Nolizen und Correspondenzen. 541
In der Stelle des Firdausi steht Jul^i- \AAi yiö n*5>; so
kommt also auch Dimna oder Damna (--) bei ihm vor, und er¬
ledigt sich das a. a. 0. S. 753 Gesagte.
Eine wesentlich andere Auffassung unseres Buches scheint sich
an einer anderen Stelle des Schähnäme zu tinden (Macan IV,
2003 f). Parwez lässt den Prinzen Schiroe überwachen , und da
ergiebt sich, dass er lanter Tändelei {)oS f'Oy^, (^jij) treibt-,
u. A. bemerkt der ihn beobachtende Priester, dass cr ein Buch
vor sich liegen hat, welches als Titel „Kalila" trägt:
(ji^Ait iji*^ <3y^'-'
iji—Äjii i^jLj iviAT *wÄ_.i_/ j
Hier wird das Buch also allem Anschein nach als ein leeres
Unterbaltungsbuch angesehen. Vielleicht giebt aber Firdausi hier
eine Entstellung des ursprünglichen Berichts, welcher vielmehr in
der Beschäftigung des Prinzen mit diesem Buehe, dein Inbegriff
aller Staatsklugheit, schon die (später verwirkliclitc) hochverräthe-
rische Absicht fand; das Spiel mit der Wolfskialle . womit er auf
den Kopf des Büffels schlägt, würde dazu passen.
Th. Nöldeke.
Au8 einem Briefe des Herrn Docenten C. Saleraaun
an die Redaetion.
St. Petersburg, 23. April (4. März) 1S7 7.
— Znr Vervollständigung der Notiz des Hrn. Prof. Gildemeister
in nnserer Zeitschrift Bd. XXX, S. 742 erlaube ich mir im Folgen¬
den einen kleinen Beitrag zu liefern. ')
Die Silberschale mit jener Pehlevi-Inschrift befiudet sich im
Besitze der kaiserl. Eremitage, und ist beschrieben im Oj 'ICTI. Ihm.
Apxeo.'ioniMecKoii KommhccIh Mil I8ü7i. Cho. l«6ö. 4. p. löi, 5
(= Compte-rendu de la Commission Imp. Arcbeologi(iue) und
Atlas pl. III, 1. 2. Ib. 3 ist eine genauere Copie der Inschrift
als die in der „Zeitschrift" gegebene. Lesen konnte ich bis jelzl Folgendes :
denman mänmün . . .
framiilü karlanü 'erän
1) Vgl. übrigens den Nachtrag oben S. 156. D. Red.
Das Wort manmiln findet sich im Pehlevi-Päzand Glossary erklärt: jäm |.L=- „Schale".
Aufgezählt hat zehn Schalen und Gefösse säsänidischen Stils Lud.
Stephani, KopJiJieHie mmM bt. op(liniecKMX'i. TaHHaxi. Ciö. 1874.
8. p. 7, 8. No. 6—15 (IIpH-ioaceHie itt XXV TOMy 3anHcoKi
Hmh. ÄKaACMiH Hay Kl. No. 3) = Die Schlangenfütterung der
orphischen Mysterien etc. St. Pthg. 1873, und zwei finden sich
abgebildet bei Job. Reinh. Aspelin, Suomalais-ugrilaisen Muinaistut¬
kinnon Alkeita. Helsingfors 1875. 8. p. 195 (wohl No. 9 Steph.)
und p. 199. Letztere trägt eine Inschrift, während die übrigen
Schalen derselben entbehren. Lesen konnte ich:
äfrin ....
napsman
Noch weiss ich, dass sich in Russland eine dritte Silberschale
mit Pehlevi-Inschrift findet, aber alles Nähere fehlt mir leider zur
Stunde. —
Aus eineni Briefe des Herrn Col. S. B. Miles
an Prof Sprenger.
Maskat, 20. Jan. 1876.
— Allow me to ask, if the first two syllables in Batrasabbes
(see §. 160) may not bc the word Batha jL^alij^ a common word
in 'Oman for Wady. Sib is Ihe debouchment of the Jemail valley,
and though the stream now reaches the sea by several channels,
it had formerly, probably, only one, which may have heen called
. Is not also the strongest confirmation of the identi¬
fication of Korodamon with Räs el Hadd to be found in the name
itself, for I take Kor Odamon to be no other than Khor Yerämah,
by which name the large lagoon on the western side is known.
Here the bughlas congregate on the commencement of the N. E.
mansoon, before setting out to Zanzibar etc., and it is a much
more familiar name in the mouth of Arab seamen, than Ras
el Hadd. —
I have recently paid au interesting visit to el-Bereymi and
have obtained the direct route to Nejd from that town »). It is a
pretty place lying on an immense plain and I fancy very salubrious.
I also had the good fortune to discover the ruins of the ancient
citadel of Sohar or 'Oman, as tbe .\rabs then called it. They
are situated on a hill called Gheräbeh close to Sohar Peak aud
1) Wie maa sich crinneni wird , hat A\ e!lsted vergebens versucht auf dieser Strasse vorzudringen. A. S.
Notizen und Correspondenzen. 543
are pretty extensive. Small unhewn stones are the only material
nsed, and the appearance presents a marked contrast to that of the
Himjarite castles in Yemen. The Arab tradition says, 'Oman was
founded by Jelind bin Karkor who afterwards removed the site to
the seashore. Not far off, in the Wady Jezze, are the remains
of a dam that supplied the city with water and which was called
Koräkore. The district about is fertile and I have no doubt sustained
a large population. There were no inscriptions to be seen. —
Ich spreche hiermit dem Herrn Col. Miles öffentlich für
seine Berichtignngen meinen Dank aus und bitte anch andere
Freunde der Wissenschaft thatsächliche Fehler meiner Alten Geo¬
graphie Arabiens richtig zu stellen. Ich will gleich auf eine Frage
die sich an Ort und Stelle entscheiden lassen dürfte, aufmerksam
machen : vielleicht wäre es zweckmässig el-Bireymi (Wellsted schreibt
Birema) und nicht Nazwa für die alte Ravana regia der Maken zu
halten.
A. Sprenger.
Aus einem Briefe des Uerrn Prof. Brocli
an Prof. Fleischer.
Christiania d. 17. April 1877.
— Von nnserem Missionär auf Madagascar, Herrn Dahle, erhielt
ich im vorigen Jahre einen Brief Dass die madagassischen Monats¬
namen von den arabischen Namen des Thierkreises entliehen sind,
wusste ich aus einem Briefe von Ihnen vom 20. Mai 1871 nnd
habe es Herrn Dahle mitgetheilt *). Er schreibt jetzt weiter: „Im
„Inlande benennt man die Tage nach den Monaten, doch so, dass
„jeder Monatsname für 2 oder 3 Tage gemeinschaftlich gelten muss;
„so heissen 3 Tage in jedem Monate Alahamady (Widder), 2 Adaoro
„(Stier) u. s. w. Flaconet erzählt, dass man zn seiner Zeit (c. 1670)
„auf der Südwestküste noch dazu besondere Zunamen für die ein-
„zelnen Tage hatte. Durch nähere Betrachtung dieser Zunamen bin
1) Die bezügliche Stelle lautete so: „Die Ihuen von Herrn Dahle mit¬
getheilten madagassischen Monatsnamen sind nichts als die entstellten ara¬
bischen Namen der Bilder des Thierkreises: Alahamady J < ^ ^ Adaoro
^_^jüt , Adizaozy \jy&- , Asarotany ^^.^Lb-wJl , Alahasaty Aav^SI , Asambola äJLäa^J! , Adimizana |j!^-<*Jt, Alakarabo LJjJL»Jt , Alakaosy (j«j.JÜI ,
Adjady a4>- , Adalo ^iXil , Alahotsy Oj_il . Die Aussprache des O
in diesem letzten Worte wie ts deutet auf magrebinischen F'nfluss hin."
„ich zu dem interessanten Resnltat gekommen, dass diese Namen
„die arabischen Namen einzelner Sterne sind, welche sich in den
„besondern Thierkreisbildem befinden." Die Identität einiger dieser
Namen hat Hr. Dahle gefunden, aber nicht aller. Ich sehe aber
deutlieh, dass es ganz einfach die arabischen Namen der 28 Mond¬
stationen, ^1 ijULi (Ideler p. 287—89, Z. D. M. G. XVIII
Tabelle zur Seite 200) sind, also: I. Monat Alahamady (J^ZJl);
^ ^ , t o . >
1) Asoraatin = ^JJoy*l^] , 2) Alobntin = ^;^JixJt, 3) Aznriza =
iTijt; II. Add aor 0 (^^t): 4) Adaboro = ^i.jjJt , 5) Alahacha
= III. Adizaozy (tl^JJl): 6) Alahena = iüu^!,
V) Azera = ^i^OvJ!; IV. Asarotany (^.,LbJji): 8) Anassara =
bjil!!, 9) Atarafi = öXSt, 10) Alizaba = iC^ll^; V. Alaha-
^ E o > o -
saty ju*,^t: 11) Alazoubara = ä_jjJt, 12) Asarafa =
VI. Asambola (kJLILIJ!): 13) Alauna = 1^! oder j^!^t,
-
14) Asimacha = |i3j-^^tj «^^Lm^JI; VII. Adimizana (^^I^Ji) .
o - } , i
15) Alakafura = jÄiJl, 16) Azoubana = wLj^! oder gLöb^Jt,
17) Alichili = J-JlT^!; VIII. Alakarabo {^Jysl\): 18) Aka-
labili = >_J!äJ! oder olä»il ^J^, 19) Asanlo = >Lj^__i_Jt;
IX. Alakaosy ((j<yiJl): 20) Anaimo = ^»j'uJJ! , 21) Alabaladu =
jdJt oder sÄ_LlJ!; X. Adjady ((^jJil): 22) Sodazabe =
g.^|JJ{ JJL,, 23) Sodabulaga = jjLi lX-*.*., 24) Sodazoud =
k>^iJLj! jJL; XI. Adalo ( jJjJ!) : 25) Soda alkabia = JJL
u E i , , c
iu;>j>^t, 26) Fara alimn cadimu = |.jväJ! ^^I- Alahotsy
(o^): 27) Fara alemukaru = Boten Alahotsy
J.. > O -
=-. (oder i-Li^!). — Eine andere Frage in demselben
Briefe von Hm. Dahle kann ich aber nicht lösen. Er schreibt:
„Während meiner Untersnchungen über die madagassische, astro-
„logisch begründete Schicksalslehre Vintana (evan. pl. evinat, von
<J
„d. W. ^.j! Zeit) nnd Divinationslehre Sikidy (^^su-, in dessen
Notizen und Correspondenzen. 545
„weitester Bedeutung) stiess ich anf mehrere Ausdrücke, welche
„offenbar arabisch sind (sie werden anch hier nnr in diesen beson-
„deren Verbindungen gebraucht), ich habe sie aber bis jetzt nicht iden-
„tificiren können. Skidy (auch Sikidi und Sikili geschrieben) besteht
„darin, dass man von Steinen, Bohnen oder dgl. gewisse Reihen
„aufstellt, mit welchen man experimentirt, um die gesuchte Weisheit
„herauszubringen. Man hat drei solche Reihen, von welchen die
„erste die Grundreihe heisst oder mit einem offenbar fremden Namen
„AIänana, und folgende 16 Namen befasst, wovon wenigstens
„einige arabisch sind: Taraika, Jäma, Vontsira, Säka, Malahidy,
„Mikiarija, Riro,(?) Adikia säjy, Asoralahy, Asoralahy (laby ist =
„masc. nnd vavy = fem. Asora vielleicht = as-sahr, der Monat,
„weil es als Anfangssilbe in mehreren Monatsnamen bei den Soka-
„laven vorkommt) , Aloköla , Aditsimag , Adibidjädy , Alemöra,
„Alezäny, Adikizy. (NB. y lantet wie i, nnd j = dsch = .. . _
„In einer andern Reihe von Skidy scheinen die meisten Namen
„madagassisch zu sein, nur Tale (= jJLb? aufsteigender Stern,
„Horoskop, gutes Glück), welches nnmittelbar auf ein madagassisches
„Wort folgt, das Vermögen bedeutet, dürfte arabisch sein. —
„In einer dritten und letzten Reihe von der Skidy sind auf alle
„Fälle die Ansdrücke Nia, Tsiefa, Vihitä, Ontany fremde Wörter,
„vielleicht auch Odovy (der Verderber?) und die Wurzel ria in
„Firiariävana. Was bedenten sie? Es findet sich eine Beschreibung
„des ganzen Skidy-Systems in Ellis: History of Madagascar, Bd. I
„(London 1838) S. 439." —
Aus einem Briefe des Herrn Dr. Goldziher
an Prof. Fleischer.
Budapest d. 13. April 1877.
— Ich denke an eine philosophische Bewegung in der
sprachwissenschaftlichen Literatur der Araber, von welcher seit dem
III. Jh. d. II. Spuren nachweisbar sind, von deren literarischer Be¬
handlung mir nichts bekannt ist. Von dem Jesiditen 'Abdallah b.
Abi Muhammad (st. um die Mitte des IH. Jh.) wird berichtet, dass
er ein Buch geschrieben haben soll ^iLLl».Jl ^.,LJU! iOcLi! i-jLxi',
wo sich wohl qLwJ nicht auf das „Sprechen" sondern auf die
„Sprache" und Sprachbetrachtung und Behandlung beziehen mag
(Fihrist I, 51, 9); von dem berühmten Grammatiker al-Farrä be¬
richtet dieselbe Quelle (I, 66, 27) iöUJLj 3 öuJUäj ^.(„iJl ^i^^
■iJu^^S xbUJt j u5üLwj 1^ wLäLiw, (vgl, Flügel, Gramm.
Schulen S. 133). Aus späterer Zeit berichtet uns Ibn Challikän
(IV, p. 40 nr. 326) von dem Grammatiker und Metriker Ibn äirsir
StA—^ OtA-i-i-j |.Lst^ jLJ^' ^ UlXX« U^^jC Qj^S^ ^.J^i
ULkuJ! ^ ^yi »Ät j ei'^i '»^.y^
jJ! Jui!yS J^!^ »LsJii Jdc ^jnSÜ Aä ^^iJÜi ^Jic
LjIä . Ebenso wird von dem berühmten Dogmatiker und Mufassir Fachr
al-din al-Räzi berichtet, dass er sehr tüchtige Einwürfe gegen die
Grammatiker verfasst habe sLs^! »Ao» o!Äi>!yi (H. Ch. VI,
133 nr. 611). Wir haben hier eine Reihe von Daten vor uns,
welche uns einerseits aus relativ älterer Zeit das Bestreben docu¬
mentiren, die Kategorieen der aristotelischen Logik in die Behand¬
lung der arabischen Grammatik einzuführen, andererseits uns äus
jüngerer Zeit eine polemische Tendenz der philosophischen Studien
zugänglichen Kreise gegen den Formalismus der Grammatiker an¬
deuten. Die Daten sind allerdings ganz dürr, rein bibliographischer
Natur und es steht hinter ihnen kein literarischer Apparat, der
ihnen Fleisch und Blut verleihen könnte. Doch erlanben sie uns
allerdings die Hypothese auszusprechen, dass es sich in denselben
um das Streben nach dem handelt, was man heute „philosophische
Vertiefung der Sprachbetrachtung" nennen möchte. Ein Recht, dies
zu vermuthen, giebt mir Einiges, was ich von Fachr al-din al-Räzi's
sprachwissenschaftlichen Arbeiten erfahren habe. Es ist dies keiu
grammatisches oder lexicographisches Buch, sondern eine Partie
seines bewunderungswürdigen Tafsir, betitelt v_vJiil g-öLiÄ oder
i^iöüt y^JülS, den uns in 8 dicken Quartbänden die Bulaker
Staatsdruckerei zugänglich gemacht hat. Ich habe ein Exemplar
dieser merkwürdigen Fundgrube muhammedanischer Gelehrsamkeit
während meines Aufenthaltes im Orient für die Bibliothek unserer
Akademie der Wissenschaften angeschafft. Im l.Bde. der „Schlüssel
der Geheimnisse" beschäftigen sich S. 10—46 mit rein sprach¬
wissenschaftlichen Fragen. Er beginnt mit der Darlegung des
ölÄiLio! und dessen Eintheilung in yS\ und jjLoI, bietet auch
Proben des „grossen istikak" ä la Fürst an den Lautgrnppen
(s3l«) : ^ i ^ , i i^ ^, ^ (liefert auch p. 1 2 die
Notiz, dass bereits Ibn Ginni sich mit dem grossen istikäk beschäftigt
habe : iyi]\^ xJjGI j. öUi:.i;^SI Ai Js>.
|_JliJU KiJÜI ^äj uivL/! \.,äXim j-kJ sJ-o ^5 jr-J^rf] "jt^. f^. ;
Notizen und Correspondenzen. 547
ans allen diesen Angaben könnte ich jetzt meine Zusammenstellnng über das „grosse" istikäk, die ich in meinen Beiträgen znr Gesch.
d. Sprachgelehrsamkeit Heft II S. 9 nnd 43 — 45 geliefert, ergänzen)
und giebt gleichzeitig erschöpfende Ausführungen über eine Anzahl
von Termini, welche in die Einleitung zur Sprachwissenschaft ge¬
hören (z. B. kalima, lafz u. a. m.). Es folgt dann ein Uebergang
zu der Behandlung der Quellen der lexicalischen Erkenntniss, ein
Abschnitt, den al-Sujüti im Kitäb al-Muzhir fi 'ulüm al-luga reich¬
lich excerpirt hat. S. 22 ff. oyoJt ^y 'i}nj.kM^\ vi-oL^Jl 3
LplXff-tj »-ijj^j ausgehend von der Definition des „Lautes" bei
Ibn Sinä. Wir haben hier wohl den ersten Versuch vor uns,
in der Behandlung der Grammatik nicht von den Buchstaben, son¬
dern von den Lauten auszugehen. Es folgt dann die kritische
Behandlung der Definitionen, die man regelmässig in der formalen
Grammatik für die drei Redetheile (\_sy>5 Joo^ ^^t) findet, welche
zumeist auf Sibaweihi zurückzuführen sind nnd welche noch heutigen
Tages den Aufang des eigentlichen Unterrichtes im Orient bilden.
(Darüber könnte ich manches possierliche Stückchen aus meiner
orientalischen Schulerfahrnng mittheilen.) Bei Gelegenheit der
Untersuchung über diese Definitionen polemisirt der Verfasser fort¬
während gegen die formalen Ausgangspunkte der Grammatiker
(namentlich Sibaweihi nnd Zamabsari) und erstrebt in der Definition
der grammatischen Termini das Eingehen auf die logischen Kate¬
gorien und psychologischen Momente, welche bei denselben in Be¬
tracht kommen. Ich würde die ohnekin bereits überschrittenen
Grenzen eines Briefes mehr als billig ausdehnen, wollte ich dies
durch Beispiele nachweisen. Die Abschnitte von S. 25—36 stehen
nach meinem Dafürhalten im Dienste dieser Tendenz. Um aber
hiervon doch wenigstens ein Beispiel hier anzuführen, wähle ich eine
kleine Partie aus, die mir diesbezüglich besonders interessant und
bemerkenswertb scheint. Es ist dies die Definition des vjIjiJ^
wie folgt: 3, sOjjs-j-J! oUX^?} ol^-J- ^ (j*^ V'^^'
^y>-y j-^ Vl;^^'.5 '^Wr*^' i5 '^y^y" Lp' J»^'-^^ o'ubüi ^i-ij!
Joo!yiJ! ol^_Jl »ÄjJ LjäLii.<^^! ^ b^Lc VL-^'^' ^
o
*JLs» (j>^.w._-^ ^ öLft<u*M^! «^JJ>j •N.>>y»ocwJ(
'ÜMyM.^ ^ jjyüw. Also die logische Kategorie, das Aprioristische,
was dem Worte die Disposition verleiht mit dem bezeichnet zu wer¬
den, was man gemeinhin schon v_j!j:t nennt, wird genannt.
£■ P-
In diesem Sinne sind alle Bemerkungen al-Räzi's üher grammatische
3 !
Termini gehalten, regelmässig mit schärferer Polemik gegen die
Vertreter der älteren formalistischen Grammatik. (Was speciell
v_jtjc! anhelangt, so merken wir anch einigermassen hei Ihn Ja'is
ed, Jahn p. |f eine Hinneigung, die logische Kategorie und nicht
ausschliesslich die Form zu hetonen: U ^juJLj lsS^i
.. (_) . 'jt^^i
vl-^' oy^- o' '-^'t*-^' LT^i vl-^-^ -^^'"^ j' ^Sj:!)
Al-Räzi hietet uns auch manchmal Excurse psychologischer Art
welche von jedem modernen Psychologen geschriehen sein konnten.
So z. B. S. Ia , wo er die Frage anfwirft, ob die Worto die Gegen¬
stände der Aussenwelt , deren Namen sie siud , bezeichnen , oder
aher den Inhalt unseres Bewusstseins? Der Verf entscheidet sich
fttr das Letztere mit folgender Beweisführung: o^i^j JiLsJ^it
j-Aj JiUJ^I ^iüü ._w*J! Ijc^j ^^^"iS ^.jLs-ö^t 3 Lo
^ J^jJtj -ili^ö jyA J,l*it L^Uc ^Jt ^ j,UJt J,b! j,L*j;
J » J c « »
aLÄÄläj AjtJ! ^ L*.wj> Lolj ü! Li! j^^! ^ * ; »Li^ö U
LJj »Lubj hjSJ»- LjAi?L~5 JWi L0J9 löLi (s^.jSUo xi! 'uii 5_:SLo
- , " . ^ -
^^.jLwJt xit 'L>Jüis ^.jL>J! xi! Luic V_J_Ä-J! Objl !ÖLs j—t^—xil UHs
iijJi\/o ^.jt iyJ^ÄJ! o!j_yalJt ö'iL^t ALc tU,wb5t ö^ixi-Ls
xs-jLÜ j.,Lc^t xjJ^lXJ! j^>aJl JaUi'^Ji . Das zweite Argument
ist etwas sophistischer. Dabei aber fehlt es hin nnd wieder nicht
an Bocksprüngen. Als Beispiel für diese philosophisch-gramma¬
tischen tours de force führe ich folgendes Stücklein an, in welchem
al-Räzi philosophisch begründen mochte, warum der Subjectcasus
auf M, der Objectcasus auf a und der Possessivcasus auf i endet:
S. fl: Uyy. Jo^LäJ! 3 ^..^Jt ^.,yi^\ xJLi_^!
jjÄftj!^ As>!. JvcLaJl J^bJ! »j.-=>-» öLaüJI^ bycu^
^^jAJ^xi« ^^^J!^ lXs-!^ hy*^ L?^-^-*^ J>*»Jl 'iyfr^ ^U^'
1^(5 aJ j»*äj| ^^i LöjI ^cAjuo ^ xibLi ^^^JU
j.ä>5 ob;^ Jl^I L.jJ J^cU^J! o_i_i' ÜJli ^cUiJ!
«-üj' Js»- «_sJt j.?^ ohül JJijil *I j-yii»! J»cUJl J.i LJ5 i_>.*a<ü!
^LÜt ' jtO-Xc^! i>-£L>\<s ^IjüiJt 3 öjLj^JÜ idjüw 0A*J! ti->Lj^!
3 9
Notizen und Correspondenzen. 549
JwcUJ! 'i^y ypj e5>»b!t ^Lxj b! ^y> jübü o!o^>j^t u-öUo
^Locb kiJljj iJ^xäJ! ic>-y sjiA/isbit j_Sy_j bl ^i^^,
Laj! i^J! vJUiJ! Ja-ycJ! j^^jLjijiLj ß^.^
gy yis^Ls »^^-«^t L.jiiw>/^l^ iLs=U«Jt L^Ä*;to!^ iU.>nJ! Ltfityst iüblj;
y cS"^"' J^UÜ ol(J. ^yt y? ^JJ! jiJ! l,Jl*^\s x^-^i^
yp ^jJ! iiyia*ü ok_^ v_Ä*Ä.! y? ^_5jJ! ^o:»]!^, ^LöbSi
Jalycj! v-sLhJl! Ja-yuJt y> c5^! ^Lö"^!
^_^UXmo bi JouJ! J'jb! ;3yiäJt j> ^Jüw J^LäJt eJLSJ! '^L-Jj^t ^y,
ij,^ftJ!j J^tLftib JiaJUJLs ^ijjiaJl ^ ,5JtX«o As^ JjiUJ!
oli'.Ü- v_ai>t ij^U>j »y Ai£ oli\i>- Jjjj! sjlict bis iüy
' iiJÜö Akj i'-i°iVj L*J
Es sind dies, wie icli glaube, Proben der arabischen Sprach¬
philosophie, wie man deren hinter den oben angeführten biblio¬
graphischen Notizen zu vermuthen hat, und ich gehe vielleicht nicht
irre , wenn ich vermnthe, dass sich die Bemerkung Ibn Challikäu's
in Betreff al-Räzi's auf das bemerkte Stück seines Tafsir-Werkes
bezieht. Es versteht sich von selbst, dass al-Räzi anch an dem
sprachphilosophischen Differenzpunkte zwischen den orthodoxen Dog¬
matikern und ihren mu'tazilitischen Gegnern Antheil nahm, ob
f. ^ . t
nämlich die Sprache U^^iy, resp. biLjJt. bo>5, oder aber LhäsI^j
l=>-bLLiJo!^ zu Stande kam (weitläufig im Muzhir I p. 5 ff.), eine
Meinungsverschiedenheit, die wohl unter dem Einflüsse der späteren
Auffassung und Formulirung eiuer ähnlichen Streitfrage in der
griechischen Philosophie {(fvau und &iau) entstand. Der Commen¬
tar zu Süre II V. 29, dem punctum saliens dieses öbLci»! , gab
dazu Aulass (Mafätih I p. 392). Bemerkenswerth ist noch, dass
bei al-Räzi das Verständniss für die ältere Formulirung dieses
Meinungsunterschiedes (vofiw, S,vv&r,xij und t&u, vgl. Steinthal,
Gesch. d. Sprachw. 72—103) nachweisbar ist (Mafätih 1 p. 20).
Zu 0. Blau's Griechisch-türkischen 8prach-Proben aus Mariupoler Handschriften.
(Z. D. M. G. XXVIU, 56-2 ff.)
Ich erlauhe mir darauf hinzuweisen, dass ich eine mir von
Herrn General-Consul Dr. Blau gütigst mitgetheilte deutsche Ueber¬
setznng der von ihm in dieser Zeitschrift (XXVIII, 569) nnter
dem Titel „Parabel" herausgegebenen griechisch-türkischen Sprach¬
probe in dem von V. Jagic herausgegebenen Archiv für slavische
Philologie, II, 192 — 194, unter dem Titel „Eine türkische Version
der Condemnatio noae" — als Ergänzung zu einem Aufsatz von
V. Jagic in genanntem Archiv, I, 611 — 617 („Condemnatio noae.
Ein serbisch-sloveniscber Text verglichen mit der griechischen Ori¬
ginalerzählung") — veröffentlicht habe.
Reinhold Köhler.
Zu ßd. XXXI, S. 168, Z. 3 t. u.
Herr Dr. Spitta in Kairo theilt uns mit, dass in dem an¬
geführten Verse des Dn'l-Rumma anstatt j-y«*J! ö\ nicht wie der
Herr Referent vorschlägt ^mAÜ yu, 31, sondern einfach ^.i;
! „wenn die Reise sich schürzt" zu lesen sei. Er fügt hinzu :
„Ich weiss dieses jetzt gauz genau ; deun ich habe bei einem
hiesigen Bekannten ein gutes vollständiges Ms. des ,j
mit Commentar gefunden".
D. Red.