V A R I A
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 3⏐⏐20. Januar 2006 AA135
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lara kam im Alter von 16 Jahren mit einer schwe- ren bulimischen Erkran- kung auf die kinder- und ju- gendpsychiatrische Station.Sie hatte die Schule erfolg- reich abgeschlossen, lebte aber noch bei ihren Eltern und jüngeren Geschwistern.
Mit zunehmender Intensität der Bulimia nervosa verlor Clara an Selbstwertgefühl, wurde affektlabil und leicht reizbar. Während der Be- handlung setzte sie sich mit ihren Bedürfnissen nach mehr Aufmerksamkeit und Harmonie in ihrer Familie auseinander. Sie wünschte sich, beschützt zu werden und geborgen zu sein, in Ruhe und Ordnung zu leben, sich glücklich zu fühlen. Diese Wünsche verarbeitete sie in ihren Bildern.
Der große Baum mit brei- tem Stamm und starken Wur-
zeln symbolisiert Kraft und Sicherheit. Die Umwelt ist friedlich und betont harmo- nisch (ebene Flächen, Son- nenuntergang). Clara selbst befindet sich im Zentrum des Baumes, im Zentrum ihrer Bedürfnisse nach Geborgen- heit und Liebe. Sie steht dort nicht allein, sondern mit ihrem zukünftigen Partner, der sie – größer und umar- mend – ebenfalls schützt.
Das Bild spiegelt einer- seits Claras Wünsche nach Geborgenheit und Schutz wi- der, macht andererseits aber
auch deutlich, wie wenig Si- cherheit sie aus sich selbst herausschöpfen kann bezie- hungsweise wie hilflos sie sich angesichts der Anforde- rungen des Lebens fühlt.
Dieses Thema war ein wichti- ger Bestandteil der Psycho- therapie: die eigenen Bedürf- nisse erkennen und lernen, selbstsicher dafür einzuste-
hen. Sylvia Eimecke
Kinder-Psyche
Geborgen in der Mitte des Baumes
Foto:Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie,Marburg
E
ines der größten Projekte der Informationstechno- logie ist die Einführung der elektronischen Gesund-heitskarte ab 2006 in Deutsch- land. Etwa 200 000 niederge- lassene Ärzte, 22 000 Apothe- ken, mehr als 2 000 Kranken-
häuser und knapp 300 Kran- kenkassen werden miteinan- der vernetzt. Die elektroni- sche Speicherung gesund- heitsbezogener Daten soll die Kommunikation zwischen Pa- tienten und Ge-
sundheitsversor- gern verbessern.
Das Heinz Nix- dorf Museums Fo- rum(www.hnf.de) in Paderborn gibt bis zum 2. April in seinem Show- room einen Ein-
blick in die technischen und organisatorischen Hintergrün- de der Gesundheitskarte. Die Besucher der Ausstellung können anhand von Demon- strationsmodellen die Struk-
turen des Systems kennen ler- nen, Kartenlesegeräte aus- probieren und beispielsweise ein „elektronisches Rezept“ er- stellen. Am Eingang erhalten sie gegen Pfand eine „echte“
Gesundheits- karte, mit der sie im Rah- men eines De- monstrations- systems sämt- liche relevan- ten Stationen von der Arzt- praxis über den Patientenkiosk bis zur Apotheke erproben können.
Vertiefende Informationen bieten mehrere Informati- onsterminals, Texte und Gra-
fiken. EB
Ausstellung
Medizin à la carte
Fünf Jahre lang stammten die Kunstwerke und deren Interpretationen in der Rubrik „Kunst und Psyche“ aus der Sammlung des Psychoanalytikers und Kunstkenners Dr. Hartmut Kraft. Die Kunstwerke ab diesem Heft stam- men von Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psy- chotherapie der Universität Marburg. Das Krankheitsbild und der Zusam- menhang mit dem Werk wird von Kinder- und Jugendpsychiatern und -psy- chotherapeuten der Klinik in der neu benannten Rubrik „Kinder-Psyche“
erläutert. Rückmeldungen sind erwünscht. PB
Fotos:hnf