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Archiv "Der automatische implantierbare Cardioverter-Defibrillator" (24.07.1992)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT

Der automatische implantierbare

Cardioverter-Defibrillator

Erfahrungen

der achtziger Jahre, Erwartungen

für die neunziger Jahre Ergebnisse eines

internationalen Symposiums in Brüssel im Oktober 1991

D

er automatische implantierbare efibrillator (ICD) ist ein äu- ßerlich einem Schrittmacher ähnli- ches, aber zur Zeit deutlich größeres Gerät mit einem Gewicht von etwa 200 g. Es steht über Elektroden mit dem Herzen in Verbindung, die eine kontinuierliche Überwachung des Herzrhythmus und bei Detektion von Kammertachykardien oder Kammerflimmern eine Kardioversi- on beziehungsweise Defibrillation des Herzens erlauben. Der außeror- dentliche Erfolg dieser Therapie im Kampf gegen den plötzlichen Herz- tod und die stürmische technische Entwicklung dieser Geräte waren Anlaß, die Erfahrungen der achtzi- ger Jahre und die Erwartungen an die neunziger Jahre in einem von Prof. Dr. G. Breithardt (Münster) und Prof. Dr. E. N. Plystowsky (In- dianapolis, USA) geleiteten Sympo- sium unter der Teilnahme von 300 europäischen Elektrophysiologen zu reflektieren.

Historische Entwicklung

Durch Ph. Coumel (Paris) wurde der 1990 verstorbene Prof. Dr. M.

Mirowski gewürdigt, der gegen er- hebliche finanzielle und technische Widerstände sowie persönliche An- feindungen durch Kollegen die Idee eines ICD realisierte und zum welt- weiten Erfolg führte. L. Horowitz

(Philadelphia, USA) beschrieb die Entwicklung, die 1980 mit der ersten ICD-Implantation begann. 1982 wur- de die (QRS-getriggerte) Kardiover- sion, 1988 die Möglichkeit, diese auch mit schmerzfreien oder -armen niederenergetischen Schocks durch- zuführen, eingeführt. 1987 seien erstmalig über 1000 Implantationen pro Jahr erfolgt; bei weiterem expo- nentiellem Anstieg der Implantati- onszahlen seien bisher weltweit über 25 000 Implantationen durchgeführt worden. Diese außerordentliche Entwicklung beruhe auf der prak- tisch vollständigen Elimination des plötzlichen Herztodes durch den ICD bei Patienten mit stattgehabtem Herz-Kreislauf-Stillstand.

Indikationen

Wie die Entscheidung zur Im- plantation eines ICD bei Patienten mit dokumentierten ventrikulären Tachyarrhythmien und koronarer Herzerkrankung fällt, wurde durch H. Klein (Hannover) referiert. Auf Grund zahlreicher kurativer thera- peutischer Alternativen (Antiar- rhythmika; Katheterablation; Perku- tane Transluminale Koronarangio- plastie; Aortokoronare Bypass-Ope- ration; antitachykarde Operation, Herztransplantation) erfordere die Entscheidung zur ICD-Implantation eine umfassende nicht-invasive kar- diologische Diagnostik. M. Borggrefe (Münster) stellte fest, daß Patienten mit dilatativer oder hypertrophischer Kardiomypathie und stattgehabtem Herz-Kreislauf-Stillstand in den mei- sten Fällen nur durch Implantation eines ICD sicher vor dem plötzlichen Herztod geschützt werden können, wogegen in seltenen Fällen Patien- ten mit hypertrophischer obstrukti- ver Kardiomyopathie auch durch ei- ne Myotomie/Myektomie im Bereich des Septums mit Beseitigung der

Obstruktion einen Schutz erführen.

Bei Patienten ohne nachweisbare strukturelle Herzerkrankung könne trotz eines stattgehabten Herz-Kreis- lauf-Stillstandes durch programmier- te Kammerstimulation häufig keine ventrikuläre Tachyarrhythmie ausge- löst werden. Da somit das Ergebnis medikamentöser Therapien nicht kontrolliert werden könne, empfahl J. Almendral (Madrid) bei diesen Pa- tienten die Implantation eines ICD.

A. Haverich (Hannover) zeigte auf, daß auch Patienten, die zur Herz- transplantation zugewiesen werden, stark gefährdet sind, einen plötzli- chen Herztod zu erleiden. Dieses gelte nicht nur für Patienten, die auf ein neues Herz warten, sondern auch für die Patienten, die man noch als

„zu gut" für eine sofortige Herz- transplantation betrachte. In Abhän- gigkeit von der linksventrikulären Funktion und dokumentierten ven- trikulären Arrhythmien müßte man daher den ICD als Brücke zur Herz- transplantation erwägen. Ob in Zu- kunft auch andere Patienten mit er- höhtem Risiko für einen Herz-Kreis- lauf-Stillstand ohne bisher dokumen- tierte anhaltende ventrikuläre Ta- chyarrhythmien von einer prophylak- tischen ICD-Implantation profitie- ren können, wird zur Zeit durch ran- domisierte Studien untersucht, die durch die Studienleiter K. Kuck (Hamburg) und A. /goss (Rochester, USA) vorgestellt wurden.

Neue Entwicklungen

Von M. Block (Münster) wurden die Ergebnisse mit neuen transvenös- subkutan implantierbaren Elektro- den dargestellt. Durch Vermeidung einer Thorakotomie für die Plazie- rung epikardialer Elektroden lasse sich eine erhebliche Vereinfachung des chirurgischen Eingriffes mit einer verringerten perioperativen Morbidi- tät und Mortalität erreichen. Da die Effektivität in der Verhinderung des plötzlichen Herztodes genauso gut wie mit den bisher verwendeten epi- kardialen Elektroden sei, stelle die Implantation transvenöser-subkuta- ner Elektroden in Münster bereits die Implantationstechnik der Wahl dar. V A1-2556 (52) Dt. Ärztebl. 89, Heft 30, 24. Juli 1992

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JE REFERIERT

Mit einer in Kürze zu erwartenden Verringerung der ICD-Größe könne dann bei vielen Patienten das Gerät, statt wie bisher abdominal in der Pektoralisregion wie ein Schrittma- cher implantiert werden. R. Hauser (St. Pauli, USA) legte dar, daß durch die seit kurzem zur Verfügung ste- henden Geräte mit antitachykarder Stimulation bei etwa der Hälfte der Patienten die Mehrzahl der mit ei- nem kurzen Schmerz verbundenen Kardioversionen/Defibrillationen vermieden werden können. Die zu- sätzliche antibradykarde Schrittma- cherfunktion helfe, die manchmal nach Kardioversion/Defibrillation auftretenden Pausen zu vermeiden, und lasse komplikationsträchtige Gerätekombinationen bei Schrittma- cherträgern unnötig werden.

Alternative Therapien

E. Prystowsky (Indianapolis, USA) erklärte, daß auf Grund der er- höhten Inzidenz von Todesfällen bei randomisiert mit Antiarrhythmika der Klasse I behandelten Postinfarkt- patienten in Zukunft eine zunehmen- de Zurückhaltung in der medikamen- tösen Therapie bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand erfolgen wird. Nach Implantation eines ICD sollten nur die Patienten medikamen- tös behandelt werden, die sehr viele Rezidive ventrikulärer Tachyarrhyth- mien hätten oder bei denen eine Ver- langsamung der auftretenden Tachy- arrhythmien erreicht werden müßte.

G. Breithardt (Münster) zeigte auf, daß auch in Zukunft die kurativen Methoden der Katheterablation und Rhythmuschirurgie in der Behand- lung stets vorrangig erwogen werden sollten, aber nur bei hierfür gut geeig- neten und durch diese Therapie nicht mehr als durch die ICD-Implantation gefährdeten Patienten zur Anwen- dung kommen dürften.

Verschiedenes

Im Rahmen von Fallbespre- chungen zeigte sich, daß trotz Emp- fehlungen mehrerer nationaler kar-

diologischer Gesellschaften die Im- plantation eines ICD bei manchen Patienten umstritten ist und weitere prospektive Studien hierzu erforder- lich sind. In einem Workshop wur- den Strategien zur Verhinderung von zwar seltenen, aber dann zur Ex- plantation führenden Geräteinfek- tionen entwickelt. Ausführlich wur- den die Möglichkeiten der psychoso- zialen Betreuung der ICD-Patienten besprochen: Schriftliche Aufklärung, geschultes Personal, Einbeziehung des Ehepartners und ggf. weiterer Angehöriger, Patientenselbsthilfe- gruppen. Durch R. Hauer (Utrecht, NL) wurde das Problem der hohen Kosten der Defibrillatortherapie an- gesprochen, das in Abhängigkeit von den jeweiligen Krankenkassenbe- stimmungen zu einem stark unter- schiedlichen Versorgungsgrad der Bevölkerung mit ICDs in den ver- schiedenen europäischen Ländern geführt habe. Die sofortige Implan- tation eines ICD sei aber eventuell letztlich kostengünstiger als oft lang- wierige serielle Austestungen meh- rerer Antiarrhythmika und gehäuf- te erneute stationäre Aufenthalte durch Rezidive unter medikamentö- ser Therapie. Diese Hypothese wer- de zur Zeit in einer 1993 abgeschlos- senen randomisierten Studie ge- prüft.

Abschließend wertete E. Ply- stowsky (Indianapolis, USA) das in der letzten Dekade Erreichte als ei- ne erste gewonnene Schlacht gegen den plötzlichen Herztod, ermahnte aber die anwesenden Experten, ihre Aufgabe nicht nur in der Versorgung ihrer nur die Spitze des Eisberges re- präsentierenden Patienten zu sehen, sondern durch Aufklärung der Be- völkerung und der ärztlichen Kolle- gen dafür zu sorgen, daß die zur Ver- fügung stehenden Therapien auch der großen Mehrheit der vom plötz- lichen Herztod bedrohten Patienten zuteil werden.

Dr. med. Michael Block

Medizinische Klinik und Poliklinik Innere Medizin C

(Kardiologie und Angiologie) Westfälische Wilhelms-Universität Albert-Schweitzer-Straße 33 W-4400 Münster

Behandlung des

lokalisierten Brustkrebses:

Regionale Unterschiede in den USA

In den achtziger Jahren konnte gezeigt werden, daß mit brusterhal- tender Resektion und nachfolgender Strahlentherapie die gleichen Ergeb- nisse bei der Behandlung des auf das Organ begrenzten Brustkrebses er- zielt werden konnten wie mit der modifizierten radikalen Mastekto- mie allein. Die Autoren stellten in den Jahren von 1983 bis 1986 in ihrer Studie einen zunehmenden Anteil an brusterhaltend operierten Patien- tinnen fest.

Der Studie lagen die Daten von 18 399 weißen, 324 hispanischen und 1174 schwarzen Frauen aus neun Regionen der USA zugrunde. Der Anteil weißer Frauen, die einge- schränkt radikal operiert und nach- bestrahlt wurden, reichte in den Jah- ren 1983 und 1984 von 9 Prozent (Io- wa) bis zu 32 Prozent (Seattle). Im Zeitraum 1985 bis 1986 ließen sich in Seattle sogar 41,5 Prozent der Pa- tientinnen brusterhaltend operieren.

Analog dazu stieg dieser Anteil in anderen Regionen von 20 auf 40 Pro- zent, was auch für die Strahlenthera- pie gilt. Diese wurde bei jüngeren Frauen signifikant häufiger durchge- führt, jedoch eher bei weißen Patien- tinnen Nur in New Mexico wurden einzelne Frauen nicht nachbestrahlt.

Die Beteiligung an dem einge- schränkt resezierenden Verfahren war bei schwarzen und weißen Frau- en vergleichbar.

Zusammenfassend muß man in den USA von einer deutlichen Zu- nahme der brusterhaltenden Be- handlung beim nicht infiltrierenden Mammakarzinom ausgehen. Obwohl Alter und Hautfarbe die Entschei- dung für eine Strahlentherapie zu beeinflussen scheinen, muß man auch subjektive, zum Beispiel kosme- tische Aspekte beim Arzt wie bei der Patientin berücksichtigen. sei

Farrow, D., M. Samet et al.: Geographic variation in the treatment of localized breast cancer. New Engl. Journ. Med. 326 (1992) 1097 — 1101.

Dr. Samet, New Mexico Tumor Registry, University of New Mexico, Albuquerque, NM 87131 —5306.

Dt. Ärztebl. 89, Heft 30, 24. Juli 1992 (53) A1-2557

Referenzen

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