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Archiv "Störungen des Säure-Basen-Haushalts: Rationale Diagnostik und ökonomische Therapie: Erhöhte Atemfrequenz als Indiz" (28.04.2006)

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Umweltfaktoren beachten

Kann man heute wirklich noch davon ausgehen, dass der Säure-Basen-Haus- halt ausschließlich – bis auf die darge- legten Ausnahmen – atembedingt regu- liert wird? Ernährungsgewohnheiten wie reichlicher Mineralwasserkonsum unter anderem CO2-haltiger Getränke, Fleisch- und Zuckerkonsum verbunden mit Bewegungsarmut und Stress wirken sich mit Sicherheit auf die basische Puf- ferkapazität und damit auch auf die Kalziumverwertung im Organismus so- wie die Elastizität der Blutgefäße aus.

Und natürlich bewirkt Stress auch eine Verringerung des Atemvolumens. So wie die Natur auf den erhöhten CO2- Anfall in der Atmosphäre mit saurem Regen reagiert, kann unser Organismus bei dauerhaftem Überschreiten sei- ner Kompensationsmöglichkeiten mit Osteoporose, Gelenk-, Gefäßerkran- kungen, Herzinfarkt unter anderem reagieren. In meiner ärztlichen Ausbil- dung haben wir leider nicht gelernt, sol- che selbstverständlichen Zusammen- hänge in Betracht zu ziehen; dem Pati- enten leuchten sie unmittelbar ein be- ziehungsweise sie fragen selbst nach der Möglichkeit solcher Zusammenhänge.

Veröffentlichungen über die Interfe- renz von Atmungs- und Stoffwechsel- bedingungen sind kaum aufzutreiben, weil die klassische Medizin nicht von systemischen Konzepten ausgeht.

Dr. med. Heidje Duhme Sierichstraße 56 22301 Hamburg

Literatur

1. Vasey C: Das Säure-Basen-Gleichgewicht. Die Quelle für Vitalität und Wohlbebfinden. München: Midena 1995.

2. Jörgensen HH: Sind wir wirklich alle übersäuert? Der Naturarzt 2004; 3: 16–9.

Der Base-Excess als universelle diagnostische und

therapeutische Größe

Der Beitrag von Koch und Schaefer ist in vielen Punkten korrektur- und ergän- zungsbedürftig; wesentliche Informa- tionen sind veraltet (die Leber als Re- gelorgan fehlt vollständig).

Am Beispiel des Base-Excess (BE) sei dies im Folgenden illustriert:

Der BE (Normalwert 0 ± 1 mmol/L), charakterisiert die nichtrespiratorische Seite des Säure-Basen-Status und wird reguliert über die Organe Blut, Leber und Niere.

Die Bestimmung des BE erfolgt aus den üblichen Messwerten pH, pCO2 (mmHg), cHb (g/dL) und sO2(%) mit einer Genauigkeit von 1 mmol/L, auch im venösen Blut, darum ist eine arteriel- le Blutentnahme überflüssig.

Der BE ist nachweislich temperatur- unabhängig, dies verbessert die dia- gnostische Überwachung eines Patien- ten unter Hypothermie erheblich.

Alle in Deutschland vertretenen Hersteller von so genannten Blutgas- Analysatoren haben sich 2005 darauf verständigt, im Routinefall nur noch ei- nen (richtig berechneten) BE-Wert an- zubieten (QualiTest 8, 2005). An ver- schiedensten Kollektiven (Sportler, In- tensivpatienten, Neugeborene) kann demonstriert werde, dass der BE der Lactat-Konzentrationsmessung dia- gnostisch deutlich überlegen ist. Diese diagnostische Überlegenheit des BE kann im Tierversuch auf insgesamt 27 laborchemische und hämodynamische Messwerte ausgedehnt werden, demon- striert am Beispiel des hämorrhagi- schen Schocks.

Für die Klinik gilt:

1. Der Base-Excess von 8 200 Po- lytrauma-Patienten bei Klinikeinwei- sung prognostiziert sehr präzise die spätere Mortalität, das gilt auch für die nachfolgende Prognose auf Intensiv- station.

2. Für Sepsis-Patienten kann anhand einer kritischen Beurteilung der Daten der Rivers-Studie (NEJM 2001) gezeigt werden, dass auch für diese Patienten die gleiche prognostische Aussagekraft des BE gegeben ist.

3. In der Geburtshilfe löst der BE an- dere diagnostische Methoden zuneh- mend ab, die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS, Düsseldorf) wird den BE in die bundesweite Perina- talerhebung aufnehmen.

Alle nichtrespiratorischen Störun- gen des Säure-Basen-Haushalts, also metabolischer, hepatischer, intestinaler oder renaler Genese, werden über den BE unter Berücksichtigung des Körper- gewichts therapiert.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM, Bonn) hat den Herstellern von Infusionslösun- gen 2004 zugestanden, den BE und den so genannten potenziellen BE (BEpot) von Infusionslösungen für ihre Produk- te zu deklarieren.

Anstelle des pH erfolgt die Qua- litätskontrolle von Vollblut, Erythro- zyten- und Thrombozyten-Konzentra- ten zunehmend über den BE dieser Produkte, insbesondere Gefrierplasma weist sehr unphysiologische BE- und BEpot-Werte auf.

Weitere Informationen und Literaturangaben (PDF) sind unter www.Physioklin.de einsehbar.

Prof. Dr. med. Rolf Zander

Institut für Physiologie und Pathophysiologie Universität Mainz

Duesbergweg 6 55128 Mainz

E-Mail: zander@uni-mainz.de

Erhöhte Atemfrequenz als Indiz

In dem Artikel heißt es: „Klinisch ist die metabolische Azidose oft schwer zu er- kennen, typische Symptome fehlen oft.“

An dieser Stelle vermisse ich den Hinweis auf die typischer Weise erhöhte Atemfre- quenz des Patienten.Häufig werden diese erhöhten Atemfrequenzen aber erst bei Frequenzen oberhalb von 25/min vom untersuchenden Arzt bewusst wahrge- nommen und nicht, wie Puls und Blut- druck,regelhaft erfasst und dokumentiert.

Die Atemfrequenz ist auch bei den ande- ren besprochenen Störungen des Säure- M E D I Z I N

A

A1154 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 17⏐⏐28. April 2006

zu dem Beitrag

Störungen des Säure- Basen-Haushalts

Rationale Diagnostik und ökonomische Therapie von

Priv.-Doz. Dr. med.

Markus Kosch Prof. Dr. med.

Roland M. Schaefer in Heft 26/2005

DISKUSSION

(2)

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 17⏐⏐28. April 2006 AA1155 Basen-Haushalts äußerst hilfreich, auch

zur Beurteilung des Therapieerfolgs.

Dr. med. Franz-Josef Wittstamm Kliniken Essen-Mitte

Henricistraße 92 45136 Essen

Schlusswort

Frau Dr. med. Heidje Duhme aus Ham- burg hat unsere Ausführungen leider derart interpretiert, dass der Säure/

Basen-Haushalt ausschließlich durch die Atmung reguliert sei. Dieses Miss- verständnis schmerzt gerade uns als Nephrologen sehr. Natürlich leistet die Niere neben der Lunge einen wichtigen Beitrag zur Elimination saurer Valen- zen. Auf der anderen Seite freut es uns als Autoren doch, wie überaus angeregt die Leserin sich mit unserem Beitrag auseinandersetzt, auch wenn wir nicht alle pathophysiologischen Überlegun- gen von Frau Dr. Duhme uneinge- schränkt unterstützen möchten.

Professor Zander aus Mainz misst der Bestimmung des Base-Excess uni- verselle Bedeutung für das Verständnis von Säure/Basen-Störungen bei. Dies mag theoretisch durchaus so sein, im klinischen Einsatz enttäuscht dieser le- diglich errechnete Parameter in vielen Fällen mehr als dass er weiterhilft, da gerade bei schweren Säure/Basen-Ent- gleisungen häufig völlig unplausible Werte generiert werden.

Dr.Wittstamm aus Essen weist darauf hin, dass die metabolische Azidose mit erhöhter Atemfrequenz einhergehen kann. Wie von dem Heidelberger Inter- nisten Adolf Kussmaul (1822–1902) erst- mals beschrieben, nicht nur mit erhöhter Frequenz, sondern auch mit gesteiger- tem Atemvolumen. Klinisch auffällig und damit diagnostisch nutzbar wird die typische Azidoseatmung in der Regel erst bei ausgeprägter Azidose mit Base- Excess-Werten von –10 und mehr.

Für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Roland M. Schaefer Medizinische Klinik und Poliklinik D Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Straße 33 48129 Münster

Die Autoren der Diskussionsbeiträge erklären, dass kein In- teressenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

M E D I Z I N

Cannabisabhängigkeit meistens in Kombination mit Alkohol und Nikotin

Wie man an dem Artikel erkennen kann, sind die Cannabisproblematiken vielfältig. Es bestehen ein großer Wis- sensbedarf und große Wissenslücken, die durch unhaltbare Mutmaßungen nicht ersetzt werden können. Ebenso zeigt der Beitrag auf, wie ideologisch das Thema in Deutschland noch behaftet ist – falls es denn überhaupt einmal aufge- griffen wird.

Im Hinblick auf einen notwendigen, objektiven Umgang mit der Thematik ist eine undifferenzierte, ideologische Sichtweise, wie sie durch die „dramati- sierend skizzierte Lage in Deutschland“

dargestellt wird, unwissenschaftlich und kontraproduktiv. Man schien im Artikel eher bemüht, die „richtungsweisenden Fakten“ unreflektiert als „die Seuche Cannabis“ vermitteln zu wollen.

Cannabis ist nicht vollkommen harm- los, schließlich handelt es sich um eine Droge. Jedoch gehen von Cannabis – ge- rade im Vergleich zu den sonstigen Dro- gen sowie zu vielen Dingen des täglichen Lebens – nur geringe Gefahren aus (1).

Ebenfalls ist heute geklärt: „Canna- bis hat bei durchschnittlichem Konsum keinen klinisch relevanten Effekt auf ir- gendwelche Teile des menschlichen Or- ganismus, außer den Lungen.“ (2)

Die neue Mär, Cannabis wäre heute wesentlich potenter als früher und des- halb auch gefährlicher, entbehrt jeder Grundlage und Logik. Zum einen wi- dersprechen die Berichte des Bundes- kriminalamtes einer solchen Theorie.

Zum anderen hätte eine solche Potenz- steigerung in Bezug auf einen dadurch geminderten Stoffverbrauch und eine damit verringerte Lungenbelastung so- gar wohl eher einen positiven Effekt.

Bereits zum „Schutz der Jugend“, entgegen den medizinisch-wissenschaft- lichen Empfehlungen, wurde Cannabis ehemals in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen. Gerade durch diesen ir- rationalen Schritt ist nicht nur ein

„Schutz der Jugend“ unmöglich ge- macht worden – wie die Vergangenheit beweist. Gleichzeitig wurde damit jegli- che mögliche Qualitätskontrolle verhin- dert, sodass zusätzliche potenzielle Ge- fahren, wie zum Beispiel giftige Fremd- oder Zusatzstoffe, für alle Cannabiskon- sumenten drohen.

Im Jahr 2004 gab es 174 649 straf- rechtliche Cannabisermittlungsverfah- ren – das Krankheitssymptom einer rein ideologischen Drogenpolitik, das bisher jedoch ohne weitere Beachtung in Deutschland blieb.

Ist der Cannabiskonsum ein medizi- nisch neu zu erschließender Wirtschafts- markt geworden? Therapie vor Strafe sagt die Ideologie unserer Drogenpoli- tik und macht damit jeden Cannabis- konsumenten zu einem potenziellen Abhängigen, nun vorgeblich einer ärzt- lichen „Betreuung“ bedarf.

Literatur

1. Kleiber D, Soellner R, Tossmann P: Cannabiskonsum in der Bundesrepublik Deutschland: Entwicklungsten- denzen, Konsummuster und Einflussfaktoren. Bundes- ministerium für Gesundheit. Bonn 1997.

2. Cannabis 2002 Report. Technical Report of the International Scientific Conference, Brussels, Belgium, 25/23/2002. Bundesministerium für Gesundheit www.bmg.bund.de/cln_040/nn_599776/DE/Themen schwerpunkte/Drogen-und-Sucht/Cannabis/Cannabis- 2002-Report

Stephan Pajer Hänflingweg 5 26655 Westerstede

Schlusswort

Es freut uns, dass unser Artikel auch außerhalb der Ärzteschaft zur Kenntnis genommen wird. Allerdings wissen wir nicht, wie es Herrn Pajer gelingen konn- te, diesen Artikel, der fakten- und evidenzbasiert den Behandlungsbedarf und die Möglichkeiten der Behandlung zu dem Beitrag

Evidenzbasierte Behandlung der

Cannabisabhängigkeit

von

Priv.-Doz. Dr. med. Udo Bonnet Prof. Dr. med.

Norbert Scherbaum in Heft 48/2005

DISKUSSION

Referenzen

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