SEKTION 6: SEMITISTIK
SEKTIONSLEITER: A. SPITALER, MÜNCHEN
DIE ARABISCHEN DIALEKTE DES VILAYETS MARDIN
(SÜDOSTTÜRKEI)
Von Otto Jastrow, Saarlouis
Die nordmesopotamischen Ansässigendialekte des Arabischen machen
nicht an der irakisch-türkischen Staatsgrenze halt, sondern setzen sich weit
nach Anatohen hinein fort, wo sie in folgenden Vilayets anzutreffen sind -
bzw. bis zu Beginn dieses Jahrhunderts anzutreffen waren: Mardin, Urfa,
Diyarbakir, Siirt, Bitlis^.
Die Masse dieser Dialekte läßt sich in drei große Gruppen einteilen. Die
östhchste davon ist die JfarfZmgruppe, deren sämtliche Dialekte innerhalb
der Grenzen des Vilayets Mardin liegen. Die sprachhchen Verhältnisse in
diesem Vilayet sehen im übrigen so aus, daß eine knappe Mehrheit der Be¬
völkerung kmdisch und eine große Minderheit (ich schätze bis zu 40%)
arabisch spricht. Ein paar Prozent entfallen außerdem auf das sogenannte
Türöyo, eine neuaramäische Sprache, die gleichfalls im Vilayet Mardin
beheimatet ist. Nicht zu den einheimischen Sprachen zu rechnen ist das
Türkische, das jedoch als energisch propagierte Staatssprache aut die Dauer
alle anderen Sprachen zu verdrängen droht.
Bei der Aufzählung der arabischen Dialekte des Vilayets Mardin wird
man zunächst mit der Provinzhauptstadt selbst beginnen. Mardin, von
ihren Söhnen Merdin genannt, ist eine fast rein arabische Stadt mit 31000
Einwohnern.
Den gleichen Dialekt wie in Mardin hört man in drei oder vier kleinen
Dörfern, die in nächster Nähe der Stadt liegen, sowie in der Kreisstadt
Kiziltepe, 10 km südwestlich Mardins in der Ebene gelegen, die von Mardin
aus neu besiedelt wurde, nachdem die msprüngliche armenische Bevölke¬
rung ihr hinlänglich bekanntes Schicksal erlitten hatte. Gleichfalls in der
Ebene zu Füßen Mardins liegt eine Kette von etwa zehn arabischen Dörfern
mit abweichendem Dialekt, der sich durch eine leichte Beduinisierung aus¬
zeichnet. Verlassen wir Mardin in Richtung Osten, der Straße folgend, die
sich dm-ch das Gebirge schlängelt, so erreichen wir nach etwa 15 km drei
arabische Dörfer, Bdnebil (neuer türkischer Name Bülbül köyü), Qabäla
(türk. Kabala) und Rdämdl (türk. Yesilli). Während das Arabische von
* Daneben beherbergt die Türkei nooh zwei weitere Typen von arabischen
Dialekten: syrisches Ansässigenarabisch im Vilayet Hatay und syrisches Be¬
duinenarabisch in Teüen des Vüayets Urfa.
Bdnebil und Qabäla noch dem Mardinischen zuzurechnen ist, lehnt sich der
Dialekt von Rd&mal bereits stärker an die folgende Dialektgruppe an, die
ich - dem lokalen Sprachgebrauch folgend - Mhallami-axahisch. nenne.
i/ÄaZtomi-arabisch findet sich in etwa 40 bis 50 Dörfern, die im Dreieck
zwischen den Kreisstädten dsSör (türk. Savur) im Westen, Mddyäd (türk.
Midyat) im Osten und Ma'sarte (türk. ömerli) im Süden liegen. Auch das
Arabische dieser drei Kreisstädte selbst gehört noch zum Mhallami, wobei
zum Verständnis der Twröi/ofreunde hinzugefügt werden muß, daß Midyat
aus zwei verschiedenen Stadtteilen besteht, die durch 3 km offenes Feld
voneinander getrennt sind. Im Westen liegt der muslimische Stadtteil Astal
(türk. Estel), dessen arabischer Dialekt noch zum Mliallami gehört, weiter
östlich folgt der christliche Stadtteil Midyat (so türk. ; arab. Mddyäd, tür.
Mddyad), wo man Türöyo spricht. Sämtliche Mhallami-Dörier sind musli¬
misch, mit Ausnahme eines einzigen christlichen Dorfes namens Qdlhf (jetzt
meistens Qdlht genannt, neuer türkischer Name Dereiqi), in dem ein etwas
abweichender Dialekt im Gebrauch ist. östlich von Midyat reißt die Kette
der arabischen Dörfer ab und wird teils von kurdischen, teils von Türöyo-
dörfern abgelöst, bis man 30 km östlich von Midyat wieder auf eine isolierte
arabische Ortschaft namens Qartmin (türk. Yayvantepe) stößt. Der Dialekt
dieses Dorfes zeigt noch eine gewisse Affinität zum Mhallami, weist jedoch
eine Reihe von Besonderheiten anf, darunter ein spürbares aramäisches
Substrat. Dies mag damit zusammenhängen, daß Qartmin auf altem christ¬
hchen Boden steht, wenn auch die heutige Bevölkerung rein muslimisch ist.
Die letzte arabische Ortschaft im Osten des Vilayets ist Äz9x (türk. idil),
weitere 30 km östlich von Qartmin und 60 km östlich von Midyat gelegen.
Äzdx ist Kreisstadt und vorwiegend von Christen bewohnt. Ebenso wie
Qartmin liegt es als arabische Sprachinsel inmitten von kurdischen und
TwrÖJ/odörfern. Der arabische Dialekt von Äzdx weicht von allen anderen
arabischen Dialekten des Vilayets Mardin wiederum deutlich ab.
Aufgrund meiner jetzigen Kenntnis der Dialektlandschaft möchte ich
das Arabische des Vilayets Mardin in fünf Dialekte einteilen, und zwar:
1. Ebene, 2. Mardin, 3. MhaHamidorier, 4. Qartmin, 5. Az9x. Es ist nicht
möglich, die Unterschiede zwischen diesen Dialekten hier im einzelnen dar¬
zulegen, doch soll zumindest versucht werden, anhand einer kleinen lexi¬
kalischen Gegenüberstellung einen gewissen Eindruck zu vermitteln. Ich
wähle hierzu die Wörter für ,, Haupthaar", ,, Stirn" und ,,Nase".
Das Wort für ,, Haupthaar" lautet
1. in der Ebene : äa'^r
2. in Mardin : äa'^r
3. im Mhallami : par6am
Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei) 685 4. in Qartmin :
5. in Äzdx :
äahfe Sahfe
Das Wort für „Stirn" lautet 1. in der Ebene
2. in Mardin:
3. im Mhallami 4. in Qartmin : 5. in Äzdx :
gossa gben gablaqa gomgame satha
Das Wort für „Nase" lautet 1. in der Ebene :
2. in Mardin :
3. im Mhallami:
4. in Qartmin : 5. in Äz9X :
xaS^m anf püz malaxin maxxir
Betrachten wir nun ein paar der strukturellen Eigenarten, die allen ara¬
bischen Dialekten des Vilayets Mardin gemeinsam sind.
Zunächst fällt auf, daß alle Dialekte die alten Diphthonge aw und ay
bewahrt haben - z. B. mawt ,,Tod", bayt ,,Haus" -, dennoch über ein
System von fünf Langvokalen verfügen :
Für die Opposition /i/:/e/:/ay/ vergleiche etwa: bi'a „Kirche" : be'a „ver¬
kaufe sie!" : bay' ,, Verkauf". Für jüj : jö/ : /aw/: pantür ,,Hose" : tannör ,, Backofen"; söq ,, pflüge!" : sawq „Pflügen".
Die neuen Phoneme /e/ und /ö/ sind entstanden: 1. durch Übernahme
türkischer und kmdischer Lehnwörter - z. B. 651 „Wüste" (türk. fo7), re^e
„Monopolverwaltung" (türk. reji aus franz. rigie) -, 2. dmch Öffnung von
i und ü in bestimmten konsonantischen Kontexten, z. B. röh ,,geh!", maleh
,,gut", söq ,, Markt", tareq „Weg", työr „Vögel", ser „werde!". Zvisätzlich
entsteht jöj durch Monophthongisierung von aw in bestimmten Kontexten,
z. B. föq ,, oberhalb", während als weitere Entstehungsquelle für /§/ noch
die nordmesopotamische Imala zu verbuchen ist. Diese definieren wir für
die in Frage stehenden Dialekte als „den Übergang von langem ä in langes
e unter dem Einfluß eines langen oder kurzen i in der voratjfgehenden oder
/V /ü/
/§/ /ö/
/ä/
Otto Jastbow
folgenden Silbe". Beispiele: gämi' „Moschee" ergibt ^ema', der Plural kiläb
„Hunde": kleb, der Plural ta'älib „Füchse": p'ehb, der Plmal dakäkin
„Kaufläden": ddkekin.
In emphatisierten Wörtern bleibt die Imala bisweilen aus, z. B. arändb
,, Hasen", doch ist dieses Ausbleiben nicht ohne weiteres voraussagbar und
außerdem nach Dialekten verschieden.
Das System der Kmzvokale umfaßt nm zwei Phoneme :
N N
a ist aus dem Zusammenfall von kmzem i und kmzem u in allen Positionen
entstanden. Außerdem ist in einer Reihe von Fällen kmzes a in a überge¬
gangen, teils durch Assimilation und teils dmch Dissimilation. Beispiele
für die Assimilation sind: hnbtu „ich trank" < saribtu, ddkekin ,, Kauf¬
läden" < dakäkin. Zu a dissimiliert ist a in den Nominalformen fa"äl und fa'län, z. B. hdmmäl ,, Lastträger", bdtlän ,,müde".
Die MhallamidiaXekte gehen noch darüber hinaus, indem sie jedes kmze
a in offener Silbe, auf das ein langes ä in der nächsten Silbe folgt, zu a
dissimiheren. „Töchter" heißt in Mardin banät, bei den Mhallamis bdnät,
,, Schönheit" in Mardin kawäs, bei den Mhallamis kawäs.
a, das aus a entstanden ist, bleibt auch in offener Silbe erhalten. ,,Ich
trank" heißt nicht *&ribtu, sondern hrdbtu, ,, Kaufläden" nicht *dkekin, sondern ddkekin.
Im Konsonantismus fällt die unterschiedliche Behandlung der Interden¬
tale auf. In den meisten Dialekten finden wir die interdentalen Spiranten
erhalten: t, d und d, letzteres durch den Zusammenfall von däd und zä'
entstanden. Beispiele: ta'lab ,, Fuchs", dahab ,,Gold", day'a ,,Dorf". Im
Dialekt von Äzdx sind die Interdentale regelmäßig durch Sibilanten ersetzt
- sa'lab, zahab, zay'a -, eine Erscheinung, die bisher nur bei den arabischen
Dialekten Usbekistans beobachtet worden ist. Der Dialekt von Qallaf
wiederum ersetzt die interdentalen Spiranten regelmäßig durch die ent¬
sprechenden labiodentalen Spiranten : fa'lah, vahab, yay'a. Diese Erscheinung
steht zwar in der Mardingruppe isoliert da, ist jedooh charakteristisch für
die zweite große nordmesopotamische Dialektgruppe in Anatolien, nämlich
die (Surfdialekte.
Auch diejenigen Dialekte, in denen däl nicht zu väl verschoben ist, be¬
sitzen ein Phonem /v/, vgl. z. B. mardinisch farr ,, fliegen" : varr ,, werfen".
Weitere neue Konsonantenphoneme sind /p/, /ö/ und /g/. Auch die Serie
der emphatischen Phoneme ist stark erweitert. Als neue Phoneme finden
wir emphatisches /b/, /m/, /n/, /d/, /r/ und /}/. Mirdmale bzw. kontrastierende
Paare sind :
Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei) 687 m „Vater!" : bab „Tor"
may „Wasser" : mayl „Seite, Richtung"
^än „Seele" : ^än ,, Geister" (pl. von ^nni) däyan ,, aushalten" : däwam ,, andauern"
garr ,, ziehen" : farr „fliegen"
öawäle ,,Sack" : gazäle ,, Gazelle"
Die Emphase dehnt sich im übrigen deutlich hörbar über das ganze Wort
aus - vgl. etwa die Aussprache von taxtawät [taextsewae :t] ,, Bretter" und
qalfawät [qalfawa:t] ,, Lehrlinge", weshalb ich es vorziehen möchte, die
Emphase als lange Komponente (suprasegmentales Phonem) zu interpre¬
tieren.
Als phonetisehe Besonderheit sollte nooh erwähnt werden, daß stimm¬
hafte Konsonanten im Wortauslaut völlig stimmlos, Verschlußlaute noch
dazu mit Aspiration realisiert werden, z. B. kleb süd [klep' süt'] ,, schwarze Hunde", marad [marat'] ,, Krankheit".
Die Erhaltung von altem qäf - qäl ,,er sagte", taqil ,, schwer", tareq ,,Weg"-
ist charakteristisch für die nordmesopotamischen Dialekte insgesamt, die
nicht umsonst von H. Blanc ,,qdltu-Dialekte" getauft worden sind*. Noch
singulärer ist die zweite Eigenart, die sich in diesem Kennwort ausdrückt :
die Erhaltung des auslautenden u in der Endung der 1. pers. sg. perf. ,,Ich
schrieb" heißt katabtu, „ich sah": araytu, ,,ich kam": gltu. Die 2. pers. pl.
perf. endet auf -tdn: katabtdn, araytdn, gitdn, und entsprechend lautet auch
das zugehörige selbständige Personalpronomen der 2. pers. pl. nicht *dntdm,
sondern dntdn.
Die Personalpronomen werden, zum Teil in gekürzter Form, als enkhti-
sche Kopula in Nominalsätzen verwendet. ,,Ich bin hier" heißt nicht *ana
hatvn, sondern ana hdwn-ana, und entsprechend in der 3. pers.: hawn-we
,,er ist hier", hawn-ye ,,sie ist hier", hdwn-dnne ,,sie sind hier".
Die gleichen enklitischen Formen der Personalpronomen dienen zum
Ausdruck eines zweiten suffigierten Objekts am Verbum. ,,Ich gab ihm es":
'atayl4hu-wi, ,,wir gaben dir sie": 'cäaynäk-dnne.
Ehe wir das Verbum wieder verlassen, noch einen Blick auf die ungewöhn¬
lichen Infinitive. Diese lauten für Mardin: im I. Stamm fa'alän, im II.
Stamm fa"il, im III. und VI. Stamm fe'il. Davon abweichend hat das
Mhallami für den I. Stamm fd'len und für den II. Stamm taf'il. Der I. Stamm
bildet ein nomen vicis fd'löye, z. B. fdddxlöydt ladäxal ,, sobald er eintrat
(wörtl. bei dem Eintreten, das er eintrat)".
Kommen wir noch kurz auf die Morphologie des Nomens zu spreohen.
Das Mardinische verfügt, neben der gewöhnlichen Femininendung mit
den AUomorphen -a und -e, über eine Femininendung -äye, mit der nomina
unitatis gebildet werden. So von tin ,, Feigen": tinäye ,, (einzelne) Feige"/, 47 Or.-Tg.
von tut „Maulbeeren": tvtäye, von 'endb „Weintrauben": 'dmbäye. Und
noch ein Beispiel: franz. cure-dents „Zahnstocher" ergibt türk. kürdan,
woraus mardinisch kdrdän mit dem nomen unitatis kdrdänäye „(einzelner)
Zahnstocher" wird.
In Qartmin verwendet man statt -äye ein Morphem -eye, und in Äzdx
ein betontes -I. „Apfel" heißt demnach in Mardin tdffähäye, in Qartmin
tdffäheye und in Äzax tdffähe.
Überraschend sind bisweilen die Pluralformen. Daß die Adjektive der
Form fd'län einen Plural fa'äle bilden, also sdkrän ,, betrunken", pl. sakäre,
ist ein generelles mesopotamisches Phänomen. Ungewöhnlich ist dagegen
z. B., daß Nomina vom Typ /a'Ze anstelle eines zu erwartenden Plmals
jd'al oft eine Plmalform jd'eli haben. So hat zwar qarme ,, Baumstamm" dem
Plmal qaram, doch htfe ,, Stück" den Plural htefi. Die Pluralform fd'eli
hat eine Variante ohne Imala - fa'äli -, die oft, doch nicht immer, in empha¬
tischen Kontexten auftritt. So lautet der Plural von ndqtäye ,, Tropfen":
naqäti. Auch die häufige Pluralform f'üle (zu den Singulären fa'l und fd'l)
hat eine emphatische Variante f'öla. So gibt es beispielsweise zwei Wörter
mit der Bedeutung ,, Penis": zdbb und 'ayr. Der Plural von zdbb lautet
zbühe, der von 'ayr lautet 'yöra. Die einzelnen Dialekte weisen oft Unter¬
schiede in der Pluralbildung auf. So lautet der Plmal von faras ,, Pferd" :
hl Mardin fräs, im Mhallami frösa, in Qartmin faräyds und in Äzox fdrsen.
Zum Abschluß wenigstens noch ein Detail aus der Syntax. Die Verbindung
Nomen + Adjektiv wird grundsätzhch wie eine Genetivverbiadung kon¬
struiert, d. h. ,,der gute Junge" ist walad dlmaleh, ,,das schöne Mädchen"
ist bdnt dldkwayse.
• Haim Blanc, Communal Dialeets in Baghdad, Harvard University Press,
1964, S. 5 £f.
DIE ZUKUNFT DES ARABISCHEN NOMEN INSTRUMENTI
Von Arne A. Ambros, Wien
Zu den Trivial-Wahrheiten, die aus dem Studium der Sprachgeschichten
erhellen, zählt, daß eine Sprache, soll sie leben, sich auf allen Ebenen, der
morphologischen wie der lexikalischen und phonologischen, Änderungs¬
prozessen als Ausdruck sich wandelnder Bedürfnisse ihrer Träger unter¬
ziehen muß. In diesem Sinne kann man in dem Prozeß des Zmückweichens
der Nomina instrumenti und ihres Ersatzes dmch neue Bildungen, der hier
untersucht werden soll, ein kräftiges Anzeichen der Lebenskraft der moder¬
nen arabischen Hochsprache erbhcken, und damit erleben wir ein Stückchen
arabischer Sprachgeschichte mit.
Unter ,, Geräten" sollen hier ganz allgemein Dinge verstanden werden,
die der Mensch verfertigt, um sich ihrer bei den verschiedensten Verrich¬
tungen zu bedienen : also Werkzeuge im engeren Sinne, Waffen, Utensilien
des täglichen Lebens, aber auch Maschinen, Instrumente, Fahrzeuge und
so fort. Bezeichnungen von Geräten in diesem weiten Sinne spielen natür¬
lich im Leben der Sprachen eine überaus wichtige Rolle. Denken wir an das
Bestreben schon des Gemein-Semitischen, semantische Kategorien in mög¬
hchst umkehrbar-eindeutige Beziehung zu den Elementen des morphologi¬
schen Plans zu bringen, dann überrascht es nicht, auch die Kategorie ,, Ge¬
rät" in der Morphologie des Arabischen wiederzufinden.
Erinnern wir uns kurz an die Situation im klassischen Arabisch. Wir
finden zunächst einen Stock von primären Nomina (wie qaus ,, Bogen"),
die von der morphologischen Regularisierung noch nicht (besser gesagt:
nicht mehr) erfaßt wmden. Sodann wird ein inneres Morphem (die Vokal¬
folge i - ä) herangezogen, das sich die Kategorie ,, Gerät" freilich mit weite¬
ren Verwendungen teilen muß. Ins Zentrum der Regularisierungsbestre-
bungen gelangen wir mit der Einführung der m-haltigen Präfixe. Gemein¬
semitisch besteht die Beziehung, bei der das äußere Morphem ,,m + kmzer
Vokal" einem nominalen Ausdruck einer adverbial näher bestimmten Aktion
oder Situation (wo, wann, wie, womit, dmch wen . . . etwas geschieht oder
ist) entspricht. Das Arabische spezialisiert mi- für ,, Geräte" und bietet seine
NominaLtormen mif'al, mif'alat, mif'äl, die klassischen Nomina instrumenti.
Völlige Regularisierung ist damit aber nicht erreicht, denn diese Formen
bilden (zusammen mit einer Form mif'il) auch Personenbezeichnungen
augmentativer Bedeutung bzw. Steigerungsadjektive (wie miktär, miktir