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Archiv "Gastroenteritiden durch NAG-Vibrionen: Krankheitsverlauf bei zwei aus Nordafrika eingereisten Kindern" (21.04.1977)

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Academic year: 2022

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TECHNIK IN DER MEDIZIN

„Seh"-Hilfe für Blinde

Blinde „sehen" mit Ultraschall. Sie können mittels eines neuartigen Geräts Hindernisse bis zu fünf Meter Entfernung wahrnehmen. Durch das Abhören der in Schallimpulse umgewandelten Echo-Signale kann der Blinde mit einiger Übung sogar unterscheiden, wo sich größere Objekte in seiner Umgebung befinden Foto: Bayer AG

Die Firma Wormald International Sensory Aids Ltd. in Christchurch, Neuseeland, hat unter der Bezeich- nung „Sonicguide" eine Sehhilfe auf den Markt gebracht, die es ge- stattet, durch Ultraschall größere Hindernisse bis zu einer Entfernung von 5 Meter auszumachen. Die Bat- terien und die Elektronik haben die Größe einer Zigarettenpackung.

Empfänger und Sender des Geräts sind recht unauffällig in einer Spe- zialbrillenfassung montiert (Abbil- dung). Die Brillenfassung besteht aus dem Chemiewerkstoff Cellidor®, einem Kunststoff, der sich seit lan- gem für die Anfertigung von Brillen- gestellen bewährt hat. Es liegt auf der Hand, daß dieses Gerät für Blinde von großem Interesse ist.

Durch das Abhören der in Schallim- pulse umgewandelten Ultraschall-

signale kann der Träger des Geräts mit einiger Übung größere Objekte wie Räume, Mauern, Autos, Men- schen usw. wahrnehmen und mit ei- niger Übung auch einordnen.

Zweifellos bedeutet dieses Gerät für viele eine echte Hilfe, auch wenn sich damit natürlich kleinere Kontu- ren und Gegenstände nicht identifi- zieren lassen. Str

Hersteller:

Wormald International Sensory Aids Ltd.

Christchurch Neuseeland

Hysterektomie

nommen. Bei benignen Ovarialtu- moren wurde das innere Genitale in 38,3 Prozent der Fälle vollständig entfernt. Unter intensiver präopera- tiver Vorbereitung, Anwendung mo- derner Anästhesieverfahren und sorgfältiger postoperativer Betreu- ung kann mit dem Lebensalter al- lein die Wahl einfacherer und un- vollständiger Operationsmethoden nicht begründet werden. Bei gege- bener Operationsindikation ist die abdominale beziehungsweise vagi- nale Hysterektomie mit Entfernung der Adnexe auch für ältere Frauen die Methode der Wahl.

Literatur

Benthin, W.: Myome in der Menopause, Dtsch.

med. Wschr. 65 (1939) 41-43 — Berle, P., Stein- born, H., Thomsen, K.: Fortschritte und Wandel in der geriatrischen operativen Gynäkologie, Geburtsh. u. Frauenheilk. 36 (1976) 237-246 — Hilfrich, H. J., Wittke, U., Flaskamp, D., Neeb, U.: Geriatrische Probleme in der operativen Gynäkologie, Dtsch. Ärztebl, 11 (1972) 626-629

— Jalüvka, V.: Operative geriatrische Gynäkolo- gie, Gynäk. Rd'schau 14 (1974) 268-313 — Ja- lüvka, V.: Uterus myomatosus im geriatrischen Operationsgut, Geburtsh. u. Frauenheilk. 35 (1975) 919-928 — Knörr, L., Beller, F. K., Laurit- zen, Ch.: Lehrbuch der Gynäkologie, Springer Verlag, Berlin 1972, S. 68 — Staemmler, H. J., Quaeitzsch, V.: Über die Problematik der prä- ventiven Hysterektomie, Geburtsh. u. Frauen- heilk. 32 (1972) 89-96

Anschrift des Verfassers Dr. med. Vladimir Jalüvka Assistenz-Professor Freie Universität Berlin

Fachbereich Klinikum Steglitz (FB 2) Frauenklinik und Poliklinik (WE 4) Hindenburgdamm 30

1000 Berlin 45

(2)

ÜBERSICHTSAUFSATZ

NAG-Vibrionen (= non-agglutinable vibrios) verhalten sich morpholo- gisch und biochemisch wie Cholera- vibrionen, lassen sich jedoch weder mit poly- noch mit monovalentem Antiserum gegen Vibrio cholerae und dessen Bio- und Serotypen ag- glutinieren, da ihnen das 0-Gruppe- 1-Antigen dieser Keime fehlt.

Bis in die jüngste Zeit wurden NAG- Vibrionen als harmlose Bewohner des Oberflächenwassers und spora- dische Saprophyten beim Menschen eingestuft, ohne daß ihnen eine hu- manpathogene Potenz beigemessen worden wäre. Erst die Erfahrungen mit dem ebenfalls zunächst für apa- thogen gehaltenen Vibrio cholerae Biotype EI-Tor (Tabelle), der nach sechs durch Vibrio cholerae Biotype cholerae ausgelösten Pandemien seit 1960 als alleiniger Erreger der siebten Cholerapandemie auftritt, ließen auch bei den taxonomisch nahe verwandten NAG-Vibrionen eine potentielle Pathogenität vermu- ten. 1963 wurde tatsächlich tierex- perimentell bei diesen Bakterien eine choleragene Potenz nachge- wiesen, und 1965 wurde aus Asien über Enteritiden berichtet, bei denen aus den Fäzes der Patienten NAG-Vibrionen isoliert worden wa- ren (1). Aus der Tschechoslowakei kam 1965 der erste Bericht über Le- bensmittelvergiftungen durch NAG- Vibrionen in Europa (2); 1972 (Hei- delberg) sowie 1973 (Köln) wurden erstmals zwei Fälle in Deutschland beobachtet (3, 4).

Im folgenden wird über zwei weitere Gastroenteritis-Fälle berichtet, bei denen NAG-Vibrionen aus dem Stuhl gezüchtet wurden. In beiden Fällen handelt es sich um Kinder, die wenige Tage vor der Untersuchung aus nordafrikanischen Ländern (Tu- nesien beziehungsweise Marokko) eingereist waren.

Fall 1

Anamnese: Im Juli 1976 fuhr der ge- sunde zehnjährige Carsten H. mit seiner Mutter in ein Ferienzentrum an der tunesischen Küste. Wenige Tage nach der Ankunft erkrankte er akut mit Übelkeit, Erbrechen, Leib- schmerzen, profusen wässerigen Diarrhöen (bis zu acht Entleerungen am Tag), subfebrilen Temperaturen, Kopfschmerzen und Adynamie bei starkem Durstgefühl, Appetitlosig- keit und deutlich vermindertem All- gemeinzustand. Weder eine achttä- gige Therapie mit Mexaform® noch eine anschließende Behandlung mit Kohlekompretten brachten eine Besserung; vielmehr verlief die Krankheit protrahiert mit chronisch rezidivierenden Durchfällen, die bei fortbestehendem Unwohlsein und starker Abgeschlagenheit innerhalb von drei Wochen zu einem Ge- wichtsverlust von insgesamt zwei Ki- logramm Körpergewicht 7 Pro- zent des Normalgewichtes) führten.

Die nach der Rückkehr in Deutsch- land konsultierte Kinderärztin schickte umgehend eine Stuhlprobe zur Untersuchung ein.

Vor allem gegen Ende der Sommerurlaubszeit ist mit durch Touristen eingeschleu- sten Infektionskrankheiten zu rechnen. Im folgenden wer- den zwei Gastroenteritisfäl- le durch NAG-Vibrionen (=

non-agglutinable vibrios; oder auch: NCV = non-cholera vi- brios) beschrieben. Diese Keime sind lange Zeit für apa- thogen gehalten worden. Erst in jüngster Zeit wurden sie, überwiegend in Asien, als Krankheitserreger beschrie- ben. Beide Patienten waren Kinder, die in Nordafrika mit der typischen Symptomatik ei- ner akuten Gastroenteritis er- krankten. Sie schleppten die Erreger bei deutlich protra- hiertem Krankheitsverlauf nach Deutschland ein.

Bakteriologische Diagnostik: In der am 18. Krankheitstag entnommenen Stuhlprobe konnten weder Salmo- nellen, Shigellen noch Dyspepsie- Coli-Typen nachgewiesen werden.

Nach parallel hierzu angelegter 24- stündiger selektiver Vorkultur in Monsur-Wasser (alkalisches Natri- um-Tau rocholat-Tellu rit-Trypticase- Pepton-Medium) wuchsen auf dem modifizierten hochselektiven TCBS- Cholera-Medium ( Thiosulfate-Citra- te-Bile-Succhrose-Agar der Firma Oxoid) massenhaft typische intensiv gelbe, opake, flache Oberflächenko- lonien von 2-3 Millimeter Durch- messer. Bei Reinisolierung auf Blut- agar sah man große, graue Kolonien mit deutlicher ß-Hämolyse. Die wei- terführende Diagnostik entsprach in allen Einzelreaktionen den Angaben für NAG-Vibrionen in der Tabelle.

Agglutinationsreaktionen mit poly- valenten Antiseren gegen das 0- Gruppe-1-Antigen von Glatt- und Rauhformen des Vibrio cholerae verliefen negativ. Nach dem Kohlen- hydratspaltungsvermögen (Arabino- se: negativ; Mannose: positiv; Sac- charose: positiv) wurde die Heiberg- Gruppe I bestimmt. Im Antibio- gramm waren die Keime sensibel für Penicillin G, Carbenicillin, Cephalo-

Gastroenteritiden

durch NAG-Vibrionen

Krankheitsverlauf

bei zwei aus Nordafrika eingereisten Kindern

Ulrich Höffler und Hong Lioe Ko

Aus dem Hygiene-Institut der Universität Köln (Direktor: Professor Dr. med. Gerhard Pulverer)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 16 vom 21. April 1977 1077

(3)

Gastroenteritis durch NAG-Vibrionen

sporine, Gentamycin, Chloramphe- nicol, Tetracycline, Erythromycin, Novobiocin, Sulfonamide sowie die Kombinationen Sulfamethoxazol/

Trimethoprim und Neomycin/Baci- tracin. Resistent war der NAG- Stamm gegen Oxacillin, Ampicillin, Colistin beziehungsweise Polymyxin B und Lincomycin.

Ferner wurden aus dieser ersten Stuhlprobe vermehrt Enterokokken angezüchtet als Zeichen der immer noch bestehenden Diarrhöen. Eine am 21. Krankheitstag entnommene Stuhlprobe enthielt wiederum NAG- Vibrionen.

Weiterer Verlauf: Unter der Therapie mit Diät und Kaoprompt-H® trat eine Woche nach der Heimreise und nach insgesamt vierwöchigem Krankheitsverlauf auch ohne antimi- krobielle Chemotherapie endlich eine anhaltende Besserung ein. Der Junge nahm normal an Gewicht zu.

Bei Nachuntersuchungen über vier Monate fand sich kein Hinweis auf bleibende Schäden oder auf eine Entwicklungsverzögerung. Spätere Stuhlkontrollen und Umgebungsun- tersuchungen verliefen negativ.

Fall 2

Anamnese: Im Juli 1976 erkrankte Salah U., ein in Deutschland gebore- nes einjähriges marokkanisches Mädchen, während eines Ferienauf- enthaltes in seiner Heimat mit der Symptomatik eines akuten gastroin- testinalen Infektes. Ohne spezifische Therapie persistierten die Diarrhöen bei subfebrilen Temperaturen und sporadischem Erbrechen. Zwei Wo- chen nach Krankheitsbeginn wurde das Kind nach Deutschland ge- bracht. Nach einer weiteren Woche ohne Besserung (Gewichtsdifferenz gegenüber dem Normalgewicht:

—1430 Gramm —13 Prozent!) zeigte es bei stationärer Aufnahme eine deutliche Exsikkose und ein meteo- ristisch geblähtes Abdomen mit leb- hafter Peristaltik.

Bakteriologische Diagnostik: Me- thodik siehe oben! Die erste Stuhl- probe (etwa 23. Krankheitstag) ent- hielt massenhaft NAG-Vibrionen.

Die Keime glichen in allen in der Tabelle angegebenen Einzelreaktio- nen denjenigen des ersten Falles, gehörten jedoch nach dem Kohlen- hydratabbau (Arabinose: negativ;

Mannose: negativ; Saccharose: po- sitiv) der Heiberg-Gruppe II an. Dys- pepsie-Coli-Bakterien, Salmonellen und Shigellen wurden ausgeschlos- sen. Im Antibiogramm verhielten sich die Keime wie diejenigen bei Fall 1, waren jedoch gegen Sulfon- amide nur mäßig sensibel.

Eine am 28. Krankheitstag entnom- mene Stuhlprobe war bakteriolo- gisch unauffällig. In einer dritten Stuhlprobe vom 32. Tag nach Krank- heitsbeginn wurde zusätzlich der Dyspepsie-Coli-Typ 078 nachgewie- sen. Stuhlproben vom 43. und 59.

Tag enthielten nach deutlicher Bes- serung der Durchfallssymptomatik keine obligat pathogenen Bakterien mehr, zeigten aber eine Dysbakterie mit nur spärlich normaler aerob züchtbarer Stuhlflora und vereinzelt Sproßpilzen aus der Candidagruppe bzw. Proteus-Bakterien.

Weiterer Verlauf: Nach der stationä- ren Aufnahme trat unter Aufbaudiät nur langsam eine geringfügige Bes- serung der Diarrhöen ein. Erst als zusätzlich ein Dyspepsie-Coli-Typ im Stuhl gefunden und daraufhin eine antimikrobielle Therapie mit der Kombination Sulfamethoxazol/

Trimethoprim eingeleitet wurde, trat eine weitgehende Normalisierung der Stuhlverhältnisse ein. Da vorher bei zweimaliger eingehender Suche keine Dyspepsie-Coli-Bakterien ge- funden worden waren, muß das Vor- liegen einer Doppelinfektion ange- nommen werden. Die nach der Anti- biotikagabe aufgetretene Dysbakte- rie führte auch weiterhin noch zu häufigeren und weichen Stühlen, verzögerte jedoch nicht die Wieder- herstellung eines guten Ernäh- rungs- und Allgemeinzustandes. Mit einem Körpergewicht von 10 340 g (Zunahme von 1 170 g in 25 Tagen!) konnte das Kind nach insgesamt sechswöchiger Krankheitsdauer und dreiwöchigem Klinikaufenthalt in ambulante Kontrolle entlassen werden. Bei Nachuntersuchungen wurde der Eindruck eines Entwick-

lungsrückstandes verneint. Vibrio- nen konnten weder bei späteren am- bulanten Stuhlkontrollen noch bei zahlreichen Umgebungsuntersu- chungen nachgewiesen werden.

Diskussion

NAG-Vibrionen sind bis heute in Eu- ropa kaum als Krankheitserreger be- schrieben worden, obwohl sie seit langem bekannt sind und auch bei uns vorkommen. 1973 züchteten Ko et al. aus 36 von 38 Kölner Fluß- und Abwasserproben 61 verschiedene NAG-Vibrionen-Stämme (4). 15 Pro- ben enthielten sogar mehrere Stämme, die verschiedenen Hei- berg-Gruppen angehörten. Müller et al. (5) konnten bei 6 von 59 Wasser- und 5 von 11 Patientenstämmen Neuraminidase nachweisen, ein möglicherweise für die Virulenz der Keime entscheidend wichtiger Fak- tor, wie dies bereits für Vibrio chole-

rae gesichert werden konnte.

Die von Ko et al. beschriebene Ente- ritis durch NAG-Vibrionen bei einer 81 jährigen Insassin eines Kölner Al- tenheimes hat jedoch als einzige der vier bisher in Deutschland beschrie- benen NAG-Enteritiden offensicht- lich eine autochthone Genese.

Der 1972 von Bader in Heidelberg beobachtete Fall (3) wurde wie die beiden hier beschriebenen einge- schleppt, und zwar aus Indien. Un- günstige klimatische und hygieni- sche Bedingungen spielen bei Infek- tionen mit diesen Wasserbakterien eine entscheidende Rolle. So fand bei keinem der in Deutschland be- obachteten Krankheitsfälle eine Ausbreitung statt. 1967 in der Tsche- choslowakei allerdings erkrankten 65 Personen nach Genuß infizierter Pommes frites (2).

Bei zweien der vier deutschen Fälle sah man Veranlassung zu einer anti- mikrobiellen Chemotherapie; im ei- nen Fall wurden Sulfamethoxazol/

Trimethoprim, im anderen die gegen Vibrionen bisher vornehmlich emp- fohlenen Tetracycline gegeben.

Beide waren klinisch wirksam.

Die wichtigsten für die engere bak- teriologische Differentialdiagnose in

(4)

Gastroenteritis durch NAG-Vibrionen

Tabelle: Bakteriologische Diagnostik und klinische Relevanz humanpathogener Vibrionen und differentialdiagno- stisch wichtiger Keime

Vibrio cholerae

Vibrio

Biotype Biotype NAG- para- Pseudomonas

cholerae El-Tor Vibrionen haemolyticus Aeromonas aeruginosa

Gramverhalten negativ negativ negativ negativ negativ negativ

Wachstum in/auf

Monsur-Wasser + + + + +

TCBS-Agar gelbe, glän- gelbe, glän- gelb-opake grüne gelbe zende Kolonien zende Kolonien Kolonien Kolonien Kolonien

)3-Hämolyse d*) d*) d*) d*) d*)

Zytochromoxidase + Oxidations-/

Fermentations- +/+ +/+ +/+ +/+ +1+ +/-

Test

Indolproduktion

Citratutilisation d*) d*) d*) d*)

Glucosefermentation

Säure-/Gasbildung +/— +/— +/— +/— +/d*) —/—

Laktose

Lysindekarboxylase + Ornithin-

dekarboxylase d*)

Arginindihydrolase Novobiocin- Empfindlichkeit Agglutination

mit Anti-01-Serum +

Phage IV (Mukerjee) Lyse resistent resistent resistent resistent resistent Ätiologische gesichert gesichert gesichert gesichert möglich möglich Bedeutung für (R. Koch, (van Loghem, (Mclntyre, (Sakazaki, (v. Graevenitz, (Caselitz,

Enteritiden 1883) 1938) 1965) 1963) 1968) 1966)

Epidemiologie von 1816 bis 1937 erste seit 1965 Lebensmittel- unklar Lebensmittel- 1923 6 Pan- Fälle in Ce- Einzelfälle vergiftungen vergiftungen demien, z. Z. lebes, von und eine in Japan und und noso- noch ende- dort seit 1960 Nahrungsmit- Südostasien komiale

misch in 7. Cholera- telepidemie Infektionen

Asien Pandemie

Krankheits- sehr schwer schwer protrahiert, schwer unter- unter-

verlauf relativ schiedlich schiedlich

blande

Wirksame Anti- Tetracycline, Tetracycline, Tetracycline, Tetracycline, Tetracycline, Colistin bzw.

biotika Sulfamethoxa- Sulfamethoxa- Sulfamethoxa- Aminoglyco- Polymyxin B,

zol/Tri- zol/Tri- zol/Tri- side, Coli- Aminoglycosi-

methoprim methoprim methoprim stin bzw. de nach Anti-

Polymyxin B biogramm

*) d = different Klinische Relevanz Bakteriologische Diagnostik

—/— —/— —/— —/— d")/— —/—

d*)

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Heft 16 vom 21. April 1977 1079

(5)

Gastroenteritis durch NAG-Vibrionen

Frage kommenden Keime - obligat oder fakultativ enterepathogene gram-negative, zytochromoxidase- positive Stäbchen - sind in der Ta- belle zusammengestellt. Die Ab- grenzung von Vibrionen gegen das Genus Pseudomonas gelingt meist leicht auf Grund von Koloniemor- phologie, typischem Geruch und fehlender Indolbildung der Pseudo- monaden. Nach unseren Erfahrun- gen lassen sich diese auch nicht in Monsur-Wasseroder auf TCBS-Agar kultivieren. Aeromonaden fanden wir jedoch häufiger als große, gelbe Kolonien auf TCBS-Agar. Sie sind wie Vibrionen Indol-positiv. Eine Dif- ferenzierung gelingt mit dem Novo- biocin-Test, dem Arginindihydrola- se-Nachweis sowie dem Ornithin- und Lysindecarboxylase-Nachweis (Tabelle). Ist die Genusdiagnose "Vi- brio" gesichert, so schließen fehlen- de Agglutinationsreaktionen mit spezifischen Antiseren die Spezies

"Vibrio cholerae" aus. Vibrio para-

haemolyticus endlich bildet grüne Kolonien auf TCBS-Agar, utilisiert stets Citrat und bildet regelmäßig Ornithindecarboxylase.

Die klinische Relevanz des Nachwei- ses eines der genannten Keime aus dem Stuhl ist different (Tabelle).

Während Pseudomonas-Arten und Aeromonas hydrophila nur als fakul- tativ pathogen angesehen werden (6, 7)*), darf die pathogenetische Be- deutung der genannten Vibrionen für Infektionskrankheiten des Ma- gen-Darm-Traktes beim Menschen als gesichert gelten (1, 8, 9)*). Wie die Beispiele des Vibrio cholerae Biotype EI- Tor und jetzt der NAG- Vibrionen gezeigt haben, können auch bisher für apathogen gehalte- ne Keime aus im einzelnen nur un- zureichend bekannter Ätiologie (Er- werb der Toxinbildungspotenz durch Phageninfektion?) plötzlich virulent werden.

Mit derart durch Touristen einge- schleppten Darminfektionen ist ins- besondere gegen Ende der Som- merurlaubszeit zu rechnen. Die hier vorgelegten Kasuistiken sollten Ver-

*) Die Literaturstellen 6 und 7, ferner 8 und 9 sind nur im Literaturverzeichnis des Son- derdrucks wiedergegeben.

anlassung geben, stärker als bisher Wert auf eine fachkundige mikrobio- logische Diagnostik zu legen, nicht zuletzt deswegen, damit gegebe- nenfalls rechtzeitig auf neuartige epidemiologische Situationen auf- merksam gemacht werden kann.

Zusammenfassung

Zwei Gastroenteritisfälle durch NAG-Vibrionen ( = non-agglutinable vibrios; auch: NCV = non-cholera vibrios) werden beschrieben. Diese Keime sind lange Zeit für apathogen gehalten und erst in jüngster Zeit überwiegend in Asien als Krank- heitserreger beschrieben worden.

Seide Patienten waren Kinder, die in Nordafrika mit der typischen Sym- ptomatik einer akuten Gastroenteri- tis erkrankten und die Erreger bei deutlich protrahiertem Krankheits- verlauf nach Deutschland ein- schleppten. Insbesondere gegen Ende der Sommerurlaubszeit ist mit durch Touristen eingeschleusten In- fektionskrankheiten zu rechnen.

Eine fachkundige mikrobiologische Diagnostik ist notwendig, damit nicht allein im Einzelfall die richtige Therapie eingeleitet, sondern auch die Öffentlichkeit rechtzeitig auf- merksam gemacht werden kann.

(Für die bereitwillige Überlassung der Krankengeschichten danken wir herzlich Frau Dr. med. A. Hintze, Fachärztin für Kinderkrankheiten, Köln, und Frau Dr. med. B. Ulmer, Kinderkrankenhaus der Stadt Köln [Direktor: Professor Dr. med.

H. Ewerbeck]).

Literatur

(1) Mclntyre, 0. R., Feely, G. C., Greenough 111, W. B., Benenson, A. S., lqbalul Hassan, S., and Saad, A.: Amer. J. Trop. Med. Hyg. 14 (1965) 412-418- (2) Stepankova, E., Lietava, 1., Aldo- va, E., and Laznickova, K.: Cs. Epidem. 16 (1967) 304, ref. Excerpta med. (Amst.), Sect. IV, 21 (1968) 429-(3) Bader, R. E.: Münch. med.

Wschr. 114 (1972) 914-918-(4) Ko, H. L., Lüt- ticken, R., Pulverer, G.: Dtsch. med. Wschr. 98 (1973) 1494-1499-(5) Müller, H. E., Lütticken, R.: Pathol. Microbiol. 41 (1974) 233-239

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Ulrich Höffler Hong Lioe Ko

Hygiene-Institut der Universität Köln Fürst-Pückler-Straße 56

5000 Köln 41 (Lindenthal)

Berichtigungen Notfall im

Bereitschaftsdienst:

Das Lungenödem

ln der Arbeit "Das Lungen- ödem", Heft 12/1977, Seite 791 f., ist auf Seite 792, rechte Spalte (Therapie) im drittletz- ten Absatz ein Schreibfehler enthalten. Es darf nicht hei-

ßen: "Catapresan 150 mg (Mil-

ligramm) i. v . . .. ", es muß vielmehr heißen "Catapresan 150 !lg (Mikrogramm i.v.). Wir bitten diesen Fehler zu ent-

schuldigen. DÄ

Falsche Dosisangaben bei Gamonil

Die Firma E. Merck teilt mit: ln den im Dezember 1976 gefer- tigten Packungen der Präpa- rate Gamonil 35 und 70 mg ist irrtümlich im Beipackzettel die Dosierung für stationäre Patienten wie folgt angege- ben: "Tagesdosen über 6 mal 2 Tabletten zu 35 mg bezie- hungsweise 3 mal 1 Tablette zu 70 mg (210 mg) können in Einzelfällen entsprechend den individuellen Erfordernissen überschritten werden." Die richtige Dosierangabe ist:

~ Tagesdosen über 3 mal 2 Tabletten zu 35 mg bezie- hungsweise 3 mal 1 Tablette zu 70 mg (21 0 mg) können in Einzelfällen entsprechend den individuellen Erfordernissen überschritten werden. Die Firma E. Merck weist aus- drücklich auf diesen Irrtum hin, obgleich anzunehmen ist, daß die Gefahr einer Fehl- interpretation eingeschränkt war, weil eine Dosierung von 6 mal 2 Tabletten ganz unüblich ist und die Gesamtdosis durch die Alternative 3 mal 1 Tablet- te zu 70 mg (21 0 mg) erklärt

wurde. E. Merck/H

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