Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Gastroenteritis durch NAG-Vibrionen
Frage kommenden Keime - obligat oder fakultativ enterepathogene gram-negative, zytochromoxidase- positive Stäbchen - sind in der Ta- belle zusammengestellt. Die Ab- grenzung von Vibrionen gegen das Genus Pseudomonas gelingt meist leicht auf Grund von Koloniemor- phologie, typischem Geruch und fehlender Indolbildung der Pseudo- monaden. Nach unseren Erfahrun- gen lassen sich diese auch nicht in Monsur-Wasseroder auf TCBS-Agar kultivieren. Aeromonaden fanden wir jedoch häufiger als große, gelbe Kolonien auf TCBS-Agar. Sie sind wie Vibrionen Indol-positiv. Eine Dif- ferenzierung gelingt mit dem Novo- biocin-Test, dem Arginindihydrola- se-Nachweis sowie dem Ornithin- und Lysindecarboxylase-Nachweis (Tabelle). Ist die Genusdiagnose "Vi- brio" gesichert, so schließen fehlen- de Agglutinationsreaktionen mit spezifischen Antiseren die Spezies
"Vibrio cholerae" aus. Vibrio para-
haemolyticus endlich bildet grüne Kolonien auf TCBS-Agar, utilisiert stets Citrat und bildet regelmäßig Ornithindecarboxylase.
Die klinische Relevanz des Nachwei- ses eines der genannten Keime aus dem Stuhl ist different (Tabelle).
Während Pseudomonas-Arten und Aeromonas hydrophila nur als fakul- tativ pathogen angesehen werden (6, 7)*), darf die pathogenetische Be- deutung der genannten Vibrionen für Infektionskrankheiten des Ma- gen-Darm-Traktes beim Menschen als gesichert gelten (1, 8, 9)*). Wie die Beispiele des Vibrio cholerae Biotype EI- Tor und jetzt der NAG- Vibrionen gezeigt haben, können auch bisher für apathogen gehalte- ne Keime aus im einzelnen nur un- zureichend bekannter Ätiologie (Er- werb der Toxinbildungspotenz durch Phageninfektion?) plötzlich virulent werden.
Mit derart durch Touristen einge- schleppten Darminfektionen ist ins- besondere gegen Ende der Som- merurlaubszeit zu rechnen. Die hier vorgelegten Kasuistiken sollten Ver-
*) Die Literaturstellen 6 und 7, ferner 8 und 9 sind nur im Literaturverzeichnis des Son- derdrucks wiedergegeben.
anlassung geben, stärker als bisher Wert auf eine fachkundige mikrobio- logische Diagnostik zu legen, nicht zuletzt deswegen, damit gegebe- nenfalls rechtzeitig auf neuartige epidemiologische Situationen auf- merksam gemacht werden kann.
Zusammenfassung
Zwei Gastroenteritisfälle durch NAG-Vibrionen ( = non-agglutinable vibrios; auch: NCV = non-cholera vibrios) werden beschrieben. Diese Keime sind lange Zeit für apathogen gehalten und erst in jüngster Zeit überwiegend in Asien als Krank- heitserreger beschrieben worden.
Seide Patienten waren Kinder, die in Nordafrika mit der typischen Sym- ptomatik einer akuten Gastroenteri- tis erkrankten und die Erreger bei deutlich protrahiertem Krankheits- verlauf nach Deutschland ein- schleppten. Insbesondere gegen Ende der Sommerurlaubszeit ist mit durch Touristen eingeschleusten In- fektionskrankheiten zu rechnen.
Eine fachkundige mikrobiologische Diagnostik ist notwendig, damit nicht allein im Einzelfall die richtige Therapie eingeleitet, sondern auch die Öffentlichkeit rechtzeitig auf- merksam gemacht werden kann.
(Für die bereitwillige Überlassung der Krankengeschichten danken wir herzlich Frau Dr. med. A. Hintze, Fachärztin für Kinderkrankheiten, Köln, und Frau Dr. med. B. Ulmer, Kinderkrankenhaus der Stadt Köln [Direktor: Professor Dr. med.
H. Ewerbeck]).
Literatur
(1) Mclntyre, 0. R., Feely, G. C., Greenough 111, W. B., Benenson, A. S., lqbalul Hassan, S., and Saad, A.: Amer. J. Trop. Med. Hyg. 14 (1965) 412-418- (2) Stepankova, E., Lietava, 1., Aldo- va, E., and Laznickova, K.: Cs. Epidem. 16 (1967) 304, ref. Excerpta med. (Amst.), Sect. IV, 21 (1968) 429-(3) Bader, R. E.: Münch. med.
Wschr. 114 (1972) 914-918-(4) Ko, H. L., Lüt- ticken, R., Pulverer, G.: Dtsch. med. Wschr. 98 (1973) 1494-1499-(5) Müller, H. E., Lütticken, R.: Pathol. Microbiol. 41 (1974) 233-239
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Ulrich Höffler Hong Lioe Ko
Hygiene-Institut der Universität Köln Fürst-Pückler-Straße 56
5000 Köln 41 (Lindenthal)
1080 Heft 16 vom 21. April1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT
Berichtigungen Notfall im
Bereitschaftsdienst:
Das Lungenödem
ln der Arbeit "Das Lungen- ödem", Heft 12/1977, Seite 791 f., ist auf Seite 792, rechte Spalte (Therapie) im drittletz- ten Absatz ein Schreibfehler enthalten. Es darf nicht hei-
ßen: "Catapresan 150 mg (Mil-
ligramm) i. v . . .. ", es muß vielmehr heißen "Catapresan 150 !lg (Mikrogramm i.v.). Wir bitten diesen Fehler zu ent-
schuldigen. DÄ
Falsche Dosisangaben bei Gamonil
Die Firma E. Merck teilt mit: ln den im Dezember 1976 gefer- tigten Packungen der Präpa- rate Gamonil 35 und 70 mg ist irrtümlich im Beipackzettel die Dosierung für stationäre Patienten wie folgt angege- ben: "Tagesdosen über 6 mal 2 Tabletten zu 35 mg bezie- hungsweise 3 mal 1 Tablette zu 70 mg (210 mg) können in Einzelfällen entsprechend den individuellen Erfordernissen überschritten werden." Die richtige Dosierangabe ist:
~ Tagesdosen über 3 mal 2 Tabletten zu 35 mg bezie- hungsweise 3 mal 1 Tablette zu 70 mg (21 0 mg) können in Einzelfällen entsprechend den individuellen Erfordernissen überschritten werden. Die Firma E. Merck weist aus- drücklich auf diesen Irrtum hin, obgleich anzunehmen ist, daß die Gefahr einer Fehl- interpretation eingeschränkt war, weil eine Dosierung von 6 mal 2 Tabletten ganz unüblich ist und die Gesamtdosis durch die Alternative 3 mal 1 Tablet- te zu 70 mg (21 0 mg) erklärt
wurde. E. Merck/H