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as muß so vier, fünf Jah- re her sein, als ich nach Frankfurt auf einen ganz bestimmten Investmentkon- greß eingeladen wurde, von dem ich Ihnen nun eine kleine Geschichte erzählen will. Auf diesem besagten Kongreß gab es auch ein Forum für Finanz- dienstleister, und ebenda soll- te ich meine gutachterliche Meinung über zwei Firmen äußern, nämlich über die Plus Conzept GmbH und die Graf Lambsdorff Vermögensver- waltung. Da saßen Sie nun al- le, die Herren Finanzdienstlei- ster, und vernahmen zu Ihrem Entsetzen, daß ich von beiden Anbietern nicht allzu viel hielt, um es mal vornehm aus- zudrücken. Bei der Plus Con- zept stieß mir die angebliche Absicherung der angelegten Gelder derart auf, daß ich dringend davon abriet, sich dort zu engagieren.In der Pause drohten mir die Leute von Plus Conzept Prügel an, so aufgebracht wa- ren sie über meine Kritik.
Aber auch das Publikum fand meine Worte größtenteils
„etwas hart“ formuliert. Erst später habe ich begriffen, daß man auf einem Forum, in dem sich ausschließlich Anla- gevermittler tummeln, nicht viel ausrichten kann.
Schon gar nicht gegen ei- nen Anbieter, der exzellen- te Vermittlungs-Provisionen zahlt. Ob das Produkt windig ist oder nicht, interessiert bei der prospektierten Gewinn- spanne offensichtlich wenig.
Aber da der Veranstalter
wohl einen Jubelreferenten wollte, muß man klar sagen, daß er sich in mir vergriffen hatte. Ich bin dann auch spä- ter auf Veranstaltungen ähn- licher Art nicht mehr eingela- den worden.
Irgendwann kommt das Debakel aber doch ans Tages- licht. Die Plus Conzept GmbH ging dieser Tage in Konkurs und ließ Tausende von Anlegern im Regen ste- hen. Der Konkursverwalter stellte sage und schreibe über 21 000 Einzelanlagen mit ei- nem Volumen von 305 Millio- nen Mark fest. Dem stehen gerade mal knapp 200 000 Mark Vermögen gegenüber.
Die Differenz von über 300 Millionen Mark ist also futsch und derzeit nicht aufzufinden.
Welch ein Verlust! Welch dra- matische existentielle Bedro- hung für so manchen Anleger, der glaubte, sich auf die Traumrenditen verlassen zu können, und sich dafür mit Haus und Hof verschuldete.
Ich wette, es wird nur noch wenige Tage geben, bis – wie so oft in solchen Fällen – eine Interessengemeinschaft zur Auffindung versteckter Gel- der aufgemacht wird. Natür- lich gegründet von einem ebenso „betroffenen“ Anla- gevermittler. Das kostet rund drei bis fünf Prozent der ange- legten Summe und führt, wie die Geldanlage selbst, zu ei- nem erneuten Totalverlust.
Lassen Sie sich bloß nicht auf sowas ein! Einmal in den Brunnen fallen sollte wohl reichen. Börsebius
[36] Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 24, 14. Juni 1996
S C H L U S S P U N K T
Börsebius: Vorsicht Finanzhaie
Was lange währt . . .
Post Scriptum
CARTOONS: REINHARD LÖFFLER