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Archiv "Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis: Indikationen — Risiken" (09.04.1993)

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(1)

DEUTSCHES AJUTEES ATT

BUNDESÄRZTEKAMMER

Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft

Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis:

Indikationen — Risiken

ca. 10 %

ZNS-Beteiligung (davon Meningitis ca. 55 Meningoenzephalitis ca. 35 %)

Risikoabschätzung einer FSME-Infektion nach Zecken- stich in einem Endemiegebiet (nach 6, modifiziert)

Zeckenstich

eines infizierten Tieres 500 - 10 000 Zecken

5 infizierte Zecken

60 - 70 % symptomfrei

20 - 30 "/0

subklinischer Verlauf ("grippale Symptome)

Z 1 N

1 - 2%

tödlich

3 - 10 %

Restsymptome

90 - 95 %

Remission

Bei der Frühsommer-Meningoenze- phalitis (FSME) handelt es sich um eine

— in Deutschland relativ seltene — durch Zecken übertragene Viruserkrankung, die in zwei Phasen verläuft und zu Enze- phalomeningitis, Enzephalitis und My- elitis führen kann. Maxima der Zecken- aktivität und damit Infektionsmaxima treten im allgemeinen Ende Mai bis Mitte Juli und im September auf (1).

Mit ca. 60 bis 120 FSME-Fällen soll pro Jahr zu rechnen sein (2). Naturherde finden sich in begrenzten Gebieten von Baden-Württemberg und Bayern, fer- ner von Österreich, Ungarn, auf dem Gebiet der ehemaligen CSFR, Jugosla- wien, Polen und Skandinavien (Karten siehe bei 3). In den neuen Bundeslän- dern herrscht seit Mitte der 70er Jahre eine ruhige epidemiologische Situation („endemische Latenz") mit im allge- meinen rückläufiger Antikörperpräva- lenz bei Mensch und Tier (4).

Zur Prophylaxe der FSME stehen für gefährdete Personen drei Impfstoffe mit in- aktivierten Viren zur aktiven Immunisierung , und zwei FSME-Im- munglobuline zurpas- siven Immunisierung zur Verfügung. Frü- hestmöglicher Impf- schutz besteht 14 Ta- ge nach der zweiten aktiven Immunisie- rung.

Der Arzneimittel- kommission gingen zu dem ersteingeführten aktiven Impfstoff, bei dem längere Erfah- rungen vorliegen, eine Reihe von Berichten über Verdachtsfälle über Störungen des zentralen und peri- pheren Nervensy- stems bis hin zu Beob- achtungen über Krampfanfälle, Enze- phalomeningitis und postvakzinale

Schwerpunktneuritis (5) zu. Uber den Grad der Wahrscheinlich-

keit des Zusammenhangs zwischen ak- tiver Impfung und Verdachtsfällen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist die Diskussion in Fachkreisen noch nicht abgeschlossen (2, 6).

Ein Hersteller weist in der Fachin- formation im Abschnitt „Nebenwirkun- gen" unter anderem auf Enzephalome- ningitis-ähnliche Symptome und „Ner- venentzündungen unterschiedlichen Schweregrades" hin; ein anderer Her- steller zusätzlich auf Literaturberichte über Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems, einschließ- lich aufsteigender Lähmungen (zum Beispiel Guillain-Barrel-Syndrom) im zeitlichen Zusammenhang mit FSME- Impfungen.

Angesichts der regional begrenzten.

Infektionshäufigkeit, des relativ selte- nen Auftretens der Erkrankung außer- halb der Endemiegebiete und der Mög- lichkeit unerwünschter Wirkungen des

aktiven Impfstoffes auf das zentrale und periphere Nervensystem empfiehlt die Arzneimittelkommission, die Indi- kation sorgfältig zu stellen und die Pa- tienten ausführlich über Nutzen und Risiko der Impfung aufzukären (6).

Gefährdet sind in Endemiegebieten Angehörige land- und forstwirtschaftli- cher Berufe und sonstige Personen mit besonderem Expositionsrisiko (siehe Abbildung). Die Impfkommission des Bundesgesundheitsamtes stuft daher die aktive Immunisierung als Indikati- onsimpfung ein. Als allgemeine Schutz- maßnahmen empfehlen sich in den En- demiegebieten die Vermeidung jegli- cher Berührung mit der niederen Ve- getation beziehungsweise eine abdek- kende Kleidung.

Hinweis: Da durch Zeckenstich auch der Erreger der Borreliose übertragen wer- den kann und bei dieser Erkrankung ähnliche neurologische Symptome in Er- scheinung treten können, empfiehlt es sich, bei FSME-Verdacht differentialdia- gnostisch eine Borreliose mit in Erwägung zu ziehen (7).

Die Arzneimittelkommission bittet um Mitteilung aller boebachteten un- erwünschten Reaktionen nach aktiven Immunisierungen, insbesondere über neurologische Störungen. Arzneimit- telkommission der Deutschen Ärzte- schaft, Aachener Straße 233-237, Post- fach 41 01 25, W-5000 Köln 41, Tel:

02 21/40 04-5 12, Fax: 02 21/40 04-5 39.

Impfstoffe mit FSME-Virus-Anti- gen:

FSME-Immun

FSME-Vaccine Behring FSME Impfstoff SSW

Immunglobulin vom Menschen mit FSME-Antikörpern:

FSME-Bulin S

FSME-Immunglobulin Behring

Literatur

(1) Hoffmann, G. (1989): Vektorgebundene Aspek- te der Zeckenencephalitis in Europa, Bundesge- sundhbl. 5/89, S. 183-189.

(2) Roggendorf, M. (1990): Schlußwort einer Leser- briefdiskussion, DT. ÄRZTEBLATT 87, 24: A 1992-1993.

(3) Roggendorf, M., Neumann-Haefelin, D., Acker- mann, R. (1989): Prophylaxe der Frühsommer- Meningoenzephalitis, DT. ÄRZTEBLATT 86, 27: A 1992-1998.

(4) Süss, J., Sinnecker, H., Sinnecker, R., Berndt, B., Zilske, E., Dedek, G., Apitzsch, L. (1992): Epi- demiology and Ecology of Tick-Borne Encephali- tis in the Eastern Part of Germany, Zbl. Bakt.

227: 224-235.

(5) Scholz, E., Wiethölter, H. (1987): Postvakzinale Schwerpunktneuritis nach prophylaktischer FSME-Impfung. Dtsch. med. Wschr. 112, S.

544-546.

(6) Gold, R., Wiethölter, H., Rihs, I., Löwer, J., Kap- pos, L. (1992): Frühsommer-Meningoenzephali- tis-Impfung, Dtsch. med. Wschr. 117, S. 112-116.

(7) Ackermann, R. (1986): Erythema-migrans-Bor- reliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis, DT. ÄRZTEBLATT 83, 24, A 1765-1774.

Dt. Ärztebi. 90, Heft 14, 9. April 1993 (71) A1-1059

Referenzen

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