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und Sentenzen
der
altfranzösisc...
Artus- und ...
Alfred Kadler
AUSGABEN UND ABHANDLUNGEN
AUS DEM GEBIETE DER
KOMANISCHEN PHILOLOGIE.
VERÖFFENTLICHT VON
E.STENGEL.
SPRICHWÖRTER UND SENTENZEN
DER
ALTFRANZÖSISCHEN ARTUS- UND ABENTEUERROMANE.
VON
; :ALFRED KADLER.
MARBURG.
N. G.
ELWKRT'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG.
1886.
Meinen geliebten Eltern
in kindlicher
Verehrung
zugeeignet.Wie
wir in der mittelhochdeutschen Litteraturdem
Volks- . epos ein höfischesEpos
gegenüberstellen, ebensohaben
wirauch
in der altfranzösischen Sprach-und
Litteraturperiode eine ähnlicheScheidung
zu vollziehen»Volksepen
(Karlsepen)und
höfischeEpen
(Artus-und Abenteuerromane),
schon äusser- • liehdurch
ihrMetrum
geschieden (jene zeigen meistden
zehn- silbigen, dieseden
achtsilbigen Vers), grenzen sichauch dem
Inhalt
und
derBehandlungsweise nach von
einander scharf ab.Es war
daher,nachdem uns
E.Ebert
eineArbeitüber
dieSprich- wörter indem
Volksepos geliefert hatte,von
Interesse zu erfahren,was
für Resultate eineUntersuchung
der höfischenEpen
in diesemPunkte
erzielen würde.Auf
die gütigeAn- regung meines
hochverehrten Lehrers,Herrn
Prof.Stengel
hin
übernahm
ich dieUntersuchung,
die in der vorliegenden Arbeit enthalten ist.Gewissermassen
ein Seitenstück zur Arbeit Ebert's,konnte
unsereAbhandlung
jedoch nichtganz den
gleichenWeg
mitjener wandeln.Denn wenn auch
nicht zu leugnen ist, dassdererste Teil der Ebert'schen Arbeit, dieZusammenstellung
der Sprich- wörter, einen logisch viel tiefer liegendenGrund
für die inne- gehalteneEinteilung enthält,alsesdem
oberflächlichenBeobachter erscheint, sowar
esdoch
rätlich, eineZusammenstellung dem
Inhalt
nach
zu versuchen.Denn nur
durch dieseGruppierung wurde
das Gebiet abgegrenzt, aufdem
sich Sprichwortund
Sentenzim
höfischenEpos bewegen.
Andrerseits erschien es geboten, in der inhaltlichen
Zu- sammenstellung
Sprichwörterund
Sentenzenzusammenzufassen
Ausg.u. Abb.(Kadler). 1
und
in der hier voraufgestelltenUntersuchung
eineTrennung
der einzelnenGruppen
zu begründen.Schon durch
dieNatur
der beidenEpengattungen
wird erklärlich,warum
die Sentenzim
höfischenEpos
eineganz
andere Stellungeinnimmt
alsim
Volksepos.Während
sie in letzteremnur
spärlich begegnet (der Dichter des Volksepos lässt dieThatsachen
für sich redenund
tritt selbstredend fastnur im
Sprichwort auf)und daher von
Ebertohne
allzu grossenSchaden
vernachlässigtwerden
konnte, bildet sie in unsernEpen
einen zu wesentlichen Faktor, als dass sie unberücksichtigt bleiben durfte.Der
höfische Dichter, der die ganze Sachlage alsComponist
überschautund
sämtliche
Fäden
in seinerHand
hat, willauch
seiner eigenenMeinung
hierund da
Geltung verschaffen,und
seinRäsonne- ment über
die Ereignisse einflechten.Er
verallgemeinertdann den
konkreten Fallzum
subjektiven Erfahrungssatzeund
dasist die Sentenz. Je gebildeter der Dichter ist
und
jeerfahrungs- reicher,um
somehr wird
beiihm
die Sentenzüber
das Sprich-wort
überwiegen; oftwird
die Sentenz miteinem
Sprichwort- liehenRahmen umgeben,
in dasGewand
des Sprichworts gekleidet;ohne
Hinzuschaflung weiterer Belege istdann
dieScheidung
des Sprichwortsvon
der Sentenz unmöglich.Der
erste Teil der vorliegenden Arbeit, dieUntersuchung über
Sprichwortund
Sentenzim
höfischen Epos, musste, wie leicht einzusehen, zunächst prüfen, inwelchen
Fällen eineScheidung
möglichwar, dann
aber unserAugenmerk
auf ihreVerwendung im
höfischenEpos
lenken. Vielfachkonnten
Punkte, die reges Interessewecken, nur
berührtund
angedeutetwerden, da
eine eingehendereUntersuchung den Rahmen,
der dieser Arbeit vorgezeichnet war, überschrittenhaben
würde.Die zitierten Sprichwörter
und
Sentenzen sind prinzipiell unverändertden Texten entnommen.
Marburg,
Juni 1885.A. Kadler.
A. A. :
Ausgaben
u.Abhandlungen.
HeftXXIIL
Ebert, Sprich- wörter in den afe. Karlsepen. Diss. Marburg 1884.A. N. :
Aucassin
u.Nicole
tte. Hrsg. v, Suchier. Paderborn 1881.2. Auflage.
A. P. :
L'Atre
Perilleux. Hrsg. v. A. Tobler in Herrig's Archiv für das Studium der modernen Sprachen und Litteraturen. Bd. XLII.p. 135-212^
A. Y. :
Am ad
is etYdoine,
poeme d'aventure publik pour la pre^miere foispar C. Hippeau. Paris 18(53.
Bl. :
Blancandin
etTOrgueilleuse d'amour. Roman
d'aven- tures publik p. 1. p. f. par H. Miohelant. Paris 1867.B. I.:
Le Bei Inconnu
ou Giglain fils demessireGauvaip parRenaud de Beaujeu poe'te duXHIieme
s, p. p. Hippeau. Paris 1860.B. M. :
Brun de
laMontagne. Roman
d'aventure public' pour la premiere foispar Paul Meyer. Paris 1875.C. C.:L'Histoire
du Chätelain
deCoucy
et de ladame
de Fayel publice par G. A. Crapelet. Paris 1829.Cl. :
Cliges
von Chrestien von Troyes;zum
ersten Male herausgegeben vonW.
Förster. Halle 1884. •Char. : Iii
Romans de
laCharette
par Chrestien de Troyes et Godefroy de Lugny, hrsg. von Jonkbloet. Gravenhage 1846.Clar. : Claris
und Laris
erschienen im Verlage des litt. Vereins zu' Stuttgart. Hrsg. v. Dr. Alton. 1885.
Ch. Esp. :
Li Chevaliers
asdeus
espees. Altfrz. Abenteuerroman,zum
ersten Maleherausgegeben vonW.
Förster. Halle 1877.Ch. L. : Li
Romans dou Chevalier au Lyon
von Chrestien von Troyes, hrsg. v. Wilhelm Ludwig Holland. 2. Auflage. Hannover, Paris 1880.D. G. : Li
Romans
deDurmart
le Galois. Altfrz. Rittergedichtzum
ersten Male herausgegeben vonEdmund
Stengel. (Litt.Ver. in Stuttgart) Tübingen 1873.Dol. : Li
Romans de Dolopathos,
publie* pour la premiere fois en entier parMM.
CharlesBrynetetAnatole deMontaiglon. Paris 1856.Dür. :
Sprichwörter
der germanischen und romanischen Sprachen, vergleichend zusammengestellt von Ida von Düringsfeld und Otto Freiherrn von Reinsberg-Düringsfeld. 2 Bde. Leipzig 1872/5.1»
4
E. E. :
Erec
etEnide,
hrsg. in der Zeitschrift für deutsches Altertum von Moriz Haupt. Bd. X.P. B. :
Flore
etBlanceflore,
publie* avec introd., notes et glossaire par Edelestand du Meril. Paris 1856.Fe. :
Fergus,
Ii romans de, hrsg. vonE. Martin. Halle 1872.F. F. :
Floriant
etFlorete,
a metrical romance of theXIVth
Äen- tury edited by Francisque Michel (for the Roxburghe Club). Edin-burgh 1873.
G. G. :
The anglonorman metrical chronicle
ofGeoffrey
!Gaimar,
edited by Thomas Wright. London 1857. |G. P. :
Guillaume de Palerne,
publie* par H. Michelant (soc. d.anc. textes). Paris 1876.
H. Z. :
Zeitschrift
fürdeutsches Altertum,
herausgegeben von Moriz Haupt.J. : Joufrois; afrz. Rittergedicht,
zum
1.Malehrsg.v. Konr.Hoffmann und Fr. Muncker. Halle 1880.L. A. :
Lai d'Amors,
hrsg. v. Gaston Paris: Romania VII, 407ff.L. D. :
Lai de Doon,
hrsg. v. G. Paris: Romania VIII,* 59ff.L. E. :
Lai
deTEspervier,
hrsg. v. G. Paris: Romania VII, 3ff.L. G. :
Lai
deGuingamor,
hrsg. v. G. Paris: Romania VIII, 50ff.L. H. :
Lai d'Havelok
le Danois; abgedrucktin: »The anglonorman metrical romance of Geoffrey Gaymar, ed. Th.Wright (s. v. G. G.).L. L. :
Lai du Lecheor,
hrsg. v. G. Paris : Romania VIII, 64ff.L. Ta. :
Lai
deTydorel,
hrsg. v. G. Paris: Romania VHI, 66ff. .L. Tl. :
Tyolet,
hrs. v. G. Paris: Romania VIII, 41ff.Ls. In. :
Lais
Ine*dits des Xlle. et Xnie. sieclespublies pour la pre- miere fois par Francisque Michel. Paris 1836. Enthaltend:I.
Lai
delDesire
p. 1. 37.II.
Lai
deTOmbre
p. 38. 80.III.
Lai du Conseil
p. 81. 121.IV.
Roman de l'Eschouffle
p. 147. 154.M. B. :
Münchener Brut
(Gottfried von MGnniouth in fz. Versen des 12. Jh.)zum
ersten Male hrsg. von Eonrad Hoffmann undKarl Voll- möller. Halle 1877. 8°.M. F. :
Poesies de Marie de France,
poete anglonormanddu
XIII.siecle. publ. p. B. de Roquefort. Paris 1820 (Bd. I: Lais; für diese habe ich nachträglich benutzt: Die Lais
der Marie
deFrance,
hrsg.v.K.Warnke, Halle 1885, in Bibl.Norm.hrsg.v.H.Suchier III).
M. P. :
Meraugis
dePortlesguez,
roman de la table ronde, par Raoul de Houdenc, publ. p. H. Michelant. Paris 1861.Oct. :
Octavian,
afz.Roman, zum
ersten Male hrsg. von Karl Voll- möller. (Bd. III. d. afz. Litt, vonW.
Förster.) Heilbronn 1883.Po. :
Messire Thibaut
Iiroinanz de
la PoiVe, hrsg. von Fr.Sfcehlich. Halle 1881.
Perc :
Perceval
le Gallois, ou le conte du Graal publ. par Gh.Potvin. Mona 1871. 6 vol.
P. B. :
Partono peus de
Blois, publik p. 1. pr. fois par G. Grapelet.2 vol. Paris 1834.
Pröv. :
Livre des proverbes fran$ais
par M. LeRoux
de Lincy.2. 6d. Paris 1859. 2vol.
B. 6. :
Bichars
IiBiaus, zum
ersten Male hrsg. von Dr.W.
Förster.Wien
1874.B. M. :
Roman
de laManekine
par Philippe de Beims p. p. Fran- cisque Michel. Paris, pour le Bannatyne Club. 1811.B. Y. :
Boman de
la Violette, ou de Girard de Nevers, en vers du Xllle s. p. p. Fr. Michel. Paris 1834.Tr. :
Tristan,
recueil de ce qui reste des poemes relatifs a ses aven- tures p. p. Fr. Michel. Londres 1835-9. 3 Bde.V. B.:
Mesire Gauvain
ou laVengeance
deBaguidel,
poöme de latable ronde; p. p. C. Hippeau. Paris 1862.W.
B. : LiBoman
deBrut par Wace,
pößte du Xlle siede publik pour la premiere fois par Le Boux de Lincy. Bouen 1838. 2 vol.Teil I: Betrachtungen über die Sprichwörter
und Sentenzen im höfischen Epos der Franzosen.
Begriffsweite der Sprichwörter und Sentenzen.
Im
zweiten Teile der vorliegenden Arbeitwerden wir
eine inhaltlich geordneteZusammenstellung
der inden
benütztenTexten
enthaltenen Sprichwörterund
Sentenzen geben.Gehen
wir hieran
eineUntersuchung
desgefundenen
Materials, sowird es vor allem geboten sein, eine formale Sichtung des Stoffes
vorzunehmen,
d. h. esmuss
einVersuch gemacht
werden, diö eigentlichen Sprichwörter (den volkstümlichenKern)
vonden
Sentenzen (den eingestreuten Dichterperlen) zu scheiden.Eine
Scheidung
in diese zweiGruppen wird aber
einegrammatische und
logische zugleich sein.müssen.Denn wenn uns auch
der altfranzösische Dichter oftgenug den
Gefallen thut, ein nachfolgendes Sprichwort(manchmal
rechtmit Um-
schweifen) vorher
anzukündigen
, so wirduns
dieAbwesenheit
eines solchen Kennzeichensdoch
zuweilen in die Notwendigkeit versetzen,uns
der logischenScheidung
zu bedienen.In
den wenigen
Fällen, inwelchen
ich letztere nicht ent- behren zukönnen
glaubte,-habe
ich dieAbhandlung
vonKirchner:
»Parömiologische Studien. Kritische Beiträge I. Ii!Progr. der Realschule I. 0. zu Zwickau. 1879/80.
Von
Ober- lehrer Dr. Kirchner« zuRate
gezogen, derenHauptwert
wohlj in der reichhaltigen Sprichwörterbibliögraphie liegt.Kirchner charakterisiert
den
logischenUnterschiedzwischen Sprichwortund
Sentenz mitden Worten
»Das
Sprichwort isteinAusdruck,
der, unmittelbar ausdem
»Volke hervorgegangen, in
ihm
entstanden, mitihm
entwickelt,»Gemeingut
des Volkes ist, d. h. in allerMunde,
allenbekannt
7
»allen verständlich:
Er
ist gesprochenworden und
hat sich»durch Sprechen
mitgeteiltund
forterhalten.»Die
Sentenzdagegen
istGemeingut
nicht des Volkes als»Gesammtheit
, sondernEigentum
Einzelnerim
Volke; sie ist»nicht gesprochen, sondern gedacht
worden, und darum auch
.
»mehr durch Lesen
alsReden
weiterbekannt und angenommen
»worden.c
Wenn
eine derartigegrammatische und
logische Sichtungunseres
Materialsauch noch
sogenau
durchgeführt wird, sowird
siedoch noch an
vielenPunkten
Unsicherheitund
Zweifelbestehen
lassen; dieHebung
dieser Zweifel, dieLosung noch schwebender Fragen müssen
späterenUntersuchungen, dieneues Material herbeischaffen, vorbehalten bleiben.Das
eine positiveResultat
aberkann
dieseUntersuchung
aufweisen: siehat einen(wenn auch
kleinen) Kreis sicher gestellt,dem
dieBezeichnung
»Sprichwort« zu erteilen ist.
Die
Anzahl
der in unsernTexten
als sicher erkanntenSprichwörter
beträgt ca.270, steht alsoim
Verhältnisvon
2:zur
Summe
der übrigbleibenden Sentenzenund
zweifelhaften Sprichwörter.Kennzeichen der Sprichwörter.
Der
Mannigfaltigkeit derAusdrücke im
älterenDeutschen
für dieneuhochdeutsche Bezeichnung
»Sprichwort« (C. Schulze,Ausdrücke
fürSprichwörter in Haupt'sZeitschrift für deutschesAltertum
VIII,375
ff) stehtauch im
Altfranzösischen eineAn-
zahl
von synonymen Bezeichnungen
gegenüber.So
finden wir in unserenTexten den Ausdruck
: proverbe 588,mot
75, parole 153, 279, 393, verve 244, recors 456.Oft ist die Verschiedenheit in der
Anwendung
des einen oderandern Ausdrucks durch den Zwang
derBindung mit dem
folgenden oder
vorhergehenden
Verse veranlasstworden;
sollte jedoch lediglich dieserGrund
gewirkthaben?
Es
istwohl
als sicheranzunehmen und
vielleichtdurch
weitere Spezialuntersuchungen auf diesem Gebiete
genügend zu
erweisen(was
wirim Folgenden nur andeuten können), dass
anfangs einegenaue
begriffliche Verschiedenheit zwischenden
einzelnen
Ausdrücken
bestand, die erst später verwischtwurde.
Teils nämlich fielen diese
zusammen,
teils aber gingen dieBe-
griffe soweit auseinander, dassdas
Band
derSynonymität
gelöstwurde.
Soviel wir nämlich aus
unserem
Material ersehenkönnen,
finden sich dieBezeichnungen
reprouvierund
respit fastnur
bei Sprichwörtern, die
Vorgänge im
menschlichenLeben durch
andere konkrete oder abstrakte Beispiele in ^tadelnder«Weise
beleuchten: reprouvier 124. 284. 470. 610. 624. 629, respit 424.529, ja sogar
mal
respit 14. Gestütztwerden
dieseBelegedurch
A. A. no. 5. 8. 27. 30. 35. 37. 38.42
u. s. w. Stehen diesen A. A. 28. 29. 36.43
scheinbar gegenüber, so beweisen sienur
die
schon
eingetreteneVermischung
der Ausdrücke.Bemerkenswert
sind zwei Belege für repjouvier^ indenen
es seine eigentliche
Bedeutung
»Tadel« (latein. reprobare) zeigtund wo weder
ein Sprichwortnoch
eine Sentenz folgt.Es
sind dies:Puis Ii a dit en reprouvier:
Vassal trop voulez gaaingnier Sezille a petit de torment.
Pour un demanderseulement La vouliez avoir conquise.
Floriant u. Florete 5381/5.
En
reprouvier ce mot Ii dist:Che fu dyables (jui te fist
Au
Chevalier tolir la vie.Iequic que de toi est vengie.
Richars Ii Biaus 3135/8.
Den
volkstümlichenUrsprung und
die allgemeine Verbrei-tung
des Sprichwortshaben
die Dichter unserer Texte meistauch
äusserlichgegenüber
derSentenz kenntlichgemacht
durch vor- oder nachgestellteWendungen und Ausdrücke,
die wirnun
objektiv beleuchtenwerden. Wir können
in dieser Frageuns
dervon
Ebert inden
»Sprichwörtern der altfranzösischenKarlsepenc
gemachten
Einteilungim
allgemeinen anschliessen, der die objektivenKennzeichen
des Sprichworts in einer climaxad minus
geordnet hat.Beginnen auch
wir mitdem
sicherstenKennzeichen
eines Sprichworts, so finden wir als einleitendeFormel: On
dit 45.91. 111. 248. 310,
und
bezeichnend für das Alter des Sprich- worts:on
dit piega 4. 333,on
dit tosjors 225, on seut dire en reprouvier 284.Die gleicheAllgemeinheit desSprichworts
bekundet
cascuns dist 218, lesgmz
dient 234. 286. Eine andereWendung kenn-
zeichnetdas
Sprichwort als ausdem
niederen Volke,dem Volk
desgewöhnlichen
Lebens, entstanden:Li
vilains dist 130. 150.220. 322. 365. 528,
und
es wird zur Bekräftigung zugefügt:en son respit 529, par mal respit 14, sans nulrespit201, parreprou- vier 124, sans glose 609, bien voir 106. 589, en sa verve 244, bien chose estable 413, Li vilains tient a savoir408, retrait 628.
Für den
»Vilainc tritt oft der »Sages« ein als der Beförderer des Sprichworts:Li sag
esdit
en son respit 424. 600. 376.Vielfach ist der
Weise
des altenBundes
darunter zu verstehen, wie es wahrscheinlich wird in:a
sonß
en ancien escrit100
und bestimmt
ausgesprochen in:Salemons
dist 294. 421. 521.Einmal wird
sogar der weiseGato
zitiert (454).Eine
dritteGattung
Sprichwörterwird
eingeleitetdurch
die
Formel:
Ai
6% dire : 379, mainte foiz 406, sovent 417. 606, en reprouvier 610. 623. 624, 629.Ai
oi conter : (toustans) 168, retraire (sovent) 125. 367. 381, un proverbe 588. 622.Ai
oi parier: 454. 279, recors 456, de la gent 304.oder
wir
finden Voir est mit affirmativenund ergänzenden Wendungen
Voir est : (qu'ai oi dire) 7, (et on le dist) 108, (quej'ai oi conter) 351, n'en dotez derien 510, en ce n'a que redire 539,
—
: 132.277. 291. 422. 626. 665. 666, voir dist 21.
Weniger
sichermüssen schon
Sprichwörter erscheinen, die einJe
dieinleitet;doch auch
ihnenwird meisteineBekräftigung der allgemeinenWahrheit
zugefugt:10
Je di : 62. 72* 224. 248* 423. 633, por toir (terite) 195. 246. 575, 577, (teU est m'entente) 3, toten fiance 287.
Im
Anschluss hieran seiennoch
als vereinzeltvorkommend
genannt:
Ceste parole est veritable 153a, Ceste parolö est bien estable34.393, ce mot retenez de
mon
fie*75.Dem
Sprichwortwerden
eingeschoben oder nachgesetzt:ce est la
somme
106. 246, ce n'est pas fable 288. 393. 442. 570, c'est chose seüe 256. 525und
obgleich seltenauch
ce m'est avis 183. 680.
In allen bisher besprochenen Fällen ist das
Sprichwort durch
einVerbum
oderSubstantivum
desSagens
oderDenkens
eingeleitet resp. beschlossen
wdrden. Anders
verhält es sich mitden
Sprichwörtern, dieohne
diesesKennzeichen nur das
Charakteristikum zeigen, stets mitdem
verallgemeinernden Tel zu beginnen. Hierwerden
wir dreiGruppen
zu scheiden haben. Die erste zeigt in einigenBelegen tel, inden
korrespon- dierenden aber eine der obigen Formeln. Dies ist der Fall bei152d f 153b 352 353 354 441 619.
Die zweite
Gruppe
zeigtnur
Tel in allen Belegen, aber bei gleichlautender Fassung:112 478 532 547 548 551 640 655,
und von
hier aus schliessen wir auf die dritte, die inunsern Texten nur
je einen Beleg bietet:20 53 54 55 154-159208 209 211 313 370 371 388 410 418a b 461 469 471 493 500 505 506 530 533 534 535 654.
In eine letzte
Gruppe werden
wir*diejenigen Sprichwörter ver- einigen, die,ohne
jedes äussere Kennzeichen ausser ihrer ge- drängtenKürze und
derUebereinstimmung
in der Fassung,nur durch
letztereMerkmale
ihren Platzbehaupten können.
Dazu
gehören:1 2 10 11 16 32 43 93 94 105 110 113 127 133 143 146 147 151 163 177 190 197 199 202 204 6 212 217 818 228 229 237 40 242 245 249 254 255 260 264 265 269 271 324 326 328 329 330 331 335 337 338 341 342-344 346 347 356 366 368 369 373 375 378 389
394-
397 402 405 407 409 411 420 437 444 448 449 (425 30) 453 (432—40) 458 465 467 473 479 501 502 503 516 517 520 522 526 527 536 537 552 565 567 576 577 578 591 597 603 612 617 625 631 632 642 (643 646) 647 668 670672.SämmUiche
Sprichwörter sind in der inhaltlichenZusam- menstellung durch
ein Sternchen * bei detNummer
kenntlichgemacht.
Beachtung
verdienenauch noch
die folgenden einleitendenFormeln,
diedadurch
einRecht gewinnen,
hierher gestellt zuwerden,
dass sie beidemselben
Sprichwort oft promiscue mitandern
sicheren einleitendenWendungen
gebrauchtwerden.
So
finden wir z. B. Souvent dvient bei 152Und können von da auf
149 schliessen,wo
esvon einem Bien
le savezbegleitet ist. Dieseswiederum
zeigt sich allein in 233. 263. 181*Aehn-
lich:
Nous
veons que souvent avient 550. 613. 492. 620. 47.231
,und
schliesslich:Je
saimoult
biena
escient 259. 569,Sachies
192. 455,Ne
ses-tu 673.Bau der Sprichwörter.
Eine
Untersuchung über den Bau
der Sprichwörter wird beidem
beschränktenMaterial, dasuns
zuGebote
steht,auch nur
beschränkte Resultate liefernkönnen;
sie regtnur
eineFrage
an, die derdefinitivenLösung
inspäterenUntersuchungen
harrt.Die Satzform.
D&s
Sprichwort soll einedurch
dieErfahrung
erprobteWahrheit im
kürzestenAusdruck,
der aber der Deutlichkeit nichtermangeln
darf, zurAnschauung
bringen. Eine äussereForm
für diesen Inhaltwird
aberam
leichtesten indem
ein- fachen 'Hauptsätze gefünden sein, der zugleichdurch
dieAn- wendung
des Präsens (wenigstens inden
meisten Fällen) die steteGültigkeit desGesagten fixiert.Daher
finden wirauch
dieüberwiegend
grössere Zahl der Sprichwörter ineinfachen Behauptungssätzen
gegeben. Als Beleg dieneuns
Spr. 2:Maid frais ist de male rais,
das
uns den
sprichwörtlichen Inhalt »Schlechte Fruchtstammt
von
schlechterWurzel«
in der regelmässigen Wortstellung des einfachen tiauptsatzes zeigt. DieselbeForm
zeigen Spr. Ii.197.12
238. 279. 326. 335. 379. 431. 453. 479. 591. 622.
631-633.
<547.668.
673 und
aus A. A.1)könnten
als Belege hierzugestelltwerden:
2. 30. 36. 48. 53. 75. 82. 102. 107 u. s.w.
Oft fordert der
Reim
die Voranstellung des einen oderandern
Satzgliedesund macht damit
dieInversion im
Satze nötig:(21)
En
grant amour gist grant haineund
ähnlich: 106. 131. 177. 237. 247. 269. 424. 600. 624; A.A.3. 26. 41. 43. 85. 101. 108.
Wird nun
einerseits das Sprichwortvom
Dichternach
der formelhaften Einleitungohne
weitereVerbindung
gesetzt, so treffen wir andrerseitsdoch auch
viele Fälle, indenen
einAn-
schluss
durch Que
[also ai o'i dire que] erreicht ist; oder eine engereVerbindung
mitdem vorhergehenden Kontext durch
ein Car,Mais
geschaffen ist.Doch
ändert dies nichts odernur
Geringfügigesan
der Wortstellungund
der Satzform, dieauch
hier die beiden Arten, regelmässige Wortstellungund
Inversion zeigt. Die folgenden Belegekönnen ohne
Erklärung aufgeführtwerden
(108) Voirs est queprivez mal achate.
124. 130. 149. 260. 310. 333. 520.
666 und
mit Inversion:(239) Que par le
nom
conoist on Tome.240. 241. 263; A. A. 11. 31. 57. 62.73.87.89. Eine
Anknüpung durch Mais und Gar
zeigen 16. 228. 229. 233. 254.642 und A.
A- 20. 84. 100.Nicht
immer wird dem
Sprichwortein sinnlichanschauliches Bild oder irgend einKonkretum
zur Charakterisirung dienen;oft
werden
wir die abstracteWahrheit ohne Umkleidung
inihm
zu
hören bekommen.
Bei diesen Sprichwörternwerden
.wirdann
vielfach ein verallgemeinerndes Subjekt (meist on)an-
treffen, das
dem
Sprichwort eines seiner Charakteristika,die
Allgemeinheit, verleiht(380)
On
pert souvent par soi trop tereund
ähnlich: 449. 492. 516; A. A.54
u. s.w.
1) A. Asi Ausgaben und Abhandlungen aus
dem
Gebiete derrom.
Phil. Heft XXIII. E. Ebert, Sprichwörter in den altfranz. Karlsepen.
Der negierte Hauptsatz
bietetdieselbenErscheinungen.und
Modifikationenwie
der positive;auch
hier regelmässige Wortstellungund
Inversion,auch
hier ofteinverallgemeinerndes Subjekt (meist nul):(527) Toute parole n'est pas voire.
(205) Mais contre mort n'anus refin.
und
ähnlich: 146. 202. 204. 206. 325. 372. 420. 467. 545. 623;A.
A. 14. 16. 19. 27. 35. 36- 60. 74. 79. 83. 93. 98. 103.Zuweilen ist dasSprichwort so konzis gefasst oder hatsich
zu
einer solchenKürze zusammengedrängt, dass es sogar das Verbum aufgiebt
(vgl. das deutsche:»Ende
gut, alles gut«).Doch
niewird
dasVerbum
aufKosten
derDeutlichkeitund
Präzision fallen gelassen; injedem
Fall ist es mitLeichtig-keit logisch zu ergänzen.
Nur wenige
Sprichwörter dieserArt
bieten unsereTexte und
es lohnt sich wohl, diese einzeln anzuführen:(3) De pute rachine pute ente.
(212/3) Les mors as mors, les vis as vis. (cf.'A. A. 94.) (588/9)
De
bienfait col frait.Man
ersieht aus diesen drei Beispielen, dassdem
Sinnenach
logisch ein issir, estre, venir o. dgl. zu ergänzen ist.Nicht
immer
jedochwird
sich dasSprichwort dem
einfachenHauptsatz
fügen können.Es werden
Fällevorkommen,
indenen
dem
einen oderdem andern
Satzgliede eine genauere, bestim-mendere
Beifügung nottut, oder andere, indenen
esdem
Volks- geistund -Denken unmöglich
ist, die Allgemeinheitdurch
ein einzelnesNomen genügend
auszudrücken.So
sehen wir einer- seits Erweiterungen des einfachen Hauptsatzesdurch
(meist relativische) Attributivsätze entstehen, andrerseits das einfacheNomen durch
einenganzen
Satz umschrieben.Es
leuchtet ein, dass dieseFrage
in metrischerBeziehung
mit derFrage nach
derLänge
des Sprichworts,dem dadurch
veranlasstenUeber-
greifen auseinem
Verse des (für unsernTexte
gültigen)Acht-
silblers in
den
andern,eng zusammenhängt. Doch davon
istweiter unten zu reden.
14
Einen
guten Beleg für die attributive Erweiterung bietetuns
Spr. 75:Ce mot retenezde
mon
fie*:Qu'uns castiaus est de povre pris,
Qui au premier assaut est pris.
wobei
syntaktisch zubemerken
ist, dassder zucastiausgehörende Relativsatz altfranzösisch nichtnotwendig
sofort auf castiaus folgen muss. Aehnliche Belege: 72. 190. 192. 324. 328. 373.'410;A. A. 12. 25. 49. 91. 112.
Erweiterung des Objektivs zeigt
(271) Farne samble couchet a vant Qui se change et
mue
sovant.und
ähnlich: 47. 132. 224. 225. 249. 274. 536. 537;A.
A. 23.63. 96.
Viele der letztgenannten Belege zeigen freilich
schon
das neutrale determinativePronomen
mit folgendem Relativsatz alsSubjekt oder Objekt
und
leiten so in dieoben
berührte zweite Art über, die dasNomen durch
einen Satz ersetzt (cf. Lücking§.
236
fürs nfrz.).Treten wir in eine
Prüfung
dieser Satzform ein, so sehen wir, dass es eineKonstruktion ist, diedem
Sprichwort gar nicht ungeläufigund von ihm
oft benutzt ist.Es
istdieKonstruktion des sogenanntenbeziehungslosen Relativsatzes,
der für Subjekt oder Objektim
Satze eintritt (cf.Lücking
§. 246).Gleich das erste Sprichwort zeigt diese
Form:
(1) Qui de bon ist soefiaut (olet).
(und 133) Cui Dieas de honte veut garder, Nule riens ne le puet grever.
und
ähnlich sind zu beurteilen: 45. 105. 127. 199. 233. 204.244. 245. 247. 248. 249. 277. 322. 368. 393. 394. 397. 417. 437.
442. 454^6. 501. 521. 545. 565. 566. 567. 578. 607. 612. 625;
A. A. 1. 10. 13. 17. 18. 21. 32. 34. 66. 70. 72. 80. 90. 92. 97.
109.
110
u. s.w.
Oder
derRelativsatz folgt alsNachsatz, wieuns
no. 10zeigt:Mut
«st fole ke huinme creit.und
331. 334, 337. 342. 343. 365. 366. 390. 444. 448. 473. 576.597, 626. 628; A. A. 15. 28. 40. 51. 66. 68. 71 u. s. w.
Nicht
modifiziert wird die Satzform,wenn
das Sprichwort,wie es
gern thut, vor dasRelativum
ein determinativesdl
stellt,
wie
z. B. in no. 91:Qil en est ki empire.
und
34. 62. 217. 294. 369. 423. 503. 606,* 609.Einmal
findenwir auch
hont ki in Sprichwort 32:Horn ki bien aime, tart oublie.
Doch davon
zu trennen sind dieFälle, indenen
ein indefinites Telmit folgendem
Relativsatz als Subjekt oder Objekt fungiert,wie
z. B. no. 150:Tels fait vigne, n'i quieutraisin.
u. dgl.
m.
(s. u. tel oben). A. A. 5. 33. 42. 44. 78. 100.Oft reihen dieDichter
mehrere
mit Telbeginnende
Sprich-wörter
aneinanderan, und auch davon
bieten unsereTexte Belege
in no. 55. 496. 534.Der durch
einen Relativsatz erweiterte Hauptsatz leitet zudem schon
künstlicherenkonditionalen Satzgefüge
über, das, derNatur nach
mitjenem verwandt, doch
der einfachen Präzisionund Kürze
des Sprichworts ungeläufig istund daher
(für unsere Texte)wenig
Belege zeigt. Die logischeVerwandt-
schaftvon
relativemund
konditionalem Satzgefüge tritt klar zuTage
in Sprichwort 672:Ce seroit trop vilains gens Qui feroit d'un domage deus.
oder
in no.395 und
396, welche, Varianten eines Sprichworts,einmal
relativischen, das andereMal
konditionalen Satzbau zeigen. 210. 341. 421. 665. cf. A.A.
29.Nicht
schwer
ist derUebergang vom
konditionalenzum temporalen
Satzgefüge, 'namentlichwenn
dieBedingung
eineBedingung
in der Zeit ist. AlsTypus
des in dieserForm
kur- sierenden Sprichwortskönnen
wir dasbekannte:
(458) Lora il n'a cat, soris revielle.
zitieren
und
no. 220. 231. 284. 286. 344. 367. 389. 411. 413.458.
619
anführen. A. A. 8. 34. 52. 67. 76.16
Hervorzuheben
ist namentlich no.367
als reinerTemporal-
satz der nachfolgenden Zeit (wie Steinbart,Method. Grammatik
der französischenSprache
§.89
sie nennt)Que chievre ne doute coutel Devänt qu'il la fiert en la pel.
Während
inden
bisherbesprochenen Satzformen der Sprich- wörter unserer Textenur
eineThatsache gegeben
war,entweder
für sich allein oder bedingt, tritt das Sprichwortauch (wenn-
gleich seltener) aus diesem Gebiet heraus
und
schmiegt sich derForm
eines adversativen oderkomparativen
Satzgefüges (wie wir esnennen möchten)
an,indem
es zweiThatsachen
giebt, dieselbendurch
Gleich-,Höher-
oder Gegenüberstellungcharak-
terisierend.
Für
dieadversative Konstruktion
bieten Belege:(218)
La
mors est tost trespassee Mais la honte a longe duree.und
291. 378. A. A. 58.Die
wenigen
Belege für dieseund
die folgendeKonstruktion
zeigen klar, dass das Sprichwort sich hier aufungewohntem Boden bewegt und
sein eigentlicher Platzanderswo,
indem
einfachen Satz, ist.
Ein
komparatives Satzgefüge der Gleichheit
findet sich in:
(111) N'i a tel come soi.
und
381. 522. 596.Häufiger
dagegen
zeigt das Sprichwort dieNeigung, zwei ungleiche Thatsachen
einandergegenüber
zu stellen, sie zu vergleichenund
vielfach sein Urteildurch
einmieus vaut,
est
abzugeben:
(539) Savoir vaut mielz que olr dire.
und
ebenso: 4. 7. 100. 104. 110. 183. 346. 347. 356. 375.409.
528. 617. 402. 403. 563. 583. 664. A. A. 6. 22. 37. 42. 45.
50.
59. 64. •
Ganz
vereinzelt treffen wir Fälle, indenen
dasSprichwort
sich direkt auffordernd
an den Menschen wendet und
dieForm
des
H
eisch
esa
tzes wähltZwei
Belege bieten unsereTexte
(468)
Va
des maneciez au marchig und(552) Con auez brase, si bevez.Während wir
in diesen beidenBeispielenden
Imperativ finden, zeigtA. A.
9den
Konjunktiv:Por ce dit on encore:
Ainz
venge.niez que
fiz.Formal
verschieden, logisch aber der letztgenannten Gat-tung
nahestehend,könnten
wir eineAnzahl
Sprichwörter hier- her setzen, die die charakteristische Einleitungon doü
resp. die verneinteFormel on ne
doitpas
odernus doü
zeigen:(246)
Moult doit on bien servir preudome
und
ähnlich 180. 304.405
u. s.w.
323. 329. 500; A. A. 47. 55.77. 99. 111.
Länge der Sprichwörter.
Wenn
der Dichter des altfranzösischenRomans
ein Sprich- wort,das ihm
dieErinnerung
oder die Erfahrungan
dieHand gaben,
in seinemEpos verwenden
wollte,wenn
er es als ob- jektiven Spiegel für die subjektiven Thatsachen, die er vortrug, einreihen wollte, so hatte erdoch damit
oft seine Schwierig- keiten.Denn
das Sprichwort,dem
Volksgeistund
Tradition seineFassung gegeben haben,
fügte sich nichtimmer dem
(für unsern
Texte
fast ausschliesslich geltenden) achtsilbigen Verse; oft sah sich der Dichter in dieLage
versetzt, das Sprich-wort durch
kleinere Zusätze erweitern oderdurch
Beschneidenund
Auslassen verkürzen zumüssen.
Schälen wir die einzelnen Sprichwörter aus ihrerUmhüllung
heraus,um
sie auf ihreLänge und
dieEinfügung
inden
Vers zu prüfen, so wirduns von
vornherein der Gesichtspunkt der formalen Einteilung in die Sprichwörter,welche
1. einen
ganzen
Vers oder einen Teil desselben, 2. zwei Verseganz
oder teilweise,3.
mehr
als zwei Verse umfassen,gegeben
sein.nag.u.Abb. (Kadler). 2
1.
Der
einfacheHauptsatz,wie
wiroben
sahen, dieKonstruk-
tion,welche dem
Sprichwortam
geläufigsten ist, konnte sicham
leichtestendem
Verse anpassen;und
so treffenwir
in unsernTexten
auf eine guteAnzahl
Sprichwörter, die in ihrer festen Gestalt in dasEpos herübergenommen,
gerade einen achtsilbigen Vers ausfüllen. Sie tragen meistden Charakter
eines einfachen Hauptsatzes mitdem Typus:
(2) Mals fruis istde male ra?s,
worin weder
etwas fehlen dürfte,ohne
Undeutlichkeit hervor- zurufen, aberauch
nichts zu ergänzen nötig ist.Desgleichen Sprichwort 3. 6. 10. 21. 112.131. 150. 154. 155.
156. 177. 197. 202. 204. 206, 212. 213. 237. 259. 279. 288.324.
326. 329. 331. 335. 337. 366. 368. 373. 376. 380. 393. 409. 418.
420. 424. 431; 441. 444. 453. 458. 468. 471. 502. 526. 536. 527.
539. 552. 570. 591. 597. 622. 631. 632. 668.
Andere
hingegen bedürfen,um
die volle Silbenzahlzu
erlangen, einer Zufügung.Sehr
leicht ist dieselbe fürden
Dichter gefunden,wenn
er einverbindendesund den Zusammen- hang
mitdem Vorhergehenden
festhaltendes Car,Que oder Mais
.vorsetzt, oder einmoult
, bien u. ähnl. einschiebt; die Silbenanzahl wird erreicht, der Inhalt des Sprichworts nicht berührt.So
in unsernTexten; Car:
1. [»Car qui debon
ist, soef iaut«] 10. 576.642
;Mais
: 205. [»Mais contremort
n'anus
refin«] 229. 254. 264. 479.605; Que:
124. 125. 149.[»Que
tels cuide prendre qui faut«] 153. 154. 168. 239. 240. 260. 304.
(moult) 510. 520. 589. 620. 623. 624. 628. 666.
673; hom M
fürhi 32, la
ou
für ou 43, bien 151, moult 242.269,
assez346
eingeschoben.Eine,
wenn auch
kleine,Anzahl
Sprichwörter jedoch istso
konzis gefasst, dass sie oftnur
die Hälfte der nötigen Silben- zahl enthält;dann
setzt der Dichter inden
meisten Fällen die sprichwörtliche Einleitungsformelon
dit u. dergl. hinzu,um
die Silbenzahl zu erreichen.Für
unsere Texte lassen sich8
Fälle dieserArt
konstatieren; es sind dies: Sprichwort91. [»L'en dit:Cil en est ki empire«] 108. III. 310. 325. 379. 588.
(während
in
589
die volle Silbenzahldurch
Einsetzungvon
ouvrage er- reichtwird)
603.Im
B.M., dem
in zwölfsilbigen Versen ver- fasstenRoman,
füllen gerade einen Vers aus 210. 478.2.
Gehen
wirnun
zurBetrachtung derjenigen Sprichwörterüber, die zweiAchtsilbler umfassen, sowerden
wir einen Unterschied zumachen haben
zwischen Sprichwörtern, die zwei volleVerse umfassen,und
solchen, die ausdem
einennur
teilweise inden
andern übergreifen.Im
ersteren Fallewird
der Dichter meist dasSprichwort, wie er es vorfand, hineingesetzthaben und ihm
nur hierund da,
meist in derBindung,
hilfreich zurHand gegangen
sein.Im
zweiten Falledagegen
ist es interessantzu
beobachten, wie derDichterdurch
sprichwörtliche odersonstige asserierendeWendungen
die volle Silbenzahl herbeiführt und,wenn
möglich,zum Reim
gestaltet. DieseWendungen
verdeckenoft ein
Enjambement,
dasohne
sie zusichtbarwäre; andrerseits aber(und
dies namentlich beiden
Sprichwörtern, diezweivolle Verse umfassen) bleibt einEnjambement
deutlich bestehen,was
ja bei der
Kürze
des achtsilbigenVersesmanchmal unumgäng-
lich war.
Nehmen
wir diejenigen Sprichwörter, dieniöht zwei
volle
Verse
umfassen, zuerstund
betrachten als ihrenTypus
no. 94:
Cascun ä droit u &rebors
Aime
celui qui a ses morsso
sehen
wirden Kern
des Sprichworts cascunaime
celui quia
sesmors durch
dieFormel ä
droitu ä
rebors erweitert, welche zugleich dasEnjambement
verdecktund den Reim
her-stellt. In die gleiche
Reihe können
wir stellen: 106. 132. 322.333. 390. 405a. 463. 467. 515.
567 und
die folgenden, die keinEnjambement
zeigen:4.47. 127. 156. 183.220.263. 323. 352. 365.Wir haben
kurz vorhervon
asserierendenWendungen
gesprochen, die vielfach
nur
zur Ausfüllungvom
Dichter ver-wendet
werden. Ausserden bekannten
charakteristischenFormeln
dürften wir hier für obige Fällenoch anführen:
tut issi vait 127,quant ü
Ii piaist 130, cenCest avis 183,par usage
263, seü
Ii loist 352, sachiez 455, cou fos jemoult
bien dire 525,au
dire voir 567.Sprichwörter, dieinhaltlich
genauzweiZeilen
umfassen, oder richtiger gesagt, zwei Verse, finden sichauch
in grosserAnzahl
in unsern Texten. In ihnen ist meist der erweiterte Hauptsatz oder das Satzgefüge vertreten. Vielfach hat derGebrauch
das Sprichwortzum Reime
abgerundet,dann
setzt es der Dichter einfachim Text
ein, inandern
Fällen sucht erden Reim,
dernoch
nicht vorhairden ist,durch
Stellvertretung herzustellen, in vielenandern
lässt er esohne Reim
bestehen.Auch
hier,wie
oben,werden
kleine, bedeutungslose Füllwörterohne
Unterschied verwendet.So zeigen Reim und kein Enjambement:
7. 14.[»Tex
cuide norrir son enfant,Dont
Ii partientne
tantne
quant«] 20. 45. 53. 54. 75. 93. 105. 113. 152a, b, f. 158. 159a, b, c. 199. 209. 217. 218. 224. 225. 228. 244. 248. 271. 328. 347.351.
353b.
354a. 356. 367. 371. 375. 388. 394. 395. 397. 408.410. 418a. 448. 449. 455. 456. 461. 469. 473. 501. 506. 516.
530. 532. 545. 547. 548. 549. 550. 551. 565. 577. 578. 593. 610.
640. 654. 672.
Enjambement dagegen zeigen:
147.[»Ne
puetpas
estre destornee
La
chose qui est destinee«}und
110. 146. 152c.163. 192. 238. 249. 411. 600.
Reimlos
treffen wir folgendeSprichwörteran:
a)
mit Enjambement:
606.[»Ge
oi direque souef nage
Cil quion
sostient lamenton«]
152a, e. 275.406. 619. 625. 629.
b)
ohne Enjambement:
208. [»Telz secoucha
lesoir riantQui onques
puisne
se leva«] 246. 294.313.
341. 353a. 354. 370. 378. 407. 413. 470. 504.
521.
529. 533.
Verhältnismässig klein ist die
Anzahl
der Sprichwörter, dieim Texte
des altfranzösischen höfischenRomans mehr
als zweiVerse umfassen. Wollen
wir hiernoch
eineScheidung machen,
soempfiehlt
es sich, die Sprichwörtera) in dreizeilige,
b)
invierzeilige und darüber
zu
scheiden.a) Spr. 195. 211. 277. 287. 344. 389. 422. 442. 454. 492.
503.
505.
655.b)
Spr. <ß2. 100. 190. 231. 245. 256. 284. 286. 291. 374.421.
437.
493. 496. 500. 528. 534. 535. 607. 609. 633.Eine Anreihung mehrerer
Sprichwörter, die sich namentlich beiden
mit Telbeginnenden
findet, istoben
s. v. telschon besprochen worden.
Varianten der Sprichwörter.
Ehe
wir in einePrüfung
der Varianten der Sprichwörterunserer Texte
eintreten, wird esvon Nutzen
sein, einen kleiner!Seitenblick auf ein Gebiet zu werfen, das sich sehr
eng
mitdem
der Varianten berührt; es ist gewissermassen ein Streifzug indas
Gebiet der altfranzösischenSynonymik, den
wirim Folgenden unternehmen
wollen.Wie
wirim
vorigenKapitel erfahren haben, ist derDichter oft genötigt,dem
einen oderandern
Sprichwort zur vollenLänge
erst zu verhelfen, ermuss
flickenund
füllen;und da sehen
wirdenn,
dass es meistsynonyme Ausdrücke
sind, dieverwendet
werden. DieFrage hängt
insofern mit der Unter-suchung
über sprichwörtliche Variantenzusammen,
als die- selben, namentlich die Wortvarianten, oft durchZufügung
resp.Auslassung
eines solchensynonymen Ausdrucks
hervorgerufen werden. Freilich wird es unsnur
inden
wenigsten Fällen erlaubt'sein, eine sichere Entscheidung zu treffen,ob
wir in diesem oderjenem
Falle eine Eigentümlichkeit des Sprichwortsoder eine Eigenmächtigkeit des Dichters zu sehen haben;
Wir
müssen uns
daher beschränken,nur
die objektivenThatsachen
sprechen zu lassenund
weitere Schlussfolgerungen für spätereUntersuchungen
aufheben,da
unser Materialauch
in dieserFrage
ein beschränktes ist.So
bietenuns
Sprichwort264 und 265
dieSynonyma
legiere, foible, 182 coupe
und
tort. 271 fülltden
Vers,indem
es changier
und muer neben
einander verwendet.278
bietet dire et conter (dieman
mitdem mhd. »singen unde
sagen« vergleichen könnte).284: license etpooir (ivoloir).
291: honist et laidenge (:losenge).
333
: mestiers et lagrant
soufrete ("wobei zubeachten
ist.dass das ganze Sprichwort
synonym
zu326
gestelltwerden kann,
351, 353: accroist, multemplie— amonte im Reim auf
folieund
honte.418 a
: honteetanui(:autrui).422
fosetdescuidiez(:vuidiez),459
beubanciers et bruians.467
maneeier : teneier.470 vante
et tnanace. 501 ntesdit,
ment
(:pent).505
blasme et despit.516
u.517
orguel et desraison (:raison),desmesure
(\droiture).535
prise et loe:moe.607
biennage
et rime.No.
522
bietet eineganze Anzahl Synonyme;
wir findenda neben
einander gestellt nienteor, larron, barreteor,malvais home;
andrerseits dieVerba
grieve, abait% degoity ocist, tue.
Sprichwort
279
treffen wir aufden
seltenen Fall, dassder
Dichter einePereon
(dieBrenden im
Tristan IL 18) dreisynonyme
SprichWörter in einerReihe
zitieren lässt,nämlich;
Vuide chambre fait
dame
fole;Aise de prendre fait
lamm;
Fole
dame
tnuide maisun.Betrachten wir
nun
die Varianten der Sprichwörter selbst, sowird
es einleuchten, dass wir eineScheidung im Wort-
variantenund
Sinnvarianten zu treffen haben.Die
Wortvarianten werden,
soweit sichnach
unserijBeobachtungen
fixieren lässt, inden
seltensten Fällendem
Sprichwort angehören,
sie sindüberwiegend dem
Dichter in dieSchuhe
zu schieben,und
ihrevon den
obigenDaten getrennte Untersuchung
beruht darauf, dass diese Varianten nicht Zusätze, sondern Ersätze sind.So
erscheinen z. B.106a und 106c
als blosse Wortvarianten,wo
das eineMal
voitVon son ami,
das andereMal
pert qui estamis
gesetzt ist.Nach der übereinstimmenden Mehrzahl
der Belegstellen bietet 106cdas
ursprünglichegegenüber
106a.Desgleichen
weichen
146und
147durch
die auseinander-gehende Lesung quanque und
la chose ab.158 und
159 a vertauschen vaincreund
estre vaincu mitgaagner und
perdre.254
setztmaint
anstatt des biexvon
255.325 a
steht325b
u. cgegenüber
mit derLesung
besoinsgegen
besoigneus.330
setzt zudem
Sprichwort329 noch
einen Vers hinzu.343
bessert dasmiex von 342
in ümender.396
bietet vaut autretant alsGopula
gegen das einfache est in 395.420
a u.b
zeigen vasselage,420c
aber lässt dassynonyme bernage
eintretenund
ändertden
Versauch
sonstnoch
etwas.In
444 a
u.b
ist die Verschiedenheit desVerbums
lasseund
esploitewahrscheinlich
durch
dievorhergehenden
oder folgendenReimwörter
hervorgerufen.536 und 537
scheiden sichdurch
langueund
bocke.547, 548, 549,