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3.5 Hypothesenprüfung

3.5.1 Affekt

Zur Erhebung des Affekts nach Manipulation sozialer Exklusion bzw. Inklusion wurde den UntersuchungsteilnehmerInnen die positive und negative Affektskala (Brunstein, 1993) vorge-geben. Um die Hypothese 1 zu überprüfen, wurden zwei univariate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Varianzanalysen, je eine für die positive und eine für die negative Subskala berechnet.

Positiver Affekt:

Die zweifaktorielle Varianzanalyse des positiven Affekts ergab einen signifikanten Hauptef-fekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 7.99, p = .005, η² = .04). Es zeigt sich, dass UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 5.37, SD = 1.12) einen positiveren Affekt haben als UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem individualisti-schen Kulturkreis (M = 4.89, SD = 1.28). Die Analyse ergab keinen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) =2.49, n.s.), sowie keine signifikante Wechselwirkung zwi-schen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 0.14, n.s.).

Negativer Affekt:

Die zweifaktorielle Varianzanalyse für den negativen Affekt ergab keine signifikanten Haupt-effekte für die Faktoren Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 0.24, n.s.), und Bedingung (F(1,188) = 0.25, n.s.). Auch die Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehö-rigkeit wurde nicht signifikant (F(1,188) = 0.28, n.s.) Die Hypothese 1 konnte somit nicht bestä-tigt werden. Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis unterscheiden sich nicht von Personen aus einem individualistischen Kulturkreis bezüglich negativem Affekt nach sozialer Exklusion.

46 3.5.2 Bedrohte psychologische Grundbedürfnisse

Zur Erhebung der bedrohten psychologischen Grundbedürfnisse nach Manipulation sozialer Exklusion bzw. Inklusion wurde den UntersuchungsteilnehmerInnen die Need Threat Scale (Jamieson et al., 2010; Williams, 2009) vorgegeben. Um die Hypothese 2 zu überprüfen, wurde für jede Subskala (Zugehörigkeitsgefühl, Selbstwert, Kontrollwahrnehmung, sinnvolle Existenz) eine univariate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Varianzanaly-se berechnet.

Zugehörigkeitsgefühl:

Die Analyse der Subskala „Zugehörigkeitsgefühl“ ergab einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 204.72, p = .000, η² = .52). Es zeigt sich, dass bei Untersu-chungsteilnehmerInnen in der Exklusionsbedingung, (M = 4.81, SD = 1.689) das Zugehörig-keitsgefühl stärker bedroht ist als bei UntersuchungsteilnehmerInnen in der Inklusionsbedin-gung (M = 2.00, SD = 0.99). Für den Faktor Kulturzugehörigkeit ergab sich ein tendenziell signifikanter Haupteffekt (F(1,188) = 3.33, p = .070, η² = .02) aus welchem hervorgeht, dass das Zugehörigkeitsgefühl bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 3.73 , SD = 2.18) stärker bedroht ist, als bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 3.38, SD = 1.78). Ebenfalls wurde die Wechsel-wirkung zwischen den Faktoren Kulturzugehörigkeit und Bedingung signifikant (F(1,184) = 11.23, p = .001, η² = .06). Um zu überprüfen, welche Mittelwerte sich signifikant voneinander unterscheiden wurde ein Tukey’s HSD post hoc Test berechnet (q = 0.719). Aus Tabelle 4 sind die Mittelwertvergleiche zu entnehmen. Zur besseren Veranschaulichung der Wechsel-wirkung wird zusätzlich eine Grafik dargestellt (Abb. 5).

Tabelle 4: Darstellung der Mittelwertvergleiche, Standardabweichungen und Anzahl der Un-tersuchungsteilnehmerInnen für die Wechselwirkung Kulturzugehörigkeit*Bedingung auf das bedrohte Zugehörigkeitsgefühl.

Kollektivismus Individualismus

M SD N M SD N

Exklusion 4.32 a, b 1.7 55 5.35 a, c 1.6 51

Inklusion 2.15 b 1 42 1.85 c 1 44

Anmerkung: Gleiche Buchstaben bezeichnen einen signifikanten Unterschied.

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Abbildung 5: Die Auswirkung der Untersuchungsbedingung (Exklusion vs. Inklusion) auf das bedrohte Zugehörigkeitsgefühl. Die Fehlerbalken repräsentieren ± 1 Standardabweichung.

Aus der Wechselwirkung geht hervor, dass in der Exklusionsbedingung, die Untersuchungs-teilnehmerInnen aus dem individualistischen Kulturkreis ein stärker bedrohtes Zugehörig-keitsgefühl (M = 5.35, SD = 1.55) haben als jene aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 4.32, SD = 1.65). In der Inklusionsbedingung unterscheiden sich die Untersuchungsteilnehme-rInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 1.85, SD = 0.94) nicht von jenen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 2.15, SD = 1.02). Die Hypothese 2 wurde somit für die Subskala „Zugehörigkeitsgefühl“ bestätigt.

Selbstwert:

Die Analyse der Subskala „Selbstwert“ ergab einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 142.95, p = 000, η² = .43), was bedeutet, dass bei Untersuchungsteil-nehmerInnen in der Exklusionsbedingung (M = 4.89, SD = 1.70) das Selbstvertrauen stärker bedroht ist als bei UntersuchungsteilnehmerInnen in der Inklusionsbedingung (M = 2.35, SD

= 1.25). Es ergab sich kein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 2.305, n.s.), jedoch eine signifikante Wechselwirkung zwischen den Faktoren Kul-turzugehörigkeit und Bedingung (F(1,188) = 8.78, p = .003, η² = .05, Tukey‘s HSD, q = 0.078).

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Aus Tabelle 5 sind die Mittelwertvergleiche zu entnehmen. Zur besseren Veranschaulichung der Wechselwirkung wird wieder eine Grafik dargestellt (Abb. 6).

Tabelle 5: Darstellung der Mittelwertvergleiche, Standardabweichungen und Anzahl der Un-tersuchungsteilnehmerInnen für die Wechselwirkung Kulturzugehörigkeit*Bedingung auf den bedrohten Selbstwert.

Kollektivismus Individualismus

M SD N M SD N

Exklusion 4.43 a, b 1.69 55 5.39 a, c 1.57 51

Inklusion 2.50 b 1.28 42 2.20 c 1.21 44

Anmerkung: Gleiche Buchstaben bezeichnen einen signifikanten Unterschied.

Abbildung 6: Die Auswirkung der Untersuchungsbedingung (Exklusion vs. Inklusion) auf den bedrohten Selbstwert. Die Fehlerbalken repräsentieren ± 1 Standardabweichung.

Aus der Wechselwirkung geht hervor, dass in der Exklusionsbedingung der Selbstwert bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 5.39, SD = 1.57) stärker bedroht ist als bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 4.43, SD = 1.69). In der Inklusionsbedingung unterscheiden sich Untersu-chungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 2.50, SD = 1.28) nicht

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von jenen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 2.20, SD = 1.21). Die Hypothese 2 konnte für die Subskala „Selbstwert“ ebenfalls bestätigt werden.

Kontrollwahrnehmung:

Die zweifaktorielle Varianzanalyse für die Subskala „Kontrollwahrnehmung“ ergab einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 103.67, p = .000, η² = .36). Es zeigt sich, dass bei UntersuchungsteilnehmerInnen in der Exklusionsbedingung (M = 5.24, SD

= 1.29) die Kontrollwahrnehmung stärker bedroht ist als bei UntersuchungsteilnehmerInnen in der Inklusionsbedingung (M = 3.51, SD = 1.06). Es ergab sich auch ein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 4.476, p = .036, η² = .023). Bei Un-tersuchungsteilnehmerInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 4.63, SD = 1.48) ist die Kontrollwahrnehmung stärker bedroht als bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 4.30, SD = 1.44). Die Wechselwirkung zwischen den Fak-toren Bedingung und Kulturzugehörigkeit wurde nicht signifikant (F(1,188) = 0.28, n.s.). Die Hypothese 2 konnte für die Subskala „Kontrollwahrnehmung“ nicht bestätigt werden. Das psychologische Grundbedürfnis Kontrollwahrnehmung ist bei Personen aus einem individua-listischen Kulturkreis nach sozialer Exklusion nicht stärker bedroht als bei Personen aus ei-nem kollektivistischen Kulturkreis.

Sinnvolle Existenz:

Die Analyse der Subskala „sinnvolle Existenz“ ergab einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 127.17, p = .000, η² = .40). Es zeigt sich, dass bei Untersuchungs-teilnehmerInnen in der Exklusionsbedingung (M = 4.43, SD = 1.60) eine als sinnvoll wahrge-nommene Existenz stärker bedroht ist als bei UntersuchungsteilnehmerInnen in der Inklusi-onsbedingung (M = 2.21, SD = 1.01). Es ergab sich kein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 0,61, n.s.), sowie keine signifikante Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 3.08, n.s.). Das heißt, dass das psychologische Grundbedürfnis nach sinnvoll wahrgenommener Existenz bei Perso-nen aus einem kollektivistischen Kulturkreis nach sozialer Exklusion nicht weniger stark be-droht ist als bei Personen aus einem individualistischen Kulturkreis.

50 3.5.3 Mentale Gesundheit

Zur Erhebung der mentalen Gesundheit nach Manipulation sozialer Exklusion bzw. Inklusion, wurde den UntersuchungsteilnehmerInnen die Satisfaction with Life Scale (SWL; Diener et al., 1985), der Meaning in Life Questionnaire (MLQ; Steger et al., 2006), der Life Orientation Test Revised (LOT-R; Scheier et al., 1994) und die State Self-Esteem Scale (SSES; Heatherton

& Polivy, 1991) vorgegeben. In der Reihenfolge, wie die Untersuchungsinstrumente aufgelis-tet sind, messen sie die Lebenszufriedenheit (SWL), den wahrgenommenen Sinn im Leben (MLQ), den Optimismus bzw. Pessimismus (LOT-R) und den momentanen Selbstwert (SSES). Um die Hypothese 3 auf den Faktor Lebenszufriedenheit zu überprüfen, wurde eine univariate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Varianzanalyse berechnet.

Lebenszufriedenheit:

Die Analyse ergab einen tendenziell signifikanten Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehö-rigkeit (F(1,188) = 3.86, p = .051, η² = .020), welcher zeigt, dass bei Untersuchungsteilnehme-rInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 4.71, SD = 1.22) die Lebenszufriedenheit höher ist als bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 4.30, SD = 1.49). Es ergab sich kein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 0.18, n.s.), sowie keine signifikante Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedin-gung und Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 1.29, n.s.). Die Hypothese 3 wurde für den Faktor

„Lebenszufriedenheit“ nicht bestätigt. Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis ha-ben nach Manipulation sozialer Exklusion keine höhere Leha-benszufriedenheit als Personen aus einem individualistischen Kulturkreis.

Sinn im Leben (Suche nach dem Sinn):

Um die Hypothese 3 auf den Faktor „wahrgenommener Sinn im Leben“ zu überprüfen, wurde für die Subskala „vorhandener Sinn im Leben“, sowie für die Subskala „Suche nach dem Sinn im Leben“ jeweils eine univariate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Vari-anzanalyse berechnet.

Die Analyse der Subskala „Suche nach dem Sinn im Leben“ ergab keinen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 0.57, n.s.), sowie für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 0.53, n.s.). Auch die Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedingung

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und Kulturzugehörigkeit wurde nicht signifikant (F(1,188) = 0.03, n.s.). Demnach empfinden Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis nach Manipulation sozialer Exklusion nicht mehr Sinn im Leben als Personen aus einem individualistischen Kulturkreis.

Sinn im Leben (vorhandener Sinn):

Die Analyse der Subskala „vorhandener Sinn im Leben“ ergab einen signifikanten Hauptef-fekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 10.24, p = .002, η² = .05). Demnach ist bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 5.04, SD = 1.42) der vorhandene Sinn im Leben stärker ausgeprägt als bei UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 4.42, SD = 1.49). Es ergab sich kein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 0.171, n.s.). Die Wechselwirkung zwischen den Faktoren Kulturzugehörigkeit und Bedingung wurde allerdings signifikant (F(1,188) = 5.37, p = .022, η² = .03, Tukey‘s HSD, q = 0.076). Die Mittelwertvergleiche sind aus Tabelle 6 zu entnehmen. Die nachfolgende Grafik stellt die Wechselwirkung zwischen Kulturzugehörig-keit und Bedingung dar (Abb. 7).

Tabelle 6: Darstellung der Mittelwertvergleiche, Standardabweichungen und Anzahl der Un-tersuchungsteilnehmerInnen für die Wechselwirkung Kulturzugehörigkeit*Bedingung auf den vorhandenen Sinn im Leben.

Kollektivismus Individualismus

M SD N M SD N

Exklusion 4.79 1.55 55 4.60 1.40 51

Inklusion 5.36a 1.18 42 4.20 a 1.58 44

Anm.: Gleiche Buchstaben bezeichnen einen signifikanten Unterschied.

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Abbildung 7: Die Auswirkung der Untersuchungsbedingung (Exklusion vs. Inklusion) auf den vorhandenen Sinn im Leben. Die Fehlerbalken repräsentieren ± 1 Standardabweichung.

Aus der Wechselwirkung geht hervor, dass in der Inklusionsbedingung die Untersuchungs-teilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 5.36, SD = 1.18) mehr Sinn im Leben sehen als UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 4.20, SD = 1.58). In der Exklusionsbedingung unterscheiden sich Untersuchungsteilnehme-rInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 4.79, SD = 1.55) nicht von jenen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 4.60, SD = 1.40). Die Hypothese 3 wurde für den Faktor

„wahrgenommener Sinn im Leben“ zwar nicht bestätigt, dafür zeigen sich Unterschiede in der Inklusionsbedingung.

Optimismus:

Um die Skala statistisch auszuwerten, gibt es zwei Möglichkeiten die Rohdaten aufzubereiten.

Einerseits besteht die Möglichkeit die beiden Subskalen „Optimismus“ und „Pessimismus“

getrennt zu behandeln und für jeweils beide Subskalen einen Summenscore zu bilden. Ande-rerseits besteht die Möglichkeit, die Items zu Pessimismus umzupolen und einen einzigen Summenscore für die Subskala „Optimismus“ zu berechnen. Für die vorliegende

Untersu-53

chung wurde die zweite Variante gewählt. Zur Überprüfung der Hypothese 3 wurde eine uni-variate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Varianzanalyse berechnet.

Die Analyse der Subskala „Optimismus“ ergab keinen signifikanten Haupteffekt für den Fak-tor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 1.14, n.s.) sowie für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 1.52, n.s.). Auch die Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehörigkeit wurde nicht signifikant (F(1,188) = 0.33, n.s.). Die Hypothese 3 wurde für den Faktor „Opti-mismus“ nicht bestätigt. Es gibt keine Unterschiede in der Ausprägung an Optimismus zwi-schen Personen aus einem kollektivistizwi-schen Kulturkreis und Personen aus einem individua-listischen Kulturkreis nach Manipulation sozialer Exklusion.

Selbstwert (state):

Um die Hypothese 3 auf den Faktor „momentaner Selbstwert“ zu überprüfen, wurde eine uni-variate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Varianzanalyse mit der Kovaria-te Trait-Selbstwert berechnet (ANCOVA).

Die Analyse ergab keinen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,187) = .04, n.s.) sowie für den Faktor Bedingung (F(1,187) = 1.08, n.s.). Die Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehörigkeit wurde ebenfalls nicht signifikant (F(1,187) = 3.00, n.s.). Die Kovariate Trait-Selbstwert zeigt einen signifikanten Einfluss (F(1,187)

= 54.87, p = .000, η² = .28). Demnach hat der habituelle Selbstwert zwar einen Einfluss auf den momentanen Selbstwert, verändert aber nicht den Einfluss der Kulturzugehörigkeit und Bedingung auf den momentanen Selbstwert. Die Hypothese 3 wurde für den Faktor „momen-taner Selbstwert“ nicht bestätigt. Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis haben nach Manipulation sozialer Exklusion keinen höheren Selbstwert als Personen aus einem in-dividualistischen Kulturkreis.

3.5.4 Aggression

Zur Erhebung der Aggression, nach Manipulation sozialer Exklusion bzw. Inklusion wurde den UntersuchungsteilnehmerInnen das Aggression Questionnaire (Buss & Perry, 1992) vor-gegeben. Um die Hypothese 4 zu überprüfen, wurde für die Subskalen „verbale Aggression“,

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„Ärger“ und „Feindseligkeit“ jeweils eine univariate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Varianzanalyse berechnet.

Verbale Aggression:

Die Analyse der Subskala „verbale Aggression“ ergab einen tendenziell signifikanten Haupt-effekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 3.75, p = .054, η² = .02). Es zeigt sich, dass UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 4.00, SD = 1.16) verbal aggressiver sind als UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem individualistischen Kulturkreis (M = 3.71, SD = 0.98). Es ergab sich kein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 1.453, n.s.), sowie keine signifikante Wechselwirkung zwischen den Faktoren Kulturzugehörigkeit und Bedingung (F(1,188) = 0.45, n.s.). Die Hypothese 4 wurde für die Subskala „verbale Aggression“ nicht bestätigt. Personen aus einem kollektivistischen Kul-turkreis zeigen nach Manipulation sozialer Exklusion gleich viel verbale Aggression wie Per-sonen aus einem individualistischen Kulturkreis.

Ärger:

Die univariate zweifaktorielle Varianzanalyse für die Subskala „Ärger“ ergab keinen signifi-kanten Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 0.30, n.s.), sowie für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 0.89, n.s.). Die Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedin-gung und Kulturzugehörigkeit wurde nicht signifikant (F(1,188) = 2.77, n.s.). Die Hypothese 4 wurde für die Subskala „Ärger“ nicht bestätigt. Personen aus einem individualistischen Kul-turkreis zeigen nach Manipulation sozialer Exklusion nicht mehr Ärger als Personen aus ei-nem kollektivistischen Kulturkreis.

Feindseligkeit:

Die univariate zweifaktorielle Varianzanalyse für die Subskala „Feindseligkeit“ ergab keinen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 0.23, n.s.), sowie für den Faktor Bedingung (F(1,188) = 0.05, n.s.). Auch die Wechselwirkung zwischen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehörigkeit (F(1,188) = 0.11, n.s.) wurde nicht signifikant. Die Hypo-these 4 wurde für die Subskala „Feindseligkeit“ nicht bestätigt. Personen aus einem kollekti-vistischen Kulturkreis zeigen nach Manipulation sozialer Exklusion gleich viel Feindseligkeit wie Personen aus einem individualistischen Kulturkreis.

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3.6 Überprüfung der Fragestellung 2

Um der Fragestellung nachzugehen, ob sich die UntersuchungsteilnehmerInnen, nach Mani-pulation sozialer Exklusion bzw. Inklusion, entweder prosozial oder aggressiv verhalten, wur-de ihnen ein Szenario zu prosozialem bzw. aggressivem Verhalten vorgegeben (siehe Kap.

2.3.14). Es wurde für die Subskala „prosoziales Verhalten“ sowie für die Subskala „aggressi-ves Verhalten“ eine univariate 2 (Kulturzugehörigkeit) x 2 (Bedingung) - faktorielle Vari-anzanalyse berechnet.

Prosoziales Verhalten:

Die univariate zweifaktorielle Varianzanalyse für die Subskala „prosoziales Verhalten“ ergab einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,187) = 7.89, p = .006, η² = .04). UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kollektivistischen Kulturkreis (M = 3.74, SD = 1.55) verhalten sich eher prosozial als UntersuchungsteilnehmerInnen aus einem indivi-dualistischen Kulturkreis (M = 3.16, SD = 1.28). Es ergab sich kein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,187) = 0.39, n.s.), sowie keine signifikante Wechselwirkung zwi-schen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehörigkeit (F(1,187) = 0.02, n.s.).

Aggressives Verhalten:

Die univariate zweifaktorielle Varianzanalyse für die Subskala „aggressives Verhalten“ ergab einen tendenziell signifikanten Haupteffekt für den Faktor Bedingung (F(1,187) = 3.53, p = .062, η² = .02). Es zeigt sich, dass sich UntersuchungsteilnehmerInnen in der Exklusionsbe-dingung (M = 2.83, SD = 1.37) aggressiver als UntersuchungsteilnehmerInnen in der Inklusi-onsbedingung (M = 2.46, SD = 1.25) verhalten. Es ergab sich kein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Kulturzugehörigkeit (F(1,187) = 1.78, n.s.), sowie keine signifikante Wechsel-wirkung zwischen den Faktoren Bedingung und Kulturzugehörigkeit (F(1,187) = 0.60, n.s.).

Eine Antwort auf die Fragestellung, ob sich die UntersuchungsteilnehmerInnen aus dem kol-lektivistischen bzw. individualistischen Kulturkreis, nach Manipulation sozialer Exklusion, entweder prosozial oder aggressiv verhalten, kann aufgrund der Ergebnisse nicht gegeben werden.

Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse, sowie die Stichprobe und das verwendete Ver-suchsmaterial diskutiert und in Zusammenhang mit aktueller Forschungsliteratur gebracht. Es

56

wird auch ein Fazit gebildet, sowie ein Ausblick auf eventuelle weitere Forschung im Bereich dieses Gebietes gestellt.

57

4 Diskussion

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand darin herauszufinden, ob bei Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis die negativen Folgen nach Manipulation sozialer Exklu-sion weniger stark ausgeprägt sind als bei Personen aus einem individualistischen Kulturkreis.

Dazu erhielten beide Stichproben sowohl eine Exklusions- als auch Inklusionsmanipulation in Form eines autobiografischen Essays. Von besonderem Interesse war, ob die kollektivistische Stichprobe nach Manipulation sozialer Exklusion einen weniger negativen Affekt, weniger stark bedrohte psychologische Grundbedürfnisse, bessere mentale Gesundheit und weniger Neigung zu Aggression hat als die individualistische Stichprobe. Die psychologischen Grund-bedürfnisse setzten sich dabei aus den Variablen Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontrollwahr-nehmung und eine als sinnvoll wahrgenommene Existenz zusammen. Die mentale Gesundheit wurde anhand der Variablen Lebenszufriedenheit, wahrgenommener Sinn im Leben, Opti-mismus und State-Selbstwert gemessen. Zusätzlich wurde in dieser Arbeit der Trait-Selbstwert der UntersuchungsteilnehmerInnen erhoben, da ein hoher Trait-Trait-Selbstwert die Be-drohung des State-Selbstwerts abschwächen könnte. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst und Interpretationsmöglichkeiten bzgl. dieser geliefert.

Bevor die Untersuchung stattfinden konnte, wurde aufgrund von Hofstedes (1980, 1983) In-dividualismusindex (siehe Kap. 1.6) eine kollektivistische und individualistische Stichprobe gebildet. Dabei repräsentierten Personen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz den individualistischen und Personen aus dem ex-jugoslawischen Raum (speziell: Bosnien, Kroa-tien, Serbien) den kollektivistischen Kulturkreis. Mit der IOS-Skala wurde überprüft, ob Per-sonen der kollektivistischen Stichprobe ihre Beziehung zu anderen Menschen tatsächlich in-tensiver einschätzen (also kollektivistischer sind) als Personen der individualistischen Stich-probe. Die Auswertung der IOS-Skala ergab ein statistisch, signifikantes Ergebnis gemäß Hofstedes Individualismusindex. Die dem Kollektivismus zugeordneten Personen schätzen ihre Beziehungen zu anderen intensiver ein, als die dem Individualismus zugeordneten Perso-nen.

Weiters galt es vor der Hypothesenprüfung die Wirksamkeit der Manipulation sozialer Exklu-sion bzw. InkluExklu-sion zu überprüfen. Obwohl einige UntersuchungsteilnehmerInnen im

autobi-58

ografischen Essay, in welchem sie eine beliebige Ausgrenzungssituation beschrieben haben, angaben, noch nie exkludiert worden zu sein bzw. gar keine Ausgrenzungssituation beschrie-ben habeschrie-ben, zeigte der Manipulationscheck, dass die Manipulation wirksam war. Personen, welche die Exklusionsbedingung erhielten, fühlten sich ausgeschlossener und empfanden die Exklusionserfahrung unangenehmer, als Personen, welche die Inklusionsbedingung erhielten.

Die Hypothese 1, welche unter der Annahme steht, dass Personen aus einem kollektivisti-schen Kulturkreis nach Manipulation sozialer Exklusion einen geringeren negativen Affekt zeigen als Personen aus einem individualistischen Kulturkreis, konnte in dieser Untersuchung nicht bestätigt werden. Die Manipulation sozialer Exklusion bzw. Inklusion hatte keinerlei Auswirkungen auf den positiven und negativen Affekt der kollektivistischen und individualis-tischen Stichprobe. Zwar stellte sich heraus, dass die kollektivistische Stichprobe einen gene-rell positiveren Affekt zeigt als die individualistische, allerdings unabhängig der Manipulati-on. In der Literatur wird von den Auswirkungen einer Exklusionserfahrung auf den Affekt sehr unterschiedlich berichtet. Autoren, wie z. B. Gonsalkorale & Williams (2007), Maner et al. (2007) und Williams (2007a) finden keine Unterschiede im positiven aber negativen Af-fekt zwischen exkludierten und inkludierten ProbandInnen. In Studien von Baumeister, Twenge & Nuss (2002) und Zadro et al. (2004) hingegen, werden gar keine Unterschiede im Affekt zwischen exkludierten und inkludierten ProbandInnen beobachtet. Twenge et al.

(2001) und Twenge et al. (2003) konnten in ihren Studien ebenfalls keine Unterschiede zwi-schen exkludierten und inkludierten ProbandInnen, im positiven und negativen Affekt finden, was konsistent mit den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung ist. DeWall & Baumeister (2006), welche in ihren Studien zu denselben Ergebnissen kommen, wie die vorhin genannten Autoren, begründen diesen Effekt durch emotionale Taubheit, welche durch soziale Exklusion entstehen kann. Konsistent dazu, fanden sie in ihren Studien heraus, dass diese emotionale Taubheit mit Insensitivität zu physischem Schmerz und einer höheren Reizschwelle, sowie Schmerztoleranz zusammenhängt. Die emotionale Taubheit könnte zu einer vorübergehenden Linderung des psychischen Schmerzes führen und das Individuum dazu befähigen, die Exklu-sionserfahrung stressfrei zu bewältigen (DeWall & Baumeister, 2006). Williams (2007a) ar-gumentiert, dass das Zustandekommen der emotionalen Taubheit an dem verwendeten Unter-suchungsparadigma „life alone“ liegt, das Baumeister, Twenge & KollegInnen vorwiegend verwenden. Den ProbandInnen wird dabei in der Exklusionsbedingung aufgrund eines „Per-sönlichkeitsfragebogens“ prognostiziert, dass sie in Zukunft keine Freundschaften mehr

füh-59

ren werden und alleine leben müssen. Entgegen Williams (2007a) Argumentation fanden DeWall & Baumeister (2006) allerdings auch keinen Unterschied im Affekt zwischen exklu-dierten und inkluexklu-dierten ProbandInnen, wenn sie den autobiographischen Essay verwendeten, welcher auch in der vorliegenden Untersuchung zur Manipulation sozialer Exklusion heran-gezogen wurde. Wie schon in Kap. 1.7 erwähnt, reagieren Personen aus einem kollektivisti-schen Kulturkreis unterschiedlich auf soziale Exklusion, abhängig davon, ob sie von der Ei-gen- oder Fremdgruppe ausgegrenzt werden. Werden sie von (Personen) der Fremdgruppe ausgegrenzt, so sind die negativen Auswirkungen der Exklusion weniger stark ausgeprägt, als wenn sie von (Personen) der Eigengruppe ausgegrenzt werden. Da im autobiographischen Essay eine beliebige Ausgrenzungssituation beschrieben werden konnte und nicht miterhoben wurde, ob die UntersuchungsteilnehmerInnen eine Exklusionserfahrung durch die Eigen- oder Fremdgruppe beschrieben haben, könnte es durchaus möglich sein, dass dies einen Einfluss auf das Ausbleiben der Wechselwirkung hatte. In weiterführenden Untersuchungen wäre es also von Bedeutsamkeit den Aspekt der Eigen- und Fremdgruppe in Bezug auf eine Exklusi-onserfahrung in kollektivistischen und individualistischen Kulturen mitzuerheben bzw. bei allen UntersuchungsteilnehmerInnen eine einheitliche Exklusionsmanipulation durchzufüh-ren. Zudem argumentieren Uchida et. al (2008), dass vorhandenes Wohlbefinden (positiver Affekt) und Gesundheit bei interdependenten Personen stärker als bei independenten Perso-nen davon abhängen, wie gut ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit erfüllt ist. Diese Aussage im-pliziert, dass interdependente Personen also weniger Wohlbefinden (negativeren Affekt) emp-finden, wenn sie sozial exkludiert werden als independente.

Aufgrund der Forschungsergebnisse von Williams (2009) zur Bedrohung psychologischer Bedürfnisse nach sozialer Exklusion und der puffernden Wirkung von sozialer Zugehörigkeit auf eine Ausgrenzungssituation (vgl. Gardner et al., in press) wurde angenommen, dass bei Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis die Bedrohung der Bedürfnisse (Zugehö-rigkeit, Selbstwert, Kontrollwahrnehmung und sinnvolle Existenz) nach Manipulation sozialer Exklusion weniger stark ausgeprägt ist als bei Personen aus einem individualistischen

Aufgrund der Forschungsergebnisse von Williams (2009) zur Bedrohung psychologischer Bedürfnisse nach sozialer Exklusion und der puffernden Wirkung von sozialer Zugehörigkeit auf eine Ausgrenzungssituation (vgl. Gardner et al., in press) wurde angenommen, dass bei Personen aus einem kollektivistischen Kulturkreis die Bedrohung der Bedürfnisse (Zugehö-rigkeit, Selbstwert, Kontrollwahrnehmung und sinnvolle Existenz) nach Manipulation sozialer Exklusion weniger stark ausgeprägt ist als bei Personen aus einem individualistischen