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Archiv "Eine Daueraufgabe: Mehr Humanität" (01.05.1980)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Heft 18 vom 1. Mai 1980

Eine Daueraufgabe: Mehr Humanität

Ergebnisse der 45. Gesundheitsministerkonferenz

Humanitäre Aspekte in der Patientenbehandlung;

Förderung der Allgemein- medizin;

Arbeitszeitregelungen für Ärzte und Pflegepersonal;

Senkung der Altersgrenze bei Krebsfrüherkennungs- untersuchungen für Frauen

Der Einsatz medizinischer Technik für sich genommen ist nicht inhu- man. sondern allenfalls eine gefühl- lose und schematische Handhabung der technischen Hilfsmittel. So sind auch reine Quantitätsprobleme nicht vorrangig oder gar ausschließ- lich Humanitätsfragen: Mehr Men- schen und Mittel im Gesundheitsbe- reich werden nicht zwangsläufig mehr Zuwendung zum Patienten be- wirken. Überhaupt könne man das Gesundheitswesen nicht stellvertre- tend für die negativen Folgen verän- derter zwischenmenschlicher Bezie- hungen verantwortlich machen.

Dies sind einige Kernsätze aus einer längeren Entschließung, mit der die für das Gesundheitswesen zuständi- gen Minister und Senatoren der Län- der nunmehr die Ergebnisse ihrer längeren Beratungen zum Problem

„Mehr Humanität im Gesundheits- wesen" der Öffentlichkeit vorgelegt haben. Die Entschließung wurde auf der 45. Konferenz der Gesundheits- minister und -senatoren am 19. und 20. März 1980 in Bad Salzuflen ver- abschiedet und soll zusammen mit dem zugrunde liegenden Bericht als Beitrag zur Behandlung des Themas

„Fragen einer humanen Krankenver- sorgung - in die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen eingebracht werden.

Unter dem Vorsitz des nordrhein- westfälischen Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Professor Dr. Friedhelm Farthmann, befaßte sich die Konferenz außerdem mit der Arbeitszeitregelung für Ärzte und Pflegepersonal und mit der Perso- nalbedarfsermittlung in den Kran- kenhäusern, mit der Weiterbildung

zum Arzt für Allgemeinmedizin, mit der Senkung der Altersgrenze für Krebsfrüherkennungsuntersuchun- gen bei Frauen und mit der Errich- tung von Krebsregistern. Auf der Ta- gesordnung stand außerdem das Modellprogramm für die Psychiatrie.

Hier bestand zwar Übereinstim- mung, daß die in diesem Programm vorgesehenen Maßnahmen unbe- dingt notwendig seien; über die ver- fassungsrechtliche Beurteilung der vorgesehenen Bundesfinanzierung bei diesem Programm konnten die Gesundheitsminister und -senatoren jedoch keine Einigung erzielen.

Zu dem Problemkreis der Humanität im Gesundheitswesen ging die Kon- ferenz davon aus, daß sich in den heutigen Forderungen ein allgemei- nes Unbehagen an verschiedenen Entwicklungen in Gesellschaft und Umwelt ausdrücke. Daher werde auch die Diskussion um diese Fra- gen bisher weithin „in einer Allge- meinheit geführt, die für die Lösung konkreter Probleme wenig hilfreich"

sei. Außerdem bemerken die Ge- sundheitsminister, einmalige, spek- takuläre Aktionen könnten keine nachhaltigen Beiträge zu mehr Hu- manität im Gesundheitswesen lei- sten. Die Lösung dieser Probleme sei vielmehr eine weit über den Tag hinausreichende Daueraufgabe, die stetige und geduldige Bemühungen voraussetze. Dennoch könne und müsse aber von allen an dieser Auf- gabe entschiedener als bisher wei- tergearbeitet werden. Denn eine auf Dauer wirksame Verbesserung des humanitären Klimas könne vom Ge- sundheitswesen allein nicht erwartet werden. Sondern notwendig seien zentrale und flankierende Maßnah-

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Aufsatze ·Notizen

45. Gesundheitsministerkonferenz

men auch in anderen Lebensberei- chen wie besonders in der Familie, in der Schule und in der Arbeitswelt.

Somit komme auch den Kirchen, Ge- werkschaften und Arbeitgeberver- bänden besondere Bedeutung zu.

Konkrete Mängel, die gelöst werden könnten und müßten, sah die Konfe- renz darin, daß

~ bauliche und räumliche Struktu- ren und die Abläufe in Gesundheits- einrichtungen mehr als bisher auf die Bedürfnisse des Patienten aus- gerichtet sein müssen,

~ schematisierte Technik nicht un- nötigerweise persönliches Tun er- setze,

~ daß die Gefahren der Spezialisie- rung, der einseitigen oder unzurei- chenden Qualifikation des Perso- nals, von Rationalisierungszwängen und Zeitdruck ständig im Auge be- halten werden müssen.

Im einzelnen fordern die Gesund- heitsminister die Bundesregierung auf, bei allen Berufen des Gesund- heitswesens die humanitären Fähig- keiten stärker zu berücksichtigen; die Krankenhausträger, ihre Be- triebsorganisationen und die Abläu- te zu überprüfen; die Ärzteschaft zur Sicherstellung, daß der Patient als gleichberechtigter, verständiger, auskunftsberechtigter Mensch be- handelt werde, und auch, dafür zu sorgen, daß auch im ambulanten Be- reich ausreichende Behandlungs- zeit zur Verfügung steht und zu lan- ge Wartezeiten vermieden werden.

Die Länder selbst werden sich, heißt es. in der Entschließung weiter, dar- um bemühen, in der Aus-, Weiter- und Fortbildung der Gesundheitsbe- rufe, in den Krankenhäusern und auch im öffentlichen Gesundheits- dienst den humanitären Aspekten in der Patientenbehandlung verstärkt Rechnung zu tragen.

Zur Arbeitszeitregelung für Ärzte und Pflegepersonal in den Kranken- häusern vertrat die Konferenz die Auffassung, die Fragen der Bereit- schaftsdienste sollten in erster Linie durch Verhandlungen der Tarifpart- ner im Tarifrecht geregelt werden. Zusätzlich wird jedoch der Bundes-

minister für Arbeit und Sozialord- nung gebeten zu prüfen, ob die Be- reitschaftsdienste und das Kran- ken pflegepersonal künftig in die Arbeitszeitordnung aufgenommen werden können.

Zur Personalbedarfsermittlung in den Krankenhäusern appellierte die Konferenz an die Deutsche Kranksn- hausgesellschaft und die Spitzen- verbände der gesetzlichen Kranken- kassen, sich· um ein Übereinkom- men über ein neues Personalbe- rechnungsverfahren zu bemühen, das sowohl die berechtigten Belan- ge der Beschäftigten und Patienten wie auch die ständigen Bemühun- gen um eine Kostendämpfung im Gesundheitswesen nicht außer acht lassen würde.

Förderung der Allgemeinmedizin Zur Förderung der Allgemeinmedi- zin bezeichnete es die Konferenz in einer Entschließung als dringend er- forderlich, die Allgemeinmedizin im Hochschulbereich zu fördern; ln- halt, zeitlichen Rahmen und Anrech- nungsmöglichkeiten der Weiterbil- dung zum Arzt für Allgemeinmedizin möglichst flexibel zu gestalten; eine bedarfsgerechte Zahl von Weiterbil- dungsstellen im Krankenhaus und in der ärztlichen Praxis zu schatten; und die Weiterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin insbesondere für junge Ärzte attraktiver zu machen. ln diesem Sinne bat die Konferenz die Kultusminister der Länder, For- schung und Lehre im Fach Allge- meinmedizin personell und sachlich besser auszustatten. Die Kranken- haus- und Kostenträger sollten dar- auf hinwirken, daß entsprechende Weiterbildungsstellen, besonders auch in Form von Wechselassisten- tenstellen, zur Verfügung stehen. Schließlich sollten die Landesärzte- kammern und Kassenärztlichen Ver- einigungen sowie die Spitzenver- bände der Krankenversicherungs- träger noch mehr als bisher die Not- wendigkeit einer ausreichenden all- gemeinärztlichen Versorgung ver- treten und darauf hinwirken, daß ei- ne ausreichende Zahl von Assisten- tenstellen auch bei niedergelasse- nen Ärzten geschaffen wird.

1194 Heft 18 vom 1. Mai 1980 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Noch zwei weitere Entschließungen der 45. Gesundheitsministerkonfe- renz richten sich an die Konferenz der Kultusminister. Einmal heißt es, die Nachwuchssituation im Bereich des humanmedizinischen Fachge- bietes "Hygiene" sei so kritisch, daß die Voraussetzungen für den Fortbe- stand dieses zentralen Faches der präventiven Medizin vor allem im Bereich der Seuchenhygiene und der Umwelthygiene nicht mehr ge- geben seien. Die Kultusminister soll- ten daher im Hochschulbereich Ab- teilungen für Hygiene in Verbindung mit der Errichtung von Lehrstühlen schatten. ln der zweiten Entschlie- ßung heißt es, es gelinge in der Pra- xis nicht, geeignete Einrichtungen zu finden, die wissenschaftlich gesi- cherte gutachterliehe Aussagen über die Wirkungen oder den Wert von Naturheilverfahren und von ho- möopathischen Behandlungsmög- lichkeiten machen können. Deshalb werden die Kultusminister gebeten, entsprechende fachliche Einrichtun- gen für diese Aufgaben im universi- tären Bereich zu schatten.

Da der Gebärmutterhalskrebs oder seine unmittelbaren Vorstufen schon bei Frauen unter 30 Jahren auftreten können und da anderer- seits die Fortentwicklung der zytolo- gischen Diagnostik frühzeitige Be- handlungsmaßnahmen bei jüngeren Frauen möglich mache, hielt es die Konferenz für erforderlich, die bis- herige untere Altersgrenze von 30 Jahren bei den Krebsfrüherken- nungsuntersuchungen für Frauen zu senken. Die Bundesregierung wird gebeten, eine entsprechende Änderung der gesetzlichen Bestim- mungen in die Wege zu leiten.

Schließlich erklärt die Konferenz in einer Entschließung, Krebsregister würden grundsätzlich für erforder- lich gehalten, um die Kenntnisse über Zusammenhänge zwischen Umwelteinflüssen und Krebserkran- kungen zu erweitern.

Die obersten Landesgesundheitsbe- hörden werden sowohl epidemiolo- gische Register wie auch klinische Nachsorge- und Spezialregister wei-

terentwickeln. gb

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