Die Information:
Bericht und Meinung AUS DEN BUNDESLÄNDERN
NORDRHEIN
Gutachter-Kommission für Behandlungsfehler:
Erste Bilanz positiv
Die Bemühungen der Gutachter- kommission für ärztliche Behand- lungsfehler bei der Ärztekammer Nordrhein haben bei Patienten, Ärz- ten und auch bei Juristen positiven Anklang gefunden. Dies erklärte der juristische Vorsitzende der Kommis- sion, Senatspräsident a. D. Heinrich Sehne, Essen, bei einer Pressekon- ferenz der Ärztekammer Nordrhein in Düsseldorf, auf der ein Erfah- rungsbericht über die bisher einjäh- rige Tätigkeit der Kommission vor- gelegt wurde. Es sei zu beobachten, daß mehr und mehr Rechtsanwälte sich in einschlägigen Fällen als er- stes an die Kommission wenden. Bei den bisher bearbeiteten Fällen ha- ben alle beteiligten Ärzte mit nur ganz wenigen Ausnahmen die Be- mühungen der Gutachterkommis- sion unterstützt. In denjenigen der bisher abgeschlossenen Fälle, in denen die Gutachterkommission das Vorliegen eines ärztlichen Be- handlungsfehlers bejahte, hatte sich keiner der beteiligten Patienten ge- genüber der Kommission durch ei- nen Juristen vertreten lassen.
Wie Prof. Dr. med. Franz Grosse- Brockhoff, geschäftsführendes Kommissionsmitglied, mitteilte, ge- hen jetzt durchschnittlich etwa 25 Anträge im Monat bei der Kommis- sion ein; nach Aufnahme der Tätig- keit am 1. Dezember 1975 waren es im ersten Monat 251 Anträge gewe- sen. Insgesamt sind in den ersten zwölf Monaten 760 Anträge gestellt worden. Hiervon mußten 210 aus Gründen der örtlichen Kompetenz- abgrenzung — die Gutachterkom- mission kann nur tätig werden, wenn der beschuldigte Arzt zum Zeitpunkt der Beschuldigung Mit- glied der Ärztekammer Nordrhein ist
— und 76 wegen fehlender sachlicher Bearbeitungsgrundlage abgelehnt werden. Weitere 55 Anträge wurden nach Bearbeitung und sachlicher Überprüfung zurückgenommen oder nicht weiter verfolgt.
Von den verbleibenden 419 Anträ- gen sind bisher 74 Verfahren abge- schlossen worden, wobei die Gut- achterkommission in sieben Fällen das Vorliegen eines ärztlichen Be- handlungsfehlers bejahte. Prof.
Grosse-Brockhoff äußerte die Hoff- nung, daß die Kommission in etwa einem halben Jahr die durch das An- laufen bedingten Rückstände aufge- arbeitet haben werde, so daß die laufenden Anträge in Zukunft zügig bearbeitet werden können. Im Durchschnitt müsse man jedoch für jeden Fall mit einer Bearbeitungs- dauer von etwa sechs Monaten rechnen.
Aus der Übersicht ergibt sich ferner, daß mehr als drei Viertel aller Be- schwerden die operativen Fachge- biete betreffen. Die Verteilung zwi- schen Krankenhaus- und niederge- lassenen Ärzten stellt sich auf etwa 70 zu 30 Prozent.
Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Friedrich-Wilhelm Koch, erläuterte noch einmal die Un- terschiede zwischen der Konstruk- tion einer von der Ärztekammer un- abhängigen Gutachterkommission, wie sie in Düsseldorf besteht, und den Schlichtungsstellen in München und Hannover. Nach dem Statut kann die Düsseldorfer Kommission zwar in hierfür geeigneten Fällen und mit Zustimmung der Beteiligten einen Schlichtungsversuch unter- nehmen; einen solchen Fall hat es bisher jedoch noch nicht gege- ben. gb
Ausstellung
„Entwicklung der Medizin"
in Düsseldorf
Eine Ausstellung „Entwicklung der Medizin — Deutsche Beiträge zur Heilkunde", die von Professor Dr.
med. Hans Schadewaldt, Direktor des Instituts für Geschichte der Me- dizin der Universität Düsseldorf, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart gestaltet worden ist, wurde im No- vember in der Commerzbank in Düs-
Bundespräsident Scheel besuchte mit seiner Gattin, Frau Dr. med. Mildred Scheel, die Düsseldorfer Ausstellung
„Entwicklung der Medizin" (rechts: Pro- fessor Schadewaldt). Beginnend mit der Demonstration eines trepanierten Vo- rinkaschädels, führt die Ausstellung über die antike, mittelalterliche und die Medizin des 19. Jahrhunderts, in der Deutschland eine führende Rolle ein- nahm, bis zur Gegenwart, wobei der durch Frau Scheel ins Leben gerufenen Deutschen Krebshilfe ein gebührender Platz eingeräumt wird. Foto: Privat
seldorf eröffnet. Auf 50 Stellwänden und in einer Anzahl von Vitrinen wird ein umfassender Überblick über die Entwicklung der Heilkunde in 4000 Jahren vermittelt. Ziel der Ausstellung ist es, die jeweiligen Beiträge deutscher Ärzte zum Fort- schritt der Medizin besonders her- vorzuheben. Die Ausstellung, die in einer Anzahl deutscher Universitäts- städte gezeigt werden wird, ist an sich für das Ausland bestimmt und wird jeweils mit Legenden in engli- scher, französischer, spanischer und portugiesischer Sprache in 70 Ländern der Welt und 126 Städten gezeigt werden. Dabei werden je- weils die Medizinhistoriker in den einzelnen Ländern Einführungsrefe- rate geben und auf die besonderen deutschen Beziehungen mit ihren Staaten eingehen.
Zur Eröffnung hoben Staatsminister Karl Moersch vom Auswärtigen Amt und Staatssekretär Paul Arnold Nel- les vom Ministerium für Arbeit, Ge- sundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen die Bedeutung dieser Ausstellung im Hinblick auf ein besseres Verständnis der Ent- wicklung der Medizin hervor. WZ