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Archiv "Alkoholmißbrauch und Drogenabhängigkeit" (21.11.1974)

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Psychiatrie des Alters in neu zu schaffenden Einrichtungen an be- sonderen beziehungsweise allge- meinen Krankenhäusern zu ermög- lichen. Süchtig-Abhängige und Al- koholkranke, geistig Behinderte und Schwachsinnige werden einst- weilen eine mehr zentralisierte Versorgungsstruktur weiterhin be- nötigen.

Eine Sonderstellung nehmen An- fallsleiden ein, weil hier zu der ge- hörigen Diagnostik und medika- mentösen Einstellung für Problem- fälle spezielle auch überregionale Einrichtungen geboten sind.

Behandlung psychisch Kranker, die gegen Strafgesetze verstoßen ha- ben, muß in eigens dafür geschaf- fenen psychiatrischen Behand- lungs- und Pflegeeinrichtungen, also auch sozialtherapeutischen Anstalten und Abteilungen, erfol- gen.

II. Ausbau der nicht-stationären Einrichtungen einschließlich psychotherapeutischer Behand- lungs und Ausbildungsstätten Vielen kranken Menschen bleibt heute eine angemessene psychia- trische und psychotherapeutische Behandlung vorenthalten, weil ent- sprechende Beratungs- und Be- handlungsmöglichkeiten fehlen.

Damit ging die ehemals führende Stellung der deutschen Psychiatrie auf dem Gebiet der "Außenfürsor- ge" verloren. Unter Mitarbeit der niedergelassenen Nervenärzte und dafür ausgebildeter Psychothera- peuten müssen im Interesse der Psychohygiene, der Sozial- und Präventivpsychiatrie beschützende Werkstätten, Tag- und Nachtklini- ken sowie therapeutische Gemein- schaften für den Personenkreis ge- schaffen werden, der stationärer Behandlung nicht mehr bedarf, aber noch des besonderen Schut- zes für eine Übergangszeit.

Nicht zuletzt müssen mehr psy- chotherapeutische Behandlungs- und Ausbildungsmöglichkeiten ge-

schaffen Werden. Die ambulante Vor- und Nachbehandlung ist pri- märe Aufgabe der niedergelasse- nen Nervenärzte und der Hausärz- te. Auf diese Weise soll gerade dem psychisch Kranken eine durchgehende Behandlung zur Verfügung stehen. Dies scheitert regional nicht selten an einem Mangel niedergelassener Nerven- ärzte. Besonders in solchen Fäl- len sollten Ärzte der . psychiatri- schen Krankenhäuser in größerem Umfang persönlich an der ambu- lanten Behandlung beteiligt wer- den. Eine lnstitutionalisierung am- bulanter psychiatrischer Behand- lungsdienste ist abzulehnen. Statt- dessen sind Errichtung und Aus- bau von Beratungsstellen in freier oder öffentlicher Trägerschaft zü- gig voranzutreiben.

Zur Realisierung all dieser Maß- nahmen sind erhebliche finanzielle Mittel notwendig. Daher ist eine sorgfältige, realistische Planung

Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen DAS BLAUE PAPIER

unter Berücksichtigung von Schwerpunkten in der zeiHichen Reihenfolge ihrer Verwirklichung unerläßlich.

Da Übergangshäuser, Tag- und Nachtkliniken, Wohngemeinschaf- ten und ähnliche Einrichtungen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation psychisch Kranker dienen, sollten für den Ausbau und den Betrieb dieser Einrichtungen in sehr viel größerem Umfang Mit- tel der Rehabilitationsträger einge- setzt werden.

..,.. Unter Betonung der Notwendig- keit unverzüglicher Maßnahmen warnt der Deutsche Ärztetag vor Planungsutopie. Mit dem Ruf nach psychotherapeutischer Hilfe dürfen nicht zum Schaden der Betroffenen unerfüllbare Hoffnungen geweckt werden, die letztlich zu herben Ent- täuschungen führen können. Jede Behandlung, das gilt auch für die Psychotherapie, hat ihre Grenzen.

Alkoholmißbrauch

und Drogenabhängigkeit

Das Blaue Papier: Abschnitt D 4 der "Gesundheits- und sozialpolitischen Vorstellungen der deutschen Ärzteschaft

Große Besorgnis hat in den letzten Jahren in der gesamten westlichen Weit das Problem des Drogenmiß- brauchs vor allem bei Jugendli- chen ausgelöst. Ebenso gefährlich für die Gesundheit ist der steigen- de Mißbrauch von Beruhigungs-, Schmerz- und Weckmitteln bei Er- wachsenen, der mehr und mehr auf Jugendliche übergreift.

Der Deutsche Ärztetag hat wieder- holt vor den Gefahren der Drogen- abhängigkeit gewarnt, zugleich aber darauf hingewiesen, daß der von der Öffentlichkeit weit weniger bemerkte Alkoholismus nach wie vor nicht nur wegen der Zahl der

Betroffenen das größte Problem in der Suchtbekämpfung darstellt.

Die schwerwiegenden Folgen der Abhängigkeit von Suchtmitteln für die Gesundheit und das Schicksal eines jeden Betroffenen sind allge- mein bekannt. Doch dürfen auch die erheblichen wirtschaftlichen Belastungen der Gemeinschaft und die Gefährdung der Öffentlichkeit durch die sogenannte Beschaf- fungskriminalität nicht übersehen werden.

Die Behandlung süchtig abhängig Gewordener ist schwierig, sehr aufwendig und zeitlich langwierig,

DEUTSCHES ARZTEBLA'IT Heft 47 vom 21. November 1974 3431

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen DAS BLAUE PAPIER

wirkliche Heilung selten. Deshalb sind präventive Maßnahmen in der Suchtbekämpfung vordringlich. So- genannte Drogenkampagnen ha- ben dabei nicht den erhofften Er- folg gehabt. Wichtiger ist eine gründliche, aber auch sachliche Aufklärung über die Gefahren und die Folgen der Drogenabhängigkeit und des Alkohols. Besonders anzu- sprechen sind die potentiell ge- fährdeten Gruppen und Altersklas- sen. Im Rahmen psychohygieni- scher Programme muß der letztlich krankhaften Motivation zum Ge- brauch von Drogen mit insbeson- dere für Jugendliche einsehbaren Gegenvorstellungen begegnet wer- den. Süchtiggewordene sind kran- ke Menschen, die einer Therapie bedürfen. Hierfür müssen spezifi- sche stationäre Behandlungszen- tren sowie therapeutische Gemein- schaften in größerer Zahl als bis- her geschaffen werden. Sie sollen nach der Entgiftung langfristig psy- chische und — wo erforderlich — auch somatische Behandlung er- möglichen. und diese in einem Re- habilitationsprogramm fortsetzen.

• Der Deutsche Ärztetag warnt ausdrücklich vor der Anwendung von Drogen, die ihrerseits Sucht erzeugen können (z. B. Methadon, Polamidon), zur Behandlung von Drogenabhängigen. Sogenannte Erhaltungsprogramme mit Metha- don, in den USA für Heroinsüchtige zur Bekämpfung der Beschaffungs- kriminalität entwickelt, sind nur un- ter ganz bestimmten Voraussetzun- gen bei Opiatsüchtigen zu erwä- gen. Der Einsatz dieser Mittel muß bei dem gegenwärtigen Stand un- serer Erkenntnisse Spezialpro- grammen und -einrichtungen vor- behalten bleiben. Der einzelne Arzt ist in aller Regel darin überfordert, die Notwendigkeit der Anwendung solcher Mittel zu beurteilen. Damit ist für ihn nach den Bestimmungen über die Verschreibung von Betäu- bungsmitteln die erlaubte Grenze erreicht.

Nachsorgeeinrichtungen für Dro- gengefährdete und Drogenabhän- gige, unter ihnen die Alkoholiker, sind unerläßlich. Die bisher oft

ausgebliebene Sicherung des Er- folges einer Entziehung ist nur möglich, wenn eine Behandlungs- kette durch klinische Abteilungen, fachlich geführte und betreute Übergangseinrichtungen, nachkli- nische Unterbringungsmöglichkei- ten und gegebenenfalls Wohnge- meinschaften vorhanden ist.

Erfolgreiche Behandlung bedeutet Integration in ein gesundes soziales Bezugsystem, das den Fähigkeiten und den Bedürfnissen des Drogen- gefährdeten und -abhängigen Rechnung trägt und zunehmende Übernahme von Eigenverantwor- tung ermöglicht.

Der Deutsche Ärztetag warnt vor unkritischer Unterstützung von Selbsthilfeeinrichtungen durch die öffentliche Hand und durch Spen- den. In jedem Fall muß gewährlei- stet sein, daß Verantwortung und Supervision in hinreichend qualifi- zierter Hand liegt. Auf ärztliche Aufsicht und Betreuung solcher Einrichtungen kann nicht verzichtet werden.

Wird fortgesetzt

ZITAT

Vergesellschaftung

„Wir sprechen bewußt nicht von der Verstaatlichung, son- dern von Vergesellschaf- tung... Verstaatlichung ist sehr negativ besetzt, wäh- rend für das Wort Vergesell- schaftung das in dem Um- fang nicht gilt."

Johano Strasser Stellvertretender

Juso-Bundesvorsitzender

BEKANNTMACHUNGEN

Kassenarztsitze

Westfalen-Lippe

Von der Kassenärztlichen Vereini- gung Westfalen-Lippe werden fol- gende Kassenarztsitze als drin- gend zu besetzen ausgeschrieben:

Burgsteinfurt, praktischer Arzt bzw.

Arzt für Allgemeinmedizin;

Bochum-Linden, praktischer Arzt bzw. Arzt für Allgemeinmedizin.

Fragen, die im Zusammenhang mit der Ausschreibung dieser Kassen- arztsitze stehen, sind an den Vor- stand der Kassenärztlichen Verei- nigung Westfalen-Lippe, 46 Dort- mund, Rheinlanddamm 6, Telefon:

4 17 51, zu richten.

Pfalz

Von der Kassenärztlichen Vereini- gung Pfalz werden folgende Kas- senarztsitze als vorrangig zu beset- zen ausgeschrieben:

Kaiserslautern, Ortsteil Erfenbach, praktischer Arzt;

Olsbrücken, Landkreis Kaiserslau- tern, praktischer Arzt;

Reichenbach-Steegen, Landkreis Kaiserslautern, praktischer Arzt;

Rödersheim-Gronau, Landkreis Ludwigshafen, praktischer Arzt;

Ludwigshafen/Rh.-Oggersheim, praktischer Arzt und Facharzt für Innere Medizin;

Ludwigshafen/Rh.-Pfingstweide, praktischer Arzt und Facharzt für Kinderheilkunde;

Wörth, Landkreis Germersheim, Facharzt für Augenheilkunde;

Herxheim, Landkreis Landau-Bad Bergzabern, praktischer Arzt;

Edenkoben, Landkreis Landau-Bad Bergzabern, praktischer Arzt; >

3432 Heft 47 vom 21. November 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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