DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2012 | www.pta-aktuell.de 83
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in klassisches Bei- spiel für derartige unerwünschte Effek- te ist die vermehrte Angstempfindung nach dem Absetzen von Benzodiazepinen.Bei Betablockern kann es zu le- bensbedrohlichen Blutdruckkri- sen oder zu Angina-pectoris- Anfällen kommen, wenn man sie einfach nicht mehr nimmt.
Sogar ein Herzinfarkt ist mög- lich. Auch das abrupte Absetzen von Kortikoiden ist problema- tisch. Hier entsteht das Kortiso- nentzugsyndrom oder gar eine Nebenniereninsuffizienz. Das Rebound-Phänomen, um das es hier jeweils geht, ist nichts an- deres als eine überschießende Gegenreaktion beim plötzlichen Absetzen eines Medikaments.
Betablocker Sie wirken so- wohl auf das Herz als auch auf die Blutgefäße, indem sie an den andrenergen Betarezeptoren an-
docken und diese kompetitiv blockieren. Normalerweise wer- den die Rezeptoren durch Nor- adrenalin und in Stresssitua- tionen auch durch Adrenalin stimuliert. Die Folge ist, dass das Herz schneller und kraftvol- ler schlägt und sich die Blut- gefäße verengen, wodurch der Blutdruck steigt. Betablocker hemmen diese Reaktionen. Am Herzen sind es gleich drei Ef- fekte, die dadurch ausgelöst werden. Betablocker vermin- dern die Erregbarkeit (negativ bathmotrop), verlangsamen den Herzschlag (negativ chrono- trop) und reduzieren die Pump- kraft des Herzens (negativ ino- trop). Insgesamt verringert sich dadurch der Sauerstoffver- brauch des Herzens, es arbeitet ökonomischer und der Blut- druck sinkt. Unter einer länger dauernden Therapie mit Beta- blockern nimmt die Zahl der Beta-Rezeptoren als Gegenregu-
lationsmechanismus zu. Noch dazu wird mehr Noradrenalin freigesetzt. Hört nun die Blo- ckade der Rezeptoren abrupt auf, schießt der Blutdruck in die Höhe. Ist die Therapie nicht mehr nötig, ist daher eine lang- same Dosisreduktion erforder- lich – man muss ausschleichen.
KortisonAufgrund ihrer Wir- kung auf das Immunsystem und auf Entzündungsreaktionen sind die Glukokortikoide sehr wirksame Medikamente bei Er- krankungen, die mit Entzün- dungen oder einer Überreak- tivität des Immunsystems ein- hergehen. Die Medikamente müssen teilweise über eine län- gere Zeit eingenommen werden.
Durch die Gabe von außen re- duziert die Nebennierenrinde die körpereigene Produktion von Kortisol. Sie kommt nur ganz langsam wieder in Gang.
Beim plötzlichen Absetzen
droht ein Rückfall der Krank- heit, der teilweise schlimmer ausfallen kann als die ursprüng- liche Erkrankung. Außerdem kann ein Kortisonentzugssyn- drom entstehen. Die Patienten fühlen sich elend, sind depressiv und haben häufig auch Magen- Darm-Störungen. Wurde das Präparat lange in einer hohen Dosierung eingenommen und dann plötzlich abgesetzt, sind lebensbedrohliche Blutdruck- abfälle und Unterzuckerungen möglich. Dies kann jedoch ver- mieden werden, wenn Gluko- kortikoide in ganz kleinen Schritten nach Anweisung des Arztes ausgeschlichen werden.
Lediglich die kurzfristige Ein- nahme über wenige Tage, selbst in hohen Dosen, kann abrupt beendet werden.
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Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion
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