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Archiv "Wissenschaftlicher Beirat: Orientierungshilfe für Ärzte und Gesellschaft" (15.03.2002)

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it einem Festakt und einem Sym- posium ehrte die Bundesärz- tekammer am 8. März in Berlin das 50-jährige Bestehen ihres Wissen- schaftlichen Beirats. Die Mitglieder hät- ten Hervorragendes geleistet, betonte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe. Ih- re Arbeit sei richtungweisend gewesen und hätte zu dem hohen Ansehen der Ärzteschaft beim Gesetzgeber beige- tragen. Dies bestätigte Dr.

Klaus Theo Schröder, Staats- sekretär im Bundesgesund- heitsministerium, der die Glückwünsche und den Dank der Bundesgesund- heitsministerin überbrach- te. Die Arbeit des Wissen- schaftlichen Beirats bewei- se die Funktionsfähigkeit der ärztlichen Selbstver- waltung, sagte Schröder.

„Wir wollen dem ärztli- chen Handeln einen soliden Hintergrund und fundier- ten Rahmen im Sinne einer Orientierungshilfe geben“,

beschrieb der Vorsitzende des Wissen- schaftlichen Beirates, Prof. Dr. med.

Karl-Friedrich Sewing, die Aufgaben dieses Ständigen Ausschusses der Bun- desärztekammer. Dazu bereite der Bei- rat, dem neben Ärzten auch Biologen, Biochemiker, Juristen, Ethiker, Theo- logen und Sozialwissenschaftler an- gehören, neue und/oder schwierige Themen für das Verständnis in der Ärz- teschaft und in der Öffentlichkeit auf.

Dass dies notwendig ist, erkannte be- reits 1951 der damalige Bundesärzte- kammerpräsident Prof. Dr. med. Dr.

theol. h. c. Hans Neuffer, der auf dem 54. Ärztetag vorschlug, ein Berater- gremium für medizinwissenschaftliche

Grund- und Einzelfragen zu berufen.

1952 nahm der Beirat seine Arbeit auf.

Inzwischen hat der Wissenschaftliche Beirat im Auftrag des Vorstandes der Bundesärztekammer mehr als 130 Richt- linien, Stellungnahmen und Empfehlun- gen zu fachübergreifenden medizinisch- wissenschaftlichen Fragen erarbeitet.

Großen Einfluss hatte er auf die Gesetz- gebungsverfahren zum Embryonen- schutzgesetz und zum Transplantations-

gesetz. Derzeit beschäftigt sich der Bei- rat unter anderem mit Fragen zur Präim- plantationsdiagnostik, genetischen Dia- gnostik, Abstammungsgutachten und Xenotransplantation. „Zukunftsweisen- de Handlungsoptionen vorzustellen oder gar zu empfehlen erfordert Mut und Entschlusskraft“, betonte Sewing.

Der Festakt verlief harmonisch; von den vorausgegangenen Differenzen zwi- schen dem Vorstand der Bundesärzte- kammer und dem Wissenschaftlichen Beirat war nur wenig zu bemerken (sie- he „Machtproben“, DÄ, Heft 7/2002).

Sewing verdeutlichte jedoch seine Posi- tion: So wie die Wissenschaft das Recht haben müsse, auch Unorthodoxes der

Gesellschaft vorzustellen, so habe auch die Ärzteschaft ein Recht darauf zu er- fahren, was ihr wissenschaftliches Bera- tungsgremium denke. Hintergrund: Se- wing hatte in einer Presseerklärung die Bundestagsentscheidung zum Import von embryonalen Stammzelllinien als richtig, ethisch ausgewogen und mutig bewertet. Dabei konnte er sich weder auf eine Beschlussfassung der Wissen- schaftlichen Beirats noch des Vorstands der Bundesärztekammer, der die Auf- fassung der Ärzteschaft vertritt, berufen.

Vielmehr hatte sich die Ärzteschaft auf dem letzten Ärztetag im Mai 2001 ableh- nend gegenüber der Forschung an menschlichen Embryonen geäußert.

„Nach 50 Jahren muss die Frage erlaubt sein, ob für eine Standesorganisation wie die Bundesärztekammer ein Wissen- schaftlicher Beirat jetziger Prägung noch zeitgemäß ist“, sagte Sewing weiter. Auf administrativer Ebene könnten keine ausgewogenen Antworten mehr gege- ben werden. Ein unabhängi- ges Gremium biete eine größere Chance, zu sachge- rechten Entscheidungen zu kommen.

Die Wissenschaft könne nur Fakten für die Mei- nungsbildung zur Verfügung stellen, betonte stattdessen Prof. Dr. med. Jens Reich vom Max-Delbrück-Cen- trum für Molekulare Medi- zin in Berlin. Weil Ethik kein leeres Wort sei, ließen sich keine klaren Aussagen treffen. Der Präsident der Alexander von Humboldt- Stiftung und ehemalige Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1992 bis 1997), Prof. Dr. phil. Wolfgang Frühwald, warnte davor, dass der Mensch seine „leibhaftige Mitte“ verlieren kön- ne. Die letzte biologische Gewissheit könnte sich in der Beliebigkeit aus- tauschbarer, zu züchtender Einzelorgane auflösen. „Wir streiten jetzt nicht um neue oder veraltete wissenschaftliche Methoden“, sondern um die „bisher na- turwüchsige, scheinbar alternativenlose leibhaftige Basis unserer Urteile und Entscheidungen“, erklärte Frühwald.

„Die Stimme des Wissenschaftlichen Bei- rats der Bundesärztekammer hat in die- sem Streit Gewicht.“ Dr. med. Eva A. Richter P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 11½½½½15. März 2002 AA679

Wissenschaftlicher Beirat

Orientierungshilfe für Ärzte und Gesellschaft

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer feierte sein 50-jähriges Bestehen.

Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, der Vorsit- zende des Wissenschaftlichen Beirats der BÄK, Dr. med. Karl-Friedrich Sewing und Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder würdigten beim Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Wissenschaftlichen Beirats dessen Verdienste.

Fotos: Georg J. Lopata

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