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Archiv "Forum Gesundheit und Umwelt: „Klimawandel und gesundheitliche Folgen“" (23.01.2009)

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A152 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 4⏐⏐23. Januar 2009

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

Der AkdÄ wurde von einer 46-jährigen Patientin mit einem intra- pulmonal metastasierten nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom berichtet, die nach Gabe von Carboplatin, Gemcitabin und Beva- cizumab zunehmend Bauchschmerzen und Übelkeit entwickelte.

Sechs Tage nach der Therapie wurde sie mit den klinischen Zei- chen eines akuten Abdomens in die Chirurgie übernommen. Bei einer notfallmäßigen Laparotomie zeigte sich eine Kolonnekrose mit Perforation der rechten Kolonflexur, sodass eine Hemikolek- tomie durchgeführt wurde. Histologisch fand man im Bereich der rechten Kolonflexur eine langstreckige, ischämische Kolitis, herdförmige transmurale Darmwandnekrosen mit Perforation so- wie eine Peritonitis. Mesenteriale Arterien und Venen waren frei durchgängig, ein Hinweis auf Malignität oder Metastasen des be- kannten Bronchialkarzinoms ergab sich nicht.

Die Patientin konnte nach einigen Komplikationen (Spontan- pneumothorax, Weichteilemphysem) entlassen werden. Aus der Vorgeschichte der Patientin ergeben sich keine Hinweise auf eine vorbestehende Darmerkrankung.

Bevacizumab ist ein rekombinanter, humanisierter therapeuti- scher monoklonaler Antikörper, der durch Bindung an den vas- kulären endothelialen Wachstumsfaktor (vascular endothelial growth factor, VEGF) die Angiogenese inhibiert. Dies führt zu ei- ner verminderten Tumorvaskularisierung und Hemmung des Tu- morwachstums, aber auch zu schwerwiegenden, mitunter lebens- bedrohlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (1). Bevaci- zumab (Avastin®) ist in Kombination mit einer platinhaltigen Chemotherapie zur First-Line-Behandlung von Patienten mit in- operablem, metastasiertem oder rezidivierendem nicht kleinzelli- gem Bronchialkarzinom mit Ausnahme eines Plattenepithelkarzi- noms zugelassen. Weitere zugelassene Anwendungsgebiete sind die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem und/oder metastasiertem Kolon- oder Rektumkarzinom, Mammakarzinom und Nierenzellkarzinom. Nach intravenöser Infusion beträgt die Halbwertszeit etwa 20 Tage (2). Durch die Verordnung von Beva- cizumab wurden im Jahre 2007 in Deutschland 17,2 Mio. Euro umgesetzt, dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vor- jahr von 79 % (3).

In der Fachinformation von Bevacizumab (Avastin®) wird aus- drücklich auf die Gefahr von Magen-Darm-Perforationen hinge- wiesen, deren Inzidenz bei Patienten mit metastasierten kolorek- talen Karzinomen mit bis zu 2 % angegeben wird. Ein intraabdo- mineller Entzündungsprozess kann bei diesen Patienten ein Risi- kofaktor sein. Magen-Darm-Perforationen unter einer Therapie mit Bevacizumab sind aber auch bei Patienten mit Mamma- oder Bronchialkarzinomen beschrieben worden. Die Inzidenz liegt hier laut Fachinformation unter 1 %. Etwa ein Drittel der schwer- wiegenden Fälle von Magen-Darm-Perforationen verlief tödlich.

Bei Patienten, die eine Magen-Darm-Perforation entwickeln, ist die Behandlung dauerhaft abzusetzen.

Weitere wichtige UAW sind laut Fachinformation Fisteln, Wundheilungsstörungen, arterielle Hypertonie, arterielle und venöse Thrombembolien, Blutungen, Hämoptysen sowie das re- versible Leukenzephalopathie-Syndrom (2).

Ein zur vorliegenden Meldung vergleichbarer Fall wurde kürz- lich publiziert (4). Aufgrund der vorliegenden Informationen einschließlich der zeitlichen Abfolge ist ein kausaler Zusammen- hang zwischen der Bevacizumab-Gabe und der Darmperforation als wahrscheinlich anzunehmen.

Bei Patienten, die mit Bevacizumab behandelt werden, muss bei akuten abdominellen Beschwerden eine Magen-Darm-Perfo- ration differenzialdiagnostisch berücksichtigt werden. Im Auf- klärungsgespräch vor einer Therapie mit Bevacizumab sollte die- se mögliche Komplikation angesprochen werden.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den Berichtsbogen verwenden, der regelmäßig im Deutschen Ärzteblatt abgedruckt wird oder aus der AkdÄ-Internetpräsenz abrufbar ist. Es besteht auch die Möglichkeit, über www.akdae.de einen UAW-Ver- dachtsfall direkt online zu melden.

LITERATUR

1. Verheul HM, Pinedo HM: Possible molecular mechanisms involved in the toxicity of an- giogenesis inhibition. Nat Rev Cancer 2007; 7: 475–85.

2. Roche Registration Limited: Fachinformation „Avastin®“. Stand: August 2008.

3. Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2008. Heidelberg: Springer Medizin Verlag, 2008.

4. Schellhaas E, Loddenkemper C, Schmittel A, Buhr HJ, Pohlen U: Bowel perforation in non-small cell lung cancer after bevacizumab therapy. Invest New Drugs 2008.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert- Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, Postfach 12 08 64, 10598 Berlin, Telefon: 0 30/40 04 56-5 00, Fax: 0 30/40 04 56-5 55, E-Mail:

info@akdae.de, Internet: www.akdae.de N B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT

„Aus der UAW-Datenbank“

Darmperforation unter Bevacizumab

Sie können sich unter www.akdae.de/20 für einen Newsletter der AkdÄ anmelden, der auf neue Risikoinformationen zu Arzneimitteln hinweist.

Forum Gesundheit und Umwelt

„Klimawandel und gesundheitliche Folgen“

Bringt der Klimawandel neue Krankheiten nach Mitteleuropa? Welche Herausforderungen kommen auf das deutsche Gesundheitswesen zu?

Eine Veranstaltung der Bundesärztekammer gemeinsam mit der Ärztekammer Niedersachsen Termin: 31. Januar 2009

Ort:Ärztekammer Niedersachsen: Berliner Allee 20, 30175 Hannover Programm: Gesundheitsrisiken durch Klimawandel (Prof. Dr. Jen- dritzky, Freiburg) – . . . am Beispiel von Infektionskrankheiten/

durch Vektoren übertragbare Erkrankungen (Prof. Dr. Groß, Göttin- gen) – . . . am Beispiel der Ultraviolettstrahlung: Auswirkungen auf Haut, Auge und Immunsystem (Dr. W. Lensing, Hannover) – . . . am Beispiel von Herz-, Kreislauf- und Atemwegserkrankungen (Prof.

Dr. Welte, Hannover)

Die Veranstaltung wurde von der Ärztekammer Niedersachsen aner- kannt. Die Teilnehmer erhalten vier Fortbildungspunkte für das Fort- bildungszertifikat der Ärztekammern. Eine Teilnehmergebühr wird nicht erhoben.

Informationenerhalten Sie bei der Bundesärztekammer, Dezernat 1.

Bitte senden Sie eine E-Mail an cme@baek.de. N

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