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Archiv "Durch Antazida induzierte Osteomalazie" (13.07.1992)

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Pathogenese und

Ototoxizitäts-Prophylaxe

Mit einer 100prozentigen Re- sorption der in den Bauchraum, in die Pleura oder in eine operative Wunde eingebrachten AA ist zu rechnen, ebenso wie mit einer nicht geringen Resorption nach lokaler Applikation von AA in Mittelohr, Nasennebenhöhlen und Bronchien.

Die geringe Resorption der AA (zwei Prozent) nach oraler Anwen- dung, nach Irrigationen des Rectums und Colons oder der Harnblase kann sich nach Vorliegen von Ulzeratio- nen oder Schleimhautveränderungen stark erhöhen. Auch muß die üb- licherweise angenommene geringe Resorption (0,5 bis fünf Prozent) von AA auf Wundflächen von Verbren- nungen, besonders im Falle einer Applikation wäßriger AA-Lösungen, eher als untere Resorptionsgrenze angesehen werden.

Selbst bei den genannten Appli- kationsformen ist auf eine sich an der minimalen Hemmkonzentration (MHK) orientierende Dosierung zu achten, und zwar besonders bei Dau- erbehandlung großflächiger Wun- den, bei Vorliegen einer Nierenin- suffizienz und bei gleichzeitiger par- enteraler Anwendung eines ototoxi- schen Medikamentes. Bekanntlich gilt die Gesamtdosis des verabreich- ten AA als Hauptkriterium für die Ototoxizität. Nach den vorliegenden klinischen Daten und unseren expe- rimentellen Untersuchungsergebnis- sen liegt die klinische Ototoxizitäts- Grenzdosis für Neomycin bei zwei Gramm pro Patient ohne ototoxizi- tätserhöhende Faktoren, was bedeu- tet, daß nach parenteraler Verabrei- chung von zwei Gramm Neomycin in weniger als zwei Prozent der Fälle ir- reversible ototoxische Schäden auf- treten. Außerdem beinhaltet sie die Problematik der bei Neomycin be- sonders ausgeprägten Spätototoxizi- tät. Die klinischen Ototoxizitäts- Grenzdosen von Gentamicin und Tobramycin betragen 50 und 75 mg/

kg KG (6).

Wenn auch die verabreichte Ge- samtdosis das Hauptkriterium für die Ototoxizität eines AA darstellt, wird die Ototoxizität der AA-Gesamtdo- sis zusätzlich durch die Nierenfunk-

tion beeinflußt. Daher sollte man un- ter anderem in den Fällen von Pe- ritonitis oder bei Patienten mit Schock, bei denen starke Nieren- funktionsstörungen nicht selten sind, vor der Neomycin-Behandlung die Kreatinin-Serumspiegel beziehungs- weise die Kreatinin-Clearance des Patienten überprüfen und im Laufe der Behandlung auch die Kreatinin- oder EDTA-Clearance kontrollie- ren. Bei Anurie ist von der lokalen Neomycin-Therapie Abstand zu neh- men. Bei mäßiger Niereninsuffizienz ist die Dosierung auf ein Zehntel herabzusetzen; als maximale Ge- samtdosis sind demnach nicht mehr als ein Zehntel der klinischen Ototo- xizitäts-Grenzdosis, d. h. 200 mg zu verabreichen (3). Außerdem sollte man für eine technisch korrekte Pe- ritoneal- oder Saugspülung Sorge tragen, damit möglichst geringe Wirkstoffmengen in Bauchhöhle und anderen Weichteilen verbleiben.

Folgerungen

Die Hämodialyse kommt als So- fortmaßnahme bei AA-Ototoxizität infolge Niereninsuffizienz in den Fällen in Frage, in denen noch nennenswerte Blutkonzentrationen nachzuweisen sind. Die Behandlung

FÜR SIE REFERIERT

Durch Antazida

induzierte Osteomalazie

Über eine durch Antazida indu- zierte Osteomalazie wurde erstmals

1960 berichtet. Die Autoren referie- ren über eine 75jährige Patientin, die wegen schwerer Osteopenie, Mus- kelschmerzen und erhöhter alkali- scher Phosphatase stationär aufge- nommen wurde. Die Anamnese er- gab, daß die Patientin über viele Mo- nate täglich 70 bis 85 ml eines Ant- azidums konsumiert hatte, das 8 bis 9 g Aluminiumhydroxid enthielt. Es fanden sich Hinweise auf eine Phos- phatmalabsorption mit erhöhten Urinhydroxyprolinwerten. Im Kno-

eines ototoxischen Schadens gleicht der eines Hörsturzes mit der Ein- schränkung, daß Humanalbumin die sonst gebräuchlichen Rheomacro- dex- oder HAES-Infusionen ersetzt.

Bei Berücksichtigung der möglichen Resorption und Anpassung der Do- sierung an die therapeutischen Not- wendigkeiten sowie bei Beachtung der für die verschiedenen AA beste- henden Ototoxizitäts-Grenzdosen kann die „lokale AA-Applikation im weiteren Sinne" als ungefährlich be- zeichnet werden. Hervorzuheben ist, daß eine lokale Applikation in den Bauchraum, in die Pleura oder auf eine operative Wunde einer parente- ralen Verabreichung der Arzneimit- tel gleichkommt (7).

Dt. Ärztebl. 89 (1992) A 1 -2457-2461 [Heft 28-29]

Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über den Verfasser.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Pierre Federspil Ltd. Oberarzt der Universitäts- HNO-Klinik und Poliklinik Oscar-Orth-Straße

W-6650 Homburg/Saar

chenscan fand sich ein gesteigerter Uptake, die Beckenkammbiopsie ließ eine schwere Osteomalazie er- kennen.

Ein Jahr nach Absetzen der Antazidamedikation und Behand- lung mit Vitamin D2, Kalziumphos- phat und Natriumfluorid waren die Symptome verschwunden und sämtli- che biochemische Parameter norma- lisiert. Knochenscan und Knochenhi- stologie waren jetzt unauffällig.

Die Autoren warnen vor einer unkritischen hochdosierten Einnah- me aluminiumhydroxidhaltiger An- tazida über einen längeren Zeit- raum.

Kassem M., E. F. Eriksen, F. Melsen, L.

Mosekilde: Antacid-induced osteomalacia:

a case report with a histomorphometric analysis. J. Intern. Med. 229 (1991) 275-279. Department of Endocrinology and Metabolismen and Institute of Patholo- gy, Aarhus Amtssygehus, Aarhus, Denmark

Dt. Ärztebl. 89, Heft 28/29, 13. Juli 1992 (43) A1-2461

Referenzen

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