigten in 57% der Fälle kontinuierliche Lahmheiten sowie Druckdolenz bei Palpation und wurden mit einem mangelhaften Ergebnis bewertet (BARDET et al. 1983). Im Gegensatz zu VANNINI et al. (1988c) erfolgte keine weitere Unterteilung der distalen Gelenksfrakturen. In seinen Untersuchungen heilten distale Schaftfrakturen sowie suprakondyläre Frakturen zu 94%, laterale Kondylusfrakturen zu 89%, und mediale Kondylusfrakturen zu 87% mit einem guten bis exzellentem Ergebnis. Erfolgreiche Ergebnisse bei dikondylären Frakturen konnten nur in 52% der Fälle erzielt werden, wobei SCHEBITZ et al. (1976) bei 70%

der dikondylären Frakturen ein gutes Ergebnis erzielte. Bei EBEL (1990) zeigten 60,6% der distalen Oberarmfrakturen ein gutes Behandlungsergebnis. Am schlechtesten schnitten auch hier die Y-Frakturen ab, mit einem guten Erfolg von 43,5%. NORTJE et al. (2015) berichten von einer guten Prognose zur Wiederaufnahme der Arbeit in 15 von 16 Arbeitshunden mit Frakturen des Condylus humeri.

BRUNNBERG und WAIBL (2002) unterteilten die Humerusschaftfrakturen der Katze in Quer, Schräg- und Spiralfrakturen sowie in Splitter- und Trümmerfrakturen. Erstere erzielten in 96,6% der Fälle ein gutes Heilungsergebnis, Splitter- und

(29)

Literaturübersicht 19 ___________________________________________________________________

Trümmerfrakturen hingegen nur in 74,2% der Fälle. Eine konservative Frakturversorgung wird lediglich bei Grünholzfrakturen des Humerusschaftes empfohlen. Häufige Komplikationen nach konservativer Therapie von Humerusschaftfrakturen ist die Verkürzung der Gliedmaße. Bei Trümmerfrakturen tritt häufig zusätzlich eine Achsenfehlstellung auf (BRUNNBERG et al. 1981).

Die kraniolaterale Humerusfläche gilt als Zugseite des Humerus und ist gut geeignet zum Anbringen einer Knochenplatte (SIMPSON 2004). Der mediale Zugang eignet sich zur Frakturversorgung mittlerer und distaler diaphysärer Frakturen (HARARI et al. 1986). Die in diesem Abschnitt plane Fläche des Humerus ermöglicht eine einfache Anpassung der Platte an den Knochen ohne eine komplizierte Anmodellierung (BRUNNBERG et al. 1981). Anatomische Unterschiede bestehen bei Hund und Katze. Die Katze besitzt ein Foramen supracondylare, durch das die A.

brachialis und der N. medianus ziehen. Hunde hingegen besitzen ein Foramen supratrochleare, das die Fossa olecrani mit der Fossa radialis verbindet (NICKEL et al. 2004).

Zur Versorgung von Frakturen der proximalen Epiphysenfuge sowie für Frakturen des Tuberculum majus sind Bohrdrähte, die Drahtzuggurtung sowie Zugschrauben einsetzbar. Eine Beschädigung der Wachstumsfuge wird durch oben genannte Operationstechniken vermieden (STAIMER 1980; BRUNNBERG u. WAIBL 2002).

LINDENA et al. (2012) empfehlen die alleinige Verwendung von Bohrdrähten, um Wachstumsrestriktionen bei noch im Wachstum befindlichen Tieren zu vermeiden.

Frakturen der proximalen Metaphyse sowie Humerushalsfrakturen können mittels Knochenplatte, intramedullärem Bohrdraht, Verriegelungsnagel sowie mit Hilfe eines Fixateur externe versorgt werden (SIMPSON 2004).

Zur Versorgung von Frakturen der Diaphyse kommen der Fixateur externe, die intramedulläre Markraumfixation, Knochenplatten sowie Verriegelungsnägel zum Einsatz (BRUNNBERG et al. 1981; MARCELLIN-LITTLE 1998). Die alleinige intramedulläre Markraumfixation ist auf einfache Frakturen und kleine bis mittlere Rassen limitiert. Sie gilt als kontraindiziert bei großen Hunderassen (MARCELLIN- LITTLE 1998). BRUNNBERG et al. (1981) warnen selbst bei Quer- und einfachen Schrägfrakturen im Bereich der Markhöhlenenge, am Übergang vom mittleren zum distalen Schaftdrittel, vor dem Einsatz eines Markraumnagels, da diese Frakturen oft

(30)

Literaturübersicht 20 ___________________________________________________________________

von einer Fissur begleitet sind. Sowohl die normograde als auch die kraniolateral gerichtete retrograde Einbringung ist am Humerus gefahrlos möglich (SISSENER et al. 2005). STAIMER (1980) und EBEL (1990) berichten in 90% bzw. 88,2% der Markraumfixationen bei der Katze von einem guten Heilungsergebnis. Auch mittels Plattenosteosynthese konnte in 83,3% der Schaftfrakturen bei Hund und Katze ein gutes Ergebnis erzielt werden (EBEL 1990).

Der Fixateur externe kann alleine oder in Kombination mit einem intramedullärem Bohrdraht (Tie - in - Konfiguration) eingesetzt werden (MARCELLIN-LITTLE 1998).

Distale Gelenksfrakturen sollten durch interfragmentäre Kompression mittels einer Zugschraube operativ versorgt werden. Eine zusätzliche Schraube oder ein Bohrdraht sorgen bei Kondylusfrakturen für die Rotationsstabilität (VANNINI et al.

1988c). Eine genaue anatomische Rekonstruktion der Gelenksfläche zur Verhinderung einer sekundären Gelenksarthrose und Einschränkungen in der range of motion (ROM) ist obligat (MARCELLIN-LITTLE 1998).

Suprakondyläre Frakturen können mittels Bohrdrähten in Kreuzspickung versorgt werden. Bei Versorgung mittels Plattenosteosynthese wird das Anbringen einer Platte von kaudomedial und einer Platte von kaudolateral über einen kaudalen Zugang nach Osteotomie des Olekranon proklamiert (MARCELLIN-LITTLE 1998).

HULSE (2012) beschreibt das Vorgehen der MIPO bei Trümmerfrakturen der Metaphyse oder Diaphyse am Humerus. Präoperative Planung sowie Kenntnisse der Anatomie und die notwendige Erfahrung sind Grundvoraussetzung für die MIPO am Humerus.

In der Veterinärmedizin existieren nur sehr wenige Studien, die den Einsatz von winkelstabilen Implantaten am Humerus untersuchen. VOSS et al. (2009) beschreiben den Einsatz des Unilock Systems bei Frakturen der langen Röhrenknochen von kleinen Hunden und Katzen. Insgesamt eignet sich dieses System zur Frakturversorgung langer Röhrenknochen. Häufiger wurden Komplikationen am Humerus beobachtet als an anderen Knochen. Als Ursache werden die generell höhere Komplikationsrate bei Frakturen des distalen Humerus sowie technische Fehler, aufgrund Unerfahrenheit, genannt. HAALAND et al. (2009) werteten den Einsatz der LCP zur Frakturbehandlung langer Röhrenknochen aus

(31)

Literaturübersicht 21 ___________________________________________________________________

und stellten ebenfalls fest, dass mit zunehmender Erfahrung die Komplikationsrate reduziert werden kann.

Auch Untersuchungen aus der Humanmedizin zeigen, dass bei Frakturen des Humerusschaftes nicht die Wahl der Platte das Ergebnis beeinflusst, sondern vielmehr die ordnungsgemäße Fixation der Fraktur entscheidend ist (HUR et al.

2007; SHEN et al. 2013; SINGH et al. 2014). Der Einsatz von Locking Compression Plates erwies sich als sinnvoll bei älteren Patienten mit delayed Unions und Nonunions bei osteoporotischem Knochen (RING et al. 2004).

Mit einer Häufigkeit von 92,8% beim Hund und 85% bei der Katze erfolgte in den Untersuchungen von EBEL (1990) eine operative Versorgung der Humerusfrakturen.

Die Tabelle 2, 3 und 4 geben eine Übersicht über die Frakturversorgungen und Ergebnisse von Humerusfrakturen bei Hunden und Katzen.

Tabelle 2: Literaturübersicht der Frakturversorgungen und Ergebnisse proximaler Humerusfrakturen.

Autor Frakturlokalisation

(Anzahl)

Frakturversorgung Ergebnis

+ - ? BRUNNBERG und

WAIBL (2002)

Epiphysiolysis proximalis (6K)

2 Kirschner-Draht Fixation 6

STAIMER (1980) Epiphysiolysis proximalis (2K)

Parallelspickung 2

EBEL (1990) 11A1 (1H) Kreuzspickung 1

11A2 (2H) Rush-Prinzip 1

Plattenosteosynthese 1*

11A3 (3H) Kreuzspickung (1H) 1

Konservativ (2H) 2

Salter und Harris Typ II (1K)

2 Bohrdrähte 1

WETSCHER (2012) Epiphysiolysis proximalis (1K)

2 Bohrdrähte 1

Apophyseorhexis Tuberculum minus (1K)

2,0er Stellschraube, 1 Bohrdraht

1

Apophyseolyse 2 Bohrdrähte 1

(32)

Literaturübersicht 22 ___________________________________________________________________

Tuberculum majus (1K) Metaphysäre Querfraktur (1K)

1 Rush-Pin 1

Metaphysäre

Stauchungsfraktur (1K)

4 Bohrdrähte 1

LINDENA et al. (2012) SH-I (3K) 2 Bohrdrähte 1 2

SH-III (2K) 2 Bohrdrähte 2

Proximale Humerusschaft (1K)

Plattenosteosynthese + intramedullär: 2 Bohrdrähte

1

SCHEBITZ et al.

(1981a)

Epiphysiolysis proximalis (6H)

Schraube 6*

Tuberculum majus (1H) Schrauben 1*

BARDET et al. (1983) Proximale Epiphyse SH 1

& 2 (5H, 1K)

3 3

*gut mit Vorbehalt

H: Hunde, K: Katzen, +: gutes Ergebnis, -: schlechtes Ergebnis, ?: keine Kontrolle erfolgt

Tabelle 3: Literaturübersicht der Frakturversorgungen und Ergebnisse der Humerusdiaphyse.

Autor Frakturlokalisation (Anzahl)

Frakturversorgung Ergebnis

+ - ?

Brunnberg/Waibl (2002)

Querfraktur (13K) IM: Rush-Pin (3K)

29 1 5

IM: Verriegelungsnagel (5K) Plattenosteosynthese (5K) Schrägfraktur (6K) IM: 2-3 Kirschner-Drähte (6K) Spiralfraktur (3K) IM: Verriegelungsnagel Splitterfraktur (28K) IM: 2-3 Kirschner-Drähte (8K)

26 9 7

IM: Rush Pin (4K)

IM: Verriegelungsnagel (1K) Plattenosteosynthese (12K) Fixateur externe Typ I (2K) Fixateur externe Typ I + Integrierter Marknagel (1K) Trümmerfraktur

(14K)

IM: Verriegelungsnagel (1K) Plattenosteosynthese (6K) Fixateur externe Typ I (2K)

(33)

Literaturübersicht 23 ___________________________________________________________________

Fixateur externe Typ I + Integrierter Marknagel (5K)

Staimer (1980) Ohne Splitter Konservativ 2* 2 8

IM-Fixation (6K) 3 3

Interfragmentäre

Kompressionsosteosynthese (6K)

2 + 1*

1 2

Kleine Splitter Konservativ (2K) 2

IM- Fixation (7K) 4* 1 2

Interfragmentäre

Kompressionsosteosynthese (3K)

1 + 1*

1

Große Splitter Konservativ (11K) 6* 2 3

IM-Fixation (4K) 3* 1

Interfragmentäre

Kompressionsosteosynthese (4K)

2 + 1*

1

Unvollständig (Grünholzfraktur)

Konservativ (5K) 1

+ 1*

3

Ebel (1990) 12A Plattenosteosynthese (14H) 8 1 5

Marknagel nach Küntscher (zum Teil in Kombination) (9H)

6 2 1

Zugschrauben (3H) 2 1

Konservativ (1H/1K) 1H/1K

Kirschner Bohrdraht (2H) 2 Bündelnagelung + Cerclage (1H/7K)

5K 1K 1H/1K

Kirschner + Cerclage (2K) 2

12B Plattenosteosynthese (9H) 5 2 2

Zugschraube + Cerclage (1H) 1

Konservativ (1H) 1

12C Plattenosteosynthese (2H) 2

Konservativ (1H) 1

Brunnberg (1981) Mittleres und distales Schaftdrittel

Ruhighaltung (16H) 1* 0/3** 12 Perkutane Transfixation (2H) 1 1/0**

(34)

Literaturübersicht 24 ___________________________________________________________________

Küntscher Nagel (21H) 12 5/0** 4

Rush Pin (5H) 2 2/0** 1

Markraumschraube nach Becker (1H)

1

Bündelnagelung nach Hackethal (1H)

1*

Schrauben (2H) 1 1/0**

Plattenosteosynthese (79 H) 53 17/1** 6 Bardet (1983) Querfraktur (12H)

32 6 24

Schrägfraktur (9H/6K)

Spiralfraktur (4H) Trümmerfraktur (15H/14K) Stückfraktur (2H)

*gut mit Vorbehalt

**unbefriedigend abhängig von der OP/unbefriedigend unabhängig von der OP

IM: intramedullär, H: Hunde, K: Katzen, +: gutes Ergebnis, -: schlechtes Ergebnis, ?: keine Kontrolle erfolgt

Tabelle 4: Literaturübersicht der Frakturversorgungen und Ergebnisse distaler Humerusfrakturen.

Autor Frakturlokalisation (Anzahl)

Frakturversorgung Ergebnis

+ - ?

BARDET et al.

(1983)

Suprakondylär (16H/2K)

9 2 7

Dicondylär (25H) 16 21 6

Lateraler Kondylus (15H)

Medialer Kondylus (3H)

VANNINI et al.

(1988c)

Distaler Humerusschaft (45H/5K)

Plattenosteosynthese mit Schrauben (21H)

34 2 14

Schrauben, Pins, Draht (3H)

Pins, Draht (16H/5K)

(35)

Literaturübersicht 25 ___________________________________________________________________

Pins, Draht, Fixateur externe (5H)

Dicondylär (24H/6K) Transkondyläre

Zugschraube +

Plattenosteosynthese mit Schrauben (12H/1K)

12 11 7

Transkondyläre

Zugschraube +

Schrauben, Pins und Draht (5H)

Transkondyläre

Zugschraube + Pins und Draht (5H/4K)

Transkondyläre

Zugschraube + Pins + Fixateur externe (2H) Pins (1K)

Lateraler und medialer Kondylus (55H)

Plattenosteosynthese mit Zugschraube (1H)

39 4 11

2xTranskondyläre Zugschraube (11H) Transkondyläre Zugschraube (3H) Transkondyläre

Zugschraube + Pins und Draht (36H)

Pins (4H) Schebitz et al.

(1976)

Capitulum humeri (61H)

26 10/5** 20

Trochlea humeri (5H) 4 1

Y-Frakturen (35H) 23 9/1** 2

Suprakondyläre Frakturen (24H)

15 7 2

STAIMER (1980) Suprakondylär (5K) Konservativ 1* 1/1**

IM-Fixation 2/2* 4/1**

Interfragmentäre Kompression

(36)

Literaturübersicht 26 ___________________________________________________________________

Capitulum (2K) Konservativ 1

IM-Fixation 3

Interfragmentäre Kompression Trochlea (1K) Konservativ

IM-Fixation 1

Interfragmentäre Kompression

Y-Fraktur (5K) Konservativ 1/4*

IM-Fixation 1/1* 1

Interfragmentäre Kompression

EBEL (1990) suprakondylär Konservativ (2H, 1K) 3

Operativ (14H,2K) 7H 1H 6H

2K

Capitulum humeri Konservativ (3H,1K) 1 2H

1K Operativ (42H, 1K) 15H

1K

4H/3H 20H

Trochlea humeri Operativ (8H) 1 -/1 6

Vollständige Gelenksfrakturen

Konservativ (1H, 1K) 1H 1K

Operativ (31H, 2K) 3H 2K /1H

5H/5H 17

* gut mit Vorbehalt

**unbefriedigend abhängig von der OP/unbefriedigend unabhängig von der OP

k. A.: keine Angaben, IM: intramedullär, H: Hunde, K: Katzen, +: gutes Ergebnis, -: schlechtes Ergebnis, ?: keine Kontrolle erfolgt

2.3.3. Frakturen von Radius und Ulna

Die Inzidenz reicht bei der Katze von 3 – 8,4% und liegt beim Hund bei 17,3% (HILL 1977; PHILLIPS 1979). Unterarmfrakturen beim Hund sind nach Frakturen von Ober- und Unterschenkel die dritthäufigsten unter den Gliedmaßenfrakturen (MEYER 1977;

SCHEBITZ et al. 1981b; HARASEN 2003b). Frakturen von Radius und Ulna sind

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Literaturübersicht 27 ___________________________________________________________________

häufiger bei kleinwüchsigen Hunderassen anzutreffen und hauptsächlich bei Tieren, jünger als einem Jahr (MEYER 1977; EULER 1979; EBEL 1990).

Frakturen der Diaphyse von Radius und Ulna sind die häufigsten Frakturen des Unterarmes bei Hund und Katze (MEYER 1977; EULER 1979; PHILLIPS 1979;

EBEL 1990; WETSCHER 2012). Mit einer Häufigkeit bis 85% sind Frakturen im distalen Drittel von Radius und Ulna lokalisiert (HARASEN 2003a).

Isolierte Radiusfrakturen sind häufiger distal anzutreffen, wohingegen isolierte Ulnafrakturen eher proximal am Knochen lokalisiert sind (MEYER 1977). EULER (1979) berichtet von einer Häufigkeit von 27,4% isolierter Radiusfrakturen und 14,9%

isolierter Ulnafrakturen bei der Katze. Auch bei der Katze sind am häufigsten der mittlere und der distale Anteil von Radius und Ulna betroffen (EULER 1979; SCOTT 2005). Frakturen der proximalen Meta- und Epiphyse kommen bei Hund und Katze selten vor (MEYER 1977; EULER 1979).

Am Unterarm gilt der Radius als Träger der Hauptlast und benötigt demnach eine primäre Stabilisierung nach Frakturentstehung (HARARI 2002).

Bei großwüchsigen Hunderassen waren Unfälle im Straßenverkehr hauptsächlich für Frakturen des Unterarmes verantwortlich, während bei kleinwüchsigen Rassen Frakturen häufiger im Lauf und durch Stürze verursacht wurden (MEYER 1977;

HARASEN 2003a). Hauptursache für Unterarmfrakturen bei der Katze ist der Sturz aus größerer Höhe (EULER 1979; EBEL 1990).

Zusätzliche Verletzungen traten bei EULER (1979) in 26% der Katzen auf, bei EBEL (1990) hingegen in 60,3% der Katzen und 46% der Hunde. Sowohl bei EULER (1979) als auch bei EBEL (1990) waren bei Katzen am häufigsten zusätzliche Frakturen anderer Knochen.

Nach NOLTE et al. (2005) ist bei Katzen der proximale Abschnitt der Ulna anfälliger für die Entwicklung von Nonunions. Vermutlich sind weitere prädisponierende Faktoren wie hohes Alter, Übergewicht, offene Frakturen, Trümmerfrakturen, sowie Frakturen die mit einem Fixateur externe vom Typ II versorgt wurden für die Entstehung von Nonunions ursächlich.

Die Frakturversorgung sowie die Prognose richten sich nach der Größe des jeweiligen Hundes. Während mittlere bis große Hunderassen eine recht gute Prognose aufweisen, ist diese bei kleinen Rassen und den sogenannten Toy-Rassen

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deutlich vorsichtiger (HARASEN 2003a). Bei kleinen Hunderassen sind Nonunions nach Frakturen des distalen Drittel von Radius und Ulna sehr häufig (VAUGHAN 1964). WELCH et al. (1997) begründen dies, mit dem Vorliegen einer unterschiedlichen intraossären Blutgefäßversorgung am distalen Radius bei kleinen und großen Hunderassen. Bei kleineren Rassen liegt eine geringere Dichte und Aufzweigung der Blutgefäße im Bereich der distalen Metaphyse des Radius vor.

Daher ist eine stabile interne Fixation mittels Plattenosteosynthese oder Fixateur externe zur Förderung der Revaskularisierung zwingend erforderlich (WELCH et al.).

LARSEN et al. (1999) untersuchten den Einsatz der Plattenosteosynthese an 22 distalen Radius-/Ulnafrakturen mit einem Erfolgsergebnis von 89%, wobei in 18% der Fälle Komplikationen auftraten, die in 75% eine erneute operative Versorgung mittels Plattenosteosynthese erforderten. HAMILTON und HOBBS (2005) sowie LAKSHMI et al. (2007) empfehlen die Verwendung der AO veterinary mini T-plate zur primären Stabilisierung distaler Radius-/Ulnafrakturen in Toyrassen. Als nachteilig erwies sich eine Einschränkung der ROM im Karpalgelenk sowie eine Resorption der Ulna in 67% der Fälle (HAMILTON u. HOBBS 2005). Insgesamt konnten allerdings nur 43%

mit einem exzellenten Ergebnis bewertet werden. HAALAND et al. (2009) berichten über gute Resultate beim Einsatz von Locking compression plates. Auch GIBERT et al. (2015) erzielten hervorragende Resultate mit dem Einsatz der LCP als Hybridplatte. Besonders die T-LCP eignete sich sehr gut zur Fixation des meist nur sehr kurzen distalen Fragmentes. Auch VOSS et al. (2009) empfehlen zur Versorgung distaler Radius-/Ulnafrakturen einen internen Fixateur (UniLock System), da dieser neben einer stabilen internen Fixation auch die Blutgefäßversorgung im Frakturbereich unterstützt.

SARDINAS und MONTAVON (1997) beschreiben bei distalen Radiusfrakturen das Anbringen einer Knochenplatte von medial, anstelle der häufiger gewählten kranialen Platzierung. Die Gefahr der Fixation der Ulna am Radius mittels Plattenschrauben und der damit einhergehenden Gefahr der Störung von Supination und Pronation wird dadurch reduziert. Auch werden durch einen medialen Zugang Komplikationen der Extensoren vom Karpus und der Zehen vermieden. Die Ausbildung von Synostosen konnte in 70% der Unterarmfrakturen des Hundes und in 41,1% der Katzen beobachtet werden. Besonders häufig waren ältere Tiere betroffen, die

Referenzen

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