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Zukunft-H- Maximilian Bari-en. Herausgeber. Verlag der- Z ukunft. Uachdruckverboten. Sonnabend- Erjcheint jeden. Jnhalt:

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(1)

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Herausgeber

xxv1.

zip-O Petri-g deu.1.--zimi-191·8.

gr. 27.

Maximilian Bari-en.

Jnhalt:—

Seit- vlkodeitwo"·...,...-«...219

Uachdruck

verboten.

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Erjcheintjeden

Sonnabend-

Isreisviertekjüprkikd

6,«50

Mars-;

die ein-eine

Stammessoff.

Berlin.

Verlag

der-

Z ukunft.

-Großbeexenftraße67.

1918.

(2)

Allei

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Wochenschrift der

gen-Annahme Die

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Zukunft“

nur

durch

Max

Kirstein,

Berlin

8W.

68,

Markgr‘afenstr.

59.

Femsprecher

Amt

Zentrum

10809

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10810.

’Rhonnementspreis’

(vierteljährlich

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Deutschland

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Diewirtschaftlichen Interessen vonüber 3/4Milliarden M.deutschen Kapitals genan

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. Rennen zu

Berlin-Grun‘ewald:2. Juni

(Rennen

des

Union-Klub)

Berlin-Grunewaid: 6. Juni. HorstnEmscher: 2. Juni.

Annahme von _Vo’rwettren 'fürBerlin, beipersönlicher-

teilten Aufträgenbis 3Stunden vor. dem ersten programmässig

angesetzten Rennen:

Schadowstra'sse

8, parierte,

Kurfürstendamm 234,

Bayerischer Platz 9 'OranienhurgerstrJß (Eingang Innsbrueker' Strasse 58) (anderFriedrichstr.) und an denTheaterkassen derFirma A.Wertheim

Tanentzienstrasse 12a Leipzigerstrasse 132

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(nurwoehentags geöffnet)

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Königstrasse 31/32 Elsässer Strasse 95

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Nollendorfplatz_ 7 Planufe'r 24

Französische S'trasse 49 (GeschäftsstellendesLüftfahrerdanks) Fiirbriefliche undtelegraphischeAufträgeAnnahme bis3 Stun- den, für auswärtige Rennen bis3Stunden vor Beginn des"

ersten programmässigangesetzten Rennens

'

nur

Schadowstr.

8-

AmWochentage vor dem Rennen werden Wetten bis7 Uhr abends angenommen.

VERLAG

DER

‚ZUKUNFT.

DEM!"

SW.

41,

Großbee’renstraße

67,

Fernspr.

Llltzow

7724.

(3)

Berlin, den 1. Juni 1918.

7W

N ikodemos„

m fünften Mai waren'hundert Jahre vergangen, seit in Trier dem Advokaten Marx, einem

Sprößling

aus der Familie Mardochai, ein Knabe

geboren

wurde, der 1824,als Eltern undKinder aus demJ udenthum indenProtestantismus übertraten, in der'Taufe denVornamen Karl

empfing.

Dem Dreiundzwanzigjahrigen trug,nach Rechts- und

Philosophie-

Studium in Bonn und"Berlin, die Dissertation über Epikur den Doktorhut ein. Die

Freundsehaft

mitBruno Bauer, dem geistig freien

Theologen,

lockt ihn nach Bonn zurück; da er schnell aber sieht,wie schwer dem .ufdemlinken Flügel des kantischen Heeres fechtenden Freund von den Staats-

gewalten

das Lehramt gemacht wird, scheidet er von der Hoffnung, aneiner

preußischen

Hochschule zuwirken. Noch istdasRheinland von Erinnerung an dieinnere und äußere Freiheit derr'ranzosenzeit

durchpulst,

noch nicht am Gold- seil

großindustrieller

Entwickelung aus trotziger

Opposition

inden Glauben andieWeltsendung desmilitärischen Preußen-

staates gezogen; das reife Geschlecht, unter Camphausens

und Hansemanns Führung,liberal, die

Sprudeljugend

im Bann derJunghegelianer. Die schafft

sich,

nach schlauer Erlistung derdazu‚wie

inunsererKriegszeitwieder‚nöthigen

Konzession,

1s

(4)

220 DieZukunft.

dieRheinische

Zeitung,

in derKarl Marx Aufsätze über den

Provinziallandtag,

über dieLagederMoselwinzer und ähn- liches Stoffgebiet veröffentlicht und alsderen Hauptleiter er imHerbst 1842 inKöln seßhaft wird. Nicht fürlangeFrist.

Gegendas unbequem kritische Blatt werden drei Censoren

(der

oberste hieß Von Saint-Paul und Geschichte darf ihn nicht vergessen)

entkoppelt

und seinLebensfaden risse schon in derWeihnacht 1842,wenn Marxens Rücktritt nicht Auf—

schub desVerbotes erkaufte. Karl heirathet Fräulein Jenny

von Westphalen, die

Jugendgefährtin;

geht mit ihr nach Paris, wo er die Geschichte, Volkswirthschaft unddie sozia—

listischen Lehren Frankreichs studirt; wendet von

Philosophie

mit seines Wesens heftigemEifer sichzu Nationalökonomie,

von

Bürgersradikalismus

zuSozialismus; lernt, im

September

1844, dort Friedrich Engelspersönlichkennen, dem-er vier Jahrzehnte lang,als Forscher und als Mensch, innig ver- bunden bleibt; und trennt sich,durch die Streitschrift „Die HeiligeFamilie“,öffentlich von „BrunoBauer undKonsorten“.

Weil er an dem „Vorwärts“, einem in Paris erscheinenden deutschen Wochenblättchen von messerscharf satirischem Ton, mitarbeitet, wird von der

Regirung

Friedrich Wilhelms des Vierten sein-e Ausweisung gefordert und,von demMinisterium Guizot, gewährt. Marx geht nach Brüssel (wohinEngels ihm bald folgt); beginntdieFehde gegen Proudhon; tritt dem

„Bunde derKommunisten“ bei,einem geheimen internatio-

nalenHandarbeiterverband,

indessen Auftragermit Engels imJanuar 1848 das „Manifestder Kommunistischen Partei“

schreibt. Erster Satz: „EinGespenst geht um in Europa:

das

Gespenst

des Kommunismus. Alle Machte des alten Europa haben sich zu einer heiligen

Hetzjagd

gegen dieses Gespenst verbündet: derPapstund derZar, Metternich und Guizot,französische Radikale unddeutsche Polizisten.“ Wie aus Lenins Mund klingtesuns. „Diemoderne Staatsgewalt ist.

nur einAusschuß, derdiegemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen

Bourgeoisklasse

verwaltet. Die

Bourgeoisie

hat in der.Geschichte einehöchst revolutionäre Rolle

gespielt.

Wo sie zur Herrschaft gekommen ist, hat sie alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat

(5)

Nikodemos. 221 diebuntscheckigen Feudalbande, die denMenschen anseinen natürlichen

Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig

zerrissen und kein anderes Band zwischen MenschundMensch übrig- gelassen als das nackte Interesse, als die

gefühllose

‚bare Zahlung‘. Siehat die

heiligen

Schauer derfrommen Schwär- merei, der ritterlichen Begeisterung, der

Spießbürgerlichen

Wehmuth indem eiskalten Wasser egoistischer

Berechnung

ertränkt. Siehat diepersönlicheWürde in denTauschwerth aufgelöstundandie Stelle der

zahllosen

verbrieften undwohl- erworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt; die offene,unverschämte, direkte, dürre

Ausbeutung

an dieStelle dermit

politischen

und

religiösen

Illusionen ver- hüllten. Sie hat denArzt, denJuristen, denPfaffen,denP0eten‚

den Mann derWissenschaft inihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.. Siehat dem Familienverhältniß seine rührend

sentimentalen

Schleier abgerissenund esaufeinreines Geld- verhältniß zurückgeführt. Die wesentliche Bedingung für die Existenz und dieHerrschaft denBourgeoisklasse ist die

Anhäufung

des Reichthums in den Händen von Privaten, dieBildung und

Vermehrung

des

Kapitals;

die

Bedingung

des

Kapitals

ist die Lohnarbeit, die ausschließlich auf der Konkurrenz derArbeiter unter sich beruht. DerFortschritt derIndustrie, dessen Willenloser undwiderstandloser Träger die Bourgeoisie ist, setzt an die Stelle der Isolirung der Arbeiter durch dieKonkurrenz ihre revolutionäre Vereini- gung durch dieAssoziation. Mitder

Entwickelung

dergroßen Industrie wird also unter den Füßen der Bourgcoieie die Grundlage selbst hinweggezogen, worauf sieproduzirt und die Produkte sich aneignet. Sie produzirt vor Allem ihre» eigenen

Totengräber.

Ihr Untergang und der

Sieg

desPro:

letariates sind gleichunvermeidlich. IhrentsetztEuch darüber, daßwirdasPrivateigenthum aufheben wollen. Aber inEurer bestehenden Gesellschaft ist das

Privateigenthum

fürneun Zehntel ihrer Mitglieder

aufgehoben;-

es existirt gerade da—

durch, daßes für neun Zehntel nicht existirt. Ihr werft uns also vor, daßwirein

Eigenthum

aufheben wollen,welches die

Eigenthumslosigkeit

der ungeheuren Mehrzahl der Gre- sellschaft als

nothwendige

Bedingung voraussetzt. DieKom-

18'

(6)

222 DieZukunft.

munisten verheimlichen ihre Absichten nicht; sieerklären offen, daßnur durch den gewaltsamen Umsturz aller bis- herigen

'Gesellschaftordnung

ihre Zwecke erreicht werden können. Mögendieherrschenden Klassen vor einer kommu- nistischen Revolution zittern: dieProletarier habenin ihr nichts zu verlieren als ihre Ketten und eine Welt zu

gewinnen.“

„Proletarier aller Länder,vereinigt Euch!“ Der Schluß- satz ist kaum ausgedruckt, alsderHall derpariserFebruar- revolution durch EurOpa hin schwingt. Die Provisorische .Regirung der zweiten

Französischen

Republik ladet den we- gen Mitwirkung zu Aufruhr aus Belgien gewiesenen Ver- fas‘ser des Kommunistenmanifestes zu Rückkehr nach Paris ein. Doch schon im

April

ist er wieder inKöln; gründet die Neue Rheinische Zeitung, diesich bisin den Mai1849, fast ein ganzes Jahr lang, hält;wird auch von dortausge- wiesen (eristnicht mehr'im

preußischen Staatsverband),

in Paris mitInternirung bedroht undfindet,endlich, in London die ruhige, ihm behagliche Wohnstatt. Im Britischen Mu- seum schöpfter aus dem reichsten Quell derWissenschaft.

Aus unermüdlichem Fleiß erwachsen Marxens Hauptwerke, die,alsWipfel, „DasKapital“krönt. Erwird derGründer, Organisator, Leiter der Internationalen Arbeiterassoziation, der „Internationale“, der er, allen Genossen zu Staunen, so- gar das Proletariat der

Vereinigten

Staaten gewinnt; und

verpflanzt,

weilnach dem Niederbruch der

pariser

Commune in

Europa

fürsErste nichts zu hoffen ist,ihre

Leitung,

den Generalrath, nach New York. Er selbst lebt nur noch der Forscherarbeit und ein paar Freunden. Wer an der Hirn- frucht des Mannes heute Staubfleckchen findet und ihr an-

fühlt, daß nur Englands Sonne siereifte, der sie

liegende

Gärtner nur denenglischenIndustriebereich derJahrhundert- mitte deutlich sah,noch ermußdie in Einem

gehäufte

Kennt- nißfülle bewundern. Engelsberichtet: „Erhat

Geologie,

Ur-

geschichte, Agronomie,

russische und amerikanische Grund- besitzverhältnisse studirt, zu sämmtlichen

germaniSChen

und romanischen

Sprachen

auch nochAltslawisch, Russisch undSer- bisch gelernt. Und dieArbeiterklasse Europas undAmerikas verdankt ihm mehr alsirgendeinem Anderen.“ Am vierzehn-

(7)

Nikodemos. 223 ten März 1883isterschmerzlos gestorben. Aus seinem häus- lichen Leben hat derAbgeordnete Bernstein indem lesens- werthen Buch „AusdenJahren meines Exils“ allerlei Mensch- 1iches,nichtsAllzumenschliches erzählt.

CharlesLonguet,Marx-

ensSchwiegersohn undderVater desJean, derjetztdenlinken, nach Kienthal-Zimmerwald ausgespreiteten Flügelderfranzö- sischen Sozialisten führt,hat

geschrieben:

„Im-Hause Marx, im Tempeldermaterialistischen

Geschichtauffassung, schlug

einhohes Herz,lebte man soganz demIdeal, wie allein der Mühe desLebens lohnt. Mitoffenen Armen wurden alleals

Kämpfer

fürdieVolkssache Verbannten, ohne Hinblick auf ihre

Lehrmeinung,

ohnejedenVorbehalt kleinlichen Sektirer—

geistes,in herzliche Gastfreundschaft

aufgenommen.

Nur denNeutralen, Lauen

wehrte

Abscheu denEinlaß.“ ZuLa—

fargue,

demMann seiner zweiten

Tochter,

hat Marx dasun-

vergeßlich,

beinahe bibelhaft muthigeWort gesprochen: „Eins _- ist

gewiß:

Marxistbinich nicht!“ Und überdieSchwieger- söhne an Engels

geschrieben:

„Denletzten Proudhonisten Longuet und den letzten Bakuninisten

Lafargue

soll, Beide, der Teufel holen!“ Inihm war mehr

Hui‘nor

alsinDante, seinem Lieblingdichter. Ein Genie. Einer derstärksten Geist- wirker aller Zeiten. Sein Gedankenbau ist sterblich, wird morsch; unsterblich istdieSchöpferkraft,die ihn"behutsam schichtete, kühnthürmte. Aus Marxens Speicher zehrt,heute noch,in allen Ländern die (echte) Sozialdemokratie.

Den hundertsten

Geburtstag

dieses Weltbewegers woll- ten auchFrankreichs Sozialisten feiern. ImKrieg, zwischen zweiRiesenoffensiven gar,eines Deutschen

Geburtstag?

Das durfte Herve,dersichalsAntimarxisten

entpuppt,

spät(nach demschrillen Ruf,nur aufdenMisthaufen dürfeman nochdie Trikolore hissen)seinHerz fürdennationalen Sozialismus der Ahnen entdeckt hat,nicht dulden. Erfetzte mißdeutbare Zu- fallssätze aus dem

dicken

Bündel marxischer Artikel und Briefe, klumpteaus dem fadenscheinigen Stofl’übersetzter

Spache

denBeweis,daßdervon allen deutschen GewaltenVer- vehmte Frankreich geschmäht,nur Deutschland verherrlicht habe; und ernannte das Reis vom Stamm rheinischer Mar-

dochai zum Boche, zu Bismarcks Verehrer und Geheim-

(8)

224 DieZukunft.

agenten, zum Ahnherrn derAlldeutschen. Tollheit‘.2 Weil in ihr war, was

Shakespeare

Methode nennt, hat siegewirkt.

Ein dichter Schwarm von Bezirks- und Gemeinderäthen, auch sozialistischen, hat Beschlüsse verkündet, die den Wider-

preußen

als „denFälscher des wahren, menschlich-brüder- lichen Sozialismus, den Hasser Frankreichs, der die

gefähr-

liche Waffe derInternationale stets nur indenDienst desPan"

germanismus gestellt, dessen erheuchelte Friedensliebe nur, heimlich, den wirthschaftlichen und militärischen

Triumph

Deutschlands zu bereiten gestrebt habe“,vor demAugealler desFranzosennamens Würdigenachten. Proudhon, heißts,hat ihnfrühbis insTiefste erkannt und,schon

1859,gegenMarxens

Teutonenhochmuth den Erzblock seines Katechismus ge-

schleudert. „Wer schuf diemoderne Civilisation‘.2 Lateiner.

Wersicherte das Christenthum? Lateiner. Von'.wem ging imMittelalter alle Bewegung aus? Von Italien, dem Karl der Große und seine Franken nur Diener waren.‚ Wer gab dermodernen Welt eineLiteratur? Wer wagtedieRevolution?

Wer stellte dieSoziale Frage, verbürgtedasMenschenrecht, verpflichtetedieMenschheit in sittliches Handeln? Das ist, Alles,Frankreichs Werk.“

(Daß

vor Corneille und Moliere Shakespeare, vor Robespierre Cromwell war, Chlodowechs Latinität bestreitbar ist,dasMenschenrecht,

Begriff

undWort, mit

Lafayette

aus Amerika kam,hemmt Frageund Antwort

nicht.)

Nach

Königgraetz

und vor Sedan hat der zwiefach

zu Tod verurtheilte Rebell Armand Barbes aus dem Exil

gerufen:

„Diewachsende Macht Preußens scheint mir eine Gefahr für die Revolution und fürunser geliebtes Frank- reich, Bietet demVolk,das ‚dieKreuzzügeund die Revo-

lution gewagt hat, dem Lande des Opferwillens und der

Gleichheit, der Jungfrau von Orleans und des Sozialismus, dieZukunft nur noch ein

Gruftgewölb?“

Nach derNieder- lage,1871, schreit der Kommunist‚und Communard Louis

Blanqui:

„Auf,

großes, feingliedriges

Geschlecht aus Mittel- meerland, auf, Idealgebild unserer Menschenart, Erbrüter,

Heger,

Vollender aller großenGedanken, alles

hochherzigen

Strebens, auf zu dem letzten

Kampf:

dieviehischen Horden der Nacht, dieauf dieTrümmer der Menschheit zu Ver-

(9)

/

l

N ikodeinos. 225

‚dauung

gelagerte Stämme auszuroden, befiehlt uns Pflicht!“

‚Allesgegen Marx erdacht. Dem kerbt, noch alsEnkelsver—

brechen, dervon Paris

abgeordnete

Herr Galli ein,daßBebel inAmsterdam sichzusagen erdreistete, Deutschland brauche

von Fremden nicht Lehre und werde, wann ihm beliebe,

selbst seine Revolution, die einzig wirksame, machen. Ein

nettes

Spektakel.

Dem die MarXisten der

„Humanite“

nur

schüchtern zu

widersprechen

wagten. Und das ohne Auf- wand

geistigen

Mühens eingeübtund den zwischen Vogesen und Pyrenäenwohnenden Chinesen vorgeführtwurde. Aus dem

Zeughaus

Bakunins (derden Namen Sozialdemokratie, den

unverj'ahrbaren

latino-hellenischen Wortbund, gezeugt

hat)

waren stärkere Wafien gegen Marx zu holen, in dem

dasBewußtsein der Internationale so. immerwach war, daß er, mitEinunddreißig derHeimath entfremdet, sich niemals

als Deutschen empfindenkonnte. Bismarckverehrer? Den

auf

deni

Gipfel derMacht Thronenden hatMarx, ohne Ehr- furcht, nur in Verwandtenwuth vor dem Genius, mit blut- rünstigerFeder gehöhnt;und vorausgesagt, daßdieSoziale Frage, die

Sozialistenverfolgung

ihm

bringen

werde, was

dem wildernden

Bonaparte

der Feldzug nach Rußland ge-

bracht hatte. VonderFranzosenart schied,freilich, Marxens sich eben so scharf wie von derrussischen. Ihm ist der Einzelne und dessen Instinkt, Willenstrieb, Temperament nicht so wichtigwie denGegnern inOStund West; nur in und durch dieMasse will erwirken. Mann derBuchwissen- schaft; und darin, nach

volksthümlicher,

doch grundloser Meinung, deutsch, daßer, „insein Museumgebannt“,durch Erlebniß nicht gern belehrt, imKreißen desGedankens, im Einzirkeln des

Entwickelungweges

nicht gestörtsein wollte. - Weder Anarchie noch einzelne Schreckensthat; weder Putsche noch

Drachengiftsaat

in die Fluren desStaates. Derwährt

ja

nicht mehr lange; wird aber auch durch die ewigeRe- voluzzerei, die Aufrührchen Bakunins und Blanquis, nicht eher zertrümmert, alsihm nach dem

Grundgesetz

der „ma- terialistischen Geschichtauffassung“ (dieich lieber ökono- mischen Determinismus nenne) beschieden sein muß,Wenn die Zeit erfüllt ist (und

Marx

sah diese

Erfüllung

so nah,

(10)

2 26 DieZukunft.

daßer, durch die

Verkündung dieses Nahgesichtes,

wider seinen Willen dieJüngeroftzu revolutionärem Beschleuni- gungversuch reizte),erst, wenn er zum Fall reifist,fälltder Staat; hebt sich, wie im Salamanderfeuer der Gedanken- fabrik eine hegelische Idee,selbst auf;wozu ihnnoch stoßen?

Aus seinem Grab sprießtdie freie

Kommunistengesellschaft;

doch nicht Bakunins, desFöderalisten, „gesetzloseund da- durch freie Welt“,die, gegen alldeutsche Bedrückersucht, von Slawen undRomanen zu schaffen ist. Aufdiesen Kampf, dieses Ziel blickt der „autoritäre“Marx kühl; sein Kommu- nismus soll centralistisch sein und, statt aus altem neues Chaos zu gebären,auf aller ihm eroberten Erde Ordnung stiften. DasLand seiner

Jugend

istDeutschland; derMann verlobt

drei

Jahrzehnte auf

britischem

Boden und wurzelt ihm, mindestens, das Gefühl sein Verstandes. tiefein. Muß

er,nicht andere Wahrnehmung heimsen, zu anderer Pro-

phetie gestimmtwerden alsMänner vom (wiederum ganz

ga—

schiedenen) Schlagder Proudhon undBakunin, denen nur in Lateiner- und Slawenland Erlebniß sich eingedrückthat?

Slawenverächter mag man, auf haltbarer Wortmauer, Marx

nennen. Franzosenhasser?

Trauriger

Blödsinn. Gewächs aus

der Zeit, der Wissenschaft und Kunst, Kirche und Recht,

Geschichtschreibung

undPublizistik Kriegsmittel

geworden

ist. Marx, der von den

Junghegelingen

ausgegangen War und den besten Feuerbach, fast zärtlich,gestreift hat, blieb dann langerundwilligerals Bakunin „unterdemEinfluß aus

Frankreich, von den Positivisten her, derinden aus Humes

und anderer Briten Strombetten mündete._ Er hat über

Frankreichs Politik und Wirthschaft, Evolution und Revo- lution Mancherlei geschrieben, was selbst Herve und Galli, noch heute, mitNutzen lasen. Und daßer nicht in blinde Schwärmerei für die

Leistung

von 1789und 1793 versank, istUnbefangenen leicht erklärlich: weilvon derZinne seines von derVorstellung entworfenen, vomWillen vermörtelten Ge-

"

dankenbaues auch diese GroßeRevolution nur Episodeschien.

Nun, bitte, nicht das'Brustfell

pauken,

mit Seumes Ka- nadier sich,alsden,trotz demWildenruf, besseren Menschen

auSposaunen und den Schellenbaum klingeln lassen: „Bei

(11)

Nikodemos. 227 uns wird Degas

gefeiert,

nach Text von Scribe, Märimfae,

Halevy,

Musik von Gounod, Auber, Bizet,Thomas, Boieldieu und (demälteren)

Halevy gesungen,

Moliere—Ersatzgemimt,

Fragonard

und Watteau zu

Eifl’elthurmpreisen

gekauft; wo sitzt,also, der Barbar?“ Der

Vergleich

wäre nicht besser bedacht als dervor demKriege gassenläufige: „DieseFran- zosen! Wir haben, trotz 1870,für sienur dasfreundlichste Gefühl;sieaber wollen durChaus nicht vergessen.“ Daß„Wir“

sie

geschlagen,

ihnen fest

eingewachsenes

Land sammt einem Erzhort aus dem Reichsleib

gerissen,

eine nach dem Geld- werth dernochnicht wieder insCarrousel der

Papiermünzun

g, des

Assignaten-Ringelspieles

gewöhntenZeit

ungeheure

Buß—

summe abgezwungen haben. „Wir' hattens ihnen, Alles,huld- .

voll verziehen. Noch schlimmer hinkt der Vergleich von

heute;mag eraufdemgelenkigen Geckenbein Volksstimmung oder Gensurvorschrift mitPrahlersgrimasse umhüpfen.Auf ungefährdeter Erde Wäre

Gerechtigkeit

und Vernunft keine heraklische That. Wenn dieFranzosen seit fast vierJahren in Stendal stünden,Westfalen und Rheinland,

Weinberg

und Industriethal Wüste undTrümmerstatt wäre,in

Spandau

und im berliner Hofdom

Feindesgranaten platzten,

trüge die Stimmung wohl andere Farbe; Würde tobsüchtigerWuth Manches verzeihlich, was dieAnweisung auf Erdschocken, Rieselrhabarbar und unerforschlische „Teigwaare“nicht in

Begnadigung

retten kann. Das Gebrüll gegen Marx (dessen Namen nun auch geradenoch derindichten Schleiern kaum ahnbare mannheimer Bankier trägt,derHerrn Caillaux, dem Tugendhel‘den,als Versucher genaht sein und die „Rothe Mütze“, LeBonnet Rouge, vergoldet haben soll) bleibt, den- noch, ganz ungallisch dumm. Nur ist zubedenken, daßdie Gefahr desKommunistenaufstandes, der

Einschleppung

von Bolschewbacillen die

Republik

viel

ärger

bedroht als das westlichere derzwei letzten Kaiserreiche, beinahe soarg wie die dem

Krieg

nachbarlichen neutralen Bourgeoisstaaten, und dußderimBesitzrecht wohnende,

ängstlich

im

Wollstrumpf

dieSpargroschen hütende Franzos Carolum Marx, dieWelt-

vogelscheuche,

als

Kapitalsfeind

und Aermstenerlöser nicht so gernwie als Panbochisten

verschreien

hört. Sinn oder

(12)

228 DieZukunft.

Unsinn: ist dem Fabrikarbeiter, dem

poilu„der Kneipen-

kundschaft einzureden, daßderNeo-Kommunismus in Deutsch- land erfunden wurde und,wieinRußland,

quolksvergiftung,

Staatszerrüttung

ausgenutzt

werden soll,so hält sich leid—

liche Ordnung und derReiche, derKleinrentner kommt mit den blaubraunen Flecken davon, die das Steuersträußchen der Herren Denais und Klotz ihm unters Augehauen wird.

Was an dem Lärm noch unerklärt ist,giebt dem Kriegs-

psychiater

kein Räthsel auf. Die

Unterernährung

desLeibes hat schon ein Heer neuer

Krankheiterscheinungen

vor den Blick desArztes gestelltund sogar (mansprichtvon „Kriegs-- amenorrhöe“ undähnlicher Gefährdung des

Volkszuwachses)

dasLeben, die Kraft weiblicher Geschlechtsorgane traurigver—

kümmert._Kann

die

Unterernährung

derSeele, desGeistes, deren Fütterungmit unsauberem Ersatzstoff irgendwo ohne sehr üble Folgenbleiben? Die dem.Körpernothwendigen Nährmittel sucht derFeind dem Feinde zu sperren; diedem Geist unentbehrlichen wehrt (nur,freilich, aufunserem Fest- land) jedekämpfendeNation selbst sich,aus frei seheinendem Willen: und weißnicht oder soll_unddarf nicht wissen,daß sie durch solche Entziehung auf Menschenalter hinaus ihr edelstes Vermögenschwächt. Unschädlicher und schon des- halb

liebenswürdiger

istderFranzosenzorn, den

jedes

seine GroßeRevolution kleinernde, ihren

Strahlenglanz

schwärzende Wort in

Lodergluth

anfacht. Taine selbst, derAntirousseau und, in engem, dochbodenfestem

Bezirk,

Praenietzsche, hats erfahren, da er die Blöcke seiner Archivfunde gegen den blocderLegende schmetterte,

Robespierre

alsin

Affengeilheit

verwilderten Philister, Danton als

tatarenstämmig-lüdrianischen

Brüller, Saint-Just als Hostie spendenden Zuhälter sehen ließ;undden erfinderisch flinken Liebling Sardou, dasRequi-

sitengenie,

bedräute dieThermidorschändungmit Ruhmesdauer- gefahr. Wieuwürde von derGestirnstadt dem Kommunisten, demFeindProudhons undBlanquis, demsale

juif

ausPreußen verziehen, was er über die bürgerlicheRevolution desacht- zehnten Jahrhunderts schrieb? „Diedramatischen Effekte

solcher

Revolution überbieten. sich, Menschen und

Dinge

scheinen -inBrillantfeuer gefaßt,die Ekstase ist der Geist

(13)

Nikodemos 229 des Tages; bald aber ist der

Höhepunkt

erreicht und ein

‚langerKatzenjammer erfaßt die Gesellschaft, ehe sie die Resultate ihrer Drang- und

Sturmperiode

nüchtern sich an- eignen lernt. Die ,bürgerliche‘Gesellschaft (das

Geschöpf

' dieser Revolution) ist der

Standpunkt

des alten Materialis-

mus; der des neuen ist die menschliche Gesellschaft oder

die

vergesellschafte

Menschheit“. Daß Marx, mit solcher Vision imHirn,denJ akobineraufstand nicht alsWeltwende sah, ist Frankreichs

Republikanern

sein Hauptverbrechen.

Unter einem von schwerer Fruchtfülle

gebeugten

Zweig wurde andemnieWelkenden Baum dergroßenZeit

(„Schrek-l

kenszeit“ ist nur anderer Ausdruck des selben Sinnbegriffes) gestern einneues Blatt entdeckt.

Auch

diefieischlosen

Tage;

sindschon unter dem Gestirn derRevolution ersonnenundvor-

geschlagen

worden. („Denk’mal,Hedda“: würde,aus Stolz auf so

herrlichen

Kletterfund, Ibsens Wissenschafthöker Tes- man

rufen.)

AnJean Marie Roland delaPlatiere, derimGi-

‚rondistenkabinet Minister desInnern istundin Manon Jeanne, derihm angetrauten, dem Parteigenossen Buzot seelisch und leiblich noch inniger vermählten Helleno-Römerin, diekräf- tigste

Amtsgefährtin

hat, schreibt im

September

1792 der

.

pariser Metzgermeister Sauvegrain

(Kornberger): „WeiserR0- land! Längsthaben die Viehpreise eine beängstendepHöhe erreicht; der ungeheure Bedarf unserer Heere muß sienoch höher steigernund kann sogar den Viehbestand gefährden, der noch

ja

zulänglichist. Frankreich istvon dem Vernich-

tungwillen

wüthender Feinde umringt und hat aufViehzu- fuh‘raus derFremde nicht zurechnen. Dawiralsodurchaus aufdasViehangewiesen sind,dasunser

Bodenträgtundnährü

müssen wirwissen, obes unserem Bedürfniß genügtund ge- nügen wird. Unsere Lage verlangt Besseres alsSchutz vor äußerster

Hungersnoth

; entschlossene

Klugheit

mußeiner Preis- steigerung vorbeugen, ‚deren

Ungebühr

sicher eine heftige Massenerregung bewirken und, vielleicht, einen Theil derRe-

publik

in Umsturz reißen würde. Geht es weiter sowiebis heute, dann springtauch derPreis desFleisches dem des Viehes nach. Unter besonderen Umständen überläßt derfein gebildete Geist die

Bewältigung

der

Schwierigkeiten

undHin-

(14)

230 DieZukunft.

dernisse, die ihnerschrecken, dem schlichten Menschenver- stande, der, näher derNatur und ihr inder Einfalt seines Waltens ähnlich,hinter derWirkung rasch dieUrsache er—

kennt undinihrdann auch dasHeilmittel findet. Seitzwanzig Jahren vertilgt Frankreich mehr Vieh, alses erzeugt; dieses.

Zustandes unbestreitbare Folge ist, daßuns, früh oder spät, dasFleisch fehlen wird. Ichschlagenun eine Maßregelvor, derzwar nicht Alle zustimmen werden, die mir aber ver- nünftigscheint, die unbedingt

nothwendig

istund diezu

spät käme,wenn

wir

warteten, bis dieNoth sieerzwingt. Der Nationalkonventl mögeeinReichsgesetz beschließen,daßJe—

dem,ohne Ausnahme, verbietet, Mittwoch,

Donnerstag,

Frei—

tag Schlächterfleisch zu verkaufen und feil zu halten, und das die Uebertretung dieser Vorschrift mit sehr strenger Strafe bedroht. Dadurch würde im Feld, in den Städten.

undaufdem Lande. dieErnährung

gesichert

und derFleisch—

preisaufeinem Stand gehalten, der auch dem

Dürftigen

zu- gänglichist. Hat seit achtzehnhundert Jahren

Aberglaube,

uns anmanchem Wochentag Fleischspeiseversagt: wiedürf—

ten wir uns weigern, zur Rettung der

Republik

zwei Jahre langanjedreiWochentagen frisches, vom Metzer geliefertes Fleisch durchaus zu meiden? Gott selbst,

glaube

ich,würde dieses aus

willigem

Herzen demVaterland gebrachte

Opfer

loben. Gewähren Sie, tugendsamer Bürger,meinen Gedanken Unterkunft; istAufklärungund

Erläuterung

nöthig,sosagen Sie mirs. Aus mir strahlt nicht vie1

Licht;

doch meine Ab- sicht ist rein und nirgendsvon Selbstsucht befleckt.“ Keine

Antwort. Herr undFrau Roland haben dieSache desSum—

plfes

gegen den Berg,der Kröten gegen dieTiger Zuführen und keine

Muße:für

Viehmarkttratsch. ImOktober desErsten

Republikanerjahres

schreibt, mit Fug leis verärgert schon, Meister Sauvegrain: „Bürger!War, was ichIhnen über den

hohenViehpreis,

dennahenFleischmangel schrieb,soempörend blödsinnig,daßSieeseines Bescheidwörtchens

unwürdig'fin-

den? Ich ahne und mache mir klar, daßder

Riesenumfang

Ihrer Pflichten schwer zu erfüllen ist und daßSie sichvon den wichtigsten Gegenständenabkehren müßten,wenn Sie sichinBriefwechsel mitallen

Projektmachern

einließen. Der

(15)

in.

Nikodemos. 231

Plan aber,den ich Ihnen vortrug, ist, nach meiner Ueber- zeugung, von soweithin reichender Bedeutung, daßich,auf die Gefahr, lästigzuwerden, mirdie Frage gestatte, obder Ausdruck meiner Gedanken in IhreHände gelangtist. Keine Angst, guterRoland! Ichwillweder eine Stellung erlangen noch" einGeschäft machen; als friedlicher Bürgersuche ich für dasG1ück.der Gesammtheit zu sorgen und denke nicht daran, füreinen Dienst, den ichihrleisten könnte,mich mit einem Theilchen öfl’entlichen Gutes, öffentlicher Wohlfahrt bezahlen zu lassen. Danach mögen gewisse Leutestreben, die Langeweile von den eigenenGeschäftchen zuEinmisch- ungins

Staatsgeschäft

treibt. Niemals werde ichdiese schon allzu großeSekte noch

größern.

Das sagtmir dieinnerste Stimme. Kurz also: Haben Sie meinen ersten Brief erhalten und haben Siezwei Minuten frei, um einem Ihrer Sekretäre zu sagen, was Sie darüber denken? Dann soll er mirs

mit-

theilen. Ic‘hwill die

Frage

ineinem Aufsatz erörtern; ein Strahl Ihres Lichtes könnte

Tageshelle

über ihn breiten.

Noch einmal: Nützlich (ohne Selbstsucht) zu sein,ist,mein Ziel; meine Strafe, mißachtet (ohneBegründung)zu werden Besser als

irgendein

Anderer wissen Sie,Bürger,daß Red—

lichkeit ihren Sonderstolz hat.“ Vier Tagedanach kommt dieAntwort. „IhreGedanken über den zunehmenden Vieh:

mangel

verdienten diegründlichste Prüfung; dieVorschläge scheinen mir aber unzulänglich.Wer “sich fürdievon Ihnen empfohlenen fleischlosen Tagemit Fleisch versorgen will würde es eben zuvor einkaufen, aller Vorschriften undVer- bote spotten und wäre

in

solchem Thun mindestens drei

Vierteljahre

lang

ungehindert,

nur imHochsommer, durch dieHitze,beschränkt. Dieser Vorbehalt mindert nicht meine Dankbarkeit fürIhre Anregung und ich werde mich stets freuen, wenn Sie über diesen Gegenstand mir noch mehr zu sagen haben.“ Der auch in

Aufruhrszeit,

der erst recht in

(großer)

Schreckenszeit baumstarke Heilige Bureaukratius, den dieFranzosen, profaner, Monsieur Lebureauoder, nochkriegs-

gesellschaftlich

moderner, Sesselleder nennen, hatte sofort, wieimmer,erdüftelt,was sichwider den .rvernünftigenPlan des in aller Geschichte seiner Zunft einzigen Schlachter-

(16)

232 DieZukunft.

meisters einwenden lasse. „Mankönnte zuvor einkaufen.“

Wenn man Geld genug hat;wenn Fleisch zuhaben ist;wenn dielöbliche Behörde dieMarktlieferung nicht sozumißt,daß derVersuch, für

Vier

Tage einzuhamstern,

mißlingen

muß;

und allen Gastwirthschaften, von dem zweiundneunziger Ritz bisindieKutscherschwemme, bliebe anden dreiTagenauch dann noch dieFleischhingabe gesperrt. Der Minister war eintrefflicher Herr;nur, schade, derSchlachter war klügerals er. Dieser saubere,im tiefsten Sinn selbstsuchtlose Mann, der klar dachte und drum gut schrieb, hatte Alles,bisans Ende, weislich und reiflich besonnen. Was seine Sorgenahen sah, rückt denn auch in

Sturmschritt

heran; und indenPrairial

des Jahres IV verklingt das Gestöhn seines Schmerzes:

„Sofurchtbar ist die Nahrmittelnoth geworden, daßArme ihren Hunger mit dem Blut der von derStädtischen Haupt-

metzgerei

geschlachteten Thiere stillen. DerLeiter desLebens- mittelamtes hatauchmirbefohlen, das Blut allesgeschlachteten

Viehes umsonst an Arme zu spenden: und alsWohlthat

hat man mirs gedankt.“ Die Vorschläge

überkluger

Abge- ordneten sind angenommen worden (weilsievon Konvents- helden, nicht von Sachkennern, kamen: versteht sich),aber fruchtlos geblieben. Vergni'audhat Fasttage durchgedrückt;

was zu Ehren alter Gottheit solangemöglichgewesen sei,

müsse auch zum Heil der

jungen Republik

geleistetwerden.

Thuriot hat gesagt: „Einzelbezirkeunserer Hauptstadt haben sich

selbst Fasttage auferlegt.

Nur scheinen diese Beschlüsse schon wieder durchlöchert zu sein. Denn überall hört man laute Klagen über dieSchlachter, die eßbares Fleisch nur dem Ueberbieter des gesetzlichen

Höchstpreises

verkaufen.

Wer

Fleischgenußmiede, brauchte nicht so schrille

Klage

überdie hohen

Fleischpreise

anzustimmen

noch

in denKinder- plärrtonder Petition zu verfallen, die Beschwerde führt, weil's bei den Schlächtern soviele Schnauzen und fastkeine Keulen giebt, trotzdem zu jeder Schnauze von Natur aus

doch

zwei Keulen gehören; ‚dieKeulen sind aber nur für dieReichen‘.“ DerWerth des

Papiergeldes

sinkt,derLebens—

mittelpreis steigt;wie dieSchlußrechnung aussehen müsse, hatte derPrachtkerl Sauvegrain deutlich erkannt. Im Jahr II

(17)

Nikodemos. 233 kostet ein Pfund Fleisch acht, imJahr IV achtzig Francs;

undistnochzu diesem

Phantasiepreis

kaum zuhaben. Roland oder

Robespierre,

Proudhon oder Marx,Bakunin oder Lenin:

die

Revolution,

die demSachverstand, in Praxis bewährten, dasAmt

giebt,

dieSauvegrain, nicht dieDelaPlatiöre,Von Batocki,Von Waldow, zu Ministern macht, war noch nicht.

„Ein Tänzererhielt das

Amt,

das nach einem Rechner schrie.“ Nach 1789 und 93, der Februar- und der Juni- Revoluti’on,zwei Kaiser-, zwei

König—Reichen

und derCom- mune ist der Personalstand nicht Vielbesser, als ihn, noch

unter demsechzehntenLouis von Frankreich, Figaroslachende

Wuth sah. Und der Tänzer, noch

heute,

höher in Gunst als der Rechner, der zu subtrahiren. zu dividiren und aus demExempelSchlüsse zuziehen wagt. Während derreiche Engländer, ohne ein Wort der Klage, die Hälfte des Ein- kommens undnoch mehr demFiskus hingiebt (und still,sich für künftigeZeit Gewinnmöglichkeit

einzuwecken‚

alle er-

langbaren

Russenpapiere,

aus Industrie, Bank, Eisenbahn,

kauft),

flennt und heult Frankreich über die vomFinanz- minister Klotz vorgeschlagene Luxussteuer, dieseitdemersten

Apriltag

erhoben wird. Zehn Prozent 'vonjeder

Rechnung-

summe dergrößtenHotels undRestaurants, von jedem Anzug,

der über zweihundert, jedemDamenhut, der über vierzig,

jedem

Einkauf, der über hundertfünfzigFrancs kostet: Das ist Weltuntergang. Das kann Paris weniger alsirgendeine, andere Stadt überleben. Merkt Ihr denn nicht, wird von Greinern und ihrem Preßtroß gefragt, daß seit dem ersten

April

alles Luxusleben stockt? Stimmt, antwortet derGenosse und

Ueberpatriot

Herve;nur hatnicht dieSteuer die

Stockung

erwirkt. „In derXVoche nach dem

einundzwanzigsten

März, dem Anfangstag der deutschen Ofi’ensive,war alleWelt in

Sorge;

fürchtete Frontbruch und

Bedrohung

derHauptstadt.

Deren Einwohner, drei Millionen,

glaubten

dann, nach der

Explosion in

denWerkstätfin von Courneuve, zuerst, dicht neben ihnenseien Riesenbomben, einHaufe,

geplatzt;

danach kamen die deutschen Flieger

(,lesGothas‘).

Am erstenWirkens- tagderDicken Bertha (desFerngeschützes)ruhte in Paris fast alleArbeit, weil noch Niemand wußte,woher die Granaten

(18)

2 34 DieZukunft.

kamen, obnicht, vielleicht, aus Flugzeug, das sich auf un-

zugänglicherHöhe berge. Am Karfreitag stürzte eine zer- schossene Kirche über den Andächtigenein. Die Häufung dieser kleinen Unfälle scheuchte alleWohlhabenden beim Be- ginnderOsterferien in dieProvinz,wo siezunächstihre Kinder insicheren Unterstand brachten, KeinFronturlaub mehr,dann nur wenig: und dieUrlauber, Franzosen undFremde, geben in Paris täglichein paar Millionen ans. Die Luxussteuer soll durch eineallgemeineGeschäft- oder Quittungsteuer er- setzt werden? Die

edle.Kaufmannschaft

willmit diesem Vor- schlagoffenbar unser Zwerchfell erschüttern. DenUlk kennt jeder Abgeordnete. Sobald die Einsicht in die Bücher ge- fordert wird,gehtdas Gebrüll überdieInquisition derSteuer- behörde los und von allen Seiten hageltProtest wider den

Einbruchflins

Geschäftsgeheimniß.Obendrein: fordert der Fiskus einen Sou, somuß der ahnunglose Kunde fürjedes Stück fünf Sous mehr zahlen. Die Preise sind

nachgerade‘

doch wohl hoch genug; für manche der Lebensnothdurft unent- behrliche Waare sind sie um drei- bis vierhundert Prozent (fürReisum730) gestiegen.Und dasträuben Sie,

gnädige

Frau, sich, zu den zweihundert Francs fürIhren neuen Hut noch Zwanzig,zur Deckung derKriegskosten, zu

legen?

Dawill derHerr, der seiner Liebsten (odergar einmal seiner Frau) beim Juwelier was für zweitausend Francs kauft, an den zweihundert für dieSteuer knickern? Vor demHeldenmuth unsererHaarigenbäumt IhrEuch täglich inBewunderung‚wollt bis ans Ende

kämpfen,

wollt

endgiltigen

Sieg erstreiten'?

Höchst löblich; und ganz einverstanden. Dann aber

greifet

auch ordentlich indie Tasche! Unser Bourgeoisist eine put- zigePflanze. Seine Jungengiebt'erdemVaterlande, dassie fordert; wird ihm Geld abverlangt, dann drückt ersiehunter tausend faule Ausreden. Soll man draußen denn zuglauben anfangen, daß er sein Geld mehr als seine Kinder liebt?“

Selbst dieser derbe Büffel hat noch nicht ernstlich genützt;

und Herr Klotz, der doch sehr

zaghaft zugrifi",

istdemewig mobilen Kapital ein ärgeres Gräuel, als ihm der Gaukler Ware, dervon seinen Anleihezetteln, wiederwitzigste Clown vom

Klebepapier,

nicht loskommt. Aus welchem Born Trost

(19)

Nikodemos. . 23 5

schöpfen?

Im Großherzogthum

Luxemburg

ist‚uralteWeis- sagung

ausgebuddelt

worden, die in

Plattsprache.

kündet:

„InderZeit,'WodieMenschen durch dieLuft fliegen,Wird ein

großer

Kriegsein und,bei Merl oder bei

Capellen,

der Deutsche Kaiser unter einem Birnbaum seine letzten Soldaten zählen.“ Merl und

Capellen

liegennah beider

Hauptstadt

Luxemburg, auf den Wegennach

Dip-pach

undArlon. Am

Ziegenhügel

bei Merl, heißts inFrankreich, haben inden ersten

Augusttagen

1914 dieDeutschen Schützengräbenaus-

geschachtet,

bei

Capellen,

auf der Hut vor französischem Angriffaus derRichtung Longwy, alle derFeuerwirkung

lästigen

Obstbäume

gefallt.

Nur einbesondersschöner Birn- baum ist stehen

geblieben.

Der ists. Unter dessen

Wipfeln

wird Wilhelm hocken undseine-„Manneken“ zahlen: „Sechs, dreizehn, VierunddreißigimGanzen.“ Soward

-es.Urvä‚tern pr0phezeit.

Hat nicht auch Madame deThebes‚ die

große,

einst von Monarchen, Prinzen, Maharadjahs umlagerte Wahr-

sagerin,

vor ihrem Tode das

Großherzogthum

Luxemburg als den

Schauplatz

der deutschen Endniederlage erblickt?

Ernsthaft wird indem hundertdreißigJahre alten „Journal des debats

politiques

etlitteraires“ die

Doppelprophetie

er- örtert.

Kriegsamenorrhöe?

Auf dieLängeWirken Betäubung- mittel nicht. Aus derVerstandesumnachtung, indie derKrieg sie begrub,'Werden dieVölker nur durch Freiheit

(die

auch Sankt Marx,auf seinem bonapartisch verwegenen Marsch in Massendiktatur, nicht meinte)und durch strammstes Anziehen derSteuerschraube erlöst. Klotz? EinKlötzlein. DieSchluß- rechnung, ladouloureuse, wird ganz anders aussehen. Jeder Bourgeoisie,

jeder

Adelskaste, die schonimKrieg,aus Einkunft undVermögen,den Kriegbezahlen muß, dämmert dergraue

Morgen

nüchterner

Vernunft._

Fordert, Pazifizisten, Steuern und verschreiet dieAnleihewirth'schaft. Werdet aus Schwarm- t'anzern Rechner. Ihr könnt Euch auf einen Idealisten be- rufen; Max Piccolomini

spricht:

„Undhört der Krieg im Kriege nicht schon auf,woher

soll

Friede kommen?“

Die

Mobilisirung

der imdeutschen Haushalt

gefesselten

Metalle wird. ihn nicht bringen. Manche Hausfrau aber, die keinen Jungen

imFeld

hat, keiner Ziegeaus denWegrän-

19

(20)

2 3 6 DieZukunft.

dern der Vororte Futter zu

rupfen

braucht, nichteinmal „Mar—

garinestehen“ muß,wird erst sierichtigerkennen lehren,was der Krieg ist. Die

Kupferkessel, Messingnäpfe,

Mörser aus derKüche, dieMetallbettgestelle,

Gardinenstangen,

Beleuch- tungskronen, Ofenthüren,Aschebecher,

Tischlampen, Kupfer—

rahmen, Thür- und Fensterklinken, Pfund vor Pfund drei Mark höchstens,hingeben: bitterer Abschied. Faustens Auge- kann auf die reine Kristallschale aus Urväterhausrath nicht, wehmüthigerblicken alsunseres auf dieblanken

Gelbguß-

klinken, die unsere

Hand,

seit Jahrzehnten, täglichoft be- rührte, daßLuft und Sonne einströme,ein willkommener"

Gast inunseres Heimes Dunstkreis trete, ein

lästiger,

end-V lich, aus dem Wust langenVorthürschwatzes sichin seinen Mantel wickle. Vor mir,wider alles Erwarten, müsset Ihr, mancher Lust,

manchen

Leides stumm blinkende Gefährten, 'vergehen; stehet alsTheil von Geschütz undGeschoß,Pan- zerschiff und Tauchboot, Eisenbahn, Telephon- oder Tele-- graphenamt, alsMaschinenstück wieder auf,zeuget für das Gesetz von derKrafterhaltung und erlanget aufEure Weise- Unsterblichkeit. DieLehrevon derWiederkunft desGleichen bietet diesem Scheideschmerz keinen Trost. Nicht eineSilbe glaubeich dem Geschwefel von den Wunderthaten künfti- ger „Uebergangs-und Friedenswirthschaft“, diedem Milli- onenheer geistigBlinder so

gewiß

scheinen, daßes, siezu

haschen, desStaatsarmes gar nicht zu-bedürfen, im„freien

Spiel

derKräfte“sie

erlangen

zu könnenwähnt. Irrthum, laßlosder

Augen

Band! Messing, Kupfer, Nickel, englisches Kammgarn und

Öhristyhüte,

gekochter

Schinken,

Zungen- wurst, frische Semmel und tausend andere nützlich angef- nehme Dingekehren uns, zuirgendwie erschwinglichen

Preis,

lange noch,sehr langenicht zurück. (SchmalerFrachtraum und ungeheurer Frachtzins; das fürden Wiederaufbau der Staatsmaschine, in Friedensarbeit umzustellenden Industrie undTechnik

Nöthige

geht,Jahre lang,voran; beischwerver-- wundeter Valuta keininternational vollgiltiges

Zahlmittel;

und Ausfuhrwaare, die nicht nur derukrainische Russe,sondern auch dernicht durch Friedensvertrag, alsosicherer geschützte Neutrale lieber sogar als

Gold;

nimmt,istin

halbwegs

zuläng-

(21)

'Nikodemos.

237 licher

Menge

erst zuschalfen, wenn Rohstoff herein und der kriegerische inhändlerischen Betrieb gewandelt ist.)

Messing,

ade! Weil es sein muß,wird es sein. Aber die Abnahme von Hunderttausenden kleiner Metallstücke, die Ersetzung all derbronzenen und gelbenGriffe durch eiserne wird in

Arbeitlohn Riesensummen

verschlingen.

Schon lesen wir

von „behördlichen Ausbaukommandos“,deren Besuches Wir gewärtigseinmüssen; merken aber,trotz allen amtlichen Be- theuerungen, noch nichts von kräftigemGriffindieSchätze der Kirchen undSchlösser. Da funkelts von Metall; da ists rascher und

billiger

zu erfassen; dahaftet nicht an jedem Stück eine

Herzenserinnerung.

Wagt man nicht, den regi- renden Familien dienackte,

splitternackte

Wahrheit zuzeigen‘3 Die Furcht drängtsich allgemach auf. Wäre siegrundlos:

der Arme sähe nicht Hofgesinde von neidenswerth genähr- ten Marstallrossen durch die Straße ziehen, sähe,zwischen Greisen und siechen Altfrauen, auch einen lebendigen Prin- zen einmal imDickicht der Straßenbahn und hörte nicht, daßein blühender Fürstensohn

jede

Pause derkissingerKur mitweiten Ausflügenim

eigenen

Prunkauto ausfüllte. Tatü, Tata! Bald hier,

bald

da!Aerzten

aber,

aufdiedesKranken fiebernde Sehnsucht harrt und deren Zeit nicht nur Geld ist,sondern auch Leben sein kann, wird weder Auto noch Pferd bewilligt. Tatü,Tata! Bukarest-Braila! Die Fahrt"

ist weit; doch Benzin und Gummi in Mengebereit. Selbst wenn der vor der Reise geleistete „Dienst“ allerprivatester Art

(richtiger:

„Natur“)war.- Ich kann, ohne indembeseli—

genden

Besitz unthänigerEhrfurcht zu sein,mir nicht vor- stellen, daßHerren und Frauen vom Hofe, die derKrieg nicht mehr plagtalsdievon

Mephisto

besungeneAhnenkaste derFlohschwarm, sowenige

BehagenSOpfer

brächten,sosicht- bares

Aergerniß

gäben,Wenn ihnen rückhaltlos gesagtwürde, wie dasVolk, bis indieOberschicht, biszu steinreichen Da- men, die hinter. der Holzkarre mit ihrem Reisegepäck auf denBahnhof trotten oder selbst an derDeichsel mitziehem heute lebt. Kannst Du,Racker Staat,imGroßen nichts ver—

richten und.

fängst

esdrum imKleinen an? Auseinem Sehloß, einer Kirche, woEntblößungvon

Außenzie’r

nicht dieSeelen-

19—

(22)

238 DieZukunft.

stimmung so schmerzhaft drückt,istmehr

Metall

zu holen _alsaus hundert

Wohnungen;

schneller und billiger. Und Deutschland hat viele Schlösser (mancheniebewohnte, die, dennoch, weder Lazaret noch

Erholungheim geworden

sind)

und viele Kirchen. Noch mehr Denkmale. Würden wirein

Halbtausend los: eine nützliche

Kriegsfolge

wäre zu buchen.

„DieBronzedenkmale, die aber meist nur, über dem Eisen- kern, einen Metallmantel haben, werden von den Provinzial- konservatoren

jetzt

aufihren historischen und künstlerischen Werth

geprüft“:

flötet dieoffiZiöse

Schwichtigungschalmei.

Mirwird von demiGesäuselübel. Nachbarin, Euer Fläschchen!

Istsnur ein Metallmantel :welcher Haufe von Thür-undFenster—

klinken ist

nöthig‚ihnaufzuwiegen!

DenProvinzialkonservator schenken wir Euch fürden Fronleichnahmsaufzug. Solcher wackere Mann ist inein ganzes Gesträhn aus Zwirnsfäden verstrickt und würde

Landstagszinnen

und Gemeindestützen,

Sippen und

Magenhöchst

mißliebig,

wenn erallzuoftspräche:

„DiesesDenkmal, vor demStadtverordnete und

Klippschüler,

ganze Geschlechter,

paradirten,

ist vor Historie und Kunst, Klio und Pallas ein Quark; geradediePulverschüsse werth, die sein Metallgehalt ermöglicht.“ Dasaber,nicht einhöher langendes Lobwort, wäre von manchem Schock bronzener

Bismarcks,Wilhelms‚'‚Moltkes‚

Germanien, Victorien zu sagen.

(Undernstlich zu

prüfen,

ob nicht

irgendeine Kriegsindustrie

Marmor braucht, uns von denschlimmsten

Markgrafen,

Kur- fürsten,Königender Siegesallee,dienach meiningerKostüm-

_

figurinen

gearbeitet scheinen, von demfürchterlichen Wag-

ner mitdemimperatorischen Wolfrämchen undvon anderem Scheusal erlösen, den berliner Thiergarten wieder

genießbar

machen, ganze Marmorhaine aus Deutschlands Erde roden und dasschöne Landdadurch neuweihen könnte.)Des Konservators AugeistaufKonservirbarkeit eingestellt und derProvinzial- beamte hängtan der

Geschmacksneigung

derinseiner Pro- vinz herrschenden Klasse. Sogehts nicht. Drei oder fünf Bildhauer, etwa die Herren. Gaul (derimEigenen stärkste, Altmeistern nächste und liebenswürdigsteSkulptor Deutsch- lands), VonHildebrand, Klinger, Lederer, Tuaillon, müßten entscheiden, schnell, ohne ellenlange

Begründung:

Dies ist

(23)

Nikodemos. 239 Kunstwerk, Das,immerhin alsAusdruck einesdem Gedächtniß nützlichen Zeitwillens erhaltenswerth; allesAndere Unkraut.

Schon aus den

Langeweiltagen

der

Rauchepigonen

undBazar- begasse wüchse uns ein

Metallgebirg

zu. Den

einzigen

Nutzen, der von derDenkmalfabrikation zuhoffen war, die Ernährung

junger,

dieDurchfristung darbender Künstler, die Auslese der dieses Standesnamens innerlich Würdigen,hat sieja gestiftet. Nun: „weg mit Schaden“; und Raum für Neues, indessen Windeln dann, hoffen wir,derBlickweise- ren Sachverständnisses, von höfischer undbourgeoiser Dilettir- sucht freien Kunstfühlens dringt. Erst, bitte, alsoKirchen, Schlösser,Denkmale: zuvor uns den Hausrath zu nehmen, ist, löbliches Ausbaukommando, Unrecht und Unvernunft.

Ichkamvon Marx;und hatte just gelesen,daßvor ihm, schon 1843,Frau Chazal,unter demDecknamen Flora Tristan, inihrem Buch „Union ouvriere“ den Weg, den späterdas Kommunistenmanifest beschritt, den Wegin die Internationale der Handarbeiter

gewiesen,

derTrierer also,wie fast

jeder

boche, nur

abgeschrieben

habe. Stands nicht im „Matin“?

Ich kam von Marx; nicht von den

Mondbergen

und Mars- dünen des „Kapital“,nur aus dem sonnenlos heißen,von

Myriaden Wespen,Käfern, Mücken durchsummten Buschwerk der kleineren Schriften; und mußte,um in die Schreiberei von heute zurückzufinden, durch irgendeinDesinfizirverfahren schreiten. Woeins aufstöbern?

(An

denGrenzen sogar, deren Wächter dieaus neutralen Ländern Heimkehrenden sogastlich

empfangen,

ihnen Koffer undTasche. Unterbeinklez d‘undStiefel- futter mitzärtlichem Eifer dürchleuchten, fehlt überall janoch eine Stätte zu

Seelenentlausung.

Quousque

tandem?)

Einen deutschen

Professor

her, der Marxens Gegenstände,fromm und schlicht,

nach

altem Brauch, behandelt hat.

Schmoller?

Zeigtweniger den Nutzen als den Nachtheil der Historie fürsLeben; denkt klar

und

schreibt gut, ist aber,alsstets gouvernementaler

Wahlpreuße,

baldallzu weitab von dermu-

thigen

Frische seiner

jungen

Fehdeschrift gegen Treitschke.

Brentano? Allzu geistreich fürheute; zu vielRomanenblut,

Bettinarhythmus

inden Adern; seines Schlages einstweilen der Letzte großenKalibers;

tapfer

und unter Schneeha‘ar

(24)

240 DieZukunft.

manchmal noch sowild,daßselbst

Strenge

ihm dasPaktiren mit derBambergerei nicht mehr

nachtragen

dürften. Doch alsGegeng'iftist er, dessen antimarxisches Wollen nicht aus dankbarem Gedächtnißschwand,unverwendbar. HierlDerjetzt Meistgenannte. Schreibt,fromm, schlicht, nach altem Brauch;

überFreiheit und Gleichheit, Staatsform, Recht, Wirthschaft.

Was dasI-lerzbegehrt. Der kann, muß,wird helfen. Säume nicht,inseines GeistesAusfluß tiefeinzutauchen. „Sinddemo- kratische Institutionen und demokratische Sinnesweise wirk- lich ausreichende

Bürgschaften

fürdie Freiheit des Indivi- duums? Das Gegentheil ist der Fall. In einem demokra- tischen Volksstaat wendet sich die

große

Zahl der Mittel- mäßigensofort

eifersüchtig

und mißtrauisch gegen Jeden, der sich durch

irgendeinen

ungewohnten Zugvor den

Uebrigen

auszeichnet. Auf die

dereinstige

Ausgestaltung des sozial- demokratischen Zukunftstaates wirft die

Tyrannei

ein be- zeichnendes Licht, welche ungelernte und

minderwerthige

Arbeiter tüchtigenund geschulten gegenüber*auszuüben

pflegen.“ (Wirklich: pflegen;

sostehts gedruckt.) „Diemo- derne Gesetzgebunglegtder

Propaganda

desgrassesten Mate- rialismus und Atheismus keinerlei Hinderniß mehr in den Weg; ob diese

Entwickelung

eine glückliche gewesen ist, darüber wird vielleicht einenahe Zukunft dasUrtheil sprechen.

Das Los der imWettbewerb dESLebens, den keine Staats- kunst derWelt

beseitigen

kann, Besiegtenwäre nur dann ein

verzweiflungvolles,

wenn diematerialistische Lehreim Recht und mit dem Tode desLeibes Alles zuEnde wäre. Esver- liert diesen Charakter, wenn dieZuversicht

besteht,

daßdie Geschicke derMenschen

göttlicher Leitung

unterstehen und auf dasirdische Leben ein anderes folgen wird,inwelchem die volle und endgiltige

Befriedigung

des Glückseligkeit- strebens durch eine ausgleichende

Gerechtigkeit

bedingtsein wird. ..Nicht

‘nöthig

ist,daß

derMonarchdieeinzigeAutoritat

im Staat ist; auch den Großen des Reiches, auch der ge- ordneten

Vertretung

desVolkes kann eine solche zukommen (kann);aber er mußdiehöchste seinund darf alssolche von keiner anderen zur Rechenschaft gezogen werden. Der volle

Begriff

derMonarchie schließt die rechtliche Unverantwort- lichkeit des Monarchen ein. Ist die Monarchie nur eine

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