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Archiv "Eröffnung des Ärztetages mit starken Emotionen" (21.05.1993)

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Eröffnung des Ärztetages mit starken Emotionen

An diesem Nachmittag des 4. Mai 1993 war die Semperoper über- füllt. Auftakt war eines der schönsten Werke der Barockmusik, Bachs Concerto D-Dur; der erste Satz aufrüttelnd gespielt von den Virtuosi Saxoniae unter Ludwig Güttler, der selbst die herrlichsten Trompeten- Passagen blies.

Zum dritten Mal tagte der Deutsche Ärztetag in seiner mehr als hundertjährigen Geschichte in Dresden. Darauf wiesen der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Prof. Dr. Heinz Diettrich, und auch der gastgebende sächsische Staatsminister für Soziales, Gesund- heit und Familie Dr. Hans Geisler hin, der den Ministerpräsidenten Prof. Dr. Kurt Biedenkopf vertrat und im Anschluß an die Eröffnungs- veranstaltung zu einem Empfang für die Ärztetagsteilnehmer im Foyer der Semperoper einlud.

Bürgermeister Peter Czerney umriß in seiner Begrüßungsanspra- che die große Tradition von Dresden, das als Industriestadt früher ein- mal an vierter Stelle in Deutschland stand und stets eine hochangesehe- ne Kunst- und Kulturstadt war. Gewiß werde sich Dresden eine solche Stellung erneut erobern können. Der Bürgermeister sprach den Wunsch aus, die Teilnehmer möchten gute Kunde aus Dresden mit nach Hause nehmen, damit Deutschland wieder zusammenwachse.

Nach der traditionellen Totenehrung überreichte Dr. Karsten Vil- mar die auf Beschluß des Vorstandes der Bundesärztekammer in die- sem Jahr an vier ärztliche Persönlichkeiten verliehene „Paracelsus-Me- daille der deutschen Ärzteschaft" an Freifrau Prof. Dr. med. Dr.s. sc.

Sabine von Kleist, Prof. Dr. med. Wolfgang Schega, Dr. med. Klaus Dehler und den Sohn des im Vorjahr verstorbenen Prof. Dr. med. Ed- gar Ungeheuer. (Die Laudationes sind bereits in Heft 19 des Deutschen Arzteblattes vom 14. Mai publiziert worden.)

Klaus Dehler dankte namens der neuen Träger der Paracelsus-Me- daille: Sie wüßten sich mit den Entscheidungsträgern einig, daß viele Ärztinnen und Ärzte in Ost und West diese hohe Auszeichnung genau- so oder mehr verdient hätten. Er erinnerte an die jahrtausendealten ärztlichen Grundsätze des Hippokrates, die weiterhin zu erfüllen er wie die mit ihm Ausgezeichneten erstrebten, und an das Lebenswerk des unermüdlich forschenden und wirkenden Paracelsus — auch an dessen Aufbegehren gegen alle Behörden. So gebühre die Auszeichnung im Sinne des Paracelsus allen denjenigen, die bereit sind, auch ein Stück gegen den Strom zu schwimmen.

Hoffnungen für die Zukunft waren besonders stark spürbar bei die- ser festlichen Eröffnung eines ersten Ärztetages in den neuen Bundes- ländern. Zum Schluß — nach den Ansprachen von Bundesgesundheits- minister Horst Seehofer und von Bundesärztekammer-Präsident Dr.

Karsten Vilmar — erhob sich die Versammlung und sang die National- hymne, begleitet vom Kammerorchester Dresdner Studenten (Leiter Michael Güttler), eindringlich und ernst: Einigkeit und Recht und Frei- heit für das deutsche Vaterland! Danach laßt uns alle streben brüder- lich mit Herz und Hand! r-h

Die während der Eröffnungsveranstaltung gehaltenen Referate von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer und Bundesärztekam- mer-Präsident Dr. Karsten Vilmar sind in diesem Heft eingehend refe- riert beziehungsweise im Wortlaut dokumentiert.

POLITIK 96. DEUTSCHER ÄRZTETAG

A1-1480 (20) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 20, 21. Mai 1993

Überhaupt seien nun nicht stän- dig Nachhutgefechte zu führen; der Blick sei in die Zukunft zu richten.

Er möchte den Dialog anbieten, möglichst zum Konsens kommen.

Worte Dr. Klaus Dehlers aus dessen Dankansprache nach der Verleihung der Paracelsus-Medaillen — Frei- heitlichkeit, Freiberuflichkeit, Lei- stungsqualität, soziale Absicherung des Arztberufs — greife er, Seehofer, gerne auf: zur Freiheit als Schranke das Recht, zur Selbstverwaltung als Schranke die Verantwortung.

Anhaltende Kritik an seiner Po- litik wurmt Seehofer offensichtlich bei all seinem strahlenden Bramar- basieren doch sehr; nahezu wort- gleich erklärte er dem Auditorium in der Semperoper wie am Vortag den kassenärztlichen Repräsentanten im Kulturpalast, wie leicht es wäre, alle Pfeile der Kritik von der Politik abzu- lenken, einer Rede des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts fol- gend: die Politik könnte die Summe, die sie für die gesetzliche Kranken- versicherung ausgeben wolle, global festsetzen und dann alles der Selbst- verwaltung überlassen . . .

Aber ernsthaft: Seehofer sieht die finanziellen Probleme in der Pri- vaten Krankenversicherung noch größer als in der gesetzlichen, nach- dem er vom Vorsitzenden des PKV- Verbandes sogar gebeten wurde, ei- ne Obergrenze für die Abrechnungs- möglichkeiten bei der ärztlichen Be- handlung älterer Menschen einzu- führen! Daß die GOÄ indes revidiert werden müsse, erkenne er an, und er wolle dies zügig vorantreiben.

Und zum Schluß Seehofers Grundbotschaft an die Ärzteschaft:

Er ist für die Freiberuflichkeit, für die Therapiefreiheit, für Entschei- dungsfreiheit der Selbstverwaltung (sie soll eine Umstrukturierung des Honorars selbst bewältigen). Und dann doch noch einmal ein Rück- blick auf das Strukturgesetz, das mit

— wie er betonte — großer, ja überwäl- tigender Mehrheit von vier Bundes- tagsparteien und einstimmig von 16 Bundesländern verabschiedet wor- den ist. Er sieht im Moment keinen Anlaß, substantiell an diesem Gesetz etwas zu ändern: „Es ist nicht die Zeit der Verteilung, es ist die Zeit der Zumutungen." Ernst Roemer

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