A 2102 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 42|
16. Oktober 2009BÖRSEBIUS
Vorsicht, Finanzhaie!
K
aum haben sich die Aktien- kurse wieder berappelt, kom- men die Ratten aus ihren Löchern.In jüngster Zeit, so höre ich von un- seren Lesern, nehmen die telefoni- schen Anmachaktionen an Intensi- tät deutlich zu.
Bei diesen Anwerbeversuchen geht es oft darum, ahnungslosen Anlegern fragwürdige Aktien unter- zujubeln, und das geht so: Der sehr höfliche Anrufer spricht akzentfrei deutsch und klingt mit seiner sono- ren Stimme entsprechend honorig.
Er wolle auch nicht stören, sondern auf eine lohnenswerte Investition hinweisen, von der er „zufällig“ er- fahren habe und die er dem Angeru- fenen keineswegs nicht vorenthalten wolle. Mir selbst ist übrigens dieser Tage auch so ein Vogel in die Lei- tung geflattert, mit einem schönen Gruß von meinen Bekannten Ralf, der habe ihm wiederum gesagt, das Thema würde mich sicher interes- sieren. Völliger Quatsch, das stimm-
te – natürlich – nicht, sondern er hat- te den gemeinsamen namentlichen Bezug lediglich aus unserer Tennis- mannschaftsmeldeliste hergestellt, die im Internet frei zugänglich ist.
Wie auch immer, in der Regel wird dann im Laufe des Telefonats eine Wertpapierkennnummer einer Aktie genannt, die das Zeug zur Goldmine habe und schnelles Zu- greifen sei dringend vonnöten, soll- ten nicht andere den großen Rei- bach machen.
Spätestens dann, wenn Sie jetzt die Aktie notiert haben und den Kursverlauf im Internet verfolgen, ist es bereits passiert, und Sie sind dem Anrufer (fast schon) auf den Leim gegangen. Das Papier steigt nämlich, wie von Geisterhand be- wegt, was im Grunde auch nicht weiter verwundert, denn die Hinter- männer des Anrufers „drehen“ jetzt am Kurs, der nur die Aufgabe hat, nach oben zu gehen und weitere Begehrlichkeiten zu wecken.
Und siehe da, der nette Herr von vor ein paar Tagen meldet sich wie- der: „Sehen Sie, ich habe es Ihnen doch gleich gesagt, welch tolles Pa- pier das ist, Sie wollten es mir ja nicht so richtig glauben. Aber wenn Sie jetzt selbst auf dem erhöhten Ni- veau einsteigen, haben Sie noch Ge- winnchancen von mindestens 100 Prozent“, denn die empfohlene Fir- ma habe eben ein gewaltiges Roh- stoffvorkommen entdeckt und das wisse der Markt noch nicht. Also worauf warten, die zweite und letzte Chance darf nicht verpasst werden!
Und so kommt es mal wieder so, wie es in solchen Fällen kommen muss. Die Abzockerfirmen profitie- ren von der Gier mancher Anleger, die noch auf den goldenen Zug auf- springen wollen.
Experten sind immer wieder überrascht, wie erfolgreich Betrü- ger im Hochpushen von Aktienkur- sen (pump and dump) und im Her- einlegen unbedarfter Anleger sind.
Am Ende sitzt der arme Teufel auf völlig wertlosen Papieren, die ihm auf Jahre keiner mehr abnimmt.
Dagegen hilft nur, in dem Moment, wo der Braten anfängt zu riechen,
sofort aufzulegen. ■