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Archiv "Interview: Zwei Beispiele" (10.12.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 49

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10. Dezember 2010 A 2451

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

INTERVIEW

Detlev Ganten, Prä- sident des 2. World Health Summit, über die Bedeutung der

„global health“ (DÄ 40/2010: „Interview mit Prof. Dr. med.

Detlev Ganten: ,Man hat Global Health sträflich vernachlässigt‘“ von Vera Zylka- Menhorn).

Zwei Beispiele

Auf die Vernachlässigung von

„Global Health“ wird in dem Inter- view sehr zu Recht hingewiesen.

Gerne möchte ich dazu zwei kon- krete Beispiele nennen:

1. Allein mit der relativ neuen Methode des „land-grabbing“

(Spekulation mit knapp werden- dem Ackerland, zum Beispiel in Afrika) wird mehr Schaden ange- richtet, als mit noch so großen Hilfssendungen gutgemacht werden kann.

2. Wie schwer hat es bei uns und weltweit die Präventionsberatung betreffend Diabetes gegenüber der massiven Werbung für überzuckerte Getränke!

Solche Zusammenhänge müssten den Studierenden beziehungsweise der Bevölkerung klargemacht wer- den. Viel Leid könnte damit ver- mieden werden.

Dr. med. Wieland Walther, 79199 Kirchzarten D

s H d

„ 4 m DetlevGanten: Man

TR A NSPLA NTA TION

Die Lebendspende wie im Fall des Ehe- paars Steinmeier ist argumentativ von der Diskussion über die postmortale Or- ganspende zu tren- nen (DÄ 39/2010: „Organtransplantati- on: Reflexhafter Schlagabtausch“ von Nicola Siegmund-Schultze).

Beide Wege gehen

Der Deutsche Ärztetag hat sich ent- sprechend meinem Antrag zur „Op- timierung der Organspende“ nicht nur für eine zeitnahe neue gesetzli- che Regelung im Sinne einer Wi- derspruchsregelung ausgesprochen, sondern gleichzeitig eine Intensi- vierung der bereits eingeleiteten strukturellen, organisatorischen und finanziellen Maßnahmen gefordert.

Durch dieses zweigleisige Vorge- hen wurde Spanien innerhalb von

15 Jahren Spitzenreiter in Sachen Organspenden, obwohl es zuvor eu- ropäisches Schlusslicht gewesen ist.

Auf eine Million Einwohner kom- men in Spanien rund 34 Organspen- der – fast doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt; hier sind es nur gut 18. Deutschland liegt im unte- ren Mittelfeld mit 15 Spendern.

Zurzeit beträgt die Wartezeit für ei- ne Nierentransplantation bei uns laut der Deutschen Stiftung Organ- spende über fünf Jahre, in Spanien liegt sie dagegen unter zwei Jahren.

Nach wie vor sterben jeden Tag drei Menschen, weil für sie nicht recht- zeitig ein Organ zur Verfügung steht.

Und auch dieses Jahr leben 12 000 Menschen in der Hoffnung, endlich ein Organ zu bekommen, das ihnen das Leben retten oder zumindest er- heblich erleichtern könnte.

Für diejenigen, die auf ein Organ warten, ist unser „reflexhafter Schlagabtausch“ nicht zielführend.

Folgen wir doch dem Beschluss der

S

D w p a d d g nen (DÄ 39/2010: O

Deutschen Ärzteschaft und gehen wir beide Wege gleichzeitig.

Dr. med. Karl Breu, 1. Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Weilheim-Schongau,

82362 Weilheim

Mehr Sensibilität

Aus meiner Sicht als Anästhesist, Intensivmediziner, Medizinethiker und Transplantationsbeauftragter, der zum Thema Organspende und -transplantation viele Vorträge hält und Gespräche führt, kann ich Frau Siegmund-Schultze nur zustimmen.

Ich halte es für problematisch, die Diskrepanz zwischen dem großen Bedarf nach Transplantationen und der begrenzten Zahl gespendeter Organe durch eine Gesetzesände- rung lösen zu wollen.

Die erweiterte Zustimmungslösung nimmt als Schutzrecht die Beden- ken und Ängste von Menschen ernst, die nicht vorbehaltlos einer Organentnahme zustimmen. Sie baut nicht auf die Uninformiertheit und Gleichgültigkeit derer, die sich nicht äußern, wie es bei den Befür- wortern einer Widerspruchslösung immer wieder durchschimmert. Die Widerspruchslösung formuliert eher den Anspruch derer, die auf ein Organ warten. Auch wenn die Möglichkeit, seinen Willen auto- nom durchzusetzen, bei beiden ge- setzlichen Varianten aus philosophi- scher, rechtlicher und moralischer Sicht gleichermaßen gegeben ist, ist bei einer Widerspruchslösung prag- matisch auch die Intention dabei, mehr Organe wegen fehlender Wil- lensäußerungen zu gewinnen als bei der derzeitig gültigen Zustim- mungslösung. Diese Absicht kann von denen als unerträgliche Verein- nahmung des Menschen und seiner Organe durch die Medizin verstan-

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10. Dezember 2010 den werden, die heute einer Organ-

spende noch zustimmend gegen- überstehen. Die Forderung wird auch nicht dadurch besser, dass sie vom Ärztetag im Schnellverfahren und von Ärztekammerpräsidenten vertreten wird.

Es wird immer ein Mangel an Orga- nen bestehen. Denn je komplikati- onsärmer Transplantationen verlau- fen, desto weiter werden die Indika- tionen für eine solche Therapie ge- stellt. Das ist nicht nur ein Phäno- men der Transplantationsmedizin.

Statt einer fragwürdigen Gesetzes- änderung sollte dem berechtigten Wunsch nach Erhöhung der Organ- spendezahlen dadurch entsprochen werden, dass

– die Bereitschaft in den Kliniken gesteigert wird, sich an den Organ- spendeverfahren zu beteiligen. Das kann auch durch die Arbeit von Transplantationsbeauftragten in Ko- operation mit der DSO gefördert werden.

– die selbstkritische Öffentlichkeits- arbeit ausgeweitet wird, in der ne- ben den Chancen, die eine Trans- plantation eröffnet, auch die nicht

zu leugnenden Unwägbarkeiten, Ri- siken und Grenzen bei Organspende und Transplantation thematisiert werden. Ehrliche Darlegungen schaffen Vertrauen.

– einerseits die Sorgen und Ängste von Menschen angesichts einer als übermächtig erlebten Medizin wahr- und ernstgenommen und an- dererseits die Möglichkeit zur soli- darischen Hilfe für Kranke als Teil unserer sozialen Verantwortung be- wusstgemacht werden.

Der Ruf nach einer Widerspruchslö- sung wirkt wie der Ruf nach der Brechstange. Mehr Sensibilität de- nen gegenüber, die unsicher sind und die wir für eine Organspende überzeugen wollen, wäre angemes- sener und meiner Ansicht nach nachhaltig wirkungsvoller.

Prof. Dr. med. Fred Salomon, Klinikum Lippe- Lemgo, 32657 Lemgo

Ein frommer Wunsch

Die Kommentatorin mahnt zu Recht an, dass die Organisation zum Finden und Gewinnen von postmortalen Organspendern noch

Optimierungspotenzial bietet. Aller- dings bleibt ein Aspekt unbeachtet, der nicht nur in der Transplantati- onsmedizin zur Verschlechterung der Patientenversorgung führt: Mit welchen personellen Ressourcen sollen denn flächendeckend Trans- plantationskoordinatoren beauftragt werden?

Schon heute berichtet nicht nur das DÄ wiederholt davon, dass die ver- fügbaren Arztarbeitsstunden abneh- men, der Bedarf steigt und ein nicht unwesentlicher Teil der Kollegen ganz oder teilweise aus der Patien- tenversorgung ausscheidet. Die meisten Kliniken stellen schon jetzt zahlreiche ärztliche Arbeitszeit für Beratung, Qualitätsmanagement und Geschäftsführung ab und wer- den zu Recht anmerken, dass eine Transplantationsbeauftragung, vor allem in der Breite der Fläche, er- neut viele Stunden bindet, die an- derswo fehlen.

Der Beauftragte bleibt deshalb vie- lerorts ein frommer Wunsch, wie viele andere, deren Erfüllung gut für unsere Patienten wäre . . .

Markus Wedemeyer, 27578 Bremerhaven

REHA BILIT ATION

Wie könnte eine leistungsgerechte Vergütung im Reha- bilitationssektor aussehen? (DÄ 39/

2010: „Medizinische Rehabilitation: Auf dem Weg zu Reha-DRG“ von Karla Spyra).

DRGs – des Kaisers neue Kleider

Als Arzt mit vielen Berufsjahren und damit Beobachter des mensch- lichen Lebens mit all seinen Irrwe- gen weiß man, dass es die Men- schen besser haben, die aus Fehlern lernen, als jene, die stur Kurs hal- ten, ohne Rücksicht auch auf eigene Verluste.

Vor der Einführung der DRGs – das ist ein offenes Geheimnis – hat man manchmal durch eine Verlängerung der Liegedauer Belegung und Wirt- schaftlichkeit etwas verbessert, als sozial und moralisch verantwortli-

cher Arzt aber nur dort, wo auch ein Vorteil für die betroffenen Patienten erkennbar war. Heute fallen an die- ser Stelle Kosten für Kurzzeitpflege an, vor allem aber für AHB nach wirtschaftlich indizierter, sehr frü- her Entlassung im Rahmen der DRG-Mindestliegedauer.

Seit den DRGs wird die Wirtschaft- lichkeit – auch das ein offenes Ge- heimnis – durch „upgrading“ ver- bessert, dieses ist, wie auch korrekte Codierung, mit erheblichem admi- nistrativem Aufwand verbunden, der Geld kostet . . .

Auf der Seite der Kostenträger er- folgt ein Gegen-Wettrüsten mit ei- ner Vielzahl von Mitarbeitern, die die Angemessenheit der DRG-Co- dierung überprüfen. Mit viel weni- ger Zeit- und damit Personalauf- wand konnte die Angemessenheit von Liegedauern überprüft werden.

Ärzte werden mehr und mehr mit fachfremden und bürokratischen Aufgaben überlastet (hier wären auch die Zertifizierungen zu nen-

nen). Sie haben dadurch immer we- niger Zeit, sich dem Leid ihrer Pa- tienten anzunehmen . . .

Es besteht aber die Hoffnung, dass Dr. med. Rösler und der sozi- al engagierte Herr Seehofer ein Ohr für die haben, die die Verant- wortung für die Patienten tragen:

die Ärzte. Der Rehabereich ist sicher nicht der Wichtigste in der Medizin, bisher aber eine selige, DRG-freie Zone, in der die Zeit der Ärzte, abgesehen von der Pla- ge eines institutionalisierten QM (ein immanentes ist selbstverständ- lich!), noch weitgehend den Pa- tienten gehört.

Ich appelliere an alle Verantwortli- chen, bitte hier nicht den gleichen Fehler zu machen, sondern die Kräfte darauf zu bündeln, die DRG- Bürde wieder von der Akutmedizin zu nehmen. Man sollte an das Mär- chen von des Kaisers neuen Klei- dern denken.

Dr. med. Peter Pommer, Gesundheitszentrum Oberammergau, 82487 Oberammergau W

l V b a 2 R dem WegzuReha-DR

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