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und 2 200 Kinder und Ju- gendliche mit Krebser- krankungen werden jährlich in den pädiatrisch-onkologi- schen Abteilungen der Kran- kenhäuser behandelt und in der Nachsorge betreut. Drei von vier Patienten können langfristig geheilt werden.Viele leben jedoch lange mit der Angst vor Rückfällen.
Die psychosoziale Versorgung der Kinder und ihrer Fami- lien wurde daher 1990 in die Regelversorgung aufgenom- men. Die Finanzierung sieht der Runde Tisch psychosozia- ler Fachgesellschaften im Akutkrankenhaus durch die Einführung der Fallpau- schalen gefährdet. Dem Runden Tisch gehören 13 ärztliche und psycholo- gische Fachgesellschaften an. Sie verweisen auf mög- liche Budget-Verluste für die Kinderkliniken und -abteilungen: Der höhe- re Betreuungsaufwand im Vergleich zu Erwachsenen werde bei Anwendung einheitlicher Diagnose- schlüssel nicht ausrei- chend honoriert. Dies ha- ben erste Auswertungen der Gesellschaft der Kin- derkrankenhäuser und -ab- teilungen in Deutschland be- legt. Der Runde Tisch fordert, die psychosoziale Versorgung durch altersbezogene Unter- teilung der Diagnosegruppen und die Ausweisung kindspe- zifischer Schlüssel in die DRGs einzubinden.
Epidemiologie
Studium für Postgraduierte
„Master of Science in Epidemiology“ an der Universität Bielefeld
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ie Universität Bielefeld hat einen Postgraduier- tenstudiengang zur Höher- qualifizierung im Fach Epi- demiologie eingerichtet. Das viersemestrige, zum Teil be- rufsbegleitende Studium wird mit dem Titel „Master of Science in Epidemio- logy“ abgeschlossen, der dem Ausbildungsabschluss der US-amerikanischen Auf- baustudiengänge entspricht.Es bereitet die Absolventen in erster Linie auf eine Tätigkeit in Wissenschaft und Lehre vor. Wie die Universität weiter mitteilt, können die Studierenden das erste, dritte und vier- te Semester wahlweise an der Technischen Universität Berlin, der Ludwig-Maxi- milians-Universität Mün- chen oder der Universität Bielefeld absolvieren. Das zweite Semester findet in Bielefeld statt. Die Teilnah- megebühren betragen für alle vier Semester 2 556 Euro.
Informationen: Prof. Dr.
Alexander Krämer, Dr. Hil- trud Merzenich, Universität Bielefeld, Fakultät für Ge- sundheitswissenschaften, Postfach 10 01 31, 33501 Bie- lefeld, E-Mail: hiltrud.mer zenich@uni-bielefeld.de
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er Ausschuss Krankenhaus innerhalb der Arbeitsge- meinschaft Koordinierungs- ausschuss hat seine aktuellen Beratungsthemen bekannt gegeben. Auf der Tagesord- nung stehen die autologe Chondrozytenimplanta- tion, die hyperbare Sau- erstofftherapie und die Protonentherapie. Sach- verständige aus der Me- dizin, Ärztegesellschaf- ten, Spitzenverbände der Selbsthilfegruppen sowie die Spitzenverbände der Hersteller von Medizin- produkten und -geräten können bis zum 31. Juli zu den Methoden Stel- lung nehmen.Der Ausschuss Kran- kenhaus hat sich im Au- gust letzten Jahres konstitu- iert. Er hat die Aufgabe zu prüfen, ob bestimmte Unter- suchungs- und Behandlungs- methoden zulasten der ge-
setzlichen Krankenkassen er- bracht werden können. Im Rahmen der GKV-Gesund- heitsreform hatten die Deut- sche Krankenhausgesell- schaft, die Bundesärztekam- mer und die Spitzenverbände
der Krankenkassen den ge- setzlichen Auftrag erhalten, einen Ausschuss zu bilden, der die stationären Leistun- gen überprüft.
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ie Politik sollte zu den Zielen und Methoden der Suchtprävention nicht vor- schnell bestimmte Richtun- gen vorgeben und dadurch Freiräume einengen, fordert die Drogen- und Suchtkom- mission beim Bundesministe- rium für Gesundheit in ihrem Abschlussbericht zur Verbes- serung der Suchtprävention.Das zwölf Mitglieder zählen- de Gremium aus Wissen- schaftlern unterschiedlicher Fachbereiche legte seinen Be- richt im Juni in Berlin vor.
Die Kommission empfiehlt darin, primär- und sekundär- präventive Maßnahmen nicht mehr zu trennen, sondern sich
stärker an Entwicklungspro- zessen im Kontext von Le- benswelten zu orientieren.
Alle beteiligten Berufsgrup- pen müssten Verantwortung in der Prävention überneh- men und zusammenarbeiten.
Auch eine stärkere lebens- weltbezogene, sozial- und verhaltenswissenschaftliche Forschung sei notwendig. Die Kommission schlägt weiter vor, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in eine öffentlich- rechtliche Stiftung zu über- führen. Gleichzeitig solle die Rolle der Präventionskoordi- natoren in den Kommunen gestärkt werden.
A K T U E L L
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A1856 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 27½½½½5. Juli 2002
Der Betreuungsaufwand für Kinder ist höher als bei Erwachsenen.
Ausschuss Krankenhaus
Therapien auf dem Prüfstand
Themen: autologe Chondrozytenimplantation, hyperbare Sauerstoff- sowie Protonentherapie
Foto:David Ausserhofer/JOKER
Mittels Protonenstrahl wird ein Augen- Tumor therapiert. Foto: dpa
Fallpauschalen
Altersbezogene DRGs gefordert
Psychosoziale Versorgung von Kindern im
Krankenhaus gefährdet
Suchtprävention
Mehr Freiräume gefordert
Drogen- und Suchtkommission legte Abschlussbericht vor.
Privatkliniken
Optionsmodell befürwortet
Bundesverband warnt vor Verzögerung.
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nverändert plädiert der Bundesverband Deut- scher Privatkrankenanstalten (BDPK) für die im Fallpau- schalengesetz vorgesehene Op- tionslösung zur Einführung diagnosebezogener Fallpau- schalen bei der Krankenhaus- finanzierung ab dem 1. Januar 2003. Nachdem die Deutsche Krankenhausgesellschaft am 24. Juni das Scheitern der Ver- handlungen über die Moda- litäten der DRG-Abrechnung erklärt und den Weg für eine Rechtsverordnung des Bun- desgesundheitsministeriums frei gemacht hatte, müsse jetzt alles getan werden, um den Einstieg in das Preissystem ab 2003 zu ermöglichen, erklärte BDPK-Hauptgeschäftsführer Georg Westphal anlässlichder Jahrestagung des Privat- kliniken-Bundesverbandes am 27. Juni in Berlin. Die ho- he Erwartungshaltung derje- nigen Krankenhäuser, die sich rechtzeitig auf das neue Ent- geltsystem vorbereitet haben, dürfte jetzt nicht enttäuscht werden. Zudem seien bereits hohe Investitionen getätigt worden, um die Systemumstel- lung vorzubereiten. Die Pri- vatkrankenanstalten beteili- gen sich an der „Arbeitsge- meinschaft Optionslösung 2003“, um Lösungskonzepte für alle Systemteile auf der Basis der deutschen Verhält- nisse zu entwickeln (Abrech- nungsregeln, Klassifikation, Relativgewichte). Auf dieser Grundlage sei es möglich, eine Rechtsverordnung noch bis September 2002 zu erarbei- ten, damit die umstiegswilli- gen Krankenhäuser bis Ende Oktober erklären können, dass sie die Optionslösung ab Januar 2003 starten wollen.
Gegen das Optionsmodell hatten sich die Spitzenverbän- de der Krankenkassen ausge- sprochen – mit Ausnahme des AOK-Bundesverbandes.
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 27½½½½5. Juli 2002 AA1857
Krebsprävalenz
Mit dem Wohlstand steigt die Rate
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üdschweden verzeichnet zweiein- halb mal so viele Krebskranke wie Polen. Auch Deutschland gehört nach den Ergebnisse der Europreval-Studie in den Annals of Oncology (2002; 13:840–865) zu den Hochprävalenzlän- dern. Es handelt sich um die größte Stu- die, die bisher in Europa zur Krebs- prävalenz durchgeführt wurde. Die Ar- beitsgruppe um A. Micheli (Instituto Nazionale per lo Studio e la Cura dei Tumori in Mailand) hat 38 Krebsregi- ster aus 17 Ländern ausgewertet, dar- unter auch das Saarländische Krebsre- gister. In allen Registern sind Daten von drei Millionen Patienten gespei- chert. Am niedrigsten war die Präva- lenz mit 1 170 pro 100 000 Einwohner in Polen, am höchsten in Südschweden, wo auf 100 000 Einwohner 3 050 Krebs-
kranke kommen. Zu den Hochpräva- lenzländern gehören neben Schwe- den, der Schweiz und Italien auch Deutschland. 61 Prozent der Krebs- kranken sind Frauen. Bei ihnen entfal- len ein Drittel der malignen Tumoren auf das Mammakarzinom. Unter den Männern ist mit einem Anteil von 15 Prozent das kolorektale Karzinom am häufigsten. Etwa 57 Prozent aller Krebserkrankungen treten nach dem 65. Lebensjahr auf.
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ieser Fakt deutet auf die wohl wich- tigste Erklärung für die unter- schiedliche Prävalenz hin. In Polen gibt es nicht etwa deshalb weniger Krebs- kranke, weil die Einwohner unseres Nachbarlandes gesünder leben oder genetisch weniger belastet sind. Ein wichtiger Grund ist vielmehr die gerin- gere Lebenserwartung. Die Krebs- prävalenz korrelierte mit der Gesamt- sterblichkeit und der Kindersterblich- keit, mit dem Bruttosozialprodukt und im Übrigen auch mit den Ausgaben im Gesundheitswesen. Krebs sei deshalbein Indikator sowohl für die positiven als auch für die negativen Aspekte der ökonomischen Entwicklung, meinen die Autoren. Die Interpretation von Prävalenzdaten verleite leicht zu Irrtü- mern, erläutert Graham Giles vom Cancer Epidemiology Centre in Victo- ria, Australien (2002; 13: 815–6).
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o kann die sicher positiv zu bewer- tende Früherkennung die Prävalenz ebenso in die Höhe treiben wie eine gute Behandlung, welche die Überle- benszeit verlängert. Beides führt dazu, dass die Menschen länger krebskrank sind, und dies erklärt, warum die Zahl der Krebskranken steigt. Auch aus die- sem Grund gibt es in ärmeren Ländern weniger Krebskranke. Dort werden die Tumoren spät entdeckt, und die Patien- ten sterben früh daran. In einem me- thodologischen Begleitartikel (2002;13: 831–839) wird deshalb gefordert, die Prävalenzen nach dem Tumorstadi- um aufzulisten, was einen faireren in- ternationalen Vergleich möglich ma- chen würde. Rüdiger Meyer Akut
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ine Organspende ist Aus- druck von Menschenliebe und darf nicht mit materiellen Anreizen verknüpft werden.Wer eine Entlohnung für Or- ganspenden fordert, öffnet dem Organhandel Tür und Tor.“ Das erklärte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe, am 24.
Juni in Berlin. Die Bun- desärztekammer erteile jeder Kommerzialisie- rung der Organspende ei- ne klare Absage, so Hop- pe. Es sei ethisch verwerf- lich, wenn gesunde Men- schen dazu animiert würden, aus rein finanziellen Gründen ein Organ herzugeben. Einen entsprechenden Vorstoß des Essener Transplantationschir- urgen, Prof. Dr. med. Chri-
stoph Broelsch, verurteilte der Vorstand der Bundesärz- tekammer aufs Schärfste. Die BÄK forderte, die Aufklärung über die Voraussetzungen und
Chancen einer Organspende zu intensivieren. Wer einen Spenderausweis bei sich tra- ge, dokumentiere damit seine Bereitschaft, Menschen in exi- stenzieller Not zu helfen.
Organspenden
Keine Entlohnung
Die Bundesärztekammer wendet sich gegen eine Kommerzialisierung von Organspenden.
Foto:dpa