Mit dem Innovationspreis der Pharmazeutischen Zeitung wurde in diesem Jahr der erste selektive TNF-alpha-Antago- nist Infliximab anlässlich des Deutschen Apothekertages in Köln ausgezeichnet. Es hand- le sich, so Chefredakteur Dr.
Hartmut Morck, um ein in- novatives Wirkprinzip, dessen klinischer Nutzen beim Mor- bus Crohn wie auch bei der rheumatoiden Arthritis gut belegt ist. Das Wirkprinzip von Infliximab, das unter 29 innovativen Arzneimitteln der engeren Wahl ausge- wählt wurde, beruht auf einer spezifischen Hemmung des Tumornekrosefaktors alpha (TNF-a) durch einen mono- klonalen Antikörper, der bei verschiedenen entzündlichen Krankheitsbildern hochregu- liert ist.
Bei dem Arzneimittel han- delt es sich um einen mono- klonalen, chimären Antikör- per, der sich gezielt gegen TNF-a richtet und dessen Spiegel normalisiert. Dadurch werde der Entzündungspro- zess durchbrochen und so die Krankheitsaktivität gebessert, berichtete Wolfgang Thriene (Essex Pharma) anlässlich der Preisverleihung.
Morbus Crohn und rheumatoide Arthritis Indiziert ist Infliximab bei Pa- tienten mit schwerer, aktiver Form des Morbus Crohn, die sich weder durch Steroide noch durch Immunsuppressi-
va wie Azathioprin befriedi- gend behandeln lassen, so- wie bei Crohn-Patienten mit Fistelbildung. Laut Thriene sprachen im Rahmen ei- ner doppelblind-kontrollier- ten Untersuchung mehr als 80 Prozent der zuvor therapiere- fraktären Patienten auf die Behandlung mit Infliximab (5 mg/kg KG) an, der Thera- pieerfolg hielt durchschnitt- lich zwei bis drei Monate an.
Lässt sich die Remission nicht anders erhalten, so kann der Antikörper nach Thriene auch
zur Erhaltungstherapie ein- gesetzt werden, wobei die In- fusion etwa alle acht Wo- chen wiederholt werden muss.
Gute Therapieerfolge sind auch bei Patienten mit Crohn- Fisteln zu erwarten: In den vorliegenden Studien nimmt die Zahl der sezernierenden Fisteln nach drei Infusionen um mehr als die Hälfte ge- genüber Placebo ab.
Seit Juni wird Infliximab auch zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis ge- nutzt für Patienten, bei denen mit der herkömmlichen The- rapie kein ausreichender Er- folg erzielt werden konnte.
Bei ihnen wird der Anti- körper routinemäßig in Kom- bination mit Methotrexat ver- abreicht. Erste Beobachtun- gen in der noch laufen- den doppelblind-placebokon-
trollierten ATTRACT-Studie (Anti-TNF-Trial in Rheuma- toid Arthritis with Concomi- tant Therapy) deuten nach Thriene dabei an, dass die Kombination des TNF-a-Ant- agonisten mit dem Immun- suppressivum der alleinigen Gabe von Methotrexat über- legen ist.
So zeigte eine Zwischen- auswertung nach 54 Wochen, dass sich durch die Kom- binationstherapie die Gelenk- destruktion stoppen und sogar eine klinische Besserung der Symptomatik erzielen lässt, während in der Kontrollgrup- pe eine klare Progression der Gelenkdestruktion dokumen- tiert wurde. Derzeit werden weitere Indikationen für Infli- ximab geprüft: Colitis ulcero- sa, Morbus Bechterew und Sklerodermie. Christine Vetter V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 42½½½½20. Oktober 2000 AA2801
Infliximab
Innovationspreis für den TNF-alpha-Antikörper
Unternehmen
Parkinsan ® : Erweiterung der Fach- und
Gebrauchsinformation um kardiale Gegenanzeigen
Im Rahmen des Stufenplan- verfahrens zu budipinhalti- gen Arzneimitteln erwägt das Bundesinstitut für Arzneimit- tel und Medizinprodukte, die Zulassung für budipinhaltige Arzneimittel (Parkinsan®) zu widerrufen. Hintergrund ist das bereits in der Fach- und Gebrauchsinformation be- schriebene Risiko des Auftre- tens von Kammertachykar- dien vom Typ Torsade de pointes im Zusammenhang mit Verlängerungen des QT- Intervalls.
Inzwischen haben die phar- mazeutischen Unternehmen Byk Gulden Lomberg und Lundbeck zur Risikominimie- rung eigenverantwortlich Er- weiterungen der Fach- und Gebrauchsinformation vorge-
nommen. Die kardialen Ge- genanzeigen wurden ergänzt um: Kardiomyopathie, Myo- karditis und AV-Block II° und III° sowie die Vorgeschich- te von schwerwiegenden ven- trikulären Arrhythmien ein- schließlich Tachykardien vom Typ Torsade de pointes.
Zusätzlich sind EKG-Kon- trollen vor Therapiebeginn, nach 1 und 3 Wochen sowie bei späteren Dosiserhöhun- gen durchzuführen. Patienten mit QTc-Vorwerten (frequenz- korrigierte QT-Zeit) über 420 ms oder erkennbaren U-Wel- len oder mit einem QTc-An- stieg von über 60 ms bzw.
QTc-Zeiten über 480 ms so- wie mit erkennbaren U-Wel- len unter der Medikation mit Parkinsan®sind von der Be-
handlung auszuschließen. Bei Risikofaktoren für Elektro- lytstörungen – Diuretikame- dikation, häufigem Erbre- chen und/oder Durchfall, An- wendung von Insulin in Not- fallsituationen, Nierenerkran- kungen oder anorektischen Zuständen – sind die relevan- ten Laborwerte zu bestim- men und insbesondere Kali- um und Magnesium entspre- chend auszugleichen. Sobald Symptome wie Palpitationen, Schwindel oder Synkopen auftreten, ist Budipin abzu- setzen und der Patient auf ei- ne eventuelle QT-Verlänge- rung zu untersuchen.
Das Stufenplanverfahren ist nicht abgeschlossen. Das Arz- neimittel ist uneingeschränkt
verkehrsfähig. EB