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W eihnachtliche s Grippe spiel

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lle Jahre wieder führen sie es auf, das Grippe- spiel. Es begab sich aber zu der Zeit von Anno Domini 2009, dass die Inszenierung schon im Som- mer begann. Anfang Juni bereits schürten Gesund- heitsdienste die Pandemiehysterie. Alle 20 Meter stellten sie in den Spitälern Händedesinfek tions sta - tionen auf, mit Informationstafeln voller merkwür- diger Verhaltensvorschriften. Körperkontakte wie Händeschütteln und nicht fachgerechtes Niesen wurde behördlicherseits untersagt. Sämtliche Bürger wurden angewiesen, einen Meter Abstand vonei- nander zu wahren. Die Desinfektionsmittel-Ver- kaufszahlen stiegen steil an, so wie die Allergien gegen das Zeug. Die bereits im Kindergarten gelehrte Erkenntnis, dass man sich vor dem Essen, nach der Toilette und auch sonst mal die Hände waschen solle, wurde überall wie ein Evangelium gepredigt.

«Fürchtet Euch!», riefen lokale Impfapostel und ver- kündeten eine grosse Seuche. Masken waren plötz- lich der Dernier Cri: Mal wurden die Dinger vor Mund und Nase, mal darunter getragen, mal locker um den Hals drapiert oder durchfeuchtet am Bändel gehalten und damit herumgewedelt. Die Heerscha- ren standen in einer RS unter Quarantäne. Der Ernstfall wurde geübt. Abgründe in Logistik und Kommunikation taten sich auf.

Schliesslich proklamierte die WHO die Pandemie.

Und jedermann ging, dass er sich impfen liesse, ein jeglicher in seine Stadt. Doch – von Kanton zu Kan- ton verschieden – schafften es einige Landpfleger bis Mitte November nicht, eine rechte Impfaktion zu or- ganisieren. Die medial und behördlich verängstigte, vor der Grippe bangende Bevölkerung musste die erste Welle naturbelassen duuresüüche. Jesses Maria, wenn es eine noch gefährlichere Seuche gewesen wäre! Das auserwählte Schweizer Volk hätte ausster- ben können, obwohl in unserem gelobten Land einer der Impfserumproduzenten seinen Hauptsitz hat.

Schwein hatten nur die Sauschwobe: Sie bekamen zuerst den Basler Exportimpfstoff und überlebten so die Schweinegrippe – ausser denen, die an Impf- komplikationen starben, wenn mans der Regenbo- genpresse und den ewigen Impfgegnern glauben

will. Einige Experten äusserten sich zur Grippe wie Eselein und Öchslein, andere folgten der CDC und der WHO wie die Schafe. Prof. Zeltner sprach am TV in Zungen, doch ohne göttliche Wahrheiten oder Geist zu offenbaren, und die Unklarheit des Herrn leuchtete um ihn. Und alle wunderten sich ob seiner Rede. Und siehe, gelegentlich gab es sogar ein richtig gutes Fact-Sheet, zeigten sich infektiologische Stars am Horizont, kam Weise aus Morgen- und Abend- land mit ihren Gaben der EBM. Die Grundversorger aber behielten alle diese Worte und bewegten sie in ihren Herzen.

Menschen, die zugaben, Gliederschmerzen, Schnup- fen, Husten oder Halsweh zu haben, wurden von Warnschildern und vermummten Medizinern am Eintritt ins Spital oder die Arztpraxis gehindert. In ab- gesonderten Räumlichkeiten oder im Freien mussten Leidende ausharren, bis man ihnen mit zweierlei Tupfern in Mund und Nase stocherte, die in mehrere Tüten verpackt wurden. Speziallabors untersuchten dann den Schnuder. Der Himmel weiss, wer diese Analysen zahlte und welche Erkenntnisse sie brin- gen. Die Medien befahlen Kranken mit Fieber min- destens drei Tage lang zu Hause zu bleiben und sich keinesfalls zum Arzt zu begeben.

Die Pharmaindustrie verkündete die frohe Heilsbot- schaft von Tamiflu und Relenza, während apokalyp- tische Propheten über Resistenzen und Mutationen orakelten. Der griechische Gesundheitsminister be- fahl ein Impfobligatorium und verlor prompt sein Amt. Die Slowakei machte die Grenzen dicht, sodass fiebernde Menschen dann via grüne Grenze ins Land eindrangen. Und die guten Hirten, die Haus- ärzte, standen vor jeder Menge Hürden. Herrgott hilf … Viele hielten zwar nicht die andere Backe, aber den rechten und den linken Arm hin: für die Schweine- und die saisonale Grippeimpfung. Die Pharmaindustrie frohlockte und verkaufte zweimal zweierlei Stoff. Nur in Südafrika, so hörte man, gab es eine kombinierte Spritze.

Ehre sei den kompetenten Epidemiologen, und Friede in den Schlagzeilen, und der Pharmaindustrie ein Wohlgefallen!

arsenicum

W eihnachtliche s Grippe spiel

A

1022

ARS MEDICI 24 2009

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