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Ist Rosiglitazon ein trojanisches Pferd?

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M E D I E N

M E D I E N ■■ M O D E N M O D E N ■■ M E D I Z I NM E D I Z I N

Die meisten Patienten mit Diabetes sterben nicht an einer Hyperglykämie, sondern – zu mehr als zwei Dritteln – an kardiovaskulären Ursachen. Dennoch werden Antidiabetika aufgrund ihrer blutzucker- und HbA1c-sen- kenden Eigenschaften zugelassen. Der Kar- diologe Steven E. Nissen aus Cleveland, be- kannt für kritische Fragestellungen, hat in einer Metanalyse zu ergründen versucht, welche Auswirkungen Rosiglitazon (Avan- dia®) im Vergleich zu Plazebo oder Ver- gleichspräparaten auf kardiovaskuläre Out- comes hat. Die Suche nach entsprechenden Studien erstreckte sich auf die Website der US-amerikanischen Food and Drug Adminis- tration (FDA) und auf ein Verzeichnis der kli- nischen Studien der Herstellerfirma Glaxo- SmithKline (GSK). Einschlusskriterien waren eine Studiendauer von mindestens 24 Wochen, eine randomisierte Kontrollgruppe ohne Rosiglitazon sowie Angaben über Myokardinfarkte und Todesfälle mit kardio- vaskulären Ursachen. Diese Anforderungen trafen auf 42 von 116 potenziell relevanten Studien zu. Das mittlere Alter der Teilnehme- rinnen und Teilnehmer lag bei 56 Jahren und das Basis-HbA1c bei 8,2 Prozent. In der

Rosiglitazon-Gruppe betrug die Odds Ratio (OR) für einen Myokardinfarkt 1,43 (95%- Konfidenzintervall [KI] 1,03–1,98; p = 0,03).

Die OR für Tod durch kardiovaskuläre Ur- sachen berechneten die Autoren mit 1,64 (95%-KI 0,98–2,74; P = 0,06). Ihre Berech- nungen interpretieren Nissen und seine Mitarbeiterin Kathy Wolski so: «Rosiglitazon war mit einem signifikanten Anstieg des Myokardinfarktrisikos und mit einem grenz- wertig signifikanten Anstieg des Todesrisikos durch Herz-Kreislauf-Ursachen assoziiert.»

Sie räumen aber auch gleich ein, dass sie keinen Zugang zum ursprünglichen Quel- lenmaterial hatten und auf eine patienten- basierte Analyse verzichten mussten. Trotz dieser Einschränkungen sollte das Potenzial für ernsthafte kardiovaskuläre Effekte einer Rosiglitazon-Bbehandlung bei Typ-2-Dia- betes in Betracht gezogen werden. Ein Begleiteditorial im New England Journal of Medicine versucht diese Resultate einzuord- nen. Zu den Stärken gehört eine ausgedehn- te Materialsuche, auch nach unpublizierten Studien, und ein präspezifizierter Analyse- plan. Die Metaanalyse hat aber auch Schwä- chen. So kann sie keinen Aufschluss geben

über den zeitlichen Verlauf einer Gefähr- dung und ebenso wenig über eine mögliche Dosis-Wirkungs-Beziehung. Ausserdem war die Zahl der Ereignisse so klein, dass kaum potenzielle Differenzen zwischen den Stu- dien zu erkennen gewesen wären. Einige wenige Ereignisse hätten die Waage auf die andere Seite kippen lassen können. Die Mög- lichkeit eines Zufallsergebnisses lässt sich somit nicht ausschliessen. Zum jetzigen Zeitpunkt, so der Editorialist, sei angesichts potenzieller kardiovaskulärer Risiken und des Fehlens von anderen Gesundheitsvorteilen (ausser bei der Erscheinung der Laborwerte) das Rationale zur Rosiglitazon-Verschreibung unklar. Ganz anders sieht dies die Herstel- lerfirma GSK in einer Stellungnahme: «Die Gesamtheit unserer Daten zeigt, dass Avan- dia ein mit anderen oralen Antidiabetika ver- gleichbares kardiovaskuläres Profil hat.»

Quelle:

Steven E. Nissen, Kathy Wolski: Effect of rosiglitazone on the risk of myokardial infarction and death from cardio- vascular causes. New England Journal of Medicine 2007;

356 (online-Publikation: 10.1056/NEJMoa72761).

H.B.

Metaanalyse findet eher kardiovaskuläre Gefährdung anstatt des postulierten Nutzens:

Ist Rosiglitazon ein trojanisches Pferd?

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ARS MEDICI 12 2007 Sollten Sie sich wieder einmal am Rande der beruflichen Zufriedenheit befinden, denken Sie an folgende fünf wirklich miese Jobs, die Medizinern auch noch offen- stehen – selbst wenn Sie sie ihren Kindern gegenüber kaum rechtfertigen könnten und auf dem Sterbebett bereuen müssten:

Leiter medizinische Dienste in Guanta- namo Bay: Blitzblanke Räumlichkeiten weit weg in Kuba und weit weg von libe- ralen Gesetzen, die auch die Menschen- rechte respektieren. Immerhin: keine mühsamen Angehörigen, mit denen man sich herumschlagen müsste.

Wissenschaftlicher Forscher für eine grosse Tabakfirma: Sie sind Teil eines mächtigen weltumspannenden Indus- triezweigs, kommen weit herum und ler- nen interessante Leute kennen. Ihre Auf- gabe ist es, Tabaktodesfälle zum Nonsens zu erklären, Epidemiologie und For- schungsethik zu untergraben, Nichtre- gierungsorganisationen in Drittweltlän- dern zu umgarnen und Märchen über sicherere Zigaretten zu verbreiten.

Entwickler von biochemischen Waffen:

Obwohl die WHO von solcher Arbeit doch abrät, werden einige ihnen mit patrioti- schen Rechtfertigungen zur Seite stehen.

Chirurg im kommerziellen Organhandel:

Den Armen schaden und den Reichen helfen – die ökonomische Seite ist leicht zu rechtfertigen, aber alles andere?

Doping-Sportarzt: Finanziell sehr ein- träglich, immer Freikarten zu wichtigen Sportanlässen – aber der Welt-Antido- ping-Codex von 2003 hat die Last inzwi- schen doch deutlich vom Athleten auf den Arzt verschoben.

Die Vorschläge stammen von der Sozial- medizinerin Mary Black aus Belgrad.

(Quelle: BMJ 2007; 334, 750) H.B.

Berufliche Alternativen sprechen nicht für einen Wechsel:

Ein kurzer Blick zur Seite …

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