DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Klinische Beurteilung der Sarkoidose NOTIZEN
dium II nach Wurm und Mitarbei- tern stellt also vorn pathologi- schen Substrat her gesehen häu- fig eine Kombination von Stadium II und III dar. Charakteristisch ist die neben der erkennbaren Fibro- se noch immer bestehende Granu- lomatose, wobei letztere die Ursa- che für weitere fibrosierende Um- bauten sein kann. Die Granuloma- tose ist röntgenologisch an den unscharf begrenzten Gefäßen, an den verdickten Bronchialwänden und den ebenfalls unscharf kontu- rierten miliar- bis grobknotigen herdförmigen Verschattungen zu erkennen. Die Zeichen der Fibrose wurden oben bereits deutlich her- vorgehoben.
Da die Vernarbung bei der chro- nisch verlaufenden Form der Sar- koidose sich langsam in Monaten oder Jahren entwickelt, muß man das Röntgenbild genau im Über- sichtsbild und im Ausschnitt („ran ans Objekt") beurteilen. Verlaufs- serien über längere Zeiträume sollten für die Beurteilung heran- gezogen werden.
Die Problematik des Erkennens ei- ner weiterbestehenden Granulo- matose kann mit Hilfe der 67Ga- Szintigraphie geklärt werden.
Während der Therapie kann die
67Ga-Szintigraphie nach zwei bis drei Wochen zeigen, ob die Korti- koide wirksam sind und die Dosis ausreichend ist. Nach Absetzen der Therapie kann die Gallium- Szintigraphie im Auslaßversuch nach sechs bis acht Wochen zei- gen, ob die Granulomatose zur Ruhe gekommen ist.
Der wichtigste Fehler bei der Krankheitsbeurteilung ist, die wei- terbestehende Granulomatose ne- ben bereits vorhandenen Vernar- bungen nicht zu erkennen. Die re- lativ geringen, sich kurzfristig nicht ändernden Beschwerden des Patienten und das bei kurzfri- stigen Kontrollen ähnliche Rönt- genbild suggerieren die Vorstel- lung, daß es sich um einen stati- schen Befund handelt. Durch das Ausbleiben einer therapeutischen Konsequenz wird einer weiteren
Fibrosierung nicht Einhalt gebo- ten. Im Stadium der schweren Fi- brose ist eine Reparation nicht mehr möglich. Es droht die kardio- pulmonale Insuffizienz.
Daher sollte rechtzeitig eine 67Ga- Szintigraphie erfolgen, insbeson- dere wenn eine Lungeninfiltration besteht und sich nach einer mehr- wöchigen Behandlung nicht völlig zurückbildet.
Unbedingt zu fordern ist, bei einer radiologischen Beurteilung es nicht bei Beschreibungen wie
„streifig, knotig, fein-grob, her- dig" zu belassen. Die Kriterien für die Granulomatose und Fibrose müssen gesucht werden. Die Ana- lyse muß im Bildausschnitt erfol- gen. Funktionsuntersuchungen (0 2-Diffusionskapazität) und En- zymbestimmungen (ACE, Lyso- zym, Kollagenpeptidase) sind kein Ersatz für ungenügende röntgeno- logische Aktivitätsbeurteilung, sondern ergänzende Untersu- chungen.
Literatur
(1) Wurm, K.; Reindell, H.; Heilmeyer, L.: Der Lungenboeck im Röntgenbild. Stuttgart, Thie- me Verlag 1958; ferner: Wurm, K.: Sarkoidose, Thieme-Verlag 1983 —(2) Uehlinger, E.: Die pa- thologische Anatomie des Morbus Boeck. Kli- nik Tuberkulose 114 (1955) 17 — (3) Uehlinger, E.: Die pathologische Anatomie des Morbus Boeck (Sarcoidose), in: Die Sarcoidose. K.
Wurm (Hrsg.), Höchenschwand, Selbstverlag (1969) — (4) Schermuly, W.; Behrend, H.: Häu- figkeit und Lokalisation der Lungenfibrose bei der Sarkoidose. Fortschritte der Röntgen- strahlen, 105 (1966) 693 — (5) Schermuly, W.;
Behrend, H.; Hamm, J.; Fabel, H.; Wilke, K. H.:
Das röntgenologisch erkennbare anatomische Substrat der gestörten Lungenfunktion. Unter- suchungen bei Sarkoidose-Patienten. Fort- schritte der Röntgenstrahlen, 104 (1966) 206 — (6) Schermuly, W.; Behrend, H.: Sarkoidose.
Handbuch der medizinischen Radiologie, Band IX, Teil 5 a, Springer-Verlag (1978) — (7) Schermuly, W.: Röntgenologische und szinti- graphische Befunde bei Sarkoidose-Patien- ten. Der Internist 23 (1982) 325-334 — (8) Schermuly, W., und Sonnentag, W., Die Beur- teilung der Sarkoidoseaktivität anhand rönt- gendiagnostischer und szintigraphischer Me- thoden. Fortschr. Rö.-Strahlen 136 (1982)49-55
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Willi Schermuly
Radiologisches Institut und Strahlenklinik des
Städtischen Krankenhauses Weinberg 1, 3200 Hildesheim
Medikamente in der Psychiatrie
Zwar ist die Entdeckung und Ent- wicklung der Psychopharmaka ein entscheidender Fortschritt in der Psychiatrie gewesen, aber der weitgehend ideologisch bestimm- te Methodenstreit über Pharmaka und Psychotherapie behindert die medikamentöse Therapie noch immer. Patienten und Angehörige sind irrational mißtrauisch. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger psychiatrischer Kranken- häuser (Postfach 61 25, 4400 Mün- ster, Konto 3 267 424 bei der West- deutschen Landesbank Münster, BLZ 400 500 00, Verwendungs- zweck „Informationsschrift Medi- kamente in der Psychiatrie") hat deshalb eine gut aufgemachte, 28 Seiten starke Patientenbro- schüre „Wohl oder übel?" heraus- gegeben, die von ihr gegen Vor- auszahlung von 2 DM/Stück bezo- gen werden kann. Autoren sind Dr. Andreas Crome (Lengerich) und Prof. Dr. Gerhard Wie (Rem- scheid). Die Abgabe der Broschü- re dürfte in fast jedem Falle der ambulanten Verschreibung von Psychopharmaka zur Errei- chung von Compliance und als Antidot gegen den Beipackzettel
indiziert sein. MWR
Erythema-migrans- Borreliose und Frühsommer-
Meningoenzephalitis
Zu dem Beitrag von Professor Dr.
med. Rudolf Ackermann in Heft 24/1986, Seiten 1765 bis 1774 ist noch folgender Nachtrag erforder- lich:
Die auf Seite 1773 gezeigte elek- tronenmikroskopische Aufnahme des FSME-Virus (Abbildung 4) wurde uns freundlicherweise vom Institut für Virologie der Universi- tät Wien, Direktor Professor Dr.
med. Christian Kunz, zur Verfü- gung gestellt. MWR 2168 (52) Heft 31/32 vom 1. August 1986 83. Jahrgang Ausgabe A