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Reaktionen auf soziale Ausgrenzung in kollektivistischen und individualistischen Kulturen

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Academic year: 2022

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Daniela Neumüller

Reaktionen auf soziale Ausgrenzung in kollektivistischen und

individualistischen Kulturen

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades der Magistra der Naturwissenschaften

Begutachtung und Betreuung Univ.-Prof. Dr. phil. Nilüfer Aydin

Arbeitsbereich Sozialpsychologie Institut für Psychologie Karl-Franzens-Universität Graz

2013

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Eidesstattliche Erklärung

Ich versichere hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe und, dass ich diese Diplomarbeit bisher weder im Inland noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.

Graz, am ……… ………..

(Unterschrift)

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3

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit ging der Frage nach, ob Personen aus einem kollektivistischen Kultur- kreis „weniger negativ“ auf soziale Exklusion reagieren als Personen aus einem individualisti- schen Kulturkreis. Zu dem kollektivistischen Kulturkreis zählen beispielsweise süd- /osteuropäische Länder und er ist durch ein enges soziales Bezugssystem charakterisiert, in welchem Personen als interdependent innerhalb ihrer Eigengruppe (Familie, Stamm, Nation) definiert werden (Hofstede, 1980, 1983; Markus & Kitayama, 1991; Triandis, 2001). Zu dem individualistischen Kulturkreis zählen beispielsweise westeuropäische Länder (Markus &

Kitayama, 1991). Der Individualismus ist durch ein loses soziales Bezugssystem geprägt, in welchem Personen für sich selbst und nur für die engsten Angehörigen Verantwortung tragen (Hofstede, 1980, 1983). In individualistischen Kulturkreisen verhalten sich Personen selb- ständig und unabhängig von ihrer Eigengruppe und ihr Ziel ist es einzigartig zu sein (Markus

& Kitayama, 1991; Triandis, 2001). Die per Fragebögen untersuchte Stichprobe setzt sich aus 192 Personen zusammen, wobei 97 Personen den kollektivistischen und 95 Personen den in- dividualistischen Kulturkreis repräsentieren. Beide Stichproben erhielten sowohl eine Exklu- sions- als auch Inklusionsmanipulation in Form eines autobiographischen Essays. Es wurde erwartet, dass Personen aus dem kollektivistischen Kulturkreis einen weniger negativen Af- fekt, weniger stark bedrohte psychologische Grundbedürfnisse (Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontrollwahrnehmung, sinnvolle Existenz), bessere mentale Gesundheit (Lebenszufrieden- heit, Sinn im Leben, Optimismus, State-Selbstwert) und weniger Neigung zu Aggression ha- ben als Personen aus dem individualistischen Kulturkreis. Die Untersuchung konnte zeigen, dass bei der individualistischen Stichprobe zwei psychologische Grundbedürfnisse, nämlich das Zugehörigkeitsgefühl und der Selbstwert, in der Exklusionsbedingung, stärker bedroht waren als bei der kollektivistischen Stichprobe. Weiters wurde wider Erwarten festgestellt, dass die kollektivistische Stichprobe in der Inklusionsbedingung mehr Sinn im Leben (menta- le Gesundheit) sieht als die individualistische Stichprobe. Wie angenommen, reagierten Per- sonen aus dem individualistischen Kulturkreis in der Exklusionsbedingung, nie „positiver“

auf die genannten Untersuchungsvariablen als Personen aus dem kollektivistischen Kultur- kreis.

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Abstract

The present study investigated whether people from a collectivistic culture show “less nega- tive” responses after social exclusion than those from an individualistic culture. The collec- tivistic culture includes, for example, Southeast European countries and it is characterized by a tight social framework, in which people are defined as interdependent within their in-group (family, tribe, nation) (Hofstede, 1980, 1983; Markus & Kitayama, 1991; Triandis, 2001). The individualistic culture includes, for example, Western European countries (Markus &

Kitayama, 1991). It is characterized by a loose social framework. People feel responsible for themselves and their immediate relatives (Hofstede, 1980, 1983). In individualistic cultures people behave self-dependent and independent from their in-group and their goal is to be unique (Markus & Kitayama, 1991; Triandis, 2001). The sample consists of 192 people, with 97 people representing the collectivistic and 95 people the individualistic culture. Both sam- ples received a manipulation of exclusion and inclusion in form of an autobiographical essay and were examined using questionnaires. It was expected that people from a collectivistic culture show a less negative affect, less threatened psychological needs (belonging, self- esteem, control, meaningful existence), better mental health (life satisfaction, purpose in life, optimism, state self-esteem) and less aggression after manipulation of social exclusion than those from the individualistic culture. The investigation showed that in the individualistic sample two psychological needs, namely belonging and self-esteem, were more threatened in the exclusion condition than in the collectivistic sample. Furthermore, unexpectedly it was found that in the collectivistic sample in the inclusion condition meaning in life (mental health) was higher than in the individualistic sample. As predicted, in the exclusion condition people from the individualistic culture never responded "more positive" on the mentioned variables of investigation than people from the collectivistic culture.

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Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung ... - 2 -

Zusammenfassung ... - 3 -

Abstract ... - 4 -

Inhaltsverzeichnis ... - 5 -

1 Einleitung ... 8

1.1 Ostrazismus ... 9

1.2 Soziale Exklusion und ihre Folgen ... 11

1.3 Das neue Modell von Ostrazismus (Need Threat Model)... 14

1.4 Die Soziometer-Theorie ... 18

1.5 Die Zugehörigkeitstheorie (Need to belong- theory) ... 19

1.6 Kollektivismus und Individualismus ... 20

1.7 Kollektivismus, Individualismus und soziale Exklusion ... 24

1.8 Hypothesen und Fragestellungen ... 27

2 Methode ... 30

2.1 Untersuchungsdesign ... 30

2.2 UntersuchungsteilnehmerInnen (Stichprobe) ... 30

2.3 Untersuchungsmaterial ... 32

2.3.1 Soziodemografischer Fragebogen ... 33

2.3.2 Inclusion of Other in the Self Scale ... 34

2.3.3 Trait Self-Esteem Scale ... 35

2.3.4 Manipulation sozialer Exklusion (Essay task): ... 35

2.3.5 Manipulation sozialer Inklusion (Essay task): ... 35

2.3.6 Manipulationscheck ... 36

2.3.7 State Self-Esteem Scale ... 36

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2.3.8 Positive und negative Affektskala ... 37

2.3.9 Need Threat Scale ... 37

2.3.10 Satisfaction with life Scale ... 38

2.3.11 The meaning in life Questionnaire ... 38

2.3.12 Life Orientation Test Revised ... 39

2.3.13 Aggression Questionnaire ... 39

2.3.14 Szenario zu aggressivem / prosozialem Verhalten ... 40

2.4 Cronbach Alpha ... 41

2.5 Aufbereitung der erhobenen Daten ... 42

3 Ergebnisse ... 43

3.1 Voraussetzungsprüfungen ... 43

3.2 Überprüfung der Fragestellung 1 ... 44

3.3 Manipulationscheck 1 ... 44

3.4 Manipulationscheck 2 ... 44

3.5 Hypothesenprüfung ... 45

3.5.1 Affekt ... 45

3.5.2 Bedrohte psychologische Grundbedürfnisse ... 46

3.5.3 Mentale Gesundheit ... 50

3.5.4 Aggression ... 53

3.6 Überprüfung der Fragestellung 2 ... 55

4 Diskussion ... 57

4.1 Fazit und Grenzen der Studie ... 65

4.2 Implikationen und Ausblick ... 66

5 Literaturverzeichnis ... 68

6 Abbildungsverzeichnis ... 75

7 Tabellenverzeichnis ... 76

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8 Anhang ... 77 8.1 Deutschsprachige Untersuchungsmaterialien ... 78 8.2 Bosnischsprachige Untersuchungsmaterialien ... 89

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1 Einleitung

Menschen haben ein starkes, tief verankertes Bedürfnis nach Zugehörigkeit (Baumeister, Brewer, Tice & Twenge, 2007). Sie sind unter fast allen Umständen motiviert, sozialen An- schluss zu schaffen und bereits bestehende Bindungen nicht aufzugeben (Baumeister & Lea- ry, 1995). Soziale Exklusion (der Ausschluss eines Individuums) führt dazu, dass dieses Be- dürfnis nach Zugehörigkeit nicht erfüllt werden kann, was eine Reihe negativer Auswirkun- gen auf die psychische und physische Gesundheit des ausgeschlossenen Individuums hat (MacDonald & Leary, 2005). So wird beispielsweise von negativerem Affekt (Williams, 2007a), erhöhtem Blutdruck (Zadro, 2004, zitiert nach Williams, 2007a) und Depressionen (Sommer, Williams, Ciarocco & Baumeister, 2001) nach sozialer Exklusion berichtet. Eine niedrige Quantität und schlechte Qualität von sozialen Beziehungen geht überdies mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einher (House, Landis & Umberson, 1988).

Eine Exklusionserfahrung wird von allen Menschen negativ erlebt, die Reaktionen darauf sind allerdings kulturspezifisch (Fiske & Yamamoto, 2005; zitiert nach Williams, 2007a). Wie das Bedürfnis nach Zugehörigkeit geäußert und befriedigt wird, wird ebenfalls von individuellen und kulturellen Unterschieden beeinflusst (Baumeister & Leary, 1995). Personen aus kollek- tivistischen (bzw. interdependenten) Kulturen bevorzugen es beispielsweise, sich über die Eigengruppe (z. B. Familie) zu definieren (Triandis, 2001) und sind Fremden gegenüber eher skeptisch eingestellt (Fiske & Yamamoto, 2005). Im Gegensatz dazu streben Personen aus individualistischen (bzw. independenten) Kulturen (siehe Kap. 1.6), Einzigartigkeit an (Mar- kus & Kitayama, 1991) und sind Fremden gegenüber positiv gestimmt (Fiske & Yamamoto, 1995). Diese Sichtweisen bzw. Konzepte des Selbst können Einfluss darauf haben, wie Men- schen auf soziale Exklusion reagieren und, wie sich diese auf sie auswirkt (Gardner, Pickett &

Knowles, 2005). Die Frage, ob, und inwiefern, diese Selbstkonzepte die Reaktionen auf sozia- le Exklusion beeinflussen, soll in dieser Arbeit beantwortet werden.

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1.1 Ostrazismus

Der Begriff „Ostrazismus“ (ursprünglich „ostrakismos“) tauchte das erste Mal um ca. 500 v.

Chr. in Griechenland auf und bedeutet „Scherbengericht“. Die Athener gaben damals ihre Stimme auf einer Tonscherbe („ostraka“) ab, um abzustimmen, ob ein Mitglied der Gesell- schaft (meistens ein ehemalig führender Politiker) für 10 Jahre verbannt werden sollte oder nicht (Williams, 2007a).

Ostrazismus bezeichnet den Prozess der sozialen Zurückweisung und Ausgrenzung bzw. Ex- klusion (Gruter & Masters, 1986) und wird in der Literatur häufig als Sammelbegriff für jeg- liche Formen des Ausschlusses von Individuen oder Gruppen durch andere Individuen oder Gruppen verwendet. Ebenso wird Ostrazismus mit sozialer Isolation und dem Ignorieren von Personen oder Gruppen gleichgesetzt (Williams, 2007a). In der vorliegenden Arbeit werden die erwähnten Begriffe ebenfalls synonym zueinander verwendet, hauptsächlich jedoch der Begriff der sozialen Exklusion, da er der gängigste in der untermauernden Literatur dieser Arbeit ist.

Ostrazismus ist ein Phänomen, welches sowohl im Tierreich, als auch in allen menschlichen, sozialen Schichten und Kulturen vorkommt. Ostrazismus hat tief verankerte Wurzeln in unse- rer Tradition und wird oft zur Bestrafung im sozialen, familiären und gesetzlichen Kontext verwendet (Gruter & Masters, 1986), was jedoch nicht bedeutet, dass jede Zurückweisung oder Ausgrenzung mit der Intention jemanden zu bestrafen, geschieht. Menschen können auf- grund von begrenzter Zeit und Energie nur eine limitierte Anzahl an Freundschaften pflegen und müssen deshalb entscheiden mit wem sie eine Bindung eingehen und mit wem nicht (Leary, 2001; Tooby & Cosmides, 1996). Die meisten Menschen gehen Freundschaften ein, aus denen sie den besten Langzeitnutzen ziehen können, bevorzugt mit Personen, welche sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden des anderen kümmern (Tooby & Cosmides, 1996).

Hat eine Person jedoch bereits genügend soziale Bindungen und kann keine weiteren mehr eingehen oder besteht die Möglichkeit eine Bindung mit einer qualitativ hochwertigeren zu ersetzen, so wird das Individuum, welches um die Freundschaft anwirbt, zurückgewiesen (Tooby & Cosmides, 1996). Es kann aber auch sein, dass Personen aufgrund ihrer negativen Eigenschaften von anderen ausgeschlossen werden. Zum Beispiel wollen Menschen keine sozialen Bindungen mit anderen eingehen, wenn diese ihnen Schaden zufügen oder sie aus-

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nutzen könnten, wenig zu bieten haben (nicht nur auf materieller, sondern auch auf emotiona- ler Ebene), nicht an ihnen interessiert sind bzw. sie nicht akzeptieren oder ansteckende Krankheiten haben (Leary, 2001). Ostrazismus kann also einen funktionellen Nutzen für die Gesellschaft haben.

Einige Forscher sind der Meinung, dass Ostrazismus, um ihn vollständig verstehen zu können, aus evolutionärer Perspektive betrachtet werden soll (beispielsweise Baumeister & Leary, 1995; Gruter & Masters, 1986; Leary & Baumeister, 2000; Williams, 2007a, 2007b). Die so- ziale Zugehörigkeit zu einer Gruppe war aus evolutionärer Sicht die wichtigste Voraussetzung um zu überleben und Nachwuchs zu schaffen, welcher sich wiederum fortpflanzen konnte (Leary & Baumeister, 2000). Mitgliedschaft in einer Gruppe bedeutete auch, dass man Nah- rung teilen konnte, Hilfe bei der Kindererziehung bekam und unter dem Schutz der Gruppe stand (Baumeister & Leary, 1995). Auch hatte sie den Vorteil, dass man Wissen untereinan- der austauschen konnte und durch Arbeitsteilung zu größerem Erfolg und größerer Effizienz kam (Leary & Baumeister, 2000). Wurde ein Individuum in der frühen Evolution ausgegrenzt, so endete dies meist mit dem Tod (Gruter & Masters, 1986, zitiert nach Williams, 2007a). Das Ergebnis dieser evolutionären Selektion war, dass Menschen internale Mechanismen entwi- ckelten, welche das Individuum dazu führten, sich in sozialen Gruppen zu integrieren und dauerhafte Beziehungen einzugehen (Baumeister & Leary, 1995).

Williams (2007a, 2007b) ist der Ansicht, dass Individuen, welche die Fähigkeit hatten, eine mögliche Zurückweisung oder Exklusion frühzeitig zu erkennen, Vorteile hatten. Sie konnten etwas gegen den Verlust einer Gruppenmitgliedschaft und dem Schutz dieser unternehmen und die reproduktive Chance weiter erhalten. Er geht also davon aus, dass gleichzeitig mit dem Entstehen des Ostrazismus auch ein Detektionssystem dafür entstanden ist, welches dem Individuum signalisiert, ob es ausgegrenzt werden könnte oder nicht. Schmerz dient dabei als Signal. Der Schmerz motiviert das Individuum Bewältigungsstrategien zu finden, um dem Ostrazismus entgegenzuwirken (Williams, 2007a, 2007b). Williams (2009) geht allerdings auch davon aus, dass dieses Detektionssystem anfällig für Fehler ist. Er ist der Meinung, dass Menschen schon die kleinsten Hinweise auf Ostrazismus wahrnehmen, dies allerdings zu ei- ner falschen Interpretation der Situation führen kann. Das bedeutet, dass jede Möglichkeit einer Ausgrenzung detektiert wird, sie aber nicht zwingend auftreten muss (Williams, 2009).

Das Detektionssystem hat sich einschließlich dieses Fehlers entwickelt weil die negativen

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Konsequenzen des Entgehens einer Ausgrenzungssituation größer und relevanter sind als die eines falschen Alarms (Williams, 2007a, 2009).

Auf die negativen Konsequenzen sozialer Exklusion und dem dahinterstehenden Prozess soll deswegen im folgenden Kapitel genauer eingegangen werden

1.2 Soziale Exklusion und ihre Folgen

Soziale Exklusion, der Ausschluss von einem Individuum oder einer Gruppe (Williams, 2007a), ist ein gut erforschtes Phänomen, vor allem im Gebiet der Sozialpsychologie. Fast jeder Mensch hat schon Erfahrungen mit kurz- oder langfristiger sozialer Exklusion in der Rolle des Initiators (Quelle) oder Opfers (Ziel) gemacht (Williams, 2007b).

Schon kurze Episoden von sozialer Exklusion werden mit einer Auslösung negativer Affekte, wie Traurigkeit, depressiver Verstimmung und Leid assoziiert (Cacioppo, Hawkley & Berns- ton, 2003; Eisenberger, Liebermann & Williams, 2003; Williams, Cheung & Choi, 2000; Wil- liams & Nida, 2011; Williams, 2007a). Blackhart, Nelson, Knowles & Baumeister (2009) konnten durch ihre Metaanalyse nachweisen, dass Labormanipulationen sozialer Exklusion eine signifikante Veränderung im Affekt bewirken. Bei exkludierten ProbandInnen verändert sich die Stimmung weg von positiver, hin zu negativer. Exkludierte ProbandInnen fühlen sich schlechter als die der Kontrollgruppe und akzeptierte ProbandInnen (Blackhart et al., 2009).

Die negativen Konsequenzen sozialer Exklusion sind weder davon abhängig, von wem man exkludiert wird (Gonsalkorale & Williams, 2007) noch, ob die Exklusion mit Absicht ge- schieht oder nicht (Eisenberger et al., 2003). Häufig aber werden Personen ohne hinreichende Erklärung und/oder ohne explizit negative Aufmerksamkeit von anderen ausgegrenzt (Willi- ams, 2007a), was die negativen Auswirkungen der Exklusion verstärkt (Warburton, Williams

& Cairns, 2006). Beispielsweise konnten Zadro, Williams & Richardson (2004) in einem Ex- periment herausfinden, dass bei ProbandInnen, welche an einem virtuellen Ballwurfspiel teil- nahmen und dabei ausgegrenzt wurden, die Ausgrenzung auch dann noch negative Auswir- kungen hatte, wenn den ProbandInnen vor dem Spiel gesagt wurde, dass sie gegen einen Computer und nicht gegen Menschen spielen werden. In einem weiterführenden Experiment fanden die genannten AutorInnen heraus, dass, wenn sie ihren ProbandInnen erzählten, ihre Gegner (sei es Computer oder Mensch) würden einem Skript folgen und die Ausgrenzung

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hätte nichts mit ihnen persönlich zu tun, diese trotzdem noch negative Auswirkungen auf sie hatte. Zadro & Kollegen (2004) sehen diese Ergebnisse als Beweis für eine automatische, adaptive Sensitivität gegenüber den kleinsten Hinweisen auf Ostrazismus.

Soziale Exklusion ist ein Prozess, welcher unabhängig von situationellen und individuellen Faktoren sofort zu Stress führt und das Wohlbefinden bzw. die mentale Gesundheit von Per- sonen stark vermindert (MacDonald & Leary, 2005; Sommer et al., 2001; Williams, 2007a).

ForscherInnen haben schon vor langer Zeit erwähnt, dass soziale Beziehungen und Gesund- heit in Zusammenhang zueinander stehen. Beispielsweise weisen Personen, welche sozial isoliert leben oder schlecht integriert sind, schlechtere psychologische und physiologische Gesundheit auf (House et al., 1988). Cacioppo et al. (2003) weisen darauf hin, dass Einsam- keit ein bedeutender Prädiktor für beeinträchtigte Gesundheit, und eventuell für die Mortalität von amerikanischen Erwachsenen ist (zitiert nach Uchida, Kitayama, Mesquita, Reyes &

Morling, 2008). Das subjektive Wohlbefinden bzw. die mentale Gesundheit von Menschen wird in der psychologischen Forschung durch verschiedene Faktoren definiert. Einige, für diese Untersuchung relevante, werden im Folgenden kurz, und in Abhängigkeit von sozialer Exklusion bzw. Einsamkeit beschrieben.

Lebenszufriedenheit

Lebenszufriedenheit ist eine ausschlaggebende Komponente für das subjektive Wohlbefinden bzw. mentale Gesundheit (Keyes, 2002). Die Beurteilung der eigenen, allgemeinen Lebenszu- friedenheit erfolgt durch individuelle Wertigkeitsvergleiche und ist unabhängig von gesell- schaftlichen Standards (Diener, Emmons, Larsen & Griffin, 1985). Goodwin, Cook & Yung (2001) fanden heraus, dass Lebenszufriedenheit negativ mit Einsamkeit korreliert. Einsamkeit und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit sind zwei subjektive Zustände, welche sowohl mitei- nander, als auch im Zusammenhang mit Lebenszufriedenheit stehen (Mellor, Stokes, Firth, Hayashi, Cummins, 2008). Genaugenommen konnten Mellor et al. (2008) nachweisen, dass Einsamkeit ein Mediator zwischen einem unerfüllten Zugehörigkeitsgefühl und dem allge- meinen Wohlbefinden (welches in ihren Studien durch allgemeine Lebenszufriedenheit ge- messen wurde) ist. Ein unerfülltes Zugehörigkeitsgefühl hat also einen indirekten Einfluss auf die Lebenszufriedenheit.

Sinn im Leben

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Ein wichtiger Aspekt des subjektiven Wohlbefindens bzw. mentaler Gesundheit von Men- schen ist ein als sinnvoll wahrgenommenes Leben (Steger, Frazier, Oishi & Kaler, 2006; Zika

& Chamberlain, 1992). Menschen haben das Bedürfnis zu fühlen, dass ihr Leben von Bedeu- tung ist und sie ein Ziel oder eine Aufgabe in ihrem Leben haben. Jene, welche ihr Leben als sinnvoll betrachten, glauben, dass ihr Leben bedeutungsvoll, zielgerichtet und begreiflich ist (Steger & Frazier, 2005). Menschen, welche keinen Sinn im Leben sehen, suchen danach. Die Suche nach dem Sinn im Leben wird als die Stärke und Intensität des Wunsches und der An- strengung den Sinn im Leben zu verstehen, definiert. Personen, welche nach dem Sinn im Leben suchen, haben weniger Kontrollgefühl über ihre soziale Umwelt und fühlen sich unzu- frieden mit ihnen selbst und ihren Beziehungen. Im Gegensatz zum vorhandenen Sinn im Le- ben steht die Suche nach diesem im Zusammenhang mit schlechteren, psychologischen Wohlbefinden (Steger, Kashdan, Sullivan & Lorentz, 2008a). Einige ForscherInnen (z. B.

Stillman, Baumeister, Lambert, Crescioni, DeWall & Fincham, 2009; Zadro et al., 2004;

Twenge, Catanese & Baumeister, 2003) konnten in ihren Studien nachweisen, dass soziale Exklusion den wahrgenommenen Sinn im Leben verringert. Steger et al. (2008a) berichten, dass Menschen, welche nach dem Sinn im Leben suchen, u. a. schlechtere soziale Beziehun- gen und weniger Selbstakzeptanz haben. Der vorhandene Sinn im Leben und die Suche nach diesem stellen zwei voneinander unabhängige Konstrukte dar (Steger et al., 2008a).

Optimismus

Optimismus bildet einen weiteren Faktor in der Definition des subjektiven Wohlbefindens bzw. mentaler (und physischer) Gesundheit (Chen & Matthews, 2003 & Scheier, Carver &

Bridges, 2001, zitiert nach Major & O’Brien, 2005). Optimisten haben im Vergleich zu Pes- simisten die Fähigkeit schwierige und stressvolle Ereignisse mit weniger subjektivem Stress und weniger negativen Auswirkungen auf die physische Gesundheit zu meistern. Sie unter- scheiden sich also in der Art, wie sie Stress bewältigen (Nes & Segerstrom, 2006; Scheier &

Carver, 1992). Während Optimisten dazu neigen sich mit Problemen auseinanderzusetzen, versuchen Pessimisten ihnen aus dem Weg zu gehen. Im Großen und Ganzen scheinen Opti- misten vollständiger in ihr Leben involviert zu sein und das Beste daraus zu machen, während Pessimisten das Leben als härter und schwieriger machbar einschätzen (Scheier & Carver, 1992). Aus diesen Fakten könnte man schließen, dass optimistische Personen weniger stark

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von den negativen Folgen sozialer Exklusion betroffen sind als pessimistische, da Optimis- mus und erfolgreichere Stressbewältigung in positivem Zusammenhang stehen.

Selbstwert

Ein hoher Selbstwert dient als psychologische Ressource, welche psychische als auch physi- sche Gesundheit fördert (Stinson, Logel, Zanna, Holmes, Cameron, Wood & Spencer, 2008).

Stinson et. al (2008) konnten beispielsweise nachweisen, dass ein niedriger Selbstwert einen Prädiktor für Gesundheitsprobleme darstellt und diese wiederum durch qualitativ schlechte soziale Bindungen erklärbar sind. Qualitativ schlechte soziale Bindungen sagen eine Verrin- gerung des Selbstwertes über die Zeit hinweg voraus, was wiederum einen Prädiktor für ab- fallende Qualität von sozialen Bindungen und für einen Anstieg von Gesundheitsproblemen darstellt (Stinson et al., 2008). Auch Leary & Baumeister (2000) und Leary, Tambor, Terdal

& Downs (1995) stellen die Qualität von sozialen Beziehungen und den Selbstwert in Zu- sammenhang. Laut diesen AutorInnen ist der Selbstwert einer Person ein Indikator dafür, ob sie qualitativ gute oder schlechte Beziehungen führt. Denissen, Penke, Schmitt & van Aken (2008) fanden heraus, dass die Qualität von Beziehungen auch die täglichen Schwankungen des Selbstwertes vorhersagt. Sie beobachteten, dass je höher die Qualität von Bindungen ist, desto höher ist auch der habituelle (globale) Selbstwert. Weiters konnten Dennissen et al.

nachweisen, dass in Ländern, in welchen die Einwohner regelmäßige Interaktionen mit Freunden haben, das Level an Selbstwert höher ist, auch wenn Variablen wie Glück, Indivi- dualismus, Bruttosozialprodukt und Neurotizismus statistisch kontrolliert werden. Eine Reihe an Studien belegt, dass soziale Exklusion den Selbstwert einer Person bedroht bzw. verringert (beispielsweise Gonsalkorale & Williams, 2007; Jeremy, Harkins & Williams, 2010; Leary et al., 1995; Sommer et al., 2001; Zadro et al., 2004; Zadro, Williams & Richardson, 2005)

1.3 Das neue Modell von Ostrazismus (Need Threat Model)

Williams‘ langjährige Forschung zu sozialer Exklusion ergab ein sequentielles 3-Phasen- Modell, in welchem soziale Exklusion und ihre Konsequenzen, sowie Reaktionen von Be- troffenen, beschrieben werden (Williams, 2007a, 2007b, 2009). Er argumentiert, dass soziale Exklusion einzigartig ist weil sie vier fundamentale psychologische Grundbedürfnisse be- droht, nämlich das Zugehörigkeitsgefühl, den Selbstwert, das wahrgenommene Kontrollge-

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fühl über die soziale Umwelt und eine als sinnvoll wahrgenommene Existenz (Willams, 2007a, 2007b, 2009; Williams & Nida, 2011).

Williams unterscheidet in seinem neuen Modell von Ostrazismus zwischen drei Phasen der Reaktion auf soziale Exklusion, welche im Folgenden beschrieben werden: die reflexive Pha- se, die reflektive Phase und die Langzeit- oder Resignationsphase.

Die reflexive Phase beschreibt die unmittelbaren Auswirkungen der Exklusion auf die be- troffene Person. Um diesen Einfluss zu erheben, werden in der Forschung, sofort nach der Exklusionserfahrung, retrospektive Fragen (z. B. Wie haben Sie sich in der Situation gefühlt?) an die/den Betroffene/n gestellt, da diese Phase von kurzer Dauer ist (Williams, 2007a). Die Reaktionen auf soziale Exklusion sind in der reflexiven Phase automatisiert (Williams, 2007a), was bedeutet, dass sie nicht bewusst reflektiert und gesteuert werden können und so- mit bei den meisten Betroffenen sehr ähnlich sind. Kontextuale Faktoren (z. B. von wem oder warum man ausgeschlossen wird) und individuelle Differenzen von Personen haben wenig Auswirkungen auf die unmittelbaren Reaktionen (Williams, 2007a). Soziale Exklusion wird in der reflexiven Phase zuerst als Schmerz wahrgenommen (Williams & Nida, 2011). Diese Annahme wird durch den Befund gestützt, dass soziale Exklusion zu ähnlichen Aktivie- rungsmustern im dorsalen anterioren cingulären Cortex (dACC) führt, wie sie beim Erleben von physischem Schmerz beobachtet werden (Eisenberger et al., 2003). Der Schmerz kann als sogenanntes „Warnsystem“ gesehen werden, welches der betroffenen Person signalisiert, ihr Verhalten zu ändern oder sich von der Gefahrenquelle zu entfernen, bevor die aversiven Fol- gen der Exklusion eintreten (Williams, 2009). Als Folge des Schmerzes werden auch immer wieder negative Affekte bei den Betroffenen sozialer Exklusion beobachtet (Cacioppo et al., 2003; Eisenberger et al., 2003; Williams, 2007a; Williams, 2007b; Williams, 2009; Williams

& Nida, 2011). In der reflexiven Phase der sozialen Exklusion kommt es außerdem zur Be- drohung der oben genannten vier fundamentalen psychologischen Bedürfnisse.

In der reflektiven Phase erfolgt nun eine bewusste kognitive Bewertung der Exklusionserfah- rung (Williams, 2007a). Hier können auch individuelle und situationsbezogene Faktoren Ein- fluss auf die weiteren Reaktionen auf die Exklusionserfahrung haben (Williams & Nida, 2011). Die Betroffenen werden in dieser Phase versuchen, die bedrohten Bedürfnisse (soziale Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontrolle über die soziale Umwelt, sinnvolle Existenz) wieder zu

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bestärken. Mit welchem Verhalten dies geschieht, hängt davon ab, welche der vier Bedürfnis- se am stärksten bedroht sind (Williams 2007a; Williams & Nida, 2011). Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und positivem Selbstwert stehen eng im Zusammenhang mit sozialen Faktoren (Williams, 2007a). Um diese Bedürfnisse zu befriedigen, müssen soziale Bindungen aufge- baut und aufrechterhalten werden (Williams & Nida, 2011). Im Gegensatz dazu können Be- dürfnisse wie das wahrgenommene Kontrollgefühl und eine als sinnvoll wahrgenommene Existenz ohne soziale Bindungen gestillt werden (Williams & Nida, 2011).

Eine Exklusionserfahrung geht immer mit veränderten physiologischen, affektiven, kogniti- ven und behavioralen Verhaltensmustern einher (Baumeister & Leary, 1995; Cacioppo et al., 2003; Williams & Nida, 2011; Zadro et al., 2004), wobei letztere nach sozialer Exklusion sehr konträr ausfallen können. Sind die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und positivem Selbstwert stärker (als die Bedürfnisse nach Kontrolle über die soziale Umwelt und einer sinnvollen Existenz) durch soziale Exklusion bedroht, werden die Betroffenen versuchen diese Bedürf- nisse durch prosoziales Verhalten wieder zu bestärken (Williams, 2007a). Prosoziales Verhal- ten kann sich beispielsweise durch erhöhtes Interesse an Zusammenarbeit mit anderen und dem Willen neue Freundschaften zu knüpfen äußern (Maner, DeWall, Baumeister & Schaller, 2007). Zudem können exkludierte Personen dazu neigen, andere als netter, freundlicher und begehrenswerter, einzuschätzen (Maner et al., 2007). DeWall, Maner & Rouby (2009) fanden in verschiedenen Experimenten heraus, dass Personen nach Manipulation sozialer Exklusion erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Anzeichen sozialer Akzeptanz (wie zum Beispiel lä- chelnde Gesichter) zeigten. Die ProbandInnen der Experimentalgruppe erkannten in diesem Experiment schneller potentielle Möglichkeiten ihren Inklusionsstatus wieder zurückzuge- winnen als die ProbandInnen der Kontrollgruppen (DeWall et al., 2009). Ein erhöhtes Be- dürfnis nach Zugehörigkeit, welches durch soziale Exklusion hervorgerufen werden kann, führt außerdem dazu, dass Personen bessere Fähigkeiten entwickeln Emotionen in Gesichtern zu erkennen und durch den Klang der Stimme von anderen erkennen können, ob diese positiv oder negativ gestimmt sind (Pickett, Gardner & Knowles, 2004). Gardner, Pickett, Jefferis &

Knowles (2005) fanden in ihren Studien heraus, dass einsame Personen erhöhte Aufmerk- samkeit gegenüber sozialen Hinweisen und ein besseres Gedächtnis für interpersonale soziale Geschehnisse haben als nicht-einsame Personen. Anstatt zu prosozialem Verhalten können Menschen nach erlebter sozialer Exklusion auch zu aggressivem Verhalten tendieren (Catane- se & Tice, 2005; Leary, Twenge & Quinlivan, 2006; Twenge, Baumeister, Tice & Stucke,

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2001). Dies geschieht, wenn die Bedürfnisse nach Kontrolle und einer sinnvollen Existenz stärker als die Bedürfnisse nach sozialer Zugehörigkeit und positivem Selbstwert durch sozia- le Exklusion bedroht sind (Williams, 2007a; Warburton et al., 2006). Betroffene neigen dann beispielsweise dazu neutrale Information als feindselig zu beurteilen, was eine Implikation für Aggression darstellt (DeWall, Twenge, Gitter & Baumeister, 2009). Auch antisoziales und weniger prosoziales Verhalten wurde von exkludierten Personen beobachtet, welches sich beispielsweise in mangelnder Hilfsbereitschaft äußerte (Twenge, Baumeister, DeWall, Ci- arocco & Bartels, 2007). In einer Studie von Twenge und KollegInnen (2002) zeigten Perso- nen nach Manipulation sozialer Exklusion sogar selbstzerstörerisches Verhalten.

Die dritte und letzte Phase des „Need Threat“-Modells ist die sogenannte Langzeit- oder Re- signationsphase. Sie tritt auf, wenn ein Individuum häufig oder über einen langen Zeitraum hinweg mit sozialer Exklusion konfrontiert ist (Williams, 2007a). Die Betroffenen sind in dieser Phase nicht mehr imstande die bedrohten Bedürfnisse zu bestärken und Bewältigungs- strategien einzusetzen und erleben Gefühle von Hilflosigkeit, Entfremdung, Depression und Unwürdigkeit (Williams, 2007a). In folgender Abbildung (Abb. 1) wird das Modell veran- schaulicht.

Abbildung 1: New Model of Ostracism (Williams, 2009, Seite 280)

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1.4 Die Soziometer-Theorie

Wie in Kapitel 1.1 bereits erwähnt, geht Williams (2007a, 2007b, 2009) von einem internalen Ostrazismus-Detektionssystem aus, welches ständig überprüft, ob die Möglichkeit einer Aus- grenzung besteht. Auch Leary & Baumeister (2000), die Autoren der Soziometer-Theorie, gehen von so einem System aus. Der Unterschied zu Williams‘ Detektionssystems ist aller- dings, dass Leary & Baumeister (2000) den Selbstwert einer Person für die Detektion von Ostrazismus verantwortlich machen. Im Folgenden soll deshalb erst genauer auf den Selbst- wert eingegangen werden, um im Anschließenden die Soziometer Theorie beschreiben zu können.

Leary & Baumeister (2000) verstehen unter dem Begriff des Selbstwerts die Werteinschät- zung der eigenen Person, wobei kognitive als auch affektive Komponenten hinsichtlich der Einschätzung eine Rolle spielen. Hier ist zwischen dem Selbstkonzept (das Wissen über die eigene Person) und dem Selbstwert (die Bewertung des Selbst in Hinblick auf das Selbstwis- sen) zu unterscheiden (Leary et al., 1995). Zum Beispiel bewerten sich Menschen nicht nur in der Hinsicht, ob sie etwas gut oder schlecht gemacht haben, sondern sie fühlen sich entweder gut oder schlecht, je nachdem, wie sie gehandelt haben (Leary & Baumeister, 1995). Der Selbstwert resultiert demnach aus den affektiven Bewertungen der Kognitionen über das Selbst.

Der Selbstwert kann in einen Trait- (globaler, habitueller Selbstwert) und in einen State- Selbstwert (momentaner Selbstwert, Zustandsselbstwert) unterteil werden. Der Trait- Selbstwert ist eine langfristige, affektiv beladene Selbstevaluation (Leary & Baumeister, 2000), welche aus einer durchschnittlichen Bewertung der Selbsteinschätzung über mehrere verschiedene Situationen hinweg gebildet wird (Heatherton & Polivy, 1991). Der State- Selbstwert ist kontextabhängig (Heatherton & Polivy, 1991) und resultiert aus einer Selbst- bewertung in einer bestimmten Situation zu einer bestimmten Zeit (Leary & Baumeiter, 2000).

Im Allgemeinen sind Menschen dazu bestrebt ihren Selbstwert zu schützen und zu erhöhen und eine Minderung an Selbstwert zu vermeiden (Leary & Baumeister, 2000). Ein hoher Selbstwert geht mit positivem Affekt einher und dient als Puffer gegen Stress, während nied- riger Selbstwert mit Depressionen, Ängstlichkeit, (Greenberg, Solomon, Pyszczynski, Rosen-

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blatt, Burling, Lyon, Simon & Pinel, 1992; Leary et al., 1995), Neid und Schmerz in Verbin- dung steht (Leary & Baumeister, 2000). Es stellt sich jedoch die Frage, warum der Selbstwert solche Effekte auslöst (Leary et al., 1995). Eine Erklärung dafür liefert die Soziometer Theo- rie von Leary & Baumeister, welche im Folgenden erläutert wird.

Die Autoren gehen davon aus, dass Menschen dem Selbst nicht deshalb so viel Aufmerksam- keit widmen weil es bestimmte Konsequenzen mit sich trägt, sondern weil der Selbstwert ein internaler psychologischer Monitor für etwas ist, was dem Menschen sehr wichtig ist – näm- lich soziale Zugehörigkeit (Leary & Baumeister, 2000). Das Selbstwert-System (Soziometer) untersucht dahingehend und automatisch (präattentiv), ob ein Individuum dafür qualifiziert ist, dauerhafte und angenehme Beziehungen (oder eine Mitgliedschaft in kleinen Gruppen) zu führen (Leary & Baumeister, 2000). Es prüft die Qualität von interpersonalen Beziehungen und verhilft einem Individuum dazu ein minimales Level an Akzeptanz von anderen zu errei- chen (Leary & Downs, 1995). Dabei betrachten Leary et al. (1995) die Selbstwertschätzung auf interpersoneller Ebene. Das heißt, sie gehen davon aus, dass Menschen ihre Selbstwert- schätzung davon abhängig machen, wie andere Menschen sie bewerten. Ein hoher bzw. nied- riger Selbstwert zeigt anderen Personen an, ob man einen wertvollen, angenehmen Partner für soziale Beziehungen darstellt, oder nicht (Leary & Baumeister, 2000). Wenn eine schlechte Bewertung durch das Soziometer erfolgt, dann erweckt dieses emotionalen Stress bei einem Individuum. Dieser Stress dient als Warnsignal und motiviert zu einem Verhalten, mit dem die Wertschätzung der anderen wieder erlangt werden kann (Leary, 1999). Menschen sind also nicht primär an einem hohen Selbstwert interessiert, sondern an dem damit verbundenen Inklusionsstatus. Gemäß der Soziometer-Theorie ist dieses Selbstwertsystem im Laufe der Evolution entstanden - soziale Zugehörigkeit zu anderen sicherte den Menschen eine größere Überlebenschance und reproduktiven Erfolg (Leary et al., 1995). Baumeister & Leary (1995) haben im Zuge ihrer Forschung eine Theorie zur sozialen Zugehörigkeit entwickelt, welche im nächsten Kapitel (1.5) beschrieben wird.

1.5 Die Zugehörigkeitstheorie (Need to belong- theory)

Die Grundaussage der von Baumeister und Leary (1995) formulierten Zugehörigkeitstheorie (“need to belong – theory“) ist, dass Menschen ein grundlegendes Bedürfnis haben soziale Bindungen aufzubauen und zu erhalten. Die Autoren gehen davon aus, dass dieses Bedürfnis

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(oder Motiv) angeboren und nahezu universell unter Menschen ist. Menschen unterscheiden sich zwar in der Stärke und Intensität, wie sie dieses Bedürfnis äußern und befriedigen, jedoch sollte es bis zu einem gewissen Grad bei allen Menschen unterschiedlicher Kultur ausgeprägt sein (Baumeister & Leary, 1995). Demnach sind Menschen dazu motiviert, zumindest eine minimale Anzahl an dauerhaften, positiven und interpersonellen Beziehungen herzustellen und zu erhalten. Um das Bedürfnis nach Zugehörigkeit aber vollkommen befriedigen zu kön- nen, werden zwei Kriterien von Baumeister und Leary (1995) vorausgesetzt:

Erstens kann dieses Bedürfnis nur vollständig befriedigt werden, wenn häufig positive Inter- aktionen mit anderen stattfinden und zweitens, diese Interaktionen zeitlich stabil sind und die Personen sich um das Wohlbefinden des jeweils anderen kümmern. Interaktionen mit ständig wechselnden Personen sind weniger zufriedenstellend als häufige Interaktionen mit den sel- ben Personen. Auch sind Beziehungen ohne regelmäßigen Kontakt weniger zufriedenstellend als Beziehungen mit häufigem Kontakt. Es spielen also sowohl Qualität als auch Quantität eine ausschlaggebende Rolle, um das Bedürfnis nach Zugehörigkeit vollkommen befriedigen zu können. Ein Defizit an sozialen Bindungen ist mit einer Reihe von negativen Auswirkun- gen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und den Affekt verbunden. Wird eine Bindung aufgegeben, bedroht oder verweigert, so geht dies mit negativen Affekten, wie zum Beispiel Ängstlichkeit, Depression, Kummer, Neid und Einsamkeit einher. Positive Affekte, wie zum Beispiel Freude, Stolz, Zufriedenheit und Ruhe, sollen durch die Befriedigung des Zugehö- rigkeitsbedürfnisses entstehen. Um also mentale Gesundheit zu bewahren und fundamentale psychologische Grundbedürfnisse zu befriedigen, sind interpersonale Beziehungen bzw. In- terdependenz von großer Bedeutung (Baumeister & Leary, 1995).

1.6 Kollektivismus und Individualismus

Der Durchbruch zur allgemeinen Akzeptanz, dass menschliches Verhalten unter anderem kul- turabhängig ist, gelang erstmals Geert Hofstede (1980) und Harry C. Triandis (1989) durch ihre Einteilung der Kultur in die Dimension Kollektivismus/Individualismus (Iyengar, Lepper

& Ross, 1999; Sedikides, Gaertner & Toguchi, 2003). Allerdings stammt die wohl am meis- ten relevante Theorie bzgl. eines kulturabhängigen Selbstkonzeptes von Markus & Kitayama (1991): Die Theorie des interdependenten und independenten Selbstkonzeptes (Sedikides, Gaertner & Toguchi, 2003), welche im Folgenden erläutert wird.

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Interdependenz ist nach Markus & Kitayama (1991) eine Möglichkeit des Selbstkonzeptes (des Wissens über das Selbst), wobei Independenz das zweite Konzept bildet. Die Autoren definieren das independente Selbst als „separat vom sozialen Kontext“ und das interdepen- dente Selbst als „verbunden mit dem sozialen Kontext“. Independente Persönlichkeiten sind in ihren Fähigkeiten, Gedanken und Gefühlen „internal und privat“ und ihr Ziel ist es einzig- artig zu sein. Interdependente Persönlichkeiten werden in ihrem Status, ihren Rollen und Be- ziehungen als „external und öffentlich“ beschrieben und ihr Ziel ist es zu anderen dazuzuge- hören (Markus & Kitayama, 1991). Markus & Kitayama (1991) argumentieren, dass der Ein- fluss von Konzepten des Selbst und Konzepten, welche wir von anderen Menschen haben, stark in Kulturunterschieden verankert sind. Die independente Sicht ist dabei beispielhaft für amerikanische sowie westeuropäische Kulturen und die interdependente Sicht für japanische und andere asiatische Kulturen, sowie für afrikanische, lateinamerikanische und südeuropäi- sche (Markus & Kitayama, 1991).

Triandis (2001) unterscheidet zwischen kollektivistischen und individualistischen Kulturen und meint, dass diese Unterscheidung, die bedeutendste zwischen Kulturen sein könnte. Zu den individualistischen Kulturen zählt er nord- und westeuropäische-, sowie nordamerikani- sche Länder. Kollektivistische Kulturen sind nach Triandis (2001) Asien, Afrika und Südame- rika. Personen aus kollektivistischen Kulturen werden nach Triandis (2001) als interdependent innerhalb ihrer Eigengruppe (Familie, Stamm, Nation) definiert. Sie schreiben den Zielen ihrer Eigengruppe höhere Priorität zu als den eigenen und passen ihr Verhalten primär an das der Eigengruppe an (Triandis, 2001). In individualistischen Kulturkreisen verhalten sich Per- sonen selbständig und unabhängig von ihrer Eigengruppe (Triandis, 2001). Ihre persönlichen Ziele sind ihnen wichtiger als die der Eigengruppe und sie verhalten sich entsprechend ihrer eigenen Einstellungen (Triandis, 2001).

Auch Hofstedes (1980) Forschung zu kulturellen Unterschieden ergab unter anderem die Ein- teilung der Kultur in eine individualistische und kollektivistische. Individualismus ist nach Hofstede (1980, 1991) durch ein loses, soziales Bezugssystem geprägt, in welchem Personen für sich selbst und nur für die engsten Angehörigen Verantwortung tragen. Kollektivismus ist nach ihm durch ein enges, soziales Bezugssystem charakterisiert, in welchem Personen zwi- schen der Eigen- und Fremdgruppe differenzieren. Sie erwarten von der Eigengruppe (z. B.

Familie), dass sie sich um sie kümmert und als Gegenleistung dazu, zeigen sie ihr absolute

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Loyalität (Hofstede 1980, 1991). Hofstede (1980, 1983) definiert „Kultur“ als das kollektive, mentale Programmieren von Personen in einer bestimmten Umwelt. Kultur ist dabei nicht eine Charakteristik des Individuums, sondern sie umfasst eine Anzahl an Personen, welche durch dieselbe Erziehung und Lebenserfahrung konditioniert worden sind. Kultur ist also das, was Personen gemeinsam haben. Dabei bezieht sich Hofstede sehr stark auf die nationale Umwelt, also das Land, in welchem eine Person geboren wurde. Die meisten Einwohner eines Landes teilen einen nationalen Charakter, welcher Fremden oft stärker bewusst ist bzw. auf- fällt als den Einwohnern selbst. Dieser nationale Charakter repräsentiert die kulturelle, menta- le Programmierung, welche die Einwohner einer Nation gemeinsam haben (Hofstede, 1980, 1983,). Hofstede (1980) macht darauf aufmerksam, dass nicht alle Charakteristika einer nati- onalen Kultur auf ein Individuum übertragbar sind, sondern durch diese Charakteristika viel eher die nationale Norm beschrieben wird. Hofstedes (1980) Forschung zu Kollektivismus und Individualismus zeigte, dass diese Dimension mit dem Wohlstand (Bruttoinlandsprodukt pro Kopf) eines Landes einhergeht. Je höher der Wohlstand eines Landes ist, desto individua- listischer ist es und je niedriger der Wohlstand, desto kollektivistischer ist es. Aufgrund dieser Tatsache bildete Hofstede den sogenannten „Individualismusindex“. In Abbildung 2 wird der Individualismus in Abhängigkeit des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf (BIP pro Kopf), der von ihm 50 analysierten Nationen, dargestellt.

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Abbildung 2: Individualismusindex in Abhängigkeit vom BIP pro Kopf der angeführten Län- der (Hofstede, 1983, Seite 80)

Abbildung 3: Abkürzungsverzeichnis der angeführten Länder (Hofstede, 1983, Seite 79)

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Die Erklärung für den Zusammenhang zwischen niedrigem Wohlstand und Kollektivismus ist nach Hofstede (2001), dass Armut Menschen von ihrer Eigengruppe abhängig macht. Je hö- her der Wohlstand in einem Land ist, desto eher haben die Einwohner Zugang zu Ressourcen, die ihnen Unabhängigkeit gewähren (Hofstede, 2001), was ein individualistisches Leben erst möglich macht.

Diese zwei verschiedenen Sichtweisen (oder kognitiven Strukturen) des Selbst können einen systematischen Einfluss auf verschiedene Aspekte von Kognition, Emotion und Motivation haben (Gardner, Jefferis & Knowles, in press; Gardner et al., 2005; Hofstede, 1991; Markus

& Kitayama, 1991; Triandis, 1989, 2001). Wie Menschen auf soziale Exklusion reagieren, und welche Auswirkungen diese auf sie hat, ist demnach auch vom kulturellen Selbstkonzept abhängig (Fiske & Yamamoto, 2005; Gardner et al., in press; Gardner et al., 2005b). Im fol- genden Kapitel (1.7) wird von Studien berichtet, in welchen die Auswirkungen sozialer Ex- klusion in Abhängigkeit der Kultur untersucht worden sind.

1.7 Kollektivismus, Individualismus und soziale Exklusion

In einer interkulturellen Studie von Fiske & Yamamoto (2005) wurde argumentiert, dass Menschen aus allen Kulturen soziale Exklusion als negativ erleben, die Reaktionen auf die Exklusionserfahrungen jedoch kulturspezifisch sind (Fiske & Yamamoto, 2005, zitiert nach Williams, 2007a). Fiske & Yamamoto (2005) sind der Ansicht, dass das Bedürfnis nach Zu- gehörigkeit universell unter Menschen ist, fügen jedoch hinzu, dass es je nach Kultur unter- schiedlich geäußert wird. Dabei unterscheiden sie zwischen einer sicheren und einer weitge- henden Zugehörigkeit („belonging securely versus belonging widely“), was mit der Dimensi- on Kollektivismus/Individualismus und Interdependenz/Independenz gleichgesetzt werden kann. Die sichere Zugehörigkeit ist nach den Autorinnen typisch für Japaner und durch die Erwartung von lebenslangen Beziehungen und einer vorsichtigen Neutralität gegenüber Fremden charakterisiert. Die weitgehende Zugehörigkeit hingegen ist typisch für Amerikaner, welche von Beziehungspartnern gegenseitige, flexible Autonomie erwarten und Fremden ge- genüber unmittelbar positiv gestimmt sind (Fiske & Yamamoto, 2005). Aufgrund dieser The- orie führten Fiske & Yamamoto (2005) eine Studie mit japanischen und amerikanischen Stu- dentInnen durch, in welcher diese dazu angehalten wurden, per Computer, eine angeblich neue Bekanntschaft einzugehen. Dabei bekamen die ProbandInnen die Aufgabe sich kurz per

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Video vorzustellen und sich anhand eines Fragebogens zu beschreiben. Daraufhin sollten sie das Video ihrer „neuen Bekanntschaft“ evaluieren. Auch die ProbandInnen selbst bekamen Rückmeldung über ihr Video. Eine Hälfte bekam ein negatives, und die andere ein positives Feedback. Daraufhin sollten die ProbandInnen angeben, ob sie ihre Bekanntschaft für einen weiteren Teil der Untersuchung akzeptieren. Eine Faktorenanalyse der Impressionsitems des Fragebogens, trennte diese in die Faktoren: Wärme, Kompetenz und Kompatibilität. Gemäß der Theorie bestätigte sich, dass Amerikaner auf allen drei Faktoren positiv gegenüber ihrer Bekanntschaft gestimmt waren, bevor sie positives oder negatives Feedback erhielten. Die japanische Stichprobe hingegen zeigte einen niedrigeren Score auf dem Faktor Kompatibilität, was bedeutet, dass sie einer neuen Bekanntschaft und deren Akzeptanz ihnen gegenüber mit Vorsicht begegnen. Bei der amerikanischen Stichprobe bewirkte das negative Feedback, dass die Impressionen über ihre Bekanntschaft in allen drei Aspekten sanken, was bedeutet, dass sie einer neuen Bekanntschaft zwar positiv begegnen, diese Positivität aber wieder eingestellt ist, wenn ihr Gegenüber negativ reagiert. Bei der japanischen Stichprobe sank nach negativem Feedback nur der Impressionsaspekt „Wärme“. Dies impliziert, dass sie Einstellungen gegen- über Fremden neutral halten. Anfänglich ist die Kompatibilitätseinschätzung gering und sie bleibt unter negativem Feedback neutral. Weiters konnte in dieser Studie nachgewiesen wer- den, dass die amerikanischen ProbandInnen das Feedback (ob positiv oder negativ) sehr ernst nahmen, die japanischen ProbandInnen hingegen, das Feedback als neutral oder nicht valide beurteilten. Diese Erkenntnisse sprechen dafür, dass Individualisten, aufgrund ihrer weitge- henden Zugehörigkeit zu anderen Personen, durch diese auch mehr verletzt werden können als Kollektivisten, welche Fremden generell neutral bis skeptisch begegnen. Die Ergebnisse dieser Studie sind außerdem stimmig zu Triandis‘ (2001) und Hofstedes (1980, 1991) For- schung, welche postuliert, dass Kollektivisten stärker als Individualisten zwischen Eigen- und Fremdgruppe differenzieren und der Eigengruppe die höchste Priorität zuschreiben.

Ein interdependentes Selbstkonzept inkludiert Beziehungen und Gruppenmitgliedschaften als einen Teil des Selbst (Gardner et al., in press). Diese können als Ressource dienen, wenn das Bedürfnis nach Zugehörigkeit (z. B. durch eine Zurückweisung oder soziale Exklusion) er- höht ist (Gardner et al., 2005b). Gardner, Knowles & Jefferis (in press) und Gardner und Kol- leginnen (2005b) haben in ihren Untersuchungen überprüft, ob solche interdependenten Selbstkonzepte als Puffer für die negativen Konsequenzen sozialer Exklusion dienen können.

Dazu verglichen sie Personen, bei denen die Ressource der sozialen Beziehungen stark ausge-

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prägt ist und welche einen guten Zugriff darauf haben mit Personen, die diese Ressourcen nicht besitzen. Genaugenommen verglichen sie also interdependente mit independenten Per- sonen. Nach einer erlebten Zurückweisung oder Misserfolgserfahrung bekamen die Proban- dInnen die Aufgabe ihr Selbstkonzept zu beschreiben. ProbandInnen, welche mehr kollektive- und Beziehungskonstrukte nannten, gaben nach der erlebten Zurückweisung an, einen positi- veren Affekt zu haben als Personen, die mehr independente Konstrukte nannten (Gardner et al., in press; Gardner et al., 2005b).

In einer weiteren Untersuchung der oben genannten Annahme wurden hoch interdependente ProbandInnen ins Labor gebeten und erlebten entweder eine Zurückweisung, einen Misserfolg oder eine neutrale Erfahrung und wurden daraufhin entweder entmutigt oder ermutigt, gespei- cherte soziale Beziehungen zu aktivieren. Dies geschah durch Priming auf entweder ein inde- pendentes oder ein interdependentes Selbst. ProbandInnen, welche vor der Aktivierung des interdependenten Selbst entmutigt wurden, zeigten nach der Zurückweisung negativere Stim- mung und einen niedrigeren Selbstwert. ProbandInnen, welche darauf geprimt wurden das interdependente Selbst zu aktivieren, unterschieden sich nach entweder einer Zurückweisung oder einer neutralen Erfahrung nicht in der Stimmung und im Selbstbewusstsein voneinander (Gardner et al., in press; Gardner et al., 2005b). Die Ergebnisse dieser Studien sprechen dafür, dass die interdependente Sicht des Selbst, Menschen vor den negativen Auswirkungen sozia- ler Exklusion schützen kann.

Gardner und Kolleginnen (in press) gehen allerdings auch davon aus, dass ein Priming auf das interdependente Selbst nach einer Zurückweisung gar nicht notwendig ist um die gespeicher- ten Ressourcen zu aktivieren, sondern, dass die Aktivierung implizit (also auch ohne Priming) stattfindet. Erleben die ProbandInnen eine Misserfolgserfahrung sollte keine automatische Aktivierung des interdependenten Selbst erfolgen. Dazu wurden den ProbandInnen Wörter und Nicht-Wörter auf einem Bildschirm präsentiert („lexical decision task“) und sie mussten entscheiden, welches eines ist und welches nicht. Einige der Wörter bezeichneten interdepen- dente Konzepte (z. B. „wir“, „uns“) und andere independente (z. B. „ich“, „mich“). Interde- pendente ProbandInnen erkannten in der Exklusionsbedingung mehr interdependente Wörter als ProbandInnen in der Misserfolgsbedingung, was bedeutet, dass interdependente nach einer Zurückweisung tatsächlich mehr Zugänglichkeit zu ihrem interdependenten Selbst haben.

Dieses schützte sie in dieser Untersuchung vor negativer Stimmung und einem negativen

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Selbstwert. Gardner et al. (in press) überprüften auch die Annahme, dass ein interdependentes Selbst die durch soziale Exklusion hervorgerufene Aggression der ProbandInnen puffern könnte. Hierfür wurden interdependente und independente ProbandInnen wieder entweder einer Misserfolgs- oder Exklusionsbedingung zugeteilt. Interdependente ProbandInnen der Exklusionsbedingung zeigten weniger Aggression als jene der Misserfolgsbedingung. Die Autorinnen fanden zudem heraus, dass das Selbstkonzept an sich, keine Effekte auf die Stim- mung, kognitive Leistung und Aggression hat, ein interdependentes Selbst aber in Zeiten so- zialer Bedrohung als Schutz gegen die negativen Konsequenzen sozialer Exklusion fungieren kann (Gardner et al., in press).

1.8 Hypothesen und Fragestellungen

Soziale Exklusion trägt eine Reihe an negativen Konsequenzen für die Betroffenen mit sich.

Sie führt zu negativem Affekt (vgl. Blackhart et al., 2009, Cacioppo et al., 2003; Eisenberger, et al., 2003; Williams et al., 2000; Williams & Nida, 2011; Williams, 2007a) und bedroht fundamentale psychologische Grundbedürfnisse, wie Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontroll- wahrnehmung und eine als sinnvoll wahrgenommene Existenz (vgl. Gonsalkorale & Willi- ams, 2007; Jamieson et al., 2010; Willams, 2007a, 2007b, 2009; Williams & Nida, 2011;

Zadro et al., 2003, 2005). Zudem hat soziale Exklusion negative Auswirkungen auf die men- tale Gesundheit bzw. das subjektive Wohlbefinden von Personen (Baumeister & Leary, 1995;

DeWall & Baumeister, 2006; Gardner et al., 2005a; House et al., 1988). Komponenten men- taler Gesundheit sind beispielsweise Lebenszufriedenheit (Goodwin et al., 2001, Mellor et al., 2008), Sinn im Leben (Steger et al., 2006; Zika & Chamberlain, 1992), Optimismus (Scheier

& Carver, 1992) und ein positiver Selbstwert (Stinson et al., 2008). Soziale Exklusion kann außerdem zu aggressivem Verhalten führen (DeWall et al., 2009; Catanese & Tice, 2005;

Twenge et al., 2001; Twenge et al., 2007).

Wie in Kap. 1.7 erwähnt, ist die Kultur ausschlaggebend dafür, wie Menschen mit einer Ex- klusionserfahrung umgehen. Kollektivisten reagieren anders als Individualisten auf soziale Exklusion (Fiske & Yamamoto, 2005). Gardner und Kolleginnen (in press, 2005b) konnten durch ihre Studien beweisen, dass soziale Beziehungen und Gruppenmitgliedschaften, welche als ein Teil des Selbst gesehen werden (interdependente Sicht des Selbst) als Ressource die- nen können, wenn das Bedürfnis nach Zugehörigkeit erhöht ist. Die Autorinnen fanden zudem

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heraus, dass diese Ressource vor den negativen Konsequenzen sozialer Exklusion, wie bei- spielsweise negativem Affekt, geringem Selbstwert und Aggression schützen kann. Die für diese Arbeit formulierten Hypothesen stützen sich allesamt auf die Forschungsergebnisse von Gardner et al. (in press) und Gardner et al., (2005b) Sie stehen somit unter der Annahme, dass kollektivistische Personen aufgrund ihres interdependenten Selbstkonzept, welches als Res- source bei sozialer Bedrohung dienen kann, im Gegensatz zu individualistischen Personen vor den oben genannten negativen Konsequenzen sozialer Exklusion geschützt sind. Genauge- nommen lauten die Hypothesen wie folgt:

Hypothese 1: Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis zeigen nach Manipulation sozialer Exklusion einen geringeren negativen Affekt als Personen aus einem individualisti- schen Kulturkreis.

Hypothese 2: Psychologische Grundbedürfnisse, wie Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontroll- wahrnehmung und eine sinnvolle Existenz, sind nach Manipulation sozialer Exklusion, bei Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis weniger stark bedroht als bei Personen aus einem individualistischen Kulturkreis.

Hypothese 3: Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis haben nach Manipulation sozialer Exklusion höhere (positivere) Werte auf „Mentale Gesundheit Variablen“, wie Le- benszufriedenheit, Sinn im Leben, Optimismus und Selbstwert als Personen aus einem indivi- dualistischen Kulturkreis.

Hypothese 4: Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis zeigen nach Manipulation sozialer Exklusion weniger Aggression als Personen aus einem individualistischen Kultur- kreis.

Um die genannten Hypothesen zu testen, musste eine kollektivistische und eine individualistische Stichprobe gebildet werden (siehe Kap. 2.2). Vor der Hypothesentestung galt es zu überprüfen, ob die dem Kollektivismus zugeordneten Untersuchungs- teilnehmerInnen tatsächlich engere soziale Beziehungen zu anderen haben als die dem Individualismus zugeordneten UntersuchungsteilnehmerInnen. Dazu ergab sich folgende Fragestellung:

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Fragestellung 1: Schätzen die dem Kollektivismus zugeordneten Untersuchungs- teilnehmerInnen ihre sozialen Beziehungen zu anderen intensiver ein als die dem Individualismus zugeordneten UntersuchungsteilnehmerInnen?

In der Literatur wird sehr inkonsistent darüber berichtet, ob soziale Exklusion zu aggressivem oder prosozialem Verhalten führt. In Studien von Twenge und KollegInnen (2001, 2005, 2007, 2009) wird immer wieder von aggressivem Verhalten nach sozialer Exklusion berichtet, während AutorInnen wie Maner et al., (2007), DeWall et al., (2009); Pickett, Gardner &

Knowles, (2004); Gardner et al., (2005a) von prosozialem Verhalten berichten. Williams (2007a) argumentiert, dass je nach unterschiedlicher Bedürfnisbedrohung entweder prosoziales oder aggressives Verhalten folgt. Sind die Bedürfnisse nach Kontrolle und einer sinnvollen Existenz stärker (als die Bedürfnisse nach sozialer Zugehörigkeit und positivem Selbstwert) durch soziale Exklusion bedroht, neigen die Betroffenen eher zu aggressivem Verhalten und umgekehrt, zu prosozialem Verhalten (Williams, 2007a; Warburton et al., 2006). In der vorliegenden Arbeit soll deshalb überprüft werden, ob sich Personen aus einem kollektivistischen bzw. individualistischen Kulturkreis prosozial oder aggressiv nach Manipulation sozialer Exklusion verhalten. Die Fragestellung wurde wie folgt formuliert.

Fragestellung 2: Wie verhalten sich die UntersuchungsteilnehmerInnen des kollektivistischen und die des individualistischen Kulturkreises nach Manipulation sozialer Exklusion – prosozial oder aggressiv?

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2 Methode

In den folgenden Kapiteln werden das Untersuchungsdesign, die Stichprobe, sowie alle ver- wendeten Untersuchungsmaterialien und die Aufbereitung der erhobenen Daten, ausführlich anhand von Abbildungen, Tabellen und Beispielen beschrieben.

2.1 Untersuchungsdesign

Der vorliegenden Untersuchung liegt ein 2 x 2-faktorielles Design zugrunde, wobei die Unter- suchungsbedingung (Exklusion/Inklusion) und die Kulturzugehörigkeit (Kollektivis- mus/Individualismus) die unabhängigen Variablen (UVen) bilden, deren Einfluss auf die ab- hängigen Variablen (AVen) Affekt, psychologische Grundbedürfnisse, mentale Gesundheit und Aggression erfasst wird. Die abhängige Variable „psychologische Grundbedürfnisse“

dient hierbei als Überbegriff und umfasst die Faktoren Zugehörigkeitsbedürfnis, Selbstwert, Kontrollwahrnehmung und den wahrgenommenen Sinn im Leben. Die abhängige Variable

„mentale Gesundheit“ setzt sich aus den Faktoren Lebenszufriedenheit, Sinn im Leben, Opti- mismus und Selbstwert zusammen. Des Weiteren wurde der habituelle Selbstwert (Trait- Selbstwert) als mögliche Moderatorvariable in die Untersuchung miteinbezogen, da die Be- drohung des momentanen Selbstwerts (State-Selbstwert), welcher als Teil der mentalen Ge- sundheit definiert wurde, durch einen allgemein hohen Selbstwert ausbleiben könnte.

2.2 UntersuchungsteilnehmerInnen (Stichprobe)

Zunächst wurden aufgrund Hofstedes Individualismusindex (siehe Kap. 1.6, Abb. 2, 3) alle UntersuchungsteilnehmerInnen abhängig von ihrer eigenen Staatsbürgerschaft und der ihrer Eltern entweder dem Kollektivismus oder Individualismus zugeordnet. Die Untersuchungs- teilnehmerInnen stammen hauptsächlich aus dem ex-jugoslawischen (speziell: Bosnien, Kroa- tien, Serbien), sowie deutschsprachigen Raum (Österreich, Deutschland, Schweiz). Aus Ab- bildung 2 in Kap. 1.6 ist deutlich zu erkennen, dass Ex-Jugoslawien im Vergleich zu Öster- reich, Deutschland und der Schweiz ein deutlich niedrigeres Individualismus-Level aufweist.

Nach Hofstedes Individualismusindex sind die Länder aus dem ex-jugoslawischen Raum also

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hoch kollektivistisch im Vergleich zu Österreich, Deutschland und der Schweiz. Somit wurde die ex-jugoslawische Stichprobe dem Kollektivismus und die deutschsprachige dem Individu- alismus zugeordnet.

Die Stichprobe umfasste, wie in Tabelle 1 ersichtlich, insgesamt 192 Untersuchungsteilneh- merInnen, bestehend aus 93 Frauen und 99 Männer. Von den UntersuchungsteilnehmerInnen, welche dem kollektivistischen Kulturkreis zugeordnet wurden, waren 46 weiblich und 51 männlich. 47 Frauen und 58 Männer repräsentieren den individualistischen Kulturkreis. Die UntersuchungsteilnehmerInnen wurden entweder der Exklusions- oder Inklusionsbedingung per Zufall zugeteilt. Von den UntersuchungsteilnehmerInnen des kollektivistischen Kultur- kreises befanden sich 27 Frauen sowie 28 Männer in der Exklusionsbedingung und 19 Frauen sowie 23 Männer in der Inklusionsbedingung. Von den UntersuchungsteilnehmerInnen des individualistischen Kulturkreises befanden sich 25 Frauen sowie 26 Männer in der Exklusi- onsbedingung und 22 Frauen sowie 22 Männer in der Inklusionsbedingung.

Tabelle 1: Verteilung der UntersuchungsteilnehmerInnen nach Kulturzugehörigkeit, Untersu- chungsbedingung (Exklusion bzw. Inklusion) und Geschlecht

Kulturzugehörigkeit Geschlecht Gesamt Exklusion Inklusion

Kollektivismus weiblich 46 27 19

männlich 51 28 23

Gesamt 97 55 42

Individualismus weiblich 47 25 22

männlich 48 26 22

Gesamt 95 51 44

Das Alter der UntersuchungsteilnehmerInnen des kollektivistischen Kulturkreises betrug im Durchschnitt 28.96 Jahre (SD = 7.97 Jahre), wobei zwei Personen keine Angabe zu ihrem Alter machten. Das Alter der UntersuchungsteilnehmerInnen des individualistischen Kultur- kreises betrug im Durchschnitt 28.72 Jahre (SD = 11.52 Jahre). Hinsichtlich der Ausbildung gaben 5 Personen des kollektivistischen Kulturkreises an, einen Pflichtschulabschluss absol- viert zu haben, 32 Personen eine abgeschlossene Lehre, 18 Personen hatten die Matura und 44 Personen hatten einen Universitätsabschluss. Aus dem individualistischen Kulturkreis gaben 5 Personen an, einen Pflichtschulabschluss zu haben, 16 Personen eine abgeschlossene Lehre,

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44 Personen die Matura und 30 Personen einen Universitätsabschluss. Keine/r der Untersu- chungsteilnehmerInnen gab an, keine abgeschlossene Ausbildung zu haben. Die Rekrutierung der UntersuchungsteilnehmerInnen, welche den Papier-/Bleistiftfragebogen bearbeiteten, er- folgte durch direkte Ansprache von Personen aus dem Familien- und Freundeskreis. Die Un- tersuchungsteilnehmerInnen des Online-Fragebogens erhielten eine E-Mail mit einer kurzen Instruktion und dem Link zum Online-Fragebogen. Diese E-Mail wurde durch das Schnee- ballprinzip von den rekrutierten UntersuchungsteilnehmerInnen an weitere Personen ver- schickt. Alle UntersuchungsteilnehmerInnen nahmen freiwillig und ohne Aufwandsentschä- digung an der Studie teil. Die Bearbeitungszeit des Fragebogens betrug ca. zwanzig Minuten.

2.3 Untersuchungsmaterial

Die Testung zur vorliegenden Studie wurde zu Beginn mit einem Papier-Bleistift Fragebogen durchgeführt. Aufgrund von Mangel an UntersuchungsteilnehmerInnen und schwieriger Er- reichbarkeit der kollektivistischen Stichprobe wurde der Fragebogen daraufhin in die Online- Umfrage-Applikation „LimeSurvey“ implementiert. Alle Instruktionen, Skalen und Antwort- möglichkeiten blieben, wie sie im Papier-Bleistift Fragebogen vorkamen, erhalten.

Grundsätzlich wurden zwei verschiedene Versionen des Fragebogens konstruiert. Eine bein- haltete die Exklusionsbedingung und die andere die Inklusionsbedingung. Beide Versionen des Fragebogens wurden für die UntersuchungsteilnehmerInnen der kollektivistischen Stich- probe in die bosnische Sprache übersetzt. Um eventuellen Übersetzungsfehlern und Missin- terpretationen der Instruktionen und Skalenitems vorzubeugen, wurden die Fragebögen in die deutsche Sprache rückübersetzt. Die ursprünglichen Fragebögen wurden mit den rücküber- setzten Fragebögen verglichen. Es stellte sich heraus, dass der Inhalt der Fragebögen durch die Übersetzung nicht verfälscht wurde. Den UntersuchungsteilnehmerInnen der kollektivisti- schen Stichprobe stand es frei, in welcher Sprache (deutsch oder bosnisch) sie den Fragebo- gen bearbeiteten. Für alle im Fragebogen enthaltenen Ratingskalen (außer dem Manipulati- onscheck) wurde eine siebenstufige Ratingskala gewählt.

In den folgenden Kapiteln werden alle Untersuchungsmaterialen beschrieben und aufgelistet, so wie sie im Verlauf der Untersuchung vorkamen. Alle Untersuchungsmaterialien (Instrukti-

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onen und Fragebögen) sind im Anhang A mitgeführt. Vorab soll folgende Tabelle (Tab. 2) eine Übersicht über die verwendeten Skalen und deren Verwendungszweck liefern.

Tabelle 2: Übersicht über die Untersuchungsmaterialien und deren Verwendungszweck

Versuchsmaterial Verwendungszweck

Soziodemografischer Fragebogen Eventuelle Kovariaten

Inclusion of Other in the Self Scale UV1 (AV der Fragestellung 1): Kulturzugehörigkeit (Kollektivismus/Individualismus)

Trait Self-Esteem Scale Eventuelle Moderatorvariable Manipulation sozialer Exklusion/Inklusion UV2: Untersuchungsbedingung:

Exklusion/Inklusion

Manipulationscheck Überprüfung der Manipulation

State Self-Esteem Scale AV3: Mentale Gesundheit (State Selbstwert) Positive und negative Affektskala AV1: Affekt

Need Threat Scale AV2: Bedrohte Bedürfnisse

Satisfaction with life Scale AV3: Mentale Gesundheit (Lebenszufriedenheit) The meaning in life Questionnaire AV3: Mentale Gesundheit (Sinn im Leben) Life Orientation Test Revised AV3: Mentale Gesundheit (Optimismus)

Aggression Questionnaire AV4: Aggression

Szenario zu prosozialem vs. aggressivem Verhalten

AV der Fragestellung 2

2.3.1 Soziodemografischer Fragebogen

Nach der allgemeinen schriftlichen Instruktion des Fragebogens wurden die Untersuchungs- teilnehmehmerInnen darum gebeten, einige soziodemografische Daten anzugeben. Diese be- inhalteten das Geschlecht, das Alter, die eigene Staatsbürgerschaft, die Staatsbürgerschaft der Mutter und des Vaters und die höchst abgeschlossene Ausbildung. Geschlecht, Alter und

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Ausbildung wurden als eventuelle Kontrollvariablen miterhoben, die Staatsbürgerschaften, um die UntersuchungsteilnehmerInnen dem Kollektivismus oder Individualismus zuzuordnen.

2.3.2 Inclusion of Other in the Self Scale

Die Inclusion of Other in the Self Scale (IOS; Aron, Aron & Smollan, 1992) dient zur Erhe- bung der Nähe und Verbundenheit einer Person zu anderen Personen. Die „IOS“-Skala ist eine 1-Item piktographische Skala, welche aus sieben Diagrammen besteht. Die Diagramme sind durch zwei Kreise repräsentiert, wobei der Grad der Überlappung der zwei Kreise die Beziehung einer Person zu anderen Personen kennzeichnet (Aron et al., 1992). Für die vorlie- gende Untersuchung wurde diese Skala verwendet, um die unabhängige Variable „Kulturzu- gehörigkeit“ mit den beiden Ausprägungen „Kollektivismus“ und „Individualismus“ zu erhe- ben. Genaugenommen wurde überprüft, ob die UntersuchungsteilnehmerInnen, welche dem Kollektivismus zugeordnet wurden, ihre Beziehung zu anderen Menschen tatsächlich intensi- ver einschätzen als UntersuchungsteilnehmerInnen, welche dem Individualismus zugeordnet wurden. Die Instruktion wurde dafür folgendermaßen formuliert:

„Im Folgenden interessiert uns Ihre Beziehung zu anderen Menschen.

Bitte kreuzen Sie nun die Abbildung an, die am besten ihre Beziehung zu anderen Menschen beschreibt. Je mehr sich beide Kreise überlappen, desto intensiver ist Ihre Beziehung zu ande- ren Menschen.“ In Abbildung 4 wird die Skala veranschaulicht:

Abbildung 4: Inclusion of Other in the Self Scale (vgl. Aron, Aron & Smollan, 1992)

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