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Geschichte der Produktiv-kraft als ökonomische Un-terdrückung des Menschen

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Gesch i ch te der P rodu kti v- kra ft a l s ökon om i sch e U n - terdrü cku n g des Men sch en

P rodu ktivkraft: Tätigkeit als Gestaltu ng von Um welt u nd Gesellsch aft M en sch en finden − im Untersch ied zu Tieren − ih re Leben sbedingu ngen nicht einfach vor, son dern sie stellen sie aktiv gesellsch aftlich h er. Tiere verän dern zwar au ch ih re Um- welt, z. B. der B iber, dies jedoch nicht im Sinne einer gesellsch aftlich en H erstellu ng. Denn diese gesch ieht du rch Stoffwech sel mit der N atu r u nter Verwen du ng von Arbeitsm itteln.

Sie ist ku mu lativ, d. h . h ergestellte Dinge, Wissen, Erfah ru n g u nd Ku ltu r werden h istorisch angesamm elt. Wie der Zu samm enh ang von M en sch , N atu r u nd M itteln , die der M en sch zu r N atu rbearbeitu ng einsetzt, h istorisch jeweils besch affen ist, fasst der B egriff der Ent- wicklu ng der P rodu ktivkraft der Arbeit, oder ku rz: P rodu ktivkraftentwicklu ng. Sch em atisch können wir den B egriff der P rodu ktivkraftentwicklu ng als Dreieck von M ensch , N atu r u n d M itteln darstellen (sieh e u nten).

Den aktiven Stoffwech sel des M ensch en mit der N atu r u nter Verwendu ng von M itteln nen- nen wir „ Arbeit”. Dam it u mfasst der B egriff der P rodu ktivkraftentwicklu n g au ch die h istori- sch e Veränderu ng der Arbeit, ist aber n icht mit dieser identisch . Dies wird deu tlich , wenn m an sich die drei Dim en sionen des B egriffs der P rodu ktivkraftentwicklu ng ansieht:

• I nh alt der Arbeit: Art der P rodu kte, der B ezu g zu r N atu r u nd die verwen deten M ittel zu r H erstellu ng

• Form der Arbeit: Arbeitsteilu ng u nd Arbeitsorgan isation

• P rodu ktivität der Arbeit: produ zierte Gü term enge je Zeiteinh eit.

Wikipedia zu r P rod u ktivkraft

Der Begriff Produktivkräfte entstammt der marxistischen Wirtschaftstheorie und umfasst alle natürlichen, technischen, organisatorischen und geistig-wissenschaftlichen Ressourcen, die einer Gesellschaft in ihrer jeweiligen Produktionsweise und den darin verankerten Pro- duktionsverhältnissen zur Reproduktion und gegebenenfalls zur Steigerung des Bruttosozi- alprodukts zur Verfügung stehen. Aus der klassischen Nationalökonomie − dem Vorläufer der modernen Volkswirtschaftslehre − ist der sehr viel enger gefasste und deshalb nicht als Synonym zu verstehende Begriff „Produktionsfaktoren“ geläufig.

Die wichtigsten Produktivkräfte einer Gesellschaft sind gut ausgebildete und motivierte Menschen, die entsprechend ihrer Qualifikation und Fertigkeiten zweckmäßige Arbeit leis- ten und daraus ein leistungsförderndes, sozial ausgewogenes Arbeitseinkommen und so- ziale Anerkennung ziehen. . . .

Produktionsmittel bzw. Arbeitsmittel sind Bestandteil der Produktivkräfte. Sie sind im über- tragenen Sinn Kondensatoren, die Arbeitsleistungen und sonstige im Produktionsprozess verwertbare Potentiale bis zu ihrem Gebrauch speichern. Der arbeitende Mensch, der im Produktionsprozess als primäre Kraft wirkt, setzt die in den Arbeitsmitteln verfügbaren Po- tentiale und gespeicherten Leistungen frei, d. h. deren produktive Kräfte.

Auch Rohstoffe und Software sind Bestandteil der Produktivkräfte, soweit sie als solche er- kannt bzw. entwickelt wurden und zur Nutzung bereit stehen.

Oft wird die P rodu ktivkraft der Arbeit m it P rodu ktivität der Arbeit verwech selt. Dam it wer- den jedoch die qu alitativen Aspekte des I n h alts u nd der Form der Arbeit in ih ren h istori-

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sch en Entwicklu ngen au sgeblendet. Überbetont wü rde die P rodu ktivkraft, wenn sie zu r einzigen oder zentralen Antriebsqu elle gesellsch aftlich er Entwicklu ng gem acht wü rde. Das n egiert soziale P rozesse u nd M otive zu m H andeln, die jenseits des ewigen Sch affens lie- gen, oder redu ziert alles Gesch eh en au f das Erstellen greifbarer Ergebn isse. Dichtu n g u n d B u ch stabenkolonnen per Zu fallsgenerator, B ildh au erei u n d Fertigh au sbau , Disku rs u n d Gesetz wird dann kau m n och u ntersch eidbar sein − ganz zu schweigen von allem, was m it zwisch enm ensch lich en B ezieh u ngen, Verständigu ng, Entspannu ng u sw. zu tu n h at. Viel- fach wird P rodu ktivkraft dah er au f den B ereich der Arbeit bezogen. Au ch wenn der B egriff von Arbeit n icht nu r im engen Sinne der Erwerbsarbeit gem eint ist u nd P rodu ktivität die H erstellu ng aller Lebensbedin gu ngen u mfasst, bleibt sie damit imm er noch nu r ein Teil, wen n au ch ein gewichtiger, all dessen , was gesellsch aftlich e Entwicklu n g antreibt u nd Ge- sellsch aft formt.

Au s Meretz, Stefan : „L in u x − Softwa re-Gu eril l a oder m eh r? D ie L in u x-Story a l s B eispiel fü r ein e gesel l sch aftl ich e Al tern ative“

„Menschen arbeiten, um die Mittel für ihr Leben zu schaffen. Diese Arbeit ist unterschiedlich wirkungsvoll. Der Begriff der Produktivität ist ein Maß für die Menge der hergestellten Gü- ter pro Zeiteinheit. Damit ist jedoch nur die Quantität erfaßt. Produktivitätsvergleiche ma- chen eng gefaßt nur Sinn, wenn es um ein und dasselbe Produkt geht. Ich kann nicht Fab- rikarbeiter und Bauer vergleichen. Ich brauche also einen Begriff für Inhalt und Art der Ar- beit. Dieser Begriff ist der der Produktivkraft der Arbeit wie ihn Karl Marx im „Kapital“

(1 976, S. 54) und anderen Schriften verwendet. Mit diesem Begriff lassen sich verschiedene Aspekte der Arbeit erfassen:

− WAS − Inhalt der Arbeit: Art der Produkte und Mittel zu ihrer Herstellung;

− WIE − Art der Arbeit: Arbeitsorganisation;

− WIEVIEL − Produktivität der Arbeit: die je Zeiteinheit herstellte Produktmenge.

Die Produktivkraft der Arbeit umfaßt also sowohl die quantitativen wie qualitativen Aspekte der Arbeit. . . . Kurz gesagt: Man versteht wie etwas ist, wenn man versteht wie es geworden ist. Geschichte ist so nicht nur eine Sammlung historischer Fakten − einzelnen „Bäumen“ − , sondern wird als Erklärung für das heute Beobachtbare der Schlüssel zu Verstehen des Ganzen − der „Wald“ wird sichtbar. Um das Ganze, den „Wald“, verstehen zu können, ist es erforderlich, die Dynamik der Entwicklung in dieser Geschichte zu verstehen. Dafür braucht man einen analytischen Begriff, sozusagen die Brille, mit der ich auf die Geschichte gucke. Ohne einen solchen Begriff sehe ich „nichts“ − oder „alles“, was auf das Gleiche rausläuft. Mein Begriff für Linux ist der der Produktivkraftentwicklung.

Ma rx, K. , Ü ber F ried rich L ists B u ch „D as n a tion al e System der pol itisch en Ökon om ie“, in : B eiträ ge zu r Gesch ich te der deu tsch en Arbeiterbewegu n g, B an d 1 4, H eft 3, 1 972 (S. 42 5-446)

Wenn deine Geistlosigkeit produktiver ist als deine reiche Geistestätigkeit, so ist deine Geistlosigkeit eine produktive Kraft etc. etc. Wenn ein monotones Geschäft dich fähiger für dasselbe Geschäft macht, so ist die Monotonie eine produktive Kraft. (S. 440)

Wenn ich den Menschen als „Tauschwert“ bezeichne, so liegt schon im Ausdruck, dass die gesellschaftlichen Zustände ihn in eine „Sache“ verwandelt haben. Behandle ich ihn (als)

„Produktivkraft“, so setze ich an die Stelle des wirklichen Subjekts ein andres Subjekt, ich schiebe ihm eine andre Person unter, er existiert nur mehr als Ursache des Reichtums. Die ganze menschliche Gesellschaft wird nur zur Maschine, um Reichtum zu schaffen. (S. 441 ) Einen Aufschluß über das Wesen der heutigen „Produktivkräfte“ erhalten wir schon da- durch, dass in dem heutigen Zustand die Produktivkraft nicht nur darin besteht, etwa die Arbeit des Menschen wirksamer oder die Naturkräfte und sozialen Kräfte erfolgreicher zu machen, sie besteht ebensosehr darin, die Arbeit wohlfeiler und unproduktiver zu machen.

Die Produktivkraft ist also von vornherein durch den Tauschwert bestimmt.

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Die Entfaltu ng der P rodu ktivkraft als kreative Qu elle der Gestaltu ng des eigenen Leben s- u mfeldes ist ein bedeu ten der Faktor in der sozialen Evolu tion. Allerdings ist sie kein M otiv, d. h . sie erklärt sich selbst nicht. P rodu ktiver zu sein ist ein Ansporn, der au s Wü n sch en, B edü rfnissen u sw. gespeist wird. Der I m pu ls, die P rodu ktivkraft zu steigern, mu ss dah er selbst noch Ursach en h aben − so wie an dersh eru m au ch der Wille, H errsch aftsverh ält- nisse zu sch affen, zu sich ern oder au szu bau en.

Was treibt die M ensch en an?

Die gesellsch aftlich en Kräfte als Folge abstrakter Einflü sse darzu stellen, ist die eine Seite.

B ezogen au f den einzelnen M ensch en kann es weitere M otive geben, tätig zu sein oder die M öglich keiten des Tätigsein s zu verbessern, also die P rodu ktivkraft weiterzu entwickeln.

Die ständige Verwertu ng von Wert ist ein ü bergeordneter H an dlu ngsimpu ls, der aber einer- seits bis in die kleinsten Fu gen der Gesellsch aft eindrin gt, andererseits au ch als verbin den- der Zu samm en h ang in der Gesellsch aft u ngefragt die Tätigkeiten der Ein zelnen au fsau gt u n d seinen Gesetzmäßigkeiten u nterwirft, d. h . einer Verwertu ng zu fü h rt. Diese zentrale Kraft verdeckt andere H an dlu n gsimpu lse, die M en sch en zu P rodu ktivität antreiben könn- ten : Lu st an der Tätigkeit oder der Entwicklu ng von n eu en M öglich keiten, N eu gier u n d Kreativität als spezielle Form des Den kens, das au sbricht au s Wiederh olu n gen u n d nach ei- genartigem Selbstgesch affenen strebt. Dem mensch lich en Körper, zu dem au ch Geh irn u n d N ervensystem sowie au f dieser B asis das Denken geh ören , ist der Dran g nach Fortent- wicklu ng eigen − im gü nstigsten Fall als Entfaltu ng der M öglich keiten, die in ih m sch lu m- m ern oder neu entsteh en können. Die Welt ist ein dau ernder Strom der Fortentwicklu ng − u n d Körper plu s Ku ltu r des M en sch en sin d dafü r ein typisch es B eispiel. Wer wach ist im Kopf, will weiterkommen, sich entwickeln, sich entfalten.

Wichtigste Energiequ elle ist der Egoism u s, der Willen des M ensch en zu einem besseren Leben. Die kapitalistisch e M asch ine nu tzt diesen Antrieb u nd bietet den M ensch en ein Au skom men, wenn sie sich ih m verkau fen. Das wirkt fu nktion al u nd der Wille zu m Überle- ben, ein Teil des Egoismu s, fü h rt zu r Unterwerfu ng.

Egoismu s kön nte aber au ch gan z anders wirken, nämlich als u n mittelbarer Antrieb zu m besseren Leben. H an dlu ngsm öglich keiten au sbau en , Ressou rcen organisieren, Wissen u n d I deen verbreiten − all das trägt zu einem eigenen besseren Leben bei. Je nach dem, wie sich Gesellsch aft organisiert, nu tzt das au ch allen An deren . I n den Texten zu r Th eorie der H errsch aftsfreih eit wird zu m M ensch en selbst, zu sein en Entfaltu ngsmöglich keiten u n d zu r Frage der Kooperation m it anderen meh r zu lesen sein.

Gesch i ch tl i ch e E n twi ckl u n g der Produ kti vkraft

P rodu ktivkraftentwicklu ng u mfasst das Dreiecksverh ältnis des arbeitenden M ensch en , der u nter Verwendu ng von M itteln (z. B. Werkzeu ge) Stoffwech sel mit der N atu r betreibt u n d au f diese Weise sein Leben produ ziert. I n der Gesch ichtssch reibu ng, die kontinu ierlich e P rozesse wie ein Zeitraffer darstellt, sch eint sich die P rodu ktivkraftentwicklu ng mit ih ren drei Dimension en nicht kontinu ierlich zu verändern, sondern in qu alitativen Sprü ngen . I m Sch n elldu rch lau f du rch die Gesch ichte sollen diese Sprü nge nu n nach gezeich net werden u n d in drei große Epoch en eingeteilt werden. I n jeder dieser Epoch en steht ein Aspekt des

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Dreiecksverh ältnisses von M en sch , N atu r u nd M itteln im B ren npu nkt der Entwicklu ng. I n den agrarisch en Gesellsch aften wu rde die P rodu ktivkraftentwicklu n g vor allem h insichtlich des N atu raspekts entfaltet, in den I ndu striegesellsch aften steht die Revolu tionieru ng des M ittels im Zentru m, u nd was mit dem M ensch en als dem dritten Aspekt passiert, ist die spann ende Frage, au f die wir weiter u nten eingeh en werden.

Die „ N atu r-Epoch e” : Entfaltu ng

des N atu raspekts der P rodu ktivkraftentwicklu ng Alle Gesellsch aften bis zu m Kapitalismu s waren von ih rer Gru ndstru ktu r h er agrarisch e Gesellsch aften. Ob m atrili-

n eare Gartenbau gesellsch aft, patriarch alisch e Au sbeu tergesellsch aft, Sklavenh altergesell- sch aft oder Feu dalismu s − in allen Gesellsch aften stan d die B odenbewirtsch aftu ng in der Landwirtsch aft u n d bei der Gewinnu ng von B renn- u nd Roh stoffen u nter N u tzu ng von ein- fach en M itteln sowie mensch lich er u nd tierisch er Antriebskraft im M ittelpu nkt der Anstren- gu ngen. M it H ilfe der h ergestellter Arbeitsmittel − vom Grabstock bis zu m P flu g u nd zu r B ergbau tech nik − h olten die M ensch en im mer m eh r au s dem B oden h erau s, wäh rend die Art u nd Weise der Weiterverarbeitu ng der B oden produ kte bis zu m N u tzer relativ kon stant blieb. Die eigenständige Fortentwicklu ng der Arbeitsmittel u nd Werkzeu ge war du rch Zü nfte u nd an dere B esch rän ku ngen begrenzt.

Qu alitative Veränderu ngen in nerh alb der „ N atu r-Epoch e„ zeigen sich vor allen bei der Form der Arbeit. Die landwirtsch aftlich en P rodu zenten im Feu dalism u s waren meh rh eitlich Leibeigene ih rer Feu dalh erren , im Untersch ied zu Sklaven also kein vollständiger persona- ler B esitz. Trotz Abgaben zwang, Frondiensten u nd u mfan greich en Einsch ränku ngen per- sönlich er Selbstbestimm u ng war der relative Spielrau m der Fronbau ern zu r Entfaltu ng der P rodu ktivkraft der Arbeit größer als bei den Sklaven, die − da personaler B esitz − gän z- lich kein I nteresse an der Verbesseru n g der P rodu ktion h atten. Der N atu r angepasste Fru chtfolgen u nd die M eh rfelderwirtsch aft waren wichtige Erru ngensch aften in dieser Zeit.

Au fgru nd des h öh eren M eh rprodu kts konnten sich H andwerk u nd Gewerbe, die von der B odenbewirtsch aftu n g m itversorgt werden m u ssten, rasch entwickeln.

Die „ M ittel-Epoch e” : Entfaltu ng

des M ittelaspekts der P rodu ktivkraftentwicklu ng Die agrarisch e P rodu ktion bestimmte zwar die gesellsch aftlich e Stru ktu r, den noch gab es in den Städten Lebens- u nd P ro- du ktion sform en , die dem u n mittelbaren feu dalen Zu griff ent-

zogen waren: „ Stadtlu ft m acht frei” − der Keim der N eu eru ng war gelegt. Die Städte wu r- den im Lau fe der Zeit imm er wichtiger fü r die steigenden repräsentativen u nd m ilitärisch en B edü rfnisse der h errsch enden Feu dalklasse, d. h . die Rah m en bedingu ngen veränderten sich . Au sgeh end von gesich erten bü rgerlich en Zonen inmitten des Feu dalismu s, den Städ- ten , entfalteten H an dwerker u nd vor allem Kau fleu te ih re ökon omisch en Aktivitäten. Der Einsatz gerau bten u nd erh andelten Kapitals der Kau fleu te sowie die Entwicklu ng von kom- binierten Ein zelarbeiten der H an dwerker in der M an u faktu r zu m „ kombinierten Gesamtar- beiter” (M arx 1 976/1 890, 359) in der Fabrik ermöglichten eine Übernah me der ökono- m isch en B asis du rch die neu e bü rgerlich e Klasse. M it der M anu faktu rperiode, au ch als

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Frü h kapitalism u s bezeich n et, began n die Umstru ktu rieru ng des alten feu dalen zu m n eu en bü rgerlich en ökonomisch en System , das sich sch ließlich du rch setzte. Die indu strielle Re- volu tion sorgte endgü ltig dafü r, dass der u mgreifende gesamtgesellsch aftlich e P rozess nach den M aßgaben der kapitalistisch en Wertverwertu ng au sgerichtet wu rde. Die indu stri- elle M etropole dominierte die Periph erie, wu rde allerdin gs wiederu m von den nachfolgen- den Veränderu n gsprozessen, die au f dem erreichten N iveau ansetzten, erfasst (z. B. der B il- du n g von N ationalstaaten, wo diese sich noch nicht gefestigt h atten oder später dem au fkomm en den Dienstleistu ngssektor).

Die „ M ensch en-Epoch e” : Entfaltu ng des M ensch en an u nd fü r sich

N ach agrarisch er u nd indu striell-tech n isch er P rodu ktiv- kraftentwicklu ng bleibt eine Dimension im Verh ältnis von M ensch , N atu r u nd M itteln , die noch nicht H au ptgegenstan d der Entfaltu ng war, u nd das ist der M en sch selbst. Doch der M ensch ist definitionsgem äß bereits „ H au ptprodu ktivkraft”. Soll er sich nu n „ selbst entfalten” wie er die N u tzu n g von N atu r u nd Tech nik entfaltet h at? Ja, genau das! B ish er richtete der M ensch seine Anstren- gu ngen au f N atu r u nd M ittel au ßerh alb seiner selbst u n d ü bersah dabei, dass in sein er ge- sellsch aftlich en N atu r u nau sgesch öpfte Poten zen sch lu m mern. Diese Poten zen waren bis- h er du rch N ot u nd M angel besch ränkt oder du rch die Einordnu ng in die abstrakte Verwer- tu ngsm asch inerie kanalisiert. Sie freizu setzen , geht nu r au f dem Wege der u nbesch ränkten Selbstentfaltu ng jedes einzelnen M ensch en .

„ Selbstentfaltu ng” kann man fassen als individu elles Entwickeln u nd Leben der eigenen Su bjektivität, der eigenen Persönlich keit. Selbstentfaltu ng bedeu tet die sch rittweise u nd zu - neh m en de Realisieru ng mensch lich er M öglich keiten au f dem jeweils aktu ell erreichten N i- veau . Selbstentfaltu ng ist also u n begrenzt u nd geht nu r im gesellsch aftlich en Kontext, denn Realisieru n g mensch lich er M öglich keiten ist in einer freien Gesellsch aft gleich bedeu ten d m it der Realisieru n g gesellsch aftlich er M öglich keiten. Selbstentfaltu ng geht kau m au f Kos- ten an derer, son dern setzt die Entfaltu ng der anderen notwendig vorau s, da sonst die ei- gene Selbstentfaltu ng begren zt wird. I m I nteresse meiner Selbstentfaltu n g h abe ich also ein u n mittelbares I nteresse an der Selbstentfaltu ng der anderen. Diese sich selbst verstärkende gesellsch aftlich e Potenz läu ft u nseren h eu tigen B edin gu ngen, u nter denen man sich nu r au f Kosten anderer du rch setzen kann, zu wider. M anch e sprech en statt von Selbstentfaltu ng au ch von „ Selbstverwirklich u n g” u nd m einen damit in h altlich das Gleich e. Es gibt aber au ch eine eingesch ränkte Au ffassu ng von „ Selbstverwirklich u n g”, die h ier nicht gemeint ist. Es geht nicht daru m , eine persön lich e „ Anlage” oder „ N eigu n g” in die Wirklich keit zu bringen, sie wirklich werden zu lassen . Diese Vorstellu ng individu alisiert u nd begrenzt die eigentlich en M öglich keiten des gesellsch aftlich en M ensch en: Wenn es „ wirklich” gewor- den ist, dann war's das. Eine individu alisierte Au ffassu ng von „ Selbstverwirklich u ng” repro- du ziert den ideologisch en Sch ein eines Gegensatzes von I ndividu u m u n d Gesellsch aft u n- ter bü rgerlich en Verh ältnissen. Sie bedeu tet im Kern ein Abfinden mit u nd sich Ein richten in besch issenen B edin gu ngen. Die u nbesch ränkte Selbstentfaltu ng freier M en sch en gibt es jedoch nu r in ein er freien Gesellsch aft. Au f dem Weg dorth in ist die Selbstentfaltu ng Qu elle von Verän deru n g − der B edingu n gen u nd von sich selbst.

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Die Sachverwalter des Kapitals als Exeku toren (Au sfü h ren de) der Gesetze der Wertverwer- tu ngsmasch in e h aben erkannt, dass der M ensch selbst die letzte Ressou rce ist, die noch qu alitativ u n entfaltete Potenzen der P rodu ktivkraftentwicklu ng birgt. I n seiner m aßlosen Ten denz, alles dem Verwertu ngsmech an ismu s einzu verleiben, versu ch en Kapitalmanage- rI n nen , au ch diese letzte Ressou rce au szu sch öpfen. Die M eth ode ist einfach : Die alte u n- m ittelbare B efeh lsgewalt ü ber die Arbeitenden, die dem Kapitalisten du rch die Verfü gu ng ü ber die P rodu ktionsm ittel zu kam, wird ersetzt du rch den M arktdru ck, der direkt au f die P rodu ktion sgru ppen u nd I ndividu en weitergeleitet wird. Sollen doch die I ndividu en selbst die Verwertu ng von Wert exeku tieren u nd ih re Kreativität dafü r mobilisieren − bei Gefah r des Untergangs u nd m it der Ch an ce der Entfaltu ng.

Wil fried Gl iß m an n , B etriebsrat bei I B M in D ü ssel dorf (1 999, 1 52 )

Die neue Dynamik im Unternehmen ist sehr schwer zu verstehen. Es geht einerseits um ,sich-selbst-organisierende Prozesse', die aber andererseits durch die neue Kunst einer indi- rekten Steuerung vom Top-Management gelenkt werden können, obwohl sich diese Pro- zesse doch von selbst organisieren. Der eigentliche Kern des Neuen ist darin zu sehen, dass ich als Beschäftigter nicht nur wie bisher für den Gebrauchswert-Aspekt, sondern auch für den Verwertungs-Aspekt meiner Arbeit zuständig bin. Der sich-selbst-organisierende Pro- zeß ist nicht anderes als das Prozessieren dieser beiden Momente von Arbeit in meinem praktischen Tun. Das bedeutet aber, dass ich als Person in meiner täglichen Arbeit mit bei- den Aspekten von Notwendigkeit oder Gesetzmäßigkeit unmittelbar konfrontiert bin. Einer- seits mit den Gesetzmäßigkeiten im technischen Sinne (hinsichtlich der Schaffung von Ge- brauchswerten) und andererseits mit den Gesetzmäßigkeiten der Verwertung. Ich bin als Person immer wieder vor Entscheidungen gestellt. Die beiden Aspekte zerreißen mich gera- dezu, und ich erlebe dies als eine persönlich-sachliche Verstrickung.

N u n versch leiert die Au ssage, vor dem toyotistisch en Umbru ch nichts m it der Verwertu ng zu tu n geh abt zu h aben, sich er die realen Verh ältnisse. Richtig ist aber, dass n ach dem Um- bru ch die bish er nu r mittelbare M arktkonfrontation ein er u nm ittelbaren gewich en ist. So wie sich die Wertverwertu ng gesamtgesellsch aftlich „ h inter dem Rü cken” der I n dividu en selbst organ isiert, au sgefü h rt du rch das „ personifizierte Kapital” in Form der KapitalistI n- n en, M an agerI nnen etc. , so werden nu n die Loh n abh ängigen selbst in diesen M ech anis- m u s ein gebu nden. Resu ltate dieser u nm ittelbaren Konfrontation mit dem Verwertu n gs- dru ck sind ann äh ernd die gleich en wie zu Zeiten der alten Kom mandoorganisation ü ber m eh rere H ierarch ieebenen: Au sgrenzu ng vorgeblich Leistu ngsschwach er, Kranker, sozial Unan gepasster, Konku rrenz u ntereinan der, M obbing, Diskriminieru ng von Frau en etc. − m it einem wesentlich en Untersch ied: Wu rde vorh er dieser Dru ck qu a Kapitalverfü gu n gs- gewalt ü ber die Komm andostru ktu ren im Untern eh men au f die B esch äftigten au fgebau t, so entwickeln sich die neu en Au sgrenzu n gsform en nah ezu „ von selbst”, d. h . die B esch äfti- gen kämpfen jedeR gegen jedeN . I n der alten h ierarch isch en Kom mandostru ktu r war da- m it der „ Gegner” nicht nu r th eoretisch ben enn bar, sondern au ch u nmittelbar erfah rbar.

Gegen das Kapital u nd seine Au fseh erI n nen konnten Gewerksch aften Gegenm acht du rch Solidarität u nd Zu sam mensch lu ß organ isieren , denn die I nteressen der abh ängig B esch äf- tigten waren objektiv wie su bjektiv relativ h om ogen. I n der n eu en Situ ation, in der die Wert- verwertu ng u nmittelbar u nd jeden Tag an die B ü rotü r klopft, sind Solidarität u nd Zu sam- m en sch lu ß u ntergraben − gegen wen soll sich der Zu sammensch lu ß richten? Gewerk- sch aften u n d M arxistI nnen ist der Kapitalist abh anden gekomm en! War die alte personifi- zieren de Denkweise u n d entsprech ende Agitation sform sch on imm er u nangem essen, sch lägt sie h eu te erbarm u ngslos zu rü ck. N icht meh r „ der“ Kapitalist, „ das Kapital” oder

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„ der B oss” sind der Gegner, sondern „ der Kollege” oder „ die Kollegin” neben an. Die I B M - B etriebsräte n enn en das „ peer-to-peer-pressu re-M ech an ismu s” (Glißmann 1 999, 1 50).

Ma rx 1 976/1 890 (S. 1 67f)

Der objektive Inhalt jener Zirkulation − die Verwertung des Werts − ist sein subjektiver Zweck, und nur soweit wachsende Aneignung des abstrakten Reichtums das allein trei- bende Motiv seiner Operationen, funktioniert er als . . . personifiziertes, mit Willen und Be- wußtsein begabtes Kapital.

Von der person al -kon kreten zu r abstrakten Vergesel l sch aftu n g

I n den agrarisch en Gesellsch aften der „ N atu r-Epoch e” wu rde die Vergesellsch aftu n g ü ber person ale Abh ängigkeitsbezieh u ngen regu liert. Der Sklave war B esitz des Sklavenh alters, der Fron -B au er arbeitete zu großen Teilen fü r „ seinen” Feu dalh errn oder seinen P faffen.

Dies bedeu tet n icht, dass die Abh än gigen den H errsch er au ch persönlich kennen mu ssten, aber es war klar, zu wem sie „ geh örten”. Au ch die nicht-h errsch aftsförmigen B ezieh u ngen innerh alb der bäu erlich en Gemeinde waren personal stru ktu riert. Allein die regionale B e- grenzth eit bäu erlich en H andeln s au fgru nd feh len der oder u nerschwinglich er Transportm it- tel erklärt die sprichwörtlich e „ B esch ränkth eit” u nd „ Enge” des bäu erlich en Daseins. Ent- sprech end war au ch die P rodu ktion neben der Erfü llu n g der abgepressten Fron an den konkreten B edü rfnissen der dörflich en Gem einsch aften orientiert. Ein abstraktes An h äu fen von Reichtu m war weder gewollt n och m öglich , gu te Ernten wu rden direkt in h öh eren Le- bensgenu ss u nd au sgedeh ntere M u ße u m gesetzt. Entsprech en d der personal verm ittelten Stru ktu r der Gesellsch aft u n d der am Gebrau ch swert der Dinge orientierten P rodu ktion s- weise kann m an die M ensch -N atu r-M ittel-B ezieh u ng bei der P rodu ktion der Leben sbedin- gu ngen als person al-konkrete P rodu ktivkraftentwicklu ng bezeich n en .

M it dem Einsetzen der „ M ittel-Epoch e” u nd dem Au fstieg des Kapitalism u s änderte sich die Vergesellsch aftu ngsform vollständig. M it Gewalt wu rden alle personal stru ktu rierten B ezie- h u ngen zersch lagen u n d du rch eine abstrakte Vergesellsch aftu n gsform ersetzt. Au s dem B au ern wu rde der „ doppelt freie” Loh narbeiter, „ frei” von B oden u nd „ frei”, seine Arbeits- kraft zu verkau fen. Au s dem u rsprü nglich en Sch atzbildner, dem H ändler oder feu dalen Räu ber, wu rde der Waren produ zent, der Kapitalist. Zu Recht nennt m an diese Rau bph ase, die der Entfaltu ng des Kapitalismu s vorau sging, n icht nu r die „ sogenannte u rsprü nglich e Akku m u lation” (M arx 1 976/1 890, 741 ), sondern au ch „ u rsprü nglich e Expropriation”

(Loh off 1 998, 66), da die M ensch en von allen M itteln „ enteignet” wu rden, die ih nen ein e kapitalismu su nabh än gige Gru ndversorgu ng bot. Das „ B au ernlegen” in Englan d ist legen- där. I n I n dien brach en die en glisch en kolonialen Eroberer den Webermeistern die Finger, damit sich englisch e Kleidu n g au f dem in disch en Su bkontinent du rch setzen konnte. H eu te werden Stau dämm e gebau t, die nu r wenigen M ensch en „ Fortsch ritt” bringen, aber M illio- nen von ih rem Land vertreiben u nd zu r „ Überbevölkeru ng” m ach en.

Wie aber fu nktioniert diese abstrakte Vergesellsch aftu ng? Die Gru ndlagen dafü r h at Karl M arx im Kapitel „ Der Fetisch ch arakter der Ware u nd sein Geh eim nis” des „ Kapital” au fge- deckt. I m Feu dalism u s waren die gesellsch aftlich en Verh ältn isse du rch persönlich e Abh än- gigkeiten bestimmt. Die Arbeitsprodu kte geh en in ih rer konkreten, d. h . N atu ralform in die gesellsch aftlich e Reprodu ktion ein. Entsprech end ch arakterisiert M arx die Arbeit: „ Die N a-

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tu ralform der Arbeit, ih re B esonderh eit, u nd n icht, wie au f Gru ndlage der Warenprodu kti- on, ih re Allgemeinh eit, ist h ier ih re u nmittelbar gesellsch aftlich e Form.” (M arx 1 976/

1 890, 91 )

Die B esonderh eit, die Konkreth eit, die N ü tzlich keit der Dinge, was M arx „ N atu ralform”

n ennt, bestim mt die Arbeit. M an könnte au ch von einer Su bsisten zprodu ktion sprech en.

Es wird das produ ziert, was konkret gebrau cht wird. Getau scht werden nü tzlich e Dinge ge- gen andere n ü tzlich e Dinge. Ein abstrakter Vermittler wie das Geld spielt kau m eine Rolle.

M arx weiter: „ Die gesellsch aftlich en Verh ältnisse der Personen in ih ren Arbeiten ersch ei- n en jedenfalls als ih re eign en persönlich en Verh ältnisse u nd sind n icht verkleidet in gesell- sch aftlich e Verh ältnisse der Sach en, der Arbeitsprodu kte.” (M arx 1 976/1 890, 91 f) Die gesellsch aftlich en Verh ältnisse sind entsprech en d der Konkreth eit u nd N ü tzlich keit der Arbeit vorwiegend konkrete „ persönlich e Verh ältn isse”. Eine I dealisieru ng dieser „ persönli- ch en Verh ältnisse” ist jedoch völlig u n angebracht, denn es h andelte sich u m personale Zwan gsverh ältnisse wie Sklavenbesitz, Leibeigensch aft oder patriarch ale Fam ilienstru ktu - ren.

Anders im Kapitalism u s, so M arx: H ier sind persön lich e Verh ältnisse „ verkleidet” in Ver- h ältnisse von Sach en. Wie ist das zu versteh en? I m Kapitalism u s wird nicht au f direkte Ver- abredu n g des gesellsch aftlich en B edarfs produ ziert, sondern in Form „ vonein ander u nab- h ängig betriebener P rivatarbeiten” (M arx 1 976/1 890, 87). Diese P rodu kte werden dann im N ach h in ein im Tau sch einander als Werte gleich gesetzt, was bedeu tet, sie als geron- n ene Arbeitszeiten gleich zu setzen. Die P rodu kte werden entsin nlicht, ih re jeweilige B eson- derh eit, Kon kreth eit u nd N ü tzlich keit interessiert nicht m eh r, es interessiert nu rmeh r der Wertinh alt. Damit wird die Arbeit nicht m eh r du rch die B esonderh eit, Konkreth eit u n d N ü tzlich keit bestimmt, sondern einzig du rch die Tatsach e, dass sie Wert sch afft. Der Wert- vergleich , also Vergleich von Arbeit(szeit) au f dem M arkt ist ein sach lich es, von der Kon- kreth eit der Dinge abstrah ierendes Verh ältnis. I n dieses „Verh ältnis der Sach en” sind die persönlich en Verh ältn isse „ verkleidet”, sie bestim men alle gesellsch aftlich en Verh ältnisse.

B eispiel: I ch geh e in einen Laden u n d kau fe M ilch . Dafü r lege ich Geld au f den Tisch . I ch stelle abstrakt „ persönlich e Verh ältn isse” h er: zu m B au ern, zu r M ilchfah rerin, zu m Arbeiter an der Abfü llanlage etc. − doch diese Verh ältnisse sind „ verkleidet” in ein sach lich es Ver- h ältnis, u nd das ist das des Geldes als P reis bzw. Wert.

Ein solch es „ sach lich es Verh ältn is” wäre erträglich , wäre es statisch . Doch das Gegenteil ist der Fall − u nd das ist es, was den Terror der Ökonom ie au sm acht. Die gesellsch aftlich en B ezieh u n gen als B ezieh u ngen von Sach en erh alten ih re su bjektlose Dynam ik du rch die Selbstverwertu ng von Wert in der Konku rrenz. Das bedeu tet: Wert „ ist” nu r Wert, wenn er Kapital wird, wenn der Wert sich au f dem M arkt au ch wirklich realisiert, d. h . wenn er au f Wert in Geldform trifft u nd in Kapital u m gewandelt wird, wenn er die Konku rren z u m das besch ränkte Geld au f dem M arkt gewinnt. Die Verwertu ng von Wert ist dau erh aft nu r si- ch ergestellt, wenn Wert zu Kapital wird, u m die n äch ste Ru nde des Warenzirku lation anzu - treiben. Das Kapital ist Au sgangs- u nd En dpu nkt einer sich stetig steigernden Spirale der Selbstverwertu ng von Wert in der Konku rrenz: „ Die Zirku lation des Geldes als Kapital ist . . . Selbstzweck, denn die Verwertu n g des Werts existiert nu r innerh alb dieser stets erneu erten B ewegu n g. Die B ewegu n g des Kapitals ist dah er maßlos.” (M arx 1 976/1 890, 1 67)

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Die Wertabstraktion, die Verdinglich u ng mensch lich er B ezieh u ngen, h at versch iedene Er- sch einu ngen: als Ware, als Geld, als Loh n. Alle gesellsch aftlich en Verh ältn isse sind dam it der Verm ittlu n g du rch den Wert u nterworfen, so au ch die Arbeit u nd die P rodu ktivkraftent- wicklu ng. Wir sprech en dah er fü r die „ M ittel-Epoch e” von entfrem deter P rodu ktivkraftent- wicklu ng. Die abstrakte Vergesellsch aftu ng ü ber den Wert ist der klassisch e Fall einer „ sich selbst organisierenden u nd sich selbst reprodu zierenden” B ewegu n gsform. Diese Selbstor- gan isation des Werts ist selbst su bjektlos, m eh r noch , sie u nterwirft jedes Su bjekt u nter seine maßlose B ewegu ng. Damit tritt die Gesellsch aft den M ensch en − obsch on von ih - nen gesch affen − als Fremde gegenü ber: „ I h re eigne gesellsch aftlich e B ewegu ng besitzt fü r sie die Form einer B ewegu ng von Sach en, u nter deren Kontrolle sie steh en, statt sie zu kontrollieren.” (M arx 1 976/1 890, 89)

Es sch ien eine B efreiu ng zu sein , die persön lich en Abh ängigkeiten des Feu dalismu s zu verlieren. Allerdings erkau fte man sich dies mit einer „ ordnenden, aber u nsichtbaren H an d” (Adam Sm ith ) fü r die Gesellsch aftsorganisation. Es entstanden sach lich e M ächte, vorwiegen d au f den „ M ärkten”, denen gegenü ber alle M ensch en gleich sein sollten.

Au s Ku rz, Robert (1 999, S. 36)

Da die Verallgemeinerung von Geldbeziehungen aber nur durch die Konstitution anony- mer, großräumiger Märkte möglich war, musste sie zusammen mit der Tendenz zur totalen Vereinzelung auch die Tendenz zur totalen Konkurrenz bringen. Denn der anonyme, sozial unkontrollierte Vergleich der Waren weit voneinander entfernter Produzenten, die in kei- nerlei kommunikativer Beziehung mehr zueinander stehen, entfesselt das sogenannte ,Ge- setz von Angebot und Nachfrage': Die Waren müssen über den Preis miteinander konkur- rieren, und somit unterliegt auch die Produktion dem stummen Zwang der Konkurrenz. Das bedeutet, dass der gesellschaftliche Zusammenhang der ,vereinzelten Einzelnen' nur noch negativ durch die ökonomische Konkurrenz hergestellt wird.

Geld als Kapital löst alle alten Gemeinwesen au f, verein zelt die M ensch en u nd wird stattdes- sen zu m sach lich en „ realen Gemeinwesen” (M arx 1 983/1 857, 1 52). N icht meh r der Ge- brau ch swert der Ware oder au ch der Geldsch atz steh en im M ittelpu nkt der wirtsch aftlich en Tätigkeit, sondern der Wert in sein er ru h elosen Dynam ik verselbständigt sich gegenü ber den M en sch en u nd wird „ au tomatisch es Su bjekt” (M arx 1 976/1 890, 1 69). Die Versach li- ch u ng sch leicht au ch in das Leben selbst. Das Kapital als h errsch ende Sach e „ existiert . . . in Verfah rensabläu fen , objektiven P rodu ktionsabläu fen u n d materialisiert in Konzernpalästen, Au tobah nen, Fern seh ern, Raketen , Dosen eintopf.” (Poh rt 1 995, 1 22f).

Au ch die Art der Arbeit h at sich komplett gewandelt. War sie vor dem Kapitalism u s primär au f die konkret-sinn lich e P rodu ktion von Gebrau ch swerten au sgerichtet, die dazu dienten, das Leben zu sich ern u nd an geneh mer zu gestalten, so ist sie im Kapitalism u s nu rmeh r abstrakte Arbeit fü r Geld. Was produ ziert wird, ist irrelevant, die Arbeit h at mit einem besse- ren Leben n ichts meh r zu tu n . Erst ü ber den Umweg des Geldes sind Gü ter zu gänglich , die gewissermaßen als „ Abfallprodu kt” der abstrakten Verwertu ng von Wert au f der Gru nd- lage der von an deren geleisteten abstrakten Arbeit „ anfallen”. Der Konsu m , ein besseres Leben, ist u n d war im mer nu r nach ran giger Effekt der Verwertu ng abstrakter Arbeit. Dies wird h eu te u mso deu tlich er, da die P rodu ktion von Waren m it einem besseren Leben im- m er weniger zu tu n h at. Die Qu alität der P rodu kte sinkt, die Zerstöru ngen, die bei ih rer H erstellu ng angerichtet werden , steh en in keinem Verh ältnis meh r zu ih rem N u tzen − die M ilch , die erst vier Länder bereist, u m en dlich als Jogh u rt au f u nserem Tisch zu lan den, m ag die Absu rdität dieser P rodu ktion sweise illu strieren .

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Ökon om i sch e Zwän ge,

Abh än gi gkei t u n d Kapi tal vertei l u n g

Die P rodu ktivkraft kann, wie andere Qu ellen sozialer Evolu tion au ch , seh r u ntersch iedli- ch en Zielen dienen. Das h ängt von den gesellsch aftlich en Rah menbedingu ngen ab − vom Willen der Ein zelnen u nd der Art, wie sich diese zu Kooperation u nd Au stau sch verbin den, oder von den vereinh eitlich enden Disku rsen u nd N orm en, die den Einzelnen zu m Objekt in einem ü bergeordneten Gesamtprojekt mach en , also als Rädch en in einem System.

Dieses besteht h eu te in Form des Zwanges zu r P rofitabilität u nd zu r Verwertu ng aller Werte.

Die Au srichtu ng mensch lich er Sch affenskraft au f verwertbare Ergebnisse u nd die ständige Wiederverwertu ng jedes gesch affen en Wertes richtet soziale Entwicklu ng au f bestim mte Aspekte au s. Sowoh l die ständigen Tätigkeiten als au ch neu e Erfindu ngen u nd P läne die- n en ü berwiegend diesem wirtsch aftlich en Ziel, das von der Frage ein es besseren Lebens der M ensch en abgekoppelt ist.

P rodu ktivkraft ist nicht selbst der Au slöser, sie könnte au ch anderen Zielen dien en, z. B. als Teil der Selbstentfaltu ng des M ensch en , der Verbesseru n g von Kooperationen oder Sch af- fu ng gleich er H andlu ngsmöglich keiten. I n der h eu tigen, au f Wirtsch aftsinteressen au sge- richteten Welt dient die P rodu ktivkraft der steigenden P rodu ktionsgeschwindkeit, der B il- du n g von Kapital bis M onopolen, der besseren Au sbeu tu ng mensch lich er Arbeitskraft u n d n atü rlich er Ressou rcen sowie der Steigeru ng von Steu eru ngs- u nd Kontrollm eth oden. Sie ist somit eine Destru ktivkraft in B ezu g au f m en sch lich e Freih eit u nd Emanzipation.

M arktwirtsch aft & Co. als erzwu ngene Kooperation

Der M ensch brau cht Reprodu ktion u nd er will Gen u ß − m aterielle wie imm aterielle. Er kann diese au tark (fü r sich ), in kleinen au tarken bis u mfassen d selbstorganisiert-kooperati- ven Gru ppen erreich en (Su bsistenz) oder ü ber den M arkt. M arktwirtsch aft ist eine Verrege- lu ng der B efriedigu ng von B edü rfnissen . Sie sch reibt die Formen vor, wie m en sch an Wa- ren u nd Dienstleistu ngen bzw. an Geld oder an dere Tau schwerte kommt, u m wiederu m Waren u nd Dienstleistu n gen zu erh alten. Dabei kann der M arkt anonym sein, d. h . P rodu - zentI n nen von Waren u nd Konsu mentI n nen ken nen u nd begegnen sich nicht, oder direkt, z. B. beim persön lich en Tau sch . I n beiden Fällen bleibt aber das P rinzip von Wert, Wertu ng u nd Verwertu n g voll entwickelt. Darau s folgen Zwänge. Der M arkt selbst ist damit eine H errsch aftsform in Form von Regeln. Dieses Regelwerk bestimmt Untersch iede zwisch en den M ensch en. Es gilt die totale Kon ku rrenz, d. h . im M arkt ist es im mer so, dass der Vorteil des einen zu m N achteil des Anderen (m eist eines Dritten, nicht der direkt H andeln den) wird. Das ist oft seh r bru tal, weil es viele M ensch en in materielle N ot u nd Abh än gigkeit treibt. Der N eoliberalismu s h at zu dem totalitären Ch arakter, weil es die Regeln des M arktes in jeder Region der Welt u nd au f jede Lebenssitu ation au sdeh nen will.

Die Verbindu ng m it den direkten H errsch aftsformen ist en g: Oh ne sie gäbe es kein en M arkt. Die Verwertu ng basiert au f Eigentu m srecht u nd den Zwang zu r Verwertu ng im so- genan nten „ freien M arkt”. I n stitu tion en , am au ffälligsten dann, wenn Armee u nd Polizei einsch reiten, sich ern diese Verh ältnisse − oder setzen sie erst du rch . Das gesch ieht z. B.

du rch die Vertreibu ng von M ensch en von ih rem Land oder au s bish er bodeneigentu m s- freien Region en, die es au f der Welt imm er noch gibt u nd die rein fläch enm äßig bis vor we-

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nigen Jah rh u nderten prägend waren. Direkte H andelsbezieh u ngen u n d lokale M ärkte wer- den zersch lagen, u m alles der großen, als frei beh au pteten M arktwirtsch aft zu u nterwerfen.

Tatsäch lich beru ht der freie M arkt au f der erzwu ngenen Teiln ah me an ih m . Die Alternativen zu m Überleben werden entzogen. Wer ü berleben will, m u ss am M arkt teilneh m en . Diesen Zwan g sch affen institu tionalisierte H errsch aftsverh ältn isse. Dah er gibt es Zweifel, ob die m arktförmige H errsch aft, die Kapitalverh ältnisse u n d der Verwertu ngszwang tatsäch lich ein e von der form alen H errsch aft abgetrennbare Kategorie der B eh errsch u n g sind. Diese Zweifel sind berechtigt − kein M arkt existiert oh ne Staat (oder eine äh nlich wirkende H err- sch aftsform). Dah er sind au ch alle politisch en Strategien , den M arkt ü ber ein e Stärku ng des Staates (Reregu lieru ng, Steu ern, Gesetze u sw. ) einzu sch ränken, sch on vom Ansatz h ier falsch .

Dennoch sch eint berechtigt, die H errsch aft des M arktes von der personalen zu u ntersch ei- den. Den n sie fu nktioniert zwar au f der B asis u nd mit ständiger Androh u ng personaler H errsch aftsverh ältnisse, wirken aber au ch dort fort, wo diese nicht selbst sichtbar werden.

Der M arkt ist ein Regelwerk, dass au fgru nd allgem einer Akzeptanz reibu ngslos fu nktioniert

− trotz sein er offensichtlich en B ru talität fü r die VerliererI nnen sowie den Zwang zu r fremd- bestim mten Au sbeu tu n g von Den k- u n d Arbeitskraft fast aller M ensch en. Die dau ern de Zu - sch reibu ng von Werten fü r alle m ateriellen Dinge (Stoffe, P rodu kte, im mer m eh r au ch des M en sch en, seiner Organe, Arbeits- u nd Zeu gu ngsfäh igkeit, Gene u sw. ) u nd allen Wissens zu m Zweck der Verwertu ng, also des Kau fs u nd Verkau fs, der M eh rwertabsch öpfu ng, des Tau sch s oder der Kapitalakku m u lation, kommt einer kontinu ierlich en, sich selbst reprodu - zieren den Verwertu ngs„ masch ine” gleich .

Die H errsch aft der „ sch önen M asch ine”

Lange Zeit sah man in der Ungerechtigkeit der u n gleich en Verteilu ng des produ zierten M eh rwerts das zentrale P roblem des Kapitalismu s. Folglich bestand in der Eroberu ng der Verfü gu ng ü ber die entsch eidenden P rodu ktionsm ittel der Sch lü ssel zu einer gerechteren Welt. Doch was ist gewonn en , wen n die Arbeiter die M acht h aben? Die h istorisch en Erfah - ru ngen wu rden in den realsozialistisch en Ländern gemacht. Diese Versu ch e sch eiterten nicht vorrangig an su bjektiven Feh lern , sondern weil sie objektiv den gleich en Gesetzen der m aßlosen Selbstverwertu ng von Wert u nterlagen, wie alle anderen Staaten der Erde au ch . Sie mu ssten in der globalen Konku rrenz sch ließlich kapitu lieren. Was ist gewonnen, wenn die B esch äftigen „ ih re“ Firma ü berneh m en? Sie mü ssen den gleich en Gesetzen ge- h orch en, wie die private Konku rren zfirma au ch . Die au tomatisch e Geldm asch ine du ldet keine Au snah m en . H ans-Olaf H enkel, Ch ef des Unterneh merverein s, h at diesen totalitären M ech anismu s so au f den P u nkt gebracht: „ H errsch er ü ber die neu e Welt ist nicht ein M en sch , sondern der M arkt. (. . . ) Wer seine Gesetze n icht befolgt, wird vernichtet.” (Sü d- deu tsch e Zeitu n g, 30. 05.1 996)

Es geht also n icht u m einen bösen Willen, den finstere M ächte du rch setzen, son dern u m die B efolgu ng der Regeln des kybernetisch en Systems Kapitalismu s. M arx nan nte die Rol- len , die die M ensch en in der sich selbst reprodu zieren den Wertmasch inerie einneh men,

„ Ch araktermasken”.

Der Kapitalist als „ personifiziertes Kapital” exeku tiert den imm anenten Zwang zu r Expan- sion u nd N iederrin gu ng der Konku rren z wie der Arbeiter als „ Loh narbeiter” seine Arbeits-

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zeit verkau fen mu ss, u m zu existieren. Und selbst diese Grenzen sind h eu te fließen d. Gibt es also keine H errsch enden , die m an ob der Ungerechtigkeiten anklagen m u ss? Doch die gibt es, aber es ist n icht damit getan, Personen au szu tau sch en oder die „ M acht” zu ü ber- n eh m en. Solange die Gru ndstru ktu ren der kapitalistisch en Geldm asch ine u nangetastet bleiben , ändert sich wenig bis nichts. Die ökologisch e M arktwirtsch aft ist ein H irn gespinst.

Wir m ü ssen das P rogramm , das Adam Smith 1 759 form u lierte, seh r ernst n eh men: „ Es m acht u n s Vergnü gen , die Vervollkommn u ng ein es so sch önen u nd großartigen Systems zu betrachten u nd wir sind nicht ru h ig, bis wir jedes H in dernis, das au ch nu r im mindesten die Regelmäßigkeit seiner B ewegu n gen stören oder h emmen kann, beseitigt h aben .”

(Sm ith 1 977/1 759, zitiert nach Ku rz 1 999).

Die Rolle der H errsch enden ist es, das Lau fen der „ sch önen u nd großartigen” Wertma- sch ine u ngestört au frecht zu erh alten. Jeder Gedanke an eine Altern ative zu r Geldma- sch ine soll als irreal diskreditiert werden − wenn sch on „ Alternative”, dan n nu r in nerh alb der „ sch önen M asch ine” (Ku rz 1 999). H ier h atte die EXP O im Jah r 2000 ein e interessante Fu n ktion. Sie sollte u n s die „ Sch önh eit” u nd „ Großartigkeit” des Systems demonstrieren u nd Alternativen innerh alb des System vorgau keln . Dafü r ließen sich selbst vorh erige Kriti- kerI n nen weltweiter Au sbeu tu ngsstru ktu ren in die Rechtfertigu ngsveranstaltu n g EXP O ein- binden . Sie tru gen mit dazu bei, das System der M arktwirtsch aft als System der H errsch aft der M ärkte ü ber die M en sch en zu natu ralisieren. Solch e B eispiele gibt es zu h au f:

Vá cl av H avel 1 992 (S. 59ff)

Sosehr auch mein Herz schon immer links von der Mitte meiner Brust schlug, habe ich im- mer gewußt, dass die einzig funktionierende und überhaupt mögliche Ökonomie die Marktwirtschaft ist. (. . . ) Die Marktwirtschaft ist für mich etwas so Selbstverständliches wie die Luft: geht es doch um ein jahrhundertelang (was sage ich − jahrtausendelang!) erprob- tes und bewährtes Prinzip der ökonomischen Tätigkeit des Menschen, das am besten der menschlichen Natur entspricht.

Sven Giegol d im J ah r 2 004 au f ein er 1 .-Mai-Rede in F u l da

Ich bin nach realistischer Abwägung der Vor- und Nachteile ein Befürworter der Marktwirt- schaft.

Fazinierend ist die Dreistigkeit, m it der die M arktwirtsch aft oft n icht nu r der mensch lich en N atu r, sondern au ch n och der gesamten M ensch h eitsgesch ichte zu gesch lagen wird. Oder es ist bodenlose Un kenntnis der h istorisch en Fakten, die klar zeigen, dass die abstrakte Selbstverwertu ng des Werts ü ber M ärkte m it bru taler Gewalt u nd Zwan g, dass die „ u r- sprü nglich e Enteignu ng” gegen die su bsistenzwirtsch aftlich en Stru ktu ren der agrarisch en Gesellsch aften du rch gesetzt wu rde. Es ist sch licht falsch , einen „ M arkt” zu m Gü tertau sch m it dem geldgetriebenen H amsterradsystem der M arktwirtsch aft gleich zu setzen. N icht ü berall, wo ein M arkt zu m Tau sch von Gü tern existiert, h errscht au ch die „ M arktwirt- sch aft“ !

Unterwerfu ng u nd Unterwü rfigkeit

Au ch wenn noch so oft die ArbeiterI nnen als revolu tion äres Potential beschworen werden

− es h ilft nichts: Von Loh nzah lu ngen abh ängig zu sein, fü h rt meist zu ein er u nfassbaren Unterwü rfigkeit. Ob Fah rerI n , PolizistI n, Abteilu ngsleiterI n oder KassiererI n − gem acht wird, was au fgetragen wu rde. Oft ist das h armlos, aber SSler, die ih re eigenen Verwandten oder eh em aligen Freu ndI nnen verh afteten , oder KZ-Wärter, die selbige massakrierten,

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zeigten, in welch e Dimensionen diese Fremdsteu eru ng geht. Diese M ensch en sin d nicht egoistisch oder egozentrisch . Gerade das sind sie n icht, u n d das ist das Sch limme. Sie ver- zichten au f eine eigene Sichtweise u nd lernen, eigene Wah rn eh m u ng au szu sch alten. Sie verkau fen sich , ih re sozialen B ezieh u ngen, ih ren Willen u nd ih re P rodu ktivkraft an fremde Ziele. Sie fu n ktionieren in der gewü n schten Rolle, sie sind „ willige Vollstrecker“ in (fast) al- len Aktivitäten.

Das fu nktioniert stabil, denn viele wollen das. Den n der Zwang zu r Unterwerfu ng ist ge- paart mit dem H eilsversprech en m aterieller Absich eru n g, gesellsch aftlich er Anerkenn u ng u n d Teilh abe. Rädch en im System zu sein , ersch eint fu n ktional, u m Existenzän gste zu be- ru h igen . B ei n äh erer B etrachtu ng ist das zwar eine Folge des h arten Entzu gs anderer Über- lebenssich eru ng u nd der Disku rse ü ber Arbeit u nd Wert des M en sch en. Die H ilfslosigkeit u n d Oh nmacht, die M ensch en in die Erwerbsarbeit u nd Teilnah me an marktförmiger Re- produ ktion treibt, sind system bedin gt u nd damit änderbar. Aber die M acht der Ein zelnen ist begrenzt, so dass ein e starke N eigu ng besteht, die angeboten e Option der Überleben ssi- ch eru ng zu ergreifen statt die Verh ältnisse zu m Tanzen zu brin gen.

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Referenzen

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