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Vokabularfragmente ost-tibetischer Dialekte.
Von A. von Bostborn.
Die nachstehenden Pragmente eines Vokabulars wurden ge¬
legentlich einer Eeise gesammelt, welche ich im Jahre 1891 in
das Gebiet des Goldstroms im Westen der Provinz Ssüch'uan unter¬
nahm. Politisch gehört dieses Gebiet zu China, ethnographisch
muss es zu Tibet gerechnet werden. Näheres über Land und
Leute bringt das erste diesjährige Heft der Mitteilungen der k. k.
geographischen Gesellschaft in Wien. Der Goldstrom (Chinch'uan)
ist der Oberlauf des Tatu- oder T'ung-ho und ist der bedeutendste
Nebenfluss des Min. Er entspringt wie dieser im Min-Gebirge,
welches die Stromgebiete des Huang-ho und des Yangtse scheidet
imd die Provinz Ssüch'uan im Norden gegen Kansu und Ch'inghai
(Koko-nor) abschliesst. Er hat einen meridionalen Lauf und ist
im Westen durch einen parallel verlaufenden Gebirgszug vom
Yalung (Nia-rong) getrennt. Die Eegion, welche sich von diesem
Gebirge bis an den Min-Pluss erstreckt, ist von verschiedenen
indigenen Völkerstämmen bewohnt, welche in einem tributären Ver¬
hältnis zu China stehen , aber auch dem Einflüsse der tibetischen
Hierarchie unterworfen sind. Sie erfreuen sich je nach ihrer Lage
und Entfemimg von den Verwaltungscentren einer grösseren oder
geringeren Autonomie und werden von indigenen Häuptlingen
regiert, welche den Militärbehörden von Sungp'an, Mou-chou, Tsaku
und Moukung verantwortlich sind.
Über die Eingebomen im Verwaltungsbezirk von Sungp'an,
welche die Quellgebiete des Chinch'uan und des Min bewohnen,
weiss man nicht viel mehr, als dass sie grösstenteils Nomaden sind
und im Gegensatz zu den südlicheren Man-Stämmen als H sifan
bezeichnet werden. Südlich von ümen, etwa zwischen dem 31. und
32. Breitegrad, liegt das Verwaltungsgebiet von Tsaku (auf unseren
Karten meist irrtümlich als Limin-fu angegeben) und dieses um¬
fasst die Stämme der Chok'ochi (Lchog-rtsi, spr. Chog-tsi), Somo
(Po-mo), Sungkang (Zun-ga) und Tangpa (Tam-ba), ein¬
geschlossen zwischen dem grossen Goldstrom und einem linken
von Rosthorn, Vokabularfragmente ost-tibetischer Dialekte. 525
Nebenfluss desselben, dem Somo-ho. Der Distrikt Wgnch'uan am
Min ist von Mou-chou abhängig und beherrscht den grossen Stamm
der W a s s ü , welcher vorwiegend die rechten Seitenthäler des Min
zwischen Wönch'uan und Kuan-hsien inne hat. Zwischen der
Mündung des Somo-ho und jener des kleinen Goldstroms bei
Changku (Prangu) liegt das Gebiet Chinch'uan im engeren Sinne.
Die beiden Parallelthäler des grossen und des kleinen Chinch'uan
bildeten bis zum Jahre 1776 zwei tributäre Territorien, weicbe
als Tsu chin oder Ta Chinch'uan und Tsanna oder Hsiao
Chinch'uan unterschieden wur¬
den. Infolge langjähriger Auf¬
stände verloren dieselben ihre
Unabhängigkeit und wurden
der chinesischen Verwaltung
einverleibt. Sie bilden zu¬
sammen den modernen Distrikt
von Moukung. Einige kleinere
Stämme in diesem Gebiete,
welche den Chinesen bei der
Unterdrückung der Aufstände
Dienste geleistet hatten, be¬
wahrten ihre Selbständigkeit unter indigenen Häuptlingen.
Es sind dies der . Stamm der
Chossüchiapu (K'ro-skyab,
spr. Tro-jyab) am rechten Ufer
des grossen, und jener der
Wo jih (Hgo-zi, spr. Go-zi)
in einem Seitenthal des kleinen
Goldstromes. Südlich von den
Chossüchiapu finden sich die
Stämme der Pati mit ihrem
Hauptsitz in Ningk'a (Nying-
hgag, spr. Nyingga) und der
P a w a n g. Westlich von den
letzteren liegt das Gebiet der
Keshetsa (Gi - she - ts'a). Südwestlich von Moukung , in einem
Seitenthal des kleinen Goldstroms, ist Hanniu gelegen, kein be¬
sonderer Stamm, sondern nur eine kleine Gemeinde. Etwas weiter
östlich davon haben wir das Territorium von Müp'ing (Sbring-pa,
spr. Dring-pa)').
Dass die genannten Stämme sämtlich der tibetischen Rasse
angehören, ist an ihrer physischen Erscheinung, wie an Kleidung,
Sitten und Sprache deutlich zu erkennen. Hinsichtlich der letzteren
1) Die tibetisclie Schreibung in Klammern ist nach dem Verzeichnis p. 344 in Kockhill's „The Land of the Lamas", London 1891.
526 ^on Rmthorn, Vokabularfragmente oat-tibetiacher Dialekte.
wurde mir von Eingebornen mitgeteilt, dass sie drei Abstufungen
unterscheiden. Die erste Stufe ist in dem Dialekt von Tachienlu
gegeben, welcher als sehr rein gilt und noch in Changku gesprochen
wird. Die zweite Abstufung wird von den Dialekten von Pawang
und Keshetsa gebildet. Sie steht der ersten noch ziemlich nahe,
ist aber bereits in dem benachbarten Pati nicht mehr verständlich.
Die dritte Gruppe endlich umfasst die Dialekte aller nördlicheren
Stämme, der Pati, Chossüchiapu, Wojih, Wassü, Tangpa, Sungkang,
Somo und Chok'ochi. Die dialektischen Unterschiede zwischen
diesen sind nicht bedeutend, hingegen der Abstand vom Tibetischen,
wie aus nachstehendem Wörterverzeichnis ersichtlich, schon sehr
beträchtlich.
Das vorliegende Vokabular umfasst nur drei Dialekte imd ist
auch für diese nur sehr fragmentarisch. Indessen, da es die ersten
Sprachproben einiger schwer zugänglicher und bisher imerforschter
StÄmme bietet und eine Gelegenheit etwas besseres an seine Stelle
zu setzen sich so leicht nicht wieder ergeben dürfte , so liess ich
mich bestimmen, dasselbe in dieser bescheidenen Form der Öffentlich¬
keit zu übergeben.
Transskription.
ä wie o im engl, pot, kurz abbrechend, der Muta-Auslaut (Ä, t, p)
oft noch vernehmbar.
e wie u in engl, sun, kurz.
S wie deutsches sch.
ü wie deutsches tsch (in chinesischen Wörtem ist die Transskription ch beibehalten).
2 wie z in engl. zero, z wie franz J.
Der Apostroph hinter Konsonanten macht diese zu Aspiraten.
Der Acutus ist Zeichen des Silbentones.
Wassü (M =
irm( Mann
, teminia Männer
terni Frau
temi teminia Frauen aZie Kind
ldku Kopf teina Nase temniäh Augen fefc'a Mund
tmd Ohr
tdIcuSu Haare|
ieSndsu Bart
Mup'ing, W = Wojih).
teya Hand tami Fuss 'f/'^ I Bauch
atu ]
teäni Herz tailu Lunge teiie Leber potä Nieren
tapii Eigeweide ntingwä Bind kiyo Ziege
von Rosthom, Vokabularfragmente ost-tibetischer Dialekte. 527 Hund
brö muru Pferd
tarka Maultier päk Schwein
patsa junges Schwein tiri Katze
p-dt Ratte
paikil Hahn
paimü Henne
patsä Hühnchen
k^i Sonne
tseld Mond tseri Steme temii, Himmel
, goyüng schönes Wetter
, magiöm schlechtes Wetter
tiepö Jahr tietslA Monat teärd Tag fecV Wasser temi Feuer tawä Berg tepie Erde
präMä Abhang
präMi ' Höhle tert Weg ziing Brücke tewä Haus kie Baum zegu Stein
tami Gold
pao^S Silber
§om Eisen sosmär Kupfer
Ä;W (mrdss M) Beis
tSlu Weizen yume (chin.) Mais
taru Buchweizen
sui Gerste (chin. cJCing-ko) tastö Bohnen
tenttn Gemüse (chin. &W) taliü Tabak
hrmdKu Opium
Se Holz kdtsa Stroh
ts'd Salz
kaäsü Pfeffer, roter (chin, hat- chiao)
zartsd Pfeffer, schwarzer (chin.
hua-chiao)
cdimo Thee (chin. cKa-ye) tiskar tsamba
tapiu (tib. huru) Butter
tapöt Mehl od. Vermicelli (chin.
mieri)
mamä(k) Öl
pom {pökung M) Eier
pä(k)Sd Schweinefleisch zddr Schweinefett cVa Wein smou Medizin
cokci Tisch Vü Schale
murtsii Messer (Schwert) zari Messer (kleines) Sansö Hacke
lao6'ung (chin.) Feuergewehr moKar Feuerstein
ts'öutr Stahl tanpie Theekessel tassil Essstäbchen tdyo Bratpfanne t&n£d Feuerzange
cWm (ktru-tru) Öllampe
texjoä Kleider
Hala {temiung W) Zopf
toutsa Stroh-Sandalen tektsä Lederstiefel nanüng Ohrringe
cacd {ktraptrdp) Fingerring
tampok tsdo Schuhe
katdr Knopf zgrök Armband testtä(k) Gürtel
zendi Wadenbinde (chin, ko-
chüö).
kosld (kuangsldng) Beinkleider tartt Turban
löp'an (chin.) Taschenuhr
528 «">" Rotihorn, Vokabularfragmente ost-tibetücher Dialekte.
täkäkcfe Nadelbüchse golok Glasperlen S6u Papier
gdpa (Rufname) Vater
gomü ( , ) Mutter
nga{ {aete M) älterer Bruuer ngait jüngerer Bruder ngat Schwester
arvt Mutterschwester
awü (Rufname) alter Mann
apt { „ ) alte Frau
kapa Chinesen
tsäna Eingeborne (Mantse)
itsepu Stamm von Mup'ing
irkopu , , Wassü
Ndrgur didrpu Haupt des
Wassü-Stammes
Ooze didrpu Haupt des Wojih-
Stammes
trkC teä kosom kopli komt, hoÜ^ö koines wäria kumgü ityie {sette) iatte itanes Stiastym iaplt itiamü itia{p)c6{k) itosnes it(yri6{t) itiongü koneiite
kette konei kosdm kopli
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
koneitte ko'mii 25
koc:6{h) 26
, koints 27
, koriö{t) 28
, kongä 29
kosanestte 30
, kette 31
u. s. w.
kvplistte 40
komustte 50
koioitte 60
kosnestte 70
wäriästte 80
kunguitte 90
prid 100
tests^d{t) erste Stunde konests'ä{t) zweite Stunde
u. s. w.
tek'ä 1 Fuss (lang)
koneiMd 2 „ ,
itielia 10 , »
u. s. w.
y6 ich
nd du
tencie er (sie, es?) kocie alle (Pluralsuffix) yo koate wir (alle)
u. s. w.
koprom weiss
kond{k) schwarz omi rot
tunglü (chin.) grün lan (chin.) blau koktte gross kokcte klein tec^i weit
macH nahe (nicht weit)
tevanio kalt
matavaniö warm (nicht kalt)
tesdlo heiss
von Rosthom, Vokabularfragmente ost-tibetischer Dialekte. 529 ceäd hier
aluää dort aio oben ali unten nidspa sehr
, tecH sehr weit
, temniäQc) sehr viel
*'&ft;e wie viel?
" ) was kostet?
, napu )
p'u koktCe teuer
maiaff |
manep u } °
zii tistiela Geld wie wiei?
= was kostet es?
trmi (istievan Leute wie viel
(sind es)?
wüpu (istie Kinder wie viel
(habt ihr)?
{{stie cH wie weit (ist es)?
(no) fistie parmi / wie alt (bist du)?
kosaneStte pu 30 Jahre
ming ja
md nein aSni heute sosni morgen sadi übermorgen
k'odi in 3 Tagen
Kungtie ,4 ,
ntangtie ,5 ,
panÜe „6 „
waSml gestem waSeStie vorgestem taadi (sdk'i M) essen (saJcsi M) frühstücken (zie p'uzo M) Pleisch essen
kormdn (zu M) schlafen
TcoM kaufen kamp'dr verkaufen
(muru) ganesuö reiten (ein Pferd)
kopci gehen (zu Fuss)
kopün kommen, komm !
nai'en gehen, geh!
tak'ü tamen (Tabak) rauchen
taidnanatsu lesen tastiüngäna schreiben (yo) tat'dgolan (ich) schreibe (no) tastiügala (du) schreibst (nra) tastijingalat (er) schreibt
(yo kocie) ta£dgana (wir)
schreiben
u. s. w.
waSnü taidgana (gestern) ge¬
schrieben
(cid) komü (Wein) trinken
mamü nicht trinken, ich trinke
nicht
fekoüin was sagst du?
Idtomin hörst du?
mdtomin ich höre nicht
kawdn (Schuhe) anziehen
katdi ( » ) ausziehen
mnakats'ö (im Peld) arbeiten
troakaläilc) ") ,
terriukälä (W) } ''^'^
taipokälä es schneit
ceto nanin (hier) setze dich!
toMii (ich habe) gegessen mezdi (ich habe) nicht gegessen sazi kopdi Prühstück bereiten
tomtsö , Mittagmahl ,
niaprC „ Abendmahl ,
saei zai Prühstück einnehmen tomtsö zai Mittagmahl einnehmen
niapri „ Abendmahl ,
nestd Begrüssungsformel
niapie napdng Danke
cdäo ich gehe (Abschiedsformel, chin, tsou-la)
omola laskoü'^n Adieu (Ab¬
schiedsformel, chin, man-tsou)
fi krmien was ist dein Name?
. . . krmien mein Name ist . . .
3 8
530 ^on Mosthorn, Vokabularfragmente ost-tibetischer Dialekte.
Pati.
Kind koc'-C Mann teTui Frau teaCe tapu tdku Kopf teSn{ Nase tesnSs Mund temniok Augen tmi Ohren takosu Haare temti Zopf teyti Hand tarnt Fuss
moU Ochs
nungwi Kuh
ä;oäi£ Ziege fa)?/o Schaf pa Schwein
püe Huhn
feZw Weizen
yiimdn (chin.) Mais iia Buchweizen temS Feuer teit Wasser cecii Licht zegü Stein
äakpu Baum
ciSm Haus
nezt teza Brot {momo) essen
wec«' ÄJOTO Wasser trinken hotte eins
konSs zwei kosom drei Ä;o^^^ vier
komü fünf
Ä:o(!d sechs Ä;oine siehen worie acht kongu neun
zehn
M)dr Kopf
Pawang.
mo' Mund *7i/ Nase
Hanniu.
"Saru Mann
pumö Frau
^ez^ Kind
"fo' Kopf sno' Nase
mnyi Augen
hä Mund
ndmc'o Ohren
Idpo Hand kopö Fuss ktro Haare s6 Zähne Ii: Ziege p^ä Schwein
JVe sarpö Pferd, alt
, nipo Pferd, jung
mnyt Feuer c'tncha Wasser
ciparasandru Berg
ts'Ö Salz
yermd Pfeffer, roter {hai-chiaa) zü Topf
p'erii Schale
ciatsö Löffel, Schöpfer
^arhin Fenster ci eins
nis zwei
«rf" drei z/ vier
"fd fünf
&<rM sechs
<iae" sieben zdte acht
"fö neun pio zehn
ceÄ;a/ elf 3 S
von Rosthom, Vokabularfragmente ost-tibetücher Dialekte. 531
cengrde zwölf colcsd^ dreizehn ciuzS vierzehn cier^Bö fünfzehn cedrü sechzehn cidde^ siebzehn ciordzi achtzehn cirgS neunzehn nieSe zwanzig tari heute k'artsö gestern zöpo morgen nuni übermorgen iiro hereinkonuuen mesun hinausgehen za schlafen ilu aufstehen mendü sich setzen fomboc.ic.id gehen
ryünyd zurückkehren
Der vorstehende Aufsatz wurde mir von dem Herm Verfasser
vor ungeföhr zwei Jahren auf das Liebenswürdigste zu freier Be¬
nutzung übergeben — wofür ich ihm hier nochmals meinen herz¬
lichen Dank ausspreche —, nur mit der Auflage , ihn nachher in
dieser Zeitschrift zu veröffentlichen, eventuell mit einigen sachlichen
Bemerkungen. Zu meinem grossen Bedauern ist es mir nicht
möglich gewesen, mich dieser angenehmen Pflicht eher zu ent¬
ledigen. Meine Zeit war sehr in Anspruch genommen und , ich
wollte doch nicht darauf verzichten, auf die interessanten Polgerungen, zu denen er anregt, in unmittelbarem Anschluss daran hinzuweisen.
So habe ich mich bisher auf eine Ankündigung (in meiner „Indo¬
chines. Causativ-Denominativ-Bildung" S. 40) beschränken müssen.
Es wäre viel über diesen neuesten, höchst dankenswerten Bei¬
trag zur Kenntnis der Sprachen Sifans zu sagen , allein der Raum
erheischt Beschränkimg, und so kann nur das Wichtigste kurz an¬
gedeutet werden. — Dem Tibetischen am nächsten steht das
Hanniu; es nimmt sich, soweit wir nach dem vorliegenden Wort¬
schatz urteilen können, in der That geradezu wie ein tibetischer
Dialekt aus. Das Wassü mit seinen Unterdialekten und dem sehr
nahestehenden Pati schliesst sich eng dem durch Hodgsons und
Babers Vokabularien bekannten Gyärüng an, dem es ja auch
räumlich benachbart ist. Sie zeigen, wie auch der Verf bemerkt,
beträchtliche Unterschiede vom Tibetischen; indessen stimmen sie
andrerseits in vielen und gerade in typischen Pormen (z. B. in den
Präff. i- , s-, r- in -i-nä [te-ind] , s-mou , -r-nd [te-rnii] u. a.
guci c'ie die Thüre aufmachen
, mendi die Thüre zumachen
iti;'« nindru Holz bringen J'anJ'ia cilundru Wasser tragen
mnyi cimbö Peuer machen
keze icie Kleider anziehen
, mödru Kleider ausziehen
to'ao hai (chin.) ciga Sandalen anlegen
shou p'a (chin.) ciga Kopftuch umnehmen
kreüZi mie Gesicht waschen
sase ü'izo morgens essen
zake „ mittags „
dzdro „ abends ,
c'ind^ia yinfen Wasser trinken c'm (chin.) cinfen Wein trinken ciena cint'en Thee trinken yin (chin.) cint'en Tabak rauchen
532 Rosthorn, Vokabularfragmente ost-tibetischer Dialekte.
so genau mit ihm überein, dass sie m. E. doch wohl dazugezogen
werden müssen , zumal da auch dirrch das Hanniu ein organischer
Übergang vermittelt zu werden scheint. Gehören sie aber zum
Tibetischen, dann sind sie überaus interessant, und zwar haupt¬
sächlich durch ihre Präfixbildungen.
Diese erwecken besonderes Interesse zuvörderst dadurch, dass
sie so ausgesprochen vom Tibetischen zu mehreren ins Bereich
des Barmanischen fallenden Näga-Sprachen (in den südlichen
Grenzgebirgen von Assam) hinüberleiten. Das gilt namentlich von
dem Präfix te- (ta-), das wir hier wie dort in regelmässiger Punktion
bei den Namen der Körperteile finden. So vergleiche man z. B.
Wassü fe-Snd (Pati te-mi) ,Nase', te-mmak (Pati te-mni'ök, Gyärüng
tai-mySk, tam-myek) „Auge", t-md (Pati t-rrvt, Gyärüng ti-mS)
,Ohr' u. s. w. mit te-ni, ta-nako , ta-nyi, te-ndh „Nase", tenuk, te-nyik, te-nok, te-nik „Auge", te-narong, te-ldnnu, te-näung, te- nhau^ »Ohr" u. s. w. im Ao-, Tengsa-, Nogaimg- und Khari-Nägä,
die dies Präfix auch sonst bei primitiven Stofi'wörtem anwenden,
wie das Wassü-Pati. In andem hinterindischen Sprachen tritt es
•weniger regelmässig, doch immerhin bedeutend häufiger auf als in
den Himälaya-Sprachen, wo man es doch am ersten erwarten sollte.
Nur bei dem Worte für „Kopf" : Pati tdku (Wassu tdku in
tdku-Su „Haare", d. i. „Kopfhaare", im Ggs. zu teSnd-Su „Bart",
d. i. „Nasenhaare"), Gyärüng ta-kö — wenn es hierhergezogen
werden darf, was mir nicht ganz sicher ist — findet es sich bei¬
nahe durchgehend vom Kiränti td-khdlo, td-klo (u. ähnl.) bis zum
ta-kolak, ta-ko (u. ähnl.) jener Nägä-Sprachen.
Zum andem sind diese Präfixe dadurch interessant, dass sie
geneigt sind ihren Vokal zu verlieren und direkt aus Vorsilben zu
Vorbuchstaben zu werden. Ich finde im Wassü-Pati folgende Bei¬
spiele dafür: t-md (Pati t-mi, Gyärüng noch ti-mi) „Ohr" neben
sonstigem te- , t-rmi (Gyärüng noch ti-rmi) „Mann" neben te-mi
(Pati te-mi) „Prau", t-sld (in tie-tsld „Monat"; zu tie vgl. tie-p6
„Jahr", k'ung-tie „in 4 Tagen" u. s. w.) neben tse-lä „Mond",
s-tyie neben se-t(e „10". Dieser Schwund kommt ganz off'enbar
daher, dass der Accent (für dessen Angaben wir dem Verf. umso
dankbarer sein müssen, als er sonst so oft vemachlässigt wird !) auf
der Stammsilbe raht. Hierdurch wird auch sonst in diesen
Mundarten Verkürzung und teilweise Lautausfall hervorgebracht,
z. B. in kopli-stte ,40' {ko-pU „4"), koSne-Me „70" {ko-snis „7"), pa-tau „Perkel" aus päk „Schwein" (cf. pu-tsä „Hühnchen" neben pai-, Pati ^tie „Huhn") mit dem Übergangsgliede^ä(A;)-ia „Schweine¬
fleisch", kosld neben kuangsldng (tib. rkdn-snam) „Beinkleider", Sa-pH „14" aus setie, styie, Sta- „10" und pll „4", bei denen
man ausserdem teilweise sehen kann, wie ein Stofi'wort nach und
nach zum Präfix wird. Die nächste Stufe der Verkürzung ist
dann der Ausfall des Vokals. — Indem sie uns das zeigen, bieten
diese Dialekte, wie mir scheint, einen höchst wertvollen Beweis
von Rosthorn, Vokabularfragmente ost-tibetischer Dialekte. 533
aus dem G-ebiete des Tibetiseben selbst für die Ent¬
stehung der sogen, vorgeschriebenen und übergeschriebenen Buch¬
staben des Tibetischen. Man darf daher wohl mit ziemlicher Sicher¬
heit den tibetischen Vorbuchstaben d-, wo er, wie öfters, bei Namen von Körperteilen vorkommt (z. B. in d-gu „Kopf", das allerdings
im Wassü-Pati gerade unregelmässig accentuiert ist, aber im
Gyärüng, wenn ich Hodgsons Transskription richtig auslege, regel¬
mässig: ta-kö), etwa aus *de-, tib. g- (in g-ctg „1": Pati ko-t(e [Wassü ke-t(e s. ,21"], g-riis ,2": Pati jco-nis [Wassü ko-nes s. ,22"], g-sum ,3": Wassü-Pati ko-som) aus *ge- , tib. b- (in b-rgyad ,8": Wassü wä-rid [pi. p-riä ,100": tib. b-rgya], Pati wo-riS) aus *be- und tib. a- (in z-La [-5a] ,Mond" : Wassü tse-ld)
etwa aus *tse- , *se- , und somit überhaupt die tibetischen Vor¬
buchstaben aus Vorsilben herleiten , wie ich es , z. T. auf diesen
Erwägungen fussend, in der oben genannten Arbeit gethan habe.
Und dies ist für die allgemeine Vergleichung der indochinesischen Sprachen von fundamentaler Wichtigkeit.
Es sind nur knappe Andeutungen , die ich hier habe geben
können; später gedenke ich ausführlicher auf das interessante
Vokabular zurückzukommen.
Leipzig. A. Conrady.
534
Zu Völlers, Beiträge zur Kenntnis der arabisclien
Spraclie iu Ägypten.
Aus einem Briefe von Herrn C. A. Nsfllino.
Mi permetto qui alcune piccole osservazioni che si riferiscono all' italiano.
ZDMG. L, 620: In italiano zizza si pronuncia con tutti e tre
gli z = ds\ quindi essa potrebbe essere l'origine della parola araba.
Del resto, se anche quegli z fossero = ts, questa possibility sussi-
sterebbe ancora; perch6 nell' Italia settentrionale e nell' Italia
meridionale la pronuncia di * e z fe molto irregolare. E 1' arabo
parlato tolse qualche volta i suoi vocaboli da dialetti italiani.
P. 630: L'asserzione del Diez che ^ non divenga mai c nelle
lingue neo-latine, mi sembra troppo assoluta; essa ö vera per lo
spagnuolo e il portoghese, ma forse erronea per l'italiano. AI Cairo ed in Alessandria, gli Italiani hanno cambiato j,..»- in carSm (in Italia
si scrive harem e si pronuncia arSm); la gj^s». suUa bocca di
italo-egiziani suona caldua; 1' arabo i[Jüs>- fe diventato camdlo in
Liguria ed in Calabria per significare facchino (credo che anche
il greco modemo abbia xa^äkog). Se si spogliassero antiche relazioni
italiane di viaggi , forse si potrebbero trovare altri esempi di
mutato in c.
ZDMG. LI, 309. — ui!L>_Äwi fe l'italiano mastro (= maestro)
d'ascia, che significa falegname, e che ora si applica sopra tutto
ai falegnami che lavorano a bordo d'un bastimento, oppure in co-
strazioni navali.
316. — ^'^^ P^^ derivare daU' italiano coppa, perchfe
il pl. iwJt^! si trova giä nel Corano. £l l'aram. che a sua
volta viene dal basso latino cupa.
P. 318. — Oltre lo spagnuolo barbotar si ha l'italiano bor-
bottare.
P. 319—320. — Aggiungerei ^jLS^s! afökätü = amocato,
e iüu^.Ls fäwriqa, pl. oüü^jLs fawärlq e fäwrlqät = fabbrica.
P. 321. — Tra i vocaboli francesi brögräm = pro¬
gramme. — a5Lo bank, pl. tiS^j bunük = banque.
P. 322. — Se iüo!j>./o mudäma fe in uso in Egitto fin dalla
prima metä di questo secolo, fe probabUe che derivi dal piemontese
madama. La colonia piemontese in Alessandria ed al Cairo era
numerosissima. D'altra parte gli ufficiaU piemontesi hanno diffuso
il vocabolo madama (oltre alcimi altri) in tutta la Colonia Eritrea.