Krebserkrankungen sind mit diesem Verfahren bereits auf die Telomerase- Aktivität geprüft worden. Je nach Krebsform fand man eine gesteigerte Telomerase-Aktivität in 85 bis 95 Pro- zent der Fälle.
Beim Pankreas- karzinom waren 98 Prozent der Fälle positiv (42 von 43 Patien- ten).
Nach Anga- ben von Shay konnten mit dem Telomerase-Test sogar präkan- zeröse Verände- rungen (Carci- nomata in situ) der Lunge und der Mamma ent- deckt werden.
Demgegenüber waren alle gut- artigen Läsionen
Telomerase-negativ. Als neue Tech- nik zum Aufspüren der Telomerase- RNA hat sich die In-situ-Hybridisa- tion erwiesen.
„Unsere jüngsten Neuroblastom- Studien zeigen, daß Tumoren ohne Telomerase-Aktivität ihr Wachstum einstellen“, erklärte Shay in New York. „Wir fanden eine Telomerase-
Aktivität in 94 von 100 Neuroblastom- Fällen – allerdings in unterschiedli- chem Ausmaß. Bei niedriggradigen Tumoren (1 und 2) wurde die Telome- rase nur in geringem Maß exprimiert,
und die Kinder hatten nach Operation und Chemotherapie einen günstigen Verlauf. Kinder mit höhergradigen Tumoren (3 und 4) wiesen eine deut- lich schlechtere Prognose auf.“
Bei einer speziellen Untergruppe mit fortgeschrittenem Neuroblastom (4s), bei der es trotz Metastasie- rung häufig zur spontanen Remission
kommt, machte die texanische Ar- beitsgruppe eine erstaunliche Beob- achtung: „In unserer Studie kam es bei drei Kindern der 4s-Gruppe zu ei- ner spontanen Remission, für die es bisher keine Erklärung auf molekula- rer Ebene gab. Bei allen konnten wir keine Aktivität der Telomerase fest- stellen“, erklärte Shay. Diese Befunde seien kürzlich von einer Arbeitsgrup- pe aus Los Angeles (C. P. Reynolds, Children’s Hospital) bestätigt worden – mit der Empfehlung, den Telomera- se-Test zur Risikobewertung der 4s- Kinder einzusetzen.
Abgeleitet von diesen Beobach- tungen, zielen die Wissenschaftler darauf ab, die Aktivität der Telomera- se medikamentös zu hemmen, um
„unsterbliche“ Krebszellen dem nor- malen genetischen Muster von Alte- rung und Tod zu unterwerfen. Nach ersten Erfahrungen sind kurze Pep- tid-Nukleinsäuren in der Lage, die Telomerase zu hemmen.
„In weiteren Untersuchungen haben wir Chromosomen gesunder Zellen in Tumorzellen eingebracht und konnten feststellen, daß die Te- lomerase-Aktivität zurückgedrängt wurde – gefolgt von einer Verkürzung der Telomere und Wiederherstellung des Zellalterungsprozesses“, so Shay (siehe Grafik 2).
Dr. med. Vera Zylka-Menhorn
A-899
P O L I T I K MEDIZINREPORT
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 14, 4. April 1997 (27) Grafik 2
Zukunftsvision Gentherapie: Durch Einführen eines Telomerase-Repressorgens soll die Aktivität des „Unsterblichkeitsenzyms“ Telomerase in Krebszellen unterdrückt werden. Auf diese Weise könnten die Tumoren wieder dem normalen Alterungs- und Sterbeprozeß zugeführt werden.
Das weltweit größte firmenunab- hängige Register für die Implantation von Defibrillatoren ist EURID; das Akronym steht für Europäische Da- tenbank für implantierbare Defibril- latoren. Daß sich aus diesem Register zukünftig Maßnahmen zur Qualitäts- sicherung und Fragestellungen für kontrollierte klinische Studien ablei- ten lassen können, hänge im wesent- lich davon ab, wie zuverlässig und vollständig die Patientendaten gemel- det würden, appellierte Dr. J. Siebels (Hamburg) beim 7. Rhythmologi- schen Expertengespräch in Berlin an seine Kollegen.
Der EURID-Computer steht in der Geschäftsstelle Nord der Ärz- tekammer Nordrhein (Tersteegen-
straße 31, 40474 Düsseldorf). Inner- halb des knapp dreijährigen Beste- hens des Registers wurden bis Ende letzten Jahres rund 2 300 Implanta- tionen gemeldet und 4 260 Nacherfas- sungsbögen eingeschickt. Der Groß- teil der Daten stammt bisher aus 49 deutschen Zentren. Aus Österreich sollen in diesem Jahr die Daten von 800 Patienten eingespeist werden.
Inzwischen wurden die Fragebö- gen so weit vereinfacht, daß sie inner- halb weniger Minuten ausfüllbar sind.
Zusätzlich zu den klinischen Parame- tern werden auch Angaben zur Le- bensqualität erhoben – körperliche Aktivität, Gemütszustand, Berufstä- tigkeit, Autofahren/Verkehrsunfälle.
Zur besseren Datentransparenz für
alle Beteiligten sollen die Implantati- onszentren zukünftig halbjährlich ei- ne Statistik der Gesamtdaten erhal- ten. Weltweit wurden schon mehr als 80 000 Defibrillatoren implantiert.
Bisher wird diese Technik vor- rangig zur Sekundärprävention einge- setzt bei Patienten, die bereits einen arrhythmiebedingten Herz-Kreislauf- Stillstand überlebt haben. Inzwischen wird in Rhythmologen-Kreisen sehr intensiv über die prophylaktische Im- plantation bei Patienten diskutiert, die aufgrund ihrer myokardialen elektrischen Instabilität ein hohes Risiko für den plötzlichen Herztod aufweisen, bisher aber noch nicht reanimiert werden mußten.
Gabriele Blaeser-Kiel